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Beim Beginn des Frühstücks sagte François, der erste Kammerdiener, ganz leise, doch laut genug, um auch vom Grafen verstanden zu werden, zu Blondet:
»Monsieur, der Kleine vom Vater Fourchon behauptet, sie hätten schließlich eine Otter gefangen und fragt, ob Sie sie wollten, sonst würde er sie dem Unterpräfekten von Ville-aux-Fayes bringen.«
Obwohl er ein Kenner von Mystifikationen war, konnte Émile Blondet nicht umhin, wie ein junges Mädchen zu erröten, der man eine etwas schlüpfrige Geschichte erzählt, die ihr bekannt ist.
»Ach, Sie haben heute früh mit Vater Fourchon Ottern gejagt?« rief der General, von einem tollen Gelächter ergriffen.
»Was gibt's?« fragte die durch das Gelächter ihres Gatten beunruhigte Komtesse.
»Von dem Augenblicke an, wo ein geistreicher Mann wie er«, fuhr der General fort, »sich von Vater Fourchon hat hineinlegen lassen, braucht ein verabschiedeter General nicht mehr rot zu werden, diese Otter gejagt zu haben, die fast auf ein Haar dem dritten Pferde gleicht, das einen die Post immer bezahlen läßt und das man nie zu sehen bekommt.«
Zwischen neuen Lachsalven konnte der General noch sagen:
»Nun wundere ich mich nicht mehr, daß Sie Schuhe und Beinkleider wechselten, Sie werden geschwommen sein . . . Ich habe mich nicht so arg mystifizieren lassen wie Sie, bin am Wasser stehengeblieben; aber Sie sind auch sehr viel klüger als ich . . .«
»Sie vergessen, lieber Freund,« warf Madame de Montcornet ein, »daß ich nicht weiß, worüber Sie sprechen.«
Bei diesen Worten, welche die Gräfin mit einer gekränkten Miene sprach, die Blondets Verwirrung veranlaßte, wurde der General ernst, und Blondet erzählte selber seinen Otternfang.
»Doch wenn sie eine Otter haben,« sagte die Gräfin, »sind die armen Leute nicht so schuldig.«
»Ja, aber seit zehn Jahren hat man keine Otter hier gesehen,« sagte der unbarmherzige General.
»Herr Graf,« sagte François, »der Kleine schwört Stein und Bein, daß er eine hat!«
»Wenn sie eine haben, bezahl' ich sie ihnen,« erwiderte der Graf.
»Gott«, warf der Abbé Brossette ein, »wird Les Aigues nicht dazu verurteilt haben, niemals eine Otter zu Gesicht zu bekommen.«
»Aber Herr Pfarrer,« rief Blondet aus, »wenn Sie Gott auf mich loslassen.«
»Wer ist denn gekommen?« fragte die Gräfin lebhaft.
»Mouche, Madame, der Kleine, der stets bei Vater Fourchon ist,« erwiderte der Kammerdiener.
»Lassen wir ihn kommen, Madame erlauben doch?« sagte der General, »er wird Sie vielleicht belustigen.«
»Wird man denn wenigstens erfahren, woran man ist?« fragte die Gräfin.
Einige Minuten später erschien Mouche in seiner fast völligen Nacktheit. Als man diese Personifikation der Armut inmitten des Speisesaals sah, in welchem ein einziger Spiegel mit seinem Preise diesem Kinde mit bloßen Füßen, bloßen Beinen, bloßer Brust, bloßem Kopf fast ein Vermögen vorgestellt haben würde, konnte man sich unmöglich der Inspirationen der Nächstenliebe erwehren. Mouches Augen, die wie zwei Kohlen glühten, betrachteten nach und nach die Reichtümer des Saals und der Tafel.
»Du hast also keine Mutter mehr?« fragte Madame de Montcornet, die sich eine derartige Entblößung nicht anders zu erklären vermochte.
»Nein, Madame; Mam' ist vor Kummer gestorben, als sie Pap nicht wiedergesehen hat, der 1812 zur Armee abgereist ist, ohne sie mit den Papieren geheiratet zu haben, und der, mit Ihrer Erlaubnis, erfroren ist . . . Aber ich hab' meinen Großpapa Fourchon, der ein sehr, ein guter Mann ist, obwohl er mich manchmal wie einen Jesus tüchtig schlägt.«
»Wie kommt's, lieber Freund, daß es auf Ihrer Besitzung so unglückliche Leute gibt?« sagte die Gräfin, den General anblickend.
»Frau Gräfin,« sagte der Pfarrer, »wir haben in der Gemeinde hier nur freiwillige Unglückliche. Der Herr Graf hat die besten Absichten; doch haben wir's mit Leuten ohne Religion zu tun, die nur den einen Gedanken hegen: auf Ihre Kosten zu leben.«
»Aber, mein lieber Pfarrer,« sagte Blondet, »Sie sind hier, um sie sittlich zu heben.«
»Monsieur,« erwiderte der Abbé Brossette Blondet, »Monseigneur hat mich hierher gesandt wie auf die Wildenmission; doch, wie ich die Ehre hatte, ihm zu sagen, sind Frankreichs Wilde unzugänglich. Sie haben es sich zum Gesetz gemacht, nicht auf uns zu hören, während man die Wilden Amerikas interessieren kann.«
»Man hilft mir noch ein bißchen, Herr Pfarrer; wenn ich aber in Ihre Kirche ginge, würde man mir um keinen Preis mehr helfen, man würde mir was um die Ohren schlagen.«
»Die Religion müßte damit beginnen, ihm Beinkleider zu geben, mein lieber Abbé,« sagte Blondet. »Fangen Sie bei Ihren Missionen nicht damit an, die Wilden zu ködern?«
»Er würde seine Kleider bald verkauft haben,« antwortete Abbé Brossette mit gesenkter Stimme; »und ich habe keinen Gehalt, welcher mir erlaubt, einen solchen Handel zu treiben.«
»Der Herr Pfarrer hat recht,« sagte der General, indem er Mouche musterte.
Des kleinen Jungen Politik bestand darin, anscheinend nichts von dem zu verstehen, was man sagte, wenn man ihm gegenüber im Rechte war.
»Die Klugheit des kleinen Schelms beweist Ihnen, daß er Gut von Böse zu unterscheiden weiß,« fuhr der General fort. »Er steht im Alter, wo er arbeiten könnte, und denkt nur daran, ungestraft Delikte zu begehen. Er ist den Waldhütern sehr bekannt. Ehe ich Maire wurde, wußte er schon, daß ein Eigentümer, der Zeuge eines auf seinen Ländereien begangenen Deliktes ist, kein Protokoll aufnehmen kann; er blieb in frecher Weise mit seinen Kühen in meinen Wiesen, ohne hinauszugehen, wenn er mich erblickte, während er sich jetzt salviert.«
»Ach, das ist schlecht gehandelt,« sagte die Gräfin. »Man darf das Gut anderer Leute nicht anrühren, mein kleiner Freund.«
»Man muß essen, Madame; mein Großvater gibt mir mehr Prügel als Brot, und Ohrfeigen machen den Magen nicht satt. Wenn die Kühe Milch haben, melke ich mir etwas davon ab, das gibt mir Kraft. Ist der gnädige Herr denn so arm, daß er mich nicht ein bißchen von seinem Grase trinken lassen kann?«
»Er hat heute vielleicht noch nichts gegessen,« sagte die Gräfin, von solch tiefem Unglück bewegt. »Geben Sie ihm also Brot und diesen Geflügelrest; kurz, er soll frühstücken! . . .« fügte sie, den Kammerdiener anblickend, hinzu. »Wo schläfst du?«
»Ueberall, wo man uns im Winter duldet, und bei warmem Wetter unter dem Sternhimmel.«
»Wie alt bist du?«
»Zwölf Jahre.«
»Da ist's ja noch Zeit, ihn auf den guten Weg zu bringen,« sagte die Gräfin zu ihrem Ehemann.
