Ernst Moritz Arndt
Gedichte
Ernst Moritz Arndt

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Lieder aus dem Katechismus für den deutschen Wehrmann.

1813.

1.
Trostlied.
        Gott, du bist meine Zuversicht,
Mein Schirm und meine Waffen,
Du hast den heil'gen Trieb nach Licht
Und Recht in mir geschaffen;
Du großer Gott,
In Not und Tod
Ich will an dir mich halten,
Du wirst es wohl verwalten.

Und wenn die schwarze Hölle sich
Mit ihrem Gift ergösse
Und trotziglich und mörderlich
Durch alle Länder stösse,
Gott bleibt mein Mut,
Gott macht es gut
Im Tode und im Leben:
Mein Recht wird oben schweben.

Und wenn die Welt in Finsternis
Und Unheil sich versenkte,
Mir steht das feste Wort gewiß,
Das Ewigkeiten lenkte,
Das alte Wort
Bleibt doch mein Hort:
Wie viel auch Teufel trügen,
Die Guten sollen siegen
.

O großes Wort, o fester Stahl!
O Harnisch sondergleichen!
Was Gott versprach, was Gott befahl,
Das läßt mich nicht erbleichen:
Die stolze Pflicht
Erzittert nicht,
Mag Land und Meer vergehen,
Sie wird mit Gott bestehen.

Drum walt' es Gott, der alles kann,
Der Vater in den Höhen!
Er ist der rechte Held und Mann
Und wird es wohl verstehen.
Wer Gott vertraut,
Hat wohl gebaut
Im Tode und im Leben:
Sein Recht wird oben schweben.

2.
Ein zweites.
        Wann beginnt das Heil zu tagen?
Es braust mit Rossen und mit Wagen
Wild durch die weite Welt der Krieg,
Brandgemalte Teufel scherzen
Mit Menschenrechten, Menschenherzen,
Die schwarze Hölle hat den Sieg.
Sie rufen trotzig aus
In alle Welt hinaus:
Jauchzet! jauchzet! das Heil ist da,
Die Freiheit da,
Der Menschheit ew'ger Friede da
.

Doch die Wahrheit steht und schweiget,
Die stolze Freiheit traur't und zeuget
Des Satans glatten Worten nicht,
Die Ehre fliehet vor der Schande,
Die Treue räumet flugs die Lande,
Sie wohnet nur mit Recht und Pflicht.
Die hohen Zeugen all'
Erklingen lauten Schall:
Nimmer, nimmer war Gottes Reich
Der Hölle gleich,
Ihr Bund heißt Elend, Trug ihr Steig.

Seid gegrüßt, ihr edle Zeugen!
Der höchste Richter wird nicht schweigen,
Der waltend hoch auf Sternen geht,
Der die lichten Himmelskerzen
Entzündet und die Menschenherzen
Mit seines Odems Kraft durchweht.
Er ist der rechte Mann,
Der einzig helfen kann:
Preis dem Mächtigen! Preis dem Hort!
Es steht sein Wort:
Das Gute sieget hier und dort.

Tobe, Satan! sei verwegen!
Vor dieser Macht zersplittern Degen,
Zerspringet diamantner Stahl;
Gott will Recht und Ehre schützen
Und Trug und Bosheit niederblitzen
Mit seiner Rache Donnerstrahl:
Der starke Siegesheld,
Der Erd' und Himmel hält,
Schmettert Schande hinab ins Nichts,
Der Gott des Lichts
Ist nicht ein Gott des Bösewichts.

Darum himmelauf, Gedanken!
Mit Gott, dem Helfer, in die Schranken
Mit Freiheit, Recht und Vaterland!
So ihr's meint mit rechten Treuen
Bläst Gott euch an mit Mut der Leuen
Und stärkt mit Kraft die schwächste Hand!
Der gute fromme Gott,
Er bleibt in Not und Tod.
Fallet nieder und betet an!
Der helfen kann,
Er ficht als Streiter euch voran.

3.
Vor der Schlacht.
        Auf! die Schwerter hell heraus!
Und die Herzen froh gehoben!
Noch steht Gottes Himmelshaus,
Noch schwebt Gottes Rechte oben,
Noch hält Gott das Weltgericht.
Gott ist unsre Zuversicht.

Laßt die Fahnen lustig wehn!
Laßt die Trommeln mutig klingen!
Gott der Herr wird mit uns stehn
Und den Blitz der Rache schwingen,
Gott verläßt die Guten nicht,
Gott ist unsre Zuversicht.

