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Drittes Kapitel

Das indische Land – Die Kampfe diesseits des Indus – Der Übergang über den Indus – Zug nach dem Hydaspes – Der Fürst von Taxila – Krieg gegen den König Poros – Schlacht am Hydaspes – Kämpfe gegen die freien Stämme – Das Heer am Hyphasis – Umkehr


Indien ist eine Welt für sich. In der Eigenartigkeit seiner Natur, seiner Bevölkerung, seiner Religion und Bildung völlig in sich abgeschlossen, war es der Westwelt des Altertums jahrhundertelang nur dem Namen nach, nur wie ein Wunderland am Ostsaume der Erde bekannt. Von zwei Seiten umfluten es ozeanische Meere, in denen spät erst Betriebsamkeit und Wissenschaft die Straßen der leichtesten und sichersten Verbindung erschließen sollte; von zwei andern Seiten türmen sich zu zwei- und dreifacher Umwallung Gebirgsmassen empor, zum Teil die höchstragenden der Erde, deren Schneepässe im Norden, deren glühende Felsspalten im Westen nur dem frommen Pilger, dem wandernden Handelsmann, dem Räuber der Wüste mühsame Wege zu öffnen scheinen, nicht dem Völker- und Weltverkehr.

Der Bevölkerung Indiens selbst ist die Erinnerung ihrer Vorzeit in zeit- und raumlosen Phantastereien verschwommen und verkommen, seit sie aufgehört hat, sich selbst anzugehören; aber dem voraus liegt eine Vergangenheit großer und mannigfacher Entwicklungen, das Werden und Reifen der religiösen, hierarchischen, politischen Bildungen, in denen sich jene Eigenartigkeit der indischen Welt vollendet hat. In ihrer Mittagshöhe, bevor sie noch den ersten Schritt abwärts getan, scheint sie der makedonische Eroberer gesehen zu haben, der erste Europäer, der den Weg nach Indien gefunden.

Er fand die Stelle, die wie ein Tor zu dem indischen Lande ist. Ein Strom durchbricht da den Gebirgswall, der Indien von der Westwelt scheidet; entsprungen in den Hochgebirgen, denen nah aneinander die Gewässer von Baktrien und Ariana entquellen, stürzt sich der Kophen mit zahlreichen Zuflüssen von Norden her verstärkt ostwärts zu dem Bette des mächtigen Indus hinab; umsonst türmen sich rechts und links von diesem Weststrom die wildesten Felsenmassen empor, sie öffnen seinen reißenden Wassern ein eingeengtes Tal, nach dem die lachende Ebene von Peshawar zu dem fruchtüppigen Tropenklima Indiens hinabführt. Aber es ist noch nicht das rechte Indien, das sich hier öffnet; die fünf Ströme des Pandschab, die Überschwemmungen der Sommermonate, der breite Gürtel der Wüste im Osten und Süden machen das Abendland Indiens zu einer zweiten Schutzwehr des heiligen Gangeslandes; es ist, als habe die Natur einen Liebling vor Gefahren, denen sie einen Weg geöffnet, doch noch zu schützen versuchen wollen. An das Gangesland knüpft sich alles Heilige und Große, was der Hindu kennt; dort ist der uralte fromme Glaube und die strenge Sonderung der Kasten, die aus Brahma gezeugt sind, heimisch, dort sind die heiligen Orte der Wallfahrten und der Strom des geweihten Wassers; die Stämme im Abend der Wüste, obschon verwandten Geschlechtes und Glaubens, sind abgewichen von der strengen Reinheit des göttlichen Gesetzes, sie haben nicht den Verkehr mit der Welt draußen gemieden, sie haben nicht die Würde königlicher Herrschaft, nicht die Lauterkeit der Kasten, nicht die Abgeschlossenheit gegen die unreinen und verhaßten Fremdlinge bewahrt, die doch Bedingung, Sicherung und Beweis des heiligen Lebens ist; sie sind die Entarteten und den Fremdlingen preisgegeben.

So schon in Alexanders Zeit. Die damals im Gangeslande hochentwickelten brahmanischen Völker arischen Stammes hatten vergessen, daß auch sie einst in dem Lande der ›sieben Ströme‹ gesessen haben, daß sie in grauer Vorzeit wandernd durch jenes Westtor gekommen sind, wie denn Namen ihrer ruhmreichsten Geschlechter, die sich am Oxos und Jaxartes erhalten haben, auf ihre früheren Sitze schließen lassen. Ihrem Wanderzuge sind andere Völker arischer Sprache und Art dorthin nachgezogen; aber zu großen Wagnissen nicht stark oder nicht begehrlich genug, blieben sie mit ihren Herden auf den Gebirgsweiden am Kophen und dessen Nebenflüssen bis zum Indus hin.

Dann ward Assyrien mächtig, gewann vom Tigris ausgehend das breite syrische Tiefland, sowie das arianische Hochland; aber Semiramis sah, so wird erzählt, an der Indusbrücke die Kamele der westlichen Steppen vor den Elefanten des indischen Ostens flüchten. Dann folgten die Meder, die Perser; und seit Kyros Zeit wird unter den Satrapien des Reiches auch Gandara, es werden in den persischen Heeren des Xerxes Gandarener und andere Inder aufgeführt; und Dareios sandte von seiner Stadt Kaspatyros – wohl Kabul einen hellenischen Mann nach dem Indus, um diesen hinab bis ins Meer zu fahren, der dann auch durch das Arabische Meer zurückkehrte, eine Sendung, die des Großkönigs umfassende Pläne ahnen läßt; aber die Kämpfe Persiens im Abendlande und das rasch einbrechende Sinken des Reiches ließ sie nicht zur Erfüllung kommen.

Nie hat sich die Herrschaft der Achämeniden bis jenseits des Indus erstreckt; die Ebene am Fuß des Paropamisos mit den westlichen Zweigen indischer Bevölkerung war das letzte Gebiet, das die Großkönige besaßen; von dort her waren die Elefanten des letzten Perserkönigs, die ersten, welche die Westwelt sah; mit ihnen nahmen an der Schlacht bei Gaugamela die Inder, ›die an Baktrien grenzten‹, unter Bessos Führung, die Berginder unter Barsaetes, dem Satrapen von Arachosien, teil. Jenseits des Indus folgte eine Kette unabhängiger Staaten, die sich über die fünf Ströme gen Osten bis zur Wüste, gen Süden bis zur Indusmündung ausdehnte, eine Musterkarte kleinerer und größerer Völker, Fürstentümer und Republiken, ein buntes Durcheinander politischer Zersplitterung und religiöser Verwirrung, untereinander ohne andere Gemeinschaft, als die der gegenseitigen Eifersucht und des steten Wechsels von treulosen Bündnissen und selbstsüchtigen Fehden.

Alexander hatte mit der Unterwerfung des sogdianischen Landes die Besitznahme des Perserreiches vollendet; die Satrapie des Paropamisos, die er im Jahre 329 besetzt, in der er Alexandreia am Kaukasus gegründet hatte, war zum Ausgangspunkte des Zuges nach Indien bestimmt. Der militärisch-politische Gedanke dieses Kriegszuges wird in unseren Quellen nicht angegeben; er wird sich aus dem Zusammenhang der weiteren Ereignisse hinlänglich ergeben.

Alexander hatte bereits über den Indus hinaus mehrfache Verbindungen; namentlich die mit dem Fürsten von Taxila (Takschaçila) waren von großer Bedeutung. Dessen Königreich lag auf dem Ostufer des Indus, der Mündung des Kophenflusses gegenüber, es erstreckte sich ostwärts nach dem Hydaspes (Vitasta) in einer Ausdehnung, die man der der ägyptischen Statthalterschaft gleich schätzte. Der Fürst, mit mehreren seiner Nachbarn, namentlich dem Paurava, dem Fürsten Poros am Hydaspes, verfeindet und zugleich nach Erweiterung seines Gebietes begierig, hatte den König während seines Aufenthaltes in Sogdiana zu einer indischen Heerfahrt aufgefordert und sich bereiterklärt, die Inder, die sich ihm zu widersetzen wagen würden, mit ihm gemeinsam zu bekämpfen. Auch ein Fürst aus dem Lande diesseits des Indus war bereits in des Königs Umgebung, Sisikottos, der, wohl als die Makedonen von Arachosien her anrückten, zum Bessos nach Baktrien gegangen war, dann, als dessen Unternehmen kläglich zusammenbrach, sich dem Sieger zugewandt hatte und ihm fortan in treuer Ergebenheit diente. Durch solche Verbindungen konnte Alexander über die indischen Verhältnisse, über die Natur des Landes und seiner Bevölkerung Hinreichendes in Erfahrung bringen, um den Gang seines Unternehmens und die zu demselben erforderlichen Vorbereitungen und Streitkräfte mit einiger Sicherheit zu bestimmen.

In den Vorbereitungen, die er während des letzten Jahres gemacht hatte, läßt sich die richtige Würdigung der bevorstehenden Schwierigkeiten nicht verkennen. Das disponible Heer, das seit der Vernichtung der persischen Macht nicht eben bedeutend zu sein brauchte, um die einzelnen Satrapien zu unterwerfen, reichte in der Stärke, die es die zwei letzten Jahre in Baktrien gehabt hatte, zum Kampfe gegen die stark bevölkerten und mit großer Kriegsmacht versehenen indischen Staaten nicht aus. Wohl waren immer neue Tausende, teils Makedonen, wie es scheint nach ihrer Dienstpflicht, teils thrakische, agrianische, hellenische Söldner, von Beute und Ruhm gelockt, gen Asien gezogen, so daß die anfängliche Zahl von 35 000 Kombattanten, mit denen Alexander 334 begonnen hatte, im Lauf der sechs Jahre trotz der Verluste, welche die unausgesetzten Anstrengungen, die Züge durch Schneegebirge und Wüsten, die klimatischen Einflüsse und die ebensooft durch Mangel wie durch Überfluß ungesunde Lebensweise hervorgebracht haben mußte, sich dennoch verdoppelt haben mochte. Aber teils hatte der König die hellenischen, die thessalischen Bundesgenossen heimgehen lassen, teils waren Truppen in bedeutender Menge als Besatzungen der okkupierten Länder und der Hauptwaffenplätze in denselben zurückgeblieben; das baktrianische Gebiet allein behielt ein Korps von 10 000 Mann Fußvolk und 3500 Reitern; nicht minder mußten bedeutende Streitkräfte im arachosischen Alexandrien, in Ekbatana, Babylon, Ägypten usw. stehen, wenn schon es wahrscheinlich ist, daß namentlich die Westsatrapien nicht von der großen Armee, sondern aus Europa selbst ihre Besatzungen ergänzten. Für den indischen Feldzug hatte der König aus den streitbaren Völkern der arianischen und oxianischen Lande sein Heer verstärkt. Daß auch Phöniker, Kyprier, Ägypter in bedeutender Zahl beim Heere waren, zeigt sich demnächst bei der Ausrüstung der Indusflotte. Die Stärke des Heeres um die Zeit, da es den Indus hinabzog, war nach zuverlässiger Angabe 120 000 Kombattanten.

Man sieht, dem Material nach war dieses Heer schon nicht mehr ein hellenisch-makedonisches, wohl aber der Organisation nach; und die Tatsache, daß die folgenden Feldzüge mit diesem Heer geführt sind, gestattet auf die feste Disziplin, auf die Armeeverwaltung und deren Organisation, auf die Autorität der Befehlenden, vor allem auf den militärischen Geist und die vollendete Tüchtigkeit des Offizierkorps sichere Schlüsse; Dinge, von denen freilich in den Überlieferungen so gut wie nichts steht, und die doch am wenigsten in dem kriegsgeschichtlichen Bilde Alexanders zu entbehren sind. Das Heer, das solche Fülle fremdartiger Elemente in den festen Rahmen der makedonischen Formation aufnahm und sich anbildete, wurde der Kern und, wenn der Ausdruck erlaubt ist, eine Schule der hellenischen Gestaltung, die sich ebenso aus der Natur des neuen Reiches ergab, wie dessen Schaffung allein möglich machte. Wenn Alexander wie in Ägypten und den syrischen Landen, in Iran und Baktrien, so demnächst in Indien Tausende seiner Kriegsleute als Besatzung und Bürger der neuen Städte zurückließ und dafür in sein Heer Asiaten in größerer Zahl aufnahm, so zeigt das mehr als alles andere die kühne Konsequenz seines Gedankens und seine Zuversicht auf dessen Richtigkeit und Macht; und es begreift sich, daß er durch die versuchten Oppositionen des makedonischen Stolzes und des hellenischen Liberalismus sich nicht beirren ließ; mit der Macht seiner imperatorischen Persönlichkeit war er gewiß auch ferneren Hoch- und Schwachmütigkeiten zum Trotz, alles dem Zuge seines Willens folgen zu machen.

Gegen Ende des Frühlings 327 brach Alexander von Baktrien auf. Die Gebirgswege, die vor zwei Jahren so viele Mühe gemacht hatten, lagen jetzt frei von Schnee; Vorräte waren reichlich vorhanden; auf einer kürzeren Straße erreichte man nach einem zehntägigen Marsche die Stadt Alexandreia am Südabhange des Gebirges.

Der König fand sie nicht in dem Zustande, wie er erwartet hatte; Neiloxenos, der seine Befehlshaberstelle nicht mit der notwendigen Umsicht und Kraft verwaltet hatte, wurde entsetzt, auch der Perser Proexes verlor sein Amt als Satrap der Paropamisaden. Aus der Umgegend wurde die Bevölkerung der Stadt vermehrt, von dem Heere blieben die zum Dienst untauglichen in ihr zurück; der Befehl über die Stadt und ihre Besatzung, sowie den Auftrag, für ihren weiteren Ausbau Sorge zu tragen, erhielt Nikanor, von den Hetairen; Tyriaspes wurde zum Satrapen des Landes bestellt, dessen Grenze fortan der Kophenfluß sein sollte. Alexander zog durch dies schöne, blumen- und fruchtreiche Land zunächst nach Nikäa; die Opfer, die er der Athene brachte, bezeichneten, so war es seine Weise, den Beginn eines neuen Feldzuges.

Das Heer nahte sich der Grenze der Paropamisaden, die da, wo die obere Ebene des Kophen sich schließt, gewesen sein wird. Dort tritt der schon bedeutende Fluß in das Felsental, das wie ein Tor zu dem Lande des Indus ist; auf seiner Südseite begleiten ihn die Vorberge des hohen Sefid-Kuh, während auf seinem linken Ufer vom Norden her wie Querriegel mehrere bedeutende Gebirgszüge, die sich von der Hochkette des westlichen Himalaja abzweigen, bis nahe an seine Ufer streichen. Der Choaspes oder Choes (Kameh oder Kunar) und weiter östlich der Guraios (Pandjkora), beide mit zahlreichen Nebenflüssen und Nebentälern, bilden die vielen Bergkantone dieses Landes ›diesseits des Indus‹, deren Bewohner unter dem Namen Açvaka zusammengefaßt werden, wenn auch die einzelnen Distrikte, meist unter eigenen Fürsten, ihre besonderen Namen führten. Im Kophental selbst wohnten die Astakener, wohl so genannt, weil sie im Westen (Asta) des Indus wohnten.

Alexander hatte von Nikäa aus seine Herolde an die indischen Fürsten, die am unteren Lauf des Kophen und am Ufer des Indus herrschten, vorausgesandt; er ließ sie zu sich entbieten, um ihre Huldigung zu empfangen. So kam der Fürst von Taxila, mehrere Radschas des Landes diesseits des Indus, nach der prunkenden Art der Hindufürsten auf geschmückten Elefanten und mit reichem Gefolge; sie brachten dem Könige kostbare Geschenke, sie boten ihm ihre Elefanten, es waren fünfundzwanzig, zum beliebigen Gebrauch. Alexander eröffnete ihnen, er hoffe im Laufe dieses Sommers das Gebiet bis zum Indus zu beruhigen, er werde die vor ihm erschienenen Fürsten belohnen, diejenigen, welche sich nicht unterworfen hätten, zum Gehorsam zu zwingen wissen; er gedenke den Winter am Indus zuzubringen, um mit dem nächsten Frühling die Feinde seines Verbündeten, des Fürsten von Taxila, zu strafen. Sodann teilte er seine gesamten Streitkräfte in zwei Armeen, von denen die eine unter Perdikkas und Hephaistion an dem rechten Ufer des Kophen zum Indus hinabziehen sollte, während er selbst mit der anderen das sehr schwierige, von streitbaren Völkern bewohnte Land im Norden desselben Flusses durchziehen wollte.

