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Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Noch eine peinliche Pflicht

Frank sah seine Wirte diesen Abend erst beim Essen wieder, das recht einsilbig verlief; solange Whittaker im Zimmer zu thun hatte, war die Unterhaltung eine gezwungene. Frank erzählte von den Veränderungen, die in seinem Leben bevorstanden, doch nahmen dies die Brüder mit einem milden Lächeln hin und sagten in zweifelndem Tone, sie hofften, daß es zu seinem Besten gereiche, doch sei es immerhin gewagt, das Gewisse für das Ungewisse einzutauschen, doch müsse Frank selbst das ja am besten wissen; letzterer Bemerkung stimmte er von Herzen bei. Die Stimmung der Tischgesellschaft wurde dadurch nicht gebessert, daß die Flasche 58er irgendwie geschüttelt und diese dadurch trübe, um nicht zu sagen dick, geworden war; Frank freilich hätte auch Erbsensuppe getrunken ohne etwas davon zu merken. Er schmiedete Pläne über Pläne, um Beatrice zu entdecken, und brachte ihre Flucht immer wieder in Zusammenhang mit dem unbekannten Mann und ihrem Besuch in der Wirtschaft. Um Beatrices willen mußte er nun auf eigene Faust handeln; Horace und Herbert schloß er von der Beteiligung an den Nachforschungen aus.

Seine Niedergeschlagenheit wirkte auch auf seine Wirte, und da er keinen Wein mehr trank, schlugen sie vor, ins Wohnzimmer zu gehen. Dort konnte er wenigstens Beatrices Bild betrachten.

»Beabsichtigt ihr, noch irgend welche Schritte zu thun?« fragte er.

»Ich denke nicht,« sagte Horace, »Herbert und ich haben die Sache besprochen und glauben nicht, daß noch etwas zu thun ist. Wir haben viele Besuche gemacht und überall die Meinung verbreitet, Beatrice mache einen längeren Besuch bei Freunden.«

»Es war eine peinliche Aufgabe,« sagte Herbert, »aber wir mußten sie erfüllen. Wir waren es uns auch selbst schuldig, dem Klatsch zuvorzukommen.«

»Ich bin überzeugt, daß Frank die Lage, in der wir uns befinden, voll zu würdigen weiß,« sagte Horace.

Ein spöttisches Lächeln kräuselte Franks Lippen. »Ihr müßt euch wie zwei spartanische Knaben vorgekommen sein, die einen Fuchs unter ihren Kleidern verbergen.«

»Ja,« sagte Herbert harmlos, »so war es auch. Ich habe den Vergleich schon oft machen hören, aber seine große Wahrheit ist mir nie so klar gewesen wie heute.«

Carruthers ließ ein kurzes Lachen vernehmen; er konnte es nicht unterdrücken. Die Brüder sahen erstaunt aus; sie konnten keine Veranlassung zu solchen Heiterkeitsausbrüchen entdecken. Der junge Mann hatte eine scharfe, höhnische Entgegnung auf der Zunge, unterdrückte dieselbe aber und war schon im nächsten Augenblick froh, daß er es gethan hatte. Es würde die beiden gütigen, so mild aussehenden Männer gekränkt haben, die ohne Zweifel seine unendliche Angst um Beatrice eben nicht verstanden, wie ja auch er kein Verständnis hatte für die Bedeutung der Folgen von Beatrices Verschwinden, die sie mit solchen Opfern abzuwenden suchten. Um Ereignisse in demselben Licht sehen zu können, muß man auch die gleichen Naturanlagen, Erziehung und Gewohnheiten besitzen.

Gerade in diesem Augenblick brachte Whittaker den Thee herein, und während er denselben herumreichte, wollte das Unglück, das an diesem Tage über Hazlewood House schwebte, daß Frank im Umdrehen eine Tasse hinunterwarf, deren Inhalt sich über eines der reizenden kleinen Chippendale-Tischchen ergoß, die der ganze Stolz der Talberts waren und stets den Neid ihrer weiblichen Gäste erregten. Der Vergleich mit den spartanischen Jungen und dem Fuchs war in diesem Fall jedenfalls noch zutreffender als vorher, denn Horace und Herbert versicherten Frank mit freundlichem Lächeln, die Sache habe gar keine Bedeutung, durchaus keine.

