Ernst Moritz Arndt
Gedichte
Ernst Moritz Arndt

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Klinglieder.

1810.

1.

              Den tiefen Ernst des Lebens zu verkünden
Winkt, weist und spielt die Allmacht aus Geschichten.
Die Vorwelt einzig darf die Nachwelt richten,
Die Gegenwart tappt taumelnd fort mit Blinden.

Nie mag den Weg zum Sternenlande finden,
Wer nicht, wann Wolken sich für Donner dichten,
Auf Blitzen wagt dahin den Flug zu richten,
Wo Tod und Leben ineinander schwinden.

Drum strebe, Mut, zum alten Götterhügel,
Dem strahlenden der Sonnen, welche gingen,
Dem dämmernden der Sonnen, welche kommen.

Dort steht mein Bild im ungetrübten Spiegel,
Dort tragen mich der Muse Ätherschwingen
Empor ins Land der Tapfern und der Frommen.

2.
Ein Rätsel tritt das Heilige ins Leben,
Ein Rätsel wohnt es in des Busens Gründen;
Es wandelt, wo die Blitze Wolken zünden,
Geahndet kaum dahin im leisen Schweben.

Daß wir die Herzen und die Händ' erheben
Und Unsichtbares brünstiglich verkünden,
Muß alles, was wir irdisch sehn, verschwinden:
Im frei'sten Tode blühet frei'stes Leben.

So fahre hin, du Nichts, du dünner Schemen,
Der Leben heißt, und laß die hohen Bilder
Der ew'gen Liebe auf mit Göttern steigen!

Dich, Braut der Engel, will ich mit mir nehmen
Im Himmelsfluge, denn du leuchtest milder
An Ruh' und Glanz als alle Stern' im Reigen.

3.
Woher, du süßes Bild aus Licht gewoben,
Um das die Schönheit fließet, wie die Sterne
Umfließen jene Burg der blauen Ferne,
Wo Gott die Myriaden Geister loben?

Hast du hieher, mein Engel, dich erhoben,
Daß ich den Himmel schon auf Erden lerne,
Demütig lieb' und hoff' und dulde gerne,
Das heiße Herz sehnsüchtig stets nach oben?

Du winkest mild, wie Himmelsliebe winket,
Und weisest auf die ewig hellen Kerzen
Dort oben, auf die bunten Blumen unten;

Und wie du, Süße, lächelst, sinkt und sinket,
Wie Sterne zu dem Meer, ein Licht zum Herzen,
Und in Entzückung ist das Leid verschwunden.

 


 


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