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Sie verschafften sich mehrere Werke über Erziehung, und der Weg, den sie einzuschlagen hatten, stand für sie fest. Man mußte jeden metaphysischen Gedanken fernhalten, die Experimentalmethode anwenden und dem Gang der Natur folgen. Da die beiden Zöglinge vergessen sollten, was sie gelernt hatten, so war Eile nicht vonnöten.
Obwohl sie eine kräftige Konstitution hatten, wollte Pécuchet sie in spartanischer Weise abhärten, an das Ertragen von Hunger und Durst, an die Unbilden der Witterung gewöhnen, und sie sollten sogar durchlöchertes Schuhwerk tragen, um gegen Erkältungen gefeit zu sein. Dem widersetzte sich Bouvard.
Die dunkle Kammer hinten am Flur wurde ihr Schlafzimmer. Die Ausstattung bestand in zwei Gurtbetten, zwei kleinen Lagerstätten, einem Kruge; das Guckfenster saß über ihren Köpfen, und Spinnen liefen an den Gipswänden entlang.
Oft kam ihnen das Innere einer Hütte, in der man sich zankte, in die Erinnerung zurück.
Ihr Vater war eines Nachts mit blutigen Händen zurückgekehrt. Einige Zeit darauf waren die Gendarmen gekommen. Dann hatten sie in einem Walde gewohnt. Männer, die Holzschuhe machten, küßten ihre Mutter. Sie war gestorben; ein Wägelchen hatte die Kinder fortgebracht. Man schlug sie viel; es ging ihnen erbärmlich. Dann sahen sie in der Erinnerung den Feldhüter wieder, Frau von Noares, Sorel; und ohne sich nach dem Grunde zu fragen, waren sie in diesem neuen Hause glücklich. Auch war ihr Erstaunen schmerzlich, als nach Verlauf von acht Monaten der Unterricht wieder begann. Bouvard befaßte sich mit der Kleinen, Pécuchet mit dem Jungen.
Viktor konnte die Buchstaben unterscheiden, doch wollte es ihm nicht gelingen, Silben zu bilden. Er stotterte sie hervor, blieb plötzlich stecken und sah aus wie ein Idiot. Viktorine stellte Fragen. Woher kommt es, daß ch in »orchestre« wie q und in »archologique« wie k gesprochen wird? Zuweilen muß man zwei Vokale verbinden, zu andern Malen sie abtrennen. Das alles hat keinen Sinn. Sie war entrüstet.
Die Lehrer unterrichteten zur selben Stunde, jeder in seinem Zimmer, und da die Verbindungswand dünn war, bildeten diese vier Stimmen, eine dünne, eine tiefe und zwei hohe, eine scheußliche Katzenmusik. Um dem ein Ende zu machen und die beiden Bälge durch den Wetteifer anzustacheln, kamen sie auf den Gedanken, sie zusammen im Museum arbeiten zu lassen, und der Schreibunterricht begann.
Die beiden Schüler schrieben jeder an einem Ende des Tisches eine Vorlage ab; aber ihre Körperhaltung war schlecht. Man mußte sie aufrichten, ihre Blätter fielen zur Erde, ihre Federn spalteten sich, das Tintenfaß fiel um.
An gewissen Tagen ging es mit Viktorine die ersten drei Minuten gut, dann zeichnete sie Kritzeleien, und, von Entmutigung erfaßt, verharrte sie, den Blick zur Decke gerichtet. Viktor zögerte nicht einzuschlafen, wobei er sich mitten auf den Schreibtisch flegelte.
Vielleicht litten sie? Eine zu starke Anspannung ist für junge Gehirne schädlich.
»Machen wir eine Pause,« sagte Bouvard.
Nichts ist stumpfsinniger als auswendig lernen zu lassen; wenn man jedoch das Gedächtnis nicht übt, verliert es sich, und sie trichterten ihnen die ersten Fabeln Lafontaines ein. Die Kinder fanden Geschmack an der Ameise, die aufspeichert, an dem Wolf, der das Lamm frißt, an dem Löwen, der alle Teile für sich nimmt.
Als sie kühner geworden waren, verwüsteten sie den Garten. Aber welch einen Zeitvertreib sollte man ihnen geben?
Im »Emile« rät Jean-Jacques dem Erzieher, den Zögling sein Spielzeug selbst machen zu lassen, indem er ihm etwas dabei hilft, ohne daß das Kind es merkt. Bouvard war nicht imstande, einen Reifen herzustellen; Pécuchet brachte es nicht fertig, einen Ball zu nähen. Sie gingen zu den belehrenden Spielen über, wie dem Ausschneiden. Pécuchet zeigte ihnen sein Mikroskop. Nachdem Bouvard eine Kerze angezündet hatte, bildete er mit dem Schatten seiner Finger auf der Wand den Umriß eines Hasen oder eines Schweins. Die Zuschauer hatten bald genug davon.
Einige Verfasser preisen als Vergnügen ein ländliches Frühstück; einen Ausflug im Boot; war das, offen gesagt, tunlich? Und Fénelon empfiehlt von Zeit zu Zeit eine »harmlose Unterhaltung«. Unmöglich, auch nur eine einzige zu erfinden.
Sie nahmen die Lehrstunden wieder auf, und die facettierten Kugeln, die Linienblätter, das zusammensetzbare Alphabet, das alles hatte keinen Erfolg, als sie auf eine List verfielen.
Da Viktor zur Leckerei neigte, zeigte man ihm den Namen eines Gerichtes; bald las er fließend im »Französischen Koch«. Viktorine, die gefallsüchtig war, sollte ein Kleid bekommen, wenn sie darum an die Schneiderin schriebe. In weniger als drei Wochen vollbrachte sie dieses Wunder. Es hieß ihren Fehlern schmeicheln, was ein verderbliches, aber erfolgreiches Mittel war.
Was sollte man ihnen jetzt, da sie lesen und schreiben konnten, beibringen? Neue Verlegenheit.
Die Mädchen brauchen nicht gelehrt zu sein wie die Knaben. Gleichviel! Gewöhnlich erzieht man sie in wahrem Stumpfsinn, denn ihr ganzer geistiger Ballast beschränkt sich auf mystische Albernheiten.
Ist es richtig, ihnen Sprachen beizubringen?
»Spanisch und Italienisch«, so behauptet der Schwan von Cambray, »führen nur dazu, gefährliche Werke zu lesen.« Dieser Einwand schien ihnen dumm. Indessen würde Viktorine mit diesen Sprachen nichts anzufangen wissen, während Englisch verbreiteter ist. Pécuchet studierte seine Regeln; er zeigte gravitätisch, wie ein th ausgesprochen wird. »Sieh, so, the, the, the!« Doch bevor man an den Unterricht eines Kindes geht, muß man dessen Fähigkeiten kennen. Man erschließt sie durch die Phrenologie. Sie vertieften sich in diese Wissenschaft; wollten dann, was sie behauptet, an sich selbst nachweisen. Bouvard zeigte die Buckel des Wohlwollens, der Phantasie, der Ehrfurcht und der Liebesenergie, vulgo Erotismus.
An Pécuchets Schläfenbein wurden philosophische Veranlagung und Enthusiasmus festgestellt, wozu sich der Geist der List gesellte.
In der Tat, so waren ihre Charaktere. Noch mehr überraschte sie, daß sich bei dem einen wie bei dem andern der Hang zur Freundschaft erkennen ließ, und, entzückt über die Entdeckung, umarmten sie gerührt einander.
Dann dehnten sie ihre Untersuchungen auf Marcel aus. Sein größter Fehler war ihnen recht wohl bekannt; es war sein außerordentlicher Appetit. Nichtsdestoweniger waren Bouvard und Pécuchet erschrocken, als sie oberhalb der Ohrmuschel in der Höhe des Auges den Nahrungstrieb feststellten. Mit den Jahren würde ihr Diener vielleicht wie die Frau in der Salpêtriére werden, die täglich acht Pfund Brot aß, einmal vierzehn Teller Suppe und ein anderes Mal sechzig Schalen Kaffee vertilgte. Das würde über ihre Kräfte gehen.
Die Schädel ihrer Schüler hatten nichts Merkwürdiges; gewiß faßten sie die Sache nicht richtig an; ein sehr einfaches Mittel brachte ihnen größere Erfahrung.
An den Markttagen schlichen sie sich unter die Bauern auf dem Platze, zwischen die Hafersäcke, die Käsekörbe, die Kälber, die Pferde, ohne des Gedränges zu achten; und wenn sie einen Jungen bei seinem Vater fanden, so erboten sie sich, ihm den Schädel zu einem wissenschaftlichen Zweck zu betasten.
Die meisten gaben überhaupt keine Antwort; andere, die glaubten, es handle sich um eine Salbe gegen den Grind, schlugen ärgerlich ab; einige ließen sich aus Gleichgültigkeit unter die Vorhalle der Kirche führen, wo man ungestörter sein würde.
Eines Morgens, als Bouvard und Pécuchet dort ihre Untersuchungen begannen, erschien plötzlich der Pfarrer, und als er sah, was sie machten, erhob er gegen die Phrenologie den Vorwurf, daß sie zum Materialismus und Fatalismus führe.
Der Dieb, der Mörder, der Ehebrecher, sie brauchen ihre Verbrechen nur auf das Schuldkonto ihrer Buckel zu setzen.
Bouvard wandte ein, daß das Organ für die Tat geneigt mache, ohne indessen dazu zu zwingen. Wenn ein Mensch den Keim eines Lasters in sich trage, sei damit noch nicht gesagt, daß er lasterhaft sein wird.
»Übrigens bewundere ich die Orthodoxen; sie behaupten das Vorhandensein angeborener Ideen und wollen von den Trieben nichts wissen. Welch ein Widerspruch!«
Doch nach Herrn Jeufroys Ansicht leugnete die Phrenologie die göttliche Allmacht, und es sei ungehörig, sie im Schatten des heiligen Ortes, gar angesichts des Altars, auszuüben.
»Nein, nicht hier! Ich bitte Sie, nicht hier!«
Sie ließen sich bei dem Friseur Ganot nieder. Um jedes Bedenken zu besiegen, verstanden sich Bouvard und Pécuchet dazu, auf eigene Kosten die Eltern rasieren oder frisieren zu lassen.
Eines Nachmittags kam der Doktor, um sich das Haar schneiden zu lassen. Während er sich in den Sessel setzte, sah er im Spiegel, wie die beiden Phrenologen mit ihren Fingern auf den Kinderköpfen herumfuhren.
»Sind Sie jetzt bei diesem Unsinn angelangt?« fragte er.
»Warum Unsinn?«
Vaucorbeil lächelte verächtlich, dann versicherte er, es gäbe im Gehirn keineswegs mehrere Organe.
So verdaue der eine Mensch ein Nahrungsmittel, welches einem andern nicht bekommt. Solle man deshalb im Magen ebensoviele Mägen annehmen als es Geschmäcker gibt? Indessen lasse eine Arbeit von einer anderen ausruhen, eine geistige Anstrengung nähme nicht zugleich alle Fähigkeiten in Anspruch, jede habe einen besonderen Sitz.
»Die Anatomen haben ihn nicht gefunden,« sagte Vaucorbeil.
»Weil sie nicht richtig seziert haben,« erwiderte Pécuchet.
»Wieso?«
»Na ja; sie zerlegen in Schnitte, ohne Rücksicht auf den Zusammenhang der Teile,« sagte Pécuchet, eine Stelle aus einem Buche zitierend, deren er sich erinnerte.
»Das ist dummes Geschwätz,« rief der Arzt. »Der Schädel modelt sich nicht nach dem Gehirn, das Äußere nicht nach dem Innern.
Gall irrt, und ich wette, daß Sie die Richtigkeit seiner Lehre nicht erweisen können, wenn Sie aufs Geratewohl drei Personen im Laden vornehmen.«
Die erste war eine Bäuerin mit blauen Glotzaugen.