Sie klingelten nicht einmal um Hilfe, was allerdings auch nicht nötig war, denn Whittaker, der bei der Katastrophe im Zimmer gewesen war, eilte mit einem ganzen Arm voll weicher Tücher herbei und begann den mißhandelten Tisch aufs sorgsamste abzutrocknen. Nach einiger Zeit glaubten die Brüder, durch ihre anscheinende Gleichgültigkeit der Höflichkeit Genüge gethan zu haben, und beteiligten sich ebenfalls an dem Rettungswerk. Sie drehten die Zipfel der Gläsertücher zusammen und drückten sie in alle Ecken und Zwischenräume genau so, wie eine reinliche Kinderfrau die Ohren und Augen ihrer Pflegebefohlenen behandelt. Frank war dazu verdammt, die ganze Zeit dabei zu stehen und zuzusehen und sich klar zu machen, welch ungeschickter Tölpel er gewesen sei. Er atmete erleichtert auf, als Whittaker endlich die Trockentücher zusammenpackte und hinaustrug. Die Unterhaltung schleppte sich mühselig weiter und der Unglücksfall mit dem Tischchen schien die Sorge um Beatrice ganz in den Hintergrund zu drängen. Frank fühlte, daß Horace und Herbert noch immer an das mißhandelte Möbel dachten. Er hatte recht. Plötzlich ging Horace hinaus und kam mit einem Fläschchen Politur und einem Stück Flanell wieder herein. Ernst und bedächtig begann er das zartfüßige Chippendaler Kleinod aufzupolieren.

Frank konnte es nicht länger aushalten. Es gibt eine Grenze der Strafe, nämlich die Grenze dessen, was ein Mensch ertragen kann. Carruthers' Nerven waren durch die Ereignisse des Tages so überreizt, daß er fühlte, er würde, falls er Horace noch länger zusehen müsse, in ein nicht zu unterdrückendes Gelächter ausbrechen.

»Können wir nicht gehen und eine Cigarre rauchen?« fragte er.

»Gewiß,« sagte Herbert, der nun über das Geschick des Tisches beruhigter war. Er ging mit Frank in das Eßzimmer, nach einiger Zeit gesellte sich auch Horace zu ihnen, der einen so starken Politurgeruch mitbrachte, daß Franks Gewissensbisse durch das Medium der Geruchsnerven aufs neue geweckt wurden.

»Wir haben noch eine andere peinliche Pflicht zu erfüllen,« sagte Horace, als er sich eine Cigarette ansteckte.

Frank konnte nicht umhin, anzunehmen, die erwähnte peinliche Pflicht stehe im Zusammenhang mit dem Tischchen.

»Wir haben die Verpflichtung, Sir Maingay mitzuteilen, was geschehen ist.«

»Natürlich, er ist ihr Vater.«

»Ja, er muß es erfahren; wir halten es für besser, die Mitteilung mündlich zu machen. Wir fahren morgen in die Stadt und suchen ihn auf.«

Dies kam Carruthers, der sich schon immer auf eine Entschuldigung, seinen Besuch abzukürzen, besonnen hatte, sehr gelegen; trotz seiner Zuneigung zu den Brüdern, schien ihm ein verlängerter Aufenthalt bei denselben im Augenblick unerträglich zu sein.

»Ich fahre mit,« sagte er.

Sie erhoben Einwände, aber Frank blieb fest. »Ich habe euch mein Herz ausgeschüttet, ihr wißt, weshalb ich gekommen bin – wie kann ich hier bleiben, wenn Beatrice fort ist.«

Er setzte seinen Willen durch und es wurde beschlossen, am nächsten Morgen gemeinsam nach London zu fahren, doch sollten erst, auf Vorschlag Franks, auf der Bank Erkundigungen eingezogen werden, ob Beatrice Geld erhoben habe oder nicht. Horace und Herbert hatten demgemäß auf dem Wege durch die Stadt eine Unterredung mit Herrn Stephens und erfuhren, daß ihre Nichte tausend Pfund mitgenommen habe.

