Max Eyth
Der Kampf um die Cheopspyramide
Max Eyth

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»Mesdames et Messieurs!«

Nur um Madame Geraldine wurde noch laut und lebhaft gesprochen. Fritschy klopfte jedoch so heftig gegen die Wasserflasche, daß auch diese Ecke nach und nach verstummte und der Pascha in angenehmem Plauderton und mit der dem ägyptischen Araber angebotenen Beredsamkeit aufs neue anhub:

»Meine Damen und Herren! Wir sind in Ägypten, Ägypter. Wir wissen, was unser Land, einen Garten zwischen zwei Wüsten, vor Jahrtausenden geschaffen und seit Jahrhunderten erhalten hat. Das ist der Nil. Das Wasser, das wir in dieser Flasche sehen, gibt den Millionen unseres Volkes auch seine Nahrung. Denn ohne dieses Wasser wäre das älteste Kulturland der Erde, unsere Heimat, eine selbst von hungernden Beduinen gemiedene Wüste. Deshalb ist seit unvordenklichen Zeiten all unser Dichten und Trachten auf den Nil gerichtet. Durch ihn leben und sind wir. Die alten Ägypter haben ihn auf den Knien angebetet. Wir danken Allah, dem Allgütigen und müssen lernen, unseren stummen Wohltäter besser zu verstehen, besser zu benutzen.

Hierüber möchte uns mein Freund, der berühmte Ingenieur, Erfinder und Wassermann Ben Thinker des weiteren belehren. Zivilisation und Fortschritt ist die Losung des Tages und der Wunsch unseres gnädigsten Herrn, des Vizekönigs Ismael Pascha. Ich habe deshalb nicht gezögert, dieser ehrenwerten Versammlung beizuwohnen, um meinem Verlangen Ausdruck zu verleihen, daß Zivilisation und Fortschritt, selbst wenn sie uns von Fremden gebracht werden sollten, auch das Verhältnis des Landes zu unserem Nil beeinflussen mögen.

Wir Ägypter wissen, welchergestalt dieses Verhältnis vor Zeiten und bis auf den heutigen Tag gewesen ist. Da wir uns aber unter Fremdlingen befinden, die unsere Gäste sind, ist es billig, vor allem sie zu berücksichtigen. Denn wir kennen die Gesetze der Gastfreundschaft der Araber, unserer Väter. Lassen Sie mich deshalb darlegen, welche Zustände wir heute vorfinden. Darauf wird Ihnen Herr Ben Thinker sagen, was wir zu ändern haben, um unser Land fruchtbarer, unser Volk glücklicher zu machen. Ich spreche Französisch, der Fremden wegen, denn meinen eigenen Landsleuten würde ich nur sagen, was jedes Kind unter uns weiß und alljährlich aufs neue miterlebt.«

Selbst die Franzosen hörten jetzt auf zu plaudern. Scherifs Art zu sprechen hatte auch sie zu packen gewußt. Er nach einer kleinen Pause fort.

»Soweit das rote Nilwasser reicht – rot heißen wir es, solange es vom Schlamm gefärbt ist, den es aus dem Innern Afrikas bringt – wird der Sand der Wüste fruchtbar; wo es fehlt, wächst nicht ein Halm. So bestimmt die Natur die Grenze unseres Landes. Alljährlich im Juni fängt der Fluß an zu steigen, und steigt während eines Monats in Oberägypten fünf bis sechs, hier um Kairo fünf, weiter unten vier, drei und zwei Meter, bis er seine Ufer überschwemmt und die Talsohle mit seinem Wasser bedeckt. Nun läßt er den befruchtenden Schlamm auf unsere Felder niedersinken. Sind diese Bestandteile abgelagert, ist das Wasser klar geworden, so hört es auf, befruchtend zu wirken; es ist verhältnismäßig wertlos. So bringt uns der Nil nicht bloß das Wasser, sondern auch die Erde, von der wir leben. Von August bis Oktober bedeckt er das Tal in seiner ganzen Breite, wo nicht einzelne Teile durch Dämme geschützt sind, und die Dörfchen ragen wie Inseln aus der Wasserflut hervor. Dann, wenn der Strom in seine Ufer zurückgesunken ist, wird auf dem weichen, feuchten Boden mühelos gesät. Später aber, schon vom November an, ist der beständig sinkende Nil nicht mehr imstande, die Felder zu benetzen. Das zum Wachstum der Pflanzen unentbehrliche Wasser muß durch Tausende von Sakien und Schaduffs, alt hergebrachte Schöpfwerke, gehoben werden, aus dem tief zwischen seinen hohen Ufern strömenden Nil selbst, wo sich die Felder in dessen Nähe befinden, aus Brunnenschachten, weiter im Innern des Landes, die ihr Wasser aus dem sandigen Untergrund ziehen, der mit dem Strom in Verbindung steht; oder endlich aus Kanälen, die vom Nil aus in allen Richtungen das Land durchziehen. Die Kanäle bringen so lange Wasser, als ihr oberes vom Nil abzweigendes Ende noch vom Wasserspiegel des Flusses erreicht wird. Sinkt derselbe unter die Kanalmündung, so hört natürlich der Eintritt von Wasser aus dem Hauptstrom auf, und die meisten dieser sogenannten Sommerkanäle sind trockene Rinnen, bis sie beim nächsten Steigen des Nils wieder Wasser erhalten. Man nennt sie Sommerkanäle, weil sie, wenn in gutem Stande, bis in den ägyptischen Sommer hinein Wasser führen. Wenn sie vertrocknet sind, ist auch alles weitere Wachstum in den Gegenden, die sie speisen sollten, zu Ende. Je tiefer sie gegraben werden, um so länger schöpfen sie Wasser, aber diese Grenze ist bald erreicht, denn sie müßten an ihrer oberen Mündung eine Tiefe von sechs bis sieben Meter erhalten, um zu jeder Jahreszeit Wasser führen zu können.

