Wilhelmine von Bayreuth
Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth
Wilhelmine von Bayreuth

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Der Erbprinz war indes zusehends schwächer geworden; sein Übel nahm immer mehr überhand, so daß er das Bett nicht mehr verlassen konnte. Ich ließ den Generalarzt des Königs rufen, der ihn im Fieber fand und es übernahm, ihn beim König zu entschuldigen. Dabei übertrieb er so erfolgreich die Gefährlichkeit seines Zustandes, daß der König sehr erschrak und in seiner Sorge herbeieilte. Er schien erstaunt, den Prinzen innerhalb so kurzer Zeit so verändert zu finden. Vor Angst, daß er sterben könnte, schickte er eiligst eine Stafette nach Berlin, um die besten Ärzte zu berufen. Ich sah tags darauf die ganze Fakultät in Prozession bei mir aufziehen. Der Prinz konnte nicht umhin zu lachen, als er diese gelehrten Leute erblickte, und fragte mich, ob ich ihn denn als Doktor aufnehmen oder in die andere Welt befördern lassen wollte. Nachdem diese klugen Herren ihn lange untersucht hatten, kamen sie zu dem Ergebnis, daß sich mittels Ruhe und eines sorglichen Verhaltens die Schwindsucht vermeiden ließe.

Ich befand mich mit Fräulein von Sonsfeld allein in Potsdam, da ich auf Befehl des Königs mein übriges Gefolge in Berlin zurückgelassen hatte. Ich blieb Tag und Nacht bei dem Prinzen und verließ ihn nur auf eine Viertelstunde, um die Königin und den König zu begrüßen. Dieser zeigte sich sehr liebevoll gegen mich, lobte mein Verhalten meinem Gatten gegenüber und meinte, daß alle Frauen meinem Beispiel folgen sollten. »Ich weiß sehr wohl,« sagte er mir eines Tages, als ich ihm meine Aufwartung machte, »was an der Krankheit Ihres Mannes schuld trägt. Er hat sich über ein paar Worte geärgert, die ich von ihm sagte, als wir damals bei Glasenapp aßen; und er hat sich über einige Offiziere sehr erzürnt, die ihn auf meinen Befehl hin etwas arg verspotteten. Ich war im Unrecht, doch tat ich alles nur in guter Absicht und aus Freundschaft für Sie beide. Ich wollte ihn ein wenig selbständig machen: ein junger Mann soll lebhafter und leichtsinniger sein, nicht immer wie ein Cato einhergehen; meine Offiziere eignen sich alle sehr gut dazu, ihn aufzumuntern.«

Die üble Laune der Königin war stets dieselbe, sie ließ mir keine Ruhe. Trat ich in der Frühe bei ihr ein, so sagte sie: »Guten Morgen! Aber wie sehen Sie denn aus, mein Gott! Ihre Frisur ist ja schrecklich; und immer dieser vorgestreckte Hals! Ich habe Ihnen doch hundertmal gesagt, daß ich es nicht leiden kann, wenn Sie sich so herrichten, ich werde endlich die Geduld verlieren.« Sie wollte, daß ich nach der Berliner Mode gekleidet sei; man trug dort das Haar ganz geglättet und ohne jegliche Wellung; das meine war nach französischer Sitte gekämmt, weil der Erbprinz es so haben wollte, und übrigens trug man es überall außer in Berlin auf meine Art. Ich war so mager, daß ich in meinem Reifrock kaum stehen konnte, und da mein Magen stets aufgetrieben war, so tat es mir sehr weh, wenn ich mich aufrichten wollte. Aber das sah man alles nur für leere Ausflüchte an, die man nicht gelten ließ.

