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Als der Zug sich in Bewegung setzte, wurde die Türe noch einmal geöffnet und ein Bahnbediensteter schob ein kleines Mädchen von vierzehn Jahren in die Abteilung, in der Marie und Pierre sich befanden.
»Hier ist noch ein Platz! Rasch, rasch!«
Die Gesichter wurden länger, man wollte Einspruch erheben. Aber Schwester Hyacinthe rief mit lauter Stimme:
»Wie? Du bist es, Sophie? Du willst also die Heilige Jungfrau wieder besuchen, die dich im letzten Jahre geheilt hat?«
Und Frau von Jonquière sagte zu gleicher Zeit:
»Ach, meine kleine Freundin Sophie! Das ist hübsch, daß du so dankbar bist!«
»Gewiß, liebe Schwester! Gewiß, gnädige Frau!« antwortete das Mädchen artig.
Die Tür hatte sich schon wieder geschlossen und man mußte wohl oder übel die neue Pilgerin aufnehmen, die wie vom Himmel herabgefallen war, gerade in dem Augenblicke, da der Zug abfuhr, den sie beinahe verfehlt hätte. Sie war schmächtig und nahm nur wenig Platz weg. Dann kannten die Damen sie, und die Augen aller Kranken hatten sich auf sie geheftet, als man sagen hörte, die Heilige Jungfrau hätte sie geheilt. Man hatte den Bahnhof verlassen, die Maschine keuchte und Schwester Hyacinthe wiederholte, während sie in die Hände klatschte:
»Vorwärts, vorwärts, meine lieben Kinder, das Magnifikat!«
Während der Jubelgesang angestimmt wurde, betrachtete Pierre die kleine Sophie. Sie war ein Bauernmädchen, die Tochter eines armen Landmannes in der Nähe von Poitiers, die ihre Eltern verwöhnten und als Fräulein erzogen, nachdem sie eine durch ein Wunder Begnadete, eine Auserwählte geworden war, die die Geistlichen des ganzen Arrondissements aufsuchten. Sie trug einen Strohhut mit roten Bändern und ein grauwollenes Kleid, mit einem Volant ausgeputzt. Ihr Gesicht war nicht hübsch, aber liebenswürdig, frisch und von einem Paar heller, verschmitzter Augen belebt, die ihr ein freundliches und bescheidenes Aussehen gaben.
Als man das Magnifikat beendet hatte, konnte er dem Verlangen nicht widerstehen, Sophie zu fragen. Ein Kind in diesem Alter und von so unschuldigem Aussehen, das keine Lügnerin zu sein schien, interessierte ihn lebhaft.
»Sie hätten aber beinahe den Zug versäumt, liebes Kind?«
»Oh, Herr Abbé! Ich wäre untröstlich gewesen ... Ich war schon seit Mittag auf dem Bahnhofe. Da sah ich den Herrn Kuraten von Sainte-Radegonde, der mich gut kennt und mich zu sich rief, um mich zu küssen, wobei er sagte, ich wäre ein gutes kleines Mädchen, weil ich wieder nach Lourdes ginge. Dann schien es, als ob der Zug abführe, und ich hatte nur noch so viel Zeit, daß ich rennen mußte ... Oh, wie bin ich gelaufen!«
Sie lachte, noch etwas außer Atem, und bereute zugleich, daß sie im Begriff gewesen war, aus Leichtsinn einen Fehler zu begehen.
»Und wie heißen Sie, liebes Kind?«
»Sophie Couteau, Herr Abbé.«
»Sie sind nicht aus Poitiers selbst?«
»Nein ... Wir sind aus Vivonne, sieben Kilometer von Poitiers entfernt. Mein Vater und meine Mutter haben ein kleines Besitztum, und es würde uns nicht schlecht gehen, wenn nicht acht Kinder im Hause wären ... Ich bin das fünfte; glücklicherweise fangen die vier älteren schon zu arbeiten an.«
»Und du, liebes Kind, was tust du denn?«
»Ich? O Herr Abbé! Mit meiner Hilfe ist es nicht weit her ... Seit dem letzten Jahre, seitdem ich als geheilt aus Lourdes zurückgekehrt bin, hat man mich keinen Tag in Ruhe gelassen, weil man mich, wie Sie sich denken können, aufgesucht hat. Man hat mich auch zum Erzbischof gebracht und dann in die Klöster und überallhin ... Vorher, da bin ich lange krank gewesen, ich konnte nicht ohne Stock gehen, ich schrie bei jedem Schritte, so sehr tat mir mein Fuß weh.«
»Dann hat dich die Heilige Jungfrau also von einem Fußleiden geheilt ?«
Sophie hatte keine Zeit zu antworten. Schwester Hyacinthe, die zugehört hatte, mischte sich jetzt in das Gespräch.
»Vom Knochenfraß an der linken Ferse, der vor drei Jahren angefangen hatte. Der Fuß war geschwollen und unförmig geworden, und Fisteln hatten sich gebildet, aus denen unablässig Eiter floß.«
Mit einem Schlage fingen alle Kranken im Wagen an, sich für das Wundermädchen zu begeistern. Ihre Augen wichen nicht mehr von der hübschen Kleinen. Sie suchten an ihr das Wunder. Diejenigen, die aufstehen konnten, erhoben sich, um sie besser zu sehen, und die Kranken, die auf Matratzen lagen, versuchten, sich emporzurichten, und den Kopf nach ihr zu drehen. In dem Jammer, der seit der Abfahrt von Poitiers mit erneuter Gewalt über sie gekommen war, war für sie, die mit Entsetzen an die fünfzehn Stunden dachten, die sie noch fahren sollten, das Erscheinen dieses Kindes wie eine von Gott gesandte Erleichterung, wie ein Hoffnungsstrahl, aus dem sie die Kraft schöpften, bis ans Ziel der Reise geduldig standzuhalten.
Marie besonders war wie neu belebt; sie hatte sich halb aufgerichtet, faltete ihre zitternden Hände und wandte sich dann mit sanfter Stimme an Pierre:
»Ich bitte Sie, fordern Sie sie auf, uns alles zu erzählen ... Geheilt, mein Gott! Geheilt von einem so furchtbaren Leiden!«
Frau von Jonquière hatte sich tief gerührt über die Scheidewand herübergebeugt, um das Kind zu küssen.
»Gewiß, unsere kleine Freundin soll uns alles erzählen ... Nicht wahr, mein Liebling, du wirst uns erzählen, was die Heilige Jungfrau für dich getan hat?«
»Oh, gewiß, gnädige Frau ... Soviel Sie wollen ?«
Sie lächelte freundlich, und ihr Gesicht mit den strahlenden Augen, aus denen ein klarer Verstand leuchtete, hatte einen bescheidenen Ausdruck. Sogleich wollte sie beginnen, hob die rechte Hand in die Höhe und forderte zur Aufmerksamkeit auf. Da kam Schwester Hyacinthe auf einen guten Gedanken.
»Steige auf die Bank, Sophie, und sprich etwas laut des Lärmes wegen.«
Das machte ihr großes Vergnügen, und sie brauchte erst einige Zeit dazu, wieder ernst zu werden, bevor sie beginnen konnte.
