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Demungeachtet war Schonkilje unfein oder vielmehr dreist genug, nach dem, was in der Oper vorgefallen war, der Prinzessin den Vorschlag zu tun, mit ihm in ein Boskett zu kommen, um von da dem Feuerwerke zuzusehen. Konnte er sich wohl vorstellen, daß sie darein willigen würde? Gleichwohl tat sie es. Zwar war ihrs sehr zuwider, das Boskett so außerordentlich dunkel zu finden, indeß der ganze übrige Teil des Gartens dermaßen erleuchtet war, daß man kaum glauben konnte, daß die Sonne nicht mehr am Horizonte stünde. Sie konnte sich daher der Frage nicht erwehren: Weshalb ist der Ort, wo Ihr mich hinführt, so dunkel? – Damit sich das Feuerwerk desto besser ausnimmt, versetzte der Genius. – Das weiß ich eben nicht. – Zweifelt daran nicht, Prinzessin, sagte er, das ist eine physische Erfahrung. – Sie drang sonach nicht weiter auf diesen Punkt, weil sie nicht wußte, ob er die Wahrheit sagte oder nicht; aber sie beschloß, ihn wegen seiner Verwegenheit zu strafen, falls er die Dunkelheit des Orts, wo sie sich beide befanden, mißbrauchen wollte. Es sollte mir recht lieb sein, sagte sie bei sich selbst, ihm zu zeigen, wie sehr er sich irrt, wenn er glaubt, mich fühlbar zu finden. Er soll sehen, daß, so liebenswürdig er auch ist, meine Tugend seine Annehmlichkeiten aufwiegt. Sie war noch mit diesem Gedanken beschäftigt, als Schonkilje sie bat, sich auf eine Rasen- und Blumenbank niederzulassen, welche der einzige Sitzplatz in diesem Boskett war. Neadarne setzte sich und der Genius seufzend neben sie. Sie war äußerst betreten, und Schonkilje in einer Wallung, die er noch nie empfunden hatte. Er wußte anfänglich nicht, was er sagen sollte. Die Liebe, die Ehrerbietung einflößt, ist heftig, aber für die Freuden eines Liebhabers und für die Bequemlichkeit eines Frauenzimmers ist es die Art, die am allerwenigsten zu wünschen ist. Sie errät, sie nutzt nie den günstigen Augenblick; immer zärtlich und schwierig, macht sie Beteuerungen ihrer Feinheit, wo sie vielleicht nicht bestraft würde, wenn sie dagegen verstieße. Was kann ein Frauenzimmer bei aller möglichen Nachgiebigkeit tun, wenn man einer uneigennützigen Leidenschaft gegen sie gedenkt? Soll sie ermahnen, daß man diese Liebe ablegt oder daß man sich eine Belohnung fordert, wenn man sich deren von selbst begeben hat?
Dies alles war Schonkiljen nicht unbekannt, und wäre Neadarne mit der Miene ins Boskett getreten, die er gegen Ende der Oper bei ihr wahrnahm, so würde er nicht so schüchtern gewesen sein. Allein sie hatte nachgedacht; ihr Gesicht war wieder streng und ehrfurchtgebietend geworden, und er besorgte, sie möchte, wenn man zu sehr in sie dringen wollte, sich mit einer Strenge bewaffnen, die sie um so schwerer ablegen würde, je mehr sie dieselbe würde haben wachsen lassen.
Bei aller seiner Zurückhaltung hatte er sich Neadarnens Hand bemächtigt; er seufzte; und die Prinzessin, die es überdrüssig war, daß er ihre Hand beständig fest in der seinigen eingeschlossen hielt, nahm hiervon den Anlaß, die Unterredung zu eröffnen. – Meine Hand, gnädiger Herr, sagte sie, fällt Euch lästig, und es ist mir peinlich, sie Euch immer halten zu sehen.