»Das gibt einen Soldaten,« sagte der General rauh, »er ist gut vorbereitet. Ich hab' ebensoviel wie er gelitten, ich, und stehe jetzt hier!«
»Verzeihung, General, ich bin noch nicht angegeben worden,« sagte das Kind, »ich werde nicht losen. Meine arme Mutter, die Mädchen war, ist auf dem Felde niedergekommen. Ich bin ein Sohn der Erde, wie mein Großpap' sagt. Mam' hat mich vor dem Militär gerettet. Ich nenne mich weder Mouche noch sonstwie. Großpap' hat mir meine Vorteile gut beigebracht, ich bin nicht eingeschrieben in die Papiere der Regierung und wenn ich ins Musterungsalter komme, mache ich meine Rundreise durch Frankreich. Mich soll man nicht erwischen.«
»Liebst du ihn, deinen Großvater?« fragte die Gräfin, die in diesem zwölfjährigen Herzen gern lesen wollte.
»Er gibt mir Ohrfeigen, wenn's ihm paßt; aber, was wollen Sie? Er ist so unterhaltend! Ein so guter Kerl! Und dann sagt er, daß er sich dafür bezahlt mache, mir Lesen und Schreiben beigebracht zu haben.«
»Du kannst lesen?«
»Aber ja, Herr Graf, und die feine Schrift dazu! Das stimmt ebensogenau, wie daß wir eine Otter haben.«
»Was steht da?« sagte der Graf, indem er ihm die Zeitung hinhielt.
»Das Ta-ge-blatt,« antwortete Mouche und machte nur drei Pausen.
Alle Welt, selbst der Abbé Brossette fing an zu lachen.
»Ach, Donner ja, Sie lassen mich die Zeitung lesen,« schrie Mouche erbittert. »Mein Großpap' sagt, die wären nur für die Reichen da, und man erführe später doch immer, was drinnen stände.«
»Das Kind hat recht, General; das macht mir Lust, meinen Sieger von heute früh wiederzusehen,« sagte Blondet, »seine Mystifikation war, wie ich sehe, ausgetüftelt!«
Mouche begriff erstaunlich gut, daß er für die Lustbarkeiten der Bourgeois posiere; Vater Fourchons Schüler war seines Meisters also würdig: er fing zu weinen an.
»Wie können Sie ein Kind aufziehen, das barfuß geht?« fragte die Gräfin.
»Und er findet es ganz simpel, daß sein Großvater sich für seine Erziehungskosten durch Klapse schadlos hält?« fragte Blondet.
»Sag', mein armer Kleiner, habt ihr eine Otter gefangen?« sagte die Gräfin.
»Ja, Madame, das ist so wahr, wie Sie die schönste Frau sind, die ich sah und je sehen werde,« antwortete das Kind, seine Tränen wegwischend.
»So zeig die Otter doch,« sagte der General.
»Oh, Herr Graf, mein Großpap' hat sie versteckt; aber sie zappelte noch, als wir bei unserer Seilerei waren . . . Sie können ja meinen Großpap' kommen lassen, denn er will sie selber verkaufen.«
»Führen Sie ihn ins Dienerzimmer,« sagte die Gräfin zu François; »er mag dort frühstücken, während er auf Vater Fourchon wartet, den Sie von Charles holen lassen sollen. Sehen Sie zu, daß Sie Schuhe, ein Beinkleid und eine Jacke für das Kind auftreiben. Wer nackt hierher kommt, soll bekleidet fortgehen . . .«
»Gott segne Sie, meine liebe gnädige Frau!« sagte Mouche im Weggehen. »Der Herr Pfarrer kann sicher sein, daß ich, wenn ich nach Hause komme, die Sachen für die Feiertage aufheben werde!«
Émile und Madame de Montcornet sahen sich, erstaunt über solche Bemerkung, an und schienen dem Pfarrer mit einem Augenwink zu sagen: »Er ist nicht so dumm!«
»Wahrlich, Madame,« sagte der Pfarrer, als das Kind nicht mehr da war, »man darf mit dem Unglück nicht abrechnen. Ich denke, es hat verborgene Ursachen, deren Beurteilung nur Gott allein zusteht, oft verhängnisvolle physische Ursachen und moralische Gründe, die sich aus dem Charakter ergeben und durch Veranlagungen hervorgerufen werden, welche wir anklagen und die zuweilen die Resultate von Eigenschaften bilden, die zum Unglück für die Gesellschaft aussichtslos sind. Die auf den Schlachtfeldern vollführten Wundertaten haben uns gelehrt, daß die übelsten Kerle sich in Helden verwandeln können . . . Hier aber befinden Sie sich in exzeptionellen Umständen, und wenn Ihre Wohltätigkeit nicht Hand in Hand mit der Ueberlegung geht, laufen Sie Gefahr, Ihre Feinde zu besolden . . .«
»Unsere Feinde?« rief die Gräfin.
»Grausame Feinde,« wiederholte der General ernst.
»Vater Fourchon bildet mit seinem Schwiegersohne Tonsard,« fuhr der Pfarrer fort, »die ganze Intelligenz des niederen Volks im Tale; man fragt sie in den geringfügigsten Dingen um Rat. Die Leute hier sind von einem unglaublichen Machiavellismus. Sie müssen wissen, daß zehn in einer Schenke vereinigte Bauern die Münze eines großen Politikers sind . . .«
In diesem Augenblick meldete François Monsieur Sibilet an.
»Das ist der Finanzminister,« sagte der General lächelnd, »lassen Sie ihn eintreten. – Er wird Ihnen den Ernst der Lage auseinandersetzen.«
»Um so lieber, als er ihn Ihnen kaum gern verheimlicht,« sagte der Pfarrer ganz leise.
Blondet erblickte nun eine Persönlichkeit, von der er seit seiner Ankunft sprechen hörte, und die er kennenzulernen wünschte: den Verwalter von Les Aigues.
Er sah einen etwa dreißigjährigen Mann von mittlerer Figur, sauertöpfischer Miene, und widerwärtigem Gesichte, dem das Lachen schlecht stand. Die Augen von einem schillernden Grün unter einer sorgenvollen Stirne flohen einander und verbargen so die Gedanken. Sibilet, der in einen braunen Oberrock, schwarze Hose und Weste gekleidet war, trug lange, schlichte Haare, was ihm ein klerikales Aussehen verlieh. Das Beinkleid verbarg seine krummen Beine nur recht unvollkommen. Obwohl seine bleiche Gesichtsfarbe und seine schlaffen Fleischmassen den Glauben an eine kränkliche Konstitution erwecken mochten, war Sibilet robust. Der Ton seiner etwas klanglosen Stimme stand in Uebereinstimmung mit diesem wenig schmeichelhaften Ensemble.