Demnach rückten Hephaistion und Perdikkas mit den Phalangen Gorgias, Kleitos, Meleagros, mit der Hälfte der makedonischen Ritterschaft und sämtlichen Söldnerreitern, am Kophenfluß, auf dessen rechtem Ufer, wo die Ganäarer wohnten, hinab, indem die indischen Fürsten, die dem Könige gehuldigt hatten, mit ihnen in ihre Länder zurückkehrten. Sie hatten Befehl, alle bedeutenden Plätze zu besetzen oder, falls ihre Übergabe geweigert würde, sie mit Gewalt zu unterwerfen, an den Ufern des Indus angelangt, sofort den Bau der Indusbrücke zu beginnen, über welche Alexander nach dem Innern Indiens vorzurücken gedachte.

Alexander selbst ging mit den Hypaspisten, der andern Hälfte der Ritterschaft, mit der größeren Zahl der Phalangen, mit den Bogenschützen, den Agrianern und den Akontisten zu Pferd über den Kophen und durch den Paß von Jellalabad ostwärts. Hier kommt der Choes oder Choaspes, der aus den Gletschern des Puschti-kur im Hochgebirg entspringt, in die Talebene hinab, zunächst aufwärts längs den mächtigen Felsenlagen des Khond ein wildes Talland bildend, dessen andere Seite der kaum weniger mächtige Gebirgszug schließt, der dieses Tal von dem des Guraios scheidet; für militärische Bewegungen ein äußerst schwieriges Terrain. Das Volk der Aspasier hatte hier seine Sitze, seine Bergfesten, seine zahlreichen Herden; einige Tage nordwärts am Choaspes lag die Fürstenstadt, wichtig auch durch die Gebirgsstraße, die hier vorüber über das Hochgebirge nach dem Quellande des Oxos führt. Sobald Alexander über diesen Fluß gesetzt war, und dem sich allmählich verengenden Tale folgend die Südgrenze des aspasischen Landes erreichte, flüchteten sich die Einwohner teils in die Berge, teils in die festen Städte, entschlossen, den Makedonen Widerstand zu leisten. Desto mehr eilte Alexander vorwärts; mit der gesamten Reiterei und 800 seiner Hypaspisten, die gleichfalls beritten gemacht wurden, rückte er voraus und gelangte bald zu der ersten Stadt der Aspasier, die mit einer doppelten Mauer versehen war und durch eine bedeutende unter den Wällen aufgestellte Streitmacht verteidigt wurde. Unmittelbar vom Marsch aus griff der König an; nach einem heftigen Gefecht, in dem er selbst in der Schulter und von seiner nächsten Umgebung die Leibwächter Ptolemaios und Leonnatos verwundet wurden, mußten sich die Barbaren hinter die Mauern ihrer Stadt zurückziehen. Der Abend, die Erschöpfung der Truppen, die Wunde des Königs machten weiteren Kampf unmöglich; die Makedonen lagerten hart an den Mauern der Stadt. Früh am nächsten Morgen begann der Sturm; die Mauer ward erstiegen und besetzt; erst jetzt sah man die zweite stärkere Mauer der Stadt, die auf das sorgsamste besetzt war. Indes war die Hauptmasse des Heeres nachgerückt; sofort wurde zum neuen Angriff geschritten; während die Schützen von allen Seiten her die Posten auf den Mauern trafen, wurden die Sturmleitern angelegt, bald waren hie und da die Zinnen erklommen; die Feinde hielten nicht länger stand, sie suchten aus den Toren der Stadt auf die Berge zu entkommen; viele wurden erschlagen; die Makedonen, über des Königs Wunde erbittert, schonten niemanden; die Stadt selbst wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Dieser erste rasche Erfolg verfehlte nicht, den gewünschten Eindruck zu machen. Eine zweite Stadt, Andaka, ergab sich sofort. Krateros wurde hier mit dem schweren Fußvolk zurückgelassen, die übrigen Städte in der Nähe zur Unterwerfung zu zwingen und dann über das Gebirge nach Arigaion im Tal des Guraios (Pandjkora) zu marschieren. Alexander selbst wandte sich mit den übrigen Truppen nordostwärts zum Euaspla, um möglichst schnell die Stadt zu erreichen, in der er den Fürsten des Landes in seine Gewalt zu bekommen hoffte. Bereits am zweiten Tage erreichte er sie, doch war die Kunde von seinem Anrücken vorausgeeilt; die Stadt stand in vollen Flammen, die Wege zu den Bergen waren mit Fliehenden bedeckt; ein fürchterliches Gemetzel begann; doch hatte der Fürst selbst mit seiner zahlreichen und wohlbewehrten Leibwache bereits die unwegsamen Höhen erreicht. Ptolemaios, der im Getümmel den fürstlichen Zug erkannt und heftig verfolgt hatte, rückte, sobald das emporsteigende Gelände für seine Pferde zu steil wurde, zu Fuß an der Spitze der wenigen Hypaspisten, die um ihn waren, in möglichster Eile den Fliehenden nach; da machte plötzlich der Fürst mit seinen Kriegern kehrt, stürmte auf die Makedonen los, warf sich selbst auf Ptolemaios, schleuderte ihm den Speer gegen die Brust; Ptolemaios, durch seinen Harnisch gerettet, rannte dem Fürsten die Lanze durch die Hüften und riß den Sterbenden zu Boden. Der Fall des Fürsten entschied den Sieg; während die Makedonen verfolgten und niedermetzelten, begann der Lagide den fürstlichen Leichnam seiner Rüstung zu berauben. Das sahen die Aspasier von den Bergen; sie stürzten sich in wilder Wut herab, wenigstens die Leiche ihres Fürsten zu retten; indes war auch Alexander herangekommen; ein heftiges Gefecht entspann sich, mit Mühe wurde der Leichnam behauptet, erst nach schwerem Kampf zogen sich die führerlosen Barbaren tief in die Berge zurück.

Alexander, nicht willens weiter hinauf in das Hochgebirge vorzudringen, wandte sich an dem Euaspla hinauf ostwärts, um durch die Bergpässe, die dem Tale des Guraios zuführen, die Stadt Arigaion zu erreichen. Er fand sie niedergebrannt und verlassen, die Bevölkerung war in die Berge geflohen. Die Wichtigkeit dieser Lokalität, welche die Straße zum Choaspes beherrscht, bewog den König, Krateros, der von Süden heranrückte, mit dem Wiederaufbau der Stadt zu beauftragen, indem er die zum Dienst untauglichen Makedonen, und alle von den Landeseinwohnern, die sich dazu bereit erklärten, hier anzusiedeln befahl. Auf diese Weise waren die beiden Paßwege zum Choaspes durch die Besetzung von Andaka und Arigaion in Alexanders Macht. Doch schien es notwendig, die tapferen Alpenbewohner im Norden der Stadt, die in den Bergen eine drohende Stellung angenommen hatten, das Übergewicht der makedonischen Waffen fühlen zu lassen. So rückte Alexander von Arigaion aus gegen das Alpenland; am Abend lagerte er am Fuß der Berge; Ptolemaios, zum Rekognoszieren ausgesandt, brachte die Nachricht mit, daß der Feuer in den Bergen eine sehr große Zahl sei und daß man auf eine bedeutende Übermacht des Feindes schließen müsse. Sofort wurde der Angriff beschlossen; ein Teil des Heeres behauptete die Stellung am Fuß des Gebirges, mit den übrigen rückte der König selbst die Berge hinauf; sobald er der feindlichen Feuer ansichtig wurde, ließ er Leonnatos und Ptolemaios sich rechts und links um die Stellung der Feinde hinziehen, um durch einen gleichzeitigen Angriff von drei Seiten dessen Übermacht zu zerteilen; er selbst rückte gegen die Höhen, wo die größte Masse der Barbaren stand. Kaum sahen diese die Makedonen vorrücken, so stürzten sie sich im Vertrauen auf ihre Übermacht von den Höhen herab auf Alexander; ein hartnäckiger Kampf entspann sich. Währenddessen rückte auch Ptolemaios heran; da aber die Barbaren hier nicht von ihrer Höhe herabgingen, war er genötigt, auf ungleichem Boden den Kampf zu beginnen; mit ungemeiner Anstrengung gelang es endlich, die Abhänge zu erklimmen, die Feinde, die mit dem größten Mute kämpften, nach der Seite der Höhe zurückzudrängen, die er, um sie nicht durch vollständige Umzingelung zur verzweifelten Gegenwehr zu bringen, unbesetzt gelassen hatte. Auch Leonnatos hatte auf seiner Seite die Feinde zum Weichen gebracht, und schon verfolgte Alexander die geschlagene Hauptmacht der Mitte, ein furchtbares Blutbad vollendete den mühsam erkämpften Sieg; 40 000 Mann wurden kriegsgefangen; ungeheuere Rinderherden, der Reichtum dieses Alpenvolkes, fielen in die Hände des Siegers; Ptolemaios berichtet, es seien über 230 000 Stück Vieh gewesen, von denen Alexander die schönsten ausgesucht habe, um sie zum Behuf des Feldbaues nach Makedonien zu schicken.

Indessen war die Nachricht eingelaufen, daß die Assakener in dem nächsten Flußtal, dem des Suastos, sich auf das eifrigste rüsteten, daß sie Söldner von jenseits des Indus her an sich gezogen und bereits eine Streitmacht von 30 000 Mann Fußvolk, 20 000 Pferden, 30 Elefanten beisammen hätten. Der König mußte, um ihr Land zu erreichen, zuvor das Tal des tiefen und reißenden Guraios hinab, dessen oberen Teil er unterworfen hatte; er rückte mit einem Teile seiner Truppen schnell vorauf, während Krateros mit den übrigen, sowie mit den schweren Maschinen von Arigaion aus langsamer folgte. Die Bergwege, die kalten Nächte machten den Marsch beschwerlich; desto lachender und reicher war das Talgebiet, zu dem man hinabstieg; rings Weingelände, Haine von Mandelbäumen und Lorbeeren, friedliche Dörfchen an den Bergen hinaufgebaut, unzählige Herden auf den Alpen weidend. Hier, so wird erzählt, kamen die Edelsten des Landes, Akuphis an ihrer Spitze, zum Zelt des Königs; als sie eintraten und ihn im Glanz seiner Waffen, auf die Lanze gestützt und mit hohem Helme sitzen sahen, knieten sie staunend nieder; der König hieß sie aufstehen und reden. Sie nannten den Namen ihrer Feste Nysa, berichteten, sie seien aus dem Westen hergekommen, seit jener Zeit hätten sie selbständig und glücklich unter einer Aristokratie von dreißig Edlen gelebt. Darauf erklärte Alexander, daß er ihnen ihre Freiheit und Selbständigkeit lassen werde, daß Akuphis unter den Edlen des Landes die Vorstandschaft haben, daß endlich einige hundert Reiter zum Heere des Königs stoßen sollten. Dies mag ungefähr das Wahre von einer Sache sein, die, vielleicht nicht ohne das Zutun des Königs selbst, auf das wundervollste ausgeschmückt, weitererzählt wurde; fortan hießen die Nysäer unmittelbare Nachkommen von den Begleitern des Dionysos, dessen Züge der griechische Mythos bereits bis Indien ausgedehnt hatte; die tapferen Makedonen fühlten sich, in weiter Ferne von ihrem Vaterlande, heimisch unter heimatlichen Erinnerungen.

Von Nysa aus ging Alexander ostwärts durch den heftig strömenden Guraios zum Lande der Assakener. Diese zogen sich bei seinem Herannahen in ihre festen Städte zurück; unter diesen war Massaga die bedeutendste; der Fürst des Landes hoffte sich in ihr zu behaupten. Alexander rückte nach und lagerte sich unter den Mauern der Stadt; die Feinde, im Vertrauen auf ihre Macht, machten sofort einen Ausfall; ein scheinbarer Rückzug lockte sie eine halbe Stunde weit von den Toren hinweg, in ordnungsloser Hast mit wildem Siegesgeschrei verfolgten sie; da wandten sich die Makedonen plötzlich, und rückten im Sturmschritt gegen die Inder vor, voran das leichte Volk, der König an der Spitze der Phalangen folgte ihnen; nach kurzem Gefecht flohen die Inder mit bedeutendem Verlust zurück; Alexander folgte ihnen auf den Fersen, aber seine Absicht mit ihnen zugleich in das Tor einzubrechen, wurde vereitelt. So ritt er an der Mauer hin, die Angriffspunkte für den nächsten Tag zu bestimmen; da traf ihn ein Pfeilschuß von den Zinnen der Stadt her; mit einer leichten Fußwunde kehrte er ins Lager zurück. Am nächsten Morgen begannen die Maschinen zu arbeiten, bald lag eine Bresche; die Makedonen suchten durch sie in die Stadt zu dringen, die tapfere und umsichtige Verteidigung des Feindes zwang sie endlich am Abend zu weichen. Mit Heftigkeit wurde des andern Tages der Angriff unter dem Schutz eines hölzernen Turmes, der mit seinen Geschossen einen Teil der Mauer von Verteidigern freihielt, erneut; doch auch so kam man noch um keinen Schritt vorwärts. Die Nacht wurde mit neuen Zurüstungen verbracht, neue Sturmblöcke, neue Schirmdächer, endlich ein Wandelturm an die Mauer geschafft, dessen Fallbrücken unmittelbar auf die Zinnen führen sollten. Am Morgen rückten die Phalangen aus, zugleich führte der König selbst die Hypaspisten in den Turm, er erinnerte sie, daß sie auf gleiche Weise Tyros genommen hätten; alle brannten vor Begier zu kämpfen und die Stadt zu erobern, die ihnen schon zu lange widerstanden. Dann ward die Fallbrücke hinabgelassen, die Makedonen drängten sich auf sie, jeder wollte der erste sein; unter der übergroßen Last brach die Brücke, die Tapferen stürzten zerschmettert in die Tiefe. Laut schreiend sahen das die Inder, sie schleuderten von den Zinnen herab Steine, Balken, Geschosse auf die Makedonen, sie drängten sich aus den Mauerpforten aufs Feld hinaus, die Verwirrung zu benutzen; überall zogen sich die Makedonen zurück; kaum daß es der Phalanx Alketas, der es der König geboten, gelang, die Sterbenden vor der Wut der Feinde zu sichern und ins Lager zurückzubringen. Das alles mehrte nur die Erbitterung und die Kampfbegier der Makedonen; am nächsten Tage ward der Turm von neuem an die Mauern gebracht, von neuem die Fallbrücke hinabgesenkt; doch leisteten die Inder den erfolgreichsten Widerstand, wenn schon ihre Reihen immer lichter, die Gefahr für sie immer größer wurde. Da ward ihr Fürst von einem Katapultenpfeil getroffen und sank tot nieder. Dies endlich bewog die Belagerten, Unterhandlungen anzuknüpfen, um sich der Gnade des Siegers zu ergeben; und Alexander, voll gerechter Anerkennung der Tapferkeit seiner Feinde, war gern bereit, einen Kampf abzubrechen, der nicht ohne viel Blutvergießen zu Ende geführt wäre; er forderte die Übergabe der Stadt, den Eintritt der indischen Söldner in das makedonische Heer, die Auslieferung der fürstlichen Familie. Die Bedingungen wurden angenommen, die Mutter und Tochter des Fürsten kamen in des Königs Lager; die indischen Söldner rückten bewaffnet aus und lagerten sich in einiger Entfernung von dem Heere, mit dem sie hinfort vereint werden sollten. Doch voll Abscheu gegen die Fremdlinge, und des Gedankens, fortan mit diesen vereint gegen ihre Landsleute kämpfen zu müssen, unfähig, faßten sie den unglücklichen Plan, nachts aufzubrechen und sich an den Indus zurückzuziehen. Alexander erhielt davon Nachricht; überzeugt, daß Unterhandeln vergeblich, Zaudern gefährlich sein würde, ließ er sie nachts umzingeln und niederhauen. So war er Herr des wichtigsten Postens im Assakenerlande.

