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Das verspätete Abendessen

Ein Wohnzimmer auf dem Lande. Ein Sommertag geht zu Ende. Kiki und Toby schlafen, jedoch nicht tief, mit nervösen Ohren und krampfhaft geschlossenen Augenlidern. Kiki schlägt seine fast wagerecht stehenden Augen auf und gähnt, wobei er sein Maul aufreißt wie ein kleiner wilder Drache.

Kiki (hochmütig): Du schnarchst ja!

Toby (der gar nicht richtig geschlafen hat): Nein, das warst du!

Kiki: O nein, ich schnurre nur.

Toby: Das ist dasselbe.

Kiki (jede Diskussion abschneidend): Gott sei Dank nein! (Schweigen.) Ich habe Hunger. Man hört nebenan noch nicht einmal mit den Tellern klappern. Ist denn nicht schon Essenszeit?

Toby ( steht auf und reckt sich auf seinen Vorderpfoten, die Gelenke nach außen; er gähnt und streckt dabei wie ein Wappentier seine Zunge mit der geschwungenen Spitze heraus): Ich weiß nicht, ich habe Hunger!

Kiki: Wo ist Sie denn nur? Warum bist du nicht an Ihrem Schürzenzipfel?

Toby ( verwirrt seine Nägel beißend): Ich glaube, Sie ist im Garten; Sie pflückt Mirabellen.

Kiki: Die gelben Kugeln, die einem immer auf die Ohren fallen? Ich weiß schon. So hast du Sie also gesehen? Ich wette, Sie hat dich ausgezankt … Was hast du nur wieder angestellt?

Toby ( wendet peinlich berührt sein sympathisches Krötengesicht zur Seite): Sie hat mir gesagt, ich solle wieder ins Wohnzimmer gehen, weil … ich auch Mirabellen gegessen habe.

Kiki: Das war recht von Ihr! Du hast einen ganz unvornehmen Geschmack – einen Menschengeschmack.

Toby (beleidigt): Dafür esse ich aber auch keinen verdorbenen Fisch!

Kiki: Du beleckst noch viel widerwärtigere Dinge.

Toby: Was denn zum Beispiel?

Kiki: Was … auf der Straße liegt … pfui! –

Toby: Ach so, ich verstehe! Das, was »Schmutz« heißt!

Kiki: Da irrst du dich wohl.

Toby: Nein! Wenn ich Eines davon beschnuppere, ein Tadelloses, Schönes, Rundes, dann stürzt Sie herbei, mit erhobenem Schirm, und schreit: »Schmutz!«

Kiki: Schämst du dich nicht?

Toby: Wozu? Diese Blumen der Straße sind meiner feinen Nase, meiner verwöhnten Zunge angenehm. – Was ich nun wiederum nicht verstehen kann, ist, wenn du wie irrsinnig auf tote Frösche springst oder auf das Kraut, du weißt schon …

Kiki: Baldrian.

Toby: Mag sein … aber Kräuter sind nur gut für die Verdauung.

Kiki: Ich denke nicht, wie du, dauernd an Exkremente. Baldrian – das kannst du eben nicht verstehen … Ich habe gesehen, wie Sie, nachdem Sie eine Flasche stark riechenden Weines, der gefährlich spritzte, getrunken hatte, so lachte und tobte, wie ich nach Baldrian … Und ein toter Frosch, der so tot ist, daß er nur wie ein Stück trockenes froschförmiges Leder aussieht, ist für mich wie ein kostbares Moschuskissen, mit dem ich meinen Pelz einbalsamieren möchte …

Toby: Du sprichst gut … Aber Sie schilt doch mit dir und sagt dann, du riechst schlecht, und Er sagt es auch.

Kiki: Sie sind eben nur Zweifüßler, einer wie der andere. Du ahmst Sie nach, armer Kerl, und erniedrigst dich dadurch. Du stellst dich auf deinen Hinterpfoten auf, trägst, wenn es regnet, einen Mantel, frißt – pfui – Mirabellen und die großen grünen Bälle, die die unachtsamen Arme der Bäume zuweilen fallen lassen, wenn ich unter ihnen vorbeikomme …

Toby: Die Äpfel.