Blondet wechselte heimlich einen Blick mit Abbé Brossette, und der Augenwink, mit dem der junge Priester antwortete, lehrte den Journalisten, daß sein Verdacht auf den Verwalter beim Pfarrer eine Gewißheit war.
»Haben Sie nicht veranschlagt, mein lieber Sibilet,« sagte der General, »daß uns die Bauern den vierten Teil unserer Einkünfte stehlen?«
»Sehr viel mehr, Herr Graf,« antwortete der Verwalter.
»Ihre Armen streichen mehr von Ihnen ein, als der Staat Ihnen abverlangt. Ein kleiner Schelm wie Mouche stoppelt täglich seine zwei Scheffel; und die alten Weiber, von denen Sie meinen könnten, daß sie im Sterben lägen, sind zur Stoppelzeit von einer erstaunlichen Schnelligkeit, Gesundheit und Jugend. – Sie können Zeuge von diesem Phänomen sein,« sagte Sibilet, sich an Blondet wendend, »denn in sechs Tagen soll die durch die Regen des Julimonats hinausgeschobene Ernte anfangen . . . Roggen soll nächste Woche gemäht werden . . . Man dürfte nur mit einem, vom Gemeindevorstand ausgefertigten Armutszeugnisse stoppeln; und vor allem dürften die Gemeinden auf ihren Gebieten nur ihre Bedürftigen Aehren lesen lassen, aber die Gemeinden eines Bezirks stoppeln bei den anderen und umgekehrt ohne Zertifikat. Wenn wir sechzig Arme in der Gemeinde haben, so finden sich vierzig Nichtstuer hinzu. Kurz, selbst angestellte Leute verlassen ihre Beschäftigungen, um zu stoppeln und Nachlese zu halten. All diese Leute ernten hier dreihundert Scheffel täglich; da die Ernte vierzehn Tage dauert, so nehmen sie im Bezirke viertausendfünfhundert Scheffel fort. So stellt die Aehrenleserei mehr als den Zehent dar. Was die widerrechtliche Weidenutzung anlangt, so wird durch sie etwa der sechste Teil von unserer Heuproduktion verzettelt. Was die Wälder betrifft, der Schaden läßt sich nicht schätzen; man ist so weit gegangen, sechsjährige Bäume abzuschneiden . . . Die Schäden, die Sie erleiden, Herr Graf, belaufen sich auf zwanzig und einige tausend Franken im Jahr.«
»Nun, Madame,« sagte der General zur Gräfin, »da hören Sie es!«
»Ist das nicht übertrieben?« fragte Madame de Montcornet.
»Nein, leider nicht, Madame,« entgegnete der Pfarrer. »Der arme Vater Niseron, der Alte mit dem schneeweißen Kopfe, der trotz seiner republikanischen Meinungen das Amt des Glöckners, des Küsters, Totengräbers, Sakristans und Kantors versieht, kurz, der Großvater der kleinen Geneviève, die Sie bei Madame Michaud untergebracht haben . . .«
»Die Péchina,« sagte, den Abbé unterbrechend, Sibilet.
»Wie, die Péchina?« fragte die Gräfin. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Als Sie, Frau Gräfin, Geneviève in einer so erbärmlichen Lage auf dem Wege angetroffen, haben Sie auf Italienisch ›Piccina‹ gerufen. Dies Wort, das ihr Spitzname geworden ist, hat man so korrumpiert, daß ihr Schützling heute in der ganzen Gemeinde die ›Péchina‹ heißt, sagte der Pfarrer. »Das arme Kind ist das einzige, das mit Madame Michaud und Madame Sibilet in die Kirche kommt.«
»Und das bekommt ihr nicht sehr gut,« sagte der Verwalter, »man mißhandelt sie und wirft ihr ihre Frömmigkeit vor.«
»Und nun, dieser arme siebzigjährige Greis, sammelt – übrigens in anständiger Weise – fast anderthalb Scheffel täglich,« fuhr der Pfarrer fort; »aber die Redlichkeit seiner Ansichten verbietet ihm, seine gestoppelten Aehren, wie es alle anderen tun, zu verkaufen, er hebt sie für seine Nahrung auf. Mir zuliebe mahlt Monsieur Langlumé, Ihr Beigeordneter, ihm sein Korn gratis und meine Magd bäckt ihm sein Brot mit meinem zusammen.«
»Ich hatte meinen kleinen Schützling ganz vergessen,« sagte die Gräfin, die Sibilets Wort erschreckt hatte.
»Ihre Ankunft hier«, fuhr sie, Blondet anblickend, fort, »hat mir den Kopf verdreht. Nach dem Frühstück aber wollen wir zusammen nach dem Avonnetor gehen, ich will Ihnen eine jener Frauengestalten, wie sie die Maler des XV. Jahrhunderts erfanden, lebend zeigen!«
In diesem Augenblick ließ der von François geführte Vater Fourchon das Geräusch seiner zerbrochenen Holzschuhe vernehmen, welche er vor die Türe des Dienerzimmers hinstellte. Auf ein Kopfnicken der Gräfin zu François hin, der ihn anmeldete, zeigte sich Vater Fourchon in Gefolgschaft des mit vollen Backen kauenden Mouche, in der Hand seine Otter haltend, die mit ihren gelben Pfoten, die sternförmig wie die der Schwimmvögel waren, an einem Bindfaden hing. Er warf auf die vier am Tische sitzenden Herren und auf Sibilet jenen Blick, der Mißtrauen und Servilität ausdrückt und dem Bauer als Schleier dient; dann schwang er das Amphibium mit triumphierender Miene.
»Da ist sie,« rief er, sich Blondet zuwendend.
»Meine Otter,« wandte der Pariser ein, »denn ich habe sie teuer erstanden.«
»Oh, mein lieber Herr,« antwortete Vater Fourchon, »Ihre ist ausgekniffen! Sie ist zu dieser Stunde in ihrem Loch, aus dem sie nicht wieder hat hervorkommen wollen, denn es war ein Weibchen; während das hier das Männchen ist! . . . Mouche hat es von weitem kommen sehen, als Sie fortgegangen waren. So wahr, wie der Herr Graf sich mit seinen Kürassieren bei Waterloo rühmlich hervorgetan hat, gehört die Otter mir, wie Les Aigues dem gnädigen Herrn General gehören . . . Doch für zwanzig Franken gehört die Otter Ihnen, oder ich bringe sie unserem Unterpräfekten. Wenn Monsieur Gourdon sie zu teuer findet, werde ich Ihnen, Herr Pariser, – da wir sie ja heute früh zusammen gejagt haben –, den Vorzug schenken; das bin ich Ihnen schuldig!«
»Zwanzig Franken?« sagte Blondet, »das kann man auf gut Französisch nicht den Vorzug schenken nennen.«
»Ach, mein lieber Herr,« rief der Alte, »ich kann so wenig Französisch, daß ich, wenn Sie wollen, sie auf burgundisch verlangen werde; wenn ich sie nur kriege, ist mir alles gleich, dann werde ich auch lateinisch reden: latinus, latina, latinum! Uebrigens haben Sie sie mir heute morgen versprochen. Meine Kinder haben mir außerdem Ihr Geld bereits weggenommen, und darüber hab' ich beim Kommen geweint. Fragen Sie Charles . . . Ich will sie für zehn Franken nicht ins Unglück bringen und ihre Missetaten vors Gericht zerren. Sowie ich nur einige Sous besitze, stehlen sie sie mir, indem sie mich trinken lassen . . . Es ist hart, dazu gezwungen zu sein, sein Glas Wein anderswo als bei seiner Tochter zu trinken! Das aber sind die Kinder von heute! Das haben wir durch die Revolution gewonnen; es gibt nur noch was für die Kinder, die Väter hat man unterdrückt! Ach, ich erziehe Mouche ganz anders: er liebt mich, der kleine Schelm,« sagte er und versetzte seinem Enkel einen kleinen Klaps.
