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Nur eine Weisheit führt zum Ziele, Doch ihrer Sprüche gibt es viele. |
»Du hast so oft uns schon gesungen, Wie deiner Liebsten Wangen sind; Wie Blumen, frisch im Lenz entsprungen, Voll Lust und Blütenprangen sind – Warum ist nie dein Lied erklungen Von Zeiten, die vergangen sind? Auch Helden deines Stammes waren Er flog auf hohem Ruhmesflügel Wohl ziemt's der Goldnen Horde Sohn, Ich sprach: Die alten Sagen melden Es drückt ein Volk das andre nieder Erst machte sich der Tatarchan Ein jeder bleib in seinem Kreise, |
Ich stand einst hoch in Gnade bei dem Schach, Der oftmals bitter sich bei mir beklagte, Daß ihm kein Mensch so recht die Wahrheit sagte. Ich dachte ob dem Sinn der Worte nach Und fand, daß er mit gutem Grunde klagte; Doch als ich ihm so recht die Wahrheit sagte, Verbannte mich von seinem Hof der Schach. |
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Wohl gibt es Fürsten, Die nach Wahrheit dürsten, Doch wenigen ward ein so gesunder Magen, Sie zu vertragen. |
Blick' nicht so stolz, o Großwesir! Man scheut nicht dich, nur deine Macht – Erweist man offen Ehre dir, Wirst du doch heimlich ausgelacht! O Großwesir, blick' nicht so stolz! Du rühmst dich deines stolzen Scheins, O Großwesir, blick' nicht so stolz! |
Mirza-Schaffy kam einst auf einer Reise Zu einem reichen Mann. Da sprach der Weise: Ich will dein Gast für heut und morgen bleiben, Hilf mir die Zeit nun angenehm vertreiben; Bereit' ein Fest, lad' gute Freunde ein, Wir wollen froh und guter Dinge sein! – Ich habe keine Freunde! – sprach der Mann. Mirza-Schaffy sah ihn verwundert an: So darf ich nicht dein Dach zum Obdach wählen, Dem selbst beim Reichtum gute Freunde fehlen! Er schüttelte den Staub von seinen Füßen, Verließ den Reichen, ohne ihn zu grüßen, Sprach: Wem der Himmel keinen Freund beschert, Weh ihm! der Mann ist keines Grußes wert. |
Das Leben ist ein Darlehn, keine Gabe – Du weißt nicht, wieviel Schritt du gehst zum Grabe, Drum nütze klug die Zeit: auf jedem Schritt Nimm das Bewußtsein deiner Pflichten mit. Gewöhne dich – da stets der Tod dir dräut – Dankbar zu nehmen, was das Leben beut; Die Wünsche nicht nach Äußerm zu gestalten, Sondern den Kern im Innern zu entfalten; Nicht fremder Meinung untertan zu sein, Die Dinge nicht zu schätzen nach dem Schein; Nicht zu verlangen, daß sie sollen gehn, Wie wir es wünschen – sondern sie verstehn, Daß wir uns bei Erfüllung unsrer Pflichten (Da sie's nach uns nicht tun) nach ihnen richten. |
Wo sich Kraft will offenbaren, Wird sie Widerstand erfahren, Schlechtes sucht mit Gutem Streit – Ist sie klein, wird sie erliegen, Ist sie groß, so wird sie siegen Über Tücke, Haß und Neid. Auf derselben Ackerkrume Wächst das Unkraut wie die Blume – Und das Unkraut macht sich breit, Doch es raubt nichts von dem Ruhme, Duft und Glanz der schönen Blume. |
»Zu ungleich ist's in dieser Welt, Das Kleine muß vom Großen leiden – Wie wäre alles wohlbestellt, Wenn Gleichheit herrschte zwischen beiden!« So klingt das Klagelied der Tadler, Verbessern wir der Schöpfung Fehler: Was groß ist, soll sich nun verkleinern, |
Ich kam in eine große Stadt, Die manche böse Zunge hat, Und über alles, über jeden Hört' ich viel arge Dinge reden. Die Leute schimpften aufeinander ganz unsäglich Und lebten miteinander ganz erträglich. |
