Gustav Freytag
Soll und Haben
Gustav Freytag

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Der Kaufmann saß in seinem Armstuhl und sah nachdenkend vor sich hin. Endlich wandte er sich zu seiner Schwester. «Fink ist wieder verschwunden», sagte er.

Sabine ließ ihren Knäuel fallen. «Verschwunden? In Amerika?»

«Ein Agent seines Vaters war heut im Kontor. Wie er erzählt, hat ein neues Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn stattgefunden, und diesmal, fürchte ich, ist Fink in besserem Recht als die Handlung. Er hat plötzlich die Leitung der Geschäfte aufgegeben, hat eine große Kompanie, die sein Oheim gegründet, durch gewaltsame Maßregeln bis zur Auflösung gebracht, hat gegenüber dem Vater auf seinen Anteil an der Erbschaft verzichtet und ist verschwunden. Nach den unsicheren Nachrichten, die von New York gekommen sind, ist er in die Wildnisse des Innern gegangen.»

Sabine hörte gespannt zu, aber sie sprach kein Wort. Auch der Bruder schwieg. «Es war doch ein mächtiger Stoff in ihm», sagte er endlich. «Diese Zeit braucht eine Schnellkraft wie die seine. – Auch Pix verläßt uns. Er freit um eine Witwe mit Vermögen und will sich selbst etablieren. Ich werde Balbus an seine Stelle nehmen. Er wird ihn nicht ersetzen.»

«Nein», sagte Sabine bekümmert.

«Es wird leer bei uns», fuhr der Bruder fort, «und ich fühle, daß meine Kraft nicht zunimmt. Die letzten Jahre waren schwer. Man gewöhnt sich an die Gesichter, selbst an die Schwächen der Menschen. Niemand denkt daran, wie bitter es oft auch dem Vorsteher eines Geschäftes wird, das Band zu lösen, das ihn mit seinen Gehilfen verbindet. An den Pix war ich gewöhnt wie an wenig andere, es kommt mich hart an, ihn zu missen. Und ich werde alt. – Ich werde alt, und es wird leer bei uns. In einer finstern Zeit sehe ich dich allein im Hause; wenn ich dich verlassen muß, bleibst du einsam zurück. Mein Weib und mein Kind sind dahin. Auf deine blühende Jugend habe ich meine ganze Hoffnung gesetzt, an deinen Mann und deine Kinder habe ich gedacht, du armes Herz. Ich bin darüber alt geworden, und ich sehe dich an meiner Seite gehen, mit freundlichem Lächeln und wunder Seele, tätig, teilnehmend und doch allein, ohne eine große Freude und ohne Hoffnung.»

Sabine legte ihr Haupt auf das des Bruders und weinte still. «Einer war dir lieb, den du verloren hast», sagte sie leise.

«Sprich nicht von ihm, denke nicht an ihn», sagte ihr Bruder finster. «Und wenn er auch von dort zurückkehrte, er wäre doch für uns verloren!» Er strich mit der Hand über das Haupt der Schwester, ergriff seinen Hut und verließ das Zimmer.

«Und er selbst denkt immer an Wohlfart», rief die Tante aus ihrer Fensternische, «erst heut hat er den alten Sturm die Kreuz und Quer nach Karl und dem Gute ausgefragt. Ich verstehe diesen Mann nicht.»

«Ich verstehe ihn», seufzte Sabine und setzte sich wieder zu ihrer Arbeit. Die Tante schmollte: «Ihr seid eins wie das andere, mit euch ist über gewisse Dinge nicht zu reden», und verließ unwillig das Zimmer.