»Es scheint mir, daß Ihr, ganz wie die anderen, einen kleinen Dieb aus ihm macht,« sagte Sibilet, »denn er geht niemals zu Bett, ohne nicht ein Vergehen auf dem Gewissen zu haben.«
»Ach, Monsieur Sibilet, er hat ein ruhigeres Gewissen als Sie . . . Armes Kind! Was nimmt er denn? Ein bißchen Gras; das ist besser, als einem Menschen die Kehle zudrücken! Donnerwetter, er versteht sich nicht wie Ihr auf die mathematischen Wissenschaften; er kennt die Substraktion, Addition und Multiplikation noch nicht . . . Ihr tut viel Böses, geht. Ihr sagt, daß wir Räuberhaufen wären; und Ihr seid die Ursache des Zwistes zwischen unserem Herrn und uns jetzt. Der ist ein braver Mann und wir, wir sind auch brave Leute . . . Und es gibt kein braveres Land als dieses. Laßt doch sehen! Haben wir Renten? Geht man nicht beinahe nackt, und Mouche auch? Wir schlafen in schönen Betten, die alle Morgen vom Tau gewaschen werden, und wenn man uns nicht die Luft neidet, die wir atmen, und die Sonnenstrahlen, die wir trinken, so seh' ich nicht, was man uns kann wegnehmen wollen! . . . Die Bourgeois stehlen im Kaminwinkel, das bringt mehr ein, als zu sammeln, was in den Waldwinkeln liegt. Es gibt weder Waldwächter noch Flurschützen zu Pferde für Monsieur Gaubertin, der nackt wie ein Wurm hierher gekommen ist und jetzt zwei Millionen hat! Es läßt sich bald: ›Diebe!‹ rufen. Fünfzehn Jahre ist's her, daß Vater Guerbet, der Lehrer von Soulanges, nachts aus unseren Dörfern mit seiner Kasse auskniff, und man hat ihm noch keine zwei Pfennige abverlangt. So handelt man nicht in einem Lande von lauter Dieben. Der Diebstahl macht uns nicht grade fett. Zeigt mir doch, wer von uns oder von euch Bourgeois was hat, um vom Nichtstun leben zu können?« –
»Wenn Sie gearbeitet hätten, würden Sie Renten haben,« sagte der Pfarrer. »Gott segnet die Arbeit.«
»Ich will Sie nicht Lügen strafen, Herr Abbé, denn Sie sind gelehrter als ich, und Sie können mir vielleicht folgende Sache erklären. Ich hier, nicht wahr? ich bin ein Faulpelz, der Nichtstuer, der Trunkenbold, der Taugenichts Vater Fourchon, der Erziehung mitgekriegt hat, der Pächter gewesen und der ins Unglück geraten ist und sich nicht wieder herausgerappelt hat! Schön; welcher Unterschied besteht denn zwischen mir und jenem braven, jenem ehrenwerten Vater Niseron, einem Winzer von siebzig Jahren; – denn er steht ja in meinem Alter –, der sechzig Jahre lang die Erde gehackt hat, der tagtäglich vor Sonnenaufgang aufgestanden ist, um an die Arbeit zu gehen, der sich einen eisernen Körper erworben hat und eine schöne Seele dazu? Ich sehe ihn genau so arm wie mich. Die Péchina, seine Enkelin, steht bei Madame Michaud in Dienst, während mein kleiner Mouche frei wie die Luft ist! Der arme Biedermann ist für seine Tugenden also in gleicher Weise belohnt worden, wie ich für mein Laster bestraft? Er weiß nicht, wie ein Glas Wein aussieht, ist mäßig wie ein Apostel und scharrt die Toten ein; und ich, ich lasse die Lebenden tanzen. Er ist von der schwarzen Kuh getreten worden und ich, ich habe herumgesoffen wie eine lustige Teufelskreatur. Beide sind wir alt geworden, wir haben denselben Schnee auf dem Kopfe, dasselbe Haben in unseren Taschen, und ich mache ihm den Strick, damit er die Glocke läuten kann. Er ist Republikaner, ich bin nicht mal Republikaner. Das ist alles. Mag der Bauer vom Recht- oder nach Ihrer Meinung vom Schlechttun leben, so marschiert er aus dem Leben ab, wie er hineingekommen ist: in Lumpen, und Sie in schöner Leinewand!«
Kein Mensch unterbrach den Vater Fourchon, der seine Beredsamkeit scheinbar dem getrunknen Weine verdankte. Erst hatte Sibilet ihm das Wort abschneiden wollen, aber eine Geste Blondets machte den Verwalter stumm.
Der Pfarrer, der General und die Gräfin verstanden aus den Blicken, die ihnen der Schriftsteller zuwarf, daß er die Frage des Pauperismus nach dem Leben studieren und sich vielleicht an Vater Fourchon rächen wollte.
»Und wie bewerkstelligt Ihr Mouches Erziehung? Was tut Ihr, um ihn besser zu machen als Eure Töchter?« fragte Blondet.
»Betet er denn nicht zu Gott?« sagte der Pfarrer.