Ach, Prinzessin! rief er, auch dies Vergnügen beneidet Ihr mir! Für Euch ist es nichts, für mich aber alles. Wenn Ihr es auch meiner Liebe nicht zugesteht, könnt Ihr es wohl meiner Ehrerbietung verweigern, die weit über allen Ausdruck geht? Wahrlich ich kenne mich nicht mehr. Ich, den die größten Schönheiten des Erdbodens fühllos fanden, der ich ihnen eine Ehre zu erzeigen glaubte, wenn ich sie des Anblicks würdigte, bin bei Euch unterwürfig, von der heftigsten Liebe durchglüht, wage selbst nicht einmal die mindeste Gunstbezeugung zu erhoffen. Euch ist es noch nicht genug, mich durch Eure Gleichgültigkeit aufs tiefste zu beugen, Ihr haßt mich sogar. Je mehr Liebe ich gegen Euch äußere, je mehr erwecke ich Euren Zorn. Ach, weshalb, fuhr er fort, habt Ihr den unglücklichen Schonkilje aufgesucht? Nichts störte seine Ruhe. Weshalb hat er Eure unseligen Reize sehen müssen? Doch was sage ich? Weshalb beschwere ich mich über eine Leidenschaft, die, so höchst unglücklich sie auch ist, dennoch meine Glückseligkeit ausmacht. Ach! wendet aus Erbarmen Euer Auge auf mich! Es ist ja kein Feind, der mit Euch spricht, sondern der zärtlichste, glühendste Liebhaber, der trotz Eurer Verachtung, Euch ganz ergeben, die Tage aus seinem Leben auslöschen zu können wünschte, die er ohne Euch anzubeten zugebracht hat. Verdiene ich wohl Euren Haß, Grausame?
Ich hasse Euch nicht, antwortete Neadarne in milderem Ton; kann ich Euch aber wohl lieben? Gehört das Herz noch mir, das Ihr von mir verlangt? Kann es den vergessen. dem es sich zu eigen gegeben hat? Kann sein Bild, dies so holde Bild wohl ausgelöscht werden? Wenn Ihr mich so sehr liebt, als Ihr sagt, so äußert Euren Edelmut. Zernichtet jenen leidigen Zauber, verlangt nicht jene gehässige Unterwürfigkeit, zu der ich mich herablassen soll. Daraus werde ich erkennen, daß Ihr mich wirklich liebt. Ich weiß wohl, daß das, was ich von Euch fordere, eine Handlung ist, die eine mehr als alltägliche Anstrengung heischt; aber an wen könnte ich mich wegen einer so schönen Tat besser wenden als an Euch? Ihr kehrt Eure Blicke von mir ab? Ihr seufzt? Ah, meine Bitten vermögen also nichts über Euch?
Prinzessin, ja, ich seufze, erwiderte Schonkilje, und nach dem, was ich eben vernommen, sollte mir dies wohl frei stehen können. Inzwischen preßt diese Seufzer nicht mein Unglück sondern die Unmöglichkeit aus, worin ich mich befinde, Euer Begehren zu erfüllen. Meine sonst grenzenlose Macht hat in diesem Fall Schranken, die mich in Verzweiflung setzen. Glaubt nicht, daß meine eigennützige Liebe an dieser abschlägigen Antwort Schuld ist; ich schwöre bei dem, was mir das Teuerste und Heiligste ist, bei Euch selbst, daß, wenn es von mir abhinge, Euch ohne irgend eine Bedingung wiederzugeben, was Ihr verloren habt, Ihr befriedigt werden solltet, so hoch mir dies Opfer auch würde zu stehen kommen!
Der Genius sprach diese Worte in so gerührtem Tone, daß Neadarne nicht zweifeln konnte: er sage die Wahrheit. Während er gesprochen, hatte er die Hand der Prinzessin seinem Munde genähert. Sie fühlte sie feucht von seinen Tränen; und da diese Merkmale der Aufrichtigkeit und Liebe des Genius sie rührten, seufzte sie und ihre Entschlüsse wurden schwach.