Dasselbe Ziel würde erreicht, wenn der Nil an der Ausmündung eines Sommerkanals das ganze Jahr hindurch so hoch gestaut würde, als er bei Hochwasser steigt. Dies war der Zweck der Barrage bei Kaliub, die der weiseste der verstorbenen Beherrscher unseres Landes, der Großvater unseres Herrn Ismael Pascha, Mohamed Ali Pascha von seinem Ingenieur Mougel erbauen ließ. Gott wollte es anders, um unsere Geduld zu prüfen. Das große Werk mißlang und nützt heute nur so viel, daß es die Sommerkanäle des Deltas um drei Wochen länger speist als zuvor, während sich das Köstlichste, was Allah dem Menschen gab, nutzlos im Meer verliert, wie zur Zeit unserer Väter.«

»Mon dieu!« seufzte Madame Geraldine hörbar in das Ohr ihres Nachbarn. »Interessiert Sie das – Wasser! Wasser, in dem seine Väter gebadet haben.«

»Courage Madame!« antwortete der geistreiche junge Mann. »Voilà le sabre, le sabre de son père! Ich hoffe, er kommt in wenigen Minuten an den Champagner... Civilisation et progrès. – Attention! –«

Die englische Gruppe warf der französischen entrüstete Blicke zu. Geraldine schwieg, versuchte aber sich damit zu amüsieren, daß sie in Buchwalds Richtung mit Augen und Fächer zu telegraphieren begann, als ob sie und der blonde Deutsche die besten Freunde wären. Tatsache war, daß die leichtblütige Künstlerin den schwermütigen Maler in gewissem Sinne kannte. Sie wohnte im zweiten Stock des Hotel du Nil und sah seit acht Tagen während des Studiums ihrer Couplets über den wilden Garten hinweg in sein Atelier. Dort verfolgte sie mit reger Teilnahme und einem guten Opernglas die Fortschritte seines pharaonischen Propheten. »C'est mon type!« sagte sie unbefangen zu dem kleinen Attaché der französischen Gesandtschaft, der sie bei diesen Kunststudien angetroffen hatte. »Ein Prophet in Öl; welche Verirrung!« rief dieser nach einem flüchtigen Blick durch ihr Opernglas. Der unschuldige Buchwald hatte in der achtbaren Entfernung von siebzig Metern von all dem keine Ahnung gehabt und versuchte auch jetzt redlich seine Aufmerksamkeit auf die Wasserwirtschaft Ägyptens zu beschränken. Es wäre dies gelungen, wenn nicht Sakuntala zwischen ihm und Scherif Pascha gesessen hätte. Dieser nahm ein Glas vom ›Köstlichsten, das Allah dem Menschen gegeben‹ zu sich und fuhr mit erfrischter Stimme fort:

»Keine Dämme schützten in alten Zeiten das Land vor den jährlichen Überschwemmungen. Es war deshalb unmöglich, im Jahr eine zweite Ernte auf ägyptischem Boden zur Reife zu bringen. Auch war es besser, zunächst nicht daran zu denken, sondern die befruchtende Wirkung des Wassers ungestört wirken und das Land durch dessen Ablagerungen sich stetig heben zu lassen. Später wurden in ganz Oberägypten einzelne Felder und ganze Bezirke mit Dämmen umgeben, um die Überschwemmungen nach Belieben verhindern zu können, oder das Wasser längere Zeit über den Feldern stehen zu lassen und auf diese Weise eine größere Menge des Niederschlags zu gewinnen. Auf solchem Lande war es dann möglich, zwei Ernten zu erzielen, oder Pflanzen, wie Zucker und Baumwolle, zu bauen, die länger als ein halbes Jahr zum Reifen erfordern. Dann aber mußte auch in den Monaten des niederen Nilstandes mit doppelter Sorgfalt für künstliche Bewässerung gesorgt werden. Gott schickte uns die Künste Europas und dessen Pumpen. Im ganzen Lande erheben sich heute Schornsteine für die Dampfmaschinen, die Wasser heben. Sie sind unser Reichtum, unsere Rettung in der Nähe des Stroms. Aber am Ufer eines trockenen Sommerkanals sind sie nutzlose Torheiten. Auch fressen sie Geld wie die Riesen unserer Märchen. Wenn die Klugheit von Fremden, die uns und unser Land lieben, neue Mittel zu ersinnen vermag, welche diese weniger angenehmen Eigenschaften der Wunder der Zivilisation mildern, sollten wir Allah nicht danken? Deshalb habe ich Herrn Thinker gebeten, uns zu belehren und zögerte nicht, mich an seine Seite zu stellen. Denn ich liebe meine Heimat, ich liebe den Strom, der sie schuf und liebe das Geld, das er uns bringt. Wer liebt es nicht? Möge der Allweise unsere Ohren öffnen.«

Die letzten Sätze sprach Scherif auf arabisch, mit dem näselnden Tone eines Imams, so daß sich die Turbane im Saal, die mehr und mehr nach vorn gesunken waren, wieder aufrichteten, und zwei oder drei brünstige Inschallahs hörbar wurden. Staunend horchten die Ungläubigen auf. Eine derartige Versammlung hatte Shepheards Hotel noch nie erlebt. Ben Thinker war in der Tat der Mann, von dem man das Ungewöhnlichste erwarten mußte, dachte Buchwald und sah seinen Freund, den Doktor, mitleidig an.

Scherif hatte sich gesetzt, was ein schüchternes Händeklatschen hervorrief. Man wußte noch nicht, wie ein Pascha unter solchen Umständen zu behandeln war. Nun erhob sich Ben und gleichzeitig mit ihm Fritschy und Osman Effendi. Auch der Herr Präsident stand wieder auf.

»Ich habe vergessen zu erwähnen«, sagte er, »daß Herr Thinker seine Mitteilungen in englischer Sprache machen wird. Herr Ingenieur Fritschy wird dieselben französisch wiedergeben. Mein junger Freund Osman Effendi wird das Gesagte sodann in unserer Muttersprache vortragen. Denn Herr Thinker wünscht nach Art seiner Landsleute, daß auch der Fellah am Pflug verstehen möge, was Zivilisation und Fortschritt ihm zu bringen bereit sind.«

Scherif Pascha setzte sich jetzt an das Ende des Tischs. Die drei andern Herren standen kampfbereit nebeneinander. Ben in der Mitte, links Fritschy, rechts Osman. Alles war sichtlich wohldurchdacht und vortrefflich eingeschult. Geraldinen schien die Sache jetzt zu gefallen; es war wie in einem Theater. Sie klatschte leise in die Hände und sagte laut zu ihrem Nachbar:

»Voilà les trois mousquetaires du progrès!«

Die leichtfertigen Franzosen lachten. Die Engländer murrten laut. Ben Thinker aber räusperte sich und begann.

»Eure Exzellenz, Ladies und Gentlemen!«

»›Eure Exzellenz, Damen und Herrn!‹« übersetzte Fritschy mit vor Erregung zitternder Stimme. Die Verhältnisse waren ihm doch etwas ungewohnt; namentlich der Frack, den ihm Ben hatte machen lassen und der dem englischen Schneider in der Muski nicht ganz gelungen war.

»O, ihr Gläubigen!« rief Osman Effendi in dünnen durchdringenden Tönen, die er aus seiner arabischen Schulzeit hervorholte, wenn er feierlich zu sein wünschte. Herr Ben, sehr zufrieden mit diesem Anfang, erhob seine Stimme aufs neue:

»In kurzem, lichtvollem Vortrag hat Ihnen mein verehrter Freund Scherif Pascha die Unvollkommenheiten der bisherigen tausendjährigen Wasserwirtschaft Ägyptens dargelegt.« – »Übersetzen Sie, aber rasch! Wir kommen sonst nicht zu Ende!« fügte er flüsternd hinzu. Fritschy raffte sich auf:

»Der kurz illustrierte Vortrag meines Freundes Scherif Pascha behandelte die unvollkommene, aber tausendjährige Wirtschaft des ägyptischen Wassers.«

Etwas gekürzt, aber nicht übel, dachte Herr Ben. Osman Effendi dagegen stand mit Entsetzen vor einer peinlichen Schwierigkeit. Er war zwar der Adoptivsohn des aufgehenden Sterns, Sadyk Pascha. Allein er fühlte sich doch kaum berechtigt, Scherif Pascha, der vor vierzehn Tagen noch Minister gewesen war und es in zwei Wochen wieder sein konnte, vor seinen Landsleuten mit dem Titel ›mein Freund‹ anzureden. Er stotterte deshalb nicht wenig und begann:

»Mein – mein – das heißt Herrn Ben Thinkers Freund, Seine Exzellenz Scherif Pascha hat Sie in einem kurzen aber unvollkommenen Vortrag erleuchtet über die ägyptische Wirtschaft des tausendjährigen Wassers.«

»Er schilderte uns in glänzender Weise die Wirkung eines Stauwerks!« rief Ben Thinker.