Tobe nur, du Höllenheer!
Wütet, mordet nur, Tyrannen!
Gott verweht wie Sand am Meer
Lug und Trug und Schande dannen.
Gott bestraft den Bösewicht.
Gott ist unsre Zuversicht.

Auf! mit Gott zum Heldenstreit!
Auf für Freiheit, Recht und Ehre!
Daß sich deutsche Redlichkeit,
Daß sich deutsche Treue mehre!
Gott der Tyrannei zerbricht,
Gott ist unsre Zuversicht

Klingt denn, Trommeln! Fahnen weht!
Herzen weht in lichten Flammen!
Für der Freiheit Majestät,
Für das Vaterland zusammen!
Frisch hinein! und zaget nicht!
Gott ist unsre Zuversicht.

4.
Ein anderes.
    Frischauf, ihr deutschen Scharen!
Frischauf zum heil'gen Krieg!
Gott wird sich offenbaren
Im Tode und im Sieg:
Mit Gott, dem Frommen, Starken,
Seid fröhlich und geschwind,
Kämpft für des Landes Marken,
Für Eltern, Weib und Kind.

Frischauf! Ihr tragt das Zeichen
Des Heils an eurem Hut.
Dem muß die Hölle weichen
Und Satans Frevelmut,
Wenn ihr mit treuem Herzen
Und rechtem Glauben denkt,
Für wie viel bittre Schmerzen
Sich Gottes Sohn geschenkt.

Drum auf für deutsche Ehre,
Du tapfres Teutsgeschlecht!
Der beste Schild der Heere
Heißt Vaterland und Recht,
Als schönste Losung klinget
Die Freiheit in das Feld,
Wo sie die Fahne schwinget,
Wird jedes Kind ein Held.

Drum auf, ihr deutschen Scharen!
Frischauf zum heil'gen Krieg!
Gott wird sich offenbaren
Im Tode und im Sieg;
Und wenn die ganze Hölle
Sich gösse über euch,
Ihr spült sie, wie die Welle
Das Sandkorn, weg von euch.

5.
Ein drittes.
      Frischauf, ihr deutschen Brüder!
Frischauf zum heil'gen Streit!
Der Satan drückt uns nieder
Und wütet weit und breit.
Er will die Erdenflur
Zur Schlangenwüste machen,
Mit Tigern und mit Drachen
Verheeren die Natur.

Er will die Freiheit morden
Und brechen jedes Recht,
Der Trug ist Herr geworden,
Es dient der Mut als Knecht,
Die Wahrheit fliehet fern
Vom blutigen Getümmel
Hoch in den lichten Himmel,
Sie klagt es Gott dem Herrn.

Drum auf, ihr deutschen Brüder!
Es hat's der Herr gehört –
Auf! schlagt die Schande nieder,
Die Recht und Licht zerstört!
Auf! waffnet Herz und Hand
Mit alter deutscher Treue!
Daß Redlichkeit sich freue,
Daß zittre Trug und Tand.

Auf mit dem Herrn der Scharen!
Wohlauf in Not und Tod!
Es wird euch wohl bewahren
Der alte, treue Gott;
Von ihm kommt alles her,
Zu ihm geht alles wieder:
Drum zagt nicht, deutsche Brüder!
Gott steht mit euch im Heer.

Gott steht mit euch im Leben,
Gott steht mit euch im Tod;
Will Gott den Arm erheben,
Wo bleibet, was euch droht?
Mit Gott das Schwert zur Hand!
Mit Gott hineingefallen!
Und laßt die Losung schallen:
Gott! Freiheit! Vaterland!

6.
Danklied.
        Auf, danket Gott und betet an
Den Helden aller Helden,
Von dem die Erden ab und an
Und alle Himmel melden;
Auf! werdet heute Ein Gesang!
Auf! klinget heute Einen Klang!
Gott sei allein die Ehre!

Denn trotzig gleich der Meeresflut,
Wann wilde Stürme brausen,
Ergoß sich grimmer Feinde Wut
Mit Schrecken, Angst und Grausen;
Voran zog Hunger, Pest und Tod,
Und durch die Länder ward gedroht:
Wer wagt mit uns zu streiten?

