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Dreizehnter Abschnitt.

Auf den Spuren Northcliffs.

Herr Petersen wohnte jetzt schon zwei Wochen in Neuyork.

Weil Hans gar so sehr bat, hatte er seiner Bitte nachgegeben und gemeinschaftlich mit seiner Frau und ihm einen längeren Spaziergang gemacht, um Neuyork besser kennen zu lernen.

Sie hatten es nicht weit zur Hauptverkehrsader der Riesenstadt, zum Broadway, dessen unbeschreiblich mannigfaltiges Leben und Treiben alle anzog.

Auf der mehrere Meilen langen Geschäftsstraße zogen in langen ununterbrochenen Strömen hunderttausende geschäftiger Menschen hin und her. Durch das endlose Gewirr der Wagen und Menschen huschte das zahlreiche Heer der Zeitungsverkäufer, die ihre Zeitungen laut ausriefen.

Sie bewunderten die Wallstreet, in der die Paläste der Banken und großen Versicherungsanstalten waren. Sie gingen über die Brooklynbrücke, die größte und längste Hängebrücke der Welt, die die beiden großen Städte Brooklyn und Neuyork miteinander verbindet. Unten rauschte der Hudson.

Sie sahen dem großartigen Schiffsverkehr zu, der sich bis weit in die Bai hinaus erstreckte. Sie genossen von der Brücke aus den einzigartigen Ausblick über das Häusermeer der beiden gewaltigen Kulturzentren, über Fluß und Meer.

Frau Petersen war von den Eindrücken ganz berauscht, aber auch körperlich so angestrengt, daß sie erklärte, von dem Lärm und Treiben der Weltstadt vorläufig genug zu haben. Ihre Nerven waren nur an die friedliche Stille des Landlebens gewöhnt. Sie vertrug den donnernden Lärm nicht. Und mehr als einmal sehnte sie sich wieder nach der wohligen Ruhe ihrer afrikanischen Farm.

Daran war aber lange nicht zu denken. Vorerst würden noch Jahre verfließen, ehe der Weltkrieg zu Ende geht. Und dann blieb immer noch die Frage offen, ob Kamerun wieder in deutschen Besitz gekommen war, was ja alle Deutschen von Herzen hofften.

Bis dahin aber war noch eine große Zeitspanne. Und in dieser Zeit wollten sie leben und möglichst auf eigenen Füßen stehen und nicht ihren Verwandten daheim zur Last fallen.

Herrn Petersens Tatkraft war noch so lebendig wie ehedem. Er folgte dem Rate seines Freundes, des Rechtsanwalts Doktor Prahn und begann sich nach einer Existenz umzusehen.

Am liebsten hätte er, da er das Farmerleben liebgewonnen hatte, eine Farm gepachtet oder gekauft. Weit im Westen Amerikas waren noch ungeheure Territorien, die der Urbarmachung harrten. Doch er hegte immer noch den Wunsch, auf sein mit so vieler Mühe emporgebrachtes, afrikanisches Besitztum einst zurückzukehren. Das, was er jetzt ergreifen wollte, sollte nur ein Provisorium sein.

Er studierte die Spalten der großen Tageszeitungen, in denen Menschen verlangt wurden. Er schrieb Briefe auf Briefe. Er scheute keine Wege, aber überall erfuhr er eine Ablehnung. Immer wurde er vertröstet. Man notierte seine Adresse, war gewiß überall sehr zuvorkommend und höflich, aber auch kurz angebunden.

Zu Unterhaltungen hatte keiner Zeit und Lust. Man besah sich seine Person von allen Seiten, fragte, ob er in dem Beruf schon tätig war. Aber jedesmal, wenn er verneinte, lehnte man ihn ab. Man suchte nur gelernte Arbeiter mit einer Fachausbildung.

Einmal wäre er beinahe zu einer Anstellung gekommen.

Ein Clerc wurde gesucht. Doch vom Buchführen im kaufmännischen Sinne verstand er nichts.

Dann wurden nur noch Kräfte für schwere Arbeiten gesucht, Hafenarbeiter, Abwäscher in Restaurationen, Austräger und dergleichen. Aber der Wochenlohn war so mäßig, daß er sich nicht getraute, sich und seine Familie damit durchzubringen.

Eine Stellung als Heizer auf einer Dampferlinie nach den Südstaaten lehnte er ab. Bei der Straßenbahn wurde er vorgemerkt, sobald eine Stellung als Kondukteur frei sein würde. Man sagte ihm aber gleich, es dürfte noch einige Zeit dauern, bis eine solche, sehr gesuchte Stelle sich für ihn auftun würde. Auf seine Frage erfuhr er, daß noch etwa sechstausend Menschen vornotiert wären. Solange wollte er in den Vereinigten Staaten nicht warten.

In Iowa, im Staate Illinois, bot einer eine Farm zum Verkaufe an. Sie wurde in allen Tonarten als ein Ausbund aller Fruchtbarkeit und Herrlichkeit gepriesen.