»Er beschrieb eine brillante Barrage!« dolmetschte Fritschy.

»Die Barrage bei Kaliub!« sagte Osman, wieder Mut fassend, allerdings mehr erklärend als übersetzend.

Thinker sah seinen jüngsten Freund fragend an. Das Arabische erschien ihm unnatürlich kurz, an der Seite des Englischen. Dann bat er Fritschy flüsternd, Osman zu sagen, nichts auszulassen. Er habe jedes Wort wohl erwogen. Dieses ›bei Seite‹ übersetzte Fritschy mit lauter Stimme, was bei der Gruppe der Franzosen unruhiges Hin- und Herfragen hervorrief. Man schien den Zusammenhang des Gesagten mit der Barrage nicht sofort zu erfassen. Thinker suchte zu erklären, gab dies aber nach einigen Worten auf, trocknete sich den Schweiß von der Stirne und fuhr fort:

»Er schloß damit, offen zuzugeben, daß das kostspielige Stauwerk von Kaliub den Zweck nicht erfülle, dem es dienen sollte; eine Tatsache, die seit einer Reihe von Jahren zur unumstößlichen Gewißheit geworden ist.«

»Donnerwetter«, sagte Fritschy halblaut, »das ist mir zu lang!« Bens strafender Blick veranlaßte ihn jedoch, entschlossen an die Arbeit zu gehen.

»Er beschloß offen, den Zweck der kostspieligen Barrage von Kaliub nicht zu erfüllen, wenn er sie mit unumstößlicher Gewißheit bedienen sollte.«

Osmans Übersetzung des Satzes lautete:

»Er öffnete zum Schluß die kostspielige Barrage durch einen zwecklosen Diener mit Gewißheit.«

Die Franzosen sahen sich mehr und mehr verwundert an, nicht so sehr wegen des unergründlich tiefen Sinnes von Fritschys Auslassungen, als infolge des Elsässer Französisch, das der Monteur in seiner steigenden Not jetzt unbedenklich anwandte. Die beiden deutschen Gelehrten, von denen der ältere Französisch, der jüngere Englisch erlernt zu haben glaubte, machten eifrig Notizen und verglichen sie flüsternd und kopfschüttelnd. Nur die Turbane im Saal nickten verständnisvoll, so daß Thinker beruhigt fortfuhr:

»Ein Höhenunterschied des Wasserspiegels von einem Meter war das Äußerste, was durch das scheinbar großartige Bauwerk erreicht werden konnte. Um dem gesamten Delta, diesem gottbegnadeten Landstrich, von wirklichem Nutzen zu sein, ist aber an dessen Spitze eine Stauung von mindestens vier bis fünf Metern erforderlich.«

»Ich bitte Sie um Gottes Willen, nicht so viel auf einmal!« flehte Fritschy, fast in Verzweiflung, tat dann aber sein Möglichstes in folgender Form:

»Das unfähige Bauwerk staut den Wasserspiegel einen Meter hoch. Dies ist ungenügend. Die heilige Spitze des Landstrichs braucht vier bis fünf Meter.«

Nun verfiel Osman in einen verzeihlichen kleinen Irrtum. Das französische Wort ›heilig‹, das Fritschy in seiner freien Übersetzung für gottbegnadet gebraucht hatte, kam einem dem hochgebildeten Effendi nur zu wohl bekannten französischen Fluch allzunahe. Er übersetzte deshalb gewissenhaft, mit Übergehung des ersten Teils des Satzes:

»Das verdammte Land braucht vier bis fünf Meter Wirksamkeit.«

Wieder nickten die Turbane beifällig. Die Köpfe, Arme und Notizbücher der zwei deutschen Herren bildeten eine engverschlungene Gruppe, die fast an Laokoon erinnerte.

»Ehe ich Ihnen meine Pläne vorlege, meine Herren, werde ich auf die Frage antworten: Warum ist es so?« rief Herr Ben.