»Oh, nein, nein, Herr Pfarrer! Ich sage ihm nicht, daß er Gott fürchten solle, sondern die Menschen! Gott ist gut und hat uns laut Ihresgleichen das Königreich im Himmel versprochen, da die Reichen das der Erde inne haben. Ich sage ihm: ›Mouche, fürchte dich vorm Gefängnis! Daraus wird man entlassen, um aufs Schafott zu steigen. Stiehl nichts, laß dir schenken! Der Diebstahl führt zum Totschlag und der Totschlag ruft die Justiz der Menschen. Und vor dem Rasiermesser der Justiz, davor muß man Bange haben, es schützt den Schlaf der Reichen vor der Schlaflosigkeit der Armen. Lerne ja lesen. Mit Bildung wirst du Mittel und Wege finden, vor dem Gesetze sicher Geld aufzuhäufen, wie der feine Monsieur Gaubertin. Du wirst Verwalter werden, was? wie Monsieur Sibilet, den der Herr Graf seine Rationen nehmen läßt . . . Das Beste ist, bei den Reichen zu sitzen, unter ihren Tisch fallen Brosamen! Das nenne ich eine feine Erziehung und eine solide. Auch steht mein kleiner Bursche dann stets auf Seiten des Gesetzes. Er wird ein guter Kerl werden und für mich sorgen.«
»Und was wollt Ihr aus ihm machen?«
»Zu Anfang einen Diener,« antwortete Fourchon, »weil er, wenn er die Herren aus der Nähe sieht, gut weiterkommen wird, sehen Sie! Das gute Beispiel wird ihn, wenn er dem Gesetze nachkommt, sein Glück machen lassen, wie euch andern! . . . Wenn der Herr Graf ihn in seine Ställe stecken wollte, um Pferde striegeln zu lernen, würde der kleine Junge recht zufrieden sein . . . falls er, wenn er sich vor den Menschen fürchtet, die Tiere nicht fürchtet.«
»Ihr besitzt Verstand, Vater Fourchon,« entgegnete Blondet, »Ihr wißt genau, was Ihr sagt und Ihr sprecht nicht ohne Vernunft.«
»O du meine Güte! Wenn, dann ist meine Vernunft im Grand-I-Vert mit meinen beiden Hundertsousstücken.«
»Wie hat ein Mann wie Ihr ins Unglück geraten können? Denn nach der gegenwärtigen Lage der Dinge hat ein Bauer sich sein Unglück nur selber zuzuschreiben; er ist frei, er kann reich werden. Es ist nicht mehr wie früher. Wenn der Bauer sich einen Sparpfennig zu ersparen weiß, findet er Land zu kaufen, er kann's erwerben, er ist sein eigener Herr!«
»Ich habe die alte Zeit gesehen und ich sehe die neue, mein kluger Herr,« antwortete Fourchon; »das Schild ist geändert worden, der Wein aber ist immer noch derselbe! Heute ist nur der jüngere Bruder von gestern! Gehen Sie, setzen Sie das in Ihre Zeitung! Sind wir denn befreit? Wir gehören immer noch zum selben Dorfe, und der gnädige Herr ist immer da: heran an die Arbeit . . . Die Hacke, die unser einzig Hab und Gut bildet, ist nie aus unseren Händen gekommen. Sei es für einen Herrn oder für die Steuer, die den Hauptteil unseres Habens nimmt, wir müssen unser Leben stets im Schweiß vertun . . .«
»Aber Ihr könnt einen Beruf wählen, das Glück anderswo versuchen,« sagte Blondet.
»Sie sprechen davon, ich sollte das Glück suchen? . . . Wohin sollte ich denn gehen? Um aus meinem Bezirk hinauszukommen, hab' ich einen Paß nötig, der vierzig Sous kostet! Seit vierzig Jahren habe ich kein Lumpending von vierzig Sous in meiner Tasche mit einem Nachbar plaudern hören: Um seines Wegs zu gehen, muß man ebenso viele Taler haben wie man Dörfer findet, und es gibt nicht viele Fourchons, die besitzen, womit sie sechs Dörfer besuchen können! Nur die Konskription holt uns aus unseren Gemeinden. Und zu was dient uns die Armee? Um den Obersten von den Soldaten leben zu lassen, wie der Bourgeois vom Bauern lebt. Kann man auf hundert Obersten einen rechnen, der aus unserem Schoße hervorgegangen ist? Da geht's zu wie in der Welt, auf hundert, die in die Patsche geraten, kommt einer, der reich wird. Warum geraten sie in die Patsche? . . . Gott weiß es und die Wucherer ebenfalls. Das Beste ist also für uns, wenn wir in unseren Gemeinden bleiben, wo wir wie Hammel durch die Macht der Verhältnisse eingepfercht sind, wie wir es durch die Lehnsherren waren. Und ich schere mich den Teufel um das, was mich da festnagelt! Festgenagelt durch das Gesetz der Notwendigkeit, festgenagelt durch das der Lehnsherrschaft ist man stets für immer verurteilt, das Land zu bearbeiten. Da, wo wir sind, ackern wir den Boden, graben wir ihn um, düngen wir ihn und bearbeiten wir ihn für Euch, die Ihr reich geboren seid, wie wir arm geboren sind . . . Leute von uns, die hochkommen, sind nicht so zahlreich wie die von Euresgleichen, die herunterpurzeln . . . Wir wissen das wohl, wenn wir auch nicht gelehrt sind; man sollte uns doch nicht alle Augenblicke den Prozeß machen. Wir lassen Euch in Ruhe, laßt also uns leben . . . Wenn das so weiter geht, werdet Ihr sonst gezwungen sein, uns in Euren Gefängnissen zu nähren, wo man besser aufgehoben ist, als auf unserm Stroh . . . Ihr wollt die Herren bleiben, wir werden immer Feinde bleiben, heute wie vor dreißig Jahren. Ihr habt alles, wir haben nichts; Ihr könnt doch nicht auch noch unsere Freundschaft verlangen!«
»Das nennt man eine Kriegserklärung,« sagte der General.
»Gnädiger Herr,« entgegnete Fourchon, »als Les Aigues jener armen Madame gehörte, Gott möge sich ihrer Seele in Gnaden annehmen, da sie in ihrer Jugend Schamlosigkeiten gesungen hat, waren wir glücklich. Sie ließ uns ruhig unsere Lebensnotdurft auf ihren Feldern und unser Holz in ihren Wäldern auflesen; sie ist darum nicht ärmer geworden! Und Sie, der Sie zum mindesten ebenso reich sind wie sie, Sie jagen uns nicht mehr und nicht minder wie wilde Tiere fort und zerren die kleinen Leute vors Gericht! Nun, das wird übel ausgehen! Sie werden Ursache zu irgendeinem bösen Streich geben! Eben habe ich Ihren Waldwärter gesehen, den Schwachmatikus Vatel, der eine arme alte Frau eines bißchen Holzes wegen beinahe umgebracht hat. Man wird Sie für einen Volksfeind halten, sich nach Feierabend beim Schwatz gegen Sie erbittern und Sie ebenso wacker verfluchen wie man die verstorbene Madame gesegnet hat! . . . Der Fluch der Armen, gnädiger Herr, äußert sich kräftig! Und er wird stärker als die stärkste Ihrer Eichen werden, und die Eiche liefert den Galgen . . . Niemand hier sagt Ihnen die Wahrheit! Ich erwarte jeden Morgen den Tod, ich wage nichts Großes, wenn ich sie Ihnen noch obendrein gebe, die Wahrheit! . . . Ich, der ich die Bauern an den Festtagen tanzen lasse, indem ich Vermichel im Café de la Paix in Soulanges begleite, höre ihre Gespräche: nun, sie sind schlecht aufgelegt und werden Ihnen den Landaufenthalt verekeln. Wenn Ihr verfluchter Michaud nicht abzieht, wird man Sie zwingen, ihn abziehen zu lassen . . . Dieser Rat und die Otter sind gut zwanzig Franken wert, geht! . . .«
Während der Alte diesen letzten Satz sagte, ließ sich der Schritt eines Mannes vernehmen, und der, den Fourchon so bedrohte, ließ sich sehen, ohne angemeldet zu sein. An dem Blicke, den Michaud dem Wortführer der Armen zuwarf, konnte man leichtlich merken, daß ihm die Drohung zu Ohren gekommen war, und Fourchons ganzer Mut schwand dahin. Dieser Blick wirkte auf den Otternjäger wie der Gendarm auf den Dieb. Fourchon wußte, daß er was auf dem Kerbholz hatte, Michaud schien das Recht zu haben, ihn der Redensarten wegen, die augenscheinlich dazu bestimmt waren, die Bewohner von Les Aigues zu erschrecken, zur Rechenschaft zu ziehen.