Pécuchet sagte, sie beobachtend:
»Sie hat ein gutes Gedächtnis.«
Ihr Gatte bestätigte es und bot sich selbst zur Untersuchung an.
»O! Ihr, mein Guter, Ihr seid schwer zu leiten.«
Die anderen sagten aus, daß es auf der Welt keinen größeren Starrkopf gäbe.
Der dritte Versuch wurde mit einem Knaben angestellt, der von seiner Großmutter begleitet war.
Pécuchet erklärte, er müsse die Musik lieben.
»Das kann man wohl sagen,« sagte die gute Frau; »zeig das gerade diesen Herren doch mal.«
Der Junge zog eine Maultrommel aus seiner Bluse und begann hineinzublasen.
Man hörte ein Krachen; es war die Tür, die der davoneilende Doktor heftig zuschlug.
Sie zweifelten nicht mehr an sich selbst, riefen ihre Zöglinge und begannen die Untersuchung ihrer Hirnschalen von neuem.
Diejenige Viktorinens war im großen ganzen glatt, was ein Zeichen von Gleichgewicht war; aber ihr Bruder hatte einen beklagenswerten Schädel: eine starke Erhöhung im Winkel des Scheitelbeinansatzes ließ das Organ der Zerstörung, des Mordes erkennen, und weiter unten war eine Anschwellung, das Zeichen der Begehrlichkeit, des Diebstahls. Bouvard und Pécuchet waren acht Tage lang darob bekümmert.
Aber man mußte genau auf den Sinn der Worte achten: was man Kampflust nennt, schließt die Verachtung des Todes ein. Wenn dadurch Mordtaten vollbracht werden, so kann auch manches Menschenleben dadurch gerettet werden. Der Erwerbssinn umfaßt die Schlauheit der Betrüger und den Eifer der Kaufleute. Die Unehrerbietigkeit läuft dem kritischen Geiste parallel, die List der Umsicht. Stets teilt sich ein Instinkt in zwei Richtungen: in eine schlechte und eine gute. Man kann die eine unterdrücken, indem man die andere pflegt, und vermittels dieser Methode kann ein kühnes Kind es bis zum General bringen, das sonst ein Raubmörder geworden wäre. Der Feigling wird nur noch Vorsicht zeigen, der Geizhals Sparsamkeit, der Verschwender Großmut.
Ein glänzender Traum beschäftigte sie: wenn sie die Erziehung ihrer Zöglinge zu einem guten Ende geführt hätten, wollten sie später eine Anstalt gründen, deren Zweck es sein sollte, den Verstand zu bilden, schädliche Charakteranlagen zu bekämpfen, das Gemüt zu veredeln. Sie sprachen schon von Geldzeichnungen und dem Gebäude.
Ihr Triumph bei Ganot hatte sie berühmt gemacht, und es kamen Leute, die wissen wollten, was für Chancen sie im Leben hätten.
Es marschierten ihrer von allen Arten auf: Schädel von Kugel-, Birnen- und Zuckerhutform, viereckige, hohe, zusammengedrückte, abgeplattete, solche mit Rinderschnauzen, Vogelgesichtern, Schweinsaugen; doch eine solche Menge Menschen störte den Friseur bei seiner Arbeit. Die Ellbogen streiften den Glasschrank, der die Parfümerien enthielt; man brachte die Kämme in Unordnung, der Waschtisch zerbrach, und der Friseur setzte alle Wißbegierigen an die Luft, indem er Bouvard und Pécuchet bat, ihnen nachzufolgen, ein Ultimatum, in das sie sich ohne Murren fügten, denn sie waren die Schädelbeobachtung ein wenig leid geworden.
Als sie am folgenden Morgen an dem Gärtchen des Hauptmanns vorbeikamen, bemerkten sie ihn im Gespräch mit Girbal, Coulon, dem Feldhüter und dessen jüngstem Sohn Zéphyrin, der als Chorknabe angezogen war. Sein Gewand war ganz neu; er spazierte darin umher, bevor es wieder in die Sakristei wanderte, und man bewunderte ihn darin.
Neugierig zu erfahren, was sie von seinem Sohne dächten, bat Placquevent die Herren, den Schädel seines Jungen zu untersuchen.
Die Stirnhaut sah aus, als ob sie gespannt wäre; eine dünne, an der Spitze recht knorpelige Nase senkte sich schräg auf schmale Lippen; das Kinn war spitz, der Blick unstät, die rechte Schulter zu hoch.
»Nimm deine Mütze ab,« sagte der Vater zu ihm.
Bouvard fuhr mit seinen Händen in das strohgelbe Haar des Knaben; dann kam Pécuchet an die Reihe, und mit leiser Stimme teilten sie einander ihre Beobachtungen mit: »Lebenstrieb ausgeprägt. Ha, ha! Gefallsucht! Gewissenhaftigkeit nicht vorhanden! Liebestrieb gleich Null.«
»Nun?« sagte der Feldhüter.
Pécuchet öffnete seine Schnupftabakdose und nahm eine Prise.
»Meiner Treu,« erwiderte Bouvard, »das ist nicht weither.«
Placquevent errötete vor gekränkter Eigenliebe.
»Er wird trotzdem tun, was ich will.«
»O! o!«
»Aber ich bin sein Vater, zum Teufel! und ich habe wohl das Recht …«
»Bis zu einem gewissen Grade,« erwiderte Pécuchet.
Girbal unterbrach:
»Die väterliche Autorität ist unbestreitbar.«
»Aber wenn der Vater ein Idiot ist?«
»Tut nichts«, sagte der Hauptmann, »deswegen ist seine Gewalt nicht weniger absolut.«
»Im Interesse der Kinder,« fügte Goulon hinzu.
Nach Bouvards und Pécuchets Auffassung waren die Kinder den Urhebern ihrer Tage nichts schuldig, dagegen waren die Eltern ihren Sprößlingen gegenüber zur Ernährung, Erziehung, zu entgegenkommender Behandlung, kurz zu allem verpflichtet.
Die Bürger erhoben gegen diese unmoralische Anschauung Einspruch. Sie verletzte Placquevent wie eine Beleidigung.
»Zudem sind die nett, die Sie auf der Landstraße auflesen; sie werden es weit bringen! Nehmen Sie sich in acht!«
»In acht wovor?« fragte Pécuchet scharf.
»O! ich habe keine Angst vor Ihnen!«
»Ich ebensowenig vor Ihnen!«
Coulon trat vermittelnd dazwischen, brachte den Feldhüter zur Mäßigung und veranlaßte ihn, fortzugehen.
Ein paar Minuten sagte niemand ein Wort. Dann sprach man von den Dahlien des Hauptmanns, der seinen Besuch nicht fortließ, ohne sie eine nach der andern gezeigt zu haben.
Bouvard und Pécuchet waren auf dem Heimwege, als sie hundert Schritte vor sich Placquevent erblickten; neben ihm hob Zephyrin die Arme wie als Schild, um sich gegen Ohrfeigen zu schützen.
Was sie soeben gehört hatten, verkörperte unter anderen Formen die Ideen des Herrn Grafen; aber das Beispiel ihrer Zöglinge sollte beweisen, wie sehr die Freiheit dem Zwange überlegen ist. Ein wenig Zucht war indessen notwendig.
Pécuchet nagelte einen Stundenplan für die Vorträge in das Museum; man wollte ein Tagebuch führen, in dem abends alles, was die Kinder tagsüber getan hatten, aufgezeichnet werden sollte, um am nächsten Morgen wieder durchgelesen zu werden. Alles sollte nach Glockenzeichen vor sich gehen. Wie Dupont von Nemours wollten sie zuerst in väterlicher Weise ermahnen, dann in militärischer, und das Du wurde untersagt.
Bouvard versuchte, Viktorine Rechenunterricht zu geben. Manchmal verrechneten sie sich und lachten beide darüber; dann küßte sie ihn auf den Hals an der Stelle, wo kein Bart war, und bat, fortgehen zu dürfen; er entließ sie.
Pécuchet mochte, wenn die Zeit der Lehrstunden nahte, das Glockenzeichen geben, so oft er wollte, und militärische Befehle aus dem Fenster herausschreien, der Schlingel kam nicht. Seine Halbstrümpfe hingen ihm immer auf die Knöchel; er steckte seine Finger selbst bei Tisch in die Nase und hielt seine Gase nicht an sich. Broussais widerrät, in dieser Beziehung Verweise zu geben, »denn man muß dem Antrieb eines erhaltenden Instinktes gehorchen.«
Viktorine und ihr Bruder bedienten sich eines scheußlichen Kauderwelsch. Sie sagten: »mé itou« statt »moi aussi«, »bère« statt »boire«, »al« statt »elle«, ein »devientiau«, »de l'iau«; doch da die Grammatik für Kinder unverständlich ist und sie diese kennen, sobald sie richtig zu sprechen vermögen, so überwachten die beiden Biedermänner die Gespräche der Kinder in einer Weise, daß es ihnen allen eine Last war.
In der Geographie gingen ihre Ansichten auseinander. Bouvard meinte, es sei logischer, mit der Gemeinde anzufangen, Pécuchet, mit der Gesamtheit der Welt.
Mit einer Gießkanne und Sand wollte er zeigen, was ein Fluß, eine Insel, ein Meerbusen sei, und er opferte sogar drei Beete für die drei Erdteile; aber das, worauf es ankam, fand in Viktors Kopf keinen Eingang.
In einer Januarnacht führte Pécuchet ihn ins freie Feld. Während sie dahingingen, sang er das Lob der Astronomie; sie sei den Seeleuten auf ihren Reisen nützlich; Christoph Columbus hätte ohne sie seine Entdeckung nicht gemacht. Wir schulden Copernikus, Galilei und Newton Dank.
Es fror stark, und am schwarzblauen Himmel glitzerten eine Unmenge von Sternen. Pécuchet hob die Augen empor.
»Was, wo ist der große Bär?«
Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, stand er an einer andern Stelle; schließlich erkannte er ihn, dann zeigte er den Polarstern, der immer im Norden steht und nach dem man sich orientiert.
Am folgenden Morgen stellte er in die Mitte des Salons einen Sessel und begann, um ihn herumzuwälzen.
»Denke dir, dieser Sessel sei die Sonne und ich sei die Erde; sie bewegt sich in dieser Weise.«
Viktor betrachtete ihn voll Staunen.
Dann nahm Pécuchet eine Apfelsine, steckte ein Stäbchen hinein, das die Pole andeuten sollte, und zog um sie mit Kohle einen Kreis, der den Äquator bedeuten sollte. Darauf führte er die Apfelsine um eine Kerze herum und wies darauf hin, daß nicht alle Punkte der Oberfläche gleichzeitig erhellt seien, wodurch die klimatischen Unterschiede hervorgerufen würden; und um den Wechsel der Jahreszeiten zu erklären, neigte er die Apfelsine; denn die Erde hält sich nicht gerade, was Ursache der Tag- und Nachtgleichen und Sonnenwenden ist.
Viktor hatte nichts davon verstanden. Er glaubte, die Erde drehe sich um eine lange Nadel, und der Äquator sei ein Ring, der ihren Umfang fest umschließe.
Mit Hilfe eines Atlas erklärte Pécuchet ihm Europa; doch war Viktor von so viel Linien und Farben wie geblendet und fand sich in den Namen nicht zurecht. Die Becken und Gebirge deckten sich nicht mit den Reichen, die politische Ordnung störte die physikalische. Das alles würde ihm vielleicht durch das Studium der Geschichte klar werden.