Als sie aus der Bank kamen, war Frank verschwunden, sie mußten volle fünf Minuten auf ihn warten. Er sagte, er habe ein altes Haus in der Nebenstraße besichtigt; in Wahrheit war er in die Kneipe »Katze und Zirkel« geeilt und hatte sich von der dicken, verwitweten Wirtin die Adresse ihrer Freundin, der Frau Rawlings, mitteilen lassen. Zweifelsohne hätten sie ihm auch die Talberts geben können, allein er zog es vor, dieselben nicht zu bemühen.

Da William Giles seine Herren begleitet hatte, um die Pferde zurückzubringen, konnten die Talberts das, was sie bei ihrem Besuch auf der Bank erfahren, Frank erst mitteilen, als sie in die Eisenbahn eingestiegen waren.

Franks Stimmung heiterte sich nicht auf, als er hörte, daß Beatrice eine so große Summe Geldes mitgenommen habe – dies ließ auf eine längere Abwesenheit schließen.

»Habt ihr euch die Nummern der Banknoten geben lassen?« fragte er. Sie hatten es nicht gethan. »Ich würde sie mir noch verschaffen; der ersten, die sie wechseln läßt, kann man nachspüren und so erfahren, wo sie ist.«

»Ich wäre nie auf diesen Einfall gekommen,« sagte Herbert bewundernd.

Horace erwiderte nichts. Sein Gewissen sagte ihm, daß er auch nicht daran gedacht hätte, aber die Selbstachtung half ihm diese Thatsache verbergen.

In London trennten sie sich voneinander; jeder stieg in seinem gewohnten Gasthof ab. Am nächsten Tage besuchten die Talberts Sir Maingay Clauson, und Frank begab sich nach Grey Street Nr. 142, in die Schweinemetzgerei der Gebrüder Rawlings.

Er fragte nach Frau Rawlings; da er aber nicht wußte, ob es Frau John oder Frau Joseph war, so verlangte er diejenige der beiden Frauen zu sehen, die vor einigen Tagen in Blacktown gewesen war. Es war Frau John, aber sie war mit ihrem Mann verreist, und niemand wußte genau wohin; sie wurden nicht vor einer Woche zurückerwartet und in ihrer Abwesenheit konnte Frank seine Nachforschungen nicht weiter fortsetzen. Er wußte nichts Besseres zu thun, als nach Oxford zurückzukehren und seine Angelegenheiten so schnell und so gut wie möglich abzuwickeln und zu ordnen.

Er fühlte sich so unfähig zu ernstlicher Arbeit, daß er froh darüber war, daß er in seine neue Stellung erst in einem halben Jahre eintreten sollte, während welcher Zeit er ganz sein eigener Herr war und, abgesehen von der Korrektur seines Buches, gar nichts zu thun hatte, als Beatrice zu suchen.

Horace und Herbert hatten mehr Glück bei ihrem Besuche. Sir Maingay war zu Hause und schien sehr erfreut, sie zu sehen. Seine übermäßigen Freudenausbrüche dienten indessen nur dazu, eine gewisse Aengstlichkeit zu verdecken, mit der Sir Maingay stets auf seine großen, ernsten Schwäger blickte – namentlich um der Aehnlichkeit willen, die sie mit seiner verstorbenen Gattin hatten. Ein Witwer, der wieder heiratet, kann sicher nichts Klügeres thun, als mit allen Verwandten seiner ersten Frau gründlich aufzuräumen. Eine peinliche Pflicht, aber eine, deren Erfüllung man sich selbst schuldig ist, wie die Talberts sagen würden.

»So erfreut, so erfreut, dich zu sehen, Horace; ganz entzückt, Herbert,« sagte er. »Wie gut ihr ausseht, ich habe euch nie besser aussehend gekannt!«

Sie versicherten ihn, es gehe ihnen gut.