»Da ist der Kriegsminister,« sagte der General, indem er sich an Blondet wandte und ihm Michaud zeigte.
»Verzeihen Sie mir, Madame,« sagte der Minister zur Gräfin, »daß ich durch den Salon hereingekommen bin, ohne haben anfragen zu lassen, ob Sie mich empfangen wollen; die Dringlichkeit der Geschäfte jedoch fordert, daß ich mit meinem General spreche.«
Während er sich entschuldigte, beobachtete Michaud Sibilet, dem Fourchons kecke Reden innige Freude bereiteten, die niemand der um den Tisch sitzenden Leute auf seinem Gesichte las, denn Fourchon beschäftigte sie über die Maßen, während Michaud, der aus geheimen Gründen Sibilet ständig beobachtete, von seiner Miene und seiner Haltung überrascht war.
»Er hat seine zwanzig Franken, wie er sagt, wohl verdient, Herr Graf,« rief Sibilet; »die Otter ist nicht teuer! . . .«
»Gib ihm zwanzig Franken,« sagte der General zu seinem Kammerdiener.
»Sie nehmen sie mir also fort?« fragte Blondet den General.
»Ich will sie ausstopfen lassen,« rief der Graf.
»Ach, der liebe Herr da hatte mir das Fell gelassen, gnädiger Herr! . . .« sagte Vater Fourchon.
»Schön,« rief die Gräfin, »Sie sollen also hundert Sous fürs Fell haben; doch verlassen Sie uns . . .«
Der starke und ungewohnte Geruch der beiden Stammgäste der Hauptstraße verpestete den Eßsaal dermaßen, daß Madame de Montcornet, deren zarte Geruchsnerven davon irritiert worden waren, gezwungen gewesen wäre, hinauszugehen, wenn Mouche und Fourchon länger geblieben wären. Dieser Unannehmlichkeit verdankte der Alte seine fünfundzwanzig Franken. Er ging, Michaud immer mit furchtsamer Miene anblickend und unzählige Bücklinge vor ihm machend, fort.
»Was ich zum gnädigen Herrn gesagt habe, Monsieur Michaud,« sagte er zu ihm, »ist zu Ihrem Besten . . .«
»Oder für das der Leute, die Euch bezahlen!« erwiderte Michaud, ihn mit einem tiefen Blicke messend.
»Wenn der Kaffee serviert ist, laßt uns allein,« sagte der General zu seinen Leuten, »und vor allen Dingen macht die Türen zu!«
Blondet, der den Hauptwächter von Les Aigues noch nicht gesehen, hatte, als er ihn anschaute, einen ganz anderen Eindruck als den, welchen Sibilet eben auf ihn gemacht. So tiefe Abneigung der Verwalter einflößte, so hohe Achtung und Vertrauen erweckte Michaud.
Im ersten Augenblick lenkte der Hauptwächter die Aufmerksamkeit durch ein prächtiges Gesicht von einem vollkommenen Oval auf sich, welches fein in den Umrissen war und das die Nase ganz ebenmäßig teilte, eine Regelmäßigkeit, welcher die meisten französischen Gesichter entbehren. Obwohl korrekt gezeichnet, waren alle Züge doch ausdrucksvoll, vielleicht dank einem harmonischen Teint, in dem jene rötlichen Ockertöne vorherrschten, die einen physischen Mut anzeigen. Die hellbraunen, lebhaften und scharfblickenden Augen kargten nicht mit dem Ausdruck der Meinung; sie schauten immer ins Gesicht. Die reine, breite Stirn wurde durch eine Fülle schwarzer Haare noch mehr hervorgehoben. Rechtlichkeit, Entschiedenheit, ein gesundes Selbstvertrauen belebten dies schöne Antlitz, auf welchem das Waffenhandwerk einige Stirnfurchen zurückgelassen hatte. Verdacht und Mißtrauen ließen sich darauf lesen, sobald sie erweckt worden waren. Wie alle für die Elitekavallerie auserlesenen Männer konnte der Wächter mit seiner schönen und noch schlanken Figur für sehr wohlgebaut gelten. Michaud, der seinen Schnurrbart, seinen Backen- und Kinnbart noch trug, erinnerte an den Typ jener martialischen Figuren, welche die Flut von patriotischen Gemälden und Gravüren beinahe ins Lächerliche gezogen hat. Dieser Typ hat den Fehler besessen, in der französischen Armee üblich zu sein; doch haben vielleicht auch die Kontinuität derselben Aufregungen, die Leiden des Bivaks, von denen weder die Großen noch die Kleinen befreit waren, kurz, die für die Anführer wie für die Soldaten gleichen Anstrengungen des Schlachtfelds dazu beigetragen, diese Physiognomie allgemein zu machen. Michaud, der ganz in königsblaues Tuch gekleidet war, trug die schwarzseidene Halsbinde und die Militärstiefel noch, wie er sich auch weiterhin straff militärisch hielt. Die Schultern waren zurückgenommen, die Brust herausgedrückt, wie wenn Michaud noch beim Militär wäre. Das rote Band der Ehrenlegion leuchtete in seinem Knopfloch. Kurz, um diese rein physische Skizze mit einem einzigen Worte nach der moralischen Seite zu vollenden: wenn der Verwalter es seit seinem Dienstantritt nie unterlassen hatte, seinen Patron Herr Graf zu nennen, so hatte Michaud seinen Herrn nie anders als »mein General« genannt.
Abermals wechselte Blondet, indem er auf den Verwalter und den Hauptwächter hinwies, einen Blick mit Abbé Brossette, welcher sagen wollte: »Welch ein Kontrast!« Dann sah er Michaud an und sagte, um zu erfahren ob Charakter, Gedanken und Worte mit einer solchen Statur, Physiognomie und Haltung in vollkommener Uebereinstimmung stünden, zu ihm:
»Mein Gott, ich bin heute früh zeitig ausgegangen und habe Ihre Wächter noch schlafend angetroffen!«
»Um wieviel Uhr?« fragte der alte Militär voller Unruhe.
»Um halb acht.«
Michaud warf einen fast spöttischen Blick auf seinen General.
»Und durch welches Tor ist Monsieur hinausgegangen?« fragte Michaud.
»Durch das Conchestor. Der Wächter betrachtete mich im Hemd vom Fenster aus,« antwortete Blondet.
