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Einige Minuten lang standen Jane Porter und Clayton da und betrachteten schweigend den toten Körper des wilden Tieres, dessen Pranken sie durch eine so wunderbare Fügung entronnen waren.
Jane war die erste, die nach dem unwillkürlichen Ausbruch ihrer Entrüstung über Claytons Mangel an männlichem Mut wieder zu sprechen anfing.
Wer kann das wohl gewesen sein? flüsterte sie.
Gott weiß es! begnügte er sich zu antworten.
Wenn es ein Freund ist, weshalb zeigt er sich nicht? fuhr Jane fort. Soll man ihn nicht herbeirufen, damit wir ihm wenigstens danken können?
Aus Höflichkeit rief Clayton denn auch nach dem Unbekannten, aber es kam keine Antwort.
Jane Porter schauderte. Die geheimnisvolle Dschungel, murmelte sie, die furchtbare Dschungel! In ihr erregen sogar die Beweise der Freundschaft Schrecken.
Wir tun am besten, nach unserem Obdach zurückzukehren, meinte Clayton. Dort werden Sie wenigstens etwas sicherer sein, auch wenn ich Sie nicht beschützen kann, fügte er bitter hinzu.
Sagen Sie das nicht, William, versetzte sie, denn es tat ihr leid, daß ihre Worte ihn verletzt hatten. Sie haben getan, was Sie konnten. Es ist nicht Ihre Schuld, daß Sie kein Übermensch sind. Unter den Männern, die ich bisher gekannt habe, gibt es nur einen, der mehr hätte tun können, als Sie. In der Aufregung waren meine Worte schlecht gewählt, – ich wollte Sie aber nicht verletzen. Das einzige, was ich wünsche, ist, daß wir uns ein für allemal darüber klar werden, daß ich Sie nie heiraten kann. Eine solche Ehe würde unglücklich werden.
Ich verstehe, erwiderte er, aber wir wollen nicht mehr davon sprechen, so lange wir nicht in die zivilisierte Welt zurückgekehrt sind.
Am nächsten Tage ging es Thuran schlimmer. Er lag fast beständig im Fieber. Sie konnten nichts tun, um ihm zu helfen. Clayton war auch nicht sonderlich bemüht, etwas für ihn zu tun. Wegen des Mädchens fürchtete er den Russen, und im Grunde seines Herzens wünschte er, der Mann möchte sterben. Der Gedanke, daß sie, wenn ihn selbst ein Unfall träfe, allein in der Gewalt dieses Menschen zurückbleiben könnte, ängstigte ihn mehr als die Möglichkeit, zuletzt ganz allein in der Wildnis übrig zu bleiben.
Der Engländer hatte den schweren Speer aus dem Körper des Löwen gezogen, und besaß jetzt zum erstenmal eine Waffe, die ihm das Gefühl größerer Sicherheit verlieh. Deshalb wagte er sich jetzt bei der Nahrungssuche auch weiter in den Wald hinein.
Um vor den Anfällen des noch immer im Fieber liegenden Russen gesichert zu sein, war Jane Porter auf der von Clayton angefertigten Leiter heruntergestiegen und hatte sich an den Fuß des Baumes gesetzt.
Von dort aus spähte sie auf das Meer hinaus, denn sie hoffte noch immer, daß einmal ein Schiff in Sicht kommen könnte. Sie hatte den Rücken nach der Dschungel gekehrt, und so sah sie nicht, daß sich hinter ihr das hohe Gras teilte und ein wildes Gesicht daraus hervorlugte. Kleine, blutunterlaufene Augen beobachteten sie und schauten von Zeit zu Zeit nach dem Strande aus, ob dort keine anderen Menschen zu sehen wären.
Da tauchte im Grase noch einer auf und dann noch einer und noch einer. Oben in der Baumhütte fing der Russe wieder an zu phantasieren, und im Nu verschwanden die Köpfe ebenso leise wie sie gekommen waren. Bald aber merkten sie, daß das Mädchen sich durch das aus dem Baum dringende Gewimmer nicht stören ließ, und nun tauchten die sonderbaren Gestalten wieder auf, um das nichtsahnende Mädchen weiter zu beobachten.
Ein leises Geräusch im Grase zog Janes Aufmerksamkeit auf sich. Sie wandte sich um, und beim Anblick der gräßlichen Gesichter erschrak sie so sehr, daß sie mit einem Aufschrei zu Boden stürzte.
