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Im Oktober 1881 war ich, der Wiener Universitätsstudent, in den Ausschuß des Lesevereins gewählt worden. Man hatte mich bloß gefragt: Du bist doch schwarzgelb? Ich bejahte, mir kam die Frage dumm vor: ich war ein Österreicher, was kann ein Österreicher anderes sein als natürlich schwarzgelb? Und ich konnte noch kaum glauben, daß es unter österreichischen Studenten wirklich Verräter Österreichs geben sollte. Merkwürdig war aber gar, daß, als ich dann welche von ihnen kennenlernte, sie mir eigentlich gleich sehr gefielen. Ich mußte mir eingestehen, daß die Patrioten, an denen mir schon ihr geschniegeltes und verschnörkeltes Gehaben mißfiel, keine Zuversicht, wenig Mut und offenbar selbst kein ganz gutes Gewissen hatten. Sie führten ihre Sache flau, sie meinten nur, es sei doch schad um Österreich, das, früher einmal, ja wirklich an Ehren und an Siegen reich gewesen, und sie beteuerten, daß, wenn dieses neue Ministerium Taaffe noch lange mit der Unterdrückung der Deutschen und der Duldung der wachsenden tschechischen Frechheiten fortfahren, wenn die Herrschaft der Deutschen über die kleinen kulturlosen Nationen einst im Ernst bedroht scheinen, wenn Österreich aufhören sollte, die deutsche Wacht an der Donau zu sein, daß dann auch sie natürlich sich für das große deutsche Vaterland entscheiden würden. Diese Sache mit den zwei Vaterländern, einem kleinen vorläufigen und einem größeren im Hintergrunde, freute mich gar nicht und ein Patriotismus auf Kündigung, mit Wenn und Aber verklausuliert, nur so lang in Kraft, als er sich rentierte, kam mir etwas schäbig vor; dann lieber gleich gar keinen. Auch liegt es überhaupt nicht in meiner Natur, irgend etwas bedingungsweise zu sein. Wenn man nicht mehr auf jeden Fall an Österreich glauben konnte, warum dann nicht lieber gleich ein Ende gemacht und nicht lieber gleich hinüber? Fragte man so, seufzten die Patrioten: Schöner wär's ja! Sie schienen sich nur noch nicht zu trauen. Da waren die Verräter doch viel strammere Kerls, die verrieten ehrlich, auf die Gefahr hin, verwarnt, bestraft und in ihrem Fortkommen geschädigt zu werden; gerade dieser Gedanke gab ihnen für mich einen besonderen Reiz, vielleicht aus irgendeiner dunklen Erinnerung an den fast ehrfürchtigen Ton, mit dem mein Vater immer von alten Achtundvierzigern sprach, die damals fliehen hatten müssen, wie Hans Kudlich, den ich selber in meiner Kindheit von Angesicht gesehen, als er, die alte Heimat besuchend, auf seiner Fahrt in meiner Vaterstadt von der gesamten Bürgerschaft, den Behörden voran, stürmisch begrüßt worden war, oder Andrassy, der, einst in effigie gehenkt, es dann allmählich doch noch zum Minister gebracht hatte, ja zum Freunde Bismarcks. Auch von Bismarcks gewaltiger, schier alles Menschenmaß überragender Erscheinung fiel ein Strahl auf unsere Verräter, während an unseren Patrioten mit dem besten Willen keinerlei Glanz wahrzunehmen war; wohin ich sah, unser »engeres« Vaterland, wie die Patrioten, schon selber heimlich nach dem weiteren schielend, es nannten, war von einer traurigen Gestalt. Der Name Bismarcks war daheim niemals ohne Verwünschungen ausgesprochen worden; es war der einzige Mensch auf Erden, den mein sanfter Vater gehaßt, ja, verabscheut hat, die guten alten Österreicher konnten ihm nie verzeihen, daß er sich 1866 nicht, wie von unseren Witzblättern angekündigt worden war, mit nassen Fetzen hatte davonjagen lassen, was übrigens meinen Vater nicht abhielt, schon vier Jahre nach Königgrätz auf die Nachricht von Sedan an der Spitze des Turnvereins, dessen Obmann er war, mit Fackeln durch die Stadt Linz zu ziehen. Es war schwer für den Knaben, sich von dem gefeierten bösen Mann, der in den Witzblättern mit seinen einsamen drei Haaren so komisch aussah, ein Bild zu machen. Wenn ich aber jetzt zuweilen einen Satz aus einer seiner Reden in der Zeitung las, da schlug mir