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Aber es antworten die Freunde: Wenn du schon die Gelegenheit hast, Bilder, die keine sind, es aber prätendieren, Bilder, die man nach heißem Bemühen allenfalls für Andeutungen von Dächern, die im grauen Dunst der großen Stadt verschwimmen, erraten mag, aber nach der Unterschrift dann für eine Dame mit einer Mandoline sich aufschwätzen lassen soll, ernst zu nehmen, so kann man das dem Laien vergeben. Aber lies doch ihre Programme! Sie schwelgen ja in Manifesten! Es handelt sich ja nicht bloß um eine neue Kunst, nein, sie malen eine neue Philosophie, eine neue Religion, den Anbruch des dritten Reichs! Unseren braven, ehrlichen, bescheidenen Impressionismus nennt der närrische Denis eine Epoche der Unwissenheit und des Wahnsinns, aber sie malen die Erlösung der Menschheit! Lies doch nur ihre Apokalypsen! Welcher Schwulst! Welche Verstiegenheit! Welches Hexeneinmaleins! Bist du so verwegen und willst es wagen, uns Herrn Paris von Gütersloh aus dem Prophetischen zu verdeutschen? Man sieht ein Bild, das man nicht versteht, und liest dann einen Text dazu, den man noch weniger versteht. Nachbarin, euer Fläschchen! Ein ehrlicher Maler, wenn er schon nicht malen kann, macht wenigsten kein Evangelium daraus. Oder wirst du vielleicht die Zaubersprüche der Expressionisten auch noch verteidigen?
Nun kann ich ja nicht leugnen, daß es mir auch nicht ganz geheuer ist, wenn Expressionisten theoretisieren; sie reden gern im Nebel. Nichts ist überhaupt gemeingefährlicher als ein Maler, der programmatisch wird. Und selbst wenn, was sich kaum ereignet, das Programm einmal halbwegs zu dem Bilde stimmt, beweist das auch noch nichts, das Programm entsteht doch erst hinterher dazu, der Künstler schafft nicht aus Programmen, sondern will sich durch Programme vielmehr selber sein eigenes Werk erst erklären, vor dem er oft genug selbst genau so betroffen, ja ratlos steht wie die anderen. Wenn aber die Verkündigungen der Expressionisten in Finsternis schwelgen, so können sie sich auf unsere ganze Zeit berufen, die sich überall in dunklen Reden gefällt. Ich weiß nicht, ob sie recht oder unrecht hat. Aber gerade jetzt ist es mir wieder an Buber aufgefallen.