Von Massaga aus schien es leicht, die Okkupation des herrenlosen Landes zu vollenden; Alexander sandte demnach einige Truppen unter Koinos südwärts zu der Festung Bazira, überzeugt, daß sie sich auf die Nachricht von Massagas Fall ergeben werde; eine andere Abteilung unter Alketas ging nordwärts gegen die Festung Ora, mit dem Befehl, die Stadt zu blockieren, bis die Hauptarmee nachrückte. Bald liefen von beiden Orten ungünstige Nachrichten ein; Alketas hatte nicht ohne einen Verlust einen Ausfall der Oriten abgewehrt, und Koinos, weit entfernt, Bazira zur Übergabe bereit zu finden, hatte Mühe, sich vor der Stadt zu halten. Schon wollte Alexander dorthin aufbrechen, als er die Nachricht erhielt, daß Ora in Verbindung mit dem Fürsten Abisares von Kaschmir getreten sei und durch dessen Vermittlung eine bedeutende Zahl Truppen von den Bergbewohnern im Norden erhalten habe; deshalb sandte er Befehl an Koinos, bei Bazira einen haltbaren Punkt zu verschanzen, um die Verbindungen der Festung abzuschneiden, dann mit seinen übrigen Truppen zu ihm zu marschieren. Er selbst eilte nach Ora; die Stadt, obschon fest und tapfer verteidigt, vermochte sich nicht zu halten, sie wurde im Sturm genommen; reiche Beute, darunter einige Elefanten, fiel in die Hand der Makedonen. Indes hatte Koinos den befohlenen Abzug von Bazira begonnen; sobald die Inder diese Bewegung bemerkten, brachen sie aus den Toren hervor, warfen sich auf die Makedonen; es folgte ein scharfes Gefecht, in dem sie endlich mit Verlust zum Rückzuge gezwungen wurden. Als sich dazu die Kunde verbreitete, daß selbst Ora den Makedonen erlegen sei, verzweifelten die Baziriten, sich in ihrer Feste halten zu können; sie verließen um Mitternacht die Stadt und zogen sich auf die Felsenburg Aorons am Indus auf der Südgrenze des Assakenerlandes zurück.

Durch die Besitznahme der drei Plätze Massaga, Ora und Bazira war Alexander Herr der Gebirgslandschaft im Norden des Kophen, an der südwärts das Gebiet des Fürsten Astes von Peukela lag. Dieser Fürst hatte, so scheint es, sein Gebiet auf Kosten seiner Nachbarn vergrößert und selbst südwärts des Kophenflusses festen Fuß gefaßt; Sangaios, der als Flüchtling zum Taxiles gekommen war, hatte seine Herrschaft durch ihn verloren; als Alexanders Herolde die Fürsten Indiens gen Nikaia beschieden, hatte Astes so wenig als Assakenos Folge geleistet. Aber der glückliche Fortgang der makedonischen Waffen, das Anrücken des Königs, der Tod Assakenos bewogen den Fürsten von Peukela, um wenigstens nicht persönlich dem großen Könige und seiner furchtbaren Kriegsmacht gegenüberzutreten, sein Stammland zu verlassen, und in seinem neuen Gebiete südwärts vom Kophen Zuflucht zu suchen; dort auf einer festen Felsenburg hoffte er der makedonischen Südarmee Trotz bieten zu können. Indessen hatte Hephaistion bei seinem Vorrücken sich vor die Festung gelegt, und sie nach einer dreißigtägigen Belagerung erstürmt; bei dem Sturme war Astes selbst umgekommen, und Sangaios, der sich bei Taxiles befand, wurde mit Bewilligung Alexanders in den Besitz der Stadt gesetzt. Die Stadt Peukela selbst, ohne Herrn und ohne Verteidiger, ergab sich, sobald Alexander aus dem benachbarten Assakenerlande heranzog, freiwillig; sie erhielt makedonische Besatzung. Ihrem Beispiele folgten die andern minder bedeutenden Städte bis zum Indus, zu dem der König hinabziehend nach Embolima, einige Meilen oberhalb der Kophenmündung, ging.

So war im Laufe des Sommers durch eine Reihe bedeutender und mühseliger Kämpfe das Land von den Paropamisaden bis zum Indus unterworfen. Auf der Südseite des Kophen, wo das Flußtal bald durch öde Gebirge geschlossen wird, hatte Hephaistion das Land in Besitz genommen, und die Bergfeste des Astes sowie Orabatis, die er genommen und mit Makedonen besetzt hatte, wurden die militärischen Stützpunkte für die Behauptung des Südufers. Im Norden waren nacheinander die Flußtäler des Choaspes, des Guraios und des Suastos, das Gebiet der Aspasier, der Guraier, der Assakener und Peukelaoten durchzogen, die Barbaren am oberen Choaspes und am Guraios weit in die Gebirge zurückgesprengt, endlich durch die Festungen Andaka und Arigaion das Tal der Guraier, durch Massaga, Ora, Bazira das Gebiet der Assakaner, durch Peukela das Westufer des Indus gesichert. Das Land trat, obschon es zum guten Teil unter einheimischen Fürsten blieb, fortan in ein Verhältnis der Abhängigkeit gegen Makedonien und erhielt unter dem Namen des diesseitigen Indien einen eigenen Satrapen.

Nur eine Bergfeste in der Nähe des Indus war noch von Indern besetzt; die Makedonen nannten sie Aornos, gleich als ob der Flug der Vögel nicht zu ihr hinaufgereicht hätte. Von der Mündung des Kophen in den Indus etwa fünf Meilen entfernt, erhebt sich ein letzter Vorsprung der nordwestlichen Gebirge, eine einzelne Felskuppe, die nach der Angabe der Alten am Fuß etwa vier Meilen im Umfang und eine Höhe von 5000 Fuß haben soll; auf der Platte dieser steilen Bergmasse lag jene merkwürdige Felsenfestung, deren Mauern Gärten, Quellen und Holzung umschlossen, so daß sich Tausende von Menschen jahraus, jahrein oben erhalten konnten. Dorthin hatten sich viele Inder des flachen Landes geflüchtet, voll Vertrauen auf die Sicherheit dieses Königssteines, von dessen Uneinnehmbarkeit mannigfache Sagen im Schwange waren. Desto notwendiger war es für den König, diesen Felsen zu erobern; er mußte den moralischen Eindruck berechnen, den eine glückliche Unternehmung gegen Aornos auf seine Truppen und auf die Inder zu machen nicht verfehlen konnte; er mußte vor allem darauf Rücksicht nehmen, daß dieser wichtige Punkt in Feindeshand den gefährlichsten Bewegungen in seinem Rücken Anlaß und Anhalt werden konnte. Jetzt, nachdem das Land umher unterworfen, nachdem es durch die feste Stellung am Indus möglich geworden war, das Belagerungsheer, wie lange auch die Belagerung währen mochte, mit Vorräten zu versorgen, begann Alexander seinen ebenso verwegenen wie gefährlichen Operationen. Sein unerschütterlicher Wille, diese Feste zu nehmen, war das einzige, was einen glücklichen Erfolg denkbar machte. Er ließ Krateros in Embolima am Indus zurück; er nahm nur die Agrianer, Bogenschützen, die Taxis des Koinos und eine Auswahl leichtester Leute von den anderen Taxen, 200 Reiter von den Hetairen, 100 Bogenschützen zu Pferd mit sich; er lagerte sich mit diesem Korps am Fuß des Felsen. Aber nur ein Weg führte hinauf, und dieser war so geschickt angelegt, daß er an jedem Punkte leicht und vollkommen verteidigt werden konnte. Da kamen Leute aus der Nähe des Felsens zu ihm, die sich ihm ergaben und sich erboten, ihn zu der Stelle des Felsens zu führen, von wo aus die Feste anzugreifen und nicht schwer zu nehmen sein werde. Ptolemaios, des Lagos Sohn, der Somatophylax, wurde mit den Agrianern, dem übrigen leichten Volk und ausgewählten Hypaspisten beauftragt, mit den indischen Männern den Felsen zu ersteigen; auf rauhen und schwierigen Fußsteigen gelangte er, den Barbaren unbemerkt, zu der bezeichneten Stelle, verschanzte sich dort durch ein Pfahlwerk und zündete das verabredete Feuerzeichen an. Sobald dies der König gesehen, beschloß er den Sturm für den nächsten Morgen, in der Hoffnung, daß Ptolemaios von der Höhe des Gebirges aus zugleich angreifen würde. Indes war es unmöglich, von der Tiefe her das Geringste zu gewinnen; die Inder, von dieser Seite vollkommen sicher, wandten sich mit desto größerer Keckheit gegen die von Ptolemaios besetzten Höhen, und nur mit der größten Anstrengung gelang es dem Lagiden, sich hinter seinen Schanzen zu behaupten. Seine Schützen und Agrianer hatten den Feind sehr mitgenommen, der sich mit Anbruch der Nacht in seine Feste zurückzog.

Alexander hatte sich durch diesen unglücklichen Versuch überzeugt, daß es unmöglich sei, von der Tiefe aus zum Ziel zu gelangen; er sandte daher durch einen der Gegend kundigen Mann über Nacht den schriftlichen Befehl an Ptolemaios, daß er, wenn am nächsten Tage an einer dem Ptolemaios näheren Stelle der Sturm versucht und dann gegen die Stürmenden von der Feste aus ein Ausfall gemacht würde, von der Höhe herab den Feinden in den Rücken kommen und um jeden Preis die Vereinigung mit Alexander zu bewerkstelligen suchen solle. So geschah es; mit dem nächsten Frührot stand der König da an dem Fuße des Gebirges, wo Ptolemaios hinaufgestiegen war. Bald eilten die Inder dorthin, die schmalen Fußsteige zu verteidigen; bis Mittag wurde auf das hartnäckigste gekämpft, dann begannen die Feinde ein wenig zu weichen; Ptolemaios tat seinerseits das mögliche; gegen Abend waren die Pfade erstiegen, und beide Heeresabteilungen vereinigt; der immer eiligere Rückzug der Feinde und der durch den Erfolg hochaufgeregte Mut seiner tapferen Krieger bewogen den König, die fliehenden Inder zu verfolgen, um vielleicht unter der Verwirrung den Eingang in die Feste zu erzwingen; es mißlang, und zu einem Sturm war das Terrain zu eng.

Er zog sich auf die von Ptolemaios verschanzte Höhe zurück, die, niedriger als die Feste, von dieser durch eine weite und tiefe Schlucht getrennt war. Es galt, die Ungunst dieser örtlichen Verhältnisse zu überwältigen und diese Schlucht mit einem Damm zu durchhauen, um der Feste wenigstens so weit zu nahen, daß das Geschütz deren Mauern erreichen konnte. Mit dem nächsten Morgen begann die Arbeit; der König war überall, zu loben, zu ermuntern, selbst Hand anzulegen; mit dem lebendigsten Wetteifer wurde gearbeitet, Bäume gefällt, in die Tiefe gesenkt, Felsstücke aufgetürmt, Erde aufgeschüttet; schon war am Ende des ersten Tages eine Strecke von dreihundert Schritten gebaut; die Inder, anfangs voll Spott über dieses tollkühne Unternehmen, suchten am nächsten Tage die Arbeit zu stören; bald war der Damm weit genug vorgerückt, daß die Schleuderer und die Maschinen von seiner Höhe aus ihre Angriffe abzuwehren vermochten. Am sechsten Tage war der Damm bis in die Nähe einer Kuppe gelangt, die, in gleicher Höhe mit der Burg, von den Feinden besetzt war; sie zu behaupten oder zu erobern, wurde für das Schicksal der Feste entscheidend. Eine Schar auserwählter Makedonen wurde gegen sie gesandt; ein entsetzlicher Kampf begann; Alexander selbst eilte an der Spitze seiner Leibschar nach; mit der größten Anstrengung wurde die Höhe erstürmt. Dies und das stete Nachrücken des Dammes, den nichts mehr aufzuhalten vermochte, ließ die Inder daran verzweifeln, sich auf die Dauer gegen einen Feind zu behaupten, den Felsen und Abgründe nicht hemmten, und der den staunenswürdigen Beweis gab, daß Menschenwille und Menschenkraft auch die letzte Scheidewand, welche die Natur in ihren Riesengestaltungen aufgetürmt, zu überwinden und zu einem Mittel seiner Zwecke umzuschaffen imstande sei. Sie sandten an Alexander einen Herold ab, mit dem Erbieten, unter günstigen Bedingungen die Feste zu übergeben; sie wollten nur bis zur Nacht Zeit gewinnen, um sich dann auf geheimen Wegen aus der Feste in das flache Land zu zerstreuen. Alexander merkte ihre Absicht; er zog seine Posten ein und ließ sie ungestört ihren Abzug beginnen; dann wählte er 700 Hypaspisten aus, zog in der Stille der Nacht den Felsen hinauf, und begann die verlassene Mauer zu erklettern; er selbst war der erste oben. Sobald seine Schar an verschiedenen Punkten nachgestiegen war, stürzten sie alle mit lautem Kriegsgeschrei über die nur zur Flucht gerüsteten Feinde; viele wurden erschlagen, andere zerschmetterten in den Abgründen; am nächsten Morgen zog das Heer klingenden Spiels in die Felsenfeste ein. Reiche und fröhliche Opfer feierten dieses glückliche Ende einer Unternehmung, die nur der Kühnheit Alexanders und der Tapferkeit seiner Truppen möglich war. Die Befestigung der Burg selbst wurde mit neuen Werken vermehrt, eine makedonische Besatzung in dieselbe gelegt, der Fürst Sisikottos, der sich des Königs Vertrauen zu erwerben gewußt hatte, zu ihrem Befehlshaber ernannt. Der Besitz dieser Feste war für die Behauptung des diesseitigen Indiens von großer Wichtigkeit; sie beherrschte die Ebene zwischen Suastos, Kophen und Indus, die man von ihr meilenweit übersieht, die Mündung des Kophen in den Indus.

Indessen hatten sich gefährliche Bewegungen im Assakenerlande gezeigt; der Bruder des in Massaga gefallenen Fürsten Assakenos hatte ein Heer von 20 000 Mann und 15 Elefanten zusammengebracht, und sich in die Gebirge des oberen Landes geworfen; die Feste Dyrta war in seinen Händen; er hoffte sich durch die Unzugänglichkeit dieser wilden Gebirgsgegend genug geschützt, er hoffte, der Weitermarsch des Königs werde ihm bald Gelegenheit geben, seine Macht zu erweitern. Desto notwendiger war es, ihn zu vernichten. Sobald Aornos eingenommen war, eilte der König mit einigen tausend Mann leichter Truppen nach Dyrta im oberen Lande; die Nachricht von seinem Anrücken hatte gereicht, den Prätendenten in die Flucht zu jagen; mit ihm war die Bevölkerung der Umgegend entflohen. Der König sandte sofort einzelne Korps aus, die Gegend zu durchziehen und die Spur des flüchtigen Fürsten und besonders der Elefanten aufzufinden; er erfuhr, daß alles in die Gebirgswildnis ostwärts geflohen sei, er drang nach. Dichte Urwaldung bedeckt diese Gegenden; das Heer mußte sich mühsam den Weg bahnen. Man griff einzelne Inder auf; sie berichteten, die Bevölkerung sei über den Indus in das Reich des Abisares geflüchtet, die Elefanten, fünfzehn an der Zahl, habe man auf den Wiesen am Strom freigelassen. Da kam auch schon ein Haufe indischer Soldaten vom fliehenden Heere, das, über das Unglück des Fürsten mißvergnügt, sich empört und ihn erschlagen hatte; sie brachten den Kopf des Fürsten. Nicht gewillt, ein Heer ohne Führer in unwegsames Gebiet zu verfolgen, ging der König mit seinen Truppen zu den Induswiesen hinab, um die Elefanten einzufangen; von indischen Elefantenjägern begleitet, machte er Jagd auf die Tiere; zwei stürzten in Abgründe, die übrigen wurden eingefangen. Hier in den dichten Waldungen am Indus ließ der König Bäume fällen und Schiffe zimmern. Bald war eine Stromflotte erbaut, wie sie der Indus noch nicht gesehen, auf der der König mit seinem Heere den breiten und zu beiden Seiten mit vielen Städten und Dörfern bedeckten Strom hinabfuhr; er landete an der Brücke, die von Hephaistion und Perdikkas bereits über den Indus geschlagen war.

