Abraham a Sancta Clara
Fabeln und Parabeln
Abraham a Sancta Clara

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Löwe, Bauer und dessen Tochter

Es geschieht gar oft in einer Wahl, daß die mersten mit ihren Stimmen auf denjenigen zielen, der ein guter Mann ist, der das Krumme grad sein läßt . . .: ein lammfrommer Columbus, der keine Gall hat, ein Kalender, worin kein trübes Wetter, ein Garten, wo keine Brennessel. Es ist ihm wie jenem Bauern, der eine gar schöne junge Tochter gehabt, daß sich sogar ein Löw darein verliebte und selbige zu heuraten begehrte. Der Bauer erschrak nit wenig ob solchem Anbringen und getraute sich nit, diesem so erschröcklichen Tier, vor dem alle andern erzittern, eine abschlägige Antwort zu geben, verspricht demnach besagtem Löwen die Tochter, jedoch mit dem Beding, daß er sich lasse die Zähn ausbrechen und die Klauen abzwicken, damit die Tochter nit erschrecke. Wie nun der verliebte Löw allem diesem nachgekommen und sich alsdann beim Bauren eingefunden, da hat dieser den geschwächten und waffenlosen Löwen mit Prügeln also empfangen, daß ihm alle Gedanken zu heuraten gänzlich verschwunden.

Manchmal erwählt man einen nur darum, weil er ganz gut ist, weil er keinem weiß die Zahn zu zeigen, weil er laßt mit sich umgehn, wie man will, kein »Ernst«, sondern ein lautrer »Lamm-bert«; darum kommt er zum Brett, weil er keinen weiß abzuhobeln und abzuschmieren.

 


 


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