Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Soldatenbüchlein
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz

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An die russischen Kameraden

Es stand noch Oestreichs Heeresmacht
Zum Kampf im welschen Lande,
Da wurde plötzlich hell die Nacht
Von fernem Feuerbrande:
»Das ist die Heimath, die dort brennt,
Wir sind durch Berg und Meer getrennt,
Und können sie nicht löschen!«

Wir hören euer Kampfgeschrei
Zu uns herüber dringen;
Wie freudig würden wir herbei
Zu eurer Hülfe springen;
Doch bis wir steuern eurer Noth,
Liegt ihr im Feld erschlagen, todt,
Der Uebermacht erlegen!« –

»»Wohlan, wir stehn in Gottes Hand,
Und sollen wir verderben,
Laßt ruhmvoll uns fürs Vaterland
Und für Franz Joseph sterben!
Ihr Brüder fern, auf Wiedersehn,
Wo unsre Geister im Lager stehn,
Sollt ihr uns wiederfinden!«« –

So hielten sie an Hoffnung arm,
Doch ungebeugten Muthes;
Es rieselten vom Herzen warm
Viel Ströme edlen Blutes;
Und unerschreckt und unbesiegt,
Wie nah der Untergang auch liegt,
Stehn sie auf blut'gem Grunde!

Doch als die Nachbarn brennen sahn,
Da kamen sie in Eile,
Sie kamen in voller Macht heran,
Sie kamen ohne Weile;
Sie standen zu uns Seit' an Seit',
Und halfen tapfer uns im Streit,
Als wär's die eigne Sache.

Sie fochten wacker, Hand in Hand
Vereinigt, die Genossen,
Sie hat dasselbe Ehrenband
Zu einem Kranz geschlossen:
Heil deinen Manen, Skariatin,
Hoch Lüders, Haßfort, Paniutin –
Und eure Brüder alle!

Daß ihr der Schlachtenbrüderschaft,
Der alten, noch gedachtet,
Daß ihr nicht boshaft zugegafft,
Nicht in die Faust euch lachtet:
Nein, daß ihr mit uns Hand in Hand
Gestanden, eine ehrne Wand,
Das sey euch unvergessen!

Das hat sie, die sich stets bemüht,
Daß statt des Weizens Sprossen
Nur Unkraut aus der Saat entblüht,
Gewaltig zwar verdrossen:
Doch Freund' erkennt man in der Noth,
Und so ruft uns, wenn sie euch droht,
Wir wollen ehrlich zahlen! –


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