das Herz: er war vielleicht ein schlechter Kerl, aber wessen Wort hatte denn in der weiten Welt noch diesen erderschütternden Klang von Erz? Wie wenn Wagner den Siegfried sein Schwert schmieden läßt, war das! Sedan, Bismarck, Richard Wagner hatten sie, da draußen. Und was hatten wir? Hätten wir wenigstens Erinnerungen zu hüten gehabt! Aber wir wußten doch von unserer Geschichte nichts. Wir hörten von den Eltern, hörten von allen Lehrern, hörten überall nur immer wieder, daß der Kaiser Josef, der einzige, der es mit dem Volk gut gemeint hatte, gezwungen worden war, selber noch alles zu widerrufen, und daß dann gleich wieder die tiefe Nacht über Österreich herabgesunken war, bis endlich in unseren Tagen das Bürgerministerium aufging, der rettende Stern: wir fingen offenbar also doch überhaupt jetzt erst an! Wo war denn aber irgendein Mann unter uns, mit dem sich etwas anfangen ließ? Ich hörte nur einen genannt: Schönerer. Was man von dem erzählte, schien wirklich einen ganzen Kerl zu verheißen. Aber der war kein Patriot, der war auch bei den anderen, die Männer, an denen ein junger Mensch eine Freude haben konnte, waren alle bei den anderen, gegen Österreich. Mein Gefühl sprach leise noch immer für Österreich, gar an Tagen, wo mich der Zufall mit der Burgmusik gehen ließ, aber ich glaubte mir nicht verhehlen zu dürfen, daß die bessere Sache, die Österreichs, nur noch von schwachen, unbedeutenden, selber nicht mehr an sie glaubenden Leuten, deren Motive nicht immer unverdächtig waren, geführt wurde, während Kraft und Mut bei den anderen standen. Im Café Scheidl war alles gut österreichisch gewesen, das ließ mich nun, da der Zauber des Café Scheidl von mir wich, erst recht immer trübseliger von Österreich denken. In mir war ein so starkes Verlangen, bewundern, verehren, für etwas schwärmen zu können, aber es fand sich dazu nichts in Österreich.
In meinem ratlosen Ärger schmiß ich zunächst die Philologie weg; Weihnachten 1881 fand mich schon an der juristischen Fakultät. Ich bat meinen geliebten Lehrer Josef Steger um Verzeihung, in einem etwas stürmischen Schreiben, nach seiner gütigen Antwort zu schließen, die, mit den Worten eines alten Kirchenchronisten anhebend:
»Gott warf den Saulum
Mitsamt dem Gaul um
Und machte einen Paulum,«
gelassen dann also fortfährt: »Ihr Urteil über die jetzige Art und Weise, hohe und höchste Philosophie zu betreiben, hat gewiß seine Berechtigung, so jugendkräftig und scharf – νεανικόν ist der platonische Ausdruck im Gorgias – es auch sein mag. Auch ich bin kein Freund dieser ausschließlich grammatisch-kritischen Behandlung der Autoren, wie sie heute, wohl auf allen Universitäten, gang und gäbe oder wenn Sie wollen, Mode geworden ist, so daß Inhalt und Gedankengang fast ganz und gar zurücktritt. Zu meiner Zeit war das nicht so. Und ich sehe in dieser Methode, sobald sie ausschließlich eingehalten wird, auch eine Gefährdung für das Gymnasium. Die Lehramtskandidaten lernen nicht mehr den ganzen Autor kennen … Hier und da mag dann mancher versuchen, die Methoden von der Universität im kleinen und kleinlichsten auf das Gymnasium zu übertragen. Daher vielleicht auch oft der Überdruß und Ekel der Schüler am Latein und Griechischen. Sie sehen also, daß ich Ihnen ob des Wechsels nicht böse bin, obgleich ich, offen gestanden, auf Sie große Hoffnungen gerade in der Philologie setzte. Und da Sie mir versprechen, die griechischen Autoren als Ihre ›Heiligen‹ anzuschauen und tagtäglich aus diesem unerschöpflichen Born Kraft und Frische zu holen, so habe ich auch keine Angst, daß Sie etwa einmal ein verknöcherter und lederner Pandektenhengst werden könnten.« Nein, das tat ich meinem edlen Freund nicht an und warf Gott auch diesen neuen Paulum wieder noch einige Male mitsamt dem Gaul um, mein Versprechen hielt ich, meinen griechischen »Heiligen« bin ich, auch wenn sich mein Leben sonst zuweilen ganz verfinsterte, niemals untreu worden.