In den Berichten, die uns erhalten sind, sprechen sich lebhaft genug die mächtigen Eindrücke aus, welche das Heer aus dem Abendlande in dieser indischen Welt, in die es seit dem Frühling 327 eingerückt war, empfing. Die gewaltigen Naturformen, die üppige Vegetation, die zahmen und wilden Tiere, die Menschen, ihre Religion und Sitten, ihre Staats- und Kriegsweise, alles war hier fremdartig und staunenswürdig, alle Wunder, die Herodotos, die Ktesias von ihr berichtet hatten, schienen durch die Wirklichkeit weit überboten zu werden. Bald sollte man inne werden, daß man bis jetzt erst die Vorhöfe dieser neuen Welt gesehen habe.

Am Indus rastete das Heer, sich von den Anstrengungen des Winterfeldzuges im Gebirgsland, den ein großer Teil der Truppen mitgemacht hatte, auszuruhen. Dann, gegen Frühlingsanfang, schickte es sich an, mit den Kontingenten der Fürsten in der diesseitigen Satrapie verstärkt, über den Indus zu gehen.

Da erschien eine Gesandtschaft des Fürsten von Taxila vor dem Könige; sie versicherte von neuem die Ergebenheit ihres Herrn; sie überbrachte dem Könige kostbare Geschenke, 3000 Opfertiere, 10 000 Schafe, 30 Kriegselefanten, 200 Talente Silber, endlich 700 indische Reiter, das Bundeskontingent ihres Herrn; sie übergab dem Könige die Residenz des Fürsten, die herrlichste Stadt zwischen dem Indus und Hydaspes.

Dann befahl der König, die Weihe des Indusüberganges zu beginnen; unter gymnastischen, ritterlichen Wettkämpfen wurde am Stromufer geopfert; und die Opfer waren günstig. So begann der Übergang über den mächtigen Strom, ein Teil des Heeres zog über die Schiffsbrücke, andere setzten auf Booten hinüber, der König selbst und sein Gefolge auf zwei Jachten (Dreißigruderern), die dazu bereit lagen. Neue Opfer feierten die glückliche Vollendung des Überganges. Dann rückte das große Heer auf der Straße von Taxila vorwärts, durch reich bevölkerte und im Schmucke des Frühlings prangende Gegenden, nordwärts mächtige Schneeberge, die Grenze von Kaschmir, südwärts die weiten und herrlichen Ebenen, welche das Duab des Indus und Hydaspes erfüllen. Eine Stunde vor der Residenz sah das staunende Heer zum ersten Male jene indischen Büßer, die nackt, einsam, regungslos unter den Glutstrahlen der Mittagssonne und den Unwettern der Regenzeit das heilige Werk ihrer Gelübde erfüllen.

Als Alexander der Stadt Taxila nahte, zog ihm der Fürst im höchsten Pompe, mit geschmückten Elefanten, gewappneten Scharen und kriegerischer Musik entgegen; und als nun der König sein Heer halten und ordnen ließ, sprengte der Fürst seinem Zuge voraus und zu Alexander hin, begrüßte ihn ehrerbietigst und übergab ihm sein Reich und sich selbst. Dann zog Alexander an der Spitze seines Heeres, der Fürst an seiner Seite, in die prächtige Residenz. Hier folgten zu Ehren des großen Königs eine Reihe von Festlichkeiten, deren Glanz durch die Anwesenheit mehrerer Fürsten des Landes, die ihre Geschenke und Huldigungen darzubringen gekommen waren, erhöht wurde. Alexander bestätigte sie alle in ihrem Besitz und erweiterte das Gebiet einiger nach ihrem Wunsche und ihrem Verdienst, namentlich das des Taxiles, der zugleich für die Fürsorge, mit der er die Südarmee aufgenommen hatte, und für die Aufmerksamkeit, mit der er dem Könige wiederholt entgegengekommen, auf das reichlichste beschenkt wurde; auch von dem ›Gaufürsten‹ Doxaris kamen Gesandte und Geschenke. Auch Abisares von Kaschmir schickte eine Gesandtschaft nach Taxila, es war sein Bruder, von den Edelsten seines Landes begleitet, er brachte Kleinodien, Elfenbein, feine Webereien, Kostbarkeiten aller Art zum Geschenk, versicherte die treue Ergebenheit seines fürstlichen Bruders und stellte die heimliche Unterstützung, die derselbe den Assakenern zugewandt haben sollte, durchaus in Abrede.

Wie damals die Angelegenheiten des Duab-Landes geordnet wurden, ist nicht mit Bestimmtheit zu erkennen; jedenfalls lagen die Gebietserweiterungen in der diesseitigen Satrapie, sowie andererseits die Fürsten sämtlich unter die Oberhoheit Alexanders traten; vielleicht erhielt Taxiles das Prinzipat unter den Radschas diesseits des Hydaspes, wenigstens geschieht im Verhältnis zu Alexander fortan nur seiner Erwähnung. Übrigens blieb in seiner Residenz eine makedonische Besatzung, sowie die dienstunfähige Mannschaft zurück; die sogenannte indische Satrapie wurde dem Philippos, dem Sohne des Machatas, anvertraut, dessen hohe Geburt und vielfach bewährte Anhänglichkeit an Alexander der Wichtigkeit dieses Postens entsprach; seine Provinz umfaßte außer dem ganzen rechten Indusgebiet auch die Aufsicht über die im Reiche des Taxiles und der anderen Fürsten zurückbleibenden Truppen.

Daß der Fürst von Taxila sich so bereitwillig dem Könige anschloß, hatte wohl seinen Grund in der Verfeindung zwischen ihm und seinem mächtigeren Nachbarn, dem Fürsten Poros aus dem alten Geschlechte der Paurava, der jenseits des nächsten Stromes, des Hydaspes, ein Reich von ›mehr als hundert Städten‹ beherrschte, über eine bedeutende Kriegsmacht gebot, mehrere Nachbarfürsten, namentlich den von Kaschmir, zu Verbündeten hatte. Seine und ihre Gegner waren wie am Indus der Fürst von Taxila, so auf ihrer anderen Seite die freien Völker in den Vorbergen des Himalaja, in den Duabs jenseits des Akesines und in den unteren Gebieten des Fünfstromlandes. Die tiefe Feindschaft dieser ›Königslosen‹ (Arattas) gegen die Fürsten, unter denen der Paurava zwischen Hydaspes und Akesines der mächtigste war, lähmten den Widerstand des reichen und dichtbevölkerten Pandschab gegen die abendländische Invasion.

Von Taxila aus hatte Alexander an Poros gesandt und ihn auffordern lassen, ihm an der Grenze seines Fürstentums entgegenzukommen und ihm zu huldigen. Poros hatte die Antwort zurückgesandt, er werde den König an der Grenze seines Reiches mit gewaffneter Hand erwarten; zu gleicher Zeit hatte er seine Bundesgenossen aufgeboten, hatte den Fürsten Abisares, der ihm, trotz der noch neuerdings gegebenen Versicherungen seiner Ergebenheit für Alexander, Hilfstruppen versprochen hatte, um deren schleunige Zusendung ersucht, war selbst an den Grenzstrom seines Reiches gerückt, und hatte sich auf dessen linkem Ufer gelagert, entschlossen, dem Feinde um jeden Preis den Übergang zu wehren. Auf diese Nachricht sandte Alexander den Strategen Koinos an den Indus zurück, mit dem Befehl, die Fahrzeuge der Stromflotte zum Transport über Land zersägen und auf Wagen möglichst schnell an den Hydaspes bringen zu lassen. Zu gleicher Zeit brach das Heer nach den üblichen Opfern und Kampfspielen von Taxila auf; es waren 5000 Mann indische Truppen des Taxiles und der benachbarten Truppen dazugestoßen; die Elefanten, die Alexander in Indien erbeutet oder als Geschenk erhalten hatte, blieben zurück, da die makedonischen Pferde nicht an ihren Anblick gewöhnt waren, und sie überdies der den Makedonen eigentümlichen Angriffsweise nur hinderlich gewesen wären.

Während des Marsches begannen die ersten Schauer des tropischen Regens, die Wasser strömten rauschender, die Wege wurden beschwerlicher, häufige Gewitter, mit Orkanen verbunden, verzögerten den Marsch vielfach. Man nahte der Südgrenze des Fürstentums von Taxila; eine lange und ziemlich enge Paßstraße führte hier in das Gebiet des Spitakes, eines Verwandten und Bundesgenossen des Poros; sie war durch die Truppen dieses Fürsten, welche die Höhen zu beiden Seiten besetzt hielten, gesperrt; durch ein kühnes Reitermanöver unter der unmittelbaren Führung Alexanders wurden die Feinde überrascht, aus ihrer Stellung gedrängt und dermaßen in die Enge getrieben, daß sie erst nach bedeutendem Verlust das freie Feld gewannen. Spitakes selbst eilte, ohne an die weitere Verteidigung seines Fürstentums zu denken, sich mit dem Reste seiner Truppen mit Poros zu vereinigen.

Etwa zwei Tage später erreichte Alexander das Ufer des Hydaspes, der jetzt eine Breite von fast zwölfhundert Schritten hatte; auf dem jenseitigen Ufer sah man das weitläufige Lager des Fürsten Poros, und das gesamte Heer in Schlachtordnung aufgerückt, vor demselben, gleich Festungstürmen, dreihundert Kriegselefanten; man bemerkte, wie nach beiden Seiten hinaus bedeutende Scharen abgesandt wurden, um die Postenlinie längs dem Stromufer zu verstärken, und namentlich die wenigen Furten, die das hohe Wasser noch gangbar ließ, zu beobachten. Alexander erkannte die Unmöglichkeit, unter den Augen des Feindes den Strom zu passieren, und lagerte sich auf dem rechten Ufer, den Indern gegenüber. Er begann damit, durch mannigfache Truppenbewegungen den Feind über den Ort des beabsichtigten Überganges zu verwirren und seine Aufmerksamkeit zu ermüden; er ließ zugleich durch andere Abteilungen seines Heeres die Ufergegend nach allen Seiten hin rekognoszieren, durch andere das von Verteidigern entblößte Gebiet des Spitakes brandschatzen und von allen Seiten her große Vorräte zusammenbringen, als ob er noch lange an dieser Stelle zu bleiben gedächte; er wußte bis in das feindliche Lager das Gerücht zu verbreiten, daß er in dieser Jahreszeit den Flußübergang allerdings für unmöglich halte, daß er das Ende der Regenzeit abwarten wolle, um, wenn das Wasser gefallen sei, den Angriff über den Strom hin zu versuchen. Zu gleicher Zeit aber mußten die steten Bewegungen der makedonischen Reiterei, das Auf- und Abfahren stark bemannter Boote, das wiederholte Ausrücken der Phalangen, die trotz der heftigsten Regengüsse oft stundenlang unter den Waffen und wie zum Kämpfen bereitstanden, den Fürsten Poros in steter Besorgnis vor einem plötzlichen Angriff halten; ein paar Werder im Flusse gaben Veranlassung zu kleinen Gefechten; es schien, als ob sie, sobald es zum ernsteren Kampfe käme, von entscheidender Wichtigkeit werden müßten.

Indes erfuhr Alexander, daß Abisares von Kaschmir, trotz aller neuerdings wiederholten Versicherungen seiner Ergebenheit nicht bloß heimlich Verbindungen mit Poros unterhalte, sondern bereits mit seiner ganzen Macht heranrücke, um sich mit demselben zu vereinigen; und war es auch von Anfang her keineswegs des Königs Absicht gewesen, die Regenzeit hindurch untätig am rechten Flußufer stehenzubleiben, so bewog ihn doch diese Nachricht noch mehr, ernstlich an einen baldigen Angriff zu denken, da der Kampf gegen die vereinte Macht des Abisares und Poros schwierig, wenn nicht gefährlich werden konnte. Aber es war unmöglich, hier im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; das Strombett selbst war durch die Fülle und Strömung des Wassers unsicher und das niedrige Ufer drüben voll schlammiger Untiefen; es wäre tollkühn gewesen, die Phalangen unter den Geschossen des dicht geordneten und sicher stehenden Feindes ans Ufer führen zu wollen; endlich war vorauszusehen, daß die makedonischen Pferde sich vor dem Geruch und dem heiseren Geschrei der Elefanten, die das jenseitige Ufer deckten, beim Anlegen scheuen, zu fliehen versuchen, sich von den Fähren hinabstürzen, die gefährlichste Verwirrung anrichten würden. Es kam alles darauf an, das feindliche Ufer zu erreichen; darum ließ Alexander, es war um Mitternacht, im Lager Lärm blasen, die Reiterei an verschiedenen Stellen des Ufers vorrücken und sich mit Kriegsgeschrei und unter dem Schmettern der Trompeten zum Übersetzen anschicken, die Boote auslaufen, die Phalangen unter dem Schein der Wachtfeuer an die Furten rücken. Sofort wurde es auch im feindlichen Lager laut, die Elefanten wurden vorgetrieben, die Truppen rückten an das Ufer, man erwartete bis zum Morgen den Angriff, der doch nicht erfolgte. Dasselbe wiederholte sich in den folgenden Nächten, und immer von neuem sah sich Poros getäuscht; er wurde es müde, seine Truppen umsonst in Regen und Wind die Nächte durch stehenzulassen; er begnügte sich damit, den Fluß durch die gewöhnlichen Posten zu bewachen.

Das rechte Ufer des Flusses ist von einer Reihe rauher Höhen begleitet, die sich drei Meilen stromauf hinziehen und dort zu bedeutenden, dicht bewaldeten Bergen emporsteigen, an deren Nordabhang ein kleiner Fluß zum Hydaspes hinabeilt. Wo er mündet, verändert der Hydaspes, der von Kaschmir herab bis hierher südwärts strömt, plötzlich und fast im rechten Winkel seine Richtung, und eilt, zur Rechten die rauhe Bergreihe, zur Linken eine weite und fruchtbare Niederung, abendwärts weiter. Der Bergecke gegenüber, unter der Mündung jenes Flüßchens liegt im Strome die hohe und waldige Insel Jamad, oberhalb deren die gewöhnliche Straße von Kaschmir über den Hydaspes führt. Dies war der Ort, den Alexander zum Übergange ausersehen. Eine Reihe Feldposten war vom Lager aus längs dem Ufer aufgestellt, jeder dem folgenden nah genug, sich einander sehen und zurufen zu können; ihr Rufen, ihre nächtlichen Wachtfeuer, die neuen Truppenbewegungen in der Nähe des Lagers, hätten den Feind vollkommen über den Ort des bevorstehenden Überganges täuschen müssen, wenn er sich nicht schon daran gewöhnt hätte, dergleichen nicht mehr für bedeutend zu halten. Alexander seinerseits hatte auf die Nachricht, daß Abisares nur noch drei Tagemärsche entfernt stehe, alles vorbereitet, den entscheidenden Schlag zu wagen. Krateros blieb in seiner Hipparchie, mit der Reiterei der Arachosier und Paropamisaden, mit den Phalangen Alketas und Polysperchon und den 5000 Mann der indischen Gaufürsten in der Nähe des Lagers; er wurde angewiesen, sich ruhig zu verhalten, bis er die Feinde drüben entweder ihr Lager verlassen oder in der Nähe desselben geschlagen sähe; wenn er dagegen bemerkte, daß die feindlichen Streitkräfte geteilt würden, so sollte er, falls die Elefanten ihm gegenüber am Ufer zurückblieben, den Übergang nicht wagen, falls sie aber mit stromauf gegen die bei der Insel übersetzenden Makedonen geführt würden, so sollte er sofort und mit seinem ganzen Korps über den Strom setzen, da die Elefanten allein dem glücklichen Erfolg eines Reiterangriffs Schwierigkeiten in den Weg stellten. Ein zweites Korps, aus den Phalangen Meleagros, Gorgias und Attalos, aus den Söldnern zu Fuß und zu Roß bestehend, rückte unter des Lagiden Ptolemaios Führung anderthalb Meilen stromauf, mit der Weisung, sobald sie jenseits des Flusses die Schlacht begonnen sähen, korpsweise durch den Strom zu gehen. Der König selbst brach mit den Hipparchien Hephaistion, Perdikkas, Demetrios und dem Agema der Ritter unter Koinos, mit den skythischen, baktrischen und sogdianischen Reitern, mit den daischen Bogenschützen zu Pferde, mit den Chiliarchien der Hypaspisten, den Phalangen Kleitos und Koinos, den Agrianern und Schützen am Morgen aus seinem Lager auf. Alle diese Bewegungen wurden durch den anhaltenden Regen zwar erschwert, aber zugleich dem Auge des Feindes entzogen; um desto sicherer zu sein, zog der König hinter den gewaltigen Uferhöhen zu dem Orte hin, den er zum Übergang ausersehen. Am späten Abend kam er dort an; schon war hier der Transport zersägter Fahrzeuge, den Koinos vom Indus herangeschafft hatte, unter dem Schutz der dichten Waldung wieder instandgesetzt und verborgen worden, auch an Fellen und Balken zu Flößen und Fähren war Vorrat; die Vorbereitungen zum Übergang, das Hinablassen der Fahrzeuge, das Füllen der Häute mit Stroh und Werg, das Zimmern der Flöße, füllte die Nacht aus; furchtbare Regengüsse, von Sturm und Gewitter begleitet, machten es möglich, daß das Klirren der Waffen, das Hauen der Zimmerer jenseits nicht gehört wurden; der dichte Wald auf dem Vorgebirge und auf der Insel verbarg die Wachtfeuer der Makedonen.