Es wäre am praktischsten gewesen, mit dem Dorfe anzufangen, darauf den Stadtkreis, den Verwaltungsbezirk, die Provinz vorzunehmen. Doch Chavignolles besaß keine Annalen, man mußte sich wohl oder übel an die allgemeine Geschichte halten. Da sie so mit Stoff überladen ist, darf man nur das Schönste auswählen. Aus der griechischen Geschichte kommt in Betracht: »Wir werden im Schatten kämpfen.« Der Neidische, der Aristides verbannte, und das Vertrauen Alexanders zu seinem Arzt. Aus der römischen: die Gänse des Kapitols, der Dreifuß Scävolas, das Faß des Regulus. Das Rosenbett von Guatimozin ist für Amerika von Bedeutung. Frankreich dagegen hat die Vase von Soissons, die Eiche des heiligen Ludwig, den Tod der Jungfrau von Orleans, das »Huhn im Topf« des Bearners: man hat nur die Verlegenheit der Wahl, ganz abgesehen von »A moi, Auvergne!« und dem Untergang des »Vengeur«.
Viktor warf die Männer, die Jahrhunderte und die Länder durcheinander. Indessen mutete ihm Pécuchet keine feinsinnigen Betrachtungen zu, und die Unmenge der Tatsachen bildete ein wahres Labyrinth.
Er wandte sich dem Namenregister der französischen Könige zu. Viktor vergaß sie, da er die Daten nicht wußte. Doch da die Mnemotechnik Dumouchels ihnen nichts genützt hatte, was sollte sie ihm helfen! Schlußfolgerung: die Geschichte läßt sich nur durch vieles Lesen erlernen. Er sollte also lesen.
Das Zeichnen ist bei einer Menge von Gelegenheiten von Nutzen; nun hatte Pécuchet die Kühnheit, selbst nach der Natur Zeichenunterricht zu geben, wobei er sich sogleich an die Landschaft machte.
Ein Buchhändler in Bayeux übersandte ihm Papier, Gummi, zwei Zeichenblöcke, Bleistifte und Fixativ für ihre Werke, die hinter Glas und Rahmen das Museum schmücken sollten.
Sie erhoben sich bei Tagesanbruch und machten sich mit einem Stück Brot in der Tasche auf den Weg, und viel Zeit ging mit dem Suchen nach einem Motiv verloren. Pécuchet wollte zugleich wiedergeben, was sich unter seinen Füßen befand, den fernsten Horizont und die Wolken; aber die Ferne erdrückte immer den Vordergrund; der Fluß stürzte vom Himmel herab, der Hirt trat auf die Herde, ein schlafender Hund sah aus, als ob er davonliefe. Pécuchet selbst verzichtete auf das Zeichnen; er erinnerte sich, folgende Definition gelesen zu haben: »Die Zeichenkunst besteht aus drei Dingen: der Linie, der starken Schattierung, der feinen Schattierung, außerdem aus dem letzten vollendeten Strich. Doch diesen letzten vollendeten Strich vermag nur ein Meister hervorzubringen.« Er verbesserte die Linie, leistete beim starken Schattieren Hilfe, überwachte die feine Schattierung und wartete auf die Gelegenheit, den letzten vollendeten Strich anzubringen. Sie kam niemals, so unverständlich war die Landschaft des Schülers.
Seine Schwester, die ebenso faul war wie er, gähnte beim Einmaleins. Fräulein Reine gab ihr Schneiderstunde, und wenn sie Wäsche zeichnete, hob sie ihre Finger so niedlich, daß Bouvard dann später nicht das Herz hatte, sie mit seiner Rechenstunde zu quälen. An einem der nächsten Tage würden sie wieder damit anfangen. Ohne Zweifel sind Rechen- und Schneiderkunst im Hauswesen notwendig; doch sei es grausam, so meinte Pécuchet, die Mädchen nur im Hinblick auf ihren späteren Gatten zu erziehen. Alle sind nicht für Hymens Bande bestimmt; wenn man will, daß sie später ohne Männer fertig werden sollen, muß man ihnen mancherlei beibringen.
Man kann Wissenschaft bei Gelegenheit der alltäglichen Dinge eintrichtern: zum Beispiel sagen, woraus der Wein besteht, und nachdem die Erklärung gegeben war, mußten Viktor und Viktorine sie wiederholen. Mit den Gewürzen, den Möbeln, der Beleuchtung hielt man es ebenso; aber das Licht war für die Kinder die Lampe, und sie hatte nichts mit dem Funken des Feuersteins, der Flamme einer Kerze, dem Schein des Mondes gemein.
Eines Tages fragte Viktorine: »Woher kommt es, daß das Holz brennt?« Ihre Lehrmeister tauschten verlegene Blicke aus, da die Theorie der Verbrennung über ihr Wissen hinausging.
Ein anderes Mal sprach Bouvard von der Suppe bis zum Käse von den Bestandteilen der Ernährung und schüchterte die beiden Kleinen mit Faserstoff, Kasein, Fett und Glutin ein.
Dann wollte Pécuchet ihnen erklären, wie sich das Blut erneuert, und er verhedderte sich, als er vom Kreislauf sprach.
Das Dilemma ist recht unbequem; geht man von den Tatsachen aus, so erheischt die einfachste zu verwickelte Gründe, und stellt man zunächst die Prinzipien auf, so beginnt man mit dem Absoluten, dem Glauben.
Wozu sich entschließen? Die beiden Unterrichtsmethoden, die rationalistische und die empirische, verbinden? Aber ein doppeltes Mittel, das demselben Zweck dienen soll, ist das Gegenteil von Methode! Na, um so schlimmer!
Um die Kinder in die Naturgeschichte einzuführen, unternahmen sie einige wissenschaftliche Spaziergänge.
»Da siehst du«, sagten sie, auf einen Esel, ein Pferd, einen Ochsen zeigend, »Tiere mit vier Füßen; man nennt sie Vierfüßler. Gewöhnlich haben die Vögel Federn, die Reptilien Schuppen, und die Schmetterlinge gehören der Klasse der Insekten an.« Sie hatten ein Netz, um sie einzufangen, und während Pécuchet das Tierchen vorsichtig hielt, zeigte er ihnen die vier Flügel, die sechs Füße, die beiden Fühler und den harten Rüssel, durch den es den Nektar der Blumen schlürft.
Er sammelte Heilkräuter an den Rändern der Gräben, nannte ihre Namen, und wenn er sie nicht wußte, so erfand er welche, um seine Autorität nicht zu schädigen. Übrigens sind die Namen in der Botanik das Unwichtigste.
Er schrieb folgenden Lehrsatz an die Tafel: Jede Pflanze hat Blätter, einen Kelch und eine Blumenkrone, die einen Fruchtknoten oder eine Fruchthülle umschließt; darin ist der Same enthalten. Dann befahl er seinen Zöglingen, im Felde zu botanisieren und die erstbesten Blumen zu pflücken.
Viktor brachte ihm Butterblumen, Viktorine Büschel der Erdbeerstaude; er suchte vergeblich nach einer Fruchthülle.
Bouvard, der Pécuchets Kenntnissen mißtraute, stöberte die ganze Bibliothek durch und entdeckte im »Redouté des Dames« die Zeichnung einer Iris, bei der die Fruchtknoten nicht in der Blumenkrone lagen, sondern unterhalb der Blütenblätter im Stengel.
In ihrem Garten wuchsen Klebe und Waldmeister, der in Blüte stand; diese Rubiazeen hatten keinen Kelch; so war der an die Tafel geschriebene Lehrsatz falsch.
»Das ist eine Ausnahme,« sagte Pécuchet.
Zufällig aber fanden sie im Grase eine Sherardia, und sie hatte einen Kelch.
»O weh! wenn sogar die Ausnahmen nicht stimmen, was soll man glauben?«
Eines Tages hörten sie auf einem ihrer Spaziergänge Pfauen schreien, warfen einen Blick über die Mauer, und im ersten Augenblicke erkannten sie ihren Pachthof nicht wieder. Die Scheune hatte ein Schieferdach, es waren neue Gattertore da, eine Steinauflage deckte die Wege. Vater Gouy erschien: »Nicht möglich, Sie sind es?« Was hatte sich in den drei Jahren nicht alles ereignet, unter anderm der Tod seiner Frau. Was ihn selbst beträfe, so trotze seine Gesundheit allen Stürmen. »Kommen Sie doch einen Augenblick herein.«
Es war Anfang April, und in den drei Obsthöfen reihten die blühenden Apfelbäume ihre weißen und rosigen Ballen in einer Flucht aneinander; der seidigblaue Himmel zeigte nicht eine Wolke; Tischtücher, Laken, Servietten hingen herab, senkrecht durch Holzklammern an aufgespannten Leinen festgehalten. Vater Gouy hob sie hoch, um darunter durchzukriechen, als sie plötzlich Frau Bordin erblickten, die barhäuptig und in einer Hausjacke war, und Marianne, die ihr ein schweres Wäschebündel nach dem andern reichte. »Ihre Dienerin, meine Herren! Tuen Sie, als ob Sie zu Hause wären! Ich muß mich setzen, ich bin wie zerschlagen.«
Der Pächter bot der ganzen Gesellschaft einen Trunk an.
»Jetzt nicht,« sagte sie, »ich bin zu warm.«
Pécuchet nahm an und verschwand mit Vater Gouy, Marianne und Viktor in der Richtung der Vorratskammer.
Bouvard setzte sich neben Frau Bordin auf die Erde.
Er empfing pünktlich seine Rente, konnte sich nicht beklagen und war ihr nicht mehr gram.
Das Licht fiel voll auf ihr Profil; ihr dunkles glattgescheiteltes Haar war auf der einen Seite herabgefallen, und die kleinen Löckchen im Nacken klebten an ihrer bernsteinfarbenen Haut, die feucht von Schweiß war. Ihre beiden Brüste hoben sich bei jedem Atemzuge. Der Duft des Rasens vermischte sich mit dem angenehmen Geruch ihres gesunden Fleisches, und Bouvard fühlte ein Wiedererwachen seiner Sinne, das ihn mit Freude erfüllte. Da sagte er ihr Schmeichelhaftes über ihre Besitzung.
Sie war entzückt und sprach von ihren Plänen.
Um die Höfe zu vergrößern, wollte sie die Erdwälle niederlegen lassen.
Gerade in dem Augenblicke erklomm Viktorine deren Böschung und pflückte Primeln, Hyazinthen und Veilchen, ohne Furcht vor einer alten Mähre, die am Fuße das Gras abfraß.
»Sie ist niedlich, nicht wahr?« sagte Bouvard.
»Ja, das ist etwas Nettes, ein kleines Mädchen!«
Und die Witwe stieß einen Seufzer aus, der den langen Kummer eines ganzen Lebens in sich zu schließen schien.
»Sie hätten Kinder haben können.«
Sie senkte den Kopf.
»Es hat nur an Ihnen gelegen.«
»Wieso?«
Er warf ihr einen Blick zu, daß sie errötete, wie unter der Empfindung einer brutalen Zärtlichkeit; doch sie sagte sogleich, sich mit dem Taschentuche Luft zufächelnd:
»Sie haben den Anschluß verpaßt, mein Lieber.«
»Ich verstehe nicht.«
Und ohne aufzustehen, näherte er sich ihr.
Sie schaute ihn lange von Kopf bis zu Fuß an; dann sagte sie lächelnd, mit feuchten Augen:
»Es war Ihre Schuld.«
Die Laken rings schlossen sie wie die Vorhänge eines Bettes ein.
Er neigte sich, auf seinen Ellbogen gestützt, und streifte ihre Knie mit seinem Gesichte.
»Warum? Wieso? Warum?«
Und da sie schwieg und er in einer Stimmung war, wo die Schwüre einem leicht werden, versuchte er, sich zu rechtfertigen, klagte sich der Torheit, der Vermessenheit an:
»Verzeihung! Es soll wie früher sein! Wollen Sie?«
Und er hatte ihre Hand ergriffen, die sie in der seinigen ließ.
