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Durch Unglück mehr als durch Versehn
Verlor Alcest im Handel sein Vermögen.
Er saß bereits der Schulden wegen.
Kein Freund erschien, ihm beizustehn,
Soviel in London ihrer waren.
Sein Sohn allein, noch in den Jünglingsjahren,
Wagt's, seine Freiheit zu erflehn.
Er wagt sich zärtlich vor Valeren,
Der dem Alcest das meiste Geld geliehn,
Und bittet mit den treusten Zähren,
Die schamhaft von den Wangen fliehn,
Dem Vater doch das Glück der Freiheit zu gewähren.
»Nein«, spricht Valer, »mit meinem Willen nicht.
Soll mich ein jeder Bösewicht
Um so viel tausend Pfund betrügen?
Bezahlet mich dein Vater nicht,
So soll er nie die Freiheit wieder kriegen.«
Bestürmt von Scham, von Zärtlichkeit und Pflicht,
Wirft sich der Sohn zu seinen Füßen.
»O Gott! was hab' ich hören müssen!
Schmäht meinen armen Vater nicht.
Unglücklich ist er nur, allein kein Bösewicht.
Laßt mich an seiner Statt verschließen;
Ich weiche nicht von Euren Füßen,
Als bis ich diesen Wunsch erreicht!«
Valer bewunderte des Jünglings edle Triebe,
Empfand die Macht des Mitleids und der Liebe
Und ward mit einemmal erweicht.
Er hob ihn auf mit zitterndem Erbarmen.
»Ich«, sprach er, »habe dich durch meine Streng' entehrt;
Laß zur Versöhnung dich umarmen,
Dein Herz ist deiner Bitte wert,
Dem Vater soll des Sohnes wegen
Die ganze Schuld erlassen sein;
Allein, wer wird das andre Geld erlegen,
Um deinen Vater zu befrein?«
Der Jüngling weint.
»Hör' an, ich habe viel Vermögen
Und eine Tochter nur, die lieb' ich ungemein,
Ihr Herz ist deiner wert; willst du mein Eidam sein?
So habe sie und meinen ganzen Segen.«
Die Schöne reicht die Hand dem edlen Jüngling dar,
Und o, wie glücklich ward dies Paar!
Itzt aber gingen sie, der Jüngling und die Schöne,
Aus der Gefangenschaft den Vater zu befrein.
Erst tritt der Sohn und nun tritt sie herein.
Welch freudig Schrecken nimmt mich ein!
Ich sehe sie – doch diese Szene
Will nur gefühlt und nicht beschrieben sein. |