Er begab sich zu der Agentur in der 57. Straße in der Nähe des Zentralparks.

Der Agent, ein Mister Jefferson, bat ihn, in einem eleganten Klubsessel Platz zu nehmen.

»Mein Herr, Sie kommen zur rechten Zeit. Eine große Anzahl Bewerber streitet sich schon um dieses kleine Paradies in Iowa. Wenn das Glück Ihnen hold ist, werden Sie zwischen heut und einem Jahre Ihr Vermögen verdoppelt haben. Der Grund und Boden steigt täglich an Wert. Noch vor drei Jahren kostete die Route hundertfünfzig Dollar. Jetzt ist sie schon auf fünfhundert Dollar gestiegen. Mein Geschäftsfreund, für den ich hier tätig bin, hat bereits soviel dabei verdient, daß er sich zur Ruhe setzen und von allen Geschäften zurückziehen möchte.

Ehe ich Ihnen das Geheimnis des Namens und des Ortes preisgebe, muß ich Sie ersuchen, eine Einschreibgebühr von fünf Dollar zu erlegen. Dann wird Ihnen schriftlich alles Nähere zugehen. Wir reisen dann an einem Tage gemeinschaftlich auf die Farm, um den Kauf abzuschließen. Zu diesem Zwecke wollen Sie durch die Post mir einen Reisekostenvorschuß von fünfundsiebzig Dollar einsenden.«

Herr Petersen sah auf das wie ein Mühlenrad arbeitende Mundwerk auch dann noch, als der ehrenwerte Mister Jefferson seine anpreisende Verherrlichung dieses Paradieses schon längst beendet hatte. Erst bei der zweiten Aufforderung zur Erlegung der Einschreibgebühr von fünf Dollar kam er wieder zu sich und auf diese nüchterne Erde zurück.

Bei all dem mußte er doch lächeln. Er hatte nicht erwartet, daß man ihm die Farm im Original zur Besichtigung auf den Tisch stellen würde. Die Geriebenheit des Agenten aber, ihm für rein gar nichts fünf Dollar aus der Tasche zu locken, setzte ihn doch einen Augenblick in Erstaunen. Noch mehr die Ermunterung, fünfundsiebzig Dollar Reisevorschuß einzusenden.

Selbstverständlich war das Bureau Mister Jeffersons eins der unzähligen Schwindelbureaus, an denen jede Weltstadt ja so überreich ist. Aber daß man ihn, Petersen, für so naiv halten konnte, auf diesen mit allen Lockmitteln angepriesenen Köder anzubeißen, verstimmte ihn doch ein wenig. Er wünschte dem ehrenwerten Mister Jefferson einen »guten Tag« und empfahl sich.

Um nichts unversucht zu lassen, meldete er sich, da persönliche Vorstellung in einer langen Reihe von Zeitungsinseraten gewünscht war, bei einigen Stellenvermittelungskontoren. Das Resultat blieb bei allen das nämliche.

Ein Stellenvermittler hatte in einem Bankgeschäft die Stellung eines Kassierers mit großen Einkünften zu besetzen. Ein anderer suchte für ein großes Warenhaus einen Repräsentanten, der nur die elegante Damenwelt zu begrüßen hatte und dafür ein märchenhaftes Einkommen beziehen sollte. Wieder ein anderer wußte von einer freien Stellung bei der Neuyorker Staatszeitung mit einem Einkommen von zwölftausend Dollar im Jahre, und so fort.

Aber jeder dieser Vermittler forderte im vorhinein eine Einschreibgebühr zwischen zehn und fünfzig Dollar.

Herr Petersen konnte feststellen, daß alle diese ehrenwerten Vermittler nach einem bestimmten Geschäftsprinzip und einem festen Tarif auf den Gimpelfang ausgingen.

Aber bei ihm kamen sie an den Unrechten.

Und ermüdet von den vielen vergeblichen Gängen schlenderte er nach Hause.

Schon über vierzehn Tage lebte er nun in Neuyork. Jeder Tag kostete Geld.

Wenn sein Freund Prahn sich nicht der alten Schuld erinnert und ihm mit dem Betrage ausgeholfen hätte, würde er nicht aus und ein gewußt haben, oder auf die Mildtätigkeit anderer angewiesen gewesen sein.

Aber wie lange konnte das noch so fortgehen?

Wenn die dreihundert Dollar alle waren, dann stand er sozusagen vor dem Nichts.

Er hatte es sich doch eigentlich leichter gedacht, eine einigermaßen honette Arbeitsgelegenheit zu finden. Und im stillen mußte er Prahn Abbitte tun. Als er ihm seine Erlebnisse und die Schwierigkeiten, eine lohnende Arbeit zu finden, geschildert hatte, stieg in ihm leise der Gedanke auf: ob Prahn dabei nicht doch ein bißchen aufschneidet, um sich ein Ansehen zu geben?! Nun hatte er aus eigener Kenntnis erfahren, wie schwer es einem Eingewanderten wird, sich eine Existenz zu gründen. – –

Da war er ja auch schon in der Franklinstraße. Ob er mal einen Sprung zu Prahn hinauf machen sollte? Er hatte den Freund während der ganzen Zeit nicht gesehen.

