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Ein Pferd hat sich einmal bis auf den spaten Abend auf der Weid aufgehalten, das im nächsten Forst ein Wolf erblickte; dahero ist er alsobald dahin geloffen und hat dem Caball einen guten Abend gewunschen, anbei gefragt, warum's nit mit andern Rossen nach Haus gegangen. Das Pferd merkte die Bosheit des Wolfs, sagte demnach, daß es einen üblen Zustand und Krankheit im Fuß hab, indem's unlängst in einen gespitzten Nagel getreten; es wisse aber auch beinebens, daß er, Herr Wolf, ein guter und erfahrener Medicus oder Arzt sei, bitte derentwegen um Hilf; es solle in allweg vergolten werden. Dem Wolf gedunkte dies ein guter Vorteil, bekannte zugleich, daß er ein guter Arzt sei; doch müßt er vorhero den Schaden sehen, glaubte aber und hoffte, er möcht bei solcher Gelegenheit den Fuß ertappen und folgsam einen guten Raub darvontragen. Aber das Pferd war diesfalls schlauer und gab dem Wolf mit dem Fuß, so mit einem starken Eisen bewaffnet gewesen, einen solchen Streich in die Goschen, daß er zurückgefallen und fast halbtot hingelegen. Das Pferd aber sagte: »Mein Wolf, weil du mir einen guten Abend gewunschen, also wünsch ich dir eine gute Nacht!« – galoppierte hierüber nach Haus.
Sic ars deluditur arte: Es geschieht mehrmal, daß einer, der dem andern eine Grube gräbt, selbst dareinfällt. – Wer einen Stein in die Höh wirft, dem wird er selbst auf sein Haupt fallen.