Ein plötzlicher Windstoß hob die Laken, und sie sahen zwei Pfauen, ein Männchen und ein Weibchen. Das Weibchen hielt sich regungslos mit eingeknickten Beinen, das Hinterteil emporgestreckt. Das Männchen spazierte um es herum, schlug sein Rad, blähte sich, gluckste, sprang dann darauf, indem es sein Gefieder niederschlug; seine Federn bedeckten das Weibchen wie eine Laube, und die beiden Vögel erzitterten in demselben Liebesschauer.
Bouvard fühlte ihn in der Handfläche Frau Bordins. Sie machte sich hastig frei. Vor ihnen stand mit offenem Munde und wie versteinert der kleine Viktor und schaute zu; etwas weiter lag Viktorine in der vollen Sonne auf dem Rücken und sog den Duft all der Blumen ein, die sie gepflückt hatte.
Der alte Gaul, durch die Pfauen erschreckt, zerriß ausschlagend eine der Leinen, verwickelte sich mit den Beinen hinein und zog, während er in den drei Höfen herumgaloppierte, die Wäsche mit sich.
Auf das wütende Geschrei Frau Bordins eilte Marianne herbei. Der Vater Gouy verfluchte sein Pferd: »Schuft von einem Gaul! Schindmähre! Spitzbube!« – versetzte ihm Fußtritte in den Leib und Schläge mit dem Peitschenstiel auf die Ohren.
Bouvard war entrüstet, daß man ein Pferd schlug.
Der Bauer antwortete:
»Das darf ich: es gehört mir!«
Das sei kein Grund.
Und Pécuchet, der dazukam, fügte hinzu, daß auch die Tiere ihre Rechte hätten, denn sie hätten eine Seele wie wir, vorausgesetzt, daß die unsrige überhaupt existiere.
»Sie sind ein gottloser Mensch!« rief Frau Bordin.
Dreierlei versetzte sie in Ärger: die neu zu waschende Wäsche, die Beleidigung dessen, was sie glaubte, und die Furcht, soeben in einer verdächtigen Situation gesehen worden zu sein.
»Ich hätte Sie für vorurteilsloser gehalten!« sagte Bouvard.
Sie erwiderte in verweisendem Tone:
»Ich liebe die lockeren Vögel nicht!«
Und Gouy machte die Herren für die Beschädigung seines Pferdes verantwortlich, das aus den Nüstern blutete. Er brummte ganz leise:
»Verdammte Unglückskerle! Ich wollte es anbinden, da kamen sie.«
Die beiden Biedermänner gingen achselzuckend davon.
Viktor fragte sie, warum sie sich mit Gouy gezankt hätten.
»Er mißbraucht seine Kraft, das ist unrecht.«
»Warum ist das unrecht?«
Sollten die Kinder keine Vorstellung von Gerechtigkeit haben? Vielleicht.
Und noch denselben Abend begann Pécuchet, während er Bouvard zur Rechten, vor sich ein paar Aufzeichnungen und gegenüber die beiden Zöglinge hatte, einen Kursus der Moral.
Diese Wissenschaft lehrt uns die Grundsätze, nach denen wir unser Handeln einzurichten haben.
Es hat zwei Motive: das Vergnügen und das Interesse; und ein drittes gebieterischeres: die Pflicht.
Die Pflichten zerfallen in zwei Klassen: erstens in solche gegen uns selbst, die darin bestehen, unsern Körper zu pflegen, uns vor allerlei Unbill zu schützen. Die Kinder begriffen das vollkommen. Zweitens in Pflichten gegen die andern, das heißt, man soll stets ohne Falsch, gütig und sogar brüderlich sein, denn das Menschengeschlecht bildet nur eine große Familie. Oft sagt uns etwas zu, das unsern Mitmenschen schadet; das Interesse ist vom Guten verschieden, denn der Begriff des Guten läßt sich auf keinen andern Begriff zurückführen. Die Kinder verstanden nicht. Er verschob die Strafen, die die Verletzung der Pflichten nach sich zieht, auf das nächste Mal.
Bei alledem habe er, so meinte Bouvard, das Gute nicht definiert.
»Wie willst du es definieren? Man fühlt es.«
Dann würden die moralischen Unterweisungen nur moralischen Leuten zukommen, und Pécuchets Vorlesung wurde nicht fortgesetzt.
Sie ließen ihre Zöglinge die kleinen Geschichten lesen, die darauf abzielen, Liebe zur Tugend zu erwecken. Sie langweilten Viktor tödlich.
Um seine Einbildungskraft anzuregen, hing Pécuchet an die Wände seines Zimmers Bilder, die das Leben des ordentlichen Menschen und das des liederlichen darstellten. Der erstere, Adolf, umarmte seine Mutter, lernte eifrig Deutsch, half einem Blinden und kam auf die polytechnische Hochschule.
Der liederliche, Eugen, fing mit Ungehorsam gegen seinen Vater an, hatte Streit in einem Café, schlug seine Frau, stürzte vollständig betrunken hin, zerschlug einen Schrank, und ein letztes Bild zeigte ihn im Zuchthaus, wo ein Herr, der von einem Knaben begleitet war, auf ihn weisend sagte:
»Hier siehst du, mein Sohn, die Gefahren eines schlechten Lebenswandels.«
Doch für die Kinder ist die Zukunft nicht vorhanden. Man speiste sie vergeblich bis zum Überdruß mit dem Grundsatz: »daß die Arbeit ehrenvoll sei und daß der Reichtum nicht immer glücklich mache.« Sie hatten Arbeiter gekannt, die keineswegs geehrt wurden, und sie gedachten des Schlosses, wo das Leben angenehm schien.
Die Qualen des Gewissens wurden ihnen mit solchen Übertreibungen ausgemalt, daß sie die Aufschneiderei witterten und bei allem übrigen Mißtrauen zeigten.
Man versuchte, sie bei der Ehre zu fassen, durch den Gedanken an die öffentliche Meinung und das Gefühl für Auszeichnung, indem man ihnen die großen Menschen rühmte, besonders die, welche ihren Mitmenschen von Nutzen gewesen waren, wie Belzunce, Franklin, Jacquard! Viktor bezeugte nicht die geringste Neigung, es ihnen gleichzutun.
Als er eines Tages eine Addition ohne Fehler ausgeführt hatte, nähte Bouvard ihm ein Band an seine Jacke, welches das Ehrenkreuz bedeuten sollte. Viktor brüstete sich damit; doch als er den Tod Heinrichs IV. vergessen hatte, setzte ihm Pécuchet eine Eselsmütze auf. Viktor begann mit solcher Heftigkeit und so lange wie ein Esel zu schreien, daß man ihm die papiernen Ohren abnehmen mußte.
Seine Schwester war gleich ihm stolz auf Lob, aber gleichgültig gegen Tadel.
Um ihr Gefühl zu wecken, gab man ihnen eine schwarze Katze, für die sie sorgen sollten; man händigte ihnen zwei, drei Sous ein, damit sie Almosen gaben. Sie fanden diese Forderung ungerecht; dieses Geld gehöre ihnen.
Auf den Wunsch ihrer Erzieher nannten sie Bouvard »Onkelchen« und Pécuchet »Alterchen«, doch sie duzten sie, und die Unterrichtsstunden vergingen gewöhnlich zur Hälfte mit Streitigkeiten.
Viktorine mißbrauchte Marcel für ihre Launen, kletterte auf seinen Rücken, zog ihn an den Haaren.
Um über seine Hasenscharte zu spotten, sprach sie wie er durch die Nase, und der arme Kerl wagte nicht, sich zu beklagen, so sehr liebte er das kleine Mädchen. Eines Abends ertönte seine heisere Stimme sehr laut. Bouvard und Pécuchet gingen in die Küche herunter. Die beiden Zöglinge beobachteten den Kamin, und Marcel schrie händeringend:
»Hol sie heraus! Das ist zu arg! Das ist zu arg!«
Der Deckel des Topfes sprang ab, als wäre eine Granate geplatzt. Ein graues Etwas sauste bis zur Decke empor, drehte sich dann wie rasend um die eigene Achse und stieß dabei ein schreckliches Geheul aus.
Man erkannte die Katze, die ganz eingefallen und haarlos war. Ihr Schwanz glich einem Seil, und die Augen standen ihr riesengroß aus dem Kopfe hervor. Sie waren milchfarbig, wie entleert, und sandten doch Blicke.
Das entsetzliche Tier heulte immer noch, sprang in den Kamin, verschwand und fiel dann als leblose Masse in die Asche.
Es war Viktor, der diese Scheußlichkeit begangen hatte, und die beiden Biedermänner zogen sich bleich vor Entsetzen und Schauder zurück. Auf die Vorwürfe, die man ihm machte, antwortete er wie der Feldhüter hinsichtlich seines Sohnes und wie der Pächter in betreff seines Pferdes:
»Was denn! Sie gehört doch mir.« Er sagte es ungeniert, wie selbstverständlich und mit der Ruhe eines befriedigten Triebes.
Das kochende Wasser des Topfes war auf dem Boden umhergespritzt; Pfannen, Feuerzange und Leuchter lagen auf den Fliesen.
Es dauerte einige Zeit, bis Marcel die Küche gesäubert hatte, und seine Herren und er verscharrten die arme Katze im Garten unter der Pagode.
Dann sprachen Bouvard und Pécuchet eingehend miteinander über Viktor. Das väterliche Blut schlug durch. Was tun? Ihn Herrn von Faverges zurückgeben oder ihn anderen anvertrauen, wäre ein Eingeständnis ihrer Unfähigkeit gewesen. Vielleicht würde er sich bessern.
Gleichviel! Die Hoffnung war zweifelhaft; die Liebe war verschwunden. Wie schön wäre es jedoch gewesen, an seiner Seite einen Jüngling zu haben, der nach unseren Gedanken fragt, dessen Fortschritte man beobachtet, der später zu einem Bruder wird; doch Viktor fehlte es an Klugheit und noch mehr an Herz! Und Pécuchet, der sein eines Knie mit beiden Händen umspannt hielt, seufzte.
»Die Schwester taugt ebensowenig,« sagte Bouvard.
Er stellte sich ein etwa fünfzehnjähriges Mädchen von zartem Gemüt und fröhlichem Sinn vor, das das Haus mit der Anmut seiner Jugend erfüllte; und der Biedermann weinte, als sei er ihr Vater gewesen und sie soeben gestorben.
Dann wollte er Viktor entschuldigen und führte Rousseaus Anschauung ins Feld: Das Kind ist für sein Tun nicht verantwortlich, kann nicht moralisch oder unmoralisch sein.
Diese Kinder jedoch, so meinte Pécuchet, seien alt genug, um Unterscheidungsvermögen zu haben, und sie studierten, wie man sie bessern könne. Soll eine Strafe wirksam sein, sagt Bentham, so muß sie in Beziehung zu der Verfehlung stehen, deren natürliche Folge sie ist. Das Kind hat eine Scheibe zerbrochen; man soll keine wieder einsetzen; möge es unter der Kälte leiden; verlangt es, schon gesättigt, von einem Gericht, so gebe man ihm noch davon; eine Verdauungsstörung wird schnell Grund zur Reue geben. Ist es faul, so möge es ohne Arbeit bleiben; auf sich selbst angewiesen, wird die Langeweile es zur Arbeit zurückführen.
Doch Viktor würde nicht unter der Kälte leiden, seine Konstitution konnte Außergewöhnliches ertragen, und das Nichtstun würde ihm willkommen sein.