»Als mein Fuß damals krank war, konnte ich mich nur noch in die Kirche schleppen und mußte ihn immer in Leinwand einwickeln, da stets etwas sehr Häßliches herausfloß ... Doktor Rivoire hatte einen Schnitt gemacht, um hineinsehen zu können, und sagte, er sei gezwungen, ein Stück davon herauszunehmen, wodurch ich ganz bestimmt lahm geworden wäre ... Nachdem ich dann die Heilige Jungfrau angefleht hatte, habe ich meinen Fuß in das Wasser getaucht, mit einem so heißen Verlangen, gesund zu werden, daß ich mir nicht einmal die Zeit genommen habe, ihn aus der Leinwand zu wickeln. Und alles ist im Wasser zurückgeblieben, an meinem Fuß war gar nichts mehr, als ich ihn herauszog.«
Ein Murmeln der Überraschung, der Verwunderung und des Verlangens durchlief den Wagen bei diesem schönen Wundermärchen. Aber die Kleine war noch nicht zu Ende. Sie nahm sich Zeit und beendete, nachdem sie wieder durch eine Handbewegung zur Aufmerksamkeit aufgefordert hatte, ihre Erzählung, wobei sie die Arme ausgebreitet hielt.
»Als Doktor Rivoire dann in Vivonne meinen Fuß wieder sah, sagte er: ›Mag es nun der liebe Gott oder der Teufel gewesen sein, der dieses Kind geheilt hat, das ist mir gleichgültig; aber geheilt ist es, das ist wahr!‹«
Diesmal erhob sich ein freudiges Gelächter. Sie hatte ihre Geschichte, die sie schon so oft wiederholt hatte, so daß sie sie auswendig kannte, wie am Schnürchen hergesagt. Das Wort des Doktors war von sicherer Wirkung. Sie lachte daher auch schon im voraus darüber, da sie ganz genau wußte, daß man lachen würde.
Sie mußte jedoch eine Einzelheit vergessen haben, denn Schwester Hyacinthe flüsterte ihr leise zu:
»Sophie, und deine Worte an die Frau Gräfin, die Vorsteherin deines Saales?«
»Ach ja ... Ich hatte nicht genug Leinwand für meinen Fuß mitgebracht; und ich sagte zu ihr: »Die Heilige Jungfrau ist so gut gewesen, mich gleich am ersten Tage zu heilen, denn morgen würde mein Vorrat schon erschöpft sein.«
Von nun an erhob sich freudiger Lärm. Man war entzückt, daß sie auf diese Weise geheilt worden war! Und sie mußte auch noch auf eine Frage der Frau Jonquière die Geschichte von den Stiefeln, von den schönen, ganz neuen Stiefeln erzählen, die ihr die Frau Gräfin geschenkt hatte, und mit denen sie in ihrem seligen Entzücken herumgelaufen, gesprungen und gehüpft war. Man denke nur, Stiefel! Sie, die seit drei Jahren keinen Pantoffel hatte tragen können!«
Pierre, den ein unbestimmtes Mißbehagen erfüllte, war ernst geworden und fuhr fort, sie genau zu betrachten. Er richtete Fragen an sie. Sie log nicht, allein er argwöhnte eine langsame Entstellung der Wahrheit, eine leicht begreifliche Ausschmückung aus Freude darüber, daß sie gerettet und dadurch eine wichtige Person geworden war. Wer konnte denn jetzt wissen, ob die vollständige Vernarbung, die in wenigen Sekunden vor sich gegangen sein sollte, nicht Tage in Anspruch genommen hatte? Wo waren die Zeugen?
»Ich war da«, erzählte Frau von Jonquière. »Sie befand sich nicht in meinem Saale, aber ich hatte sie an dem betreffenden Morgen selbst getroffen, sie hinkte ...«
Lebhaft unterbrach Pierre sie:
»Ah! Sie haben ihren Fuß vor und nach dem Eintauchen gesehen?«
»Nein, nein! Ich glaube überhaupt nicht, daß irgend jemand ihn hat sehen können, denn er war vollständig mit Kompressen umwickelt ... Sie hat Ihnen ja selbst erzählt, daß die Kompressen in die Quelle gefallen wären ...«
Und sich an das Kind wendend, sagte sie:
»Aber sie kann Ihnen ja ihren Fuß zeigen ... Nicht wahr, Sophie? Ziehe deinen Schuh aus!«
Diese zog schon ihren Schuh und dann ihren Strumpf aus mit einer Gewandtheit und Leichtigkeit, die deutlich bewiesen, wie sehr sie bereits an diesen Vorgang gewöhnt war. Und sie streckte ihren sehr sauberen, weißen und sogar gepflegten Fuß aus mit rosigen, sauber verschnittenen Nägeln und drehte ihn mit einem gewissen Wohlgefallen herum, damit ihn der junge Priester bequem untersuchen könnte. Unter dem Knöchel befand sich eine lange Narbe, deren weißliche Spur von der Schwere des Leidens Zeugnis ablegte.
»Oh, Herr Abbé, nehmen Sie nur den Knöchel in die Hand und drücken Sie ihn mit Ihrer ganzen Kraft. Ich fühle nichts mehr.«
Pierre machte eine Bewegung mit der Hand, und man konnte glauben, die Allmacht der Heiligen Jungfrau bezaubere ihn. Zweifel beunruhigten ihn. Welche unbekannte Macht hatte da gewaltet? Oder vielmehr, welche falsche Diagnose des Arztes, welches Zusammenwirken von Irrtümern und Übertreibungen hatten zu diesem schönen Märchen geführt?
Die Kranken wollten alle den Wunderfuß sehen, diesen sichtbaren Beweis der göttlichen Heilung, die sie alle suchten. Marie, auf ihrem Lager sitzend und schon weniger Schmerzen leidend, war die erste, die ihn berührte. Dann gab ihn Frau Maze, ihrer Melancholie entrissen, der Frau Vincent in die Hand, die ihn gern geküßt hätte wegen der freudigen Hoffnung, die er in ihr erweckte. Herr Sabathier hatte mit glückseligem Gesichte zugehört. Selbst Frau Vêtu, Frau Grivotte und der Bruder Isidor öffneten die Augen und zeigten einige Teilnahme. Sogar das Gesicht der Elise Rouquet hatte sich durch ihren Glauben verändert. Wenn eine solche Wunde verschwunden war, sollte sich da nicht auch ihre Wunde wieder schließen können, so daß ihr Gesicht nur eine leichte Narbe behielte und wieder wie die Gesichter aller Menschen wurde ? Sophie mußte sich an einer der Eisenstangen festhalten und ihren Fuß bald rechts und bald links auf die Scheidewand legen; sie wurde nicht müde, sondern war sehr stolz und glücklich über die Ausrufe, die überall laut wurden, Ausrufe voll zitternder Bewunderung und frommer Scheu, die man vor ihrer kleinen Person, vor dem kleinen Fuße empfand, der jetzt wie geweiht und geheiligt war.