Gegen Morgen legte sich der Sturm, der Regen hörte auf, der Strom flutete brausend an den hohen Ufern der Insel vorüber; oberhalb derselben sollte das Heer übersetzen; der König selbst, von den Leibwächtern Ptolemaios, Perdikkas, Lysimachos, von Seleukos, der die ›königlichen Hypaspisten‹ führte, und einer auserlesenen Schar Hypaspisten begleitet, befand sich auf der Jacht, welche den Zug eröffnete; auf den andern Jachten folgten die übrigen Hypaspisten, auf Booten, Stromkähnen, Flößen und Fähren die Reiterei und das Fußvolk; im ganzen 4000 Reiter, 1000 Bogenschützen zu Pferd, fast 6000 Hypaspisten, endlich die Leichtbewaffneten zu Fuß, die Agrianer, Akontisten, Bogenschützen, vielleicht 4000 Mann. Die beiden Phalangen blieben am rechten Ufer zur Deckung und Beobachtung des Weges von Kaschmir zurück. Und schon steuerten die Jachten an dem hohen und waldigen Ufer der Insel vorüber; sobald man an deren Nordecke vorüber war, sah man die Reiter der feindlichen Vorposten, die beim Anblick der herüberfahrenden Heeresmacht eiligst über das Blachfeld zurücksprengten. So war das feindliche Ufer von Verteidigern entblößt und niemand da, die Landung zu hindern; Alexander war der erste am Ufer, nach ihm legten die anderen Jachten an, bald folgte die Reiterei und das übrige Heer, bald wurde alles in Marschkolonnen formiert, um weiterzurücken; da zeigte sich, daß man auf einer Insel war; die Gewalt des Stromes, dessen Bett sich an dieser Stelle plötzlich gen Westen wendet, hatte das niedrige Erdreich am Ufer durchbrochen, und einen neuen wasserreichen Arm gebildet. Lange suchten die Reiter vergebens und mit Lebensgefahr eine Furt hindurch, überall war das Wasser zu breit und zu tief; es schien nichts übrig zu bleiben, als die Fahrzeuge und Fähren um die Spitze dieser Insel herbeizuschaffen; es war die höchste Gefahr, daß durch den daraus entstehenden Zeitverlust der Feind zur Absendung eines bedeutenden Truppenkorps, das das Landen erschweren, ja unmöglich machen konnte, Zeit gewann; da fand man endlich eine Stelle, die zu durchwaten war; mit der größten Mühe hielten sich Mann und Pferd gegen die heftige Strömung, das Wasser reichte denen zu Fuß bis an die Brust, die Pferde hatten nur den Kopf über dem Wasser. Nach und nach gewannen die verschiedenen Abteilungen das jenseitige Ufer; in geschlossener Linie, rechts die turanische Reiterei, ihr zunächst die makedonischen Geschwader, dann die Hypaspisten, das leichte Fußvolk endlich auf dem linken Flügel, rückte das Heer auf, dann mit Rechtsum den Strom hinab in der Richtung zum feindlichen Lager. Um das Fußvolk nicht zu ermüden, ließ Alexander es langsam nachrücken und ging selbst mit der gesamten Reiterei und den Bogenschützen unter Tauron eine halbe Stunde weit voraus; er glaubte, wenn Poros auch mit seiner ganzen Macht entgegenrücke, an der Spitze der trefflichen und den Indern überlegenen Reiterei das Gefecht, bis das Fußvolk nachkam, halten zu können, wenn dagegen die Inder, durch sein plötzliches Erscheinen erschreckt, sich zurückzögen, an seinen fünftausend Reitern zum Einhauen und zum Verfolgen genug zu haben.

Poros seinerseits hatte, als ihm von seinen zurücksprengenden Vorposten das Heranrücken bedeutender Truppenmassen gemeldet war, im ersten Augenblick geglaubt, es sei Abisares von Kaschmir mit seinem Heere; aber sollte der Bundesfreund versäumt haben, sein Herannahen zu melden, oder doch, nachdem er über den Strom gesetzt, Nachricht von seiner glücklichen Ankunft vorauszusenden? Es war nur zu klar, daß die Gelandeten Makedonen seien, daß der Feind den Übergang über den Strom, der ihm Tausende hätte kosten müssen, ungehindert und glücklich zustande gebracht habe, und daß ihm das diesseitige Ufer nicht mehr streitig gemacht werden könne. Indessen schienen die Truppenmassen, die man noch am jenseitigen Ufer stromauf- und stromabwärts aufgestellt sah, zu beweisen, daß das über den Fluß vorgeschobene Korps nicht bedeutend sein konnte. Poros hätte alles daran setzen müssen, dasselbe, da es einmal über den Strom war, abzuschneiden und zu vernichten; er hätte sofort die Offensive ergreifen müssen, die durch seine Schlachtwagen und Elefanten so sehr begünstigt und fast gefordert wurde; statt dessen war es ihm nur darum zu tun, für jetzt das weitere Vordringen des Feindes aufzuhalten und jedes entscheidende Zusammentreffen bis zur Ankunft des Abisares zu vermeiden. Er sandte seinen Sohn mit 2000 Reitern und 120 Schlachtwagen den Makedonen entgegen; er hoffte, mit diesen den König Alexander aufhalten zu können.

Sobald Alexander dieses Korps über die Uferwiesen heranrücken sah, glaubte er nicht anders, als daß Poros mit seinem ganzen Heere heranziehe, und daß dies der Vortrab sei; er ließ seine Reiter sich zum Gefecht fertigmachen; dann bemerkte er, daß hinter diesen Reitern und Wagen kein weiteres Heer folgte, sofort gab er Befehl zum Angriff. Von allen Seiten her jagten die turanischen Reiter auf den Feind los, ihn zu verwirren und zu umzingeln; geschwaderweise sprengten die Makedonen nach zum Einhauen, umsonst suchten die Inder zu widerstehen, sich zurückzuziehen; in kurzer Zeit waren sie trotz der tapfersten Gegenwehr gänzlich geschlagen, vierhundert Tote blieben auf dem Platze, unter ihnen der königliche Prinz; die Wagen, außerstande in dem tiefen und aufgefahrenen Wiesengrunde schnell zu entkommen, fielen den Makedonen in die Hände, die jetzt mit doppelter Kampflust vorwärts rückten.

Die Überreste des zersprengten Korps brachten die Nachricht von ihrer Niederlage, von des Prinzen Tod, von Alexanders Anrücken ins Lager zurück; Poros sah zu spät ein, welchem Feind er gegenüberstand; die Zeit drängte, den Folgen einer halben Maßregel, die die Gefahr nur beschleunigte, soviel noch möglich war, zu begegnen. Die einzige Rettung war, sich noch jetzt mit Übermacht auf den heranrückenden Feind zu werfen, und ihn zu vernichten, bevor er Zeit gewann, mehr Truppen an sich zu ziehen und so den letzten Vorteil, den Poros noch über ihn hatte, auszugleichen; jedoch durfte das Ufer dem makedonischen Lager gegenüber nicht entblößt werden, damit nicht das vor demselben schlagfertig stehende Heer den Übergang erzwänge und die Schlachtlinie im Rücken bedrohe. Demnach ließ Poros einige Elefanten und mehrere tausend Mann im Lager zurück, um die Bewegungen des Krateros zu beobachten und das Ufer zu decken; er selbst rückte mit seiner gesamten Reiterei, 4000 Pferde stark, mit 300 Schlachtwagen, mit 30 000 Mann Fußvolk und 200 Elefanten gegen Alexander aus. Sobald er über den morastigen Wiesengrund, der sich in der Nähe des Stromes hinzog, rechts hinaus war und das sandige freie Feld, das für die Entwicklung seiner Streitmacht und die Bewegung der Elefanten gleich bequem war, erreicht hatte, ordnete er sein Heer nach indischem Brauch zur Schlacht, vorauf die furchtbare Linie der zweihundert Elefanten, die, je fünfzig Schritte voneinander, fast eine Meile Terrain beherrschten, hinter ihnen als zweites Treffen das Fußvolk, in Scharen von etwa einhundertfünfzig Mann zwischen je zwei Elefanten aufgestellt; an die letzte Schar des rechten und linken Flügels, die über die Elefantenlinie hinausreichte, schlossen sich je zweitausend Mann Reiter an; die beiden Enden der weiten Schlachtlinie wurden durch je einhundertfünfzig Wagen gedeckt, von denen jeder zwei Schwerbewaffnete, zwei Schützen mit großen Bogen und zwei bewaffnete Wagenlenker trug. Die Stärke dieser Schlachtlinie bestand in den zweihundert Elefanten, deren Wirkung um so furchtbarer werden mußte, da die Reiterei, auf welche Alexander den Erfolg des Tages berechnet hatte, nicht imstande war, ihnen gegenüber das Feld zu halten.

In der Tat hätte ein gut geführter Angriff die Makedonen vernichten müssen; die Elefanten hätten gegen die feindliche Linie losbrechen und, von den einzelnen Abteilungen Fußvolk wie Geschütz durch Scharfschützen gedeckt, die Reiterei aus dem Felde jagen und die Phalanx zerstampfen, die indische Reiterei nebst den Schlachtwagen die Fliehenden verfolgen und die Flucht über den Strom abschneiden müssen; selbst die außerordentlich gedehnte und den Feind weit überflügelnde Schlachtlinie konnte von großem Erfolg sein, wenn die Wagen und Reiter auf beiden Flügeln sogleich, wenn die Elefanten losbrachen, dem Feinde mit einer halben Schwenkung in die Flanke fielen; in jedem Falle mußte Poros, sobald er den Feind zu Gesicht bekam, den Angriff beginnen, um nicht den Vorteil der Offensive und namentlich die Wahl des Punktes, wo das Gefecht beginnen sollte, dem Feinde zu überlassen. Er zögerte; Alexander kam ihm zuvor, und benutzte seinerseits alles mit der Umsicht und Kühnheit, die allein der Übermacht des Feindes das Gleichgewicht zu halten vermochte.

Er stand dem Raume nach der feindlichen Schlachtlinie und ihren Elefanten mit seinem kleinen Heere gegenüber, das kaum dem vierten Teil der feindlichen Linie gleichkam. Auch hier wie in seinen früheren Schlachten mußte er in schiefer Linie vorrücken, auf einen Punkt mit aller Gewalt stürzen; er mußte – und mit seinen Truppen durfte er es wagen – der unbehilflichen Masse des Feindes gegenüber gleichsam in aufgelöster Gefechtsweise vorgehend, sich auf den Feind stürzen und dann als Wirkung des siegreichen Vordringens der einzelnen Truppenteile erwarten, daß sie zur rechten Zeit an der rechten Stelle sich zusammenfänden. Da die Überlegenheit der Inder in den Elefanten bestand, so mußte der entscheidende Schlag diese vermeiden, er mußte gegen den schwächsten Punkt der feindlichen Linie, und, um vollkommen zu gelingen, mit dem Teil des Heeres ausgeführt werden, dessen Überlegenheit unzweifelhaft war. Alexander hatte 5000 Mann Reiterei, während der Feind auf jedem Flügel deren nur etwa 2000 hatte, welche, zu weit voneinander entfernt, um sich rechtzeitig unterstützen zu können, nur in den einhundertfünfzig Wagen, die neben ihnen aufgefahren standen, eine zweideutige Stütze hatten. Teils der makedonische Kriegsgebrauch, teils die Rücksicht, möglichst in der Nähe des Flusses anzugreifen, um nicht ganz von dem jenseits aufgestellten Korps des Krateros abgeschnitten zu werden, veranlaßten den König, den rechten Flügel zur Eröffnung des Gefechtes zu bestimmen. Sobald er in der Ferne die indische Schlachtlinie geordnet sah, ließ er die Reiter haltmachen, bis die einzelnen Chiliarchien des Fußvolkes nachkamen. Voll Begier, sich mit dem Feinde zu messen, kamen sie in vollem Lauf; sie Atem schöpfen zu lassen und den Feind fernzuhalten, bis sie in Reih und Glied waren, mußten die Reiter da und dort vorsprengend den Feind beschäftigen. Jetzt war die Linie des Fußvolks, rechts die Edelschar des Seleukos, dann das Agema und die übrigen Chiliarchien unter Antigenes, im ganzen gegen 6000 Hypaspisten, ihnen zur Linken das leichte Fußvolk unter Tauron, geordnet; sie erhielten den Befehl, nicht eher in Aktion zu treten, als bis sie den linken Flügel des Feindes durch den Angriff der Reiter geworfen, und auch das Fußvolk in der zweiten Linie in Verwirrung sähen.

Schon rückten die Reiter, mit denen der König den Angriff zu machen gedachte, die Hipparchien Hephaistion und Perdikkas und die daischen Bogenschützen, etwa 3000 Mann, rasch halb rechts vorwärts, während Koinos mit dem Agema und der Hipparchie Demetrius weiter rechts hinabzog mit der Weisung, sich, wenn die ihm gegenüberstehenden Reiter des Feindes den von dem ersten Schock Erschütterten zu Hilfe rechts abritten, in deren Rücken zu werfen.

Sobald Alexander der feindlichen Reiterlinie auf Pfeilschußweite genaht war, ließ er die tausend Daer vorauseilen, um die indischen Reiter durch einen Hagel von Pfeilen und durch den Ungestüm ihrer wilden Pferde zu verwirren. Er selbst zog sich noch weiter rechts, der Flanke der indischen Reiter zu, um sich mit aller Kraft auf sie zu stürzen, ehe sie sich, durch den Angriff der Daer bestürzt und verwirrt, in Linie setzen und ihm entgegengehen konnten. Diese nahe Gefahr vor Augen, eilte der Feind, seine Reiter zu sammeln und zum Gegenschock vorgehen zu lassen. Aber sofort brach Koinos auf, den so rechts Schwenkenden, die ihm gegenüber gestanden hatten, in den Rücken zu fallen. Durch diese zweite Gefahr völlig überrascht und in ihrer Bewegung gestört, versuchten die Inder, um den beiden Reitermassen, die sie zugleich bedrohten, die Spitze zu bieten, eine doppelte Front zu formieren; daß Alexander den Augenblick dieser Umformung zum Einbrechen benutzte, machte es ihnen unmöglich, seinen Angriff zu erwarten; sie sprengten vondannen, um hinter der festen Linie der Elefanten Schutz zu suchen. Da ließ Poros einen Teil der Tiere wenden und gegen die feindliche Reiterei treiben; ihr heiseres Geschrei ertrugen die makedonischen Pferde nicht, scheu flohen sie rückwärts. Zugleich war die Phalanx der Hypaspisten im Sturmschritt angerückt; gegen sie brachen die andern Elefanten der Linie los, es begann der furchtbarste und mörderischste Kampf; die Tiere durchbrachen die dichtesten Reihen, zerstampften sie, schlugen heulend mit ihren Rüsseln nieder, durchbohrten mit ihren Fangzähnen; jede Wunde machte sie wütender. Die Makedonen wichen nicht, die Reihen aufgelöst, kämpften sie wie im Einzelkampf mit den Riesentieren, aber ohne weiteren Erfolg, als den, noch nicht vernichtet oder aus dem Felde geschlagen zu sein. Durch das Vordringen der Elefanten ermutigt, brachen die indischen Reiter, die sich eiligst gesammelt und formiert hatten, zum Angriff gegen die makedonischen Reiter vor; aber diese, an Körperkraft und Übung ihnen weit überlegen, warfen sie zum zweiten Male, so daß sie wieder sich hinter die Elefanten retteten. Schon hatte sich durch den Gang des Gefechtes auch Koinos mit den Hipparchien des Königs vereinigt, so daß nun seine gesamte Reiterei in geschlossener Masse vorgehen konnte. Sie warf sich mit voller Gewalt auf das indische Fußvolk, das, unfähig zu widerstehen, in ordnungsloser Eile, dicht von den Feinden verfolgt, mit großem Verlust zu den kämpfenden Elefanten floh. So drängten sich die Tausende auf den gräßlichen Kampfplatz der Elefanten zusammen; schon war Feind und Freund in dichter und blutiger Verwirrung beieinander; die Tiere, meist ihrer Führer beraubt, durch das wüste Geschrei des Kampfes verwirrt und verwildert, vor Wunden wütend, schlugen und stampften nieder, was ihnen nahe kam, Freund und Feind. Die Makedonen, denen das weite Feld offenstand, sich den Tieren gegenüber frei zu bewegen, wichen, wo sie heranrasten, beschossen und verfolgten sie, wenn sie umkehrten, während die Inder, die zwischen ihnen sich bewegen mußten, sich weder bergen noch retten konnten. Da endlich soll Poros, der von seinem Elefanten aus den Kampf leitete, vierzig noch unversehrte Tiere vereinigt haben, um mit ihnen vordringend den furchtbaren Kampf zu entscheiden; Alexander habe seine Bogenschützen, Agrianer und Akontisten ihnen entgegengeworfen, die dann, gewandt wie sie waren, auswichen, wo die schon wilden Tiere gegen sie getrieben wurden, aus der Ferne sie und ihre Führer mit ihren Geschossen trafen, oder auch sich vorsichtig heranschlichen, mit ihren Beilen ihnen die Ferse zu durchhauen. Schon wälzten sich viele von diesen sterbend auf dem Felde voll Leichen und Sterbender, andere wankten in ohnmächtiger Wut schnaubend noch einmal gegen die sich schon schließende Phalanx, die sie nicht mehr fürchtete.