»Ehe ich antworte, meine Herrn, frage ich: warum!« rief Fritschy, hocherfreut, endlich einmal einen kurzen, klaren Satz übersetzen zu dürfen. Osman teilte seine Freude nicht und sagte kleinlaut:

»Ehe ich frage antworte ich. Meine Herrn, warum?«

»Dann werde ich Ihnen sagen, was zu tun ist, damit es anders und besser werde«, fuhr Thinker fort »und endlich sollen Sie hören –«

»Halt! Es ist genug!« schrie Fritschy auf französisch, in seiner Aufregung überzeugt, daß er nur eindringlich flüstere. »Lassen Sie mich dies erst übersetzen! – Herr Thinker sagte« – er wendete sich wieder an das Publikum – »dann werde ich sprechen, bis alles anders und besser wird.«

»Halt, es ist genug, bis alles anders wird«, übersetzte Osman, der die eingeschaltete Bemerkung nicht ganz richtig aufgefaßt hatte.

Thinker, dessen praktischer Verstand zu ahnen begann, daß die von ihm erfundene Übersetzungsmaschine nicht tadellos funktioniere, fuhr jedoch mit verzweifelter Entschlossenheit fort:

»Endlich gehe ich über zu der Frage, wie die verhängnisvollen technischen Fehler des Erbauers der Barrage wiedergutzumachen sind, und zum Schluß werde ich zeigen, was und wieviel das Land gewinnen muß, wenn es meinen Ratschlägen Folge leistet.«

»Zum Schluß«, begann Fritschy kleinlaut, denn er fühlte, daß der erste Teil des Thinkerschen Satzes vom Strom der Zeit hoffnungslos fortgerissen war; »zum Schluß werde ich Ihnen sagen, wie viel Land durch meine Ratschläge gewonnen werden kann.«

»Zum Schluß«, rief Osman, vom Beifall seiner Landsleute fortgerissen: »Zum Schluß werde ich Ihnen sagen, wieviel, nach dem Ratschluß des Höchsten, dieses Land verdienen kann, wenn wir mit Hilfe einer neuen Barrage genügend Baumwolle, Zucker, Reis und andere Gewächse dieser Art bauen, die Allah den Gläubigen gegeben hat, damit sie ihre Taschen füllen mit dem Gelde der Fremden.«

Selbstzufrieden sah er sich um. Er wußte, daß er den Vortrag des Engländers diesmal wesentlich verbessert hatte, und beschloß bei sich, dies auch in Zukunft ohne Zaudern zu tun. Selbst Thinker belohnte ihn mit einem wohlgefälligen Lächeln, dankbar, im Gefühl, daß endlich einmal einer seiner Sätze vollständig wiedergegeben worden war.

Es trat nun eine kleine Pause ein. Scherif flüsterte eifrig mit Osman Effendi, dieser mit Fritschy, Fritschy mit Herrn Ben. Der letztere trocknete sich abermals den Schweiß von der Stirne und begann sodann, in weniger gehobener Stimmung die Versammlung aufs neue anzureden.

Es werde, wie ihm scheine, mit Recht bezweifelt, daß sein Vortrag den hochverehrten Anwesenden in dieser Weise mit der unbedingt erforderlichen Klarheit übermittelt werde. Die Unterbrechungen durch das zweimalige Übersetzen störe den Gedankengang allzusehr. Man werde es vielleicht passender finden, wenn er seine sämtlichen Ausführungen zunächst in englischer Sprache vorbringe. Herr Fritschy werde sodann das Wesentliche auf Französisch, Osman Effendi auf Arabisch vortragen. Wenn hiergegen kein Widerspruch aus der Versammlung erhoben werde, beabsichtige er in dieser Weise fortzufahren.

Da keiner der nicht englisch sprechenden Herren verstand, was Herr Thinker gesagt hatte, erhob sich kein Widerspruch. Im Gegenteil. Harry Webster rief laut genug, um im ganzen Saale gehört zu werden: »Gott sei Dank, daß diese babylonische Turmvorstellung zu Ende ist!« Er erhielt zwar einen kräftigen Rippenstoß von Miss Jemima und die Mahnung ›sich zu betragen‹; aber auch ein Lächeln von Herrn Ben, der den Ausruf als begeisterte Zustimmung zu seinem Vorschlage deutete. Nur Madame Geraldine erhob sich mit den rauschenden Bewegungen unterdrückten weiblichen Unmuts. Drei ihrer Begleiter folgten ihrem Winke fast mit Überstürzung. An der Türe angelangt, sah sie über ihre wohlgerundeten Schultern noch einmal strafend nach Buchwald, der sie nicht bemerkte, und seufzte zum allgemeinen Besten laut: »Mais ils sont insupportables, ces Anglais!« ehe die drei Trabanten die Türe hinter ihr geschlossen hatten.