Ich habe eine Nachbarin Mit guter Zung' und bösem Sinn. Sie keift den ganzen Tag im Haus, Zankt sich herum mit Mann und Maus. Erhebt ihr guter Mann die Stimme, Gleich fährt sie auf in wildem Grimme; Und schweigt er streitesmüde still, Zankt sie, weil er nicht zanken will. |
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Der beste Mensch wird manchmal zornig, Kein Liebespaar kann immer kosen – Die schönsten Rosen selbst sind dornig, Doch schlimm sind Dornen ohne Rosen. |
Niemand hört dir gläubig zu, Wenn du beginnst: Ich bin klüger als du! Drum; wenn du andre willst belehren, |
Nie kampflos wird dir ganz Das Schöne im Leben geglückt sein – Selbst Diamantenglanz Will seiner Hülle entrückt sein, Und windest du einen Kranz: Jede Blume dazu will gepflückt sein. |
Zweierlei laß dir gesagt sein, Willst du stets in Weisheit wandeln Und von Torheit nie geplagt sein: Laß das Glück nie deine Herrin, Nie das Unglück deine Magd sein! |
Wer nie verließ der Vorsicht enge Kreise, Und selbst aus seiner Jugend Tagen Nichts zu bereun hat, zu beklagen: Der war nie töricht – aber auch nie weise. |
Am leicht'sten schartig werden scharfe Messer, Doch schneidet man deshalb mit stumpfen besser? |
Geht mir mit eurem kalten Lieben. Euch ward nie Lust noch Leid genug – Wen Liebe nie zu weit getrieben, Den trieb sie auch nie weit genug! |
Ein Mann, der liebt, darf nicht zu blöde sein, Abschreckend stets ist zuviel Blödigkeit! Ein Weib, das liebt, darf nicht zu spröde sein, Abschreckend stets ist zuviel Sprödigkeit! |
Wer ins Herz dir zielt, dich zu verletzen, Find' es, wie ein Bergwerk, reich an Schätzen. Werfen Steine nach dir Feindeshände: |
Nun laß deine Klagen, du finstrer Gesell! Denn wenn es noch lange so bliebe, So würde dein Herz zur Klosterzell' Und zum Mönche darin deine Liebe! Du nimmst es zu schwer, und sie nimmt es zu leicht. |
Fürcht' nicht, daß ich in das Gemeine Und Rohe mich vertiefe, Solange ich von gutem Weine Und guten Witzen triefe. Von manchem Liedesedelsteine Wo bliebe der höchste Berg, wenn seine Und so erkenne du auch meine |
Als ich sang: Seid fröhlich mit den Frohen, Beuget euch nicht knechtisch vor den Hohen, Seid nicht stolz und herrisch mit den Niedern – Rühmte man die Weisheit in den Liedern. Als ich nach der Weisheit wollte handeln: |
Als ich Schönheit, Lieb' und Wein besungen, Ist mir tausendstimmig Lob erklungen. Als ich Schönheit, Lieb' und Wein genossen, |
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O Mirza-Schaffy! Du Sohn Abdullahs, Überlaß die Heuchelei den Mullahs! Folg' im Lieben und im Trinken immer Schöner Augen, voller Gläser Schimmer! |
Sollen gut meine Lieder der Liebe gesungen werden: Müssen perlende Becher in Liebe geschwungen werden, Bis die Freude in uns wie eine Sonne aufgeht, Rosen netzet der Tau, rosige Lippen der Wein – Nur wo Liebe und Witz mit dem Becher sie schleift, Daß von der süßen Gewalt ihrer blendenden Glut Also schufst du dein Lied, o Mirza-Schaffy! Daß vor lauter Entzücken und Wonnegefühl |
Die lieblich tun mit allen will, Die macht es keinem recht; Die Tausenden gefallen will, Gefällt nicht einem recht! |
Willst Welt und Menschen recht verstehn, Mußt du ins eigne Herz dir sehn. Willst du dich selbst recht kennenlernen, Mußt du dich aus dir selbst entfernen. |
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Wer sich beurteilt nur nach sich, Gelangt zu falschen Schlüssen – Du selbst erkennst so wenig dich, Als du dich selbst kannst küssen. |
