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Nachdem wir ohne Obdach und mit wenig Holz versehen, so daß wir gezwungen waren, sogar die Telegraphenstangen zu verbrennen, zwei Tage starker Regengüsse in Renne verbracht hatten, stiegen wir bis zu dem Dorfe Pioppo oberhalb Monreale herab; doch war dies keine für die Geringfügigkeit unserer Streitkräfte geeignete Stellung.
Um den 21. Mai brachte eine feindliche Rekognoszierung, bei der einige Schüsse gewechselt wurden, mich zu dem Entschluß, wiederum eine stärkere Stellung oberhalb des durch das Zusammentreffen der Straßen bei Renne gebildeten Knotenpunktes einzunehmen, um mittels der Straße von Partinico, auf der wir gekommen waren, und der südlicher verlaufenden Straße von San Giuseppe unsere Kommunikationen aufrechtzuerhalten. Diese Stellung war taktisch wohl geeignet, und wir hätten dort den Feind in vorteilhafter Lage erwarten können. Doch erschien mir die Straße von Palermo nach Corleone Corleone, im Innern der Insel, etwa 3,5 km südlich von Palermo; das gleich erwähnte Parco liegt wenige Kilometer südlich von Monreale (10 km von Palermo). Misilmeri und Mezzoiuso südöstlich von Palermo. noch vorteilhafter für uns in der zwiefachen Erwägung, daß sich uns dort ein weit größeres Operationsfeld öffnete und daß wir in Berührung mit den ziemlich zahlreichen Banden kamen, die sich in der Gegend von Misilmeri, Mezzoiuso und Corleone befanden, wohin Lamasa gesandt worden war, um sie zusammenzuziehen.
So beschloß ich also, nächtlicherweile von dem Straßenzuge aus, den wir besetzt hielten, nach Parco – auf dem Wege von Corleone nach Palermo – überzugehen. Die Bewegung begann noch vor Anbruch der Nacht; aber die Beschwerlichkeit des Passes, durch den wir mit Menschen, Kanonen und Kriegsbedarf ziehen mußten, und dazu der mit dichtem Nebel verbundene, die ganze Nacht andauernde Platzregen machten diesen Marsch zu dem mühsamsten, den ich je zurückgelegt habe, und es war bereits Tag, als die Spitze der Kolonne aufgelöst in Parco eintraf. Mit den Kanonen konnte aber erst gegen Abend unter größter Anstrengung das Ziel erreicht werden. Aber der nämliche Regen und dichte Nebel bewirkten auch, daß der Feind von unserem Marsche erst geraume Zeit nach unserer Ankunft in Parco Kenntnis erhielt. Parco wird von starken Stellungen beherrscht, die wir einnahmen und auf denen wir einige Verteidigungsanstalten herrichteten, auch unsere Geschütze dort aufstellten. Doch werden diese Stellungen wiederum von höheren Bergen beherrscht und sind daher unschwer zu umgehen.
Am 24. Mai verließ der Feind mit beträchtlichen Streitkräften, die er in zwei Kolonnen teilte, Palermo. Die eine schlug die Hauptstraße ein, die im Innern des Landes von Palermo nach Corleone führt und über Parco läuft. Die andere folgte zuerst der Straße von Monreale, kreuzte dann das Tal und bedrohte uns in unserer linken Flanke, indem sie sich Le Portelle di Piana dei Greci Piana dei Greci liegt an der Straße nach Corleoni hinter (südlich) Parco. näherte. Ich hätte den Angriff in der Front nicht gefürchtet, wenn der Feind auch an Zahl weit überlegen gewesen wäre, aber seine seitliche Bewegung durch die Berge, die unsere Stellung beherrschten, veranlaßte mich, vor der Ankunft des Feindes den Rückzug ins Auge zu fassen. Ich gab also den Befehl zum sofortigen Aufbruch der Kanonen und des Trains auf der Hauptstraße; ich selbst aber mit einer Handvoll Picciotti und der Kompagnie Cairoli wandte mich gegen Le Portelle, um der zweiten feindlichen Kolonne entgegenzutreten, die uns den Rückzug abzuschneiden drohte. – Unsere Bewegung gelang aufs beste. Ich erreichte die Höhen, ehe der Feind sich ihrer bemächtigen konnte, und brachte ihn durch einige Salven zum Stehen. Ich befand mich also mit meiner gesamten Macht in Piana und hatte mittels der Straße von Corleone den Zugang in das ganze Innere der Insel frei, war also imstande, mich nach Belieben zu bewegen. – Die Einwohner von Piana und Parco waren uns sehr nützlich, stellten Hilfstruppen und unterstützten uns mittels ihrer Kenntnis der Gegend, wie vor allen ein Baron Peta aus Piana. In Piana dei Greci verbrachte ich den ganzen Rest des Tages und ließ die Leute sich ausruhen. An jenem Tage hatten wir den Tod des hochgemuten jungen Mosto zu beklagen, eines Bruders des Majors, der die Kompagnie der genuesischen Schützen befehligte, der mit der ihm eigenen Tapferkeit das Vorgehen der Feinde aufzuhalten sich bemüht hatte.
