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13.

Ols Erik bog um die Ecke und kam von der Seite auf die Haustreppe zu, auf der Mons saß und die Zunge mit den gräßlichsten Grimassen ausstreckte. Ols folgte mit seinen Augen dem Blick des Knaben und sah Helwig über den Grasplatz gehen. Sie war es also, der diese Fratzen galten.

Als Ols sich näherte, ließ Mons es sich nicht merken, daß er den Pflegevater erblickt hatte und fuhr schlau fort, weiter Gesichter zu schneiden, indem er das Gesicht hinauf und hinunter und ganz nach der Mauer drehte, um dem Pflegevater vorzumachen, daß er nur zu seinem Vergnügen Fratzen schneide.

Ols ging hin, setzte sich neben dem Jungen auf die Treppe und legte die Hand auf das kleine Gesicht, als wollte er die Grimassen fortwischen. Dann glitt seine Hand mit einer halb zärtlichen, halb strengen Bewegung weiter, so daß er des Knaben Nacken umfaßte und den Kopf so drehte, daß er in das kleine häßliche, aber jetzt ruhige Gesicht sehen konnte.

Mons blinzelte und versuchte, unbefangen auszusehen.

Noch sagte Ols nichts, denn er überlegte, was wohl am klügsten sei: die Sache mit Stillschweigen zu übergehen oder Mons etwas darüber zu sagen, denn dessen schlauer Kunstgriff hatte den Pflegevater nicht betrogen; er begriff sehr wohl, daß die Grimassen Helwig gegolten hatten.

Sie mochte den Jungen nicht leiden, und er zahlte nun mit derselben Münze wieder, das war klar. Mons war es gewohnt, daß man ihn nicht mochte, hatte aber nie gegen jemand eine so ausgeprägte Feindschaft gezeigt, wie jetzt gegen Helwig. Was war wohl die Ursache seines Grolles in diesem Falle? War es Eifersucht?

Ols erinnerte sich der Schadenfreude, die er in des Knaben Augen gesehen hatte, als Helwig ihm weichen mußte. Schlau und frühreif, wie Mons war, hatte er gewiß des Pflegevaters Interesse für den jungen Gast bemerkt und betrachtete sie wie eine Art Nebenbuhlerin. Als sie dann ihren Widerwillen gegen den Knaben offen zeigte, wurde dieser gehässig in seiner Eifersucht.

Ols fühlte, daß Mons ihn so lieb hatte, wie es ihm möglich war, und mit warmherzigem Mitleid begriff er, daß nicht einmal die Liebe in dem armen, verdüsterten Kinderherzen ohne Schatten sein konnte. Es tat ihm leid um den Knaben, dessen ererbter Fluch sogar seine besten Gefühle zu vergiften drohte. Der Wunsch, das Lamm aus dem Dorngestrüpp zu befreien, bestimmte Ols Erik bei der Erziehung des Kindes.

»Durch Fratzen macht man sich nur selbst häßlich,« sagte er.

Anstatt zu antworten, schnitt Mons wieder Gesichter. Diesmal lag nichts Boshaftes darin, eher etwas Humoristisches und Einschmeichelndes, denn jetzt galten sie dem Pflegevater und nicht der unangenehmen jungen Dame. Der Bursche sah so unbeschreiblich lächerlich aus, daß Ols den Mund verziehen mußte.

»Ich sehe, daß du mir gut bist, und das ist nett,« sagte er. »Aber wenn du willst, daß ich dir wirklich gut sein soll, so machst du niemals mehr solche häßliche Fratzen hinter jemand her, wie vorhin. Denke daran, du kleiner Gelbschnabel!«

Er sprach freundlich, sogar mit einem Anflug mitleidiger Weichheit; aber nichtsdestoweniger bestimmt. Mons begriff, daß es Ernst war und wäre tückisch geworden, wenn ihn die Weichheit nicht daran verhindert hätte. Er drückte sein kleines Affengesicht an des Pflegevaters Rockärmel, halb, um es da zu verbergen, halb, um sich weiteren Ermahnungen durch Liebkosungen zu entziehen. Und Ols ließ es bei dem Gesagten bewenden.


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