Er ließ sich mit dem Fahrstuhl in den sechsten Stock hinauffahren.

Schon an der Straßenseite leuchteten ihm zwei große Schilder entgegen:

 

»Dr. Hermann Prahn, Rechtsanwalt
Spezialist für Ermittelungssachen usw.«

 

Er freute sich, daß er nicht vergeblich kam.

Prahn empfing ihn mit großer Freundlichkeit, sagte ihm aber kurz und bündig:

»Ich bin jetzt stark beschäftigt. Habe keine Zeit für dich. Du mußt mich entschuldigen. Heut abend, nach Geschäftsschluß, darfst du mich erwarten.«

Und schon war er wieder auf der Straße.

Zu Hause empfing ihn seine Frau erwartungsvoll. Sie hatte ihm beim Fortgehen Mut gemacht und gesagt:

»Paß auf, Eberhard, heut wirst du Glück haben. Heut wirst du nicht ohne ein angenehmes Ergebnis nach Hause kommen.«

Sie sah auf seiner Stirn die Furchen, die Sorge und Kummer bedeuteten.

Als er von seinen erfolglosen Wegen berichtet hatte, sank auch ihr der Mut. Doch nur auf Augenblicke. Sie wußte als echte, deutsche Frau ihn bald wieder aufzurichten.

Ihre Worte richteten ihn auch bald wieder auf. Und als am Abend Freund Prahn kam, waren sie schon wieder voll von Plänen, die sie dem Freund unterbreiten wollten.

Prahn war heute in besonders guter Laune. Er hörte Petersen ruhig an, amüsierte sich sehr bei den Berichten über die einträglichen Stellungen, die ihm für eine Einschreibgeldgebühr offeriert waren. Und als er sein Herz erleichtert hatte, fragte ihn unvermittelt Prahn:

»Du siehst, lieber Freund, aller Anfang ist schwer. Und besonders hier in Amerika. Man hat eine große Geduld vonnöten und eine starke Energie, um sich nicht unterkriegen zu lassen.

Ich habe, seit wir uns das letztemal gesehen haben, reichlich über dich und eine Existenzmöglichkeit für dich nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen: Du bist durch Afrika verdorben. Du paßt nicht für die Neue Welt. Für dich wäre es das beste, du gehst wieder nach Afrika zurück oder lebst von deinen Renten hier solange, bis der Weg dahin wieder frei ist.«

»Und das sagst du mir, nach all deinen Erfahrungen?«

»Sicherlich. Du vergißt aber, daß ein Zeitraum von fünfzehn Jahren dazwischen liegt. Wärest du unbeweibt und fünfzehn Jahre jünger, würde ich kein Bedenken tragen, dir zu raten: versuch es auf demselben Wege weiter. Beginne als Kohlenschipper, werde Abwäscher oder sonst was guts. Ich fürchte aber, daß deine Einkünfte als Kohlenschipper nicht hinreichen werden, um dich und die Deinen standesgemäß zu ernähren. Denn zu dem Emporarbeiten, zum Aufwärtsringen gehören nicht nur die Eigenschaften, die ich dir genannt habe, – es gehört mehr dazu. Ein leichter Sinn, den die Jugend nun einmal besitzt und die Sorglosigkeit, die man nur haben kann, wenn man nur für sich allein zu sorgen nötig hat.

Ja, wenn du noch die vierzigtausend Mark im Besitz hättest, die du dir von dem famosen Engländer hast stehlen lassen, – dann könntest du dir das Leben bequem einrichten und dem, was die Zukunft bringt, mit Ruhe entgegensehen.«

»Daß du mich wieder an diese abgetane Geschichte erinnerst, Hermann! – Ich bitte dich, tu der ganzen Sache keine Erwähnung mehr. Denn so oft ich daran denke, steigt der Groll in mir auf und verdirbt mir die Stimmung für die nächsten Tage.«

»Es ist natürlich nicht meine Absicht, dich damit zu ärgern. Ich wollte es nur gleichnisweise erwähnen. – Nun sag mal selbst, Eberhard: wenn ein Wunder geschähe, das dir dein Eigentum zurückbrächte, – oder sagen wir, nur einen Teil davon, – könntest du dir das Leben nicht in Sorglosigkeit die nächsten Jahre mit ansehen?«

Petersen war die Unterhaltung gerade über diesen Punkt recht unangenehm. Er gab dem auch unzweideutig mit Worten Ausdruck.

Er ging auf ein anderes Gesprächsthema über. Aber Doktor Prahn ließ nicht davon ab, in geschickter Weise immer wieder zu dem Thema des Geldraubes zurückzukehren.