»Es ist ohne Zweifel ein fester Glaube nötig«, dachte Marie ganz laut; »man muß eine vollkommen reine Seele haben ...«
»Und sich an Herrn von Guersaint wendend, sagte sie: »Vater, ich fühle, daß ich geheilt würde, wenn ich zehn Jahre alt wäre, wenn ich die vollkommen reine Seele eines jungen Mädchens hätte.«
»Aber du bist ja doch noch ganz wie ein Kind von zehn Jahren, mein Liebling! Nicht wahr, Pierre, Mädchen von zehn Jahren können gar keine reinere Seele haben?« Mit seiner lebhaften Einbildungskraft und seinem phantastischen Sinne liebte er natürlich Wundergeschichten. Der Priester, tief bewegt von der inbrünstigen Reinheit des jungen Mädchens, vermied es, auf Erörterungen einzugehen und ließ sie ganz der tröstlichen Einbildung sich hingeben, die wie ein Wehen durch den Wagen rauschte. Seit der Abfahrt von Portiers war die Temperatur noch drückender geworden. Ein Gewitter zog an dem kupferfarbigen Himmel auf, und es war, als ob der Zug durch einen Schmelzofen hindurchführe. Ausgestorben und verlassen in der glühenden Sonne flogen Dörfer vorüber. In Couhd-Vernac betete man den Rosenkranz noch einmal. Dann wurde ein Choral gesungen. Aber diese Andachtsübungen kamen lässiger zur Ausführung. Schwester Hyacinthe, die bis jetzt noch nicht einmal hatte frühstücken können, hatte sich endlich dazu entschlossen, rasch ein kleines Brot und ein paar Früchte zu essen, fuhr aber trotzdem fort, den fremden Mann zu überwachen, dessen leises, mühsames Atmen seit einigen Minuten regelmäßiger zu sein schien. Es war drei Uhr, als man in Ruffee die Abendmette der Heiligen Jungfrau betete.
»Ora pro nobis, sancta Dei Genitrix,
Ut digni efficiamur promissionibus Christi.«
Als man damit zu Ende war, wandte sich Herr Sabathier, der die kleine Sophie beobachtet hatte, während sie ihren Strumpf und ihren Schuh wieder anzog, an Herrn von Guersaint.
»Der Fall dieses Kindes ist ohne Zweifel sehr interessant. Das ist aber noch gar nichts, es gibt noch viel wunderbarere Fälle ... Kennen Sie die Geschichte von Pierre de Rudder, dem belgischen Arbeiter?«
Alle schickten sich sofort an, die Geschichte mitanzuhören.
»Dieser Mann hatte bei dem Sturze von einem Baume das Bein gebrochen. Nach Verlauf von acht Jahren waren die beiden Knochenfragmente noch nicht wieder zusammengewachsen, man sah die beiden Enden tief drinnen in einer großen Wunde, aus der fortwährend Eiter floß. Das Bein hing kraftlos herunter und ließ sich nach allen Richtungen hin drehen und wenden ... Nun, bei ihm genügte es sogar, daß er ein Glas von dem wundertätigen Wasser trank, sein Bein war mit einem Schlage wiederhergestellt. Er konnte ohne Krücken gehen, und der Arzt hat zu ihm gesagt: ›Ihr Bein ist wie das eines soeben geborenen Kindes.‹ Es stimmte vollkommen! Ein wirklich ganz neues Bein!«
Niemand sprach, es fand nur ein Austausch von verzückten Blicken statt.
»Und so«, fuhr Herr Sabathier fort, »so ist auch die Geschichte des Steinhauers Louis Bouriette, eines der ersten Wunder von Lourdes. Kennen Sie die? ... Er war bei einer Minenexplosion verwundet worden. Das rechte Auge war ganz verloren, das linke stark gefährdet ... Da ließ er sich eines Tages von seiner Tochter eine Flasche Wasser von der Quelle holen, die noch kaum richtig floß. Mit diesem Wasser wusch er sein Auge und betete dabei heiß und inbrünstig. Plötzlich stieß er einen Schrei aus, er sah, er sah ebensogut wie Sie und ich ... Der Arzt, der ihn behandelte, hat darüber eine sehr ausführliche Abhandlung geschrieben, so daß auch nicht der leiseste Zweifel möglich ist.«
»Es ist wunderbar«, sagte Herr von Guersaint entzückt.
»Wollen Sie noch ein anderes Beispiel? Francois Macary, Fischer von Lavour, hatte seit achtzehn Jahren an der inneren Seite des linken Beines ein krampfaderiges Geschwür. Es war mit ihm schon so weit gekommen, daß er sich gar nicht mehr rühren konnte, und die Wissenschaft verurteilte ihn zu ewigem Siechtum ... Da schließt er sich eines Abends mit einer Flasche Wasser aus Lourdes ein. Er löst die Bandagen, wäscht sich die beiden Beine und trinkt den Rest der Flasche aus. Dann legt er sich nieder und schläft ein. Als er wieder erwacht, befühlt und betrachtet er sich, und siehe da, nichts ist mehr vorhanden! Alles ist verschwunden ... Die Haut am Knie war so glatt und so frisch, wie es mit zwanzig Jahren sein muß.«
Diesmal erfolgte ein stürmischer Ausbruch des Erstaunens und der Verwunderung. Die Kranken und die Pilger traten ein in das Zauberland der Wunder, wo das Unmögliche sich verwirklicht, wo man gemächlich von Wunder zu Wunder schreitet. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen und brannte vor Begierde, seinen Glauben und seine Hoffnung durch ein Beispiel zu stützen.
Die schweigsame Frau Maze war die erste, die sich zum Erzählen veranlaßt fühlte.