Ach, Schonkilje, Schonkilje, sagte sie zu ihm, wenn ich auch glaubte, was Ihr mir sagt, wenn ich auch Eure Tränen für aufrichtig hielte, was könnte das uns beiden helfen? Weshalb beharrt Ihr, auf ein Herz Eindruck zu machen, das schon von einem Gegenstande eingenommen ist und zwar dermaßen, daß es ungeachtet der Rührung, die Ihr ihm einflößt, sich nicht auf einen Augenblick der Leidenschaft entziehen kann, die es anfüllt? Gleichwohl glaub' ich Euch, ohne strafbar zu werden, gestehen zu können, daß ohne diese erste Flamme Eure Glut vielleicht Eindruck auf mich gemacht hätte. Dies Geständnis wird kein anderes nach sich ziehen, und meine Tugend soll, trotz der Gefährlichkeit dieses Aufenthalts, über nichts zu erröten haben.
Es scheint, als ob Neadarne, wie sie dies sagte, sich nicht mehr des Vorfalls in der Oper erinnerte, oder daß sie glaubte, wenn man nur die letzte Gelegenheit vermeide, so habe das Übrige nichts zu sagen.
Nun gut, Madame, wir wollen davon nicht weiter sprechen, versetzte der Genius. Wiewohl meiner Liebe keine Belohnung werden soll, so will ich nichts destoweniger Euch beweisen, daß sie aufrichtig ist. Vielleicht widerruft das Schicksal mir zu Gunsten den Ausspruch, der Euch so zuwider ist. Ich wage es nicht, mich dessen zu schmeicheln, werde aber mein Äußerstes an Macht anwenden. Wenigstens werde ich nicht die Veranlassung Eurer Tränen sein. Unstreitig wird ein anderer Genius, der mir an Macht gleich ist und auch gleiche Verrichtungen mit mir hat, gewählt werden, meine Stelle bei Euch zu vertreten. Vielleicht werdet Ihr gegen ihn weniger Widerwillen verspüren als gegen mich. – Ach, Schonkilje! rief die Prinzessin, bei einem anderen als Euch würde meine Wiederherstellung schlechterdings unmöglich sein.
Wenn auch Schonkilje weiter nichts denn höflich gewesen wäre, würde er wohl so süße Worte anhören können, ohne der Person aufs verbindlichste zu danken, die sie ihm sagte? Neadarne, die an die Folgen nicht gedacht hatte, die ihre Rede haben konnte, ward höchlich bestürzt, als Schonkilje sie zärtlich in seine Arme schloß, weit lebhafter ward, als er vorhin ehrerbietig gewesen war und sich ganz seiner Glut überlassen wollte. Diese Lage war für die Prinzessin um so kritischer, da sie in diesem Augenblick sowohl von der Zärtlichkeit des Genius als von den edelmütigen Gesinnungen, die er geäußert hatte, außerordentlich gerührt war. Nichts ist für Frauenzimmer, denen die Natur ein fühlbares Herz gegeben, so gefährlich als die Rührung, worin sich jetzt Neadarne befand. Der Unglückliche, der in diesem Augenblick die Kühnheit hat, in sie zu dringen, erpreßt bisweilen aus bloßem Mitleid so viel von ihnen, als ihr Liebhaber aus Zärtlichkeit erhält. So süß ist dann der Triumph freilich nicht, indes fehlt daran doch nur wenig. Und wer weiß, ob das, was sie Mitleid nennen, im Grunde nicht Liebe ist. Können sie in einem so peinlichen Zustande wohl genau wissen, was sie eigentlich erschüttert hat? Eine Kokette wird nie in eine Lage geraten, die so unangenehme Folgen nach sich zieht; ihre Seele ist eines so zärtlichen Eindrucks nicht fähig; nur das achtungswürdige Frauenzimmer ist imstande, dergleichen zu empfinden. Neadarne, die zu der letzten Klasse gehörte, wußte nicht mehr, was sie sagen sollte; ihre Unschlüssigkeit dauerte eine Zeitlang, allein die Tugend kehrte wieder zurück, und der Genius ward aus Neadarnens lebhaftem Widerstand inne, daß all sein Bestreben, ihre Gunst zu erlangen, fruchtlos sein würde. In was für Verlegenheit befindet man sich nicht bei einem tugendhaften Frauenzimmer! Doch ist es bei denen, die es zu sein sich stellen, noch weit schlimmer. Schonkilje befand sich in der Tat in einer mitleidswürdigen Lage. Neadarne, die gegen ihn entrüstet war, beschäftigte sich, um ihm ihren Zorn deutlicher zu beweisen, bloß damit, die Raketen aufmerksam zu betrachten, die jetzt aufzusteigen begannen. Er wagte es nicht mehr, sich ihr zu nähern. Die Kukumer, die auf alles, was vorging, genau Acht gab, für Neadarne aber unsichtbar war, nahte sich dem Genius und machte ihm über seine alberne Schüchternheit Vorwürfe. Sodann sagte sie zu ihm: Nutze den Beistand, den ich Dir leisten will. Vollende meine Rache und kröne Deine Freuden. Merk auf das, was ich jetzt tun werde.