»Du sollst mir nur das eine sagen, lieber Eberhard: wenn dieser Räuber jetzt reumütig zurückkäme, was ja völlig ausgeschlossen ist, – und dir von dem geraubten Gelde nur einen Teil zurückbrächte, würdest du es nicht annehmen, – würdest du nicht froh darüber sein?«

»Was das für Fragen sind! – Ich kann dich wirklich nicht begreifen. Das bedarf doch gar keiner Erörterung. Wenn ich statt meiner vierzigtausend Mark zwanzigtausend, ja zehntausend wiederbekäme, würde ich hocherfreut sein und dem Bringer noch was extra schenken.

Aber das sind ja Lächerlichkeiten. Das ist ein Gespräch, das sich eigentlich für erwachsene Menschen gar nicht ziemt.«

»Erlaube, lieber Freund, daß ich einer anderen Meinung bin. Lächerlich ist gar nichts. Wir leben in dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten. Wer heute reich ist, kann morgen verarmt sein, und wer heut sein Geld verloren hat, der kann es morgen durch einen glücklichen Zufall wieder erhalten. Ich finde dabei durchaus nichts Komisches. Das mußt du doch zugeben?«

»Ja, ich gebe das zu. Und nun laß mich mit der ganzen Geschichte ein für allemal in Ruh.«

»Noch nicht ganz, Eberhard. Sage mir nur das eine: bringt dir jemand das ganze Geld zurück, gäbst du ihm wohl fünftausend Mark Belohnung?«

Petersen mußte jetzt aus vollem Halse lachen.

»Du bist und bleibst, obgleich ich dich für einen der gerissensten Menschen halte, die ich kenne, doch ein großes Kind. Gut. Also wenn ich dir damit einen Gefallen tue, dann will ich noch erklären: nicht fünftausend, sondern zehntausend Mark! gebe ich, wenn ich von der Summe nur dreißigtausend Mark zurückbekäme.«

»Soll das ein Wort sein? Und hättest du den Mut, mir das schriftlich zu geben? – Wir Anwälte müssen immer etwas schwarz auf weiß besitzen. Denn ich gestehe es dir: ich komme in dem Staate viel herum, die Möglichkeit liegt nahe, den Räuber ausfindig oder dingfest zu machen. Ich habe dir erzählt, daß ich verhungern könnte, wenn ich auf die Mandanten warten müßte, die mich in meinem Bureau aufsuchen. Ein amerikanischer Anwalt muß findig sein und alle Möglichkeiten erwägen. Was heute nicht sein kann, kann vielleicht in einem Monat zutreffen oder in einem Jahre Früchte bringen.

Hier, lies diese drei Zeilen, die ich aufgesetzt habe, worin du dich verpflichtest, mir zehntausend Mark zu zahlen, wenn es mir gelingen sollte, dir von dem geraubten Gelde dreißigtausend Mark wieder zu schaffen.«

Petersen schob das Papier von sich mit der Bemerkung, es sei doch nicht Fastnacht und es wäre unrecht, solch einen Scherz mit ihm zu treiben.

Doktor Prahn ließ aber nicht ab. Er wußte ihm die Sachlage von allen Seiten interessant zu beleuchten und die Möglichkeit des Ergebnisses zu schildern, daß schließlich Petersen, mürbe und weich geworden, und nur, um vor dem unerbittlichen, gewandten Redner Ruhe zu finden, zur Feder griff und seinen Namen unter das Papier setzte.

Prahn sah sich die Unterschrift mit einem sonderbaren Lächeln an. Dann faltete er das Papier zusammen und steckte es in seine Rocktasche.

»Es ist wieder spät geworden und ich muß noch in den Klub. – Willst du mich begleiten, Eberhard? Ich habe die Frage schon vor vierzehn Tagen an dich gerichtet.«

»Nein. Ich danke dir. Nach Vergnügen steht mir nicht der Kopf. Und dir wäre es auch besser, du Spielratze, wenn du deine schwer verdienten Dollar lieber aufsparen wolltest, statt sie so leichtsinnig an den Mann zu bringen.«

Prahn lachte und sprach:

»Davon verstehst du nichts. – Du sollst auch gar nicht spielen. Ich wollte dir nur mal einen alten Freund, den Polizeikommissar Whiteman vorstellen.«

»Ach so, das ist der Polizist, der dich damals aus der Klemme zog und dem du eigentlich deine ganze Karriere zu danken hast?«

»Ganz recht. Aber auch Mister Whiteman hat Karriere gemacht. Er ist kein simpler Polizist mehr. Er ist schon längst Polizeikommissar und einer unserer gewiegtesten und gefürchtetsten Polizeimänner.

Aber wenn du durchaus keine Lust hast, nun da lassen wir es für ein anderes Mal. – Ich habe nämlich Mister Whiteman von dir gesprochen. Er interessiert sich für dich.«

»Erlaube mal,« rief Petersen entrüstet, »bin ich denn ein Verbrecher, daß er sich für mich interessiert?«

Prahn hatte es aber plötzlich sehr eilig. Er gab auf die letzte Frage gar keine Antwort, empfahl sich und versprach, bald wieder zu kommen.

