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XXXXIX

Schenken wollen wir uns nichts, so viel ich auch wüßte! aber wir wollen uns wie immer einen Baum anzünden.

Weihnachten bei dir, Sylvester bei mir ...

 

Und das kleine Wachsengelchen aus deiner Kinderzeit muß wieder oben auf ...

und unter den Baum kommt das Bild deines Vaters und das des meinen und der Mutter und Helmuts und deins und meins, damit alle beisammen sind ...

und dann bauen wir meine Bücher auf. Sie sollen auch dabei sein. Es sind ja unsere Kinder. Wir haben ja nicht bloß eins, wir haben ein ganzes Dutzend. Und wir plaudern von ihnen: das haben sie von dir und das von mir! das bist du und das bin ich! und was aus ihnen wohl noch wird?! ...

 

Und wenn die Lichter brennen, wollen wir uns still aufs Sofa sehen und den Arm um uns legen und ihnen zusehen und dem Baum

und Mandolinchen singt uns ein kleines Lied, und wir singen mit.

*

                Himmele grau!
        Aber guck: es wird blau!
und ists auch nur ein kurzer Schein,
wir wollen uns darüber freun
und wollen ihn uns zum Glauben machen,
                und fröhlich sein!
und wollen in Novembertagen
die Hand uns geben und uns sagen:
Laß wettern und wehn,
es kann nichts geschehn!
und was auch Herz und Stirn uns furch,
halt aus! halt aus! die Sonne
kommt doch immer wieder durch!

*

Und wenn die Lichter tiefer brennen, wollen wir uns einen Kuß geben

und sagen:

Wir sind zu alt geworden! wir müssen wieder jung werden! nur Jung-sein ist Leben!

wir dürfen unsere Sorgen nicht weiter Herr werden lassen ... sie haben uns so viel schon genommen ...

wir können ihnen nicht die Türe weisen, aber sie dürfen nicht Hauptsache werden, sonst sind wir verloren!

Hüt vor dem Alltag, was du Heiliges hast!

 

Und ... wir wollen sagen:

Wir wollen wie bisher feste Punkte für einander bleiben ... du für mich, ich für dich.

Feste Punkte muß haben in all dem Geschiebe und Getriebe, wer nicht mitgerissen werden soll ins Uferlose! sie mögen noch so klein sein!

feste Punkte, die einem den Rücken decken und auf die man immer wieder zurück kann ...

es ist ja alles Feindesland, das ganze Leben ...

so wie die Mutter einer ist und Helmut!

 

Unsere Liebe soll der dritte sein!

und wir wollen sie rein halten vor den Menschen und heilig vor uns selbst und sie nicht zu Arbeitsorge und Grünkramhandel erniedrigen!

 

Und . sie . soll . feststehen, und wenn die ganze Welt ins Wanken käme! und alle Stürme überragen ...

wandelbar äußerlich vielleicht, aber immer fest und groß und stolz ...

wie Rom im Wandel der Jahrhunderte ...

und wenn auch eines Tags einmal die Hunnen kommen ... sie kommen immer! sie kamen auch über Rom! ... und Tempel und Altäre brechen und verwüsten ...

sie soll auch in ihren Trümmern groß sein noch und stolz und unvergänglich dann in Trümmern eben weiter dauern durch die Zeit!


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