Nun fielen die Männer über sie her. Mit den langen gorillaähnlichen Armen hob einer sie auf und trug sie in die Dschungel. Eine schmutzige Hand hielt ihr den Mund zu, um sie am Schreien zu hindern.
Jane war ohnmächtig geworden, denn nach all den in der letzten Zeit überstandenen Qualen war ein solcher Schrecken für sie zu groß.
Als sie wieder zum Bewußtsein kam, lag sie im Dickicht des Urwaldes. Es war Nacht. Ein großes Feuer brannte in der Lichtung, in der sie lag. Rings um das Feuer herum hockten fünfzig gräßliche Männer mit struppigem Haar und Bart. Ihre langen Arme lagen auf den gebogenen Knien ihrer kurzen, krummen Beine, über dem Feuer hing ein Topf, und von Zeit zu Zeit nahm einer mit einem spitzen Stock ein Stück Fleisch heraus und verzehrte es mit tierischer Gier.
Als die Männer sahen, daß ihre Gefangene wieder zum Bewußtsein gelangt war, warf einer von ihnen ihr mit seiner schmutzigen Hand etwas von dem wenig appetitlichen Essen zu. Es fiel neben ihr nieder, aber voll Ekel schloß sie die Augen.
Tagelang mußte sie nun mit den Männern durch den dichten Wald marschieren. Dabei war es heiß, und sie war so matt und erschöpft, daß sie sich kaum weiter schleppen konnte. Oft schwankte sie und wurde dann einfach weitergestoßen. Stolperte oder fiel sie einmal, so versetzte ihr ein Nebenmann solche Püffe, daß sie weitergehen mußte.
Lange bevor sie an ihr Ziel gelangten, waren ihre Schuhe zerrissen. Die Sohlen waren durchgetreten. Ihr Kleid war zerfetzt, und ihre einst so weiße, zarte Haut war rauh und zerkratzt von den Dornen und dem Gestrüpp, durch das man sie getrieben hatte.
An den zwei letzten Tagen der Wanderung war Jane so erschöpft, daß alle Drohungen und Zwangsmittel und alle Fußtritte sie nicht mehr zwingen konnten, sich auf ihren armen, blutigen Füßen aufrecht zu halten. Sie war völlig am Ende ihrer Kräfte und konnte nicht mehr stehen noch gehen.
Als die Unmenschen, die sie umgaben, sie bedrohten, sie mit Fäusten, Keulen und Fußtritten anzutreiben suchten, lag sie mit geschlossenen Augen da und bat um einen gnädigen Tod, der ihren Leiden ein Ende bereiten würde. Aber der Tod kam nicht, und schließlich sahen die fünfzig Männer ein, daß ihr Opfer nicht mehr imstande war, zu gehen. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als es aufzuheben und zu tragen.
Spät am Nachmittag erblickte Jane die verfallenen Mauern einer mächtigen Stadt, aber sie war so matt und elend, daß sie nicht das geringste Interesse dafür hatte. Wohin man sie auch bringen würde, sie wußte ja doch kein Mittel, wie sie der Gefangenschaft dieser Bestien entrinnen könnte.
Zuletzt führte der Weg durch zwei große Mauern, und dann kam man in das Innere der zerfallenen Stadt.
Man brachte sie in ein ödes großes Gebäude, und hier sah sie sich auf einmal von Hunderten ähnlicher Geschöpfe umringt. Es waren aber auch Frauen darunter, die nicht ganz so schrecklich aussahen wie die Männer.
Bei deren Anblick stieg in Jane die erste schwache Hoffnung auf eine Linderung ihres Elends auf. Aber das dauerte nicht lange, denn die Frauen bewiesen ihr keinerlei Mitleid, wenn auch keine von ihnen sie beschimpfte oder mißhandelte.
Als die Insassen des Gebäudes sie zur Genüge betrachtet hatten, brachte man sie in ein dunkles Zimmer in den unteren Gewölben. Man legte sie auf den bloßen Boden und reichte ihr eine Metallschale mit Wasser und eine andere mit Essen.
Eine Woche lang sah die Gefangene nur die Frauen, die ihr Nahrung und Wasser brachten. Ihre Kräfte kamen nur langsam wieder, und es war ein Glück, daß sie nicht wußte, welches Schicksal ihr bevorstand. Man wartete nämlich nur darauf, daß sie genügend wiederhergestellt wäre, um dem Sonnengott geopfert zu werden ...
