Willibald Alexis
Cabanis
Willibald Alexis

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5. Opernszene

Das Meer, in dem Eugenie in den Hofsälen zu schaukeln glaubte, wurde im großen Opernhause zum stürmischen Ozean. Kopf an Kopf, Straußenfedern und Edelgesteine, glänzende Fächer, Rosenteint und funkelnde Augen um sie, unter ihr das halbe Heer der Sieger, die Europa sieben Jahre getrotzt, in amphitheatralischem Kreise, jeder ein Name, den die Welt kannte, und alle jetzt nur flüsternde, ängstlich harrende Diener auf den Wink, auf das Zeichen, das die Ankunft des einen verkünden sollte, der ihr Haupt, ihre Seele, ihr Geist, die Sonne war, von der sie nur Strahlen waren und ohne ihr Licht nichts.

War er ihr Haupt, sie seine Arme, was dann war gegen diese Arme Etienne, ihr sonst ein Held, größer als alle, ein verkannter Held! Wodurch leuchtete er vor den Hunderten, deren jeder ein Treffen gewonnen, eine Festung genommen hatte? Er war ein dunkler, kleiner Punkt, in der großen Schattenmasse verschwimmend, die Friedrichs Stern zur Folie diente. Er unterhielt sich italienisch mit dem geschwätzigen alten Logenschließer. »Vermutlich eine Jugendbekanntschaft, eine rührende Erinnerung an die glückseligen Kinderjahre auf der Straße«, meinte der Graf. – »Es war mein alter italienischer Lehrer«, sagte Etienne, in die Loge zu rückkehrend. »Ich erzählte Ihnen wohl schon von ihm und glaubte nicht den alten Preußenfeind noch am Leben in Berlin, und gar in königlichem Dienst, nach so mancherlei Metamorphosen – Logenschließer! ...« Die Dienste desselben Mannes, von dem Etienne eben erzählen wollte, wurden in dem Augenblick in der Nebenloge gefordert, welche, den Offiziersdamen bestimmt, einen glimmenden Feuerbrand umschloß, der diesmal zu hellen Flammen ausschlug. Man zankte sich um die Vordersitze, man berief sich auf Rangliste und Dienstalter, und Eugenie hörte von ihrer Nachbarin, einem alten Fräulein, das seitdem klassisch gewordene: »Wenn ich damals, Frau Oberstleutnant, Ihren Fähnrich genommen hätte, den ich nicht mochte, so wäre ich jetzt Oberstleutnantswitwe, und Sie wären nichts.«

Die Blicke der Versammlung waren einige Zeit auf den heftigen, immer lauter werden Damenstreit gerichtet, bis der Italiener, wohlbewandert in der Rangordnung der preußischen Armee, ihn schlichtete und dabei durch einige Blicke sie unterrichtete, daß das nichts Neues sei: »Sehen Sie, Signor Kammerherr, die Attention«, sprach er italienisch, »der honorablen Versammlung, was die Offiziere und Mannspersonen betrifft; allein il gran Frederico würde schlecht bestehen, wenn er auch nur ein Regiment von Frauen zu kommandieren hätte. Da ist nichts von der Taktik und dem Reglement hineinzubringen, und gesiegt hat er am Ende nur«, flüsterte er Etienne ins Ohr, »weil seine Feinde Frauenzimmer waren.«

»Doch nur solche«, erwiderte Etienne lächelnd, auf Eugenie zeigend, »welche kein Italienisch verstanden.«