»Niemand bleibt länger jung als ein Junggeselle. Ein Familienvater hat ebensoviel Verantwortlichkeit und Sorge als Freuden.«

In demselben Augenblick machte sich ein furchtbares Poltern und Lärmen gerade über den Köpfen der drei Herren hörbar.

»Die Kinderstube scheint ja sehr in der Nähe zu liegen,« sagte Horace unangenehm berührt.

»Nein, die Jungen sind im Badezimmer, gerade über uns. Sie gehen manchmal hinein und klopfen mit ihren Kegeln auf meine Badewanne. Wir haben alle gern derartige Streiche gemacht, als wir noch Jungen waren – das muß man nicht vergessen,« sagte der zärtliche Vater, als der Lärm immer toller wurde. »Ich will sie aber herunterholen lassen, ihr wollt doch gewiß auch meine Söhne sehen.«

Auf Herberts freundlichen Lippen schwebte schon eine bejahende Antwort, aber Horace entgegnete statt seiner: »Nein, Maingay, nicht jetzt. Wir haben in einer wichtigen Angelegenheit mit dir zu reden.«

»Wir haben dir etwas über Beatrice zu sagen,« bestätigte Herbert.

Beatrice war nun aber gerade der letzte Gegenstand, den Sir Maingay freiwillig mit seinen Schwägern besprochen hätte, denn obwohl dieselben nie ein Wort darüber geäußert hatten, wußte er ganz genau, daß sie sein Benehmen seiner Tochter gegenüber durchaus nicht billigten.

»Beatrice ist doch nicht krank?« sagte Sir Maingay. »Ich fand sie nicht gut aussehend, als sie das letzte Mal hier war.«

»Nein, sie ist nicht krank, aber wir sind etwas in Sorge um sie.«

»Ach, ich glaube, ich weiß wo ihr hinaus wollt! Ihr seid gekommen, um mir mitzuteilen, daß der junge Carruthers meine Tochter liebt. Er war ein- oder zweimal hier, da habe ich es wohl bemerkt. Er sagte, er gehe zu euch.«

»Ja, das ist ein kleiner Teil dessen, was wir zu sagen haben.«

»Nun,« sagte der Baronet, »ich habe Carruthers gerne; »außerdem ist er mit euch verwandt. Ich versichere euch, ich kann die vielen glücklichen Jahre nicht vergessen, die ich an der Seite der armen –« er stockte thatsächlich beim Namen! Merkt euch dies ihr jungen Frauen, die ihr euch einbildet, eure Gatten würden untröstlich sein, wenn euch der Tod hinwegraffte! – »mit einem heißgeliebten Gliede eurer Familie verlebte.«

»Danke dir,« sagte Horace ruhig. Er zollte der Thatsache, daß es Sir Maingay gut meinte, dadurch seine Anerkennung.

»Außerdem,« fuhr der Baronet fort, »ist Beatrice ihre eigene Herrin. Sie hat ihren eigenen Willen. Ueber ihr Vermögen, das, beiläufig bemerkt, fast ebenso groß ist wie das meine, habe ich nicht zu bestimmen. Leider wird es mir um meiner Jungen willen auch nach meinem Tode nicht möglich sein, ihr Einkommen zu vergrößern.«

»Mein lieber Maingay,« sagte Horace mild, »wäre es nicht besser, du würdest erst anhören, was wir zu sagen haben und deine Erklärungen für nachher aufsparen?«

»Es wäre viel besser, Maingay,« sagte Herbert.

Vom ersten Tag ihrer Bekanntschaft an hatten die Talberts ihre Ueberlegenheit über den Edelmann geltend gemacht. Er hatte sich nie dagegen aufgelehnt, und so gehorchte er auch jetzt und schwieg.

Sie sagten ihm alles über Beatrice; ihren Brief konnten sie ihm nicht zeigen, weil Frank ihn mitgenommen hatte.

Der Baronet hörte ihnen zu, schien aber gar nicht außer Fassung zu kommen.

»Selbstverständlich thun wir jeden Schritt, den du für zweckmäßig hältst,« sagte Herbert.

»Die Sache ist recht lästig, aber ich sehe nicht ein, was für Schritte zu thun wären,« sagte Sir Maingay gefaßt.