Indes hatte Alexander seine Reiter jenseits des Kampfplatzes gesammelt, während diesseits die Hypaspisten dicht verschildet sich formierten. Jetzt erfolgte des Königs Befehl zum allgemeinen Vorrücken gegen den umringten Feind, dessen aufgelöste Masse der Doppelangriff zermalmen sollte. Nun war kein weiterer Widerstand; dem furchtbaren Gemetzel entfloh, wer es vermochte, landeinwärts, in die Sümpfe der Stromes, in das Lager zurück. Schon waren jenseits des Stromes dem Befehl gemäß Krateros und die anderen Strategen übergesetzt und, ohne Widerstand zu finden, ans Ufer gestiegen; sie trafen zur rechten Zeit ein, um den durch achtstündigen Kampf ermatteten Truppen die Verfolgung abzunehmen.

An 20 000 Inder waren erschlagen, unter ihnen zwei Söhne des Poros und der Fürst Spitakes, desgleichen alle Anführer des Fußvolkes, der Reiterei, alle Wagen- und Elefantenlenker; 3000 Pferde und mehr als 100 Elefanten lagen tot auf dem Felde, gegen 80 Elefanten fielen in die Hände des Siegers. König Poros hatte, nachdem er seine Macht gebrochen, seine Elefanten überwältigt, sein Heer umzingelt und in völliger Auflösung sah, kämpfend den Tod gesucht; zu lange schützte ihn sein goldener Panzer und die Vorsicht des treuen Tieres, das ihn trug; endlich traf ein Pfeil seine rechte Schulter; zum weiteren Kampfe unfähig, und besorgt, lebendig in des Feindes Hand zu fallen, wandte er sein Tier, aus dem Getümmel zu entkommen. Alexander hatte des indischen Königs hochragende greise Gestalt auf dem geschmückten Tier immer wieder gesehen, überall ordnend und anfeuernd, oft im dichtesten Getümmel; voll Bewunderung für den tapferen Fürsten eilte er ihm nach, sein Leben auf der Flucht zu retten; da stürzte sein altes und treues Schlachtroß Bukephalos, von dem heißen Tage erschöpft, unter ihm zusammen. Er sandte den Fürsten von Taxila dem Fliehenden nach; als dieser seinen alten Feind erblickte, wandte er sein Tier und schleuderte mit der letzten Anstrengung den Speer gegen ihn, dem dieser nur durch die Behendigkeit seines Pferdes entging. Alexander sandte andere Inder, unter ihnen den Fürsten Meroes, der ehemals dem Könige Poros befreundet gewesen war. Poros, vom Blutverlust erschöpft und von brennendem Durst gequält, hörte ihn gelassen an, dann kniete sein Tier nieder und hob ihn mit dem Rüssel sanft zur Erde; er trank und ruhte ein wenig, bat dann den Fürsten Meroes, ihn zu Alexander zu führen. Als der König ihn kommen sah, eilte er ihm, von wenigen seiner Getreuen begleitet, entgegen, er bewunderte die Schönheit des greisen Fürsten, und den edlen Stolz, mit dem er ihm, obschon besiegt, entgegentrat. Alexander soll ihn nach der ersten Begrüßung gefragt haben, wie er sich behandelt zu sehen wünsche; »königlich«, sei Poros Antwort gewesen; darauf Alexander: »So werde ich schon um meinetwillen tun, verlange, was dir um deinetwillen lieb sein wird«; und Poros darauf: in jenem Wort sei alles enthalten.

Alexander bewies sich königlich gegen den Besiegten; seine Großmut war die richtigste Politik. Der Zweck des indischen Feldzuges war keineswegs, die unmittelbare Herrschaft über Indien zu erobern. Alexander konnte nicht Völker, deren hohe und eigenartige Entwicklung ihm, je weiter er vordrang, desto bedeutender entgegentrat, mit einem Schlage zu unmittelbaren Gliedern eines makedonisch-persischen Reiches machen wollen. Aber bis an den Indus hin Herr alles Landes zu sein, über den Indus hinaus das entscheidende politische Übergewicht zu gewinnen und hier dem hellenistischen Leben solchen Einfluß zu sichern, daß im Laufe der Zeiten selbst eine unmittelbare Vereinigung Indiens mit dem übrigen Asien ausführbar werden konnte, das waren, so scheint es, die Absichten, die Alexanders Politik in Indien geleitet haben; nicht die Völker, wohl aber die Fürsten mußten von ihm abhängig sein. Die bisherige Stellung des Poros in dem Fünfstromlande des Indus konnte für die Politik Alexanders den Maßstab abgeben. Offenbar hatte Poros bis dahin ein Prinzipat in dem Gebiet der fünf Ströme gehabt und gesucht, und eben dadurch die Eifersucht der Fürsten von Taxila rege gemacht; sein Reich umfaßte zunächst zwar nur die hochkultivierten Ebenen zwischen dem Hydaspes und Akesines, doch hatte im Westen des Hydaspes sein Vetter Spitakes, im Osten des Akesines in der Gandaritis sein Großneffe Poros wahrscheinlich durch ihn selbst die Herrschaft erhalten, so daß der Bereich seines politischen Übergewichtes sich ostwärts bis an den Hyarotes erstreckte, der die Grenze gegen die freien indischen Völker bildete; ja mit Abisares verbündet, hatte er seine Hand sogar nach ihrem Lande auszustrecken gewagt, und wenn schon seine Bemühungen an der Tapferkeit dieser Stämme gescheitert waren, so blieb ihm doch ein entschiedenes Übergewicht in den Ländern des Indus. Alexander hatte Taxiles Macht schon bedeutend vergrößert; er durfte nicht alles auf die Treue eines Fürsten bauen; das gesamte Land der Fünf Ströme dem Zepter des verbündeten Fürsten zu unterwerfen, wäre der sicherste Weg gewesen, ihm die Abhängigkeit von Alexander zu verleiden, und hätte ihm die Mittel an die Hand gegeben, sich derselben zu entziehen, um so mehr, da die alte Feindschaft gegen den Fürsten Poros ihn in den freien Stämmen leicht Verbündete hätte finden lassen. Alexander konnte seinen Einfluß in Indien auf keinen sicherern Grund bauen, als auf die Eifersucht dieser beiden Fürsten. Es kam hinzu, daß, wenn er Poros als Fürsten anerkannte, er zugleich damit die Befugnis gewann, die östlicheren Völker als Feinde seines neuen Verbündeten anzugreifen und auf ihre Unterwerfung seinen weiteren Einfluß in diesen Gegenden zu gründen; er mußte Poros Macht in dem Maße vergrößern, daß sie fortan dem Fürsten von Taxila das Gleichgewicht zu halten vermochte, ja er durfte ihm größere Gewalt anvertrauen und selbst die Herrschaft über die bisherigen Widersacher geben, da ja Poros fortan gegen sie sowie gegen Taxiles in der Gunst des makedonischen Königs allein sein Recht und seinen Rückhalt finden konnte.

Das etwa waren die Gründe, die Alexander bestimmten, nach dem Siege am Hydaspes Poros nicht nur in seiner Herrschaft zu bestätigen, sondern ihm dieselbe bedeutend zu vergrößern. Er begnügte sich, an den beiden wichtigsten Übergangspunkten des Hydaspes hellenistische Städte zu gründen; die eine an der Stelle, wo der Weg von Kaschmir herab an den Strom kommt und wo die Makedonen selbst in das Land des Poros hinübergegangen waren, erhielt ihren Namen vom Bukephalos, die andere etwa zwei Meilen weiter stromab, wo die Schlacht geschlagen war, wurde Nikaia genannt. Alexander selbst ließ sein Heer in dieser schönen und reichen Gegend dreißig Tage rasten; die Leichenfeier für die im Kampf Gefallenen, die Siegesopfer, mit Wettkämpfen aller Art verbunden, der erste Anbau der beiden neuen Städte füllte diese Zeit reichlich aus.

Den König selbst beschäftigten die vielfachen Anordnungen, welche dem großen Siege seine Wirkung sichern sollten. Vor allem wichtig war das politische Verhältnis zu dem Fürsten Abisares, der trotz der beschworenen Verträge an dem Kampf gegen Alexander teilzunehmen im Sinne gehabt hatte. Es kam um diese Zeit von Sisikyptos, dem Befehlshaber auf Aornos, die Nachricht, daß die Assakener den von Alexander eingesetzten Fürsten erschlagen und sich empört hätten; die früheren Verbindungen dieses Stammes mit Abisares und dessen offenbare Treulosigkeit machten es nur zu wahrscheinlich, daß er nicht ohne Teilnahme an diesen gefährlichen Bewegungen sei; die Satrapen Tyriaspes am Paropamisos und Philippos in der Satrapie Indien erhielten den Befehl, mit ihren Heeren zur Unterdrückung dieses Aufstandes auszurücken. Um dieselbe Zeit kam eine Gesandtschaft des Fürsten Poros von Gandaritis, des ›feigen Poros‹, wie ihn die Griechen nannten, der es sich zum Verdienst anrechnen zu wollen schien, seinen fürstlichen Verwandten und Beschützer nicht gegen Alexander unterstützt zu haben, und die Gelegenheit günstig hielt, sich durch Unterwürfigkeit gegen Alexander des lästigen Verhältnisses gegen den greisen Verwandten frei zu machen. Wie mußten die Gesandten erstaunen, als sie denselben Fürsten, den sie wenigstens in Ketten und Banden zu seines Siegers Füßen zu sehen erwartet hatten, in höchsten Ehren und in dem vollen Besitz seines Reiches an Alexanders Seite sahen; es mochte nicht die günstigste Antwort sein, die sie von seiten des hochherzigen Königs ihrem Fürsten zu überbringen erhielten. Freundlicher wurden die Huldigungen der nächsten freien Stämme, die deren Gesandtschaften mit reichen Geschenken überbrachten, entgegengenommen; sie unterwarfen sich freiwillig einem Könige, vor dessen Macht sich der mächtigste Fürst des Fünfstromlandes hatte beugen müssen.

Desto notwendiger war es, die zögernden durch die Gewalt der Waffen zu unterwerfen. Es kam dazu, daß Abisares, trotz seines offenbaren Abfalls, und vielleicht im Vertrauen auf die von Gebirgen geschützte Lage seines Fürstentums, weder Gesandte geschickt, noch irgend etwas getan hatte, um sich bei Alexander zu rechtfertigen; ein Zug in das Gebirgsland sollte die Bergstämme unterwerfen und zugleich den treulosen Fürsten an seine Gefahr und seine Pflicht erinnern. Alexander brach nach dreißigtägiger Rast von den Ufern des Hydaspes auf, indem er Krateros mit dem größten Teile des Heeres zurückließ, um den Bau der beiden Städte zu vollenden. Von den Fürsten Taxiles und Poros begleitet, mit der Hälfte der makedonischen Ritterschaft, mit Auserwählten von jeder Abteilung des Fußvolks, mit dem größten Teile der leichten Truppen, denen eben jetzt der Satrap Phrataphernes von Parthien und Hyrkanien die Thraker, die ihm gelassen waren, zugeführt hatte, zog Alexander nordostwärts gegen die Glausen oder Glaukaniker, wie die Griechen sie nannten, die in den waldreichen Vorbergen oberhalb der Ebene wohnten, eine Bewegung, die zugleich den Gebirgsweg nach Kaschmir öffnete. Jetzt endlich beeilte sich Abisares, durch schnelles Einlenken die Verzeihung des Königs zu gewinnen; durch eine Gesandtschaft, an deren Spitze sein Bruder stand, unterwarf er sich und sein Land der Gnade des Königs; er bezeugte seine Ergebenheit mit einem Geschenk von vierzig Elefanten. Alexander mißtraute den schönen Worten; er befahl, Abisares solle sofort persönlich vor ihm erscheinen, widrigenfalls er selbst an der Spitze eines makedonischen Heeres zu ihm kommen werde. Er zog weiter in die Berge hinauf. Die Glausen unterwarfen sich, und ihr reichbevölkertes Gebiet – es zählte 37 Städte, von denen keine unter 5000 und mehrere über 10 000 Einwohner hatten, und außerdem eine große Zahl von Dörfern und Flecken – wurde dem Fürsten Poros untergeben. Die Waldungen dieser Gegenden boten in reicher Fülle, was Alexander wünschte; er ließ in Menge Holz fällen und nach Bukephala und Nikaia hinabflößen, wo unter Krateros Aufsicht die große Stromflotte gebaut werden sollte, auf der er nach Unterwerfung Indiens zum Indus und zum Meere hinabzufahren gedachte.

Das Heer rückte ostwärts zum Akesines hinab; Alexander hatte Nachricht erhalten, daß der Fürst Poros von Gandaritis, durch das Verhältnis, in welches sein Großoheim zu Alexander getreten war, für sich selbst in Besorgnis und an der Möglichkeit verzweifelnd, daß die unlautere Absicht seiner Unterwürfigkeit verziehen werde, soviel Bewaffnete und Schätze als möglich zusammengebracht habe und ostwärts nach den Gangesländern geflohen sei. Angekommen an den Ufern des mächtigen Akesines, sandte Alexander den Fürsten Poros in sein Land zurück, mit dem Auftrage, Truppen auszuheben und diese nebst allen Elefanten, die nach der Schlacht am Hydaspes noch kampffähig seien, ihm nachzuführen. Alexander selbst ging mit seinem Heere über den Strom, der hochangeschwollen, in einer Breite von fast dreiviertel Stunden, ein durch Klippen und Felsenvorsprünge gefährliches Talbett durchwogte, und in seiner wilden, strudelreichen Strömung vielen auf Kähnen Übersetzenden verderblich wurde; glücklicher brachten die Zelthäute hinüber. Hier auf dem linken Stromufer blieb Koinos mit seiner Phalanx zurück, um für den Übergang der nachrückenden Heeresabteilungen Sorge zu tragen und aus den Ländern des Poros und Taxiles alles zur Verpflegung der großen Armee Gehörige zu beschaffen. Alexander selbst eilte durch den nördlichen Teil der Gandaritis, ohne Widerstand zu finden, gen Osten weiter; er hoffte, den treulosen Poros noch einzuholen; er ließ an den wichtigsten Plätzen Besatzungen zurück, die die nachrückenden Korps des Krateros und Koinos erwarten sollten. Am Hyarotes, dem östlichen Grenzfluß der Gandaritis, wurde Hephaistion mit zwei Phalangen, mit seiner und des Demetrios Hipparchie und der Hälfte der Bogenschützen südwärts detachiert, die Herrschaft des landesflüchtigen Fürsten in ihrer ganzen Ausdehnung zu durchziehen, die etwa zwischen Hyarotes und Akesines ansässigen freien Stämme zu unterwerfen, auf dem linken Ufer des Akesines an der großen Straße eine Stadt zu gründen und das gesamte Land an den getreuen Poros zu übergeben. Mit dem Hauptheere ging Alexander selbst über den minder schwer zu passierenden Strom, und betrat nun das Gebiet der sogenannten freien Inder.