»Ich habe eine Freundin, die die Witwe Rizan gekannt hat, die Dame, deren Heilung ebenfalls so großes Aufsehen erregte ... Seit vierundzwanzig Jahren war sie auf der ganzen linken Seite gelähmt. Sie gab wieder von sich, was sie aß, sie glich einer leblosen Masse, die man im Bette umdrehen mußte. Eines Abends befand sie sich so schlecht, daß der Arzt sagte, sie würde in der Nacht sterben. Eine Stunde später erwachte sie aus ihrer Betäubung und bat mit schwacher Stimme, ihre Tochter solle bei einer Nachbarin ein Glas Wasser aus Lourdes holen. Aber erst am folgenden Morgen konnte sie das Glas Wasser bekommen und rief: ›Oh, liebe Tochter, es ist das Leben, was ich trinke! Reibe mir das Gesicht, den Arm, das Bein, den ganzen Körper!‹ Und als die Tochter ihrem Befehle nachkam, sah sie, wie sich die Geschwulst nach und nach legte, wie die gelähmten und aufgetriebenen Glieder allmählich ihre Geschmeidigkeit und ihr natürliches Aussehen wiedergewannen ... Das war aber noch nicht alles; Frau Rizan rief, sie sei geheilt, sie habe Hunger, sie wolle Fleisch und Brot haben, sie, die seit vierundzwanzig Jahren kaum gegessen hatte. Und sie stand auf und zog sich an, während ihre Tochter den Nachbarinnen, die sie für eine Waise hielten, als sie sie so erschüttert sahen, antwortete: ›Nein, nein! Mama ist nicht tot, Mama ist auferstanden!‹«
Tränen waren Frau Vincent in die Augen getreten. Oh, wenn sie doch hätte sehen können, daß ihre kleine Rose wieder auflebte, mit gutem Appetit äße und fröhlich herumspränge! Ein anderer Fall, der eines jungen Mädchens, den man ihr in Paris erzählt und der viel zu ihrem Entschlusse, ihre kleine Kranke nach Lourdes zu bringen, beigetragen hatte, kam ihr wieder ins Gedächtnis. »Auch ich kenne die Geschichte einer Gelähmten, Lucie Druon, die in einem Waisenhause aufgezogen wurde und schon in ihrer frühesten Jugend nicht mehr niederknien konnte. Ihre Glieder waren ganz verkrümmt; ihr rechtes Bein war viel kürzer und hatte sich schließlich um das linke geschlungen. Wenn eine ihrer Gefährtinnen sie trug, so sah man die Beine wie abgestorben in der Luft herumbaumeln. Bemerken Sie wohl, daß sie nicht nach Lourdes gegangen ist. Sie hat einfach eine neuntägige Andacht gehalten. Aber während dieser neun Tage hat sie gefastet, und ihr Verlangen nach Heilung war ein so großes, daß sie sogar die Nächte im Gebet zubrachte. Am neunten Tage endlich, als sie etwas Wasser aus Lourdes trank, fühlte sie in ihren Beinen eine heftige Erschütterung. Sie stand auf und sank zurück, stand wieder auf und konnte gehen. Alle ihre Gefährtinnen waren erstaunt, beinahe erschreckt und riefen immerfort: ›Lucie geht! Lucie geht!‹ Und es war wahr, ihre Beine waren in wenigen Sekunden wieder gerade, gesund und kräftig geworden. Sie durchschritt den Hof, konnte in die Kapelle hinaufsteigen, wo die ganze Gemeinde mit dankerfülltem Herzen das Magnifikat sang ... Ach, das liebe Kind! Sie durfte glücklich sein, sehr glücklich!«
Tränen rannen über ihre Wangen auf das bleiche Gesicht ihrer Tochter herab, das sie mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte.
Das Interesse nahm immer mehr zu, und die begeisterte Freude über diese schönen Erzählungen, in denen der Himmel über die menschliche Schwachheit triumphierte, regte diese kindlichen Seelen so sehr auf, daß die am schwersten Kranken von neuem auflebten und die Sprache wiederfanden. Hinter der Erzählung eines jeden verbarg sich die Beschäftigung mit seinem eigenen Leiden, das Vertrauen, daß auch er geheilt werden würde, da ja schon einmal eine gleiche Krankheit wie ein wüster Traum durch einen göttlichen Hauch vertrieben worden war.
»Ah!« stammelte Frau Vêtu mit schmerzverzerrtem Munde, »da war auch eine, Antoinette Thardivail, deren Magen wie der meinige zerfressen war. Geschwülste bildeten sich so zahlreich, daß sie acht Monate hindurch Blut spie. Auch war sie dem Tode schon nahe, weil sie verhungerte. Ihre Haut lag wie festgeleimt auf den Knochen, bis sie Wasser aus Lourdes trank und sich damit die Magengrube waschen ließ. Drei Minuten später fand sie ihr Arzt, der sie am Abend vorher mit dem Tode ringend verlassen hatte, außerhalb des Bettes am Kamin sitzend, wie sie mit dem besten Appetit einen Hühnerflügel verspeiste. Sie hatte keine Geschwülste mehr, sie lachte wie mit zwanzig Jahren, und ihr Gesicht fing an, den strahlenden Glanz der Jugend wiederzubekommen. Ach, glücklich der, der essen kann, was er mag, der wieder jung wird, der nicht mehr leidet!«
»Und die Heilung der Schwester Julienne!« sagte die Grivotte, die sich auf den Ellenbogen erhoben hatte und deren Augen im Fieber glühten. »Sie wurde, wie ich, von einem schlimmen Katarrh gequält und fing dann an, Blut zu speien. Alle sechs Monate bekam sie einen Rückfall und mußte sich ins Bett legen. Vergeblich hatte man es mit allen möglichen Arzneimitteln versucht, mit Jod, mit Zugpflastern und sonstigem. Endlich war es richtige Schwindsucht geworden, wie sechs Ärzte übereinstimmend erklärt hatten ... Gut! Da kommt sie nach Lourdes, Gott weiß, unter welchen Schmerzen und Leiden! In Toulouse stand es so schlimm mit ihr, daß man glaubte, sie würde sterben. Die Schwestern trugen sie auf ihren Armen. Am Quell wollten die Helferinnen sie nicht baden. Sie war wie tot ... Nun, man zog sie schließlich doch aus, man tauchte die ganz Bewußtlose und über und über mit Schweiß Bedeckte unter, zog sie ganz totenbleich wieder heraus und legte sie auf den Erdboden nieder, da man glaubte, es sei mit ihr zu Ende. Da röteten sich plötzlich ihre Wangen, ihre Augen öffneten sich und sie holte tief und kräftig Atem. Sie war geheilt, sie konnte sich allein wieder anziehen und aß tüchtig, nachdem sie vorher in die Grotte gegangen war, um der Heiligen Jungfrau zu danken ... Nun, das war doch gewiß eine Schwindsüchtige, und sie ist dennoch geheilt worden!«
Dann wollte Bruder Isidor sprechen; aber er konnte nicht und begnügte sich daher, unter großer Anstrengung zu seiner Schwester zu sagen:
»Martha, erzähle doch die Geschichte von der Schwester Dorothea, die uns der Kurat von Saint-Sauveur mitgeteilt hat.«
»Schwester Dorothea«, begann die Bäuerin unbeholfen, »stand eines Morgens mit einem geschwollenen Beine auf. Von diesem Augenblicke an konnte sie das Bein nicht mehr gebrauchen. Es wurde kalt und schwer wie ein Stein. Dabei hatte sie große Schmerzen im Rücken. Die Ärzte verstanden nichts davon. Sie hatte ein halbes Dutzend um Rat gefragt, die sie mit Nadeln tief ins Fleisch stachen und ihr mit einer Menge Arzneimitteln die Haut verbrannten. Das war alles, was sie konnten ... Schwester Dorothea hatte bald eingesehen, daß allein die Heilige Jungfrau das richtige Heilmittel finden würde. So reiste sie denn nach Lourdes und ließ sich in den Weiher setzen. Zuerst glaubte sie, darin sterben zu müssen, denn es war so kalt. Dann aber wurde das Wasser weicher, so daß es ihr fast lauwarm vorkam und köstlich wie Milch. Noch niemals hatte sie etwas so Wohltuendes verspürt. Ihre Adern öffneten sich, und das Wasser drang hinein. Das Leben kehrte in ihren Körper zurück von dem Augenblicke an, da sich die Heilige Jungfrau in die Sache gemischt hatte ... Ihr fehlte von da an nicht das geringste mehr, sie ging spazieren, aß zum Abend eine ganze Taube und schlief die ganze Nacht hindurch wie eine Selige. Ruhm und Ehre der Heiligen Jungfrau! Ewige Dankbarkeit der allmächtigen Mutter und ihrem göttlichen Sohne!«
Elise Rouquet hätte auch gar zu gern ein Wunder, das sie kannte, angebracht. Aber sie sprach wegen ihres entstellten Mundes so schlecht, daß sie bis jetzt noch nicht an die Reihe hatte kommen können. Als aber eine Pause entstand, benützte sie diese, nachdem sie das Tuch, das ihre entsetzliche Wunde verbarg, etwas zur Seite geschoben hatte.