Juristen schwänzen ja grundsätzlich. Ich kehrte noch zuweilen zu Benndorf zurück, ich hörte gelegentlich wieder Lorenz von Stein. Bei keinem ward ich festgehalten. Es war damals in Wien nicht Sitte, daß der Lehrer ein persönliches Verhältnis zum Hörer suchte. In Berlin kam ich später zu Wilhelm Scherer und Adolf Wagner ins Haus und selbst mit dem kühlen, schwäbisch vorsichtigen Schmoller fand sich ein behutsamer Verkehr: ich dachte dann oft mit Erbitterung an meine ratlose Wiener Einsamkeit zurück. Man wundert sich oft über die feindselige Stimmung der Provinz gegen Wien. Sie wird nicht besser dadurch, daß gerade den geistigen Führern der Provinz, den Studierten, in ihren alten Tagen noch heiß vor Zorn wird, wenn sie sich der grenzenlosen Einsamkeit ihrer Jugend in der liebenswürdigen, heiteren Kaiserstadt erinnern. Ich habe mich später in Berlin und in Paris nicht eine Stunde so trostlos verlassen gefühlt, wie damals oft wochenlang in Wien. Denn bei der Wiener Liebenswürdigkeit kann man erfrieren. Darum war es auch so falsch, unseren Italienern die Triestiner Universität zu verweigern, an der sie brave Südtiroler geblieben wären: gezwungen, nach Wien zu gehen, wo sich kein Mensch ihrer annahm, hockten sie den ganzen Tag in einem kleinen Café der Alserstraße beisammen und es blieb ihnen vor Heimweh nichts übrig, als Irredentisten zu werden. Die Kaiserstadt hat Irredentismen aller Art geradezu gezüchtet. Wie süß Wien einen reichen Ausländer betören kann, davon läßt es nämlich einen armen Studenten aus der Provinz nichts merken.
Anfangs war ich ein paarmal im Burgtheater. Nach einer Aufführung »Richards des Dritten«, mit Lewinsky, gab ich's auf. Bei meinem unschuldigen, tiefen Respekt vor Wirklichkeiten fiel mir nämlich nicht ein, an der Schönheit dieser Vorstellung zu zweifeln, es stand für mich fest, daß, was man hier sah, höchste Schauspielkunst war. Daraus, daß sie mir mißfiel, schloß ich also nur, daß ich bisher einen ganz falschen Begriff von der Schauspielkunst hatte. Wenn aber Schauspielkunst so war wie das, was ich davon in jenem »Richard« gesehen, interessierte sie mich nicht. Es war ein Irrtum von mir gewesen, ich gab ihn auf, und damit auch den Theaterbesuch überhaupt; und ich glaubte mich dadurch auch von der Versuchung, selber Schauspieler zu werden, geheilt. Sie hatte sich noch immer zu Zeiten wieder leise gemeldet. Aber jetzt, nachdem mein »Irrtum über das Theater aufgeklärt worden, gab ich ihr den Abschied. Einmal bekam ich einen Sitz in die Hofoper geschenkt, zur »Walküre«. Wochenlang blieb ich von dieser Seligkeit betäubt. Es gab also doch mein Theater, das war nicht bloß ein Wahn von mir, nur war mein Begriff offenbar bloß der Musik erreichbar. Und ich hätte heulen mögen, weil ich keine Stimme hatte. Dann fragte mich jemand, ob ich Mitterwurzer schon gesehen, der im Stadttheater gastiere, als Coupeau in »L'Assommoir«. Mitterwurzer? Der hatte sich doch im Burgtheater nicht behaupten können, der war offenbar also noch schlechter. Ich zeigte wenig Lust, ließ mich aber schließlich bereden, mehr des Stückes wegen, Zolas wegen, von dem ich noch nichts gelesen hatte, für den ich aber voreingenommen war, weil