Das geheimnisvolle Flüstern der ehrfurchtsvollen Versammlung hatte für die Komtesse etwas Peinliches, sie wagte nicht die Blicke umherschweifen zu lassen, ihre Augen ruhten auf dem leeren Sessel in der Mitte des Parterres, um den die Generalität in Gala saß. Sie hörte nicht, was der Vater ihr sagte, Etienne ihr zuflüsterte. Da zitterte es plötzlich durch die Luft. Die vierundzwanzig silbernen Trompeten aus den kleinen runden Theaterlogen in der Höhe schmetterten, die Luft zerreißend, alles erhob sich, steif und ehrerbietig, kein frivoles Lächeln, kein umherschweifender Blick – und der König trat ein. Er neigte sich umher, er dankte mit seinem kleinen Hut, nickte wohl einem General zu und nahm seinen Platz in ihrer Mitte ein. Die Seele des großen, vielleibigen Körpers war da; nun lebte alles, es war, als atmete man auf, selbst die gedrückten Karyatiden, welche die unteren Logen trugen; ein Geist fuhr in die Instrumente, von seinem Hauch angeweht, rauschte der Vorhang auf, und die bunte Feenwelt erschien.

Als man nach Schluß der Oper die Loge verließ, erfuhren Eugenie und Etienne, daß der Marquis von Cabanis eine Botschaft um die andere ins Theater geschickt hatte, sie sollten nicht zögern, sich durch nichts aufhalten lassen, vielmehr in gestrecktem Galopp nach Hause fahren. An Meldungen dieser Art bei seinem Charakter gewöhnt, erwartete man auch da noch nichts Außerordentliches, als man das ganze Hotel illuminiert fand. Die Diener waren in höchster Gala, Wachskerzen standen auf jeder Stufe der Treppe, und oben brannten sie auf den Kronleuchtern, an den Wänden, auf den Tischen und wo nur ein Plätzchen war, daß man einen Leuchter hinstellen konnte, Orangerie war in die Korridore gestellt, es dampfte von Weihrauch, und der Marquis selbst saß in höchster Gala seines goldbordierten Scharlachrockes, den Hut auf dem Kopfe, im Armsessel, den man auf eine überdeckte Fensterfußbank gestellt hatte, vermutlich, damit es etwas nach einem Thron aussehe. Vor ihm auf einem Tische lag ein Degen. Er wollte die Eintretenden feierlich begrüßen, aber als könne«: seine Ungeduld nicht länger zügeln, sprang er plötzlich herunter, fiel einem um den anderen um den Hals, weinte, schluchzte, putzte die Lichte, leuchtete jedem hin, wo er sitzen solle, um ihn anzuhören, schlug auf den Degen und versicherte, er dürfe ihn nun tragen.

Eugenie war beruhigt; sie hatte an eine andere Überraschung gedacht. Da der Marquis sie nicht noch heute abend verheiraten wollte, war es ihr gleichgültig, was er vorzubringen hatte, als er jetzt mehr herausplatzte als anhub:

»Eine alte Schuld ist bezahlt, meine Ehre ist restauriert. Etienne, mein Kind, den Fluch deines Vaters, deines Großvaters, deiner Ahnen auf dich, wenn du je zauderst, nur einen Atem lang zauderst, für diesen König, wenn je deine Kinder und Kindeskinder anstehen für dieses Königshaus, diese erlauchten Hohenzollern, diese Blüte der Fürstenweisheit, das Schwert zu ziehen, wenn ihr zaudert, euer Leben für das ihre hinzuopfern. Hier ist Gerechtigkeit, hier ist Gnade, hier ist Wahrheit, lux in aeternum! Ich verkaufe meine Güter für einen Bettelpfennig meines Lehnsvetters, um eine Scholle Sand im Lande dieses Königs zu erhalten, der so die schlummernden Schulden seiner Väter in den Grüften bezahlt. – ›Sire!‹ rief ich ihn an, als er die Treppe hinuntersteigen wollte zum Wagen, ›Sire, Gerechtigkeit, königliche Gerechtigkeit!‹ – ›Wer ist Er? – Er ist kein Lakai‹, rief der große König, dessen Adlerblick sogleich durch das Tressenkleid den inneren Menschen erkannt hatte. – ›Non, Sire, je suis un outragé‹, erwiderte ich. –

