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Dieses Buch will einen Menschen auf seinem Wege begleiten, der da auszog: ›Dichter zu werden‹, und will eine Zeitlang mit ihm gehen durch seinen Kampf mit sich und mit der Außenwelt um Durchsetzung seines Lebensglaubens und durch seine Wandlungen in der für jeden Schaffenden so kritischen Zeit zwischen Dreißig und Vierzig.
Der erste Entwurf stammt aus dem Jahre 1892. Die Ausführung war für die Bühne gedacht und sollte den Gedankenkreis schließen, aus dem ›Toni Stürmer‹ und ›Martin Lehnhardt‹ entstanden waren.
Alle drei Stücke zusammen sollten eine Art gedanklicher Trilogie geben, unter dem Gesamttitel: ›Zwischen Charfreitag und Ostern. Die Not unserer Jugend‹.
Ihren gemeinsamen inneren Kern bildete der Zwiespalt, in den man sich geworfen sieht, wenn man aus der Heimat in das Leben kommt ... und der schließliche Niederbruch unserer Jugendwelt mit ihren allzu idealisierenden Anschauungen im Ringen mit den entgegengesetzten der Wirklichkeit.
Jedes der drei Stücke sollte, in sich selbständig und unabhängig, jeweils eine der drei Seiten dieses Kampfes auslösen, die mir besonders entscheidend schienen ...
alle drei zusammen jedoch, in ihrem Schlußpunkt, sozusagen nur ein und denselben Menschen zeigen: den Menschen unserer Jugend, nur in getrennten Gestalten ...
wie auch im wirklichen Leben sich ja wohl jeder, sei es früher oder später, in dieser oder jener Weise durch alle diese Kämpfe mit der Großstadt: Welt durchzukämpfen hat, und ob er nun Gelehrter, Pfarrer, Dichter oder anderes werden wollte oder geworden ist.
Die Seele lebt im letzten Grunde immer und in jedem das gleiche Leben, wenn auch auf verschiedener Höhe.
Es kam damals aber nicht dazu, den begonnenen Entwurf weiterzuführen. Um jedoch, was ich wollte, festzuhalten und den Boden vorzupflügen, entstand 1895 die novellistische Studie ›Flügelmüde‹.
Man hängt an liebgewordenen Gedanken, und sie selbst hängen einem ihrerseits an. Neue Gewichtspunkte verbinden sich mit ihnen, sie gestalten sich um, klären sich durch und drängen mit lösenderen Worten, mit bestimmteren Formen, mit weiter auslegenden Linien immer aufs neue in den Weg, und so nahm ich eine Reihe von Jahren später den Plan wieder auf.
Das Ganze war inzwischen freilich mehr und mehr über den ursprünglich szenisch gedachten Rahmen hinausgewachsen.
Auch schien es mir schöner, für das, was nun daraus geworden war, eine eigene Form zu schaffen, zumal ich Dinge, die ich für wertvoll und notwendig erachtete, nicht den Forderungen opfern mochte, die man heute als unanfechtbar feste Gesetze für die Bühne ansieht.
›Jost Seyfried‹ führt auf seine Art nun weiter, was meine beiden Gedichtsammlungen ›Von Alltag und Sonne‹ und ›Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens‹ anstreben. Er ergänzt sie in seinem Zielpunkt, wie er in seinem Ausgangspunkt auf die erwähnten dramatischen Werke zurückgreift.
Es wäre mein Wunsch gewesen, den Druck so zu sehen, wie das ganze gedacht und entstanden ist, und zwar: daß jedes Stück mit einer besonderen Seite begonnen hätte, da der fortlaufende Druck einzelnes mitunter zu nahe zusammenbringt, seine Selbständigkeit verschiebt und Beziehungen in den Vordergrund spinnt, die mehr im Hintergrund liegen sollten ... um den äußeren Umfang jedoch nicht übermäßig auszudehnen, schien es ratsamer, hiervon abzusehen.
Berlin, 12. Mai 1904.
Cäsar Flaischlen.
Ich möchte nicht bloß gelesen sein
und dann vergessen wo im Schranke
gleichgültig zwischen Fremdem stehn!
ich möchte euch im Herzen klingen,
ich möchte immer mit euch gehn
und um euch sein,
tagaus, tagein!
ich möcht euch trösten, seid ihr traurig,
und seid ihr froh, mich mit euch freun!