»Bei dem, was man mir erzählt hat, ist nicht von einer schweren Krankheit die Rede, aber die Geschichte ist sehr komisch ... Es handelt sich um eine Frau, Cölestine Dubois mit Namen, die sich beim Einseifen von Wäsche eine Nadel in die Hand gestochen hatte. Sieben Jahre lang blieb sie darin stecken, da kein Arzt imstande gewesen war, sie wieder herauszuziehen. Ihre Hand hatte sich ganz zusammengezogen, und sie konnte sie gar nicht mehr aufmachen. Sie kommt in Lourdes an, sie taucht die Hand in den Weiher. Aber sofort stößt sie einen Schrei aus und zieht sie wieder zurück. Mit Gewalt steckt man die Hand in das Wasser hinein und hält sie dort fest, während die Frau jammert und stöhnt und ihr Gesicht sich ganz mit Schweiß bedeckt. Dreimal tauchte man sie unter, und jedesmal sieht man, wie die Nadel wieder ein Stück weiter gewandert ist, bis sie endlich an der Spitze des Daumens zum Vorschein kommt ... Natürlich war ihr Schreien dadurch veranlaßt worden, daß die Nadel in dem Fleische vorwärtswanderte, als wenn sie von jemand gestoßen würde, um sie herauszubekommen ... Cölestine hat niemals mehr Schmerzen gehabt, und ihre Hand hat nur eine kleine Narbe behalten zu dem einzigen Zwecke, das Werk der Heiligen Jungfrau zu zeigen.«
Diese Anekdote hatte noch mehr Wirkung als die Wunder der großartigen Heilungen. Eine Nadel, die vorwärtsdrang, gleich als wenn sie jemand gestoßen hätte! Das war eine Steigerung des Wunderbaren, das zeigte jedem Kranken seinen Schutzengel, der hinter ihm stand, bereit, ihm auf einen Wink des Himmels zu helfen. Dann wie reizend und wie kindlich war das, eine Nadel, die durch das wunderbare Wasser zum Wandern gebracht wurde, nachdem sie sieben Jahre ruhig auf einem Platze geblieben war! Und alle gaben ihrer Freude lauten Ausdruck und lachten vor Vergnügen und strahlten vor Glück, daß dem Himmel nichts unmöglich war, daß sie alle, wenn der Himmel wolle, gesund, jung und glücklich würden. Es genügte, zu glauben und innig zu beten, damit die Natur verstumme und das Unglaubliche sich verwirkliche.
»Oh, Vater, wie schön ist das!« flüsterte Marie, durch die Erregung neu belebt und stumm vor Ergriffenheit. »Du erinnerst dich noch an das, was du mir selbst erzählt hast von jener Joachine Dehaut, die aus Belgien gekommen war und ganz Frankreich durchquert hatte mit ihrem verkrüppelten, von Geschwüren bedeckten Beine. Zuerst wurde das Geschwür geheilt. Man konnte das Knie drücken, ohne daß sie etwas verspürte; es blieb nur eine leichte Röte zurück. Dann kam die Verrenkung an die Reihe. Im Wasser schrie sie, es war ihr, als ob man ihr die Knochen zerbräche, als ob man ihr das Bein herausrisse. Zur gleichen Zeit sahen sie und die Frau, die sie badete, wie der ungestaltete Fuß sich wieder geradestreckte mit der Regelmäßigkeit eines Zeigers, der über ein Zifferblatt wandert. Das Bein richtete sich wieder ein, die Muskeln dehnten sich und das Knie trat an seinen richtigen Platz unter so heftigen Schmerzen, daß Joachine schließlich ohnmächtig wurde. Als sie aber wieder zu sich kam, sprang sie gewandt und rasch auf und trug ihre Krücken in die Grotte!«
Herr von Guersaint lachte entzückt über dieses Wunder und bestätigte durch Kopfnicken diese Erzählung, die er von einem Pater von Mariä Himmelfahrt hatte. Der hätte, wie er sagte, noch zwanzig ähnliche Fälle erzählen können, von denen der eine immer ergreifender und wunderbarer als der andere gewesen war. Er forderte Pierre zum Zeugen auf, und dieser, der nicht glaubte, begnügte sich damit, den Kopf zu schütteln. Zuerst hatte er sich bemüht, um Marien nicht zu betrüben, sich zu zerstreuen, und zum Fenster hinausgesehen und die Felder, Bäume und Häuser, die vorüberflogen, betrachtet. Man durchfuhr gerade Angoulême, dessen endlos sich ausbreitende Wiesenflächen mit den langen Reihen von Pappelbäumen vor dem Wagenfenster vorüberglitten. Pierre hörte aber trotzdem, ganz gegen seinen Willen, Bruchstücke der Erzählungen und interessierte sich für diese Geschichten, die das laute Gerassel der Räder übertönten. Es war als ob die sich selbst überlassene Lokomotive sie alle in das göttliche Land der Träume geführt hätte. Man rollte dahin, man rollte weiter und weiter, und schließlich gab er es auf, hinauszublicken, und überließ sich ganz dem einschläfernden Einflüsse der drückenden Atmosphäre im Wagen, in dem die Verzückung wuchs, die wirkliche Welt aber, durch die man so raschen Laufes dahineilte, gänzlich entrückt war. Das neu belebte Gesicht Mariens erfüllte ihn mit aufrichtiger Freude. Er überließ ihr seine Hand, die sie ergriffen hatte, um ihm durch einen innigen Druck all die Hoffnungsfreudigkeit kundzutun, die in ihr eingekehrt war. Warum sollte er sie durch seinen Zweifel betrüben, da er doch ihre Heilung wünschte? Mit unendlicher Zärtlichkeit hielt er die kleine, krankhaft feuchte Hand in der seinigen fest. Von mitleidender brüderlicher Liebe erfüllt, wollte er gern an eine höhere Gnade glauben, die den Verzweifelten den Schmerz nach ihrem Ermessen zuteilt und wegnimmt.
»Pierre«, wiederholte sie, »wie ist das schön, wie ist das schön! Und welch ein Ruhm für mich, wenn sich die Heilige Jungfrau in ihrer Gnade meiner erbarmen würde ... Glauben Sie wirklich, daß ich dessen würdig bin?«
»Gewiß!« rief er laut. »Sie sind die beste und die reinste, die ganz fleckenlose Seele, und es gibt nicht genug gute Engel im Paradiese, um Ihnen als Ehrengeleit zu dienen.«
Aber das Erzählen war noch nicht zu Ende. Schwester Hyacinthe und Frau von Jonquière teilten jetzt alle Wunder mit, die sie kannten, eine lange Reihe von Wundern, die seit mehr denn dreißig Jahren in Lourdes emporblühten, wie der ununterbrochene Blütenreichtum der Rosen in einem zauberhaften Rosengarten. Man zählte sie nach Tausenden, und jedes Jahr wucherten neue empor in dem üppigen Grün eines verschwenderischen Wachstums, und erregten immer mehr Aufsehen. Die Kranken, die mit zunehmender Erregung zuhörten, waren wie die kleinen Kinder, die nach einem schönen Feenmärchen noch ein anderes und dann wieder ein anderes hören wollten. Oh, nur immer mehr solche Geschichten, in denen die schlimme Wirklichkeit verspottet und die ungerechte Natur geohrfeigt wird, in denen der liebe Gott als der letzte, der größte Heilkünstler erscheint, als der, der die Wissenschaft verlacht und Glück stiftet!