An der Tür wandte er sich noch einmal um.

»Noch eins wollte ich fragen. Sag mal, Eberhard, kennst du einen Mister Wilson? Hast du niemals einen Mann dieses Namens kennen gelernt? Besinne dich!«

»Nein, einen Mister Wilson kenne ich bestimmt nicht.«

»Nun, dann schadet's ja auch nichts. – Also: gute Nacht allerseits und auf Wiedersehen!«

Als Prahn gegangen war, schüttelte Petersen den Kopf.

»Ist das ein sonderbarer Geselle geworden! Vom Deutschen hat er fast gar nichts mehr, als den Namen. Sein ganzes Wesen ist wie ausgetauscht. Wenn man mit ihm spricht, denkt er nur ans Geschäft.«

Er verfiel in langes Sinnen.

»Aber schließlich kann man's ihm auch nicht verargen. In diesem nervösen, wilden Geschäftsbetriebe, – kann er denn dabei anders, darf er denn anders denken? – Aber ich möchte doch nicht mit ihm tauschen. Nur Geschäftsmann sein und alles nur vom Geldpunkte aus ansehen, das heißt doch nichts weiter: als eine grausame, Gesundheit vernichtende Jagd nach dem Mammon. Wo bleibt dann das Schöne im Leben? Er wird dann zwar Geld gesammelt haben, aber das, was das Leben schön macht und veredelt, darauf wird er sein Lebtag verzichten müssen.

Eigentlich kann man von Prahn nur sagen: er verdient und erjagt viel Geld, und doch ist er nur ein armer Mann, der ohne Ideale, ohne ein glückliches Herz durch dieses Leben galoppiert.«

*

Zwei Tage später brachte ein Bote einen Brief von Doktor Prahn, der eine Einladung für denselben Abend ins Bureau des Rechtsanwalts enthielt.

Petersen machte sich auf den Weg und trat zehn Minuten später in das Bureau seines Freundes.

Er wurde vom Bureauvorsteher in ein Zimmer geleitet, in dem er schon einen Herrn vorfand.

Im nämlichen Augenblick erschien auch Prahn.

»Ich will die Herren nur miteinander bekannt machen. Das ist mein alter Freund Eberhard Petersen, von dem ich Ihnen schon erzählt habe, – und das ist mein Freund und Gönner Whiteman, von dem ich dir auch schon erzählt habe.«

»Ah, Sie sind der Polizeikommissar?«

»Ganz recht. Ich bin Polizeikommissar.«

»Nun unterhaltet euch und macht's euch bequem. – Hier ist Whisky und Soda. Hier sind Zigarren, – oder, wenn ihr lieber einen Sherry Cobbler oder Kognak nehmen wollt, – hier ist alles, was ich euch bieten kann.«

Er öffnete einen Wandschrank aus Mahagoni, in dem der Beschauer eine ganze Reihe dickbauchiger und langhalsiger Flaschen erblickte.

Mister Whiteman schien schon öfter hier gewesen zu sein. Er spielte den Wirt und entkorkte eine und die andere Flasche und probierte selbst mehrere Gläser aus verschiedenen Flaschen.

Und auch Petersen ließ sich nicht lange nötigen. Er sprach den Getränken zu, so daß in weniger als fünf Minuten zwischen den beiden Männern eine angeregte Unterhaltung im Gange war.

»Freund Prahn hat mich nämlich für Ihren Fall interessiert.«

Verständnislos sah ihn Petersen an.

»Es ist doch richtig, daß Ihnen vierzigtausend Mark gestohlen wurden?«

»Ach, mit dieser Sache lassen Sie mich, bitte, ja zufrieden«, fuhr es Petersen ärgerlich heraus.

»Wenn ich fragen darf: warum eigentlich, wo es doch schon so gut wie sicher ist, daß wir Ihnen das Geld wieder beschaffen werden?«

Petersen glaubte nicht recht verstanden zu haben.

Er sah den Polizeikommissar verständnislos an, so daß der sich bemüßigt fühlte, seine letzte Redewendung zu wiederholen.

Petersen saß mit geöffnetem Munde sprachlos da. War ihm der Likör in den Kopf gestiegen? Hatte er wirklich recht gehört? Sprach der Mann nicht ganz ruhig, wie ein verständiger Mensch, der seine fünf Sinne noch besaß? –

Er glaubte trotzdem nicht richtig verstanden zu haben. Und doch fing sein Blut an, heftig zu pulsen. Eine kleine Hoffnung begann ganz leise, wie ein Geisterstimmchen ihm zuzuflüstern: Du dummer Petersen, was stehst du denn ungläubig da und starrst dein Gegenüber so blöde an?! Es ist wahr, du hast recht gehört! Hier sind kluge Leute am Werk und einem Gauner auf der Spur!

Petersen hatte sich von seinem Sitz erhoben. Er machte die zwei Schritte um den Tisch herum, zu dem Kommissar:

Als er ganz nahe bei dem Polizeimann war, faßte er mit beiden Händen seinen Arm, um zu sehen, ob er nicht etwa jetzt die langen Minuten über geträumt hätte.