Sie wandten das entgegengesetzte Verfahren an, die heilsame Bestrafung; Strafarbeiten wurden ihm aufgegeben; er wurde noch fauler; man gab ihm kein Eingemachtes mehr; er wurde noch naschhafter. Vielleicht würde die Ironie Erfolg haben? Als er einmal mit schmutzigen Händen zum Frühstück gekommen war, verspottete ihn Bouvard, nannte ihn hübscher Kavalier, Stutzer, Dandy. Viktor hörte mit gesenktem Kopfe zu; dann wurde er plötzlich blaß und warf seinen Teller nach Bouvards Kopf; wütend, ihn verfehlt zu haben, stürzte er sich auf ihn. Drei Männer hätten Mühe gehabt, ihn zu halten. Er wälzte sich auf dem Boden und versuchte zu beißen. Pécuchet bespritzte ihn von weitem aus einer Wasserflasche; er beruhigte sich sogleich, war aber zwei Tage hindurch heiser. Das Mittel taugte nichts.
Sie griffen zu einem andern; bei dem geringsten Anzeichen von Wut behandelten sie ihn als Kranken und brachten ihn zu Bett; Viktor befand sich wohl darin und sang. Eines Tages stibitzte er aus der Bibliothek eine alte Kokosnuß und war dabei, sie zu zerspalten, als Pécuchet dazukam:
»Meine Kokosnuß!«
Sie war ein Andenken an Dumouchel. Pécuchet hatte sie von Paris nach Chavignolles mitgebracht und gestikulierte vor Entrüstung mit den Armen in der Luft. Viktor fing an zu lachen. »Alterchen« hielt nicht mehr an sich, und vermittels einer kräftigen Maulschelle beförderte er den Bengel in den Hintergrund des Zimmers; dann suchte er, vor Erregung zitternd, Bouvard auf, um ihm sein Leid zu klagen.
Bouvard machte ihm Vorwürfe.
»Stellst du dich an mit deiner Kokosnuß! Die Schläge verdummen, der Schrecken entnervt. Du erniedrigst dich selbst!«
Pécuchet wandte ein, körperliche Züchtigungen seien zuweilen unerläßlich. Pestalozzi wandte sie an, und der berühmte Melanchthon gesteht, daß er ohne sie nichts gelernt haben würde. – Doch haben grausame Bestrafungen zum Selbstmord getrieben, man liest von solchen Beispielen. Viktor hatte den Eingang zu seinem Zimmer verbarrikadiert. – Bouvard verhandelte durch die Tür, und um sie aufzubekommen, versprach er ihm eine Pflaumentorte.
Von nun an wurde es schlimmer mit dem Jungen.
Blieb ein von dem Bischof Dupanloup empfohlenes Mittel: »der strenge Blick«. Sie versuchten, ihren Gesichtern einen schrecklichen Ausdruck zu geben, und hatten nicht den geringsten Erfolg damit.
»Wir können es nur noch mit der Religion versuchen,« sagte Bouvard.
Pécuchet protestierte. Sie hätten die Religion aus ihrem Programm gestrichen.
Doch die Vernunft befriedigt nicht die Bedürfnisse. Das Herz und die Phantasie wollen mehr. Vielen Seelen ist das Übernatürliche unentbehrlich, und sie beschlossen, die Kinder in die Katechismusstunde zu schicken.
Reine erbot sich, sie dorthin zu bringen. Sie kam wieder ins Haus und verstand, durch einnehmende Manieren sich beliebt zu machen.
Viktorine wurde plötzlich anders; sie zeigte sich zurückhaltend, wurde süßlich, lag vor der Madonna auf den Knien, bewunderte das Opfer Abrahams und hatte ein verächtliches Hohnlächeln, wenn von Protestanten die Rede war.
Sie erklärte, man habe ihr aufgegeben zu fasten. Bouvard und Pécuchet erkundigten sich: es war nicht wahr. Am Fronleichnamstage verschwanden Levkojen von einem Beete, die nachher den Altar schmückten; sie leugnete in frecher Weise, sie abgeschnitten zu haben. Ein anderes Mal entwendete sie Bouvard zwanzig Sous, die sie beim Abendgottesdienst in die Schale des Küsters legte.
Sie schlossen daraus, daß Moral und Religion verschiedene Dinge seien; wenn die letztere keinen tieferen Grund hat, ist sie von untergeordneter Wichtigkeit.
Eines Abends, während sie speisten, trat Herr Marescot ins Zimmer; im selben Augenblick entschlüpfte Viktor.
Der Notar, der es ablehnte, sich zu setzen, erzählte, was ihn herführe: der junge Touache habe seinen Sohn beinahe zu Tode geprügelt.
Da man um Viktors Herkunft wußte und er unangenehm war, nannten ihn die anderen Bengel Zuchthäusler, und soeben hatte er den jungen Herrn Marescot in unverschämter Weise verhauen. Der Körper des teuren Arnold zeigte die Spuren davon. »Seine Mutter ist in Verzweiflung, sein Anzug in Fetzen, seine Gesundheit geschädigt! Was soll daraus werden?«
Der Notar forderte eine scharfe Züchtigung, und unter anderm sollte Viktor nicht mehr die Katechismusstunde besuchen, um neue Zusammenstöße zu vermeiden!
Obwohl Bouvard und Pécuchet durch den hochfahrenden Ton verletzt waren, versprachen sie alles, was er wünschte, gaben klein bei.
War Viktor dem Antriebe des Ehr- oder dem des Rachegefühls gefolgt? Auf jeden Fall war er kein Feigling.
Doch seine Roheit erschreckte sie; die Musik würde seine Sitten mildern; Pécuchet kam auf den Gedanken, ihn die Anfangsgründe des Gesanges zu lehren.
Es machte Viktor große Mühe, die Noten fließend zu lesen und die Ausdrücke Adagio, Presto, Sforzando nicht miteinander zu verwechseln.
Sein Lehrer mühte sich ab, ihm die Tonleiter zu erklären, den Dreiklang, die diatonische, die chromatische Leiter und die beiden Arten von Intervallen, die sogenannte große und kleine Terz.
Viktor mußte sich ganz gerade hinsetzen, die Brust heraus- und die Schultern zurücknehmen und den Mund weit öffnen; und um ihn durch Beispiel zu unterrichten, gab Pécuchet selbst die Töne mit falscher Stimme an; Viktor brachte die seinige nur mit Mühe aus der Kehle, so preßte er sie zusammen; wenn der Takt mit einer Pause begann, sang er sogleich los, oder er kam zu spät.
Nichtsdestoweniger machte sich Pécuchet an den zweistimmigen Gesang. Anstatt des Bogens nahm er ein Stöckchen und bewegte seinen Arm gebieterisch hin und her, als wenn er ein Orchester dirigiert hätte; aber von zwei Verrichtungen in Anspruch genommen, kam er aus dem Takt, sein Irrtum veranlaßte neue Fehler beim Schüler, und während sie die Augenbrauen runzelten und die Halsmuskeln anspannten, fuhren sie aufs Geratewohl fort, bis sie unten auf der Seite angelangt waren.
Schließlich sagte Pécuchet zu Viktor: »Du wirst sobald noch nicht in den Gesangvereinen glänzen.« Und er gab den Musikunterricht auf.
Locke hat übrigens vielleicht recht: »Die Musik führt in so liederliche Gesellschaft, daß man besser tut, sich mit etwas anderm zu befassen.«
Ohne einen Schriftsteller aus Viktor machen zu wollen, hielten sie es für angebracht, wenn er verstände, einen ordentlichen Brief zuwege zu bringen. Eine Überlegung hielt sie zurück: man kann den Briefstil nicht erlernen, denn er gehört ausschließlich den Frauen.
Sie gedachten sodann, ihm ausgewählte Stücke aus der Literatur ins Gedächtnis zu trichtern und, da sie in Verlegenheit waren, was sie wählen sollten, zogen sie das Werk der Frau Campan zu Rate. Sie empfiehlt die Eliacin-Szene, die Chöre aus Esther, Jean-Baptiste Rousseau ganz.
Das alles ist etwas veraltet. Was die Romane anlangt, so untersagt sie deren Lektüre, da sie die Welt in zu günstigen Farben malen.
Indessen gestattet sie »Clarissa Harlowe« und den »Familienvater« von Miß Opy. – Wer ist diese Miß Opy?
Sie konnten ihren Namen in der »Biographie Michaud« nicht entdecken. Blieben die Märchen. »Sie werden sich Hoffnung auf Diamantenpaläste machen,« sagte Pécuchet. Die Literatur entwickelt den Geist, aber sie erhitzt die Leidenschaften.
Viktorine wurde wegen der ihrigen aus der Katechismusstunde gewiesen. Man hatte sie überrascht, wie sie den Sohn des Notars küßte, und Reine verstand keinen Spaß: ihr Gesicht unter ihrer Haube mit den großen Röhrenfalten war ernst.
Wie konnte man nach einem solchen Skandal ein so verdorbenes junges Mädchen behalten?
Bouvard und Pécuchet erklärten den Pfarrer für ein altes Roß. Seine Magd verteidigte ihn brummend: »Man kennt Sie! Man kennt Sie!« Sie gaben's ihr zurück, und sie ging, während sie die Augen schrecklich rollte.
Viktorine hatte sich in der Tat in Arnold verliebt, so reizend fand sie ihn in seinem gestickten Kragen, seiner Samtweste, mit seinem angenehm duftenden Haar, und sie brachte ihm Sträuße mit bis zu dem Augenblick, wo sie durch Zephyrin angezeigt wurde.
Wie lächerlich war dieses Abenteuer; die beiden Kinder waren ja vollständig unschuldig!
Sollte man sie über das Geheimnis der Zeugung belehren?
»Ich sähe nichts Schlimmes darin,« sagte Bouvard. Der Philosoph Basedow erklärte es seinen Zöglingen, wobei er jedoch nur auf die Schwangerschaft und die Geburt genauer einging.
Pécuchet dachte anders. Viktor begann ihn zu beunruhigen.
Pécuchet hatte ihn im Verdacht, eine böse Angewohnheit zu haben. Weshalb nicht? Es gibt ernste Männer, die sie ihr ganzes Leben hindurch behalten, und man behauptet, daß der Herzog von Angoulême sich ihr hingab.
Er fragte seinen Zögling in einer Weise, daß er ihm die Augen öffnete, und bald darauf sah er seinen Argwohn bestätigt.
Da nannte er ihn Verbrecher und wollte ihn zur Heilung Tissot lesen lassen. Dieses Meisterwerk wirkte nach Bouvards Ansicht eher verderblich als nutzbringend. Besser sei, ihm ein poetisches Gefühl einzuflößen. Aimé Martin berichtet, daß eine Mutter in einem ähnlichen Falle ihrem Sohne die »Neue Héloise« zu lesen gab, und um der Liebe würdig zu werden, begab sich der junge Mensch schleunigst auf den Pfad der Tugend.
Doch Viktor war nicht fähig, eine Sophie zu erträumen.
»Wie wär's, wenn wir ihn in ein Bordell führten?«
Pécuchet gab seinen Abscheu gegen die öffentlichen Dirnen zu erkennen.
Bouvard hielt das für dumm und sprach sogar davon, dieserhalb eine Reise nach le Havre zu machen.
»Was fällt dir ein? Man könnte uns hineingehen sehen!«
»Na, schön! Kaufe ihm ein Schutzmittel!«
»Aber der Bandagist dächte vielleicht, es sei für mich,« sagte Pécuchet.
Ein aufregendes Vergnügen wie die Jagd tat ihm not; sie würde die Ausgabe für eine Flinte, für einen Hund mit sich bringen; sie zogen vor, ihn zu ermüden, und unternahmen es, mit ihm in der Gegend umherzustreifen.
Der Schlingel entschlüpfte ihnen, obwohl sie einander ablösten: sie waren wie erschlagen, und am Abend hatten sie nicht mehr die Kraft, die Zeitung zu halten.