Mit diesen Worten nahm sie die Gestalt einer großen Spinne an und schlüpfte unter den Rock der Prinzessin. Kaum fühlte sie Neadarne, als sie ein entsetzliches Geschrei ausstieß. Ach ich bin des Todes, gnädiger Herr! rief sie Schonkilje zu. Eine Spinne! O helft mir! schafft sie mir fort! setzte sie halb ohnmächtig hinzu. Schonkilje, der überzeugt war, daß es mehr Dummheit als Delikatesse verraten würde, sich den guten Willen der Kukumer nicht zu Nutze zu machen, suchte die Spinne, (weil er den Weg wußte, den sie genommen hatte) da auf, wo sie sein mußte. Diese Nachsuchung konnte nicht geschehen, ohne Schönheiten vorzufinden, die noch vollkommener waren, als er sie sich gedacht hatte; Schönheiten, die durch eine Beschreibung, und machte Amor sie auch selbst, alles verlieren würden. Das Vergnügen, das ihm dieser Anblick verschaffte, stürzte ihn in eine Verwirrung, wovon er alles würde zu befürchten gehabt haben, wenn er weniger verliebt gewesen wäre. Diese kleine Verzögerung wurde von der Prinzessin nicht bemerkt, denn noch lag sie in Ohnmacht und ließ ihm sonach alle Zeit, deren die Kukumer bedurfte, Tanzais Unglück zu vollenden. Schon war Neadarnens Bezauberung zur Hälfte vertrieben, als sie wieder zu sich kam. Ihre Furcht über die Spinne war nichts, gegen den Schreck gerechnet, der sie ergriff, als sie Schonkiljen in ihren Armen erblickte.
Er war auf eine so schnelle Erholung nicht gefaßt und sie entriß sich seinem feurigen Ungestüm ohne Mühe; doch war sie damit um so unglücklicher, da sie einen Augenblick später, ohne Verletzung ihrer Tugend wäre entzaubert gewesen, und da sie nicht Weltkenntnis genug hatte, ihre Ohnmacht so lange dauern zu lassen, als hierzu nötig gewesen wäre. Verräter! sagte sie zu Schonkiljen, sind das Beweise jener Herzenserzogenheit, die Du mir so gerühmt hast? – Die Betroffenheit des Genius raubte ihm sowohl das Vermögen, Neadarne um Verzeihung zu bitten, als sie zurückzuhalten, da sie das Boskett verließ. Er war eben so langsam in dem Entschlusse, ob er ihr Zeit sich zu besänftigen lassen oder ob er ihr nachgehen sollte. Endlich ergriff er die letzte Partie.
Das Feuerwerk dauerte noch und bei der Helle, die es allenthalben verbreitete, sah er Neadarne nicht weit vom Boskett an eine Bildsäule gelehnt, in der Stellung einer Traurig-Nachdenkenden. Ehe sie ihn bemerkt hatte, lag er zu ihren Füßen, die er mit eben so vieler Schüchternheit als Demut umfaßte. Hier ist der Verbrecher, göttliche Prinzessin, sagte er; Euer Zorn ist gerecht; ich verdiene Euren ganzen Unwillen. Ach! laßt mich, Treuloser, rief sie; laßt mich. Ich darf, ich will Euch nicht mehr sehen, nicht mehr hören. – Ja, ich bin ein Verbrecher, wiederholte er. Ich könnte Euch zur Minderung meines Verbrechens sagen, daß Niemand an meiner Stelle sich enthalten hätte, es zu werden; aber ich sehe nur zu gut ein, daß meine Rechtfertigung vergeblich sein würde und daß es Zeit ist, Euch von einem verhaßten Gegenstande zu befreien. Ich scheide von Euch. Geruht unterweilen das Schicksal des zärtlichsten Liebhabers zubeklagen. Es würde Euch weniger beleidigt haben, wenn er Euch weniger lebhaft geliebt hätte. Mit Vollendung dieser Worte verschwand Schonkilje wirklich.