»Herr Kommissar, was Sie eben sagten, ist doch wohl nur ein unguter Scherz? Von meinem alten Freunde Prahn bin ich ja dergleichen Freundlichkeiten, die er ›Witze‹ nennt, längst gewohnt. Aber Sie sind ein Gentleman und werden einem schwergeprüften Manne doch nicht irgend etwas vorflunkern? – Ich muß Sie also bitten – –«

Whiteman sah dem aufgeregten Petersen lachend ins Gesicht.

»Setzen Sie sich nur ruhig wieder hin, Herr Petersen und regen Sie sich um Gottes willen nicht auf. Ich werde Ihnen mit ein paar Worten die ganze Sachlage schildern.

Prahn, müssen Sie nämlich wissen, ist ein höllisch smarter Junge. Wenn ich nicht über seine deutsche Herkunft so genau Bescheid wüßte, würde ich ihn wahrhaftig für einen der gerissensten und geriebensten Amerikaner halten, die auf diesem Kontinent herumlaufen. Wenn er sich einer Sache angenommen hat, dann ist eins gegen tausend zu wetten, daß er sie schon ganz in der Tasche hat.

Merken Sie wohl auf. Prahn hat mir alles erzählt. Als er sich von Ihnen eine Beschreibung des Geldräubers geben ließ, da hatte der Schlaukopf vermutlich schon eine sichere Fährte.«

»Erlauben Sie, mein verehrter Herr Kommissar. Sie verwirren mich! Wenn das, was Sie eben bemerkten, den Tatsachen entsprechen sollte, dann wäre ja Prahn ein – –«

»– ausgezeichneter, findiger Kopf, – das wollten Sie doch wohl sagen?«

Petersens Kopf wurde glühend rot, als Whiteman ihm ins Wort fiel, um den Satz echt amerikanisch zu vollenden. Natürlich war er im Begriff, Prahns Benehmen ihm gegenüber als »unfair« mit einer scharfen Wendung zu geißeln.

Erst der Polizeikommissar brachte ihn wieder zur Besinnung. Er mußte sich zugestehen, daß er deutsche Verhältnisse nicht auf amerikanische übertragen dürfe. Und wenn er ganz gerecht gegen seinen alten Freund Prahn sein wollte, dann durfte er keineswegs den Entrüsteten spielen wollen. Wenn es dem Rechtsanwalt wirklich gelungen war, den Dieb ausfindig zu machen, und wenn er durch seine geschickten Manöver wieder zu einem großen Teil seines Geldes kommen sollte, da war in der Tat die ausgelobte Belohnung nicht allzu groß. Und schließlich mußte er sogar die Bescheidenheit seines alten Freundes im stillen höchlich preisen. Ebenso gern hätte er, in seiner seelischen Depression, auch dem Wiederbringer die Hälfte zugebilligt. Vielleicht auch noch mehr.

Nachdem er sich das alles in rascher Gedankenfolge klargemacht hatte, zu der er gar keinen Grund hatte, hörte er wieder ganz mit Feuereifer Mister Whiteman zu.

»Und haben Sie den Dieb schon? Ich meine, haben Sie ihn schon festgenommen und auf Nummer ›Sicher‹ gebracht?«

»Sachte, sachte, mein Bester. Soweit sind wir noch nicht. Den Vogel haben wir wohl schon entdeckt. Ich für meine Person zweifle nicht, daß es der Gesuchte ist. Es handelt sich aber vor allem für die Polizei darum, den Vogel ins Netz zu bekommen. Und das ist bei der Durchtriebenheit des Gauners nicht leicht.

Vor allem müssen wir verhindern, daß sich der lose Vogel wieder aufschwingt und das Weite sucht. War er erst in Kamerun, nun dann hindert ihn ja gar nichts, mit einemmal nach Frisko auszufliegen.«

»Frisko, sagen Sie?«

»Wir kürzen San Franzisko immer so ab. – Die Welt, mein bester Herr, ist groß, ob nun Krieg ist oder nicht. Ihm stehen noch viel Verstecke offen, wo er bequem untertauchen und der Polizei entwischen kann. Was meinen Sie zum Beispiel, wenn er nach den Philippinen oder Kuba oder Paris gegangen ist? Ist er einmal fort, dann ist es schwer, wieder seiner habhaft zu werden. Denn überall wird er sich den Verhältnissen anpassen und seinen Namen gleichzeitig mit seinen gefälschten Papieren in Einklang bringen.

Lehren Sie mich die internationalen Gauner kennen! Vor allem, mein bester Herr, keine Aufregung, keinen Skandal, kein Aufsehen! Darum wollte ich Sie vor allem höflichst gebeten haben. Lassen Sie sich nicht einfallen, wenn Sie dem Herrn begegnen, Ihrer Wut freien Lauf zu lassen und ihm mit einigen wohlgezielten Faustschlägen das Nasenbein zu zertrümmern. Unterdrücken Sie, bitte, Ihren Zorn, wenn er Sie übermannen sollte. Stecken Sie den Revolver, den Sie vielleicht schon gezogen haben, um ihm mit ein oder zwei Patronen ein paar Löcher in die Fassade zu schießen, ganz ruhig wieder in die Tasche.