Während sie auf Viktor warteten, plauderten sie mit den Vorübergehenden, und aus Bedürfnis, ihren Lehrtrieb zu betätigen, versuchten sie, den Leuten hygienische Maßregeln beizubringen, beklagten den Verlust der Abwässer, die Vergeudung des Düngers, wetterten gegen den Aberglauben, das Anbringen eines Drosselskelettes in der Scheune, eines geweihten Buchsbaumes hinten im Stall, gegen den Sack mit Würmern auf den Füßen der Fieberkranken.
Sie besuchten sogar die Ammen, und sie entrüsteten sich über die Art, wie sie die Säuglinge behandelten; einige ernährten sie mit Grieß, wodurch die Kinder aus Schwäche zugrunde gingen; andere stopften sie mit Fleisch, noch ehe sie sechs Monate alt waren, und die Kleinen starben an Verdauungsstörungen; manche reinigten sie mit ihrem eigenen Speichel, alle behandelten sie roh.
Wenn sie über der Tür eine gekreuzigte Eule bemerkten, so traten sie in den Hof und sagten:
»Das ist unrecht von Ihnen – diese Tiere leben von Ratten, Feldmäusen; im Magen eines Käuzchens hat man eine Menge Raupenlarven gefunden.«
Die Dörfler kannten sie, denn sie hatten sie zuerst als Ärzte, dann nach alten Möbeln fahndend, schließlich beim Steinesuchen gesehen, und sie antworteten:
»Gehen Sie, Sie Spaßmacher! Wollen Sie doch nicht klüger sein als wir.«
Ihre Überzeugung geriet ins Wanken; denn die Sperlinge reinigen die Gemüsegärten, aber zugleich fressen sie die Kirschen ab. Die Eulen verschlingen die Insekten und ebenso die Fledermäuse, die nützlich sind, – und wenn die Maulwürfe die Schnecken fressen, wühlen sie andrerseits die Erde auf. Eines stand für sie fest, nämlich, daß man alles Wild ausrotten müsse, da es dem Ackerbau schade.
Eines Abends gingen sie durch den Wald von Faverges; sie kamen vor das Haus, wo Sorel am Wege zwischen drei Männern gestikulierte.
Der erste war ein gewisser Dauphin, ein Schuhflicker, klein, mager, mit tückischem Gesichtsausdruck. Der zweite, der alte Aubain, der Botendienste in den Dörfern tat, trug einen alten gelben Rock zu einer Hose aus blauem Zwillich. Der dritte, Eugen, Diener bei Herrn Marescot, zeichnete sich durch einen Bart aus, der wie die Bärte der Beamten geschnitten war.
Sorel zeigte ihnen eine Schlinge aus Kupferdraht, die an einem Seidenfaden saß; letzterer wurde von einem Ziegel festgehalten; – man nenne das eine Dohne, – und er hatte den Schuhflicker beim Legen derselben gefunden.
»Sie sind Zeugen, nicht wahr?«
Eugen nickte in zustimmender Weise, und der alte Aubain erwiderte:
»Wenn Sie es sagen.«
Was Sorel in Wut setzte, war die Frechheit, daß man eine Schlinge so nahe bei seiner Wohnung gelegt habe; der Lump bilde sich ein, daß man nicht auf den Gedanken komme, an dieser Stelle so etwas zu vermuten.
Dauphin nahm eine weinerliche Miene an:
»Ich trat darauf, ich wollte sie sogar zerreißen.« Man beschuldige ihn immer, man hasse ihn, er sei sehr unglücklich!
Ohne zu antworten, hatte Sorel ein Notizbuch, eine Feder und Tinte aus der Tasche gezogen, um ein Protokoll aufzunehmen.
»O! nicht doch!« sagte Pécuchet.
Bouvard fügte hinzu: »Lassen Sie ihn laufen, er ist ein ordentlicher Kerl!«
»Der, ein Wilddieb!«
»Und wenn das wirklich der Fall wäre?« Und sie begannen, die Wilddieberei zu verteidigen: »Zunächst steht fest, daß die Kaninchen die jungen Sprossen abnagen, die Hasen das Getreide verderben, ausgenommen die Schnepfe vielleicht …«
»Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.« Und der Waldhüter schrieb mit zusammengebissenen Zähnen.
»Welch ein Starrsinn!« murmelte Bouvard.
»Noch ein Wort, und ich hole die Gendarmen.«
»Sie sind ein ungeschliffener Mensch!« sagte Pécuchet.
»Und ich schere mich den Teufel um Sie,« erwiderte Sorel.
Bouvard, sich vergessend, nannte ihn Tölpel, Lakai, und Eugen sagte immerfort: »Ruhe! Ruhe! Achten wir das Gesetz!« während der alte Aubain, drei Schritte davon auf einem Steinhaufen sitzend, stöhnte.
Durch die Stimmen erregt, kamen alle Hunde der Meute aus ihren Hütten; man sah ihre funkelnden Augen, ihre schwarzen Schnauzen durch das Gitter, und bald hierhin, bald dorthin rennend, bellten sie schrecklich.
»Ärgern Sie mich nicht länger,« schrie ihr Herr, »oder ich lasse sie auf Ihre Hosen los!«
Die beiden Freunde entfernten sich, trotz alledem befriedigt, weil sie den Fortschritt, die Zivilisation unterstützt hatten.
Sogleich am folgenden Tage erhielten sie eine Vorladung vor das Polizeigericht wegen Beleidigung des Waldhüters, der auf hundert Franken Buße angetragen habe, vorbehaltlich eines Antrages seitens des Staatsanwalts wegen der durch sie begangenen Übertretungen: »Kosten 6 Frank 75 Cents. Tiercelin, Gerichtsvollzieher.«
Was sollte dabei der Staatsanwalt? Der Kopf schwindelte ihnen; dann beruhigten sie sich und bereiteten ihre Verteidigung vor.
Am vorgeschriebenen Tage begaben sich Bouvard und Pécuchet eine Stunde zu früh auf das Bürgermeisteramt. Niemand zeigte sich. – Stühle und drei Sessel standen um einen ovalen Tisch, der mit einer Decke bedeckt war; in die Mauer war eine Nische zur Einsetzung eines Ofens gebrochen, und die Büste des Kaisers, die auf einem Sockel stand, schaute auf das Ganze herab.
Sie durchstreiften das Haus bis zum Boden, wo eine Löschpumpe, mehrere Fahnen und in einem Winkel auf der Erde noch andere Gipsbüsten lagen: der große Napoleon ohne Diadem, Ludwig XVIII. mit Epauletten über dem Frack, Karl X., der an seiner herabhängenden Lippe zu erkennen war, Ludwig Philipp mit geschweiften Augenbrauen und einer spitz gekämmten Tolle; sein Nacken berührte die schräge Neigung des Daches; und alle Büsten waren von Fliegen und Staub beschmutzt. Dieser Anblick verstimmte Bouvard und Pécuchet. Ein Gefühl des Mitleids für die Regierungen ergriff sie, als sie in den großen Saal zurückkehrten.
Hier fanden sie Sorel und den Feldhüter; der eine hatte sein Schildchen am Arm, der andere trug ein Käppi. Etwa ein Dutzend Personen plauderten miteinander; sie waren angezeigt, weil sie nicht genügend gefegt oder weil sie ihre Hunde hatten herumlaufen lassen, weil die Laterne am Wagen gefehlt oder weil sie während der Messe die Schankwirtschaft offen gehalten hatten.
Endlich kam Coulon in einer Amtsrobe aus schwarzer Sarsche und einem runden Barett, das einen unteren Rand aus Samt hatte. Sein Schreiber setzte sich zu seiner Linken, der Bürgermeister in der Schärpe nahm rechts von ihm Platz, und bald darauf wurde die Angelegenheit Sorel gegen Bouvard und Pécuchet aufgerufen.
Louis Martial Eugène Lenepveur, Kammerdiener in Chavignolles (Calvados), benutzte seine Eigenschaft als Zeuge, alles darzulegen, was er über eine Unmenge von Dingen wußte, die nichts mit dem Streit zu tun hatten.
Nicolas Juste Aubain, Tagelöhner, fürchtete, Sorels Mißfallen zu erregen und andrerseits den Herren zu schaden; er hatte grobe Worte gehört, zweifelte jedoch daran; er berief sich auf seine Taubheit.
Der Friedensrichter ließ ihn sich wieder setzen; dann wandte er sich an den Waldhüter:
»Bleiben Sie bei Ihrer Aussage?«
»Ganz gewiß.«
Dann fragte Coulon die beiden Angeschuldigten, was sie zu sagen hätten.
Bouvard bestritt, Sorel beleidigt zu haben; er habe vielmehr durch seine Parteinahme für den Wilderer das Interesse unserer Felder gewahrt; er erinnerte an die Mißbräuche der Feudalzeit, die vernichtenden Jagden der vornehmen Herren.
»Einerlei! die Übertretung …«
»Ich muß Sie unterbrechen,« rief Pécuchet. »Die Worte Übertretung, Verbrechen und Vergehen sind ohne Wert. Die strafbaren Vorgänge so klassifizieren, heißt, von einer willkürlichen Basis ausgehen.
Ebensogut könnte man den Bürgern sagen: ›Kümmert euch nicht um den Wert eurer Handlungen, er wird nur durch die Strafen der Regierung bestimmt.‹ Übrigens erscheint mir das Strafgesetzbuch als ein unsinniges, der Grundsätze bares Werk.«
»Das mag sein!« erwiderte Coulon.
Und er wollte sein Urteil sprechen; doch Foureau als Vertreter der Staatsanwaltschaft erhob sich. Man habe den Waldhüter bei Ausübung seiner Amtsbefugnisse beleidigt. Wenn man die Eigentumsrechte nicht mehr achte, so sei alles verloren.
»Kurz, möge es dem Herrn Friedensrichter gefallen, das Höchstmaß der Strafe anzuwenden.«
Sie betrug zehn Franken als Buße an Sorel.
»Bravo!« rief Bouvard.
Coulon war noch nicht zu Ende:
»Verurteilt sie außerdem zu fünf Frank Geldstrafe als schuldig der von dem Staatsanwalt geltend gemachten Übertretung.«
Pécuchet wandte sich an die Zuhörer:
»Die Geldstrafe ist eine Bagatelle für den Reichen, aber ein Unglück für den Armen. Mir macht sie nichts!«
Und er sah aus, als mache er sich über den Gerichtshof lustig.
»Wirklich,« sagte Coulon, »ich wundere mich, daß Leute von Verstand …«
»Sie überhebt das Gesetz der Mühe, welchen zu haben!« erwiderte Pécuchet. »Der Friedensrichter verwaltet sein Amt auf unbegrenzte Lebenszeit, während der Richter des Oberappellationsgerichtes nur bis zum fünfundsiebenzigsten Jahre für amtsfähig gilt und derjenige der ersten Instanz nur bis zum siebenzigsten.«
Doch auf ein Zeichen Foureaus trat Placquevent vor.
Sie protestierten.
»Ja, wenn Sie im Wettbewerb ernannt würden!«
»Oder durch die Kreisstände.«
»Oder von einer Kommission von Sachverständigen auf Grund einer zuverlässigen Liste.«
Placquevent trieb sie vorwärts, – und sie gingen hinaus unter den Hohnrufen der übrigen Angeschuldigten, die glaubten, sich durch diese Gemeinheit dem Richter angenehm zu machen.
Um sich ihre Entrüstung vom Herzen zu reden, gingen sie am Abend zu Beljambe; sein Café war leer; die Honoratioren waren gewohnt, gegen zehn Uhr von dort fortzugehen. Man hatte die Lampe herabgeschraubt; die Wände und der Zahltisch lagen im Nebel, – eine Frau kam. Es war Mélie.
Sie zeigte keine Verwirrung – und lächelnd schenkte sie ihnen zwei Seidel ein. Pécuchet, der sich unbehaglich fühlte, verließ die Wirtschaft schnell.