»Zweifelsohne war Gaillard im Begriff zu Bett zu gehen,« fuhr Michaud fort. »Als Sie mir sagten, Sie waren frühzeitig ausgegangen, glaubte ich, Sie wären bei Tagesanbruch aufgestanden; und da hätte mein Wächter, wenn er dann schon zu Hause gewesen wäre, krank sein müssen; um halb acht aber ging er gerade zu Bett. – Wir sind die Nacht über auf,« fing Michaud nach einer Pause wieder an, indem er so auf einen erstaunten Blick der Gräfin antwortete; »doch immer versagt die Wachsamkeit! Sie haben eben einem Menschen fünfundzwanzig Franken reichen lassen, der grad in aller Seelenruhe die Spuren eines heute morgen bei Ihnen begangenen Diebstahls zu verbergen half. Nun, wir wollen darüber plaudern, wenn Sie fertig sind, mein General, denn man muß zu einem Entschlusse kommen.«
»Immer sind Sie von Ihrem Rechte überzeugt, mein lieber Michaud, und summum jus, summa injuria. Wenn Sie keine Duldung üben, werden Sie sich in die Nesseln setzen,« sagte Sibilet. »Lieb wär's mir gewesen, wenn Sie eben den Vater Fourchon gehört hätten; der Wein hat ihn ein bißchen freimütiger als gewöhnlich reden lassen.«
»Er hat mich erschreckt,« sagte die Gräfin.
»Er hat nichts gesagt, was ich nicht schon seit langem weiß,« antwortete der General.
»Oh, der Schuft war nicht betrunken; er hat nur seine Rolle gespielt; und zu wessen Gunsten? . . . Sie wissen es vielleicht,« fuhr Michaud fort, indem er Sibilet mit dem festen Blick, den er auf ihm ruhen ließ, das Blut in die Wangen trieb.
»O rus!« rief Blondet und schielte nach dem Abbé Brossette.
»Die armen Leute leiden,« sagte die Gräfin, »es liegt etwas Wahres in dem, was uns Fourchon eben zuschrie; denn man kann nicht behaupten, daß er mit uns gesprochen hat.«
»Glauben Sie, Madame,« fuhr Michaud fort, »daß des Kaisers Soldaten vierzehn Jahre lang auf Rosen gebettet waren? Mein General ist Graf, ist Großoffizier der Ehrenlegion und hat Einkünfte zugewiesen bekommen: sehen Sie mich darum eifersüchtig auf ihn, mich, der sich wie er geschlagen hat? Hab' ich Lust, ihm seinen Ruhm streitig zu machen, ihm seine Dotationen zu stehlen und ihm die Ehren zu verweigern, die seinem Range zukommen? Der Bauer muß gehorchen; er muß die Rechtschaffenheit des Soldaten besitzen, seinen Respekt vor den erworbenen Rechten, und auf anständige Weise Offizier zu werden versuchen, durch seiner Hände Arbeit und nicht durch Diebstahl. Pflugschar und Seitengewehr sind Zwillinge. Dem Soldaten steht mehr noch als dem Bauern zu jeder Stunde der Tod vor Augen.«
»Das möchte ich ihnen von der Kanzel aus sagen!« rief der Abbé Brossette.
»Duldung?« fuhr der Hauptwächter, auf Sibilets Herausforderung entgegnend, fort. »Gern würd' ich zehn Prozent Verlust auf den Reingewinnsten von Les Aigues dulden. Wie die Dinge nun aber mal stehen, verlieren Sie dreißig Prozent, mein General; und wenn Monsieur Sibilet prozentualiter an den Einnahmen beteiligt ist, so begreif ich seine Duldung nicht, denn er verzichtet ziemlich leichten Herzens auf tausend oder zwölfhundert Franken im Jahre!«
»Mein lieber Monsieur Michaud,« antwortete Sibilet in einem grämlichen Tone, »ich hab' dem Herrn Grafen gesagt, ich wolle lieber zwölfhundert Franken als mein Leben verlieren. Ueberlegen Sie sich das allen Ernstes; in dieser Hinsicht erspare ich Ihnen keine Ratschläge.«
»Das Leben?« rief die Gräfin, »handelt es sich dabei um jemandes Leben?«
»Wir dürfen hier keine Staatsgeschäfte diskutieren,« sagte der Graf lachend. – »Alles dies zeigt an, Madame, daß Sibilet in seiner Eigenschaft als Finanzmann furchtsam und feige, während mein Kriegsminister tapfer ist und wie sein General nichts fürchtet.«
»Sagen Sie, klug ist, Herr Graf!« rief Sibilet.
»Ei, wir sind hier also wie die Cooperschen Helden in den Wäldern Amerikas, umgeben von den Fallen der Wilden?« fragte Blondet voller Spott.
»Gehen Sie, meine Herren, Ihre Sache ist's, so zu verwalten, daß wir nicht durch das Geräusch des Räderwerks der Verwaltung erschreckt werden,« sagte Madame de Montcornet.
»Ach, vielleicht ist's notwendig, Frau Gräfin, daß Sie genau wissen, was eine der reizenden Hauben, die Sie tragen, hier an Schweißtropfen kostet,« sagte der Pfarrer.
»Nein; ich könnte sonst darauf verzichten wollen, vor einem Zwanzigfrankenstücke Respekt bekommen und geizig werden wie alle Landleute. Und dabei würde ich zuviel verlieren,« erwiderte lachend die Gräfin. – »Nun, mein lieber Abbé, reichen Sie mir den Arm, lassen wir den General bei seinen Ministern und besuchen wir Madame Michaud, der ich seit meiner Ankunft keinen Besuch gemacht habe, am Avonnetor; es ist Zeit, daß ich mich mit meinem kleinen Schützling beschäftige.«
Und die hübsche Frau, die bereits Mouches und Fourchons Lumpen, ihre haßerfüllten Blicke und Sibilets Schreckensreden vergessen hatte, ließ sich Schuhe anziehen und den Hut aufsetzen.
Abbé Brossette und Blondet gehorchten der Aufforderung der Hausherrin, folgten ihr und erwarteten sie auf der Terrasse vor dem Schloß.
»Was halten Sie von alledem?« fragte Blondet den Abbé.
»Ich bin ein Paria; man belauert mich wie einen gemeinsamen Feind; fortgesetzt sehe ich mich gezwungen, die Augen und Ohren der Klugheit offen zu halten, um den Schlingen aus dem Wege zu gehen, die man mir legt, um sich meiner zu entledigen.« sagte der Vikar. »Ich bin – unter uns gesagt – so weit, mich zu fragen, ob sie mich nicht mit einem Büchsenschuß beseitigen werden.«
»Und Sie bleiben?« fragte Blondet.
»Gottes Fahnen verläßt man doch nicht früher als die eines Kaisers!« antwortete der Priester mit einer Einfachheit, die Blondet frappierte.
Der Schriftsteller griff nach des Priesters Hand und drückte sie ihm herzlich.
»Daraus können Sie abnehmen,« fuhr Abbé Brossette fort, »daß ich nichts von dem wissen kann, was sich hier anspinnt. Nichtsdestoweniger scheint es mir, daß der General von dem bedroht wird, was man im Artois und in Belgien den ›bösen Willen‹ nennt!«
Hier werden einige Einzelheiten über den Pfarrer von Blangy notwendig.