›Ich muß in die Oper gehen‹, sagte er, und ich: ›Ich muß Restitution haben.‹ – ›Nu, wer ist Er denn, und was will Er denn?‹ – ›Ich bin der Vater‹, rief ich, ›des Leutnants und Kammerherrn Etienne Cabanis; wissen Sie nun, Sire, wer ich bin?– Ich bin es, auf dem die Hand Ihres Vaters schwer gelegen hat. Diese Hand ist kalt, welk, ein Gerippe; sie kann mir die Ehre nicht wiedergeben. Sire, Ihre Hand‹, und dabei faßte ich sie, ›ist noch nicht welk, es ist die Hand eines Triumphators, von dieser Hand fordere ich meine Ehre, mein Recht; zahlen Sie die Schulden der hochseligen Majestät.‹ – Es begann in Friedrichs Haupte zu dämmern, die Erinnerung lagerte wie ein Nebelstreif um seine Schläfen: ›Wie mir recht ist‹, sagte er, ›hat Er changiert.‹ – ›Zu dienen, Euer Majestät‹, sagte ich. ›Darf ein Katholischer kein Recht von Ihnen fordern?‹ – ›O ja, er kann frei in die katholische Kirche gehen, die ich hinterm Opernhause bauen lasse, sooft er will.‹ – ›Sire, ich bin Vater meines Sohnes.‹ – ›Aha, der hat auch so oft changiert, das liegt im Blute, merk' ich schon.‹ – ›Sire‹, sprach ich dringender, ›von der Oper bis zur katholischen Kirche sind nur zehn Schritte, aber seit die Hand Ihres Vaters mir die Ehre geraubt hat, sind dreimal zehn Jahre verflossen. Sire, Sie haben in einem Augenblick heute meinem Sohn seine Ehre von sieben Jahren her restituiert, Sie kennen meine Beschwerde.‹ – ›Er ist ein Narr‹, unterbrach mich der glorreiche König. – ›Tausendmal, Sire‹, sagte ich, ›auch Edelleute waren Hofnarren, nur meine Ehre, geben Sie mir die zurück.‹ – ›Hat denn das nicht Zeit‹, sagte er, ›bis die Oper aus ist?‹ – ›Sire‹, sagte ich, ›die italienische Oper läuft Ihnen nicht weg, denn Euer Majestät bezahlen sie mit Gold, die Tänzer springen Ihnen nicht weg, denn Sie haben Silber an ihre Hacken gelötet, die italienische Oper stirbt nicht in drei Stunden, denn sie lebt noch gar nicht in Ihrem Volke, aber ich kann in drei Sekunden sterben und nehme meine Ehre nicht mit.‹ – ›Da hat Er recht‹, sagte der König nachdenkend. ›Aber was will Er denn nun eigentlich? Er ist beleidigt? Nicht wahr, von meinem Vater, und ich soll für meinen Vater stehen. Wenn ich das nun tun wollte, was demandiert Er denn?‹ – ›Sire‹, rief ich, ›das überlass' ich Ihrer Gnade, just wie mein Sohn Etienne.‹ – ›Prätendiert Er, daß ich Ihn auch soll zum Kammerherrn machen?‹ – ›Euer Majestät‹, entgegnete ich, ›ich bin schon Kammerherr Seiner Majestät des Königs von Sardinien.‹ – ›Geld will er doch nicht haben?‹ – ›Ich bin reich‹, sagte ich. – ›Er kriegte auch nichts von mir‹, sagte nun der König mit ungemeiner Holdseligkeit. ›Was will Er denn vor Satisfaktion?‹ – Ich zitterte und sah, Gott weiß, wie es kam, auf den Degengriff. ›Aha‹, sagte der Monarch, ›Er will Satisfaktion wie ein Kavalier.‹ Nun winkte er dem Adjutanten, daß er sich umdrehen sollte. ›Zieh' Er vom Leder!‹ – ›Sire‹, sagte ich bebend, ›ich und Euer Majestät, ich führe keinen Degen seit dem ...‹ – ›Ich aber‹, entgegnete er und zog nun handbreit seinen Degen, und dann sprach er in der zweiten Position: ›Ist er nun kontent und satisfait vor Seine Ehre, oder will Er noch mehr?‹ – ›Sire, das ist zuviel‹, schrie ich und stürzte ihm zu Füßen und faßte seine Stiefelspitze und hätte meine letzten Tränen, ich alter Mann, ausgeweint auf Friedrichs Stiefelspitze, wenn er den Fuß nicht fortgezogen. Er stieg die Treppe hinunter. Ich horchte auf der Diele, solange ich den klirrenden Fußtritt hören konnte, dann sprang ich auf, den Engeln an der Decke rief ich's zu: ›Friedrich hat sich mit mir geschlagen‹, ich kniete nieder vor meinem Gott, zum ersten Male wieder als Kavalier, und mein Gott lächelte auf den Kavalier, und in mein Haus kehrte ich zurück als reiner, alter Edelmann, um hier von dir, meinem Sohn, als Friedrichs Diener, die Insignien wieder zu empfangen, deren er mich wieder für würdig hält.«

