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(nach der Fabel von Hans Sachs)
Ein Müllersmann aus Oberwesel hatt 'nen gewitzten jungen Esel; der weidete auf grünem Gras und dachte sich so dies und das, wollt für sein Leben gern auf Erden was Bessers als ein Esel werden. Da fand er – und sein Herz schlug schnell – ein unversehrtes Löwenfell. Er kriecht hinein, es paßt ihm gut, er fühlt auch gleich des Löwen Mut und denkt mit innerstem Behagen: nun brauchst du nicht mehr Säcke tragen. Stolz trabt er durch den Wald daher, tut ganz, als ob ein Leu er wär, schüttelt die Mähne, schlägt mit dem Schweif und setzt die Tatzen breit und steif. Das Häslein spitzt das lange Ohr, die Sache kommt ihm kitzlig vor, es springt hinweg; das Rehlein auch. Wie freut sich da der eitle Gauch! Und als der Müller, der ihn sieht von weitem, auch erschrocken flieht, kann er vor Wonne kaum sich fassen, muß laut sein I-A tönen lassen. Da merkt der Müller, wen er hat, prügelt den Esel mürb und matt und schimpft ihn aus: du dummes Vieh! zum Löwen wird ein Esel nie; du hast mich mit dem Fell genarrt, das sollst du büßen, Esel, wart! und schlägt und pufft ihn immer mehr. Der Esel hängt die Ohren sehr, als so sein Meister ihn verbläut; sein Hochmut hat ihn recht gereut, wollt fürder Säcke tapfer tragen, nie mehr nach Löwenhäuten fragen. |