*
Als Tarzan durch seinen Speerwurf Clayton und Jane Porter vor den Fängen Numas gerettet hatte, ging er langsam durch die Dschungel weiter. Er dachte nur an den Schmerz, den seine frisch geöffnete Wunde ihm bereitete.
Jetzt war er froh, daß er seiner ersten Regung der Eifersucht nicht nachgegeben hatte. Es hätte nur des Bruchteils einer Sekunde bedurft, um Clayton dem sicheren Tode zu überliefern. In dem kurzen Augenblick, der zwischen dem Erkennen Janes und ihres Begleiters und dem Nachlassen der Bogenspannung zerrann, hatte Tarzan ganz unter den Gesetzen der rohen Natur gestanden.
Das Weib, das er umworben hatte, sein Weib, seine Genossin, hatte er in den Armen eines andern gesehen. Nun gab es für ihn nur ein Mittel, sich zu seinem Rechte zu verhelfen: seinen Gegner zu beseitigen, wie es der Sitte der Dschungel entsprach. Aber bevor er diesen Plan ausführte, wurden die sanfteren Gefühle der ihm angeborenen Ritterlichkeit in ihm wach und unterdrückten das Feuer seiner Leidenschaft. Jetzt war er ihnen dankbar, daß sie ihn davon zurückgehalten hatten, den unheilbringenden Pfeil abzuschießen.
Er verspürte jetzt keine Lust mehr, zu den Waziri zurückzukehren. Er wollte überhaupt kein menschliches Wesen mehr sehen. Eine Zeitlang mußte er allein die Dschungel durchstreifen, bis sein Schmerz sich etwas linderte. Ähnlich wie die wilden Tiere wollte er am liebsten allein und schweigend leiden.
Diese Nacht verbrachte er wieder im Amphitheater der Affen, und mehrere Tage ging er von dort aus auf die Jagd; nachts verbrachte er stets in seinem Zufluchtsort.
Am Nachmittag des dritten Tages kehrte er früh zurück. Kaum hatte er sich einige Augenblicke ins weiche Gras ausgestreckt, als er fern im Süden ein bekanntes Getöse hörte. Es war offenbar eine ganze Bande großer Affen, die durch die Dschungel brachen.
Einige Minuten lang lauschte er. Sie kamen auf das Amphitheater zu.
Tarzan erhob sich mißmutig und reckte sich. Sein scharfes Ohr vernahm jede Bewegung des heranrückenden Stammes. Da sie mit dem Winde kamen, konnte er auch am Geruch erkennen, daß er sich nicht getäuscht hatte.
Als sie sich dem Amphitheater näherten, stieg Tarzan auf der andern Seite auf einen Baum, und erwartete hier die Ankunft der Gesellschaft.
Er brauchte nicht lange zu warten, denn jetzt tauchte schon ein wildes, haariges Gesicht in den unteren Zweigen ihm gegenüber auf. Die grausamen kleinen Augen warfen einen Blick über die Arena, und dann wandte sich der Affe um, und erstattete an die Nachfolgenden einen schnatternden Bericht. Er sagte, die Luft sei rein und man könne ruhig hereinkommen.
Erst ließ sich der Anführer langsam in das weiche Gras nieder, und dann folgten die andern Menschenaffen einer nach dem andern, wohl an die hundert. Es waren große schwere Affen, aber auch einige Junge darunter. Einzelne ganz kleine Junge klammerten sich an den zottigen Nacken ihrer Mütter.
Tarzan erkannte viele Mitglieder des Stammes wieder. Es war derselbe Stamm, in dem er als kleiner Junge aufgewachsen war. Manche von den großen Affen waren in seiner Kindheit noch klein gewesen. In dieser selben Dschungel hatte er während ihrer kurzen Kinderzeit mit ihnen gespielt und gescherzt. Er fragte sich, ob sie ihn wohl wiedererkennen würden, denn manche Affen haben kein gutes Gedächtnis, und drei Jahre bedeuten ihnen eine Ewigkeit.
Aus dem Gespräch, das die Affen führten, erfuhr er, daß sie gekommen waren, um einen neuen König zu wählen. Ihr letzter Anführer hatte ein vorzeitiges Ende gefunden, als ein Ast unter ihm brach und er dreißig Meter tief herunterfiel.
