Sagen aus Hessen
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Der Werwolfsriemen

Bei einem Mann in Ehlen (Habichtswald), der im Verdacht stand, daß er ein Werwolf sei, fand man nach langem vergeblichen Suchen im Keller ein tiefes Loch, darein war ein Faß gesteckt und das Ganze mit einer Steinplatte belegt, so daß es schwer zu entdecken war. Das Faß war ganz voll Fleisch, das der Werwolf gesammelt hatte. Den Werwolf selbst fanden sie nicht. Wie sie nun bei der Familie danach fragten, sagte das jüngste Kind: »Wo mein Vater ist, das weiß ich nicht. Wenn er aber den Riemen umtut, der da an der Wand hängt, dann kann er über die Haustür springen« (d. h. über die Untertüre, die Türen waren geteilt). Einer von den Leuten, die das hörten, bekam Lust nach dem Riemen und schnallte ihn sich um den Leib. Kaum war das geschehen, so flog er hinaus. Er sprang nicht etwa über die Gärten und Hecken, wie es wohl Menschen können, sondern war auf einmal weg, und soviel sie auch suchten, er war nirgends zu finden. Nach vier Wochen fanden sie ihn tot im Walde. Das war die Strafe für seinen Vorwitz. Er verstand die Sache nicht.

 


 


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