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An meine Söhne

Als ich begann, was aus vergangner Zeit
Die Seele festgehalten, aufzuschreiben.
Da sagt' ich mir: Du wandertest schon weit;
Bald wird den Deinen nur dein Bildnis bleiben.

Und eh' auch dir die letzte Stunde schlägt,
Lies aus die Ernte des vergang'nen Lebens.
Ist nur ein Korn dabei, das Früchte trägt
Für deine Söhne, tust du's nicht vergebens.

Blick auf des eignen Lebens Bahn zurück,
Und wie du dich zum Licht emporgerungen; –
Dein Irrweg, denk' ich, er gedeiht zum Glück,
Warnt er sie zeitig, deine lieben Jungen.

Und wenn den Stern sie schaun, der deine Bahn
Zum Ziel gelenkt und hell mit Licht beschienen.
So steuern sie dir nach des Lebens Kahn;
Und seine Strahlen leuchten dann auch ihnen.

Ja, wenn der Efeu rings mein Grab umflicht.
Glitt mir das Steuer längst schon aus den Händen,
So weist dies Buch sie auf das Doppellicht,
Zu dem ich nie verlernt den Blick zu wenden.

Nach oben zieht das eine mild und hell
Den feuchten Blick, wenn sich die Welt umnachtet.
Und zeigt euch Kindern auch den Wüstenquell,
Wenn ihr verzagend nach Erfrischung schmachtet.

Seit eure Lippe zum Gebet sich regt.
Habt seine Huld ihr tausendfach erfahren.
Auch ich genoß sie; was mir auferlegt.
Euch mag es, fleh' ich heiß, davor bewahren.

Das andre Licht – ihr kenntet seine Macht,
Auch wenn kein Wort es nennte und beschriebe;
Denn euch wie mir erhellte ja die Nacht,
Verklärte Tag für Tag die Mutterliebe.

Dies Licht, es reifte auch in eurer Brust
Des Guten und des Schönen volle Saaten;
Ich aber hegte sie mit stiller Lust
Und treuem Mühn und sah sie wohl geraten.

So wuchset ihr in wacher Hut heran,
So klimmet aufwärts ihr von Stuf' zu Stufe; Die edle Heilkunst zog den Ältsten an.
Der Zweite folgt des deutschen Heerbanns Rufe,

Der Dritte bildet noch den jungen Geist, –
Und nun mich's drängt, euch dieses Buch zu weihen.
Seh' ich, was mein Herz längst sein Höchstes heißt.
Vereint, verkörpert in euch lieben Dreien.

Wie ich ihm huld'ge, wie's mir heilig ist.
So gebt auch ihr die Ehre allerwegen
Der Menschenliebe, die sich selbst vergißt,
Dem Vaterlande und der Arbeit Segen.

Tutzing am Starnberger See,
l. Oktober 1892
Georg Ebers


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