Kiki: Mag sein! Sie pflückt sie ab, wirft sie vor dir her den Weg entlang und ruft: »Apfel, Toby, Apfel!« Und du jagst ungestüm, wie ein Wahnsinniger, hinter ihnen her mit heraushängender Zunge und hervorquellenden Augen, bis du nicht mehr pusten kannst …

Toby (verstimmt, mit der Schnauze auf seinen Pfoten): Jeder nimmt sich sein Vergnügen, wo er es findet.

Kiki (gähnt und zeigt dabei seine spitzen Zähne sowie seinen trockenen, samtweichen rosa Gaumen): Ich habe Hunger. Die Essenszeit ist gewiß längst vorüber. Wenn du Sie holen würdest?

Toby: Ich traue mich nicht. Sie hat mir verboten, zu kommen. Sie ist dort hinten im Garten mit einem großen Korbe. Der Tau fällt und durchnäßt Ihr die Füße; die Sonne geht unter. Aber du weißt ja, wie Sie ist: Sie setzt sich in die Feuchtigkeit hinein, blickt vor sich hin als schlafe Sie; oder Sie legt sich flach auf den Bauch, pfeift und verfolgt eine Ameise im Grase; oder Sie rupft eine Handvoll Thymian aus und riecht daran; oder Sie ruft die Meisen und Eichelhäher, die jedoch nie kommen. Sie schleppt eine schwere Gießkanne, die Sie in tausend eiskalten Silberfäden, die mich schaudern machen, über die Rosen oder in die kleinen Steinkübel hinten im Walde ausschüttet. Ich beuge mich sofort darüber, um darin den Kopf der glattgebürsteten kleinen Bulldogge zu sehen und um das Abbild der Blätter zu trinken; aber Sie zieht mich an meinem Halsband zurück: »Toby, dies Wasser ist für die Vögel!« Oder Sie klappt Ihr Taschenmesser auf und holt damit die Kerne der Haselnüsse heraus, fünfzig Nüsse, hundert Nüsse … und Sie vergißt dabei die Zeit. Das hört nie auf!

Kiki (spöttisch): Und du, was machst du die ganze Zeit?

Toby: Ich? Ja, ich warte auf Sie.

Kiki: Ich bewundere dich!

Toby: Zuweilen kauert Sie sich auf den Boden, kratzt die Erde, müht sich, schwitzt und ich springe dann um Sie herum in der Freude an einer nützlichen Beschäftigung, die mir so vertraut ist. Aber ihr schwacher Geruchssinn führt Sie irre; Sie gräbt falsche Löcher, in denen es weder nach Maulwürfen riecht noch nach den Spitzmäusen mit ihren rosigen Pfötchen. Doch kannst du mir sagen, warum Sie so geringe Ausdauer bei Ihren Vorhaben hat? Auf einmal fällt Sie auf den Rücken, hält ein Kraut mit Faserwurzeln in der Hand und ruft aus: »Da hab' ich das Biest endlich!« Ich lege mich ins feuchte Gras und zittere. Oder ich presse meine Nase – Sie sagt meine »Schweineschnute« – gegen die Erde, um die komplizierten Gerüche zu unterscheiden … Kannst du mir drei, vier ineinanderverquickte, miteinandervermengte Gerüche auseinanderhalten: den Geruch eines Maulwurfes, eines Hasen, der schnell vorbeigelaufen und eines Vogels, der schlafen gegangen ist …?

Kiki: Ja, das kann ich wohl! Meine Nase weiß alles. Sie ist klein, gleichmäßig geformt, liegt breit zwischen meinen beiden Augen und ist an dem hellen Ende meiner Nasenlöcher sehr empfindlich; wenn z. B. nur ein Grashalm sie streift oder nur ein bißchen Rauch, so kitzelt es mich, daß ich niesen muß. Doch meine Nase ist nicht dazu da, um den Geruch eines Maulwurfs herauszuerkennen, der sich mit dem eines Hasen – so sagtest du doch? – vermischt hat. Ich kann vielmehr minutenlang dasitzen und meine Nase – Sie sagt: »seine samtweiche Nase« – an einer Katzenspur im Gebüsch berauschen … Meine Nase ist entzückend. Seitdem meine Augen offen sind, ist kein Tag vergangen, an welchem man mir nicht etwas Schmeichelhaftes über meine Nase gesagt hat. Deine ist dagegen wie eine körnige Kartoffel. Und wie lächerlich beweglich sie ist! Jetzt während ich mit dir spreche …

Toby: Ich habe Hunger – und noch immer kein Tellergeklapper!

