Irene Forbes-Mosse
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Irene Forbes-Mosse

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An das Heimelchen.

(Meiner Mutter zum Andenken.)

        Ich starr hinaus nach jenen goldnen Welten
Und immer kleiner wird die Sonnenscheibe,
Der Geist wird matt, das Lächeln ist so selten,
O Heimelchen! Du Vielgeliebtes! Bleibe . . .

Als sie mir starb, die Dich zuerst besungen,
Da sassest Du unsichtbar ihr zu Füssen,
Die feinen Flüglein haben leis geklungen
Als wollten sie die Schwesterseele grüssen,

Ich hab' Dich ja so manchesmal gespüret
In unsres alten Hauses stillen Ecken,
Und hast mich lockend unsichtbar geführet
Mich auf dem weiten Speicher zu verstecken.

Dort lebten in der Burg von Stroh und Kisten
Von Ahnenbildern, alten Hausgeräthen
Frau Graufells Kinderchen voll Scherz und Listen
Die ein und aus auf weichen Pfötchen treten.

Die Alte schnurrte, sanft von mir umfangen,
Am Dachsims gurrten weiss und blaue Täubchen,
Auf schrägen Strahlen kamst Du still gegangen:
Warst Du ein Geist, warst Du ein Sonnenstäubchen?

Ich wusste nur, ich war nicht mehr verlassen,
Ich konnte heimliche Gedanken tauschen,
Und konnt' ich auch die zarte Hand nicht fassen
So hört' ich doch das leise Flügelrauschen.

Am düstern Eingang unsrer grossen Scheune,
Wenn goldne Funken um die Drescher flogen,
Sah ich Dich oft im unbestimmten Scheine,
Doch ging ich näher – warst Du fortgezogen.

Wo um die Sonnenuhr Reseden blühen
Da – mein' ich – hättst Du manchmal auch gesessen,
So halb verschwimmend in des Mittags Glühen,
Dass ich es bald, wie einen Traum, vergessen.

Das Vaterhaus ist längst schon abgetragen,
Die Kätzchen wurden alt und sind gestorben,
Noch klingen mir die alten Kindersagen,
Und gern vergess' ich was die Zeit verdorben.

Und oftmals, wenn die Regentropfen rinnen,
Da seh' ich traurig durch die grauen Scheiben,
Dann nahst Du mir und flüsterst: Lass das Sinnen,
Ich bin Dir nah, will bis zum Ende bleiben.

O Heimeli, Du Engel stiller Seelen,
Du Kinderlächeln in der Abendröthe,
Nie soll am Herde Dir Dein Eckchen fehlen,
Umspinnst mit Liebe unsre Erdennöthe.

 


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