Ben Thinker aber fuhr jetzt in fließendem Englisch fort, die Mängel der Barrage und ihr gänzliches Mißlingen zu besprechen, ohne sich um das Murren der zurückgebliebenen Franzosen zu kümmern. Dann erörterte er die damals nicht mehr bestrittene Unmöglichkeit, sie da, wo sie jetzt stehe, durch Reparaturen in völlig arbeitsfähigen Stand zu setzen, was die Notwendigkeit nahe lege, sie auf festerem Grund und Boden aufs neue aufzubauen. Endlich entwickelte er mit wachsendem Feuer seinen eigenen Plan: den Bau eines Stauwerks oberhalb Kairo, an der Spitze der Insel Tirse, und zeigte, daß durch dieses Werk ein Teil von Oberägypten und das ganze Delta in Land umgewandelt würde, auf dem zwei reiche Jahresernten wachsen könnten, und die Berieselung mit frischem Nilwasser von einem Ende des Jahres zum andern ohne nennenswerte Kosten möglich wäre. Man könne überdies auf diese Weise mit dem Überschuß des aufgestauten Wassers im Delta neues, heute öde liegendes Land von mindestens fünfhunderttausend Hektar unter Kultur bringen: ein Gewinn, der dem Volke und der Staatskasse fast unberechenbare Millionen in den Schoß werfen müßte. Die Ausführung dieses Plans sei infolge eines Zufalls, den er am liebsten einen Wink der Vorsehung nennen möchte, fast ein Kinderspiel. Und nun kam er auf die große Pyramide zu sprechen und schilderte in flammenden Worten dieses nutzlose Werk der Eitelkeit eines mit Recht vergessenen Tyrannen.

Bis hierher hatte der jüngere der deutschen Gelehrten mit einem Eifer nachgeschrieben, daß ihm die Schweißtropfen in regelmäßigen Zwischenräumen auf sein Notizbuch fielen, zwei auf jedes Blatt. Jetzt hörte er auf zu schreiben, und flüsterte eifrig mit seinem Nachbar. Beide schienen mehr und mehr von einer zornigen Erregung erfaßt zu werden. Auch Joe Thinker hatte sich von Buchwald, der ihn zurückzuhalten suchte, losgerissen, beugte sich, auf die Rücklehne von Sakuntalas Stuhl gestützt, gierig vorwärts und folgte mit blitzenden Augen seinem Bruder. Dieser stürmte in wilden Sätzen über alle Hindernisse weg, die seinem Plane entgegenstanden, und die er der Reihe nach nur heraufbeschwor, um sie ebenso rasch zu zerschmettern. Für einen Erfinder von Beruf ist dies ein leichtes. Er war überzeugt, seinen Traum auf der sicheren Grundlage der Wirklichkeit aufgebaut zu haben, und schwelgte in einem Zukunftsbilde von Glück und Segen; Zucker und Baumwolle, wie Joe murmelte. Auch fühlte er jetzt, daß er die Mehrzahl seiner Zuhörer mit sich riß, wenn sie ihn auch nur halb verstanden. Das war die fast nie versagende Wirkung einer eigenen Überzeugung, die von Seele zu Seele überspringt, man weiß heute noch nicht, wie; die Kraft des Glaubens, die sich auch in kleinen Dingen geltend macht. Dabei merkte er nicht, daß sich unmittelbar vor ihm ein Gegenwirbelsturm zu erheben drohte. Mitten in einem Satz, in dem er gegen das nutzlose Werk vergangener Jahrtausende eiferte, mußte er einen Augenblick inne halten, um Atem zu holen.

Diese Gelegenheit benützte Dr. Suchmann, der jüngere der Deutschen, der seit einigen Minuten darauf gelauert hatte, erhob sich, strich sein dünnes blondes Haar mit nervös zuckenden Fingern über den glänzenden, jugendlichen Schädel und begann in gebrochenem, aber verständlichem Englisch mit entschlossener, wenn auch etwas zitternder Stimme:

»Meine Damen und Herren! Ich darf die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne im Namen der europäischen Wissenschaft Protest zu erheben gegen das, was hier in beredten Worten als ein erstrebenswertes Ziel hingestellt wird. Das erste, wie ich in meinem soeben erschienenen Buch nachweise, zwölftausendjährige Bauwerk des ältesten Volks der Erde, die erste Kunde aus einer Zeit, in der die Menschheit aus ihrem Urzustand trat und nach den einfachsten, rohesten Formen tastete, um ihr Geistesleben zu betätigen, der erste Ausdruck jenes Machtgefühls, das wir in den Cäsaren Roms, den Kaisern und Päpsten des Mittelalters, einem Friedrich dem Großen und Napoleon bewundern, weil es sie mit elementarer Gewalt über die allgemeinen Menschenscharen heraushob, das soll geopfert werden! – Wofür? Um Baumwolle und Zucker, Reis und Weizen für den Fellah und seinesgleichen zu schaffen. Ich protestiere gegen den bloßen Gedanken, das Denkmal der Pharaonen der vierten Dynastie für diesen oder irgend welchen andern Zweck zu vernichten. Ich bin überzeugt, daß die Gelehrtenwelt Europas den Schimpf nicht dulden wird, den man hier als eine Wohltat der Menschheit anpreist. Ja, ich darf die Hoffnung aussprechen, daß Zivilisation und Fortschritt, die der Redner des Abends mehr als einmal ins Feld führte, auch in den leitenden Kreisen Ägyptens soweit verstanden werden, um die Wissenschaft der Welt vor einer derartigen Infamie sicherzustellen.«

