Armand (Strubberg, Friedrich)
Die Rache des Mestizen
Armand (Strubberg, Friedrich)

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Ein Hoffnungsschimmer?

Dank Eloise aufopfernder Pflege hatte Montclard sich nach wochenlangem Krankenlager wieder erholt. Regelmäßige Wanderungen und Spazierritte kräftigten seinen Körper, und sein Lungenleiden schien sich in dem milden Klima ewigen Frühlings wirklich zu beheben.

Als er von seinem ersten Ausritt heimkam, traf er Eloise im Garten. Er trat auf sie zu und drückte ihre Hand an die Lippen:

»Sie haben schwere Verpflichtungen auf mich geladen, Madam! Nächst Gott habe ich nur Ihnen meine Genesung zu danken. Wie kann ich Ihnen durch die Tat meine tiefgefühlte Erkenntlichkeit beweisen? Ich habe eine Bitte, weiß aber nicht, ob ich sie wagen darf?«

»Wenn ich sie gewähren kann, will ich es gern tun. Es war nur meine Pflicht, Sie zu pflegen, Mister Montclard«, sagte Eloise verlegen.

Montclard zog den Brillantring von seinem Finger.

»So nehmen Sie diesen Ring von mir und bewahren ihn als Andenken an einen Freund, der immer Ihr Schuldner sein wird.«

»Nein, das kann ich nicht annehmen!« Errötend dachte Eloise an Ralphs letzten Brief, in dem er noch einmal auf den Ring hingewiesen hatte.

»Dank verschmähen grenzt nahe an Geringschätzung!«

Montclard ließ die Hand mit dem Ring sinken.

»Nein, nein! Sie mißdeuten meine Weigerung! Ich werde den Ring als teures Andenken an Sie bewahren«, sagte Eloise nun und nahm den Ring.

Seit jenem Tag kam Montclard häufiger mit ihr in Berührung. Er aß mit ihr zusammen und ging ihr, wo sich Gelegenheit bot, bei der Abfertigung der Reisenden hilfreich zur Hand.

Montclard entging natürlich die mißliche Lage nicht, in die Eloise durch die nach und nach ungeduldig werdenden Gläubiger Ralphs geriet.

Eines Abends entschloß sich Montclard offen, mit ihr zu reden. Er stellte ihr vor, daß er ihr sein Leben zu verdanken habe und daß er immer in ihrer Schuld bleiben werde. Sie müsse ihm erlauben, ihr einen Beweis seiner unbegrenzten Dankbarkeit zu geben. Solange drang er in sie, bis sie einen Briefumschlag von ihm in Empfang nahm.

Als sie diesen in ihrem Zimmer öffnete, fand sie tausend Dollar in Banknoten darin. Im ersten Augenblick wollte sie das Geld zurückgeben, aber dann zögerte sie. Wie aufrichtig und herzlich hatte er sie um Annahme dieses Geschenkes gebeten! Er war ein edler Mensch, so zart und anständig in jedem Wort und Blick! Unmöglich konnte sie ihn durch die Rückgabe des Geldes kränken!

Immer häufiger stellte Eloise Vergleiche zwischen Montclard und Ralph an. Wäre Montclard eher in ihr Leben getreten, hätte sie ihn geheiratet, wie glücklich wäre sie geworden!

Die wachsende Zuneigung Eloises zu Montclard konnte auch Soublett nicht entgehen, der regelmäßig mit der vom Norden oder vom Süden kommenden Post im Hotel »Concordia« einkehrte und übernachtete. Die Anspielungen und Anzüglichkeiten, die er sich erlaubte, wurden immer boshafter und deutlicher. Eines Morgens erhob er seine Kaffeetasse und trank auf das Wohl aller Strohwitwen, die sich über die Abwesenheit ihres Gemahls mit Anstand zu trösten wüßten.

»Hinaus! Sofort!« Montclard war aufgesprungen. Höhnisch grinste Soublett, aber da zog Montclard eine Pistole und hielt sie ihm unter die Nase.

»Hinaus!« befahl er drohend. »Und lassen Sie sich nicht wieder hier blicken! Ich werde mich beim Postmeister über Sie beschweren!«

Wütend fuhr Soublett ab. Ein paar Tage später führte ein neuer Kutscher den Postwagen. Soublett war entlassen worden. Er schmiedete wüste Rachepläne gegen Montclard und Eloise. Beim Whisky kam ihm die Eingebung, wie er beide verderben könnte.

In dem Settlement erschien seit einiger Zeit zweimal in der Woche ein Lokalblättchen. Soublett begab sich zu Skinner, dem Schriftleiter, und fragte ihn, ob er schon Näheres vom Tode Ralph Norwoods gehört habe. Ohne Argwohn horchte Skinner ihn aus und erfuhr, was Soublett angeblich in Tallahassee vernommen hatte. Da er keinen Grund hatte, an Soubletts Bericht zu zweifeln, brachte er in der nächsten Nummer seiner Zeitung in großer Aufmachung folgende Nachricht:

»Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wurde vor kurzem unser geschätzter Mitbürger Ralph Norwood, der von der Regierung als Indianeragent zu Unterhandlungen mit den Seminolen geschickt worden war, in Ausübung seiner Pflicht von den Wilden aufs grausamste ermordet. Sein Leichnam ist von Soldaten der Tampa-Bai gebracht worden, wo er bestattet wurde.«

Wie Soublett es erwartet hatte, las Eloise diese Nachricht. Die widerstreitendsten Gefühle durchzuckten sie, aber am stärksten blieb doch der Gedanke, frei zu sein von einem Manne, der sie nicht liebte und dem ihr Glück nichts galt.

»Eloise, Sie sind frei!« sagte Montclard leise mit einem Blick voll überströmender Liebe. »Mein Leben gehört Ihnen, wenn Sie es wollen ...«

Da gab auch sie ihre Zurückhaltung auf und bekannte ihm, was ihr Herz schon lange bewegt hatte.

Tages des Glücks brachen für die beiden an. Montclard beauftragte einen Kaufmann in Tallahassee, ihm die gerichtliche Bescheinigung vom Tode Ralph Norwoods zu besorgen. Bis zu ihrem Eintreffen wollten sie ihr Glück geheimhalten. Dann wollten sie heiraten und den Hotelbetrieb aufgeben, um still für sich zu leben. Der kleine Tom liebte Montclard schon jetzt mehr als den leiblichen Vater, der sich nur wenig um ihn gekümmert hatte.


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