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Dreizehntes Kapitel

Wundersames Abenteuer der Fee mit dem Kessel

Der Prinz hatte schon zwei bis drei Königreiche durchzogen, sehr beunruhigt, wann und wo seine Wanderschaft ein Ziel haben sollte, als er durch einen sehr dunklen Wald kam, wo er ein altes Mütterchen erblickte, das in einem Kessel Kräuter kochte. Diese Kräuter brodelten einen entsetzlichen dicken Schaum auf, der der Alten um so lästiger fiel, da sie nichts hatte, womit sie ihn abschöpfen konnte. Dem Prinzen ging es nahe, daß sie sich so quälen mußte. Die Arbeit scheint Euch sehr sauer zu werden, sagte er. Gnädiger Herr, versetzte sie, mir fehlt weiter nichts als ein Schaumlöffel. – Auf die Art haben wir ganz entgegengesetzte Beschwerden, versetzte Tanzai, denn meine Verlegenheit kommt gerade daher, daß ich einen habe. Ach! großmütiger Unbekannter, rief die Alte, wolltet Ihr ihn mir ein wenig leihen? Alles in der Welt wollt ich darum geben! – Den Dienst erzeigte ich Euch herzlich gern, erwiderte der Prinz, allein er ist so an mir befestigt, daß ich daran verzweifle, ihn los zu machen. Doch abschäumen kann ich Euch den Kessel wohl, weil Euch daran so sehr viel liegt. Er stieg hierauf vom Pferde, nachdem er zuvor die Alte gebeten, sich etwas bei Seite zu begeben, entweder weil er sie nicht sehen lassen wollte, wo eigentlich der Schaumlöffel saß, oder weil er von Natur schamhaft war. Das alte Mütterchen trat also beiseite, und der Prinz, das Werkzeug mit beiden Händen führend, fing an, aus allen Kräften abzuschäumen. Kaum mochte dies eine Minute lang geschehen sein, als sich plötzlich der Schaumlöffel löste. Tanzai stieß einen Schrei des Erstaunens und der Freude aus. Die Alte kam hinzu. Er war im Begriff, ihr seine Geschichte zu erzählen, als sie ihn folgendermaßen unterbrach: Ich kannte Euch, Prinz, wußte, daß Ihr hier vorbeikommen und daß wir uns einen gegenseitigen Dienst erzeigen würden. Ich bin eine Fee; und brauchte, um diesen Kräutern die erforderliche Kraft zu geben, den bezauberten Schaumlöffel, den Barbacela Euch verliehen. Ich bin Euch nicht unnütz gewesen und hoffe, Euch noch ferner dienen zu können. Ihr geht nach der Schnakeninsel ...

Ihr nehmt mir einen schweren Stein vom Herzen. Ich muß Euch gestehen, ich reiste, ohne zu wissen wohin. Wie werde ich aber nach dieser Insel kommen? – Euch mehr zu sagen, ist mir verboten. – Eine neue Verlegenheit! Glaubt Ihr wohl, daß es etwas schadete, wenn ich wieder zurückkehrte? Die Wahrheit zu sagen, ich bin des ganzen Krams herzlich überdrüssig. Könnt Ihr mir nicht wenigstens sagen, was ich dort machen soll? – Hat das Orakel des Affen Euch hierüber nicht genugsam unterrichtet? Euer Glück bei einer Dame zu machen, ist der Zweck Eurer Reise. – Mein Glück bei einer Dame auf der Schnakeninsel, rief er. O habt doch die Güte mir zu sagen, was für eine Schöne sich dort aufhalten kann. – Bekümmert Euch darum weiter nicht, sagte sie lachenden Mundes zu ihm; seid nur darauf bedacht, es nicht an Mut fehlen zu lassen.

Ihr macht mir einen schlechten Begriff von meiner Eroberung, versetzte Tanzai. Jedes Frauenzimmer, bei dem man Mut bedarf, ist nicht so beschaffen, daß es den meisten Mut einflößt. Zwar habt Ihr mich von meinem Schaumlöffel befreit, aber ich bin deshalb um nichts weiter gekommen. Sagt mir, was kann ich in meinem gegenwärtigen Zustand anfangen? Wenn Ihr Euch nur ein wenig für die Dame interessiert, die mich schon so lange in der Welt herumzieht, so müßtet Ihr mich wohl in den Stand setzen, auf eine anständige Art vor ihr zu erscheinen. Unmöglich, erwiderte die Fee; die Dame, die Euch liebt, hat allein das Vermögen, Euch wiederzugeben, was Euch fehlt. Da aber gleichwohl Blödigkeit Eurer Wiederherstellung schaden könnte und viel daran liegt, daß Euch die Dame nicht die mindesten Vorwürfe zu machen habe, so will ich Euch eine Flasche von diesem Wasser hier geben. Ihr werdet sehen, daß wir es mit Recht Gesundheitswasser nennen. Unterlaßt ja nicht, bevor Ihr Euch in der Nacht Eurer Entzauberung zu Bette legt, alles das auszutrinken, was ich Euch hier gebe.

In dem Fall, versetzte der Prinz, könntet Ihr Eure Großmut vielleicht noch etwas ausdehnen; nicht zwar, als ob ich glaubte, dieses Gesundheitswasser gewöhnlich sehr zu bedürfen; sondern nur für einen Notfall. Ein reichlicher Vorrat davon würde mir also nicht unlieb sein. – Ich verstehe Euch, entgegnete die Fee. Euer Verlangen soll Euch gewährt sein. Bei Eurer Zurückkunft nach Scheschian sollt Ihr dreißig Flaschen von diesem Wasser in Eurem Kabinette antreffen. Gehabt Euch wohl. Der erste gesattelte und gezäumte Schnake, der Euch aufstößt, wird Euch hinbringen, wohin Ihr sollt. Hierauf verschwand sie. Der Prinz stieg wieder zu Pferde, nachdem er seine Flasche wohl verwahrt und seinen Schaumlöffel wieder angesteckt hatte. Er war weniger bekümmert um seine noch bevorstehende Genesung, als um die Art und Weise, wie sie geschehen sollte.


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