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Wo jetzt auf der Hohen Rhön das Schwarze Moor liegt, erhob sich vor undenklichen Zeiten eine schöne Stadt, die später in die Erde versank, weil die Einwohner ein gottloses, lasterhaftes Leben führten. An Stelle der Stadt breitete sich ein unergründlicher, tiefer schwarzer See aus, der aber nach und nach bis auf einige dunkle Löcher von einer dichten Moordecke überzogen wurde. In der Tiefe des Moores jedoch ist das Leben noch nicht erstorben.
Wenn die Bewohner des versunkenen Ortes nach ihrer Kirche eilen und dort reuevoll um Vergebung beten, dann braust es im Moor gewaltig, und schwarzes, schlammiges Wasser gärt aus dem Boden. Manche, die sich am Rande des Moores niederlegten, um in die Stille der Landschaft zu horchen, haben bisweilen noch die Turmuhr schlagen und die Hähne aus der Tiefe krähen hören.
Nur drei Jungfrauen aus dem versunkenen Ort durften manchmal aus der schlammigen Tiefe des Moores emporkommen. Sie wurden in der Umgegend die Moorjungfern genannt und erschienen regelmäßig beim Kirmestanz in Wüstensachsen. Als sie aber dort einmal über die Zeit zurückgehalten wurden, verließen sie traurig den Tanzplatz, und am andern Morgen war einer der Teiche blutrot gefärbt.
Die Moorjungfern hat seitdem niemand mehr auf der Kirmes gesehen. Sie schweben nur noch zur Nachtzeit mit anderen Bewohnern der versunkenen Stadt als Irrlichter über dem geheimnisvollen Moor.