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Becherrand und Lippen Sind Korallenklippen, Wo auch die gescheitern Schiffer gerne scheitern. |
Rückert. |
Aus dem Feuerquell des Weines, Aus dem Zaubergrund des Bechers Sprudelt Gift und – süße Labung, Sprudelt Schönes und – Gemeines: Nach dem eignen Wert des Zechers, Nach des Trinkenden Begabung! In Gemeinheit tief versunken Denn es gleicht der Wein dem Regen, |
Mein Lehrer ist Hafis, mein Bethaus ist die Schenke, Ich liebe gute Menschen und stärkende Getränke; Drum bin ich wohlgelitten in den Kreisen Der Zecher, und sie nennen mich den Weisen, Komm ich – da kommt der Weise! sagen sie; Geh ich – schon geht der Weise! klagen sie; Fehl ich – wo steckt der Weise? fragen sie! Bleib ich – in lust'ger Weise schlagen sie Laut Glas an Glas. Drum bitt' ich Gott den Herrn, Daß er stets Herz und Fuß die rechten Pfade lenke, Weit ab von der Moschee und allen Bonzen fern Mein Herz zur Liebe führe und meinen Fuß zur Schenke; Daß ich dem Wahn der Menschen und ihrer Dummheit ferne Das Rätsel meines Daseins im Becher Weins ergründe, Am Wuchse der Geliebten das All umsassen lerne, An ihrer Augen Glut zur Andacht mich entzünde. O, wonniges Empfinden! o, Andacht ohne Namen! Wenn Kolchis' Feuerwein mir Mark und Blut durchdrungen, Ich die Geliebte halte und sie hält mich umschlungen Beseligt und beseligend – so möcht' ich sterben! Amen. |
Die Weise guter Zecher ist In früh und später Stunde, Daß alter Wein im Becher ist Und neuer Witz im Munde – Denn wo man eins davon entbehrt, Da ist das andre auch nichts wert Das eine steht zum andern. Je mehr wir uns vertieft im Wein, Die Weisen beim Pokale stehn Sagt, was die Welt zum Tausch uns gibt Und weil so kurz das Leben ist, |
Mullah, rein ist der Wein, Und Sünd' ist's, ihn zu schmähn Mögst du tadeln mein Wort, Mögst du Wahrheit drin sehn! Nicht das Beten hat mich |
Jenem Tage zum Gedächtnis Sei ein langer Trunk gemacht, Wo vom Bethaus in die Schenke Ich den ersten Sprung gemacht! War verdummt in blinder Demut, Trink, Mirza-Schaffy, berausche |
Wie die Nachtigallen an den Rosen nippen, – Sie sind klug und wissen, daß es gut ist! – Netzen wir am Weine unsre Lippen, – Wir sind klug und wissen, daß es gut ist! – Wie die Meereswellen an den Felsenklippen, Wie ein Geisterkönig, ohne Fleisch und Rippen, |
Wo man fröhlich in traulicher Runde ist, Ohne zu achten ob's früh oder spät an der Stunde ist, Wo der Becher von Wein überfließt, und die Lippe von Witz, Und ein rosiges Kind mit den Zechern im Bunde ist: Gerne dort weilst du, o Mirza-Schaffy! wo die Weisheit Hinter den Ohren nicht feucht, und nicht trocken im Munde ist. |
Woran erkennest du die schönsten Blumen? An ihrer Blüte! Woran erkennest du die besten Weine? An ihrer Güte! Woran erkennest du die besten Menschen? An dem Gemüte! Woran erkennest du den Scheich und Mufti? An der Kapuze! Die Antwort, Freund, ist richtig, – geh und mache sie dir zunutze! |
Im Winter trink ich und singe Lieder Aus Freude, daß der Frühling nah ist – Und kommt der Frühling, trink ich wieder Aus Freude, daß er endlich da ist. |
Verbittre dir das junge Leben nicht, Verschmähe, was dir Gott gegeben, nicht! Verschließ dein Herz der Liebe Offenbarung Sieh, schönern Doppellohn, als Wein und Liebe, Drum ehre sie als deine Erdengötter, Die Toren, die bis zu dem Jenseits schmachten, Der Mufti mag mit Höll' und Teufel drohen, Der Mufti glaubt, er wisse alles besser, |
O selig, wem von Urbeginn Im Schicksalsbuch geschrieben ist, Daß er bestimmt zu leichtem Sinn, Zum Trinken und zum Leben ist! Der Zorn des Bonzen stört ihn nicht, Solch Los ist dein, Mirza-Schaffy! Am ersten Tag beginnt der Lauf Ein leichter Sinn, ein frohes Lied |
Euch mißfällt mein Dichten, weil ich Immer nur das eine singe? Nur von Rosen, Lenz und Liebe, Nachtigall und Weine singe? Was ist schöner: daß der Sänger Und wie eine Sonne gieß' ich Mögen andre Lieder rühmen O, Mirza-Schaffy! Wie lieblich |
Trinkt Wein! Das ist mein alter Spruch Und wird auch stets mein neuer sein, Kauft euch der Flasche Weisheitsbuch, Und sollt' es noch so teuer sein! Als Gott der Herr die Welt erschuf, Dies ist der Grund, daß Adam bald Die ganze Menschheit ward vertilgt, Die Wassertrinker seien jetzt Mirza-Schaffy! Dir ward die Wahl |
Wir saßen noch spät beisammen, Der alte Wirt und ich; Des Weines heilige Flammen Ergossen sich über mich; Die reine Glut der Jugend Mir wiederzugeben schien er – Nie fühlt ich so die Tugend Des roten Kachetiner. Ich konnt' im süßen Drang Nur immer schlürfen und nippen. Es wurden zu Gesang Die Worte meiner Lippen; Wie Adam vor dem Falle, So schwamm ich in Entzücken, Und wünschte, ich könnte alle Auf Erden mitbeglücken. Sprach ich zum Wirt: Ich wollte, Ich wollte alles auf Erden O laß, Mirza-Schaffy! |
Wähne niemand sich den Weisen Im Genuß des Weins vergleichbar; Denn was wir im Trunke preisen, Bleibt den Toren unerreichbar! Durch den Wein zum Blumenbeet Blumen blühen uns zu Füßen, Welch ein liebliches Gewimmel! |
Trink nie gedankenlos, Und nie gefühllos trinke – Mach' dich nicht allzu groß, Und nie zu tief versinke, Wenn vor dir, goldnen Scheines, Ein voller Humpen blinkt: Der ist nicht wert des Weines, Der ihn wie Wasser trinkt! Es liegt im Wein die Kraft |
Wenn Mirza-Schaffy den Becher erhebt, Einen Witz im Munde; Wie sich freudig das Herz der Zecher erhebt Sie fühlen es, daß für die Tollheit der Welt Aus dem Geiste des Weines ein Rächer erhebt, |