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Ich könnte von den verschwenderischen Farben des Herbstes schreiben, von den beängstigenden Nebeln, den Seelen der Verstorbenen und den Erscheinungen am Himmel, von den letzten Astern und der roten Rose, die noch aufblühen will; oder von den Lichtern in der Dämmerung, vom Duft der Friedhofskerzen, vom trockenen Laub und anderen stimmungsvollen Dingen. Aber noch lieber will ich eine andere Zeugenschaft abgeben, das Lob einer anderen Schönheit besingen. Es ist ganz einfach die Rübe.
Kein Ernteprodukt der Erde kommt in so großen Mengen vor wie die Rübe. Das Korn fährt man in die Scheunen und die Kartoffeln in die Keller; aber die Rübe fährt man auf ganze Haufen zusammen, sie türmt sich zu Bergen auf, wächst sich zu Rüben-Gebirgszügen neben den ländlichen Stationen aus. Fuhre auf Fuhre bringen in endlosen Prozessionen die weißen Knollen herbei. Männer mit Schaufeln schichten von früh bis abends höhere und höhere Haufen und ordnen sie hübsch zu geometrischen Pyramiden. Jede andere Erdfrucht verläuft sich auf allen möglichen Wegen unter die häuslichen Dächer. Nur die Rübe wälzt sich in einem Strome: zum nächsten Bahngeleise oder zur nächsten Zuckerfabrik. Es ist eine Ernte im großen, ein Auftreten en masse. Es ist wie eine Heeresschau: Brigaden, Divisionen und Armeekorps, die zum Transport antreten. Deshalb werden sie auch in militärischer Ordnung aufgeschichtet; Geometrie, das ist die Schönheit der Masse. Die Rübenbauern errichten ihre Rübenmieten wie kantige Monumentalbauten; das geschieht fast architektonisch. Ein Haufen Kartoffeln ist kein Bau, aber ein Haufen Rüben ist kein Haufen mehr, sondern ein Gebäude. Der Stadtmensch liebt Rübengegenden nicht besonders; aber jetzt im Herbst gewinnen sie geradezu etwas Monumentales. So eine ordentliche Rübenpyramide reißt hin. Sie ist das Monument der fruchtbaren Erde.
Doch laßt mich die Feier der verschmähtesten Schönheit des Herbstes besingen. Ich weiß, ihr habt kein Feld und fahrt auch nicht Rüben auf große Haufen; aber habt ihr schon einmal den Garten gedüngt? Wenn sie eine Fuhre davon anfahren und den warm rauchenden Haufen herauskippen, geht man um ihn herum, wägt ihn mit den Augen und der Nase ab und sagt anerkennend: »Gott segne es, das ist ein schöner Dünger.«
»Ein schöner«, sagt ihr, »aber ein bißchen leicht.«
»Lauter Stroh«, meint ihr unzufrieden, »und zu wenig Dünger.«
Schert euch fort, ihr, die ihr euch die Nasen zuhaltet und von weitem schon einen Umweg um diesen edlen und lockeren Haufen macht; ihr wißt nicht, was ein guter Dünger ist. Wenn dann die Beete bekommen, was ihnen gebührt, spürt der Mensch fast so etwas wie ein mystisches Gefühl, als habe er der Erde etwas Gutes getan.
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Kahle Bäume sind kein so verzweifelter Anblick; sie sehen ein wenig wie ein Besen aus, oder eine Rute, oder wie ein Gerüst, das für den Bau vorbereitet ist. Zittert aber auf so einem kahlen Baum das letzte Blatt im Winde, so ist es wie die letzte wehende Fahne auf dem Schlachtfeld, wie eine Flagge, die von einer Totenhand auf dem Felde der Gefallenen festgehalten wird. Wir sind gefallen, ohne uns zu ergeben. Noch wehen unsere Farben.
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Noch haben sich die Chrysanthemen nicht ergeben. Sie sind zart und angehaucht und nur so hingeworfen aus weißem und rosa Schaume, steif wie Fräuleins im Tanzkleidchen. Daß es schon sehr wenig Sonne gibt? Daß uns der graue Nebel würgt, der naßkalte Regen über uns hinwegschleicht? Macht nichts! Das Blühen ist die Hauptsache. Nur die Menschen klagen über die schlechten Verhältnisse, die Chrysanthemen nicht.
Auch die Götter haben ihre Saison. Im Sommer mag man Pantheist sein und sich für ein Stück Natur halten; aber im Herbst kann man sich nur für einen Menschen halten. Auch wenn wir nicht unsere Stirn bekreuzigen, kehren wir doch alle langsam zur Geburt des Menschen zurück. Jedes Herdfeuer brennt zu Ehren der Hausgötter. Die Liebe zum Heim ist dieselbe Zeremonie wie die Verehrung irgend einer Sternengottheit.