In Piana beschloß ich, der Kanonen und des Trains mich zu entledigen, um ungehinderter gegen Palermo operieren zu können, und mich mit den Banden Lamasa's, die damals in Gibilrossa Zwischen Piana und Palermo. In Gibilrossa befindet sich seit 1882 ein Denkmal zur Erinnerung an den Aufenthalt Garibaldi's und der Tausend. standen, zu vereinigen. Beim Anbruch der Nacht ließ ich demgemäß Kanonen und Train, von Orsini befehligt, die Straße von Corleone verfolgen, ich selbst mit der Mannschaft zog anfangs die nämliche Straße, bog dann aber links ab und schlug einen waldigen, aber nicht sonderlich beschwerlichen Seitenweg in der Richtung auf Misilmeri ein. – Der Marsch der Kanonen auf der Straße von Corleone täuschte den Feind, wie ich erwartet hatte. Er setzte am 25. den Marsch auf Corleone fort in dem Glauben, unsere gesamte Streitmacht vor sich zu haben, während er tatsächlich nur Orsini, der fast ganz ohne Mannschaft war, vor sich hatte.
Ich durchquerte mit der Kolonne den Wald von Cianeto, wo wir die Nacht verbrachten, und kam am folgenden Tage nach Misilmeri, dessen Einwohner uns mit großer Begeisterung empfingen. Am 26. waren wir in Gibilrossa, das Lamasa mit verschiedenen Abteilungen, die er zusammengezogen, schon besetzt hielt. – Nachdem ich mit Lamasa und den anderen sizilianischen Parteihäuptern innerhalb und außerhalb Palermos Rats gepflogen, beschlossen wir, den Feind in der Hauptstadt Siziliens anzugreifen. An jenem Tage kamen verschiedene Ausländer in unser Lager, hauptsächlich Engländer und Amerikaner, die uns ihre volle Sympathie für die herrliche Sache Italiens bekundeten. Ein junger amerikanischer Offizier zog einen Revolver aus seinem Gürtel und bot ihn mir in der liebenswürdigsten Weise dar als ein Unterpfand der Teilnahme, die er für uns hegte.
Van Meckel und Bosco befehligten die bourbonische Abteilung, die hinter unserer Artillerie her auf Corleone marschierte, ohne von unserer Schwenkung nach Gibilrossa etwas zu ahnen. Und ich muß zur Ehre des braven sizilianischen Volkes bemerken, daß das eben nur in Sizilien möglich war. Wahrlich! Erst zwei Tage nach unserem Einzug in Palermo erfuhren jene feindlichen Anführer, daß sie von uns getäuscht worden und daß wir in der Hauptstadt angelangt waren, als sie uns in Corleone vermuteten.
Am späten Abend des 26., als schon die Nacht anbrach, traten wir unseren Marsch auf Palermo an, indem wir einem bedeckten und ziemlich beschwerlichen Pfade, der von Gibilrossa auf die Straße von Porta Termini Jetzt Porta Garibaldi, im Osten der Stadt. führt, abwärts folgten.
Mehrere Zwischenfälle erfolgten in der Nacht und hielten unseren Marsch einigermaßen auf. Die Kolonne, die 3000 Mann zählte, bildete, da sie auf einem einzigen engen und beschwerlichen Pfade einherziehen mußte, eine lang ausgedehnte Linie, und es war wegen der Enge des Weges nicht möglich, an der marschierenden Truppe entlang nach vorn und wieder nach hinten zu gelangen, um sie, wo sie auseinandergeraten war, wieder zusammenzubringen. Dann gab ein Pferd, das sich losgerissen hatte, Anlaß zu einigen Flintenschüssen, die die Umgegend hätten alarmieren können. Endlich war die Vorhut auf einen verkehrten Weg geraten, und wir mußten Halt machen, um die Leute auf den richtigen Weg zu bringen. Das alles hatte dann die Folge, daß, als wir bei den feindlichen Vorposten von Porta Termini ankamen, der Tag schon angebrochen war.