»Wir auch nicht; aber wir hielten es für richtig, es dir sofort mitzuteilen.«

»Ganz recht. Wie ich schon sagte, hat Beatrice stets ihren eigenen Willen gehabt. Sie steckt voll Grillen und Launen. Wie ihr wißt, ließ sie sich aus unverständlichen Gründen nicht bei Hofe vorstellen und kann nicht in einem Haus mit ihrer Mutter –«

»Ihrer Mutter!« riefen die Brüder wie in einem Atem und blickten gleichzeitig auf ein gewisses Bild an der Wand; es war eine steifleinene Landschaft, die den Platz einnahm, an dem einst das Bild von Sir Maingays »Ein und allem« gehangen hatte.

Der Baronet wurde rot. »Mit meiner Frau, meine ich. Ihr könnt überzeugt sein, daß dies nur eine Laune von dem Mädchen ist. Sie hat ihre Jungfer bei sich, wie ihr sagt, eine gesetzte Person in mittleren Jahren. Es wird wohl alles in Ordnung sein! Vielleicht will sie ein Buch schreiben. Heutzutage thun die Frauen ja die sonderbarsten und ungewöhnlichsten Dinge.«

»Manche Frauen, nicht alle,« sagte Horace strenge. Sein Ideal von einer Frau – wenn er überhaupt eines hatte – that jedenfalls keine sonderbaren Dinge. »Wenn du damit einverstanden bist, ist die Sache ja erledigt.«

»Ich bin nicht damit einverstanden. Es ist sehr lästig, denken zu müssen, daß ein Kind, das man liebt, Gott weiß wo herumirrt. Aber sie wird schon wieder zum Vorschein kommen. Da kommt meine Frau, wir wollen hören, was sie dazu sagt.«

Als Lady Clauson die Neuigkeit hörte, wandte sie sich triumphierend zu ihrem Gatten und rief: »Habe ich dir nicht immer gesagt, sie werde noch einmal etwas Ehrloses thun!«

»Aber liebe Isabella!« sagte Sir Maingay vorwurfsvoll und warf einen schüchternen Blick auf seine Schwäger.

Horace und Herbert waren, wie zwei von derselben Feder bewegte Automaten, in die Höhe gesprungen. Ihre ruhigen Augen richteten sich fest auf Lady Clauson, die sehr rot wurde.

»Gnädige Frau,« sagte Horace, »die Glieder unserer Familie und, wie ich glaube, auch der Sir Maingays pflegen nie etwas Ehrloses zu thun. Beatrice mag uns unbedacht verlassen haben, aber ich bin überzeugt, daß ihre Beweggründe sich, falls sie bekannt wären, sowohl Sir Maingays als unserer Billigung zu erfreuen hätten.«

Lady Clauson bemerkte sofort den Mißgriff, den sie gemacht hatte, und stammelte eine Entschuldigung, die von den Brüdern freundlich angenommen wurde. Nachdem sie noch die hoffnungsvollen Sprößlinge bewundert hatten, empfahlen sie sich.

»Maingay gewinnt nicht dadurch, daß er älter wird,« sagte Horace. Herbert schüttelte trauernd den Kopf, wie einer, der eine betrübende Thatsache gerne bestreiten würde und es doch nicht kann.

Lady Clauson wiederholte, trotz ihrer Entschuldigung, ihrem Gatten gegenüber noch einmal, Beatrice habe ehrlos gehandelt.

»O nein, meine Liebe,« sagte Sir Maingay, »es ist nur eine Laune. Du weißt, warum ich nicht sagen mag, aus welchem Grund sie nicht bei uns leben kann. Sie wird des Lebens in Oakbury müde geworden sein, worüber ich mich keineswegs wundere. Horace und Herbert sind die reinen alten Weiber; sie stopfen ihre Strümpfe und klöppeln Spitzen. Das Zusammenleben mit ihnen war ihr entleidet, sie scheute sich, dies zu sagen, und ging auf eigene Faust auf Reisen.« So wurde Beatrice wieder ein neuer Beweggrund unterschoben.


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