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1. | |
Meister, ohne dein Erbarmen Muß im Abgrund ich verzagen, Willst du nicht mit starken Armen Wieder mich zum Lichte tragen |
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2. |
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Jährlich greifet deine Güte, In die Erde, in die Herzen, Jährlich weckest du die Blüte, Weckst in mir die alten Schmerzen. |
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3. |
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Einmal nur zum Licht geboren, Aber tausendmal gestorben, Bin ich ohne dich verloren, Ohne dich in mir verdorben |
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4. |
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Wenn sich so die Erde reget, Wenn die Luft so sonnig wehet, Dann wird auch die Flut beweget, Die in Todesbanden stehet. |
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5. |
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Und in meinem Herzen schauert Ein betrübter bittrer Bronnen, Wenn der Frühling draußen lauert, Kömmt die Angstflut angeronnen. |
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6. |
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Weh! durch giftge Erdenlagen, Wie [die] Zeit sie angeschwemmet, Habe ich den Schacht geschlagen, Und er ist nur schwach verdämmet. |
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7. |
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Wenn nun rings die Quellen schwellen, Wenn der Grund gebärend ringet, Brechen her die giftgen Wellen, Die kein Fluch, kein Witz mir zwänget. |
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8. |
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Andern ruf ich, schwimme, schwimme, Mir kann solcher Ruf nicht taugen, Denn in mir ja steigt die grimme Sündflut, bricht aus meinen Augen. |
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9. |
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Und dann scheinen bös Gezüchte Mir die bunten Lämmer alle, Die ich grüßte, süße Früchte, Die mir reiften, bittre Galle. |
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10. |
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Herr, erbarme du dich meiner, Daß mein Herz neu blühend werde, Mein erbarmte sich noch keiner Von den Frühlingen der Erde. |
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11. |
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Meister, wenn dir alle Hände Nahn mit süßerfüllten Schalen, Kann ich mit der bittern Spende Meine Schuld dir nimmer zahlen |
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12. |
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Ach, wie ich auch tiefer wühle, Wie ich schöpfe, wie ich weine, Nimmer ich den Schwall erspüle Zum Kristallgrund fest und reine. |
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13. |
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Immer stürzen mir die Wände, Jede Schicht hat mich belogen, Und die arbeitblutgen Hände Brennen in den bittern Wogen. |
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14. |
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Weh! der Raum wird immer enger, Wilder, wüster stets die Wogen, Herr, o Herr! ich treib's nicht länger, Schlage deinen Regenbogen. |
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15. |
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Herr, ich mahne dich, verschone, Herr! ich hört in jungen Tagen, Wunderbare Rettung wohne Ach, in deinem Blute, sagen. |
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16. |
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Und so muß ich zu dir schreien, Schreien aus der bittern Tiefe, Könntest du auch nicht verzeihen, Daß dein Knecht so kühnlich riefe! |
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17. |
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Daß des Lichtes Quelle wieder Rein und heilig in mir flute, Träufle einen Tropfen nieder, Jesus, mir, von deinem Blute! |