Es ist eine merkwürdige und in den eigentümlichen Naturverhältnissen des Pandschab begründete Erscheinung, daß sich hier in allen Jahrhunderten, wenn auch unter anderen und anderen Namen, republikanische Staaten gebildet und erhalten haben, wie sie dem sonstigen Despotismus Asiens entgegen und dem strenggläubigen Inder des Gangeslandes ein Greuel sind; die Pandschanadas nennt er mit Verachtung Arattas, die Königslosen; auch die Fürsten, wenn sie deren haben, nicht aus alter und heiliger Kaste, sind ohne altes Recht, Usurpatoren. Fast scheint es, als ob das Fürstentum des Poros selbst diesen Charakter an sich getragen habe; aber der Versuch, das ganze königslose Indien in seine Gewalt zu bringen, war an den kriegerischen und mächtigen Stämmen jenseits des Hyarotes gescheitert; es bedurfte der europäischen Waffen, sie zu bewältigen. Nur wenige von ihnen unterwarfen sich, ohne den Kampf zu versuchen; die meisten erwarteten den Feind mit gewaffneter Hand; unter diesen die Kathaier oder Katharer, die, berühmt als der kriegerischste Stamm des Landes, nicht nur selbst auf das Trefflichste zum Kriege gerüstet waren, sondern auch die freien Nachbarstämme zu den Waffen gerufen und mit sich vereinigt hatten.

Auf die Nachricht von ihren Rüstungen eilte Alexander ostwärts durch das Gebiet der Adraisten, die sich freiwillig unterwarfen; am dritten Tage nahte er der Kathaierhauptstadt Sangala; sie war von bedeutendem Umfang, mit starken Mauern umgeben, auf der einen Seite durch einen See geschützt, auf der anderen erhob sich in einiger Entfernung von den Toren ein Bergrücken, der die Ebene beherrschte; diesen hatten die Kathaier nebst ihren Verbündeten so stark als möglich besetzt, hatten um den Berg ihre Streitwagen zu einem dreifachen Verhau ineinandergeschoben, und lagerten selbst in dem inneren Bezirk dieser mächtigen Wagenburg; selbst unangreifbar, vermochten sie jeder Bewegung des Feindes schnell und mit bedeutender Macht zu begegnen. Alexander erkannte das Drohende dieser Stellung, welche den Berichten von der Kühnheit und kriegerischen Gewandtheit dieses Volkes vollkommen entsprach; je mehr er von ihnen Überfall und kühnes Wagnis erwarten durfte, desto schneller glaubte er Entscheidendes wagen zu müssen.

Er ließ sofort die Bogenschützen zu Pferd vorgehen, den Feind zu umschwärmen und zu beschießen, um demselben einen Ausfall gegen die noch nicht zum Gefecht formierten Truppen unmöglich zu machen. Indessen rückten auf den rechten Flügel das Agema der Ritterschaft und die Hipparchie des Kleitos, die Hypaspisten, die Agrianer auf, auf den linken die Phalangen, die Hipparchie des Perdikkas, der den linken Flügel führte; die Bogenschützen wurden auf beide Flügel verteilt. Während des Aufmarsches kam auch die Nachhut heran; deren Reiter wurden auf beide Flanken verteilt, das Fußvolk verwandt, die Phalanx dichter zu machen. Schon begann Alexander seinen Angriff; er hatte bemerkt, daß die Wagenreihe nach der linken Seite des Feindes hin minder dicht, das Terrain dort freier war; er hoffte durch eine heftige Reiterattacke gegen diesen schwachen Punkt den Feind zu einem Ausfall zu verführen, durch den dann der Verhau geöffnet war. Er sprengte an der Spitze seiner zwei Hipparchien auf diese Stelle los; die feindlichen Wagen blieben geschlossen, ein Hagel von Speeren und Pfeilen empfing die makedonischen Reiter, die natürlich nicht die Waffe waren, eine Wagenburg zu stürmen oder zu sprengen. Alexander sprang vom Pferde, stellte sich an die Spitze des schon anrückenden Fußvolkes, führte es im Sturmschritt heran. Ohne große Mühe wurden die Inder zurückgeworfen; sie zogen sich in den zweiten Wagenring zurück, wo sie, in dem kleineren Umkreise, den sie zu verteidigen hatten, dichter geschlossen und an jedem Punkt zahlreicher, mit besserem Erfolg kämpfen konnten; für die Makedonen war der Angriff doppelt beschwerlich, indem sie die Wagen und Wagentrümmer des schon gesprengten Ringes erst zusammenschieben mußten, um dann zwischen ihnen in einzelnen Trupps vorzudringen; es begann ein mörderischer Kampf, und die makedonische Tapferkeit hatte eine harte Probe gegen die kriegsgewandten und mit der höchsten Erbitterung kämpfenden Feinde zu bestehen. Als aber auch diese Wagenlinie durchbrochen war, verzweifelten die Kathaier, sich so furchtbarem Feinde gegenüber noch hinter der dritten halten zu können; in eiliger Flucht retteten sie sich hinter die Mauern der Stadt.

Alexander umschloß noch desselben Tages die Stadt mit seinem Fußvolk, bis auf die eine Seite, an der ein nicht eben tiefer See lag; diesen umstellte er mit seinen Reitern; er glaubte, daß die Kathaier durch den Ausgang dieses Tages bestürzt, in der Stille der Nacht aus ihrer Stadt zu flüchten versuchen und ihren Weg über den See nehmen würden. Er hatte recht vermutet. Um die zweite Nachtwache bemerkten die Reiterposten jenseits an der Stadtmauer ein großes Gedränge von Menschen, bald begannen sie durch den See zu waten, versuchten, das Ufer und dann das Weite zu gewinnen. Sie wurden von den Reitern aufgefangen und niedergehauen; schreiend flohen die übrigen zur Stadt zurück; der Rest der Nacht verging ruhig.

Am anderen Morgen ließ Alexander die Belagerungsarbeiten beginnen; es wurde ein doppelter Wall von der Nähe des Sees aus ringsum die Mauern bis wieder an den See geführt; den See selbst umgab eine doppelte Postenlinie; es wurden die Schirmdächer und Sturmblöcke aufgerichtet, gegen die Mauer zu arbeiten und Bresche zu legen. Da brachten Überläufer aus der Stadt die Nachricht, die Belagerten wollten in der nächsten Nacht einen Ausfall versuchen; nach dem See zu, wo die Lücke in der Wallinie sei, gedächten sie durchzubrechen. Den Plan der Feinde zu vereiteln ließ der König drei Chiliarchien der Hypaspisten, sämtliche Agrianer und eine Taxis Bogenschützen unter Befehl des Somatophylax Ptolemaios die Stelle besetzen, wo der Feind ziemlich sicher zu erwarten war; er befahl ihm, wenn die Barbaren den Ausfall wagen sollten, sich ihnen mit aller Macht zu widersetzen, zugleich Lärm blasen zu lassen, damit sofort die übrigen Truppen ausrücken und in den Kampf eilen konnten. Ptolemaios eilte seine Stellung zu nehmen sie soviel wie möglich zu befestigen; er ließ von den am voriger Tage noch stehengebliebenen Wagen möglichst viele herfahren und in die Quere aufstellen, die noch nicht eingesetzten Schanzpfähle an mehreren Stellen zwischen Mauer und Teich in Haufen zusammentragen, um den im Dunkel Fliehenden die ihnen bekannten Wege zu verlegen. Unter diesen Arbeiten verstrich ein guter Teil der Nacht. Endlich, um die vierte Nachtwache öffnete sich das Seetor der Stadt, in hellen Haufen brachen die Feinde hervor; sofort ließ Ptolemaios Lärm blasen, setzte sich zugleich mit seiner schon bereitstehenden Mannschaft in Bewegung. Während die Inder noch zwischen den Wagen und Pfahlhaufen den Weg suchten, war schon Ptolemaios mit seinen Scharen mitten unter ihnen, und nach langen und unordentlichem Gefechte sahen sie sich gezwungen, zur Stadt zurückzufliehen.

So war den Indern jeder Weg zur Flucht abgeschnitten. Zugleich traf Poros wieder ein, er brachte die übrigen Elefanten und 5000 Inder mit. Das Sturmzeug war fertig und wurde an die Mauern gebracht; sie wurden an mehreren Stellen unterminiert, mit so günstigem Erfolg, daß es in kurzer Zeit da und dort Breschen gab. Nun wurden die Leitern angelegt, die Stadt mit stürmender Hand genommen; wenige von den Belagerten retteten sich, desto mehr wurden von den erbitterten Makedonen in den Straßen der Stadt niedergemacht; man sagt an 17 000, eine Zahl, die nicht unwahrscheinlich ist, da Alexander, um die Unterwerfung dieses kriegerischen Volksstammes möglich zu machen, den strengen Befehl gegeben hatte, jeden Bewaffneten niederzuhauen; die 70 000 Gefangenen, welche erwähnt werden, scheinen die übrige Bevölkerung der indischen Stadt ausgemacht zu haben. Die Makedonen selbst zählten gegen 100 Tote und ungewöhnlich viel Verwundete, nämlich 1200, unter diesen den Somatophylax Lysimachos, zahlreiche andere Offiziere.

Gleich nach der Erstürmung der Stadt sandte Alexander den Kardianer Eumenes mit 300 Reitern nach den beiden mit den Kathaiern verbündeten Städten, mit der Anzeige von dem Falle Sangalas, und der Aufforderung, sich zu ergeben: sie würden, wenn sie sich dem Könige freiwillig unterwürfen, ebensowenig zu fürchten haben, wie so viele andere Inder, welche die makedonische Freundschaft schon als ihr wahres Heil zu erkennen anfingen. Aber die aus Sangala Geflüchteten hatten die gräßlichen Berichte von Alexanders Grausamkeit und dem Blutdurst seiner Soldaten mitgebracht; an die freundlichen Worte des Eroberers glaubte niemand, in eiliger Flucht retteten die Einwohner der beiden Städte sich und von ihrem Hab und Gut, soviel sie mitnehmen konnten. Auf die Meldung hiervon brach Alexander schleunigst aus Sangala auf, die Fliehenden zu verfolgen; sie hatten zu weiten Vorsprung, nur einige Hundert, die vor Ermattung zurückgeblieben waren, fielen in seine Hände und wurden niedergemacht. Der König kehrte nach Sangala zurück; die Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht, das Gebiet derselben an die benachbarten Stämme, die sich freiwillig unterworfen hatten, verteilt, in deren Städte Besatzungen, die Poros hinzuführen entsandt wurde, gelegt.

Nach der Züchtigung von Sangala und dem Schrecken, den die übertreibenden Gerüchte von der wilden Grausamkeit der fremden Eroberer verbreiteten, wußte Alexander durch Milde und Großmut, wo sich Gelegenheit dazu gab, desto wirksamer zu beruhigen. Bald bedurfte es keines weiteren Kampfes: wohin er kam, unterwarf sich ihm die Bevölkerung. Dann betrat er das Gebiet des Fürsten Sopeithes, dessen Herrschaft sich über die ersten Bergketten des Imaos und in die Reviere der Steinsalzlager an den Hyphasisquellen erstreckte. Das Heer nahte sich der fürstlichen Residenz, in der, man wußte es, sich Sopeithes befand; die Tore waren geschlossen, die Zinnen der Mauern und Turme ohne Bewaffnete; man zweifelte, ob die Stadt verlassen oder Verrat zu fürchten sei. Da öffneten sich die Tore; in dem bunten und flimmernden Staate eines indischen Radschas, in hellfarbigen Kleidern, in Perlenschnüren und Edelsteinen mit goldenem Schmuck, von schallender Musik begleitet, mit einem reichen Gefolge zog der Fürst Sopeithes dem großen Könige entgegen, und brachte mit vielen und kostbaren Geschenken, unter denen eine Meute Tigerhunde, seine Huldigung dar; sein Fürstentum ward ihm bestätigt und, wie es scheint, vergrößert. Dann zog Alexander weiter in das benachbarte Gebiet des Fürsten Phegeus; auch dieser eilte, seine Huldigung und seine Geschenke darzubringen; er blieb im Besitz seines Fürstentums. Es war das östlichste Land, das Alexander in seinem Siegeslaufe betreten sollte.

Die historische Tradition hat diesen Punkt in der Geschichte Alexanders auf eine bemerkenswerte Weise verdunkelt; selbst von dem Äußerlichen wird nicht Genügendes und Übereinstimmendes angegeben; manche der Makedonen sollen Unglaubliches in die Heimat berichtet, es soll Krateros seiner Mutter geschrieben haben, bis zum Ganges seien sie vorgedrungen und hätten diesen ungeheuren Strom voll Haifische und brandend wie das Meer gesehen. Andere nannten wenigstens den Hyphasis der Wahrheit gemäß als das Ende des makedonischen Zuges; aber, um doch irgendwie zu erklären, warum der Eroberung ein Ziel gesetzt worden, haben sie aus dem letzten Anlaß der Rückkehr einen Kausalzusammenhang hergeleitet, über dessen Wert weder die sonstige Glaubwürdigkeit der Berichterstatter noch der verdachtlose Glaube, der ihnen seit zwei Jahrtausenden geschenkt worden, täuschen dürfen.

