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Ein heller Frühlingstag war aufgegangen. Manna stand in bräutlichem Schleier in ihrem Zimmer bei der Professorin und Claudine; sie sprach kaum ein Wort. Lina brachte den frischen Myrtenkranz; sie war voll Jubel und mußte sich zurückhalten, ihre übermüthige Stimmung zu beherrschen.
Der Major und Professor Einsiedel traten ein und holten Manna zur Trauung ab. Im Musiksaale, den die Gärtner nach der Anordnung Lina's reich geschmückt hatten, harrten ihrer Erich, der Doctor, der Landrichter und Weidmann, der heut zum Zeichen seines Bürgermeister-Amtes die goldene Kette auf der Brust trug. Erich ging Manna entgegen, sie reichte ihm die Hand, er führte sie an den mit Blumen bestellten Tisch, hinter welchem Weidmann wartend stand.
Als Manna ihren Namen schrieb, sank sie fast zusammen: sie schrieb »Manna« und sah sich um und fragte leise:
»Wie soll ich schreiben? Sonnenkamp oder Banfield?«
Sie legte ihr Haupt mit dem Myrtenkranz an die Brust Erichs, der ganze Schmerz ihres Lebens drängte sich in diesen einen Augenblick zusammen.
»Schreibe beide Namen,« sagte Erich leise. »Künftig hast Du den meinen.«
Sie schrieb, dann erhob sie sich und sagte:
»Nun ist das Letzte geschehen. Hier verspreche ich Dir, Erich, nie mehr soll Derartiges mich überwältigen. Mit Dir, mit Deinem Namen beginnt mein neues Leben.«
Weidmann segnete das Paar ein. Er begann mit seinem Satze:
»Ich verstehe nicht, wie die Menschen es fertig bringen, nicht an Gott zu glauben. Ihr seid durch den Allgeist, den wir erkennen, so wundersam zusammengefügt.«
Er legte in kurzen Worten dar, was es heißt, jetzt, auf der Schwelle einer großen weltgeschichtlichen Entscheidung, mit dem Entschlusse, sein Leben dafür einzusetzen, sich zu vereinen.
Erich legte den Trauring an die Hand Manna's.
Dann ging er mit ihr in den Garten, und sie saßen dort an jener Stelle, wo sie sich den ersten Kuß gegeben; um sie her duftete der Frühling und die Nachtigall sang.
Am Mittag fuhren Erich und Manna rheinabwärts.
Es war Abend, als sie mit einander auf der Burgruine saßen und hinab schauten auf das Kloster. Erich erzählte, wie er an jenem Abend, da er Manna zuerst gesehen, hier einsam in einer Herzbewegung gesessen, die er nicht bemeistern konnte. Leise sagte Manna:
»Dort – dort wollte ich bleiben mein Lebenlang, mich opfern zur Sühne für die schwere That. Jetzt bringe ich mehr, unsäglich mehr als Opfergabe. Ich nehme auf mich das schwerste Frauenloos, zu harren und zu warten, ob die Kämpfer lebend heimkehren, oder ob wir sie todt unter erschlagenen Feinden suchen müssen. O Erich, daß ich Dich von dieser Stunde an mein nennen darf, macht mich glückselig, wie es mehr nie ein Menschenkind auf Erden war.«
Sie hatte heute keine Thräne vergossen; jetzt weinte sie. Es gelang Erich, sie zu beruhigen.
Still gingen sie Hand in Hand den Berg hinab. Der Mond stand über dem Rheinthale und glitzerte auf dem Strom und schimmerte auf Baum und Busch, wo die Knospen leise sprangen und die Nachtigall unermüdlich schlug; in Wonne lebte die Welt.