Kiki: Deine Kartoffelnase bewegt sich in deinem Gesicht und macht noch eine Falte mehr in die schlechtgeformte Schnauze …

Toby: Und dabei sagt Sie doch mit so zärtlicher Stimme: »Seine viereckige Schnauze, seine faltige Nase!«

Kiki: … Und du denkst nur ans Essen.

Toby: Und du! Dein leerer Magen knurrt und klagt und schimpft mit mir!

Kiki: Mein Magen ist entzückend!

Toby: Nicht doch; deine Nase ist es doch, hast du eben gesagt.

Kiki: Mein Magen ist es auch. Es gibt keinen, der so feinschmeckerisch und so wunderlich, so derb und gleichzeitig so zart wäre. Er verdaut Gräten von Seezungen und verdaut auch Hühnerknochen; aber nicht ganz frisches Fleisch kehrt ihn um und um – buchstäblich.

Toby: Wirklich buchstäblich! Deine Magenverstimmungen sind immer eine Angelegenheit!

Kiki: Ja, das ganze Haus regt sich dabei auf. Beim ersten Schrecken der Übelkeit ergreift mich eine tiefe Verzweiflung, denn der Boden unter meinen Füßen gibt nach; die Augen weiten sich, überstürzt schlucke ich eine Unmenge salzigen Speichels herunter, während aus meinem Bauch ungewollt Töne entweichen … Dann arbeitet mein Leib ebenso und noch besser als bei der Kätzin, die in den Wehen hegt. Und dann …

Toby (mit Abscheu): Wenn's dir recht ist, erzähle mir das übrige nach dem Essen.

Kiki: Ich habe Hunger! Wo ist Er?

Toby: Drüben in seinem Arbeitszimmer. Er kratzt. auf dem Papier.

Kiki: Ja, wie stets. Das ist eine Art Spiel. Die Zweifüßler können sich unendlich lange mit ein und demselben unterhalten. Ich habe es oft versucht, gleich Ihm auf dem Papier zu kratzen. Aber das ist nur ein kurzes Vergnügen. Mir ist die Zeitung lieber, wenn sie in unzähligen Fetzen zerrissen ist, die dann knittern und auffliegen. – Außerdem steht auf Seinem Schreibtisch ein kleiner Topf, dessen dicke lila Flüssigkeit ich nicht ohne Entsetzen rieche, seitdem mich meine recht unüberlegte Neugierde veranlaßte, die Pfote hineinzutauchen. Diese Pfote hier – aristokratisch und zwischen den Zehen stark behaart, was die Reinheit unserer Rasse beweist – diese Pfote war acht Tage lang mit bläulichem Schmutz bedeckt und verlor erst ganz allmählich den erniedrigenden Geruch einer Stahlklinge, die von einer sauren Flüssigkeit angefressen ist …

Toby: Wozu dient dieser kleine Topf?

Kiki: Sicher trinkt Er daraus. – (Schweigen)) –

Toby: Sie kommt nicht zurück; wenn Sie sich nur nicht verlaufen hat wie ich einmal in den Straßen von Paris.

Kiki: Ich habe Hunger!

Toby: Ich habe Hunger. Was gibt's heute zu essen?

Kiki: Ich habe ein Huhn gesehen. Es hat ganz dumm geschrien und in der Küche rot geblutet. Der Fußboden war schmutziger als von einem Katzenpipi, sogar noch schmutziger als von einem Hundepipi. Trotzdem hat man es nicht geschlagen. Dafür hat es Emilie aber ins Feuer getan, wohl damit es sich bessere! Ich habe das Blut ein wenig aufgeleckt …

Toby (gähnend)): Von dem Huhn … Meine Lippen zittern und werden ganz feucht. Sie wird mir einen Knochen hinwerfen und mir zurufen: »Beisch! Beisch!«

Kiki: Wie falsch du sprichst. Er sagt: »Beiß! Beiß!«

Toby (erstaunt): Aber … nein, ich versichere dich, Sie sagt »beisch!«

Kiki: Er spricht eben richtiger als Sie!