Der Abbé, der vierte Sohn einer guten Bürgerfamilie aus Autun, war ein geistvoller Mann, der seine Bäffchen sehr stolz trug. Klein und schmächtig machte er seine armselige Figur durch jene starrköpfige Miene vergessen, die den Burgundern eigentümlich ist. Aus Aufopferung hatte er einen so sekundären Posten angenommen, denn seine religiöse Ueberzeugung wurde verdoppelt durch seine politische Ueberzeugung. Er hatte etwas vom Priester der alten Zeiten an sich; hielt leidenschaftlich zur Kirche und zum Klerus; er sah die Dinge in ihrer Gesamtheit und Egoismus befleckte seinen Ehrgeiz nicht. Seine Devise lautete: dienen, der Kirche und der Monarchie auf dem gefährlichsten Posten dienen; auf der untersten Stufe wie ein Soldat dienen, der sich früher oder später durch sein Verlangen, Gutes zu leisten, und durch seinen Mut zum Generalsposten berufen fühlt. Er fand sich nicht mit seinen Keuschheits-, Armuts- und Gehorsamsgelübden ab, er erfüllte sie wie alle anderen Pflichten seiner Stellung mit jener Einfachheit und Biederkeit, die sichere Anzeichen einer rechtschaffenen Seele sind, welche sich dem Guten durch den Schwung des natürlichen Instinktes sowohl wie durch die Macht und Festigkeit der religiösen Ueberzeugungen gewidmet hat.
Auf den ersten Blick erriet dieser hervorragende Priester Blondets Liebe zur Gräfin; er begriff, daß er einer Troisville und einem monarchistischen Schriftsteller gegenüber sich als geistreicher Mensch zeigen müßte, weil seine Robe stets respektiert werden würde. Fast allabendlich gab er den vierten Mann beim Whist ab. Der Schriftsteller, der Abbé Brossettes Wert anzuerkennen wußte, war ihm so achtungsvoll entgegengekommen, daß sie Sympathie für einander gewonnen hatten, wie es jedem geistreichen Menschen begegnet, der entzückt ist, einen Gevatter oder, wenn ihr wollt, einen Zuhörer zu finden. Jeder Degen liebt seine Scheide.
»Wem aber, Herr Abbé, der Sie durch Ihre Hingebung über Ihrer Stellung stehen, schreiben Sie diesen Stand der Dinge zu?«
»Nach einer so schmeichelhaften Parenthese will ich Ihnen keine Banalitäten sagen,« antwortete lächelnd der Abbé Brossette. »Was hier im Tale vor sich geht, geschieht überall in Frankreich, und hat seinen Grund in der Hoffnung, welche die Bewegung von 1789 den Gemütern der Bauern sozusagen infiltriert hat. Die Revolution hat bestimmte Landesteile mehr aufgewühlt als andere; und dieser Saum von Burgund, der Paris so nahe liegt, ist einer von denen, wo man den Sinn dieser Bewegung für den Triumph des Galliers über den Franken gehalten hat. Historisch genommen stehen die Bauern noch, wo sie am Tage nach der Jacquerie standen; ihre Niederlage ist in ihr Gehirn eingegraben geblieben. Sie erinnern sich nicht mehr des Geschehens, es ist in den Zustand einer instinktiven Idee übergegangen. Diese Idee steckt im Bauernblute, wie die Idee der Ueberlegenheit einstmals im adligen Blute festsaß. Die Revolution von 1789 ist die Vergeltung der Besiegten gewesen. Die Bauern haben den Fuß auf den Besitz des Bodens gestellt, den das Feudalrecht ihnen seit zwölfhundert Jahren untersagte. Daher stammt ihre Liebe zur Erde, die sie so genau unter sich teilen, daß sie noch eine Ackerfurche in zwei Hälften schneiden, was oft die Steuererhebung annulliert; denn der Wert der Besitzung würde nicht genügen, um die Klagekosten für die Beitreibung zu decken.«
»Ihre Starrköpfigkeit, ihr Mißtrauen – wenn Sie wollen – in dieser Beziehung ist derartig, daß es in tausend Bezirken von den dreitausend, aus denen sich das französische Gebiet zusammensetzt, einem reichen Manne unmöglich ist, sich ein Bauerngut zu kaufen,« sagte Blondet, den Abbé unterbrechend. »Die Bauern, die sich ihre Landstückchen untereinander abtreten, gäben sie um keinen Preis und unter keiner Bedingung an einen Bürger ab. Je mehr Geld der Großgrundbesitzer bietet, desto größer wird die vage Unruhe des Bauern. Einzig die Zwangsenteignung läßt das Bauerngut unter das allgemeine Gesetz der Transaktionen wieder zurückkehren. Viele Leute haben diese Tatsache beobachten können und finden den Grund dafür nicht.«
»Der Grund ist folgender,« erwiderte Abbé Brossette, der mit Recht annahm, daß eine Pause bei Blondet einer Frage gleichkäme. »Zwölf Jahrhunderte bedeuten nichts für eine Kaste, welche das historische Schauspiel der Zivilisation niemals von ihrem Hauptgedanken abgelenkt hat, und die noch stolz den Hut mit breiter Krempe und Seideneinfassung ihrer Herrn seit dem Tage beibehält, wo die von ihnen aufgegebene Mode sie von ihr hat Besitz ergreifen lassen. Die Liebe, deren Wurzel bis in die Eingeweide des Volkes taucht, die Liebe, die sich heiß an Napoleon heftete, um deren Geheimnis er, soviel er auch daran glaubte, nicht einmal wußte, und die das Wunder seiner Rückkehr von 1815 zu erklären vermag, stammt einzig aus dieser Idee. In den Augen des Volkes ist Napoleon, der durch seine Million Soldaten unaufhörlich mit dem Volke verbunden ist, noch der aus den Flanken der Revolution hervorgegangene König, der Mann, der ihm den Besitz der Nationalgüter sicherte. Seine Salbung wurde in diesen Gedanken getaucht . . .«
»Einen Gedanken, welchen 1814 unglücklicherweise angetastet hat, und den die Monarchie als heilig ansehen muß,« sagte Blondet lebhaft, »denn das Volk kann beim Throne einen Fürsten finden, dem sein Vater Ludwigs XVI. Kopf als einen Erbschaftswert hinterlassen hat.«
»Da kommt Madame, lassen Sie uns schweigen,« sagte der Abbé Brossette ganz leise. »Fourchon hat ihr Schrecken verursacht; und man muß sie hier im Interesse der Religion, des Throns und des Landes selber erhalten.«
Michaud, der Hauptwächter von Les Aigues, war zweifelsohne des auf Vatels Augen verübten Attentats wegen gekommen. Doch, bevor ich den Beschluß berichte, der im Staatsrat gefaßt werden sollte, erfordert die Kette der Tatsachen die knappe Schilderung der Umstände, unter denen der General Les Aigues gekauft hatte, der schwerwiegenden Gründe, die Sibilet zum Verwalter dieser prachtvollen Besitzung machten, der Ursachen, die Michaud Hauptwächter werden ließen und endlich der vorhergehenden Geschehnisse, welche sowohl die Verfassung der Gemüter als auch die von Sibilet geäußerten Befürchtungen bedingten.
Diese kurze Darstellung wird das Verdienst haben, einige der Hauptdarsteller des Dramas einzuführen, ihre Interessen zu schildern und die Gefahren der Lage, in welcher sich der General Graf de Montcornet damals befand, verständlich zu machen.