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Auf das empfindsame Volk hab' ich nie was gehalten; es werden, Kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus. |
Goethe. |
Komm, Jäger, her! Ich will dich Weisheit lehren, Du sollst des Daseins Wert erkennen lernen. Du sollst zum echten Glauben dich bekehren, Das Wahre von dem Falschen trennen lernen: Die Lehre, wie des Wahns, der Torheit Klippen Fort aus der alten Satzung dumpfen Räumen Und wenn du übst, was meine Lieder predigen, Kein Schwert hab' ich, die Toren zu bekehren; Unendlich ist der Schönheit Zauberkreis, |
Es sucht der echte Weise, Daß er das Rechte finde: Jung wird er nicht zum Greise, Alt wird er nicht zum Kinde! Der Winter treibt keine Blüte, Jung sich enthaltsam preisen, |
Höre, was der Volksmund spricht: Wer die Wahrheit liebt, der muß Schon sein Pferd am Zügel haben – Wer die Wahrheit denkt, der muß Schon den Fuß im Bügel haben – Wer die Wahrheit spricht, der muß Statt der Arme Flügel haben! Und doch singt Mirza-Schaffy: Wer da lügt, muß Prügel haben. |
Mag bei dem Reden der Wahrheit auch große Gefahr sein, Immer doch, Mirza-Schaffy, mußt du ehrlich und wahr sein – Darfst nicht zum Irrlichte werden im Sumpfe der Lüge, Denn alles Schöne ist wahr, und des Schönen kannst du nie bar sein! Doch zu jeglicher Strafe und Unbill kluger Vermeidung Hüll' deine Weisheit in blumiger Worte Verkleidung. Gleichwie die Traube mit köstlichem Tranke gefüllt ist Und doch von Laube und grünem Geranke umhüllt ist. |
Soll ich lachen, soll ich klagen, Daß die Menschen meist so dumm sind, Stets nur Fremdes wieder sagen Und in Selbstgedachtem stumm sind! Nein, den Schöpfer will ich preisen, |
Ein Schriftgelehrter kam zu mir und sprach: »Mirza-Schaffy, was denkst du von dem Schach? Ist ihm die Weisheit wirklich angeboren, Und ist sein Blick so groß wie seine Ohren?« – Er ist so weise, wie sie alle sind, |
Die Distel sprach zur Rose: Was bist du nicht ein Distelstrauch? Dann wärst du doch was nütze, Dann fräßen dich die Esel auch! Zur Nachtigall die Gans sprach: Zum Dichter der Philister Philister, Gans und Distel, Der eine schafft und müht sich, Mirza-Schaffy, wie lieblich |
Ich liebe, die mich lieben, Und hasse, die mich hassen – So hab' ich's stets getrieben Und will davon nicht lassen. Dem Mann von Kraft und Mute Man liebt, was gut und wacker, Unbill an Ehr' und Leibe |
Mirza-Schaffy! Wo muß ich dich finden! Wohin hat sich dein Fuß verloren? Wie kommt der Sehende unter die Blinden, Wie kommt der Weise zu den Toren? Ich sprach: Was soll das Wort mir frommen? Die ihr so groß und klug euch deuchtet, |
Der Fromme liebt das Schaurige, Der Leidende das Traurige, Der Hoffende das Künftige, Der Weise das Vernünftige. |
Ein jegliches hat seine Zeit, Ein jegliches sein Ziel – Wer sich der Liebe ernst geweiht, Der treibt sie nicht als Spiel. Wer immer singt und immer flennt |
Ein graues Auge Ein schlaues Auge, Auf schelmische Launen Deuten die braunen, Des Auges Bläue Bedeutet Treue; Doch eines schwarzen Augs Gefunkel Ist stets, wie Gottes Wege, dunkel. |
Sollst dich in Andacht beugen Vor jenem hohen Geist, Von dem die Werke zeugen, Die er dich schaffen heißt. Der, was du je vollbracht, Der dich belohnt für das, Wer diese Strafe nie, |