Alexander, so wird erzählt, war an den Hyphasis mit der Absicht vorgedrungen, auch das Land jenseits zu unterwerfen, denn es schien ihm kein Ende des Krieges, solange noch irgend Feindliches da war. Da erfuhr er, jenseits des Hyphasis sei ein reiches Land und drinnen ein Volk, das fleißig den Acker baue, die Waffen mit Mut führe, sich einer wohlgeordneten Verfassung freue; denn die Edelsten beherrschten das Volk ohne Druck und Eifersucht; die Kriegselefanten seien dort mächtiger, wilder und in größerer Zahl als irgendwo sonst in Indien. Das alles erregte des Königs Verlangen, weiterzudringen. Aber die Makedonen sahen mit Sorge, wie ihr König Mühe auf Mühe, Gefahr auf Gefahr häufe; sie traten hie und da im Lager zusammen, sie klagten um ihr trauriges Los, sie schwuren einander, nicht weiter zu folgen, wenn es auch Alexander geböte. Als das der König erfuhr, eilte er, bevor die Unordnung und Mutlosigkeit der Truppen weiter um sich griffe, ›die Führer der Taxeis‹ zu berufen. »Da sie«, so sprach er, »ihm nicht weiter, von gleicher Gesinnung beseelt, folgen wollten, so habe er sie herbeschieden, um entweder sie von der Rätlichkeit des weiteren Zuges zu überzeugen, oder von ihnen überzeugt zurückzukehren; erscheine ihnen das bisher Durchkämpfte und seine eigene Führung tadelnswert, so habe er nichts Weiteres zu sagen; er kenne für den hochherzigen Mann kein anderes Ziel alles Kämpfens, als die Kämpfe selbst; wolle jemand das Ende seiner Züge wissen, so sei es nicht mehr weit bis zum Ganges, bis zum Meere im Osten, dort werde er seinen Makedonen den Seeweg zum Hyrkanischen, zum Persischen Meere, zum libyschen Strande, zu den Säulen des Herakles zeigen; die Grenzen, die der Gott dieser Welt gegeben, sollten die Grenzen des makedonischen Reiches sein; noch aber sei jenseits des Hyphasis bis zum Meer im Osten manches Volk zu bewältigen, und von dort bis zum Hyrkanischen Meere schweiften noch die Horden der Skythen unabhängig umher; seien denn die Makedonen vor Gefahren bange? vergäßen sie ihres Ruhmes und der Hoffnung? Einst, wenn die Welt überwunden, werde er sie heimführen gen Makedonien, überreich an Habe, an Ruhm, an Erinnerungen.« Nach dieser Rede Alexanders entstand ein langes Schweigen, niemand wagte entgegenzusprechen, niemand beizustimmen; umsonst forderte der König wiederholt zum Sprechen auf: er werde auch der entgegengesetzten Meinung Gehör schenken. Lange schwieg man; endlich erhob sich Koinos, des Polemokrates Sohn, der Strateg der elymiotischen Phalanx, der sooft, jüngst noch in der Schlacht am Hydaspes sich bewährt hatte: »Der König wolle, daß das Heer nicht sowohl seinem Befehl, als der eigenen Überzeugung folge; so spreche er denn nicht für sich und die Führer, da sie zu allem bereit seien, sondern für die Menge im Heer, nicht um ihr zu gefallen, sondern zu sagen, was dem Könige selbst für jetzt und künftig das Sicherste sein werde; sein Alter, seine Wunden, des Königs Vertrauen gäben ihm ein Recht, offen zu sein; je mehr Alexander und das Heer vollbracht, desto notwendiger sei es, ein endliches Ziel zu setzen; wer von den alten Kriegern noch übrig sei, wenige im Heere, andere in den Städten zerstreut, sehnten sich nach der Heimat, nach Vater und Mutter, nach Weib und Kind zurück; dort wollten sie den Abend ihres Lebens, im Schoß der Ihrigen, in der Erinnerung ihres tatenreichen Lebens, im Genuß des Ruhmes und der Habe, die Alexander mit ihnen geteilt, verleben; solches Heer sei nicht zu neuen Kämpfen geschickt, Alexander möge sie heimführen, er werde seine Mutter wiedersehen, er werde die Tempel der Heimat mit Trophäen schmücken; er werde, wenn er nach neuen Taten verlange, ein neues Heer rüsten und gegen Indien oder Libyen, gegen das Meer im Osten oder jenseits der Heraklessäulen ziehen, und die gnädigen Götter würden ihm neue Siege gewähren; der Götter größtes Geschenk aber sei Mäßigung im Glück; nicht den Feind, wohl aber die Götter und ihr Verhängnis müsse man scheuen.« Unter allgemeiner Bewegung schloß Koinos seine Rede; viele vermochten die Tränen nicht zu hemmen; es war offenbar, wie der Gedanke der Heimkehr ihr Herz erfüllte. Unwillig über die Äußerungen des Strategen und die Zustimmung, die sie fanden, entließ Alexander die Versammlung. Am nächsten Tage berief er sie von neuem. »Er werde«, so sprach er, »in kurzem weiter gehen, er werde keinen Makedonen nötigen, zu folgen, noch seien genug der Tapferen übrig, die nach neuen Taten verlangten, die übrigen möchten heimziehen, es sei ihnen erlaubt; sie möchten in ihrer Heimat berichten, daß sie ihren König mitten in Feindesland verlassen hätten.« Nach diesen Worten verließ er die Versammlung und zog sich in sein Zelt zurück; während dreier Tage zeigte er sich den Makedonen nicht; er erwartete, daß sich die Stimmung im Heere ändern, daß sich die Truppen zur weiteren Heerfahrt entschließen würden. Die Makedonen empfanden des Königs Ungnade schwer genug, aber ihr Sinn änderte sich nicht. Dessen ungeachtet opferte der König am vierten Tage an den Ufern des Stromes wegen des Überganges, die Zeichen des Opfers waren nicht günstig; darauf berief er die Ältesten und die ihm Anhänglichsten der Hetairen, verkündete ihnen und durch sie dem Heere, daß er die Rückkehr beschlossen habe. Die Makedonen weinten und jubelten vor Freude, sie drängten sich um des Königs Zelt und priesen ihn laut, daß er, stets unbesiegt, sich von seinen Makedonen habe besiegen lassen.

So die Erzählung nach Arrian; bei Curtius und Diodor ist sie in einigen Nebenumständen verändert und erweitert, die sozusagen rhetorischer Natur sind: Alexander habe die Truppen, um sie für den weiteren Feldzug geneigt zu machen, auf Plünderung in die sehr reichen Ufergegenden des Hyphasis, also in das befreundete Land des Phegeus, ausgesandt, und während der Abwesenheit der Truppen den Weibern und Kindern der Soldaten Kleider und Vorräte aller Art, namentlich den Sold eines Monats zum Geschenk gemacht; dann habe er die mit Beute heimkehrenden Soldaten zur Versammlung berufen und nicht etwa im Kriegsrat, sondern vor dem gesamten Heere die wichtige Frage über den weiteren Zug verhandelt. Strabo sagt: ›Alexander sei zur Umkehr bewogen worden durch gewisse heilige Zeichen, durch die Stimmung des Heeres, das den weiteren Heereszug wegen der ungeheueren Strapazen, die es bereits erduldet, versagte, vor allem aber, weil die Truppen durch den anhaltenden Regen sehr gelitten hätten.‹ Diesen letzten Punkt muß man in seiner ganzen Bedeutsamkeit vor Augen haben, um die Umkehr am Hyphasis zu begreifen. Kleitarch, den man in den Worten Diodors wiedererkennt, stellt das Elend der Truppen in den krassesten Bildern dar: ›Wenige von den Makedonen‹, sagt er, ›waren übrig und diese der Verzweiflung nahe, durch die Länge der Feldzüge waren den Pferden die Hufe abgenutzt, durch die Menge der Schlachten die Waffen der Krieger stumpf und zerbrochen; hellenische Kleider hatte niemand mehr, Lumpen barbarischer und indischer Beute, elend aneinandergeflickt, deckten diese benarbten Leiber der Welteroberer; seit siebzig Tagen waren die furchtbarsten Regengüsse unter Stürmen und Gewittern vom Himmel herabgeströmt.‹ Allerdings waren gerade jetzt die Peschekal, die tropischen Regen, mit den weiten Überschwemmungen der Ströme in ihrer vollen Höhe; man muß sich vergegenwärtigen, was ein abendländisches Heer, seit drei Monaten im Lager oder auf dem Marsche, durch dies furchtbare Wetter, durch die dunstige Nässe des ungewohnten Klimas, durch den unvermeidlichen Mangel an Bekleidung und den gewohnten Lebensmitteln gelitten haben, wieviel Menschen und Pferde der Witterung und den Krankheiten, die sie erzeugte, erlegen sein mußten, wie endlich durch das umsichgreifende Siechtum, durch die unablässige Qual der Witterung, der Entbehrung, der schlechten Wege und unaufhörlichen Märsche, durch die gräßliche Steigerung des Elends, der Sterblichkeit und der Hoffnungslosigkeit die moralische Kraft mit der physischen zugleich gebrochen sein mochte – und man wird es begreiflich finden, daß in diesem sonst so kriegsrüstigen und enthusiastischen Heere Mißmut, Heimweh, Erschlaffung, Indolenz einreißen, das allgemeine und einzige Verlangen sein konnte, dies Land, ehe zum zweiten Male die furchtbaren Monate der tropischen Regen kämen, weit hinter sich zu haben. Und wenn Alexander jener Stimmung im Heere und der Weigerung weiterer Heeresfolge nicht mit rücksichtsloser Strenge entgegenzutreten wagte, sondern, statt sie durch alle Mittel soldatischer Disziplin zu brechen und zu strafen, ihr endlich nachgab, so ist dies ein Beweis, daß ihr nicht Meuterei und Haß gegen den König zu Grunde lag, sondern daß sie die nur zu begreifliche Folge jener endlosen Leiden der letzten drei Monate war.

Wohl scheint es Alexanders Wunsch gewesen zu sein, seine siegreichen Waffen bis zum Ganges und bis zum Gestade des Ostmeeres hinauszutragen. Nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit lassen sich die Gründe angeben, die ihn so wünschen ließen. Vielleicht waren es die Berichte von der kolossalen Macht der Fürsten am Ganges, von den unendlichen Schätzen der dortigen Residenzen, von allen Wundern des fernen Ostens, wie er sie in Europa und Asien hatte preisen hören, vielleicht nicht minder das Verlangen, in dem östlichen Meere eine Grenze der Siege und neue Wege zu Entdeckungen und Weltverbindungen zu finden; vielleicht war es ein Versuch, durch ein äußerstes Mittel den Mut der Truppen aufzurichten, deren moralische Kraft unter der Riesenmacht der tropischen Natur zusammenbrach. Er mochte hoffen, daß die Kühnheit seines neuen Planes, daß die große Zukunft, die er dem verzagenden Blicke seiner Makedonen zeigte, daß sein Aufruf und der wieder entzündete Enthusiasmus eines unablässigen Vorwärts sein Heer alles Leiden vergessen lassen und mit neuer Kraft entflammen werde. Er hatte sich geirrt; Ohnmacht und Klage war das Echo seines Aufrufs. Der König versuchte das ernstere Mittel der Beschämung und seiner Unzufriedenheit; er entzog sich den Blicken seiner Getreuen, er ließ sie seinen Unwillen fühlen, er hoffte, sie durch Scham und Reue aus ihrem Elend und ihrer Demoralisation emporzureißen; bekümmert sahen die Veteranen, daß ihr König zürne, zu ermannen vermochten sie sich nicht. Drei Tage herrschte im Lager das qualvolle Schweigen; Alexander mußte erkennen, daß alles Bemühen vergeblich, schärfere Versuche bedenklich seien. Er ließ an den Ufern des Stromes die Opfer zum Übergange feiern, und die gnädigen Götter weigerten ihm die günstigen Zeichen der weiteren Heerfahrt; sie geboten, heimzukehren. Der Ruf zur Heimkehr, der nun durch das Lager ertönte, wirkte wie ein Zauber auf die Gemüter der Entmutigten; jetzt war das Leiden vergessen, jetzt alles Hoffnung und Jubel, jetzt in allen neue Kraft und neuer Mut; von allen mag Alexander allein trauernd gen Abend geblickt haben.

Diese Umkehr Alexanders am Hyphasis, für ihn der Anfang seines Niederganges, wenn man die Summe seines Lebens und Strebens in der Devise des abendländischen Monarchen neuerer Zeit, der sich zuerst rühmen konnte, daß in seinem Reiche die Sonne nicht untergehe, in dem plus ultra zu finden glaubt – sie war, nach dem Sinne seiner Aufgabe in der Geschichte, eine Notwendigkeit, vorbereitet und vorgedeutet in dem Zusammenhang dessen, was er bis daher getan und begründet hatte; und selbst wenn man zweifeln kann, ob seine eigene Einsicht oder die Gewalt der Umstände ihn zu diesem Entschlusse zwangen, dessen Bedeutung bleibt dieselbe. Der weitere Feldzug gen Osten hätte den Westen so gut wie preisgegeben; schon jetzt waren aus den persischen und syrischen Provinzen Berichte eingegangen, die deutlich genug zeigten, welche Folgen von einer noch längeren Abwesenheit des Königs, von der noch weiteren Entfernung der streitbaren Macht zu erwarten waren; Unordnungen aller Art, Bedrückungen gegen die Untertanen, Anmaßungen der Satrapen, gefährliche Wünsche und verbrecherische Versuche von persischen und makedonischen Großen, die, während Alexander an den Indus hinabgezogen war, sich ohne Aufsicht und Verantwortung zu fühlen begannen, hätten durch einen weiteren Feldzug in die Gangesländer ungefährdet weiterwuchern und vielleicht zu einer vollkommenen Auflösung des noch keineswegs fest gegründeten Reiches führen können. Selbst angenommen, daß der außerordentliche Geist Alexanders noch aus dem fernsten Osten her die Zügel der Herrschaft fest und streng anzuziehen vermocht hätte, die größten Erfolge in den Gangesländern wären für das Bestehen des Reiches am gefährlichsten gewesen; die ungeheuere Ausdehnung dieses Stromgebietes hätte einen unverhältnismäßigen Aufwand von abendländischen Besatzungen gefordert, und endlich doch eine wahrhafte Unterwerfung und Verschmelzung mit dem Reiche unmöglich gemacht.

Dazu ein Zweites: eine Wüste von nicht geringerer Ausdehnung als die Halbinsel Kleinasien scheidet die Ostländer Indiens vom Fünfstromlande; ohne Baum, ohne Gras, ohne anderes Wasser als das brackige der engen, bis dreihundert Fuß tiefen Brunnen, unerträglich durch den wehenden Flugsand, durch den glühenden Staub, der in der schwülen Luft flirrt, noch gefährlicher durch den plötzlichen Wechsel der Tageshitze und der nächtlichen Kühle ist diese traurige Einöde die fast unüberwindliche Vormauer des Gangeslandes; nur ein Weg führt vom Norden am Saume der Imaosketten vom Hyphasis und Hesudros zu den Strömen des Ganges, und mit Recht nennen ihn die Morgenländer ein zu schwaches Band, um das große und überreiche Gangesland an die Krone von Persien zu heften.

Endlich wird man sagen dürfen, daß Alexanders Politik, wenn man sie von dem ersten Eintritt in das indische Land an verfolgt, mit Sicherheit schließen läßt, daß seine Absicht nicht gewesen ist, das Fünfstromland, geschweige gar die Länder des Ganges, zu unmittelbaren Teilen seines Reiches zu machen. Das Reich Alexanders hatte mit der indischen Satrapie im Westen des Indus seine natürliche Grenze; mit den Hochpässen des Kaukasus beherrschte er, wie nordwärts das Land des Oxos und Sogdflusses, so südwärts das des Kophen und Indus; was ostwärts vom Indus lag, sollte unter einheimischen Fürsten unabhängig, aber unter makedonischem Einfluß bleiben, wie derselbe in der eigentümlichen Stellung des Fürsten Taxiles und Poros zueinander und zum Könige sicher genug begründet war; selbst der so hoch begünstigte Poros erhielt nicht alles Land bis zum östlichen Grenzstrom des Pandschab; wie auf der einen Seite Taxiles, so wurden auf der anderen Seite die unabhängigen Fürstentümer des Phegeus und Sopeithes ein Gegengewicht, zwei Fürsten, die zu unbedeutend, um mit eigener Macht etwas wagen zu können, einzig in der Ergebenheit gegen Alexander Kraft und Halt finden konnten. So waren diese Fürsten, ähnlich dem Rheinbunde der neueren Zeit, durch gegenseitige Furcht und Eifersucht, der Abhängigkeit von der überlegenen Macht Alexanders, wenn er auch nach Westen zurückkehrte, gesichert; sollte eine Eroberung des Gangeslandes möglich sein, so hätte Alexander das Fünfstromland, wie früher Baktrien und Sogdiana, wenn auch mit denselben strengen Mitteln und gleichem Zeitaufwand sich vollkommen unterwerfen müssen, und selbst des sogdianischen Landes Meister, hatte er es aufgegeben, von dort bis zu dem Meere vorzudringen, das er nordwärts hinter den Gebieten der Skythen nahe geglaubt hatte. In gleicher Weise wird er von Poros und Taxiles erfahren haben, welche Weiten bis zum Ganges, bis zu dem Meere, in das dessen Wasser strömen, zu durchmessen seien. Das Land am Kophenfluß, den Vorhof Indiens, hatte er mit fester Hand gefaßt, wie in der Sogdiana eine Nordmark, so in den dependenten Fürstentümern im Fünfstromland ein noch entwickelteres Marksystem begründet; er scheint sich von Anfang her überzeugt zu haben, daß die Bevölkerung des Induslandes in allen Verhältnissen des Lebens, des Staates und der Religion zu eigentümlich entwickelt und in ihrer Entwicklung zu fertig war, als daß sie schon jetzt für das hellenische Reich gewonnen werden konnte; Alexander konnte nicht daran denken, jenseits der nur verbündeten Fürstentümer eine neue Reihe von Eroberungen seinem Reiche in der Form unmittelbarer Abhängigkeit einzuverleiben; und wenn er bereits nach der Schlacht am Hydaspes den Bau einer Flotte beginnen ließ, die sein Heer den Indus hinab zum Persischen Meere bringen sollte, so zeigt dies unzweideutig, daß er auf dem Wege des Indus, nicht des Ganges, zurückzukehren die Absicht hatte, daß also sein Zug gegen die Gangesländer nicht mehr als ein Streifzug, eine ›Kavalkade‹ sein sollte. Man darf vermuten, daß, wenn sie mehr hätte sein wollen, sie wie Napoleons großer Feldzug gegen Osten, von einer Operationsbasis kaum bewältigter Fürstentümer aus, die nur durch die schwachen Bande der Dankbarkeit, der Furcht und Selbstsucht an den Eroberer gefesselt waren, wahrscheinlich einen ebenso traurigen Ausgang gehabt haben würde.


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