Toby (unsicher): So? … Sag' mal, schmecken Vögel ebensogut wie ein Huhn?

Kiki dessen Augen auf einmal blau schillern): Nein … besser, … sie sind ja lebendig. Man fühlt alles unter den Zähnen krachen; dann zittert der Vogel, das Gefieder ist warm, und das kleine Gehirn schmeckt ausgezeichnet …

Toby: Ach, wie widerlich! All die kleinen Tiere erschrecken mich, wenn sie sich bewegen; und außerdem sind Vögel doch so süß! …

Kiki (trocken): Glaub' das nicht, sie sind nur süß zum Essen. Sonst sind sie laut, töricht, dumm und nur zum Essen da … kennst du die beiden Eichelhäher?

Toby: Nicht sehr genau.

Kiki: Die beiden Eichelhäher aus dem Wäldchen? Sie lachen, stoßen ihr hämisches »Tiak« aus, wenn ich spazierengehe, weil ich ein Glöckchen am Hals trage … Ich kann meinen Kopf noch so steif halten und mit meinen Pfoten noch so leise auftreten, mein Glöckchen klingelt und die beiden lachen hoch oben in den Tannen … Wenn ich sie nur einmal erwische! …

Kiki legt seine Ohren seitlich an, sein Fell auf seinem Rücken steht ab wie Fischgräten.

Toby nachdenklich: Wirklich, zuzeiten kenne ich dich nicht wieder. Wenn wir ruhig miteinander plaudern, richtest du dich auf einmal auf wie eine Flaschenbürste. Wenn wir nett miteinander spielen und ich dein Hinterteil zum Spaß mit Wau-Wau anbelle, wirst du auf einmal, ich weiß nicht, warum (vielleicht weil meine Nase das Fell berührt hat, das sich wie ein Pluderhöschen bauscht), wie ein wildes Tier, fauchst mit dampfendem Atem und gehst auf mich los wie auf einen ganz fremden Hund! Muß man das nicht einen schlechten Charakter nennen?

Kiki (geheimnisvoll, mit fast geschlossenen Augen): Nein, nur einen Charakter, einen Katzencharakter. In solchen Augenblicken fühle ich ganz deutlich die demütigende Lage, in die man uns – mich und alle meines Geschlechtes – gebracht hat. Ich entsinne mich noch einer Zeit, da Priester mit langen Gewändern in geneigter Haltung zu uns sprachen und schüchtern versuchten, unsere gesungenen Worte zu verstehen. Wisse, Hund, wir haben uns seitdem nicht gewandelt! Vielleicht gibt es Tage, an denen ich mir selbst nicht mehr gleiche, in denen alles mich direkt verletzt: eine plötzliche Bewegung, ein lautes Lachen, das Zuschlagen einer Tür, dein Geruch, die unbegreifliche Kühnheit, mit der du mich berührst, im Kreise um mich herumspringst. – Toby (geduldig, beiseite): Sie hat ihre Krise!

Kiki (zitternd): Hast du verstanden?

Toby: Ja, die Küchentür, und jetzt eben die vom Speisezimmer. Und das Schubfach mit den Löffeln … Endlich, endlich! uaaaa! (Er gähnt). Ich halte es nicht mehr aus. – Aber wo steckt Sie nur? Der Kies knirscht nicht, die Nacht bricht ein.

Kiki (spöttisch): Such' Sie doch!

Toby: Und Er? Gewöhnlich wird Er ängstlich, fragt: »Wo ist Sie nur?« Heute aber kratzt Er auf dem Papier und wird wohl das ganze lila Wasser aus dem kleinen schmutzigen Topf ausgetrunken haben. (Toby reckt bedächtig alle vier Pfoten, wobei er mit den Vorderpfoten beginnt.) Ich fühle mich neu belebt und bin ganz ausgehungert. Bald gibt es was zu essen. Atme nur den Wohlgeruch ein, der unter der Tür hindurchdringt! Komm, wir wollen spielen.

Kiki: Nein!

Toby: Lauf, ich komme dir nach, ohne dich zu berühren.