Tarzan rückte bis ans Ende eines überhängenden Astes vor, wo er von allen gesehen werden konnte. Die scharfen Augen eines Weibchens erblickten ihn zuerst. Mit einem bellenden Kehllaut machte die Äffin die andern auf ihn aufmerksam. Einige der großen Affen richteten sich auf, um den Eindringling besser sehen zu können. Zähnefletschend und mit gesträubtem Haar gingen sie langsam auf ihn zu, indem sie dumpfe, brummende Töne als Drohung ausstießen.
Karnath, ich bin Affentarzan! rief der Affenmensch in der Muttersprache des Stammes. Ihr erinnert euch doch wohl meiner. Als wir noch kleine Affen waren, neckten wir Numa, indem wir ihn mit Stöcken und Nüssen aus dem sicheren Hinterhalt der hohen Äste bewarfen.
Das Tier, mit dem er sprach, stand mit einem stumpfsinnigen Ausdruck der Verwunderung auf seinem Gesicht still.
Aus seinem Blick konnte man aber erkennen, daß es Tarzans Worte wenigstens halb verstand.
Und Magor, fuhr Tarzan fort, indem er sich an einen andern Affen wandte, erinnerst du dich nicht eures früheren Königs, der den mächtigen Kerschak erschlug? Sieh mich an! Bin ich nicht derselbe Tarzan, der mächtige Jäger, der unüberwindliche Kämpfer, den ihr alle lange Jahre kanntet?
Die Affen drängten sich jetzt alle neugierig heran.
Sie murmelten einige Augenblicke miteinander, dann fragte Karnath:
Was willst du unter uns?
Nur Frieden! antwortete der Affenmensch.
Abermals beratschlagten die Affen, und endlich ergriff Karnath das Wort wieder:
Dann komm in Frieden, Affen-Tarzan!
Und nun ließ Tarzan sich gewandt auf das Gras mitten unter den wilden Trupp herunter.
Er hatte den Kreislauf der Entwicklung vollendet, und er war wieder zum Tier unter Tieren geworden.
Da gab es kein Begrüßen, wie es unter Menschen nach einer dreijährigen Trennung üblich gewesen wäre. Die meisten Affen gingen einfach wieder ihren Beschäftigungen nach, die das Erscheinen Tarzans unterbrochen hatte, und man schenkte ihm nicht mehr Beachtung, als ob er den Stamm nie verlassen hätte.
Ein oder zwei junge Männchen, die noch nicht alt genug waren, sich seiner zu erinnern, schlichen sich auf allen Vieren heran, um ihn zu beschnuppern, und einer zeigte ihm die Zähne und knurrte drohend, wie wenn er ihm sagen wollte, er gehöre nicht hierher. Wäre Tarzan knurrend abgezogen, so wäre das junge Männchen wahrscheinlich zufrieden gewesen, aber der Affenmensch konnte sich das nicht gefallen lassen.
Er trat denn auch nicht zurück, sondern erhob seine große, starke Hand und versetzte dem jungen Männchen eine solche Ohrfeige, daß es taumelnd zu Boden fiel.
In einer Sekunde war der Affe wieder auf den Beinen und ging erneut auf Tarzan los. Diesmal war es ernst, denn beide umfaßten, kratzten und bissen sich, bis die Finger des Affenmenschen an die Gurgel seines Angreifers gelangten. Jetzt gab das junge Männchen sehr schnell den Kampf auf.
Sowie es still dalag, ließ Tarzan von ihm ab und stand auf. Er wollte den jungen Affen nicht töten, sondern ihm nur eine Lehre erteilen und zugleich den andern zeigen, daß er immer noch ihr Meister war.
Die Lehre erfüllte ihren Zweck, denn seither gingen die jungen Affen Tarzan aus dem Weg, wie es sich für junge Affen gehört, wenn ältere und angesehene Mitglieder des Stammes in der Nähe sind, und auch die alten Männchen versuchten nicht, in Tarzans Vorrechte einzugreifen.
Mehrere Tage verhielten die Äffinnen mit ihren Jungen sich ihm gegenüber mißtrauisch, und wenn er zu nahe an sie herankam, stürzten sie mit Gebrüll auf ihn los. Dann war Tarzan so verständig, zur Seite zu springen und ihnen nichts zuleide zu tun, denn so ist es Brauch bei den Affen; nur tolle Männchen greifen eine Mutter an. Nach einiger Zeit gewöhnten sich auch die Weibchen an ihn.