Bouvard ging allein wieder hin, belustigte einige Bürger durch Spötteleien über den Bürgermeister und kam von dieser Zeit an häufiger in die Kneipe.
Sechs Wochen später wurde Dauphin aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Wie schändlich! Man hielt jetzt dieselben Zeugen für verdächtig, welche gegen sie als belastend gegolten hatten.
Und ihre Wut kannte keine Grenzen, als das Verkehrssteueramt sie benachrichtigte, daß sie die Strafe zu zahlen hätten. Bouvard griff das Verkehrssteueramt als eine für das Eigentum schädliche Einrichtung an.
»Sie irren sich!« sagte der Steuereinnehmer.
»Ich dächte gar! Es muß ein Drittel der öffentlichen Lasten tragen!«
»Ich möchte ein weniger lästiges Steuerverfahren, ein besseres Katasterwesen, Veränderungen an der Einrichtung des Pfandbriefrechts; und außerdem sollte man die Bank von Frankreich abschaffen, die das Vorrecht des Wuchers hat.«
Girbal zeigte sich dem nicht gewachsen, sank in der Meinung der anderen und erschien nicht mehr.
Bouvard indessen sagte dem Wirt zu; er zog Leute herbei und plauderte gemütlich mit der Magd, während er auf die Stammgäste wartete.
Er äußerte sonderbare Gedanken über den Elementarunterricht. Wenn man die Schule verließ, sollte man seiner Ansicht nach imstande sein, Kranke zu pflegen, die wissenschaftlichen Entdeckungen zu verstehen, sich für die Künste zu interessieren. Die Forderungen seines Programms brachten ihn mit Petit in Streit; und er verletzte den Hauptmann durch die Behauptung, daß die Soldaten, anstatt ihre Zeit mit Übungen zu verlieren, besser täten, Gemüse zu bauen.
Als die Frage des Freihandels aufs Tapet kam, brachte er Pécuchet mit; und den ganzen Winter hindurch gab es im Café drohende Blicke, verächtliche Haltungen, Beleidigungen und Schimpfen nebst Faustschlägen auf die Tische, daß die Seidel tanzten.
Langlois und die übrigen Kaufleute verteidigten den nationalen Handel; Oudot, Spinnereibesitzer, und Mathieu, Goldwarenfabrikant, die einheimische Industrie; die Gutsbesitzer und die Pächter die einheimische Landwirtschaft, wobei jeder für sich Vorrechte zum Nachteil der Mehrheit verlangte. Bouvards und Pécuchets Reden beunruhigten.
Da man ihnen vorwarf, nichts von der Praxis zu verstehen, es auf Gleichmacherei und Sittenlosigkeit abgesehen zu haben, entwickelten sie folgende drei Anschauungen: den Familiennamen durch eine Stammrollennummer zu ersetzen; die Franzosen in Rangklassen einzuteilen, und um seinen Rang zu behaupten, solle man sich von Zeit und Zeit einem Examen unterziehen; Wegfall der Bestrafungen wie der Auszeichnungen, aber für alle Dörfer eine besondere Chronik, die auf die Nachwelt übergehen sollte.
Man wollte von ihrem System nichts wissen. Sie schrieben einen Artikel darüber für die Zeitung von Bayeux, setzten ein Schreiben an den Präfekten auf, richteten eine Eingabe an die Kammern, eine Denkschrift an den Kaiser.
Die Zeitung druckte ihren Artikel nicht ab.
Der Präfekt würdigte sie keiner Antwort.
Die Kammern blieben stumm, und sie warteten lange auf einen Briefumschlag aus den Tuilerien.
Womit beschäftigte sich denn der Kaiser? Ohne Zweifel mit Frauen.
Foureau riet ihnen auf Veranlassung des Unterpräfekten zu größerer Zurückhaltung.
Sie kehrten sich weder an den Unterpräfekten, noch an den Präfekten, noch an die Räte der Präfektur, ja nicht einmal an den Staatsrat. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit sei etwas Ungeheuerliches, denn durch Gunstbezeugungen und Drohungen übe die Verwaltung eine ungerechte Herrschaft über ihre Beamten aus. Kurz, sie wurden lästig, und die Honoratioren schärften Beljambe ein, diese beiden Menschen fernzuhalten.
Da brannten Bouvard und Pécuchet vor Verlangen, sich durch ein Werk auszuzeichnen, das ihre Mitbürger blenden sollte, und sie fanden nichts anderes als Verschönerungsprojekte für Chavignolles.
Drei Viertel der Häuser sollten abgerissen werden; man würde inmitten des Ortes einen monumentalen Platz anlegen, ein Spital in der Richtung auf Falaise, ein Schlachthaus am Wege nach Caen und in der »Kuhgasse« eine bunt gehaltene romanische Kirche bauen.
Pécuchet verfertigte mit chinesischer Tusche eine Zeichnung, wobei er nicht vergaß, den Wald gelb, die Bauten rot und die Wiesen grün auszumalen, denn die Bilder eines idealen Chavignolles verfolgten ihn bis in seine Träume; er wälzte sich schlaflos auf seiner Matratze.
Eines Nachts wurde Bouvard davon wach.
»Bist du krank?«
Pécuchet stammelte:
»Haussmann läßt mich nicht schlafen.«
Um diese Zeit erhielt er einen Brief von Dumouchel, der nach den Preisen der Seebäder an der normannischen Küste fragte.
»Er möge sich trollen mit seinen Bädern. Haben wir denn Zeit, Briefe zu schreiben?«
Und nachdem sie sich eine Meßkette, ein Winkelmaß, eine Wasserwage und eine Bussole verschafft hatten, begannen neue Studien.
Sie drangen in die Grundstücke ein; oft waren die Bürger überrascht, dort diese beiden Männer zu sehen, die Absteckpfähle einpflanzten.
Bouvard und Pécuchet sprachen mit ruhiger Miene über ihre Pläne und das, was sich daraus ergeben würde.
Die Einwohner wurden unruhig, denn schließlich konnte vielleicht die Behörde ihre Anschauung teilen.
Manchmal trieb man sie in grober Weise fort.
Viktor erkletterte die Mauern und stieg in die Dachgiebel, um ein Signal anzubringen, bezeigte guten Willen und sogar einen gewissen Eifer.
Sie waren auch mit Viktorine zufriedener.
Wenn sie Wäsche bügelte, bewegte sie ihr Eisen auf dem Brett, während sie mit zarter Stimme sang; sie zeigte Interesse für die Wirtschaft, machte Bouvard eine Mütze, und ihre Nähte trugen ihr die Komplimente Romiches ein.
Romiche war einer jener Schneider, die auf die Gutshöfe gehen, um die Kleider auszubessern. Man behielt ihn vierzehn Tage im Hause.
Er war bucklig und hatte rotumränderte Augen, glich jedoch diese körperlichen Mängel durch eine närrische Laune wieder aus. Während die Herren abwesend waren, belustigte er Marcel und Viktorine durch spaßige Erzählungen, streckte seine Zunge bis zum Kinn heraus, ahmte den Kuckuck nach, führte sich als Bauchredner vor und legte sich am Abend, um die Kosten der Herberge zu sparen, im Waschhaus schlafen.
Nun holte Bouvard eines Morgens, da er fror, zu sehr früher Stunde dort Hobelspähne, um sein Feuer anzuzünden.
Ein Anblick ließ ihn erstarren.
Hinter den Trümmern der Truhe schliefen Romiche und Viktorine auf einer Matratze.
Er hatte seinen Arm um ihre Taille gelegt, und seine andere Hand, lang wie die eines Affen, hielt ihr Knie umfaßt; seine Lieder waren halb geschlossen, sein Gesicht noch von einem Krampf der Lust verzogen. Sie lächelte, auf dem Rücken liegend. Ihre offenstehende Nachtjacke zeigte ihren kindlichen Busen, der von den Liebkosungen des Buckligen rot gefleckt war; ihre blonden Haare hingen gelöst, und die Morgendämmerung warf über beide ein fahles Licht.
Bouvard war es im ersten Augenblick gewesen, als empfange er einen Stoß mitten vor die Brust. Dann hinderte ihn die Scham, auch nur die leiseste Bewegung zu machen; schmerzliche Gedanken ergriffen ihn.
»So jung noch, und doch schon eine Verlorene!«
Dann weckte er Pécuchet und teilte ihm kurz alles mit.
»O, der Elende!«
»Wir können nichts daran ändern! Beruhige dich.«
Und lange Zeit hindurch seufzten sie, einander gegenüber sitzend: Bouvard ohne Rock und mit verschränkten Armen; Pécuchet am Rande seines Lagers, mit bloßen Füßen und in der Nachtmütze.
Romiche sollte an jenem Tage abreisen, da er seine Arbeit beendet hatte. Sie bezahlten ihn in hochfahrender Weise, ohne ein Wort zu sagen.
Doch die Vorsehung zürnte ihnen.
Marcel führte sie kurze Zeit darauf in Viktors Zimmer und zeigte ihnen unten in dessen Kommode ein Zwanzig-Frank-Stück. Der Schlingel habe ihn beauftragt, es ihm einzuwechseln.
Woher rührte es? Sicherlich aus einem Diebstahl, der während ihrer Vermessungen begangen war. Doch um es zurückzugeben, hätte man den Bestohlenen kennen müssen, und wenn man ihn aufforderte, sich zu melden, so würde es aussehen, als wären sie mitschuldig.
Schließlich riefen sie Viktor und befahlen ihm, die Schublade zu öffnen; der Napoleon war verschwunden. Der Bengel tat, als ob er nicht verstehe.
Soeben jedoch hatten sie es gesehen, dieses Geldstück, und Marcel war keiner Lüge fähig. Die Geschichte regte ihn so auf, daß er einen Brief an Bouvard seit dem Morgen in seiner Tasche vergessen hatte:
»Sehr geehrter Herr!
Da ich fürchte, daß Herr Pécuchet krank ist, wende ich mich an Ihre Liebenswürdigkeit …«
»Von wem ist denn die Unterschrift?«
»Olympe Dumouchel, geborene Charpeau.«
Sie und ihr Gatte fragten an, in welchem Badeorte, Courseulles, Langrune oder Lucques, sich die beste Gesellschaft, die am wenigsten laute, finde, und femer wollten sie alle Beförderungswege, den Preis der Wäsche und so weiter wissen.
Ihre Wut über diese Belästigung entlud sich gegen Dumouchel; dann tauchte die Ermüdung sie in eine noch tiefere Mutlosigkeit.
Sie dachten an all die Last, die sie sich gemacht hatten; so viel Lehrstunden, so viel Sorgfalt und so viel Ängste.
»Und wenn man denkt,« sagten sie, »daß wir einst eine Hilfslehrerin aus ihr machen wollten! Und aus ihm letzthin einen Bauführer!«
»Ach, welche Enttäuschung!«
»Wenn sie lasterhaft ist, so ist nicht ihre Lektüre daran schuld.«
»Um ihn zu einem ehrbaren Menschen zu machen, hatte ich ihn mit dem Leben Cartouches bekannt gemacht.«
»Vielleicht hat ihnen die Familie, die Sorge einer Mutter gefehlt?«
»Ich ersetzte sie ihnen!« wandte Bouvard ein.
»Ach!« fuhr Pécuchet fort. »Aber es gibt Naturen, die des moralischen Sinnes bar sind, – und die Erziehung ist da ohne Einfluß.«
»Ach ja, es ist etwas Schönes um die Erziehung!«
Da die beiden Waisen kein Handwerk verstanden, würde man ihnen zwei Stellen als Dienstboten suchen; – und dann in Gottes Namen! sie würden sich nicht mehr um sie kümmern. – Und von nun an ließen »Onkelchen« und »Alterchen« sie in der Küche essen.
Doch bald langweilten sie sich; ihr Geist bedurfte einer Arbeit, ihr Dasein eines Zwecks.