Kiki: Nein.

Toby: Und warum nicht?

Kiki: Ich habe keine Lust.

Toby: Ach, was bist du langweilig! Sieh mal, ich springe, ich ziehe den Kopf ein wie ein kleines Pferd, ich versuche meinen abgeschnittenen Schwanz zu erwischen, ich drehe mich im Kreise, immerzu … Mein Gott, jetzt dreht sich das ganze Zimmer … Nein, nun ist's genug.

Kiki: Was bist du unerträglich!

Toby: Bist selber unerträglich. Pass' auf, ich werde auf dich losgehen, wie Sie es macht, wenn Sie ausgelassen ist und ruft: »Kikikatz!«

Kiki (spreizt, ohne aufzustehen, vor dem sich im Kreise drehenden Toby eine seiner mit Krallen versehenen Tatzen, die an der unteren Seite rosa und schwarz gefleckt ist, wie eine stachelige Blume): Wenn du dich unterstehst …!

Toby (ganz außer Rand und Band): Ja, ich unterstehe mich, uaaa, uaaa, Kikikatz, Kikikatz!

Kiki springt wütend auf, faucht und krallt sich an die Tischdecke fest. Die Decke rutscht langsam herunter, mit ihr die Lampe und die Nippsachen. Entsetztes Schweigen. Beide Tiere liegen flach unter einem Sessel und erwarten ihre Strafe …

Er (erscheint auf der Schwelle des Arbeitszimmers, seinen Federhalter wie eine Kandare im Mund): Donnerwetter! Was ist denn schon wieder los ? Diese Unglücksmenagerie hat hier alles umgeworfen! Wo ist die gnädige Frau ? Was ist das hier für ein Haus ? Nie kann man hier pünktlich essen …

Die beiden Schuldigen, die die Harmlosigkeit solcher Wutausbrüche kennen, bleiben flach, wie zwei Pantoffel, liegen und schauen sich stumm lächelnd durch die Fransen des Sessels an. Die Gartentür geht auf. Sie kommt herein, den Korb voll duftender Mirabellen, die Hände ganz klebrig vom Saft der Früchte, die Haare über die Augen hängend. Sie bleibt beim Anblick des angerichteten Unheils wie angewurzelt stehen.

Sie: Ach, haben sie sich wieder einmal gebalgt? Gott, was für gräßliche Tiere! (Ohne innere Überzeugung.)) Ich gebe sie noch weg, ich verkaufe sie, ich bringe sie noch um! …

Die beiden Tiere kriechen in übertriebener Zerknirschung auf dem Bauch bis zu Ihr hin und reden beide auf einmal auf Sie ein.

Kiki: Krrr, krrr – da bist du ja endlich – es ist schön spät! … Toby hat mich angegriffen … er hat alles zerschlagen … Ich glaube, vor Erschöpfung hat er den Verstand verloren. Du riechst gut nach Gras und Dämmerung. Du hast dich wohl auf Thymian gesetzt? Komm, sag' deinem Herrn, sage Ihm, daß er mich auf Seiner Schulter zu dem Fleisch hintragen soll, das gewiß schon allzu lange gekocht hat. Nicht wahr, du zerschneidest das Huhn recht schnell? Und du hebst mir die gebratene Haut auf? Wenn du willst, werde ich meine Pfote wie einen Löffel bis an den Teller heranbringen, werde die kleinsten Krümchen damit auffangen und sie, wie es die Menschen machen, bis an meinen Mund bringen, worüber ihr – Er und du – immer so lachen müßt. Also komm!

Toby: Wau, wau! Da bist du ja endlich, endlich! Ich langweile mich so ohne dich! Du hast mich fortgeschickt, du liebst mich wohl nicht mehr? … Die Lampe ist ganz von allein umgefallen. Komm … Ich bin sehr hungrig! Aber ich verzichte auch gern auf das Essen, wenn du mich nur immer und überall mitnehmen willst; auch in der Dämmerung, die mich stets so traurig macht, will ich dir freudig folgen, mit meiner eifrig schnuppernden Nase immer am Rand deines kurzen Rockes …

Sie ( entwaffnet und im Grunde gleichgültig gegen das Durcheinander): Sieh nur, wie reizend sie sind!


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