Es waren zunächst die Tauben und die Stummen, die wieder hören und sprechen konnten. Aurelie Bruneau, der das Trommelfell zersprungen und die deshalb unheilbar war, wurde ganz plötzlich durch die himmlischen Töne eines Harmoniums entzückt. Louise Pourchet, bis zu ihrem fünfundvierzigsten Lebensjahre stumm, rief plötzlich vor der Grotte: »Ich grüße dich, Marie!« und noch viele andere mehr, die alle dadurch vollständig geheilt wurden, daß sie einige Tropfen von dem Wasser in ihre Ohren oder auf ihre Zunge träufelten. Dann kamen die Blinden: Pater Hermann, der gefühlt hatte, wie die Heilige Jungfrau mit sanfter Hand den Schleier fortzog, der vor seinen Augen schwebte. Fräulein von Pontbriant, der der Verlust beider Augen gedroht hatte und die infolge eines Gebetes bessere Augen bekam, als sie früher besessen hatte. Ein Kind von zwölf Jahren, dessen Pupillen Marmorkügelchen glichen, und das in drei Sekunden wieder klare und tiefe Augen bekam, aus denen die Engel herauszulächeln schienen. Vor allen aber sind es Gelähmte, die sich wieder frei bewegen, Lahme, die wieder gerade gehen können, solche, die sich von ihrem Siechbett nicht zu rühren imstande waren und zu denen der Herr sagte: »Erhebe dich und geh!« Der gelähmte Delaunoy, der schon fünfzehnmal in Pariser Hospitälern gewesen war, von wo er die übereinstimmenden Diagnosen von zwölf Ärzten mitbrachte, fühlt plötzlich eine Kraft in sich, die ihn beim Vorüberziehen des heiligen Sakramentes in die Höhe treibt und ihn in den Stand setzt, mit gesunden Beinen zu folgen. Marie Luise Delgron, vierzehn Jahre alt, deren Beine infolge der Lähmung steif, deren Hände zusammengezogen und deren Mund schief geworden war, sah ihre Glieder wieder geschmeidig werden und sich strecken und die Verzerrung des Mundes verschwinden, als hätte eine unsichtbare Hand die entsetzlichen Bande zerschnitten, die sie entstellten. Marie Vachier, seit siebzehn Jahren an ihren Krankenstuhl gefesselt, lief und sprang nicht nur, nachdem sie aus dem Weiher gestiegen war, sondern fand sogar nicht einmal die Spuren der Wunden wieder, mit denen ihr Körper sich infolge ihrer langen Regungslosigkeit bedeckt hatte. Georges Hauquet, der an Rückenmarkserweichung litt und vollständig gefühllos war, wird ein kerngesunder Mensch. Und Leonie Charton, die ebenfalls Rückenmarkserweichung hatte und deren Wirbelknochen einen Höcker bildeten, fühlt, wie die Verkrümmung ihres Rückgrates verschwindet, wie ihre Beine sich strecken und kräftig und wie neu geschaffen werden.
Dann kämen noch alle Arten von Übeln an die Reihe. Zuerst die verschiedenen skrofulösen Krankheiten. Marguerite Gehier, die seit siebenundzwanzig Jahren an Hüftweh litt, deren Hüfte von der Krankheit ganz zerfressen und deren rechtes Knie gelähmt war, fiel plötzlich auf dieses Knie nieder, um der Heiligen Jungfrau für ihre Rettung zu danken. Philomene Simonneau, eine junge Vendeerin, deren linkes Bein drei fürchterliche Wunden hatte, auf deren Grunde die angefaulten Knochen sichtbar wurden, ließ plötzlich die Krücken fallen, und ihre Knochen, ihr Fleisch und ihre Haut bildeten sich neu. Dann kamen die Wassersüchtigen: Frau Ancelin, deren Füße, deren Hände und deren ganzer Körper abschwollen, ohne daß man hätte sagen können, wo all das Wasser abgeflossen wäre. Fräulein Montagnon, der man zu wiederholten Malen zweiundzwanzig Liter Wasser abgezapft hatte, entleerte sich, als sie von neuem angeschwollen war, nach Anlegung einer einfachen Kompresse, die man in die wunderwirkende Quelle getaucht hatte, ohne daß man etwas davon in dem Bette oder auf dem Fußboden gefunden hätte. Ebensowenig hält eine Magenkrankheit dem Wunder stand. Alle verschwinden auf das erste Glas. So fand Marie Souchet, die schwarzes Blut spie und immer mehr abzehrte, so daß sie zum Skelett abgemagert war, innerhalb zweier Tage ihre Körperfülle wieder. Marie Jarland, die aus Versehen ein Glas Lauge getrunken und sich den Magen verbrannt hatte, findet die Gesundheit wieder. Geschwulstbildungen verschwinden so vollständig in dem Weiher, daß auch nicht die leiseste Spur davon zurückbleibt. Was aber noch mehr in Staunen setzt, das sind die Geschwüre, die Krebsschäden, alle die entsetzlichen sichtbaren Wunden, die das heilige Wasser heilt. Ein Schauspieler, ein Jude, brauchte seine von einem Geschwür zerfressene Hand nur einzutauchen, und sie war geheilt. Ein junger reicher Ausländer, an dessen rechtem Handgelenk sich ein Lupus gebildet hatte, groß wie ein Hühnerei, sah ihn schwinden. Rose Duval, die infolge einer Eitergeschwulst am linken Ellenbogen ein Loch hatte, so groß, daß eine Nuß gut Platz darin fand, konnte der raschen Arbeit des neuen Fleisches zusehen, das das Loch zufüllte. Die Witwe Fromond, deren Lippe zur Hälfte vom Krebs zerfressen war, brauchte die kranke Stelle nur abzuwaschen, und es blieb nicht einmal eine leise Röte zurück. Marie Moreau, die entsetzlich an Brustkrebs litt, legte sich zum Schlafen nieder, nachdem sie sich in ein mit Wasser von Lourdes getränktes Tuch eingewickelt hatte, und als sie zwei Stunden später wieder erwachte, hatten die Schmerzen aufgehört, und das Fleisch war fest und von rosiger Frische.