Was beweist übrigens ein Mißerfolg? Was bei Kindern fehlgeschlagen war, konnte bei Männern mehr Erfolg haben. Und sie kamen auf den Gedanken, Vorlesungen für Erwachsene zu halten.
Ihre Ideen konnten sie nur in einem Vortrag darlegen. Der große Saal des Wirtshauses eignete sich vorzüglich dazu.
Beljambe als Beigeordneter hatte Angst, sich bloßzustellen, und gab zuerst eine abschlägige Antwort; dann wurde er andern Sinnes, da er dachte, er könne dabei verdienen, und benachrichtigte sie davon durch seine Magd.
Bouvard küßte sie in übermäßiger Freude auf beide Backen.
Der Bürgermeister war abwesend; der andere Beigeordnete, Herr Marescot, der ganz von seinem Bureau in Anspruch genommen war, würde sich wenig um den Vortrag kümmern; so konnte er stattfinden, und der Trommler kündigte ihn für den folgenden Sonntag um drei Uhr an.
Erst am Abend vorher dachten sie an ihren Anzug.
Pécuchet hatte, dem Himmel sei Dank, einen alten Frack mit Samtkragen, zwei weiße Halsbinden und schwarze Handschuhe aufbewahrt. Bouvard legte seinen blauen Rock an, eine Nankingweste, Kastorschuhe; und sie waren sehr erregt, als sie das Dorf durchschritten und im Wirtshaus zum Goldenen Kreuz ankamen …
Hier bricht das Manuskript Gustave Flauberts ab.
Wir veröffentlichen im folgenden einen Auszug des Plans, der sich in seinen Papieren gefunden hat und der den Schluß des Werkes andeutet.
Das Wirtshaus zum Goldenen Kreuz, – zwei hölzerne Seitengalerien im ersten Stock mit vorspringendem Balkon – Hauptgebäude im Hintergrunde – Café zu ebener Erde, Speisesaal, Billard; Türen und Fenster stehen offen.
Menge: Honoratioren, Leute aus dem Volke.
Bouvard: »Es handelt sich zunächst darum, die Nützlichkeit unseres Projektes zu zeigen, unsere Studien geben uns das Recht, das Wort zu nehmen.«
Rede Pécuchets, pedantisch.
Dummheiten der Regierung und der Verwaltung, – zu viel Steuern, Ersparnisse nach zwei Richtungen anstreben; Unterdrückung des Budgets des Kultus und desjenigen der Armee.
Man wirft ihm Gottlosigkeit vor.
»Das Gegenteil ist richtig; aber wir bedürfen einer religiösen Erneuerung.«
Foureau kommt dazu und will die Versammlung auflösen.
Bouvard erregt Heiterkeit auf Kosten des Bürgermeisters, indem er an dessen dumme Prämien für Eulen erinnert. – Entgegnung.
»Wenn man die Tiere töten soll, die den Pflanzen schaden, müßte man auch das Vieh töten, das Gras frißt.«
Foureau verläßt den Saal.
Rede Bouvards, – ungezwungen.
Vorurteile: Zölibat der Priester, Bedeutungslosigkeit des Ehebruchs, – Emanzipation der Frau:
»Ihre Ohrringe sind das Zeichen ihrer ehemaligen Knechtschaft.«
Menschengestüt.
Man hält Bouvard und Pécuchet den schlechten Wandel ihrer Zöglinge entgegen. – Wozu auch die Kinder eines Sträflings annehmen?
Theorie der Rehabilitierung. Sie würden sich mit Touache an denselben Tisch setzen.
Foureau, der zurückgekehrt ist, liest, um sich an Bouvard zu rächen, eine Eingabe von ihm an den Gemeinderat vor, worin er die Errichtung eines Bordells in Chavignolles verlangt. – (Gründe Robins.)
Der Vortrag wird inmitten des größten Tumultes abgebrochen.
Während Bouvard und Pécuchet nach Hause gehen, bemerken sie Foureaus Diener, der in gestrecktem Galopp auf der Straße nach Falaise davonreitet.
Sie legen sich sehr ermüdet nieder, ohne die Komplotte zu ahnen, die gesponnen werden; – die Motive darlegen, welche der Pfarrer, der Arzt, der Bürgermeister, Marescot, das Volk, alle Welt haben, ihnen feind zu sein.
Am folgenden Morgen sprechen sie beim Frühstück über ihren Vortrag.
Pécuchet sieht schwarz in die Zukunft der Menschheit.
Der moderne Mensch ist minderwertig und zur Maschine geworden.
Schließliche Anarchie des Menschengeschlechts (Büchner I und II).
Unmöglichkeit des Friedens (id.).
Barbarei infolge von übermäßigem Individualismus und dem Wahnsinn, in den die Wissenschaft verfallen ist.
Drei Hypothesen: erstens: der pantheistische Radikalismus wird jedes Band mit der Vergangenheit zerreißen, und ein unmenschlicher Despotismus wird daraus hervorgehen; zweitens: wenn der theistische Absolutismus triumphiert, so unterliegt der Liberalismus, der seit der Reformation die Menschheit durchdrungen hat, und es erfolgt ein allgemeiner Umsturz; drittens: wenn die Zuckungen, in denen seit 89 die menschliche Gesellschaft sich windet, endlos und, ohne die eine oder die andere Lösung zu finden, anhalten, so wird dieses Schwanken uns durch seine eigene Kraft ins Verderben reißen. Es wird kein Ideal, keine Religion, keine Moral mehr geben.
Amerika wird die Erde erobert haben.
Zukunft der Literatur.
Allgemeine Verlümmelung: überall wird es hergehen wie bei einem Arbeitersaufgelage.
Ende der Welt, weil der Wärmevorrat aufhört.
Bouvard sieht die Zukunft der Menschheit rosig, Der moderne Mensch ist auf dem Wege des Fortschritts.
Europa wird durch Asien verjüngt werden. Da es ein historisches Gesetz ist, daß die Zivilisation vom Orient zum Okzident kommt – Rolle Chinas –, so werden die beiden Menschheiten schließlich ineinander aufgehen.
Künftige Erfindungen: Arten zu reisen, Ballon. – Unterseeboote mit Scheiben, bei beständiger Ruhe, denn die Bewegtheit des Meeres ist nur auf der Oberfläche. – Man wird Fische und Landschaften auf dem Grunde des Ozeans vorbeiziehen sehen. – Gezähmte Tiere. – Alle Kulturen.
Zukunft der Literatur (Gegenteil der industriellen Literatur). Künftige Wissenschaften. – Die magnetische Kraft regulieren.
Paris wird ein Wintergarten werden. – Spaliere mit Früchten auf dem Boulevard! Die Seine filtriert und warm, – Unmenge von künstlichen Edelsteinen – verschwenderisch angebrachte Vergoldungen – Erleuchtung der Häuser, – man wird das Licht aufspeichern, denn es gibt Körper, die diese Eigenschaft besitzen, wie der Zucker, das Fleisch gewisser Mollusken und der Bologneser Phosphor. Man wird angehalten werden, die Vorderseite der Häuser mit einer phosphoreszierenden Masse anzustreichen, und ihre Strahlung wird die Straße erleuchten.
Verschwinden des Bösen infolge Verschwindens des Mangels. Die Philosophie wird zur Religion werden.
Geistesgemeinschaft aller Völker, öffentliche Feste.
Man wird auf die Sterne gehen – und wenn die Erde verbraucht sein wird, wird die Menschheit nach den Sternen auswandern.
Kaum hat er geendet, da erscheinen die Gendarmen. – Ankunft der Gendarmen.
Bei ihrem Anblick Aufregung der Kinder, hervorgerufen durch ihre vagen Erinnerungen.
Trostlosigkeit Marcels.
Erregung Bouvards und Pécuchets. – Will man Viktor verhaften?
Die Gendarmen zeigen einen Verhaftungsbefehl vor.
Der Grund ist der Vortrag. Man beschuldigt sie, die Religion, die öffentliche Ordnung angegriffen, zum Widerstand gegen die Staatsgewalt aufgereizt zu haben, usw.
Plötzliche Ankunft von Herrn und Frau Dumouchel mit ihrem Gepäck; sie wollen ins Seebad. Dumouchel hat sich nicht verändert, die gnädige Frau trägt eine Brille und verfaßt Fabeln. – Ihre Verdutzung.
Der Bürgermeister, der weiß, daß die Gendarmen bei Bouvard und Pécuchet sind, kommt, durch ihre Gegenwart ermutigt.
Gorju, der sieht, daß die Obrigkeit und die öffentliche Meinung gegen sie sind, will daraus Gewinn schlagen und begleitet Foureau. Da er Bouvard für den reicheren der beiden hält, wirft er ihm vor, Mélie früher verführt zu haben.
»Ich, niemals!«
Und Pécuchet zittert.
»Und ihr sogar eine Krankheit gelassen zu haben.«
Bouvard protestiert.
»Wenn er ihr nicht wenigstens für das Kind, das sie erwartet, eine Rente zahlen will, denn sie ist schwanger.«
Dieser zweiten Beschuldigung liegt der vertrauliche Verkehr Bouvards im Café zugrunde.
Das Publikum nimmt allmählich das Haus ein.
Barberou, der durch eine geschäftliche Angelegenheit in die Gegend gerufen worden, hat soeben im Wirtshaus erfahren, was vor sich geht, und kommt dazu.
Er hält Bouvard für schuldig, nimmt ihn beiseite und redet ihm zu, nachzugeben, eine Rente zu zahlen.
Es kommen der Arzt, der Graf, Reine, Frau Bordin, Frau Marescot unter ihrem Sonnenschirm und andere Honoratioren. Die Bengel des Dorfes lärmen draußen vor dem Gitter, werfen Steine in den Garten. (Er ist jetzt gut gehalten, und die Bevölkerung ist darauf eifersüchtig.)
Foureau will Bouvard und Pécuchet ins Gefängnis stecken.
Barberou legt sich ins Mittel, und wie er verwenden sich Marescot, der Arzt und der Graf mit einem beleidigenden Mitleid für sie.
Den Verhaftungsbefehl motivieren. Bei Empfang von Foureaus Brief hat der Unterpräfekt ihnen einen Verhaftungsbefehl gesandt, um ihnen Angst zu machen, dazu einen Brief an Marescot und an Faverges geschrieben, worin er sagt, man solle sie in Ruhe lassen, wenn sie Reue zeigten.
Auch Vaucorbeil sucht sie zu verteidigen.
»Man müßte sie vielmehr ins Irrenhaus stecken; sie sind verrückt. – Ich werde deshalb an den Präfekten schreiben.«
Alle beruhigen sich.
Bouvard wird Mélie eine Rente aussetzen.
Man kann ihnen die Erziehung der Kinder nicht lassen. – Sie zeigen sich widerspenstig, doch da sie die Waisen nicht gesetzmäßig adoptiert haben, nimmt der Bürgermeister sie ihnen.
Die Kinder zeigen eine empörende Gefühllosigkeit. – Bouvard und Pécuchet weinen darüber.
Herr und Frau Dumouchel gehen.
So ist ihnen alles unter den Händen zerbrochen.
Sie haben kein Interesse mehr am Leben.
Guter Gedanke, den jeder von ihnen heimlich genährt hat. Sie verheimlichen ihn einer vor dem anderen. – Von Zeit zu Zeit lächeln sie, wenn er ihnen kommt, – dann sprechen sie ihn schließlich gleichzeitig aus:
Abschreiben wie einst.
Anfertigung eines Schreibtisches mit doppeltem Pult. – (Sie wenden sich deshalb an einen Tischler. Gorju, der von ihrer Erfindung gehört hat, erbietet sich, ihn anzufertigen. – An die Truhe erinnern.)
Einkauf von Eintragebüchern, Utensilien, Sandarak, Radiermessern, und so weiter.
Sie machen sich ans Werk.