Da ließ der Herr vom Himmelssaal
Die Donnerglocken schallen;
Sie schlug nicht unser Arm und Stahl,
Sie sind durch Gott gefallen:
Der Held der Helden hat's gethan,
In Staub zerschmettert liegt ihr Wahn,
Ihr Trotz ist stummes Schweigen.

Drum danket Gott und betet an
Den Helden aller Helden,
Und lasset Weib und Kind und Mann
Die hohen Wunder melden,
Drum singet frohen Lobgesang,
Drum klinget lauten Freudenklang:
Gebt unserm Gott die Ehre!

7.
Der Fahnenschwur.
            Hebt das Herz! hebt die Hand!
Schwöret für die große Sache,
Schwört den heil'gen Schwur der Rache!
Schwöret auf das Vaterland!
Schwöret auf den Ruhm der Ahnen,
Auf die deutsche Redlichkeit,
Auf die Freiheit der Germanen,
Auf das Höchste schwöret heut!

Hebt das Herz! hebt die Hand!
Erd' und Himmel soll ihn hören
Unsern hohen Schwur der Ehren,
Unsern Schwur fürs Vaterland.
Glorreich schwebe, stolzes Zeichen,
Das voran im Streite weht!
Keiner soll von hinnen weichen,
Wo sich dies Panier erhöht!

Hebt das Herz! hebt die Hand!
Wehe mutig, edle Fahne!
Daß sich jede Brust ermahne
Für das heil'ge Vaterland!
Mache, stolzes Ehrenzeichen,
Alle Männer ehrenfest,
Daß sie tausendmal erbleichen,
Eh' nur Einer dich verläßt!

Hebt das Herz! hebt die Hand!
Heil uns dieser Ehrenweihe!
Ewig lebe deutsche Treue!
Ewig blühe deutsches Land!
Freiheit, deutsche Freiheit, schwebe
Um die Hütten, um den Thron!
Trug und Lug und Schande bebe!
Und zur Hölle fahre Hohn!

Hebt das Herz! hebt die Hand!
Hebt sie zu der Welten Meister!
Hebt sie zu dem Geist der Geister!
Hebt sie hoch vom Erdentand!
Daß wir's treu und heilig halten
In Gedanken Wort und That.
Gott muß doch zuletzt verwalten,
Was der Mensch beschlossen hat.

8.
Gebet bei der Wehrhaftmachung
eines deutschen Jünglings
.
            Betet, Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Daß sein Herz, sein Eisen heilig werde!
Küsse, Knabe, fröhlich diese Erde,
Denn sie ist der Freiheit heil'ges Land.
Willst du seinen Namen hören?
Glühe bei dem Klang der Ehren!
Deutschland heißt dein Vaterland.

Betet, Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Macht den Klang unsterblich seinen Ohren!
Deutscher Jüngling, frei bist du geboren,
Freiheit sei dein Glanz, dein höchstes Gut!
Ihr sollst du dein ganzes Leben,
Ihr den letzten Atem geben,
Ihr dein bestes Herzensblut!

Betet, Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Und er hat den höchsten Schwur geschworen.
Hier und dort sei ihm das Heil verloren,
Wenn er diese Worte jemals schwächt!
Erd' und Himmel sollen zeugen!
Dienen müßt' er dann dem Feigen
Und erzittern vor dem Knecht!

Betet, Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Schönes Eisen, du, der Freien Freude,
Schmuck der Tapfern, köstlichstes Geschmeide,
Das der Hammer aus Metallen schlug!
Werde, ritterlicher Degen,
Deutschem Lande Ruhm und Segen!
Werde Deutschlands Feinden Fluch!

Betet Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Eisen, könnte Untreu diesen schänden,
Dann empöre dich in seinen Händen,
Stoß in seine Brust geschwindsten Tod!
Dulde nimmer, Schwert der Ehren,
Daß Verräter bei dir schwören;
Dulde nimmer Sklavennot!

Betet, Männer! – denn ein Jüngling kniet –
Steh nun auf, umgürtet mit dem Stahle!
Steh nun auf! Es schaun vom Himmelssaale
Deine Ahnen fröhlich auf dein Fest,
Segnen deine Waffenweihe,
Machen dich für Pflicht und Treue
Ehrenfest und eisenfest.

Betet, Männer, heiligstes Gebet!
Gott im höchsten Himmel gebe Segen
Diesem freien Mann und seinem Degen,
Daß er Blitz in deutschen Schlachten sei!
Gott behüte unsre Lande,
Unsre Seelen vor der Schande!
Gott erhalte Deutschland frei!

 


 


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