Die von Zorn entflammte Neadarne wollte ihn nicht zurückhalten und blieb an die Bildsäule gelehnt. Sie glaubte, daß ihr Haß nicht aufhören würde; wie sie aber den Genius nach einer halben Stunde nicht wieder erscheinen sah, fing Unruhe an, sich ihres Herzens zu bemeistern. Sie dachte an den Zweck ihrer Reise, und indem sie die Beschaffenheit des Heilmittels vermaledeite, erkannte sie nichts destoweniger dessen unumgängliche Notwendigkeit.
Prinz, rief sie, teuerster Gemahl, unstreitig bist Du jetzt so ungerecht, von mir zu denken, daß ich in die lebhaftesten Freuden versenkt treulos gegen Dein Andenken und unsere Liebe bin; und daß, wenn ich in den Armen eines anderen mich Deiner erinnere, es nur geschieht, um den Triumph des Letzteren größer zu machen. Vielleicht faßt Du den Entschluß, mich auf immer zu hassen, indessen Du allein mich in den gräßlichen Zustand versetztest. Ach! teurer Prinz, empfange meine Seufzer! Noch habe ich mit ihnen niemanden als nur Dich bedacht. Aber wie, setzte sie hinzu, indem sie wieder zu sich selbst zurückkehrte, Schonkilje erscheint nicht wieder? Fremd an diesen Orten, was soll aus mir werden? Er ist strafbar, aber ist ers wohl so sehr? Und konnte er sich wohl in der Lage mäßigen, worein ich ihn gesetzt hatte? Bloß meiner Furcht habe ich die Schuld zu geben; einer Furcht, die so mächtig ist, daß ungeachtet dessen, was sie mir zugezogen hat, die erste beste Spinne mich ohne Zweifel wieder so weit bringen könnte. Ah, Schonkilje kehrt wieder zurück! Wenn Ihr mich noch liebt, müßte mein Verlangen nach Euch nicht hinlänglich sein, Euch wieder bei mir einzufinden? Kommt wieder, ich verzeihe Euch.
Auf eine so dringende Einladung erschien der Genius wiederum. Neadarne stieß einen Schrei der Bestürzung aus, wie sie ihn erblickte. Er bat sie nochmals wegen des Vorgefallenen um Verzeihung; sie begnadigte ihn als eine edeldenkende Dame. Darauf nahmen sie Beide den Weg nach dem Palaste, ohne daß Schonkilje es wagte, die Augen gegen sie aufzuheben, noch daß sie ihn eines Blickes gewürdigt hätte. Viele Leute haben bei dieser Gelegenheit Neadarne mehr die Schuld beigemessen als Schonkiljen. Sie finden, daß sie den Genius zu solchem Übermut, als er sich schuldig gemacht, bevollmächtigt habe, indem sie ihn auf eine Probe gestellt, der jedermann hätte unterliegen müssen. Doch dies bedarf wohl einer strengeren Untersuchung, und man müßte, ehe man Neadarne so geradezu verdammte, den Fall von einer Schönen beurteilen lassen, die einen unüberwindlichen Abscheu gegen Spinnen hat. Diese müßte auf ihr Gewissen bekennen: ob sie bei einem solchen Ereignis das Tier selbst weggenommen hätte, oder ob sie, wenn sie einen Liebhaber, übrigens einen gemißhandelten Liebhaber bei sich gehabt, diesem anbefohlen haben würde, das Tier wegzunehmen.