Dann fing Schwester Hyacinthe von den Heilungen der Schwindsucht zu erzählen an. Das setzte allem die Krone auf. Die schreckliche Krankheit, die die Menschen verheert und die, wie die Ungläubigen behaupteten, die Heilige Jungfrau nicht heilen könne, wurde dennoch von ihr geheilt durch eine einzige Bewegung ihres kleinen Fingers. Hundert Fälle, der eine immer außergewöhnlicher als der andere, folgten rasch aufeinander. Die seit drei Jahren schwindsüchtige Marguerite Coupel, an deren Lungenspitzen die Tuberkeln fraßen, steht auf und geht fort, strotzend vor Gesundheit. Frau de la Rivière, die Blut speit, und deren Nägel schon bläuliche Farbe angenommen haben, so daß man glaubte, sie stehe auf dem Punkte, ihren letzten Seufzer auszuhauchen, hat nur nötig, einen kleinen Löffel voll Wasser zu trinken. Das Todesröcheln hört auf, sie richtet sich empor, antwortet auf die Litaneien und verlangt eine Bouillon. Bei Julie Jadot waren vier Löffel nötig. Aber sie hielt schon ihren Kopf nicht mehr aufrecht und war von so zarter Konstitution, daß die Krankheit sie ganz aufzulösen schien. In wenigen Tagen wurde sie gesund. Anna Catry, die die Schwindsucht im höchsten Grade hat – ihr linker Lungenflügel ist bereits zur Hälfte zerstört –, wird fünfmal in das kalte Wasser getaucht, ganz gegen jede Vernunft. Sie ist geheilt, die Lunge ist gesund. Eine andere, ein schwindsüchtiges junges Mädchen, von fünfzehn Ärzten aufgegeben, hat gar nichts weiter getan, als daß sie in der Grotte niederkniete, ganz zufällig, und war auf das freudigste überrascht, so im Vorbeigehen, durch einen glücklichen Zufall geheilt worden zu sein. Sie war ohne Zweifel gerade zu der Stunde gekommen, da die Heilige Jungfrau, von Mitleid ergriffen, das Wunder aus ihren unsichtbaren Händen herabgleiten läßt.
Und Wunder und immer neue Wunder folgten! Wie Traumesblumen regneten sie von einem klaren, milden Himmel hernieder. Es waren ergreifende dabei, aber auch kindische befanden sich darunter. Eine alte Frau, die eine steife Hand hatte und sie seit dreißig Jahren nicht rühren konnte, wusch sich und machte das Zeichen des Kreuzes. Die Schwester Sophie, die wie ein Hund bellte, taucht in den Quell und steigt heraus, mit klarer Stimme einen Choral singend. Mustapha, ein Türke, betet zu der weißen Frau und bekommt sein rechtes Auge wieder, nachdem er eine Kompresse aufgelegt hat. Ein Offizier der Turkos wurde bei Sedan beschützt, und ein Kürassier von Reichshofen wäre durch einen Schuß ins Herz getötet worden, wenn die Kugel, die sein Notizbuch durchbohrt hatte, nicht vor einem Bilde der Jungfrau von Lourdes steckengeblieben wäre. Und die Kinder, die armen, leidenden Kleinen, auch sie finden Gnade. Ein gelähmter kleiner Knabe von fünf Jahren wurde ausgezogen, fünf Minuten lang unter den kalten Strahl der Fontäne gehalten und konnte aufstehen und gehen. Ein anderer von fünfzehn Jahren, der in seinem Bette nur tierische Schreie ausstieß, sprang aus dem Weiher heraus mit dem Freudenrufe: »Ich bin geheilt!« Ein dritter, ein ganz kleiner Junge von zwei Jahren, der noch keinen Schritt gegangen war, blieb eine Viertelstunde in dem kalten Wasser und machte dann, vergnügt lächelnd, wie ein kleines Menschenkind die ersten Schritte. Bei allen, bei den Kleinen wie bei den Großen, waren die Schmerzen heftig, indes das Wunder wirkte. Aber welches Wohlbefinden folgte dann! Die Ärzte trauten ihren Augen nicht, ihr Erstaunen wuchs bei jeder Heilung, wenn sie ihren Kranken laufen, springen und mit einem wahren Heißhunger essen sahen. Alle diese Auserwählten, diese geheilten Frauen gingen kilometerweit, setzten sich dann zu Tisch vor ein junges Huhn und schliefen schließlich zwölf Stunden lang mit geballten Fäusten. Keine Rekonvaleszenz trat ein, es war ein plötzlicher Sprung aus dem Todeskampfe zur vollen Gesundheit. Die Glieder hatten sich neu gebildet, die Wunden geschlossen, alle Organe befanden sich wieder in vollkommen unversehrtem Zustande, die Körperfülle war zurückgekehrt, und alles in der Geschwindigkeit eines Blitzstrahls. Die Wissenschaft war verhöhnt, man gebrauchte nicht einmal die einfachsten Vorsichtsmaßregeln, da die Schwindsüchtigen schweißbedeckt in das eiskalte Wasser stiegen. Man ließ die Wunden ruhig in Fäulnis übergehen, ohne irgendwelche antiseptische Vorkehrung zu treffen. Und welch ein Jubelgesang erschallt dann nach jeder Heilung, welche Rufe der Dankbarkeit und Liebe! Die durch das Wunder Gerettete wirft sich auf die Knie nieder, alles weint, Bekehrungen finden statt, Protestanten und Juden treten zum Katholizismus über, und andere Wunder des Glaubens ereignen sich, bei denen der Himmel triumphiert. Die Bewohner stehen in Menge versammelt, um die Geheilte bei ihrer Rückkehr in das Dorf zu empfangen, während die Glocken ihre feierlichen Stimmen erschallen lassen. Wenn man sie leichtfüßig aus dem Wagen springen sieht, ertönen Freudenrufe, und man stimmt das Magnifikat an. Ruhm und Ehre der Heiligen Jungfrau! Ewige Dankbarkeit und Liebe!
Der Zug rollte vorwärts, rollte weiter und weiter. Man fuhr gerade durch Coutras, es war sechs Uhr. Schwester Hyacinthe erhob sich, klatschte in die Hände und wiederholte noch einmal:
»Das Angelus, meine Kinder!«
Niemals waren die Aves mit gläubigerer Inbrunst gebetet worden. Da begriff Pierre plötzlich, da fand er die richtige Erklärung für diese Pilgerfahrten, für alle die Züge, die durch die ganze Welt rollten, für diese zusammenströmenden Menschenmassen, für Lourdes selbst, das wie das Heil für Leib und Seele strahlte. Jammergestalten sah er seit diesem Morgen vor sich, sah, wie sie in ihren Schmerzen röchelten und stöhnten! Sie waren alle von der Wissenschaft verurteilt und aufgegeben und waren es überdrüssig, Ärzte zu konsultieren und sich mit nutzlosen Heilmitteln quälen zu lassen. So begriff man auch, daß sie in dem heißen Verlangen, zu leben, und nicht gewillt, sich mit den Anordnungen der ungerechten Natur zufrieden zu geben, sich dem Traume einer überirdischen Gewalt hingaben, einer allmächtigen Gottheit, die vielleicht die bestehenden Gesetze aufheben, den Lauf der Gestirne verändern und die Vergangenheit wieder wachrufen würde. Blieb ihnen denn Gott nicht, wenn die Erde sie im Stiche ließ? Oh, wer doch glauben könnte, daß es irgendwo einen höchsten Gerichtsherrn gibt, der die Ungerechtigkeiten der Menschen und der Dinge ausgleicht, wer doch glauben könnte, daß es einen Erlöser gibt, einen Tröster, der der Herr ist, der die Ströme zu ihrer Quelle zurückfließen lassen, den Greisen die Jugend wiedergeben und die Toten auferwecken kann! Wer sich sagen könnte, wenn man mit Wunden bedeckt ist, wenn man verkrüppelte Glieder hat, wenn der Leib durch Geschwüre angeschwollen und die Lunge zerstört ist, wer sich dann sagen könnte, das hat nichts zu bedeuten, alles das kann verschwinden und wiedererstehen auf ein Zeichen der Heiligen Jungfrau, und es genügt, zu ihr zu beten, sie zu rühren und von ihr mit einem Wunder begnadet zu werden! Und dann, welch eine Quelle himmlischer Hoffnungen ist es, wenn man den überreichen Strom dieser schönen Geschichten fließen läßt, die die fieberhaft erregte Einbildungskraft der Kranken und Siechen bezaubert und berauscht! Seitdem die kleine Sophie Couteau mit ihrem geheilten weißen Fuß in den Wagen gestiegen war und den grenzenlosen Himmel des Göttlichen und Übernatürlichen aufgetan hatte, wie verstand man da den Hauch von wunderbarer Genesung, der durch den Raum zog, die Verzweifelten von ihrem Siechbett emporrichtete und die Augen aller erglänzen ließ. Das Leben war auch für sie noch möglich, vielleicht würden sie selbst es bald von neuem anfangen.
