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Im Wasser wogt die Lilie, die blanke, hin und her. Doch irrst du, Freund, sobald du sagst, sie schwanke hin und her! Es wurzelt ja so fest ihr Fuß im tiefen Meeresgrund, Ihr Haupt nur wiegt ein lieblicher Gedanke hin und her. |
Platen. |
Wodurch ist Schiras wohl, die Stadt, Berühmt mit Ros' und Wein geworden? Wodurch berühmt der Roknabad, Berühmt Mosellas Hain geworden? Nicht ihre Schönheit war der Grund, Das Bonzentum hast du gestürzt, Verherrlicht hast du Stadt und Hain, Auch Tiflis ist an Schönheit reich, Drum soll, was Schiras durch Hafis, Die stromdurchrauschte Gartenstadt, Ihr schönen Mädchen (merkt euch das!) Zum Paradiese wird mein Lied Doch eine Hölle wird es sein So soll durch alle Lande nun, |
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Du sandtest deine Jünger aus, Und es geschah, wie du verheißen: Berühmt ist Tiflis durch dein Lied Vom Kyros bis zum Rhein geworden. |
Die schönen Mädchen von Tiflis, Die lieben Schmuck und Zier: Ein Diadem die Stirne Schmückt jeder jungen Dirne; Von Samt und Seide schier Muß Beinkleid und Gewand sein, Buntfarbig jedes Band sein, Die Füßchen fein beschuht, Und blendendweiß die Tschadren – Man darf darob nicht hadren; Es steht den Mädchen gut! Die schönen Mädchen von Tiflis |
Mirza-Schaffy, leichtsinnig Flatterherz! Du wechselst deine Liebe wie die Lieder. – Es lieben mich die Frauen allerwärts, |
Sie hielt mich auf der Straße an Und fragte: »Kannst du schreiben?« – »Ja!« – »So schreib mir einen Talisman!« – Wird der dein Weh vertreiben?« – »Ja!« – Ich griff sofort zum Kalemdan. Mit ihr ins Haus trat ich alsdann . . . |
Schlag die Tschadra zurück! Was verhüllst du dich? Verhüllt auch die Blume des Gartens sich? Und hat dich nicht Gott, wie der Blume Pracht, Der Erde zur Zierde, zur Schönheit gemacht? Schuf er all diesen Glanz, diese Herrlichkeit, Zu verblühen in dumpfer Verborgenheit? Schlag die Tschadra zurück! Laß alle Welt seh'n, Schlag die Tschadra zurück! Solch ein Antlitz sah |
Gelb rollt mir zu Füßen der brausende Kur Im tanzenden Wellengetriebe; Hell lächelt die Sonne, mein Herz und die Flur – O, wenn es doch immer so bliebe! Rot funkelt im Glas der kachetische Wein, Die Sonne geht unter, schon dunkelt die Nacht, In das schwarze Meer deiner Augen rauscht |
Es hat der Schach mit eigner Hand Ein Manifest geschrieben, Und alles Volk im Farsenland Ist staunend stehngeblieben. »Wie klug der Sinn, wie schön das Wort!« Mirza-Schaffy verwundert stand, Stellt man so tief im Farsenland |
Daß du am Abend zu mir kommst, Wird sehr zu deinem Frommen sein, Wenn du am Morgen lieber kommst Es soll dir unbenommen sein – Komm du zu irgendeiner Zeit, Wirst allezeit willkommen sein! |
Dies soll euch jetzt als neuestes Gebot Verkündigt werden: Es soll auf Erden nicht mehr ohne Not Gesündigt werden! Wo nicht ein süßer Mund, ein schönes Auge Jedweder Mund, der sich in schlechten Küssen |
O Mädchen, dein beseligend Angesicht Übt größere Wunder als das Sonnenlicht! Die Sonne kann uns nicht mit Glut erfüllen, Wenn Nacht und Wolken ihren Glanz verhüllen, Sie muß in ganzer Majestät sich zeigen, In uns die Glut zu wecken, die ihr eigen. Dich aber, Mädchen, brauch' ich nicht zu sehn, Ich glühe für dich – aber kalt bleibst du, O, fühle selbst die Glut, die du entfachst, |