Sabine saß allein. Im Ofen brannte das Feuer, und der Pendel der Uhr bewegte sich im einförmigen Schlag. «Immer so fort, ja immer so fort», summte die Wanduhr, leise knisterte die Flamme des Lebens in dem fest eingeschlossenen Raum dieser Mauern, jeden Morgen angezündet, jeden Abend verglühend. In gleichmütigem Ernst sahen die Bilder ihrer Eltern herunter auf das letzte Kind des Hauses, ohne Bewegung, seit vielen Jahren. So verging ihre Jugend, ernst, still, unbewegt, wie die Gestalten an der Wand. Sabine neigte ihr Haupt und lauschte. Horch, kleine, geisterhafte Tritte in den Winkeln der Stube, und horch, ein fröhliches Lachen von Kindesmund, näher trippelte es an sie heran, und ein lockiges Haupt legte sich schmeichelnd auf ihren Schoß, und zwei kleine Arme streckten sich begehrlich nach ihrem Halse aus. Sie beugte sich herab und küßte die Luft vor ihrem Munde und horchte wieder nach den holden Tönen, die ihr Herz in Entzücken hoben und freudige Tränen in ihre Augen trieben. Ach, sie faßte mit der Hand in die Leere, und nichts war wirklich als die Tränen, welche in ihren Schoß fielen.

So saß sie lange, bis die Dämmerung des Abends in das Zimmer drang. Müde bewegte sich der Pendel der Uhr, das Feuer im Ofen verglühte, die letzten Funken verglommen, immer undeutlicher wurden die Umrisse der Bilder an der Wand, ein Haupt nach dem andern verschwand in der Finsternis; immer dunkler wurde das Zimmer, einsam, farblos, ohne Licht; immer enger umschloß sie die Nacht, wie eine Sargdecke verhüllte sie ihr Haupt und Glieder.

Da schlug draußen der Schlegel des alten Sturm lustig an die Reifen der Fässer. Stark und wuchtig tönte jeder Schlag durch den Hof und die Räume des Hauses. Sabine erhob sich. «Es sollte so sein», rief sie entschlossen. «Zweimal habe ich gefürchtet und gehofft, es war zweimal eine Täuschung, jetzt ist es vorbei. Er allein, dem ich alles bin, ist meinem Leben geblieben. Ich kann ihm den Gatten, auf den er gehofft hat, nicht entgegenführen, und keine Kinderhand wird sich um seinen Hals schlingen. Ja, es wird fortgehen bei uns, wie es geworden ist, immer stiller, immer leerer. Mich aber soll er haben und mein ganzes Leben. Mein Bruder, du sollst nicht mehr mit Schmerz empfinden, daß deinem und meinem Leben der Frohsinn fehlt.»

Sie ergriff den Schlüsselkorb und eilte in das Zimmer des Bruders.

Unterdes faßte die Tante den Entschluß, Herrn Baumann einen Besuch zu machen.