Der junge Herr setzte sich, bebend vor Aufregung, in die ihn seine eigene Beredsamkeit versetzt hatte. Joe Thinker aber war jetzt nicht mehr zu halten. Er richtete sich zu seiner vollen Höhe auf und wandte sich gegen die Versammlung, welche halb belustigt, halb entsetzt der Wandlung folgte, die in so unerwarteter Weise eingetreten war.

»Ich begrüße in dem mir unbekannten Herrn Vorredner einen Bundesgenossen«, begann er sehr ernst, »wenn ich auch seine Ansichten nicht teile. Die sogenannte Wissenschaft Europas – und leider kann ich die Herren Ägyptologen Deutschlands nicht ausnehmen – hat die größte Pyramide Ägyptens nie verstanden und wird sie, fürchte ich, nie verstehen. Diese Wissenschaft klebte von jeher am Äußerlichen und läßt sich von jedem Lügner des alten Heidentums in die Irre führen. Was uns die Pyramide teuer, ja heilig macht, ist etwas weit Höheres und Wichtigeres, als es das Grabmal eines götzendienerischen Pharaos sein könnte. Deshalb protestiere ich mit doppelter Entschiedenheit gegen die Entheiligung des viertausendjährigen Monumentes. Der Gedanke seiner Zerstörung ist für mich undenkbar. Sie darf, sie wird, sie kann nicht stattfinden. Aber trotzdem sind Vorträge, wie wir einen solchen heute gehört haben, tief bedauerlich, um des Geistes willen, mit dem der Vortragende gestraft ist, um der Zustimmung willen, die seine Ansichten bei den Gedankenlosen dieser Welt finden konnten. Ich nehme an, ja ich habe Grund zu glauben, daß der Redner überzeugt ist von dem, was er uns sagte. Es gab Lügenpropheten zu allen Zeiten; es gab Schwindelzauberer schon vor Jahrtausenden in diesem selben Lande Ägypten, in dem wir uns befinden, die an die trüben Blasen glaubten, welche in ihrer Seele aufstiegen. Es ist auch heute so. Aber nichts darf uns abhalten, sie ihrer Verirrungen zu zeihen, um diejenigen davor zu bewahren, die, geblendet von den bunten Bildern unserer heutigen Maschinenmalerei, nicht selbst imstande sind, sich davor zu schützen.«

Scherif Pascha erhob sich und überblickte mit verlegener Miene die bewegte Versammlung, in der verschiedene Gruppen gleichzeitig an der Diskussion teilzunehmen begannen. Die Franzosen lachten und spotteten. Sie waren wie ein Mann gegen Ben Thinker, weil er ihre Barrage beschimpft hatte. Die Deutschen machten nach beiden Seiten Front. Die Bundesgenossenschaft Joe Thinkers war ihnen in hohem Grade verdächtig. Was wollte der Mann mit seiner Geheimniskrämerei und seiner Verhöhnung der Wissenschaft? Allerdings war der andere noch schlimmer, ein Anarchist der gefährlichsten Gattung. Die Engländer hielten es mit Ben: Lohnte es sich, wegen des alten Steindreiecks so viel Lärm zu machen? Und welche Millionenaufgabe für den Unternehmer, der das Werk in die Hand bekäme! Es ließe sich dem Suezkanal würdig an die Seite stellen, der nun doch, trotz allen Widerstrebens, eine französische Tatsache zu werden drohte.

»Ich hatte keine Ahnung davon, daß es hier zu einem Streit kommen werde«, sagte Scherif. »Ich bin höchst unangenehm berührt. Ich bin geneigt, die Versammlung zu schließen.« Dann fuhr er lauter fort: »Das Wesentliche hat uns Herr Thinker mitgeteilt. Es waren geniale Gedanken, vortreffliche Vorschläge. Aber sie scheinen nicht ganz ohne Widerspruch hingenommen zu werden.«

»Das ist das Lebenselement von allem Guten«, rief Ben Thinker mutig und wandte sich dann scharf gegen seinen Bruder:

»Es ist nicht zum erstenmal, daß mir dieser Herr entgegentritt und mehr als einmal habe ich ihn buchstäblich vernichtet. Er lebt in einer Welt der Vergangenheit und möchte, daß auch wir in sie zurückkehren. Ich sage: Laßt die Toten ihre Toten begraben. Ägypten hat das Recht, stolz zu sein auf die Jahrtausende, in denen sich sein nationales Leben abspielte. Aber es wird stolzer sein auf seine Zukunft, wenn ein erleuchteter Herrscher, wie Seine Königliche Hoheit Ismael Pascha, seine Geschicke in die richtigen Bahnen leitet.«

»Ich protestiere!« unterbrach Joe Thinker, in rücksichtslosem Eifer.

