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Und zu Sylvester zünden wir uns wieder den Baum an
und alle Lampen und Kerzen ...
Es soll hell und froh und festlich sein und Wein und Blumen sollen auf den Tischen stehen
Und wir wollen nicht traurig sein: daß wieder ein Jahr vorbei, und wie törichte Kinder klagen: es habe nicht gehalten und erfüllt, was es versprochen. Das Jahr verspricht nichts. Das Jahr ist nichts. Wir sind das Jahr und wir müssen erfüllen, was wir wünschen!
Und wir wollen Geduld haben und Kämpfer bleiben und uns nicht vortäuschen: was unseren Wünschen entgegensteht, es habe keine Berechtigung!
wir wollen nicht blind sein!
Wir sind zwei von Millionen und Abermillionen und müssen sehen, wie wir zurechtkommen und durchfinden. Wir müssen das Leben nehmen, wie es ist, so weh es uns tut, und nicht bloß, wie wir es möchten. Wir wollen seinen Forderungen und Nüchternheiten Rechnung tragen, so weit wir können, freilich ohne daß es uns die Quellen verschüttet, aus denen wir schöpfen. Sonst finden wir überhaupt nicht mehr durch!
Wir wollen uns stählen damit und hart machen, bis wir so stahl und hart geworden, daß wir es sind, die befehlen!
Aber wie es uns die Quellen nicht verschütten darf, so soll es auch das Ziel uns nicht verwerfen, nach dem wir wandern,
und unser Glaube daran soll am Himmel stehen, wie jener Stern, der die drei Weisen aus dem Morgenlande ihren Weg finden ließ.
Wir wollen sagen, ganz klar und ruhig:
Geld? gewiß! ... es ist die Vorbedingung für alles, wie die Welt nun einmal geworden ist!
aber:
Geld allein machts nicht und ist weniger als nichts! Es gibt auch noch anderes. Es gibt noch Wertvolleres. Es gibt Dinge, die das Leben dreimal reicher und kostbarer machen, als alles Geld der Welt vermag!
Freudigkeit in der Seele und Vertrauen und Zuversicht im Herzen ist freiere Höhe und auf die Dauer vielleicht siegendere Macht.
Und wenn es uns mitunter überfällt:
auf was wir alles schon verzichtet haben ... wir wollen uns nicht trübe damit stimmen!
wir wollen uns aufraffen:
Verzichtet?
Nein, wir haben noch auf nichts verzichtet, wir wollen alles einmal noch haben, was wir träumen an Liebe, Glück und Glanz und Köstlichkeit!
wir haben nur gewartet, nicht verzichtet!
wir haben nur gewartet, weil wir es schlackenloser, reiner, freier, froher, stolzer haben möchten,
auf der Höhe, nicht im Tal!
Und wir werden es haben! und alles!
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wie Verschwender aber wollen wir dann die errungenen Kostbarkeiten ausbreiten um uns her
und wer da kommt, soll nehmen dürfen, so viel und was er immer nehmen kann und irgend mag!
Und wenn Kuckuckchen Kuckuck ruft,
wollen wir sagen:
Kunst soll sein, was das Leben nicht sein kann! Sie soll gut machen, was die Menschen an sich versündigen!
Sie soll uns das Herz hell halten und soll als Siegerin uns durch den Kampf helfen gegen alles, was uns binden will und unfrei machen!
gegen alles, was uns nicht sein läßt, wer und was und wie wir sind und sein möchten!
Eine Kunst, die das nicht kann, ist keine Kunst!
Sie soll uns eine Waffe sein gegen den Alltag und Ziel und Erfüllung über ihn hinaus!
Und wenn die Glocken aufklingen, wollen wir ans Fenster gehen und sie grüßen und das junge Jahr, das sie segnen und beläuten, und uns die Hand geben:
Nicht erlahmen und nicht müde werden ist das einzige!
Und so frei und stark und stolz sein und so fest:
dem, das einmal sein muß, sich zu fügen, so gut es geht, und zu genügen!
und zurückzudrängen, was wir träumen ... bis die Zeit kommt, die es reifen läßt!
Wir müssen mit uns selbst es und mit unserer Sehnsucht machen können, wie man es mit Blumen macht, die man vom Fensterbrett hereinnimmt, wenn der Winter kommt, und ins Dunkle stellt ...
was abstirbt, würde doch nicht leben können!
Und treiben, wenn es Frühling wird, auch nur ganz wenige wieder frische Keime ...
ein starkes Herz hegt längst schon tausend neue noch viel schönere Träume!
Ende des ersten Bandes