Zwischen der Tante und Baumann bestand schon lange ein stilles Einverständnis. Das Schicksal hatte gewollt, daß er ihr Tischnachbar geworden war. Wenn die Tante auf die Reihe ihrer Nachbarn bei der Mittagstafel, der größten Begebenheit des Tages, zurücksah, so kam sie zu der Ansicht, daß diese Reihe nach und nach ebensosehr an lustiger Laune abgenommen als an christlicher Frömmigkeit zugenommen hatte. Fink war gottlos, aber sehr unterhaltend gewesen; Wohlfart hielt in Tugend und guter Laune ein gewisses angenehmes Gleichgewicht; Baumann war der frömmste, aber der schweigsamste. Was man nicht alles erlebte, dachte dann die gute Tante. Ihr Gespräch mit Herrn Baumann war nie aufregend, aber es war erbaulich, denn auch sie hielt viel auf Gottesdienst, und am Montag tauschten die beiden leise ihre Bemerkungen über die letzte Predigt aus. Außer dem theologischen Gespräch gab es aber auch noch ein anderes Band zwischen der Tante und Baumann, und dies Band hieß Anton. Die Tante konnte sich noch immer nicht in das finden, was sie einen unnatürlichen Abschied nannte. Sie war unsicher, wem sie die Schuld der plötzlichen Zerstörung beimessen sollte, die über Anton gekommen war, dem Chef oder seinem Korrespondenten. Mit Entschiedenheit hielt sie an der Überzeugung fest, daß der Abgang Wohlfarts unnötig, unverständig und für alle Teile verderblich gewesen sei, und sie arbeitete daran, den Flüchtling auf Umwegen wieder in das Geschäft zurückzubringen, soweit zarte Winke und weibliches Zureden die Entschlüsse männlicher Brummbäre zu bestimmen vermögen. Sie hatte deshalb nach Antons Abreise in der ersten Zeit sowohl gegen den Kaufmann als gegen Sabine bei jeder Gelegenheit über Anton gesprochen und ihn gerühmt. Aber sie kam schlecht an. Der Kaufmann antwortete immer kurz, zuweilen rauh, mit dem war gar nichts zu machen, und Sabine lenkte das Gespräch ab oder verstummte ganz, sobald die Tante ihr Loblied sang. Das täuschte die Tante nicht. Die gestickten Vorhänge hatten einen blendenden Schein in ihrer Seele zurückgelassen, mit welchem sie seit der Zeit selbstzufrieden Sabine beleuchtete. Sie wußte, daß Herr Baumann der einzige von den Herren war, welcher mit Anton im Briefwechsel stand, heut beschloß sie, auf der Stelle der Starrköpfigkeit aller Parteien zu Hilfe zu kommen. Sie ergriff deshalb eine kleine Broschüre, welche sie von Herrn Baumann geliehen hatte, den Jahresbericht über einen wohltätigen Verein, und ging gleichgültig nach dem Hinterhause, wo sie im Vorbeigehen an Herrn Baumanns Tür klopfte und diesem die Broschüre hineinreichte. «Sehr hübsch», sagte sie auf der Schwelle, «der Himmel wird dem Unternehmen seinen Segen geben», und dabei steckte sie ihm in einem Papier einen kleinen Beitrag in die Hand. «Schreiben Sie mich mit dem Betrag auch für die Zukunft auf.» Herr Baumann dankte im Namen der Armen. Darauf begann die Tante in der Tür: «Was hört man denn Neues von Ihrem Freund Wohlfart? Er ist wie aus der Welt verschwunden, auch der alte Sturm weiß nichts zu erzählen.»

«Er hat viel zu tun», sagte der schweigsame Baumann.

«Na, ich denke, nicht mehr als hier. Wenn es ihm um Arbeit zu tun war, so konnte er ruhig hierbleiben.»

«Er hat dort eine schwere Pflicht zu erfüllen und verrichtet ein gutes Werk», fuhr Herr Baumann vorsichtig fort.

«Gehen Sie mit Ihrem guten Werk», rief die Tante, trat in der Zerstreuung ins Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. «Das war auch ein gutes Werk, was er hier zu verrichten hatte. Nein, nehmen Sie es mir nicht übel, so etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Er läuft hier weg, gerade wo ein kluger Mann, der in alle Geheimnisse der Handlung eingeweiht war, am allernotwendigsten wurde. Wenn er sich selbst etabliert hätte oder wenn er geheiratet hätte, das wäre etwas anderes, der Mensch will einen Haushalt, er will auch ein eigenes Geschäft haben. So etwas ist Gottes Wille. Und in diesem Falle würde ich kein Wort verlieren. Aber aus dem Kontor fortzurennen unter Schafe und Kühe und unter die Polen und Edelleute, das ist gar nicht zu entschuldigen; und noch dazu aus einem Geschäft, wo man es, so gut mit ihm meinte und wo er liebes Kind war in allen Stuben. Wissen Sie, wie ich das finde, Herr Baumann?» fuhr sie eifrig fort, und die Bänder ihrer Haube wackelten. «Ich finde das undankbar! – Und was soll jetzt hier werden? Es ist ja in diesem Hause eine völlige Verwüstung. Fink fort, Jordan fort, Wohlfart, Pix fort, Sie sind noch der einzige, der im ersten Kontor von den guten Herren geblieben ist, und Sie können doch nicht alles machen.»

«Nein», sagte Baumann betrübt, «ich bin auch in einer schlimmen Lage, ich hatte mir vorigen Herbst als den letzten Termin gestellt, bis zu welchem ich in der Handlung bleiben wollte, und jetzt ist das Frühjahr nahe, und ich bin der Stimme noch nicht gefolgt, die mich ruft.»

«Reden Sie mir nicht solch Zeug!» rief die Tante erschrocken. «Sie werden doch nicht auch fort wollen?»

