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Willkomm, leb wohl!
So spricht ein liebend Grüßen
Zu Lichtern, die den Scheideblick versüßen,
Wenn Dichter unsre ewigen Gedanken
Vermählen in des Augenblickes Schranken.
O Glut! die wir entzünden
Auf Schätzen, die auf Ewgem gründen
Und in der Zeit verschwinden,
Du wirst verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden!
Hast du den Schein verstanden,
Als ich im Hain gestanden,
Von meiner bunten Hülle,
Von meinen Wunden stille,
Von meines Herzens Tränen,
Von meines Auges Sehnen?
Hat dich gerührt, du feine Garbe,
Der braunen Weizenähre Farbe,
So hat es ein mir liebes Herz doch ausgesprochen,
Ein Herz von Schmerz gebrochen;
Es wird verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden.
Kannst du mein Licht verstehen,
Wenn tiefe Schatten mich umwehen,
Wird auch mein still Erkennen
In deiner Lampe, kluge Jungfrau, brennen,
Könnt je, was tief mich rührt, dein Herz bewegen,
Wollt' ich in deine Hand es ruhig legen;
Der Seele Blick, so selten nur verstanden,
Des Herzens Schlag, des innig mir verwandten,
Wird all verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden.
Konnt'st du, als ich vorüberging, mich lieben,
Erkenne auch, was dir von mir geblieben,
Und manche tiefe Aussicht mir erschlossen;
Des Taues Blick im Blumenkelch entsprossen,
Jed' Licht, jed' Wort, jed' leisen Klanges Wenden
Des kranken Herzen, das in Kinderhänden
Gleich einem Vogel stirbt, wird all verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden.
Was du in mir verstehen kannst und lieben,
Ist, was dich lieben muß und ganz erkennen,
Und ist, was mich von dem, das dir geblieben,
Weil ich's geliebt, erkannt, nie mehr kann trennen,
Und wird verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden.
Da wird Verwandtes bei Verwandtem stehen,
Und was wir liebten, werden wir verstehen,
Da wird, was du in mir geliebt, aus dir auch fruchten,
Und aus uns wird erblühen, was wir suchten;
Da wird in dir, was du in mir mußt lieben,
Und, was geliebt von mir, bei dir geblieben,
Gar streng verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden.
Leb wohl, Willkomm! du feine kleine Garbe,
Wenn jemals ich nach heim'schem Brote darbe,
Seh ich die Zeilen an, die du geschrieben,
Und fühl mein Lieben drin, das dir geblieben,
Und denk der Herzen, die da unser denken,
Bis ihre Schmerzen sie zur Erde senken,
Die all verrechnet werden
Am Löhnungstag des Himmels auf der Erden. |