Ich hasse das süßliche Reimgebimmel, Das ewige Flennen von Hölle und Himmel, Von Herzen und Schmerzen, Von Liebe und Triebe, Von Sonne und Wonne, Von Lust und Brust, Und von alledem, Was allzu verbraucht und gemein ist, Und weil es bequem, Allen Toren genehm, Doch vernünftigen Menschen zur Pein ist. |
Wenn die Lieder gar zu moscheenduftig Und schaurig wehn – Muß es im Kopfe des Dichters sehr ideenluftig Und traurig stehn. |
Wo sich der Dichter versteigt ins Unendliche, Lege sein Liederbuch schnell aus der Hand, – Vieles gemeinem Verstand Unverständliche Hat seinen Urquell im Unverstand. |
Der kluge Mann schweift nicht nach dem Fernen, Um Nahes zu finden, Und seine Hand greift nicht nach den Sternen, Um Licht anzuzünden. |
Sänger gibt es, die ewig flennen, In erkünsteltem Gram sich strecken, Wimmern, als ob sie stürben vor Schmerzen, Ewig in falschen Gefühlen entbrennen, Weil sie das rechte Gefühl nicht kennen, Und darum auch in anderer Herzen Keine rechten Gefühle wecken. Hüte dich vor solcher schwindelnden Richtung, Vor des Geschmacks und Verstandes Vernichtung! Frisch und ureigen Mußt du dich zeigen, Wie im Gefühle, so in der Dichtung. |
Meide das süßliche Reimgeklingel, Wenn dir der Sinn nicht zum Herzen dringt – Merke dir, daß oft der gröbeste Schlingel Die allerzärtlichsten Verse singt. |
Wer in Bildern und Worten in Liebestönen Zu überschwenglich ist, Zeigt, daß er dem Geiste des wahrhaft Schönen Selbst unzugänglich ist. |
Willst du den Geist im Gesang erspüren Und dich erfreuen an seinem Duft: Laß dich nicht von eitlem Klang verführen, Suche der Erde Gold nicht in der Luft. |
Wer nicht vermag seine Lieder zu schöpfen Aus der eignen Brust und der wirklichen Welt, Der gehört selbst zu den hirnlosen Köpfen, Denen sein hirnloses Lied gefällt. |
Gute Witze wollen erdacht sein. Gute Verse wollen gemacht sein. Ein guter Witz darf nie |
Such' keine Weisheit und Erfahrung In alter Bücher Staub vertieft – Die allerbeste Offenbarung Ist: die aus erster Quelle trieft! |
Vergebens wird die rohe Hand Am Schönen sich vergreifen, Man kann den einen Diamant Nur mit dem andern schleifen. |
Worin besteht, Mirza-Schaffy, Der Zauber deiner Poesie? Daß du in allem wahr bist Daß du nur nach dem Rechten greifst, |
Es ist leicht, eine kluge Grimasse zu schneiden Und ein kluges Gesicht, Und gewichtig zu sagen: Dies mag ich leiden, Und jenes nicht! Und weil ich dies leiden mag, so muß es gut sein, |
Wer seine Augen stets am rechten Orte hat, Zum rechten Sinne stets die rechten Worte hat, Der ist der wahre Dichter, der den Schlüssel, Den rechten Schlüssel zu der rechten Pforte hat! |
Der Rose süßer Duft genügt, Man braucht sie nicht zu brechen – Und wer sich mit dem Duft begnügt, Den wird ihr Dorn nicht stechen! |
Als ich der Weisheit nachgestrebt, Kam ich den Toren töricht vor – Und klug, da ich wie sie gelebt – Für weise hält sich nur der Tor! |
Zu des Verstandes und Witzes Umgehung Ist nichts geschickter als Augenverdrehung. |
Wer alles aufs Spiel gesetzt, Hat sicher zu viel gesetzt. |
Des Zornes Ende Ist der Reue Anfang. |