«Ich muß», sagte Herr Baumann, die Augen niederschlagend. «Ich habe Briefe bekommen von meinen englischen Brüdern, die Brüder schelten mich wegen meiner Lauheit. Ich fürchte, es ist ein großes Unrecht, daß ich nicht schon gegangen bin; aber wenn ich wieder ins Kontor komme und die Haufen Briefe und das sorgenvolle Gesicht von Herrn Schröter sehe und wenn ich denke, wie schwer die Zeit ist und welches Unglück die Handlung mit ihren besten Kräften gehabt hat, da hält's mich immer wieder fest. Ich wollte auch, Wohlfart käme wieder, er tut der Handlung not.»

«Er muß wiederkommen», rief die Tante, «das ist eine christliche Pflicht und Schuldigkeit. Schreiben Sie ihm das. – Freilich ist bei uns gerade kein lustiges Leben», fuhr sie vertraulich fort, «er mag es dort wohl besser haben. Unter den Polen geht das in Saus und Braus.»

«Ach nein», erwiderte Herr Baumann ebenso vertraulich, «in Braus lebt er nicht. Ich fürchte, er hat dort Kummer und schwere Tage; was er schreibt, ist nicht sehr lustig.»

«I, was Sie sagen», sagte die Tante sich setzend und sah erwartungsvoll in Baumanns Gesicht. Baumann rückte seinen Stuhl nahe an die Tante heran, und die beiden Frommen begannen halblaut ein kleines menschenfreundliches Geklätsch.

«Er schreibt bekümmert, er sieht die Zeit finster an», begann Herr Baumann, «er fürchtet neue Unruhen und schlimme Jahre.»

«Gott behüte», rief die Tante, «davon haben wir schon genug gehabt.»

«Er lebt in einer unsicheren Gegend», fuhr Herr Baumann fort, «unter schlechten Menschen; die Polizei muß dort mangelhaft sein.»

«Es gibt dort schreckliche Räuberhöhlen», stimmte die aufgeregte Tante bei.

«Und ich fürchte, es sieht auch mit seinen Einnahmen schlecht aus; im Anfange habe ich ihm noch manchmal einige Kleinigkeiten, an die er gewöhnt war, von unserm guten Tee und von den Zigarren hinschicken müssen, in dem letzten Briefe schreibt er mir, er wolle gute Wirtschaft treiben und sich davon entwöhnen. Er muß wenig Geld haben», fuhr Baumann kopfschüttelnd fort, «nicht über zweihundert.»

«Er leidet Not», rief die Tante, «gewiß, so ist es; der arme Wohlfart! Wenn Sie ihm schreiben, schicken wir ihm eine Kiste von dem Pekkotee und ein paar von unsern Schinken.»

«Schinken auf das Land?» fragte Baumann zweifelhaft. «Ich glaube, Schweine werden dort noch am ersten zu finden sein.»

«Aber sie gehören nicht ihm!» rief die Tante. «Hören Sie, Herr Baumann, es ist Christenpflicht, daß Sie ihm auf der Stelle schreiben, er soll gleich hierher zurückkommen. Die Handlung braucht ihn, sie fordert ihn. Ich weiß am besten, wie mein Neffe sich in der Stille über diese Zeit kümmert und über den Verlust der besten Herren, die wir gehabt haben, und wie sehr er sich freuen würde, seinen Wohlfart wiederzusehen.» Das letztere war eine fromme Lüge der Tante.

«Es sieht mir doch nicht so aus», warf Baumann bedenklich ein.

«Erst heut hat meine Nichte zu ihrem Bruder gesagt, wie lieb Wohlfart zu allen gewesen ist und was wir an ihm verloren haben. Wenn er dort Pflichten hat, er hat Pflichten auch hier, und seine hier sind älter.»

«Ich will ihm schreiben», sagte Herr Baumann, «aber ich fürchte, verehrte Frau, es wird nicht viel nützen, denn gerade wenn es ihm schlecht geht, wird er den Pflug nicht verlassen, an den er die Hand gelegt hat um anderer willen.»

