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XXXVIII.

Drei Tage später stand Bath vor seinem Vorgesetzten Lincoln. Der Chefinspektor hatte ihn rufen lassen.

»Also, mein lieber Bath«, sagte Lincoln väterlich, »also ich möchte Ihnen – vorläufig allerdings inoffiziell – mitteilen, daß Ihre Beförderung sicher ist. Außerdem ist auf den Kopf McGregors eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar ausgesetzt gewesen – ein bißchen wenig für einen so gefährlichen Banditen, was? Wie dem nun auch sei, der Herr Polizeichef hat nach genauer Prüfung des Sachverhalts beschlossen, diese Belohnung so zu verteilen: Sie, Flannagan und ich erhalten je fünfzehntausend, die restlichen fünftausend werden zwischen den Polizisten aufgeteilt, die bei dieser Sache irgendwie tätig mitgewirkt haben. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Mitteilungen eine kleine Freude bereitet zu haben. Wenn Sie wünschen, gebe ich Ihnen auch einige Wochen Urlaub. Sie haben's verdient.«

Bath verneigte sich lächelnd.

»Danke, Chefinspektor.« Sein Lächeln wurde etwas wehmütig. »Ich fürchte, Ihnen eine Enttäuschung zu bereiten, aber ich muß Ihnen mitteilen, daß ich entschlossen bin, den Dienst im Hauptquartier aufzugeben.«

»Was? Was?« rief Lincoln verblüfft. »Jetzt, wo sich Ihnen ungeahnte Möglichkeiten bieten, jetzt wollen Sie fahnenflüchtig werden? Warum?«

»Ich muß von hier weg«, sagte Bath traurig. »Wir haben McGregor, wir haben vielleicht auch die Hälfte seiner Bande, – die andere Hälfte aber haben wir nicht. Und bei diesen Leuten ist mein Tod beschlossene Sache. Man sieht in mir nicht nur den Feind, sondern den Verräter.«

Lincoln lachte gereizt und etwas verächtlich auf.

»Also Angst? Ein netter Polizeibeamter, der Angst hat!«

»Nicht Angst«, widersprach Bath leise. »Zeigen Sie mir den geborenen Japaner, der Angst vor dem Tode hat!«

»Was ist sonst die Veranlassung?«

»Ich habe eine Frau und drei Kinder, die mich brauchen; denen mit der Pension nicht geholfen ist, die sie von der Polizei im Falle meines Todes erhalten würden. Das ist es.«

Lincoln überlegte ein wenig.

»Schade«, sagte er dann etwas zugeknöpft. »Nun, ich wünsche Ihnen dann jedenfalls viel Glück in Ihrem Fortkommen. Wohin wollen Sie sich dann wenden, und was gedenken Sie zu tun?«

»Ich habe etwas Geld«, berichtete Bath. »Damit will ich in Japan eine große Fischhandlung eröffnen.«

»Du liebe Güte!« platzte Lincoln heraus. »Ich kann mir nicht helfen, lieber Bath, aber Sie als Fischhändler – – – nee, das leuchtet mir nicht ein. Mit Ihren Fähigkeiten? Menschenskind! …«

Aber Bath lächelte nur.

»Auch zum Fischhandel gehören Fähigkeiten«, versetzte er still. »Würden Sie gestatten, daß ich Ihren Fernsprecher zu einem Privatgespräch benutze?«

»Bitte sehr, aber hoffentlich wollen Sie nicht schon Fische bestellen?«

Bath sagte nichts, sondern stellte ruhig die Verbindung mit seiner Wohnung her.

»Evelyn, du?« sprach er. »Ja, ich bins. Höre mal: Du er« zähltest mir doch von einem Bild, das du um hundert Dollar kaufen könntest? Ja, nein … Kauf es nicht … Zu teuer? Ja, auch das … Wir fahren nämlich in einigen Tagen in ein Land, wo es viel schönere und viel billigere Bilder gibt. Wohin? Nach Japan! Oh …« Er hängte schnell ein und wandte sich freundlich an Lincoln: »Entschuldigen Sie, daß meine Frau so laut aufgeschrien hat …«

»Ich hab's tatsächlich hören können. Wohl die Freude …«

»Ja, die Freude«, antwortete Bath nachdenklich. »Meine Frau, war immer dagegen, daß ich bei der Polizei arbeitete. Aber gleich schreien? Sie wird in Japan viel lernen müssen.«

 

Ende.


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