Wie in vergangenen Tagen ging Tarzan nun wieder mit den Affen auf die Jagd, und als sie fanden, daß er klüger war als sie, weil er sie zu den besten Futterquellen führte und mit seiner geschickten Schlinge schmackhaftes Wild fing, das sie noch gar nicht oder nur selten gekostet hatten, schauten sie allmählich wieder zu ihm auf wie in der Vergangenheit, da er ihr König gewesen war.
So kam es, daß er abermals ihr erwählter Führer war, als sie das Amphitheater verließen und ihre Wanderungen wieder aufnahmen.
Der Affenmensch war mit seinem neuen Lose ganz zufrieden. Er war allerdings nicht glücklich – das konnte er nie mehr werden –, aber er war wenigstens soweit wie möglich von allem entfernt, was ihn an seinen Kummer erinnern konnte. Schon lange hatte er die Absicht aufgegeben, zur Kultur zurückzukehren, und jetzt war er auch entschlossen, seine schwarzen Waziri-Freunde nicht wiederzusehen. Er hatte der Menschheit für immer abgeschworen. Als Affe hatte er sein Leben begonnen, und als Affe wollte er es auch beschließen.
Nur eine Tatsache konnte er nicht aus seinem Gedächtnis tilgen, daß nämlich das Weib, das er liebte, nicht weit von dem Bezirk seines Stammes war. Auch konnte er die Furcht nicht los werden, daß sie beständig in Gefahr sei; und wie schlecht sie beschützt wurde, hatte er ja in dem Augenblick gesehen, wo Clayton sich so jämmerlich benahm. Je mehr Tarzan daran dachte, desto mehr regte sich sein Gewissen.
Er machte sich schließlich Vorwürfe, daß er in seinem selbstsüchtigen Gram und in seiner Eifersucht nicht auf Jane Porters Sicherheit bedacht gewesen war.
Von Tag zu Tag regte sich dieser Gedanke immer mehr in ihm, und endlich war er beinahe entschlossen, zur Küste zurückzukehren und über Jane Porter und Clayton zu wachen, als er eine Nachricht erhielt, die alle seine Pläne änderte und ihn wie toll gegen Osten trieb, ohne daß er auf irgendwelche Gefahren achtete.
Bevor Tarzan zu den Affen zurückgekehrt war, war ein junger Affe, der unter seinem eigenen Stamme keine Gefährtin gefunden hatte, der Sitte gemäß durch die wilde Dschungel gereist, wie ein fahrender Ritter aus alter Zeit, um eine schöne Dame aus irgendeinem Nachbarvolk für sich zu gewinnen und heimzuführen.
Er war eben mit seiner Braut zurückgekehrt und beeilte sich, seine Abenteuer zu erzählen, bevor er sie vergaß.
Unter anderem berichtete er von einem großen Stamm von wunderlich aussehenden Affen, die er unterwegs angetroffen hatte. Es waren lauter haarige Männergesichter, sagte er, und es war nur ein Weibchen darunter, noch heller sogar als dieser Fremde. Und dabei zeigte er mit dem Daumen auf Tarzan.
Der Affenmensch hörte aufmerksam zu, und dann stellte er einige Fragen, so daß der Menschenaffe, der geistig etwas schwerfällig war, sie kaum schnell genug beantworten konnte.
Waren die Männer kurz, mit krummen Beinen?
So waren sie.
Trugen sie um ihre Lenden Felle von Numa und Sheeta und trugen sie Stöcke und Messer?
Ja.
Und hatten sie viele gelbe Ringe um ihre Arme und Beine?
Ja.
Und das Weibchen, war es klein und schmal und sehr weiß?
Ja.
Schien es eine von demselben Stamme zu sein oder eine Gefangene?
Sie schleppten es manchmal am Arm, manchmal auch an dem langen Haar fort, das auf ihrem Kopfe wuchs, und immer stießen und schlugen sie sie. O, es war ein großer Spaß, ihnen zuzuschauen!
O Gott! murmelte Tarzan.
Wo waren sie, als du sie sahest, und welchen Weg gingen sie, fuhr der Affenmensch fort.
Sie waren bei dem großen Wasser hinter uns, und dabei zeigte er nach Süden.
Als sie an mir vorüberkamen, gingen sie gegen Morgen, bergauf, am Wasser entlang.
Wann war das? fragte Tarzan.
Vor einem halben Mond.
Ohne ein weiteres Wort sprang Tarzan auf einen Baum und verschwand in der Richtung auf die verzauberte Stadt Opar.