«Er ist nicht vom Pfluge, sondern von der Feder», rief die Tante ärgerlich, «und er gehört hierher. Das andere ist alles dummes Zeug. Wenn er hier seinen feinen Tee trinkt und sein gutes Auskommen hat, so tut er deswegen nicht weniger seine Pflicht. Und deshalb sage ich Ihnen, Herr Baumann, daß Sie mir nicht wieder mit Ihren afrikanischen Ideen kommen.»

Baumann lächelte in stolzer Überlegenheit. Aber als die Tante das Zimmer verlassen hatte, setzte er sich doch gehorsam hin und schrieb Anton die ganze Unterredung mit der Tante, und er schrieb ihm dazu, wie ernsthaft das Leben in der Handlung geworden war und wie finster das Gesicht des Prinzipals alle Morgen dreinschaute, wenn er durch das vordere Kontor ging.

Der Schnee auf dem Gute ist weggeschmolzen, im hochgeschwollenen Bach flutete das Schneewasser, noch liegt die Landschaft still und farblos, der belebende Saft der Erde beginnt seinen ersten Kreislauf in den Stämmen der Bäume und treibt in den Sträuchern am Bach die ersten Blütenkätzchen. Das Winterwasser hat die schlechte Brücke abgeworfen, und Anton steht in der Nähe des Schlosses am Wasser und beaufsichtigt die Arbeiter, welche neue Balken legen und Bohlen darauf nageln; Lenore sitzt auf einem abgehauenen Baumstamm ihm gegenüber und sieht zu, wie er das Holz mit dem Zollstabe mißt und der großen Säge die Bleistiftzeichen macht. «Das Ärgste ist überstanden», ruft Lenore, «das Frühjahr kommt! Schon sehe ich im Geist die Bäume und den Rasen grünen, auch das finstere Haus soll in dem hellen Frühling lustiger aussehen als heut. Aber Ihnen will ich das Schloß zeichnen, wie es jetzt ist. Sie sollen sich erinnern, wie der erste Winter war, den wir in Ihrem Schutz hier verlebten.»

Und Anton sieht mit leuchtenden Augen auf das schöne Mädchen vor ihm und zeichnet mit dem Bleistift das Profil ihres Gesichts auf ein neues Brett. «Sie treffen mich nicht», sagt Lenore, «Sie machen meinen Mund immer zu groß und die Augen zu klein. Geben Sie mir den Stift, das verstehe ich besser, halten Sie still. Sehen Sie, das ist Ihr Gesicht, Ihr treuherziges Gesicht, ich kann's auswendig. Hurra, der Stadtbote!» ruft sie, wirft den Bleistift weg und eilt auf das Schloß zu. Anton folgt ihr, denn der Stadtbote, beladen mit einem schweren Pack, ist für die vom Schlosse das Schiff, welches durch den tiefen Sand steuert, um in das abgeschlossene Eiland die guten Dinge aus der Welt zu bringen. Am Hause wird dem Mann die Last abgenommen, Lenore ergreift vergnügt das Zeichenpapier, das sie in Rosmin bestellt hat. «Kommen Sie, Wohlfart, jetzt suchen wir den Punkt, von dem ich das Schloß am besten zeichnen kann, das Bild soll in Ihrer Stube an Stelle des alten hängen, das mich traurig macht, sooft ich es ansehe. Einst zeichneten Sie unser Haus, jetzt tue ich's für Sie. Ich will mir rechte Mühe geben, Sie sollen sehen, daß ich auch etwas kann.»

So spricht sie fröhlich in Anton hinein, aber er hört nicht auf ihre Worte. Ungeduldig hat er den Brief Baumanns erbrochen, und während er liest, rötet sich sein Gesicht vor innerer Bewegung. Langsam, in tiefen Gedanken geht er in sein Zimmer hinauf und kommt nicht wieder herunter.

Lenore ergreift den Umschlag, welcher auf den Boden gefallen ist. «Das ist wieder die Hand seines Freundes aus der Handlung», sagt sie traurig. «Sooft er einen Brief von dort erhält, wird er finster und kalt gegen mich.» Sie wirft das Papier weit weg und eilt in den Stall, ihren Vertrauten, den Pony, zu satteln.


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