Der Leutnant und Kammerherr mußte ihm den Degen umschnallen, und die feierliche Rührung des alten Mannes teilte sich fast unwillkürlich auch den übrigen mit. Sie wurde nicht vermindert, als der Alte mit bewegter Stimme seinen Sohn und seine künftige Tochter segnete und dabei etwas einfließen ließ, daß er sich wohl etwas vergäbe, indem er die Heirat begünstige. Auch ermahnte er den Kammerherrn, ihm nun allen Respekt zu schenken, welchen ein legitimer Sohn seinem Vater schulde, »denn«, setzte er hinzu, »es haftet nunmehr kein Flecken mehr weder auf dem Rücken noch an dem Wappenschilde deines Vaters, rein und makellos steht er wie ein Spiegel guten Adels vor dir, ja, ehrenvoller, als er geboren wurde, denn er hat sich mit Friedrich dem Großen geschlagen.«

Diese neueste Vorstellung des wunderlichen Alten haftete fester als alle früheren; sie blieb ihm ein leuchtender Stern sein Leben lang. Man merkte, daß er seitdem nicht mehr so schnell und mit kreuzweis überschlagenen Beinen lief; er schritt, wenn er ging, langsamer, stattlicher aus. Er liebte eine gewisse Feierlichkeit, ging zierlicher gekleidet, und der Galanteriedegen kam selbst im Sthlafkabinett selten von seiner Seite. Von Friedrich sprach er nur mit Bewunderung, und da er alles lobte, was von diesem in späteren Jahren ausging, auch die Tabak- und Kaffeeregie, so wurde er bei derselben mit dem Titel als Geheimrat angestellt. Der Dienst bei einem König, wie Friedrich, sei – auch der untergeordnetste –, pflegte er zu äußern, für den ältesten Edelmann der Christenheit eine Ehre. Von dem Duell mit dem Monarchen erzählte er aber nur in sehr vertrauten Stunden seinen Freunden.

Ehe man sich an jenem Abend zu dem feierlichen Familienmahl niedersetzte, welches der Marquis angeordnet, hatte die Komtesse ein Zwiegespräch auf ihrem Zimmer mit der Baronin Kurz, welche an der Tür eine heimliche Zuhörerin des Familienauftritts gewesen war.