Jeder Lärm muß vermieden werden. Das beherzigen Sie ja, wenn uns der Fang glücken soll! –«

»Ihren Wunsch werde ich mir sicherlich ganz zu eigen machen, verehrter Herr Kommissar. Das will ich Ihnen hoch und gern versprechen. Aber lassen wir dem Kerl nicht am Ende zuviel Zeit, um wieder das Weite zu suchen?«

»Der Meinung bin ich nicht. Die Polizei hat ermittelt, daß unser Mann sich ›Wilson‹ nennt.

Nehmen Sie an, Sie treten dem Mann mit der Faust entgegen, dann wird er mit Seelenruhe dem Polizeirichter seinen auf Wilson lautenden Paß zeigen und wird Antrag wegen tätlicher Mißhandlung und Beleidigung gegen Sie stellen. Und Sie können noch von Glück sagen, wenn der Richter Sie nicht, außer zu einer Geldstrafe und einer Buße an den Gekränkten, noch zu einer Haftstrafe verurteilt.

Mister Wilson geht frei aus und wird behaupten, daß er eine Ähnlichkeit mit dem von Ihnen Gesuchten haben kann, er wäre es aber nicht. Im Gegenteil. Er wird sofort ein halbes Dutzend Zeugen zur Stelle bringen, die bereit sind, zu beeiden, daß dieser Mister Wilson seit Jahren schon in Neuyork wohne und ihnen als Gentleman wohlbekannt sei.

Unser Mann ist uns kein Fremder. Er hat aber Komplizen in der Verbrecherwelt, denen es auf ein paar Meineide ebensowenig ankommt, wie auf ein paar Morde.

Nein, mein bester Herr Petersen, wir müssen vorsichtig zu Werke gehen. Sie haben zunächst keinen Beweis, daß jener Northcliff Ihnen das Geld gestohlen hat. Allerdings stützen Sie sich auf die Mitteilung eines Zollbeamten. Ja, wo ist aber jetzt dieser Zollbeamte? – Von den Engländern gefangen oder tot? Eins ist so fatal, wie das andere, für den Zollbeamten sowohl als auch für uns. Uns nützt ein Zeuge nur, wenn wir ihn vor den Richter stellen können. Also auf diesen Zeugen müssen wir verzichten. Wir müssen zu erreichen suchen, daß der Northcliff, der sich jetzt Wilson nennt, den vor mir sitzenden Mister Petersen kennt und anerkennt. Tut er das, dann muß der vor mir sitzende Herr Petersen nicht drohen und nicht wütend tun, sondern etwa so, wie ich Ihnen das vorschlagen möchte.

Die Polizei hat festgestellt, daß dieser Wilson jede Nacht in einem unserer bekanntesten Spielklubs in der Nähe vom Madeson-Square ist. Dort hat ihn unser Freund Prahn zufällig entdeckt.

Sie machen ein erstauntes, ungläubiges Gesicht?! Und doch muß ich Ihnen sagen, daß der Zufall der beste und treueste Helfer der Polizei ist. Der Zufall spielt ja im Leben eine so bedeutende Rolle. Sie selbst, Herr Petersen, sind ja auch nur durch den Allerweltszufall nach Neuyork gekommen. Das haben Sie sich doch wahrlich nicht träumen lassen, daß die wundervolle ›Möwe‹ die ›Appam‹ kapern würde? – Lassen Sie also den Zufall ruhig weiter für uns tätig sein, wir wollen nur ein vorsichtiger Regulator sein.

Meine Beamten haben inzwischen festgestellt, daß der ehrenwerte Northcliff an jedem Vormittag in einer Bar in der 57. Straße frühstückt. Er trifft dort mit einer Anzahl Spießgesellen zusammen. Dort werden wohl die Pläne für ihre Untaten geschmiedet.

Einer meiner Beamten wird Ihnen die Bar zeigen und Sie hingeleiten. Er wird vorher an einem Tische Platz nehmen. Sie kommen zehn Minuten später herein und setzen sich unweit von ihm an einen Tisch. Dann wird sich, nachdem der Lebensretter Ihres Sohnes die Bar betreten hat, das Wiedersehen ungefähr auf folgende Weise abspielen: Sie lassen unsern Mann erst an einem Tische Platz nehmen. Er weiß nicht, daß Sie hier sind, wird nicht im Entferntesten Ihre Anwesenheit ahnen. Wenn Sie nun so unvermittelt und plötzlich vor ihn treten, wird er erschrecken und die Fassung verlieren. Das tun in solchem Moment auch die gewiegtesten Verbrecher. Mein Beamter ist ein für uns notwendiger und sehr wichtiger Zeuge. Denn er soll dem Richter das feierliche Wiedersehen mit Ihrem ehemaligen Gastfreunde bestätigen. Damit haben wir seine Identität festgestellt!