Geh so stille du magst deine Wege, Es drückt dir die Zeit ihr Gepräge, Es drückt ihr Gepräge die Welt Auf dein Antlitz, wie Fürsten aufs Geld. |
In jedes Menschen Gesichte Steht seine Geschichte, Sein Hassen und Lieben Deutlich geschrieben; Sein innerstes Wesen Es tritt hier ans Licht – Doch nicht jeder kann's lesen, Verstehn jeder nicht. |
Wir Menschen alle sind schuldbeladen, Doch jeder, der sich selbst nur schädigt, Ist seiner Schuld schon halb entledigt: Gefährlich nur auf allen Pfaden Sind Sünder, die auch andern schaden! |
Der Glocke Schall Ist wie ihr Metall, – Und so ist's auch Gleich unbewußt – Mit dem tönenden Hauch Der Menschenbrust. |
Der Weise kann des Mächtigen Gunst entbehren, Doch nicht der Mächtige des Weisen Lehren. |
Wohl besser ist's, ohn' Anerkennung leben Und durch Verdienst des Höchsten wert zu sein, Als unverdient zum Höchsten sich erheben, Groß vor der Welt und vor sich selber klein. |
Hin zum Lichte drängt das Licht, Doch der Blinde sieht es nicht. |
Sammle dich zu jeglichem Geschäfte, Nie zersplittre deine Kräfte! Teilnahmsvoll erschließe Herz und Sinn, Daß du freundlich andern dich verbindest – Doch nur da gib ganz dich hin, Wo du ganz dich wiederfindest! |
Der kluge Mann hält sich zurück Und streift im Fluge nur das Glück; Es immer zu erschöpfen Ziemt nur den hohlen Köpfen, Die glauben, daß dem Hochgenuß Ein tiefer Fall stets folgen muß. |
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Der Biene gleiche, die sich labt An holden Blumen duftbegabt. Sie sagt auf ihrem Wandern Nicht einer von der andern. |
Das Paradies der Erde Liegt auf dem Rücken der Pferde, In der Gesundheit des Leibes Und am Herzen des Weibes. |
So sang Mirza-Schaffy den Freunden zu, Da sich beschloß des alten Jahres Lauf: Wir legten jeden Abend uns zur Ruh' Und standen jeden Morgen wieder auf – Des Morgens zogen wir uns sorgsam an, Des Abends zogen wir uns sorgsam aus – Was wir dazwischen sonst gestrebt, getan, Ich glaube, viel kam nicht dabei heraus. Das heißt, so fühl' ich in bezug auf mich – Wer stolzer von sich fühlt, der melde sich! |
Daß Weisheit nach der Anmut strebt, Hat man auf Erden oft erlebt, Doch daß die Anmut gern ihr Ohr Der Weisheit leiht, kommt seltner vor. |
Zwei Arten höh'rer Geister schuf Natur. Die einen schön zu denken und zu handeln; Die andern, voll Empfänglichkeit der Spur Des Wahren und des Schönen nachzuwandeln. |
Die reine Frau ist wie ein frischer Quell, Der uns entgegensprudelt klar und hell, Wie eine lautre Gottesoffenbarung; Er labt und freut uns nur, trägt keine Lasten, Doch die sich beugen unter stolzen Masten, Die Ström' und Meere schöpfen aus ihm Nahrung. |
Nicht alle Frauen sind Engel; (Haben Männer doch auch ihre Mängel!) Und solche Frauen durch Vernunft zu zwingen Wird nicht dem Weisesten gelingen: Sie lassen lieber schmeichelnd sich betören, Als auf die Stimme der Vernunft zu hören. |
Frauensinn ist wohl zu beugen, – Ist der Mann ein Mann und schlau – Aber nicht zu überzeugen: Logik gibt's für keine Frau, Sie kennt keine andren Schlüsse, Als Krämpfe, Tränen und Küsse. |
Als ich noch jung war, glaubt' ich, alles daure, Dann sah ich: Alles wechselt, stirbt und flieht. Doch ob mein Herz Verlornes viel betraure, Ein wechselvolles Los mir Gott beschied, Glaubt doch mein Geist noch immer, alles daure, Weil er das Bleibende im Wechsel sieht. |
Wie das Gewand um deine Glieder, Schlingt sich der Reim um meine Lieder, Schön mögen des Gewandes Falten sein: Doch schöner muß, was sie enthalten, sein! |