Tu nicht so spröde, schönes Kind, Wenn ich noch spät vorübergeh' Und fasse dein weiches Händchen lind Und heimlich einen Kuß erfleh' – Der dir so schöue Huldigung Es wird ein jeder Kuß von dir |
Ein liebeleeres Menschenleben Ist wie ein Quell, versiegt im Sand, Weil er den Weg zum Meer nicht fand, Wohin die Quellen alle streben. |
Sprich nicht von Zeit, sprich nicht von Raum, Denn Raum und Zeit sind nur ein Traum, Ein schwerer Traum, den nur vergißt, Wer durch die Liebe glücklich ist. |
Es dreh'n die Welten sich im Kreise, Sie wandeln stets die alten Gleise. Es geht die Menschheit ihre Bahn Es blüht die Blume wunderbar Zerstörend ist des Lebens Lauf, Es nährt vom Tode sich das Leben, Ein ewig Werden und Vergehn, Ein Kreislauf, der zum Wahnsinn triebe, |
Ist ein Witz dir zur rechten Stunde gekommen, So antwortet jeder, den du nie gefragt hast: Du hast mir das Wort aus dem Munde genommen, Oft hab' ich gedacht, was du mir gesagt hast! Mirza-Schaffy, das ist dein Geschäft so, |
Nach einem hohen Ziele streben wir, So ich, wie du! Uns in Gefangenschaft begeben wir, So ich, wie du! In mein Herz sperr' ich dich – du mich in deines, Getrennt und doch vereint, so leben wir, So ich, wie du! Dich fing mein Witz und mich dein schönes Auge, Und wie zwei Fisch' am Angel schweben wir, So ich, wie du! Und doch den Fischen ungleich – durch die Lüfte Uns wie ein Adlerpaar erheben wir, So ich, wie du! |
So singt Mirza-Schaffy: Wir wollen sorglos In der Gefahr sein – Im Bund mit Wein, mit Rosen und mit Frauen Des Kummers bar sein! Mag Heuchelei mit Hochmut sich verbünden, Vorläufer der Erlösung, Tempelstürmer Ein Schwert ist unser, schärfer als das schärfste Wir reißen Sonne, Mond und Sterne nieder, So wandeln wir einher mit froher Botschaft, |
»Endlich wird es mir zuwider, Dieses ew'ge Minnespiel! Immer hallen deine Lieder Nur von Wein und Liebe wider, Was zuviel ist, ist zuviel!« – Kannst du Besseres mir geben? |
Gott hieß die Sonne glühen Und leuchten durch alle Welt; Er hieß die Rose blühen Auf duftigem Blumenfeld. Er hieß die Berge sich türmen Er gab den Vögeln Gefieder, |
Und was die Sonne glüht, Was Wind und Welle singt, Und was die Rose blüht, – Was auf zum Himmel klingt, Und was vom Himmel nieder: Das weht durch mein Gemüt, Das klingt durch meine Lieder! |
Es schaute aus üppigem Frauengemach Die schöne Chanin den Hof entlang, Wo unter schattigem Blätterdach Aus Marmor hoch die Fontäne sprang – Es war unter allen Haremsfrauen So schön wie Fatme keine zu schauen: Das Auge so groß, so klein der Mund, Der Wuchs so schlank, der Arm so rund – Wer sie sah, blieb im Zauber verloren, Sie war zum Bezaubern geboren. Urplötzlich ein Schrei ihren Lippen entfuhr, Und wie sie noch so wehmutsvoll Und sie wischt aus dem Auge die Träne, Es lag so schwül und schwer in der Luft, Sie barg in den Polstern ihr heiß' Gesicht, |
Zum Diwan der Veziere mußt' ich kommen, So war des Schachs Befehl – Mirza! Jetzt sag' ob dem, was du vernommen Dein Urteil ohne Hehl! Ich sprach: Ich will dir sagen, was ich fühle, |
Mirza-Schaffy, liebliche Biene, Lange bist du umhergeflogen, Hast von Rosen und Jasmine Nektar und süße Düfte gesogen; Höre jetzt auf zu wandern Von einer Blume zur andern – Kehr' mit dem Gefieder Deiner duftigen Lieder, Kehr' mit all deinem Honigseim Heim, zur Geliebten heim! |