Sie werden ungefähr sagen: ah, grüß Gott, mein lieber Mister Northcliff. Ich freue mich sehr, Sie zu sehen. Worauf er in seiner Verwirrung Sie mit Ihrem Namen begrüßen wird. Sie fahren dann gleich ohne Pause fort: ›nun, mein lieber Northcliff, Sie ließen mir durch den Zollbeamten in Duala vor Ihrer Abreise sagen, Sie rechneten die vierzigtausend Mark, die Sie so scharmant waren, aus meinem Geldkasten mitzunehmen, sich als eine Bezahlung für die Lebensrettung meines Sohnes an. Damit bin ich unter keinen Umständen einverstanden, Mister Northcliff. Ein so hohes Honorar nimmt man sich nicht ohne weiteres eigenmächtig mit, sondern vereinbart, es vorher oder hinterher. Da wir nichts vereinbart haben, so halte ich es für richtig, daß wir das Honorar jetzt festsetzen, so daß Sie mir nach Abzug des zu vereinbarenden Betrages den Rest wieder herauszahlen. Sind Sie damit einverstanden?‹

Nun passen Sie auf, bester Herr, sobald Sie ihm diesen Vorschlag unterbreitet haben, wird er, um Sie los zu werden und um Zeit zu gewinnen, mit allem einverstanden sein. Nur jetzt habe er keine Zeit. Er wird Ihnen eine andere Zeit bestimmen, Sie irgendwohin bestellen oder versprechen, in Ihre Wohnung zu kommen und dergleichen.

Darauf gehen Sie ohne weiteres ein.

Er wird natürlich zu keinem Rendezvous kommen, vermutlich seinen Wohnsitz verändern oder trachten, wie und auf welche Weise er Sie los werden oder sich Ihrer entledigen könnte. Denn darauf müssen Sie auch gefaßt sein, daß er selbst oder einer seiner Helfershelfer Ihnen mal gelegentlich in einer dunklen Ecke etwas Eisen zwischen die Rippen bohrt.

Sie werden also die Güte haben, sich in dieser ganzen Zeit bis zur vollkommenen Erledigung nur dann auf die Straße zu begeben, wenn Sie von unserem Freunde Prahn, der von mir auf dem Laufenden gehalten wird, dazu veranlaßt werden.

Nur empfehle ich Ihnen nochmals: lassen Sie sich durch nichts aus Ihrer freundlichen Ruhe bringen!«

»Ich sehe,« sagte jetzt der eintretende Doktor Prahn, »ihr habt euch schon miteinander verständigt, so daß ich ja nichts weiter sagen kann.

Dein Mann fiel mir sofort am ersten Abend auf, als er von seinen großen Besitzungen in Nigeria und Kamerun sprach und sich als einen der angesehensten Pflanzer ausgab. Er wäre nur herübergekommen, um seine reiche Gummi- und Kakaoernte zu verkaufen. Dann wolle er wieder zurück, um seinen Besitz durch billigen Ankauf des okkupierten deutschen Kolonialbesitzes abzurunden.

Ob das nicht der Mann ist, dachte ich, der meinen alten Studienfreund so arg gerupft hat? Ich sah ihn mir nunmehr in der Nähe an, und – ich hätte ihm vor Freude um den Hals fallen können – da sah ich auch die Doppelnarbe über seinem linken Auge.

Nunmehr benachrichtigte ich meinen Freund Whiteman, der dann die ganze Geschichte in die Hand nahm.

Ich denke, Eberhard, wenn du den Mammon wieder hast, daß du, wie es üblich ist, Mister Whiteman für seine besonderen Bemühungen erkenntlich sein wirst.

Keine Widerrede, alter Junge, das gehört nun mal dazu!

Solange wir in Geschäftsverbindung stehen, haben wir es immer so gehalten, damit nicht einer alles kriegt und der andere gar nichts. Ich denke also, daß Mister Whiteman mit einem kleinen Präsent von fünftausend Mark zufrieden sein wird. Es bleibt dir aber unbenommen, auch die Summe zu vergrößern.«

»Halt, meine Herren, das geht zu weit! Ich tue nur meine Pflicht, wenn ich einen Verbrecher auf lange Zeit wieder unschädlich mache. Eine Extrabelohnung nehme ich dafür nicht an. – Ich leide keine Widerrede! – Es bleibt bei dem, was ich gesagt habe.

Es ist mir ein Vergnügen gewesen, Mister Petersen, Sie kennen zu lernen. Wenn ich Sie bitten darf, dann seien Sie morgen früh um zehn Uhr hier. Einer meiner Beamten wird hier sein, um Sie zu der Bar zu begleiten. – Auf Wiedersehen!«

An der Tür wandte er sich nochmals zurück:

»Vergessen Sie ja nicht, Ruhe zu bewahren!«


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