»Wäre ich keine so gewichtige Person, wie die Frau eines kurfürstlich sächsischen Hofmarschalls und außerordentlichen Gesandten am preußischen Hofe zur Regulierung restierender Kriegsforderungen, so pustete ich vor Lust die Lichter aus und spränge wie eine tolle Katze im Zimmer umher«, sagte Amalie. »Aber so trieft jeder kleine Finger von Gravität, meine Füße sind schwer vom diplomatischen Gewicht, und meinen Kopf muß ich steif halten, da ich für zwei Leute habe klug zu sein, für mich und für meinen Mann. – Ist das nun keine Komödie, ist die Welt keine große Posse, sind die Männer was anderes als Marionetten, die größten Männer die allerhölzernsten? Ist Ihnen, Kusine, noch ernst zumute nach dem, was Sie heut erlebt haben, oder schwindelt es Ihnen im Kopfe, daß ich so vor Ihnen stehe? Da wollen wir besser sein als die Tänzer und Sänger, und die Tänzer und Sänger lachen uns aus, sie locken uns das Geld aus der Tasche, während wir meinen, sie seien da, daß wir uns über sie lustig machen. Wieviel Komödie hat der Marquis dem guten Etienne sein Lebtag vorgespielt und dem Marquis heute der König, und dem König heute ich! – O Kind, Kusine, Seelensfreundin, ist es nicht zum Totlachen, daß mein Mann ein gescheiter Mann ist, daß die Leute auf ihn hören, sich von ihm raten lassen, daß sie ihn bewundern, seinen Ernst, seine Sentenzen, seine Schweigsamkeit. Was sag' ich Leute – der König, der große König, der größte König seiner Zeit, der Philosoph, der Gesetzgeber, der Menschenkenner, dessen Blick die Herzen durchdringt und gewinnt – dieser König hält meinen Mann für einen klugen Menschen! Gegen das Wunder sind die sieben Weltwunder Nürnberger Spielzeug. Er hat sich mit ihm unterhalten, eine Viertelstunde lang über Krieg und Frieden, Schulen, Fabriken, Zölle und das europäische Gleichgewicht, und mein Mann, der ehemalige Kammerherr von Kurz, wenn du das Glück hast, ihn zu kennen, hat eine Viertelstunde lang geantwortet, Floskeln, Ausrufungen, mit den Achseln gezuckt, gelächelt, ernst ausgesehen, geschwiegen, die Augenbrauen verzogen, alles, wie ich es ihn gelehrt, und das hat alles so schön gepaßt, daß der größte König der Welt, der die Weisheit an der Quelle selbst getrunken, daß Friedrich, sage ich dir, nachher zu einem anderen geäußert hat, es sei der vernünftigste Diplomat, der ihm seit langem vorgekommen sei, daß Friedrich gewünscht hat, er hätte ihn in seinen Diensten, an Winterfelds Stelle könne er keinen besseren nach Petersburg schicken. Ich bitte dich, lache doch, lache, daß die Wände mitlachen: mein Mann, der ehemalige Kammerherr von Kurz, nicht allein ein kluger Mann, ein sehr kluger Mann, ein geschickter Diplomat, von Friedrich gelobt, von Friedrich in Dienst gewünscht – o, das ist ein Spaß, so spaßhaft, daß man ihn unter das Porträt meines Mannes schreiben und in aller Welt Enden schicken müßte. Sie glaubten es aber nicht. Sieh, meine Kusine und Freundin, so sind die Männer, so der Klügste unter den Klugen, und ihnen soll die Welt gehören, sie sollen unsere Herren sein und wir Sklavinnen? Ist es da nun nicht recht, daß wir rebellieren und, weil wir's mit Gewalt nicht ausrichten, zur List unsere Zuflucht nehmen?«

Die Hochzeit ging geräuschvoller vor sich, als Eugenie und Etienne gewünscht hatten, der Marquis regierte, und vor seinem Willen mußten selbst die Pläne des Grafen sich verkriechen. Er hatte wohl auf dem Wege zur Kirche, vielleicht noch in der Kirche selbst während der Trauung, gegen Friedrich Intrigen gesponnen, denn man sah ihn viel und geheim mit dem Hofmarschall von Kurz sprechen; aber bei der Tafel war auch jede Spur eines Planes gegen den großen, einzigen Monarchen aus seiner Seele verschwunden, denn dieser selbe Monarch war plötzlich, ungeladen und unerwartet, in den Hochzeitssaal getreten, hatte die Braut begrüßt und den Bräutigam, seinen Kammerherrn wiederholt einen seiner bravsten Offiziere genannt. Der Besuch hatte nur wenige Minuten gedauert, denn der König war nur im Vorbeifahren auf dem Wege nach Potsdam ausgestiegen, aber der Marquis meinte, seit diesem Besuch zittere das ganze Haus von dem Auftreten der königlichen Füße – natürlich vor Freude –, und dies gab ihm Veranlassung, das Haus später niederreißen und ein prächtigeres Hotel an dessen Stelle aufführen zu lassen.


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