Ja, so verhielt es sich. Wenn dieser jammervolle Zug dahinrollte und immer weiter und weiter rollte, wenn der Wagen voll war, wenn die anderen voll waren, wenn Frankreich und die Welt von den entferntesten Winkeln der Erde her von ähnlichen Zügen durchbraust wurden, wenn mehr als dreimalhunderttausend Gläubige, die Tausende von Kranken mit sich führten, von einem Ende des Landes zum andern sich in Bewegung setzten, so geschah dies alles, weil dort unten die Grotte in ihrer Glorie strahlte wie ein Leuchtturm der Hoffnung und des Glaubens, wie der Triumph des Unmöglichen über die unerbittliche Materie. Diesen Traum zu träumen, das war das große, unaussprechliche Glück. Wenn von Jahr zu Jahr der Erfolg der Pilgerzüge sich steigerte, so kam das daher, weil den in ihrem Verlangen nach Trost herbeigeeilten Völkerscharen das köstliche Brot der Hoffnung winkte, nach dem die leidende Menschheit unaufhörlich Hunger hat. Und es waren nicht nur die physischen Leiden, die nach Heilung riefen, das ganze moralische und intellektuelle Sein klagte laut sein Leid in dem unstillbaren Durste nach Glück. Glücklich sein, die Gewißheit seines Lebens in den Glauben setzen, sich bis zum Tode auf diesen festen und einzig sicheren Reisestab stützen können, das war der Wunsch, der aus allen Herzen aufstieg, der alle Schmerzen niederknien ließ in dem Flehen um Gnade, um das geistige Heil für sich selbst und für die, die man liebt. Der ungeheure Schrei pflanzte sich fort, stieg empor und erfüllte den Raum, der Schrei: Glücklich sein für immer, im Leben und im Tode!
Pierre hatte gesehen, wie alle die Leidenden, die ihn umgaben, das Rasseln der Räder nicht mehr vernahmen und wie sie ihre Kräfte wiederfanden mehr und mehr nach jeder zurückgelegten Meile, die sie dem Wunder näherbrachte. Selbst Frau Maze wurde gesprächig in der festen Überzeugung, daß die Heilige Jungfrau ihren Gatten zu ihr zurückführen würde. Frau Vincent wiegte selig lächelnd ihre kleine Rose und fand sie viel weniger krank als jene halbtoten Kinder, die man in das eiskalte Wasser tauchte und die dann spielten. Herr Sabathier plauderte mit Herrn von Guersaint und erzählte ihm, daß er im Oktober, wenn er seine Beine wieder gebrauchen könnte, nach Rom gehen würde, eine Reise, die er schon seit fünfzehn Jahren von Jahr zu Jahr verschoben hätte. Frau Vêtu, die sich ebenfalls etwas beruhigt hatte, wenn ihr Magen sie auch noch immer quälte, glaubte Hunger zu haben und bat daher Frau von Jonquière, ihr kleine Brotschnitten in ein Glas Milch einzutauchen, während Elise Rouquet, ohne an ihre Wunde zu denken, ihr Gesicht enthüllt hatte und eine Weintraube aß. Und Frau Grivotte, die auf ihrem Platze saß, und Bruder Isidor, der aufgehört hatte zu stöhnen, waren infolge dieser schönen Märchen in einem glücklichen Fieberzustande, so daß sie in ihrem ungeduldigen Verlangen nach Heilung sich sichtlich beruhigten. Sogar der Unbekannte kam, wenn auch nur auf eine Minute, zum Bewußtsein. Als Schwester Hyacinthe von neuem den kalten Schweiß von seinem Gesichte abtrocknete, öffnete er die Augenlider, während einen Augenblick ein Lächeln sein Gesicht verklärte. Noch einmal hatte er gehofft. Marie hielt noch immer die Hand Pierres. Es war sieben Uhr; man sollte um siebeneinhalb Uhr in Bordeaux sein. Der Zug, der sich etwas verspätet hatte, beschleunigte, um die verlorenen Minuten wieder einzuholen, seine Geschwindigkeit. Das Gewitter hatte aufgehört zu toben, und von dem weiten, klaren Himmelszelte senkte sich ein unendlich süßer Friede auf die Erde herab.
»Oh, Pierre, wie schön ist das! Wie schön ist das!« wiederholte Marie von neuem und drückte ihm die Hand in überschwellendem Zärtlichkeitsgefühle.
Dann beugte sie sich zu ihm hin und flüsterte ihm mit ganz leiser Stimme zu:
»Pierre, ich habe vorhin die Heilige Jungfrau gesehen und sie um Ihre Heilung gebeten. Sie hat sie mir zugesagt.«
Der junge Priester verstand sie und wurde ganz verwirrt von dem himmlischen Glanze ihrer Augen, die sie auf die seinigen geheftet hielt. Sie hatte sich selbst vergessen und nur um seine Bekehrung gebeten. Dieser Glaubenswunsch, der so rein von diesem leidenden Wesen ausging, brachte seine Seele zur Umkehr. Warum sollte er nicht eines Tages glauben? Er selbst war von den vielen außergewöhnlichen Erzählungen wie verwirrt. Die erstickende Hitze in dem Wagen hatte ihn betäubt, und der Anblick von so viel Elend und Jammer ließ sein mitleidiges Herz bluten. Die Ansteckung wirkte. Er wußte nicht mehr genau, wo das Wirkliche und das Mögliche aufhörte, er war unfähig, diese Überfülle verwirrender Tatsachen zu erklären oder zu verwerfen. Er gehörte sich nicht mehr selbst, er bildete sich in dem verzückten Taumel dieses rollenden Hospitals schließlich ein, daß er glaube.