»Seine Geschicke leitet«, fuhr Ben mit Nachdruck fort, »zum Heil kommender Generationen, die seine Bevölkerung verdoppeln, seine Ernten verfünffachen, seine politische Macht ihm wiedergegeben werden, auf Kosten einer nutzlosen Steinruine.«

»Ich protestiere!« rief Joe, außer sich.

»Wir protestieren!« riefen die zwei Deutschen.

»Bravo! Da Capo!« lachten O'Donald und Harry Webster, ohne sich genau zu prüfen, wem ihr Beifall galt.

»Sehr gut! Sehr gut!« sagte Scherif hilflos. »Gestatten Sie, meine Herren –«, aber man hörte ihn nicht.

»Wir protestieren, wir protestieren!«

Die halbe Versammlung protestierte jetzt in komischem Rhythmus, den die Franzosen eingeleitet hatten. In Ermangelung einer arbeitsfähigen Präsidentenglocke schlug Fritschy so heftig an die Wasserflasche, daß sie mit lautem Geklirr in Stücke ging. Eine Wasserflut stürzte nach allen Seiten über den Tisch. Eine allgemeine Berieselung des Präsidiums erschien unvermeidlich, doch Scherif sprang rechtzeitig auf und rief mit großer Geistesgegenwart:

»Ich danke für die lebhafte Teilnahme, die die Verhandlungen gefunden haben. Auch dem Redner des Abends spreche ich im Sinne der Versammelten den wärmsten Dank aus. Ich schließe die Versammlung!«

»Wir protestieren!« sangen die Franzosen aufs neue.

Ben, der jetzt förmlich kochte, trat auf seinen Bruder zu. Fritschy suchte ihn mit Gewalt zurückzuhalten, wurde aber mitgeschleppt. Der Doktor hatte die Arme übereinandergeschlagen und erwartete, wie ein Fels den Anprall einer Sturzwelle, seinen Gegner, der sich glücklicherweise zwischen den nur noch teilweise besetzten Stühlen durchzuwinden hatte.

»Du hast mir den schönsten Erfolg verdorben, Joe!« rief er keuchend.

»Das war meine Absicht«, versetzte der andere bitter, »und was mehr ist, es war meine Pflicht.«

»Ich werde dir nie verzeihen«, zischte Ben.

»Ich hoffe zu Gott, daß ich dir verzeihen kann, mit der Zeit, wenn du zur Vernunft zurückkehrst«, entgegnete der Doktor.

»Vernunft!« lachte Ben. »Auf welcher Seite glaubst du sie zu finden?«

»Das frage ich dich!« höhnte Joe. »Seit wann lag die Vernunft, die uns der Herr gab, im Magen? Seit wann war sie die Kunst, den Bauch zu füllen? O Ben – Ben!«

»Oh, Joe!«

Es war nicht leicht, viel von knirschender Wut in diese zwei sanften, einsilbigen Namen zu legen; aber was in dieser Richtung möglich war, geschah. Sakuntala, die milde lächelnd mitten im Sturm gestanden hatte – als ob sie einer andern Welt angehörte, dachte Buchwald – legte jetzt die Hand auf den Arm ihres Onkels Ben. Wie unter dem Einfluß eines Nervenstroms löste sich die Spannung in dem erregten Gesicht des Zornigen. Die perlenden Schweißtropfen auf der Stirn trocknend, sank er auf den nächsten Stuhl nieder.

Joe verließ langsamen Schritts den Saal, der sich rasch geleert hatte, eine unbeschreibliche Bitterkeit im Herzen. Er hatte gesiegt, daran zweifelte er keinen Augenblick, aber er sah trotzdem, wie weit sein Feind und Bruder vorwärtsgekommen war. Durfte er länger zaudern und sich in sein Zimmer begraben, unter Büchern und Berechnungen? Das Leben verlangte mehr von ihm: Kampf und Sieg; tatsächlichen, greifbaren Sieg, selbst, geistig gesprochen, über die Leiche seines Bruders hinweg! – Leiche? – Nein, das wohl nicht. Bitte, keine Übertreibungen, sagte er zu sich selbst. Maßhalten ist das heilige Gesetz der Zeiten, für die ich eintrete. Daß Ben so gar kein Verständnis zeigt, für die höchsten Güter des Lebens – doch auch seines eigenen Lebens! So hoch wir streben, so nieder wir kriechen, sind wir schließlich nicht alle Menschen; sogar mein Bruder?


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