Clemens Brentano
Gedichte
Clemens Brentano

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        Aus Köllen war ein Edelknecht
Um Botschaft ausgegangen,
Den Vater hielt ihm Engelbrecht
Der Bischof hart gefangen.

Er ging gen Arle manchen Tag
Er ging in schweren Sorgen,
Sein Liebchen ihm im Sinne lag,
Der hätt er es verborgen,

Ganz traurig er am Brunnen lag,
In Busch und grünen Hecken,
Da hört er schallen Hufesschlag,
Und ging sich zu verstecken.

Er sah da einen frohen Mann
Sein Roß zur Quelle lenken,
Ein andrer ritt betrübt heran,
Sein Pferd am Born zu tränken.

Betrübter Mann! der frohe sprach
Gott woll dir Trost verleihen!
O froher Mann! der andre sprach
Was mag dich so erfreuen!

Herr Gottschalk sprach der frohe Mann
Geht frei aus seinen Banden,
Durch ein Mirakel er entrann
Mit allen den Verbannten.

Er hatte eine kleine Maus
Im Kerker zahm erzogen,
Die ging da freundlich ein und aus,
Und war ihm gar gewogen.

Doch einst sein kleiner Freund entlief,
Und wollte nicht mehr kehren,
Herr Gottschalk ihr gar traurig rief
Das Mäuslein wollt nicht hören.

Das schmerzte den getreuen Mann,
Sein Mäuslein wollt er haben,
Mit seinen Freunden er begann,
Nach ihrem Freund zu graben.

Und in der Erde eingescharrt
Fand Meißel er und Feilen,
Womit er ihre Bande hart,
Gar leichtlich konnt zerteilen.

Der andre sprach, mein Schwesterlein
Es liegt gar schwer gefangen,
Und selbst das treue Mäuslein dein
Könnt nicht zu ihr gelangen.

Des Schlosses Dach ist Himmelblau,
Die Mauren grüne Wellen,
Die Graben rings sind Flur und Au,
Die Fenster Fluß und Quellen.

Der süße Knecht die Liebe brach
In ihres Herzens Kammer,
Ihm stürzten die Gesellen nach,
Der Schmerz und böser Jammer.

Die Liebe blies das Lämpchen aus
Die Schmerzen sie bezwungen,
Und legten sie ins kühle Haus
Wohl auf den Tod gefangen.

Am Fels wo wild der Rhein zerschellt,
Wo bös die Schiffe stranden,
Dort ewig Sie gefangen hält,
Der Schlund in kühlen Banden.

Ein Freund des Bischofs sie belog,
Herr Hermann sei erschlagen,
Der insgeheim aus Köllen zog
Den Vater zu erfragen.

Dann zäumten sie die Rosse auf
Und rüst'ten sich zu scheiden
Und gaben sich den Handschlag drauf
Den Bischof zu bestreiten.

Und da sie aus dem Walde schon,
Trat wieder zu der Quelle
Hermann des treuen Gottschalks Sohn
Der traurige Geselle.

Er schrie hinab zum Wasserschloß,
Wo bös die Schiffe stranden,
Wer macht mein Lieb von Feßlen los,
Wer löset ihr die Banden,

Lebwohl lebwohl, Herr Vater mein,
Leb frei in großen Ehren,
Ich hab verlorn das Mäuslein klein,
Das tut mich gar beschweren,

Lebwohl lebwohl, o Kerker mein
Das Mäuslein ist verloren,
Mein Schwert muß meine Feile sein,
Da tät er sich durchbohren.

Und stürzt hinab ins kühle Haus,
Wo Liebchen liegt gefangen,
O Liebchen breit die Arme aus
Ihn treulich zu umfangen.

Und läg gefangen im kühlen Haus
Die mich so hart betrogen,
Sie hätte, eh dies Liedchen aus
Mich auch hinab gezogen –

 


 


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