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Die Nymphe war dem Gott entsprungen,
Sie hatten viel gelacht, gesungen
Und in dem jungen Frühlingsholz
Den holden Taumeltanz geschlungen:
Wie, sprach der Gott, bist Du so stolz,
Mich, den die Grazien preisend krönen,
Mich soll ein Waldkind nun verhöhnen?
Ich will es Dir vergelten, traun . . .
Derweil, wo die Schalmeien tönen
Lag sie im Gras beim alten Faun.
Der hat die Kleine gross gezogen,
Die Freiheit, die sie früh gesogen,
Gab ihren Gliedern Kraft und Muth;
Ach, bei des Schilfes Flüsterwogen
Wie ruht es sich so hold und gut.
Sie liegt mit schlaffgewordnen Schwingen,
Er hört der Brüder rauhes Singen
In einem nahen Waldrevier
Und trabt davon mit droll'gen Sprüngen:
Sie schläft ja, denkt er, sicher hier.
Da schauert sie und hebt die Lider,
Der Abend glüht so eigen nieder,
Der ganze Himmel ist Rubin,
Sie sieht, wie über ihre Glieder
So feingezackte Schatten ziehn.
Denn ihr zu Häupten schwanken, schweben
Am Ulmenbaum die vollen Reben,
Ihr Schatten ist es, scharf und fein –
Auf Schooss und Schultern fühlt sie's beben
Bis in ihr tiefstes Herz hinein.
O zauberhafte Abendstunden,
Die diesen stillen Platz gefunden,
Wie Rosenblätter Euer Flug . . .
Wie Sterben ist es und Gesunden
Mit jedem tiefen Athemzug.
Da lacht der Gott aus Rebenblättern,
Der seinen Kuss ihr aufgedrückt.
Nun tanze mit den frohen Spöttern,
Ihr Erdenkinder, gebt den Göttern
Was Euch und sie so tief beglückt! |