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XXXXI

An was ich schriebe? und ob ich einen guten Stoff hätte? ein guter Stoff sei alles! ...

Und sie reden darüber, weißt du, wie ...

wie Gevatter Schuster von gutem oder schlechtem Leder redet ...

so ganz Handwerker! bis in die Seele!

und wenn du einwirfst: der Stoff sei dir eigentlich Nebensache! so sehen sie dich an, als ob du vom Mond herunterkämest: an einem ungeeigneten Stoff scheitere selbst das größte Talent!

und macht man weiter: das eben sei doch der ganze Jammer: unsere gesamte Literaturwissenschaft begriffe Kunst und Künstler überhaupt bloß vom Stoff- und Handwerkerstandpunkt aus!

so entrüsten sie sich: wie man so was sagen könne?!

und wenn man antwortet: verzeiht! ich komme doch auch nicht gerade aus einem Mustopf! ich habe das alles auch einmal geglaubt! ich bin selber aufgewachsen in einer Welt, für die da unverbrüchlich feststand:

Stoff und Handlung sei ... sei Hauptsache! und wer was machen wolle, müsse nach einem brauchbaren Stoff suchen! hier schon zeige sich seine Begabung und sein Genie! und ...

wenn ich trotzdem nun sage: diese Dinge seien eigentlich Nebensache, so werde ich mir doch wohl irgend etwas dabei denken!

Aber man hört gar nicht zu, man rückt sich auf seinem Stuhl zurecht und erklärt: dann sei überhaupt nicht zu reden! Schluß!

Und so bei allem!

Wenn ich sage: Lyrik, Epos und Drama sind nicht gesonderte Künste und Dinge für sich! nur eben für den Handwerker!

oder wenn ich sage: wer was kann, zwingt ein und denselben ›Stoff‹ ebenso zu Lyrik, wie zu Roman oder Drama!

oder wenn ich mich vollends versteige: wer was kann, der könnte, was er kann, ebenso gut wie als Dichter auch als Tonkünstler oder als Maler oder als Bildhauer, wenn er nicht ›zufällig‹ aufs Dichten verfallen wäre ... Beethoven hätte ebenso gut Böcklin und Böcklin Beethoven werden können!

›man hat es oder hat es nicht‹! ...

dann fühlen sie sich beleidigt und werden grob und sagen: man sei ein verworrener Gesell und habe sein Einmaleins nicht gelernt!

 

Früher, als ich noch dachte, wenn einer einen Kopf und zwei Augen habe, so müsse er damit auch sehen und denken können, nahm ich mir dergleichen zu Herzen

und lief jedes Mal alle die Wege zurück, die ich gegangen: ob ich nicht doch was übersehen und seitab geraten wäre?!

Jetzt denke ich bescheidener: Ob sie oder ich ... wozu Beweis?! wer durchaus Esel sein will, seis! und glaube ruhig weiter, was ich glaube!

Und Maler sind noch schlimmer. Öl ist dicker als Tinte!


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