über ihn so geschimpft wurde. So ging ich hin und ging dann gleich die ganze Woche jeden Abend wieder hin und den ganzen Tag stand ich in meinem kalten Zimmer vor dem Spiegel, mir Mitterwurzer vorspielend; ich könnte heute noch einem Schauspieler Szene für Szene, jede Stellung, jeden Blick, jeden Ton Mitterwurzers angeben, es gehört zum Stärksten, was ich jemals erlebt. Die Folge war auch, daß ich ein Stück für Mitterwurzer schrieb. Er war, als ich es ihm brachte, sehr lustig und hieß mich in acht Tagen wiederkommen. Ob er es gelesen hat, weiß ich nicht, er forderte mich, als ich wiederkam, nur dringend auf, Stücke zu schreiben, immerfort zu schreiben: nur weiter schreiben, nur nicht aufhören, nicht erst warten, ob es gespielt wird, gleich wieder ein neues schreiben, immer wieder ein neues, das ist die Hauptsache, dann wird eins schon auch einmal gespielt werden, und das ist übrigens unwichtig, aber schreiben, schreiben, zum eigenen Vergnügen schreiben, das ist die Hauptsache! Und schon, bevor ich mich in meiner Seligkeit recht besann, war ich wieder draußen. Als ich aber unten war, rief er mich durchs Fenster an. Mir klopfte das Herz: vielleicht hat er sich's noch rasch überlegt und will doch mein Stück spielen! Er aber rief mir zu: »Lieber Freund, schicken Sie mir doch einen Dienstmann herauf, an der Ecke stehen welche!« Auch einen Dienstmann schicken zu dürfen, beglückte mich tief. Dann aber ging ich heim, schreiben, schreiben, schreiben!
Ich fand an der Universität meinen besten Freund aus dem Untergymnasium wieder. Er lebte schon seit Jahren in Wien, seit der Ernennung seines Vaters zum Beamten an der österreichisch-ungarischen Bank. In seinem Hause, das ein älterer Bruder, eben Leutnant geworden, und zwei wunderschöne Schwestern belebten, ward ich herzlich aufgenommen. Die Beamten der Bank waren gewohnt, mit ihren Familien jeden Monat einen Abend gemeinsam zu begehen, im Tegetthoffsaal. Erst wurde Theater gespielt, dann gegessen, dann getanzt. Das Theaterspielen geschah hauptsächlich einem Herrn Meyer zuliebe, der die Leidenschaft hatte, Stücke zu wählen, zu besetzen und einzustudieren. Die Hauptrollen spielte stets er selbst, ein paar hübsche junge Mädchen fanden sich auch und den Mädchen zuliebe gab sich auch der eine oder andere von den Beamten dazu her, die paar Worte der übrigen, ohnedies meist ganz kleinen und vom Herrn Meyer noch eifersüchtig zusammengestrichenen Rollen auswendig zu lernen. »Der Hut«, ein alter Einakter aus dem Repertoire des Burgtheaters, sollte gespielt werden. Doch es ergab sich eine Schwierigkeit: da kommt nämlich ein dummer Bedienter vor, und die Herren hatten doch alle zu viel Standesgefühl, als daß sich irgendeiner von ihnen so weit erniedrigen hätte wollen, einen Bedienten zu spielen. Herr Meyer war verzweifelt, er lief von Haus zu Haus, bis ihm mein alter Schulkamerad von mir erzählte: »dem Hermann ist das ganz gleich, der spielt euch alles, der spielt auch einen dummen Bedienten!« Mir war's recht, ich hatte nur ganz wenig Text zu lernen, auf den Proben war ich den Anordnungen des aufgeregten Herrn Meyer gehorsam und als der große Abend kam, ließ ich mir vom Friseur des Theaters an der Wien, der ein für alle Mal die Herstellung charakteristischer Masken bei diesen Aufführungen übernommen hatte, das Gesicht zu solcher Dummheit verschmieren, daß schon, als ich erschien, ein stürmisches Lachen mich empfing, das bei jedem Wort noch anschwoll. Das machte mir selber Spaß und es wäre mir leid gewesen, nun nach der Vorschrift meiner Rolle gleich wieder abzugehen, ich improvisierte lieber drauf los, wie mir's einfiel, lief, wenn ich nichts mehr wußte, plötzlich davon, kam unverhofft wieder, mitten in die Szenen der anderen hinein, die sich das, angesteckt von meiner tollen Laune, nicht bloß gern gefallen ließen, sondern auf allen Unsinn, den ich trieb, fröhlich eingingen, das kleine Stück dauerte zweimal so lang, der Beifall dröhnte, jedermann war vergnügt und ich der Held des Abends. Nur der Herr von Meyer hatte zu viel künstlerischen Sinn, um an einer solchen Commedia dell arte Gefallen zu finden, und als ich das nächstemal in »Monsieur Herkules« mit dem alten Schulmeister, den ich da zu spielen hatte, wieder alle möglichen Schindluder trieb, war er kaum mehr fähig, mir seine Mißbilligung zu verbergen. Ich widersprach nicht, aber warum ließ man mich nicht Hamlet oder den Franz Moor spielen? Da hätt ich nicht improvisiert! Um mich zu beschwichtigen, wurde »Der fixe Punkt« aufgeführt, ein von mir verfaßter Einakter, geistreichelnd, wortwitzig, sentimental, Bauernfeld mit Wilbrandt mischend. Und ein anderes Mal wurde mir zugestanden, etwas Episches deklamieren zu dürfen; wenn ich mich recht erinnere, von Coppée. Da langweilten sich die Leute sehr, ich fiel durch, sie ließen mich nur komisch gelten. Nur eine schon eher bejahrte Dame zeigte Verständnis für meinen Ernst und wir trösteten einander.
Die Nachricht, daß in der Haupt- und Residenzstadt, wenn auch nur auf einer Liebhaberbühne, ein Stück von mir aufgeführt worden war, drang sogar bis Linz, in meine Vaterstadt. Intendant des Landschaftlichen Theaters in Linz war damals ein Herr von Wertheimer, aus der Großgrundbesitzerkurie gewählt, ein winziges, zierliches, schüchternes, ängstliches, feines, altes Männchen, dem es zur Leidenschaft, ja förmlich zum Sport geworden war, sich allen Leuten gefällig zu zeigen. Ihm fiel ein, zur Überraschung meines Vaters, seines Kollegen im Landesausschuß, ein Stück von mir aufzuführen. Es hieß »Die Wunderkur«, auch wieder ein Einakter, von französelnder Art. Herr Nasch, der Komiker Laska, der dann später jahrelang Direktor des Marienbader Theaters war, und seine sehr anmutige junge Frau, Julie Laska, gaben die Hauptrollen. Zum erstenmal saß ich auf einer Probe, die Schauspieler behandelten mich, als wäre der junge Fant mit seinen neunzehn Jahren der Regisseur, ich fühlte mich sehr. Und am nächsten Tag ward ich stürmisch gerufen und erschien, mich huldvoll vor meinen Linzern verneigend, die sehr stolz auf mich waren; sie haben sich das seitdem längst abgewöhnt. Mein alter Vater war so gerührt, daß er mir fünf Gulden schenkte; es waren meine ersten Tantiemen. Dies geschah 1883, im Januar oder Februar, genau weiß ich das Datum nicht mehr. Ich kann also nächstes Jahr mein vierzigjähriges Jubiläum als dramatischer Autor begehen.