Die Nachrichten, die ich inzwischen aus Bayreuth erhielt, waren recht zufriedenstellend. Fräulein von Sonsfeld schrieb mir, daß es mit der Gesundheit des Markgrafen unverkennbar abwärts gehe. Er sei in Neustadt gewesen, um der Hochzeit jenes widerwärtigen Bruders beizuwohnen, den ich schon geschildert habe. Dieser Prinz hatte soeben eine Prinzessin von Anhalt-Schaumburg geheiratet. Der Markgraf hatte in Neustadt Unsummen ausgegeben; er brachte ganze Tage bei Trinkgelagen und Lustbarkeiten zu. Dabei erlitt er in der Trunkenheit einen schlimmen Sturz, indem er eine Treppe hinabfiel. Ich weiß nicht, ob er innere Verletzungen davontrug. Die Ärzte, die ihn behandelten, waren so unfähig, daß man sich auf ihren Bericht nicht verlassen konnte. Sei es nun infolge des Falles oder des Trinkens, eins von beiden führte zu einem so argen Hämorrhoidalblutverlust, daß man glaubte, er würde verscheiden. Man rief sogar nach einem Geistlichen, um ihn auf den Tod vorzubereiten und die Gebete zu sprechen; aber seine Konstitution half ihm diesmal noch darüber hinweg, wenn auch recht langsam.

Seitdem rief alles nach unserer Rückkehr. Selbst der Markgraf wünschte sie und schrieb mir, ich möchte ihm melden, was er anstellen solle, daß wir nach Bayreuth zurückkehrten. Ich zeigte seinen Brief einigen Leuten, von denen ich sicher wußte, daß sie es dem König hinterbringen würden, und erzählte ihnen alle Einzelheiten, die ich eben berichtet habe. Man setzte natürlich den König davon in Kenntnis. Er wollte uns nicht verlieren und wollte doch auch nicht in der rechten Weise mit uns verfahren. Er suchte uns wieder zu gewinnen, um uns von unsern Reisegedanken abzubringen. So war er äußerst zärtlich mit mir und voll des Lobes über den Erbprinzen; allein es rührte mich nicht mehr, er hatte mich zu lange getäuscht, als daß ich mich noch täuschen ließ. Der König befand sich nicht wohl; er sah sehr verändert aus, und der Leib schwoll ihm des Nachts stets an. Als er eines Nachmittags schlief, während wir alle um ihn herumsaßen, ging ihm der Atem aus. Da er stets sehr laut schnarchte, merkten wir es nicht gleich. Ich sah zuerst, daß er im Gesicht ganz schwarz wurde und daß sein Gesicht anschwoll. Ich schrie auf und sagte es der Königin; diese stieß ihn mehrmals, um ihn aufzuwecken, jedoch vergebens. Ich rief Leute herbei; man schnitt ihm die Krawatte auf, und wir spritzten ihm Wasser ins Gesicht, so daß er allmählich zu sich kam. Er war sehr erschrocken; aber alle Ärzte in seiner Umgebung behandelten die Sache, um ihm zu schmeicheln, als eine Bagatelle, obwohl sie im Grunde sehr bedenklich war und jedermann sich zuflüsterte, es sei die Gicht, die sich zurückgeschlagen habe und ihm übel mitspielen könnte.

Die schöne Jahreszeit, die die Natur zu neuem Erblühen und Leben erweckt, wurde uns nur zur neuen Strafe; wir mußten jeden Abend im Garten des Königs zubringen. Er hatte diesen Garten Marli genannt, der Himmel mag wissen warum. Es war ein sehr schöner Obstgarten, wo der König sich ein Vergnügen gemacht hatte, die schönsten Fruchtarten Europas zu züchten. Aber es war kein Vergnügen, dort spazieren zu gehen, denn er bot keinen Schatten. Wir gingen um drei Uhr nachmittags in der ärgsten Sonnenhitze hin. Man speiste um acht Uhr sehr frugal zur Nacht, ohne sich den Magen zu beschweren, und zog sich um neun Uhr zurück. Der König stand jeden Tag um vier Uhr morgens auf, um bei dem Exerzieren seines Regimentes zugegen zu sein. Es fand unter meinen Fenstern statt, und da ich im Erdgeschoß wohnte, konnte ich die ganze Nacht kein Auge schließen, denn die Kompagnien hielten dort der Reihe nach ihre Schießübungen. Ein Soldat, der zu schnell laden wollte und nicht Zeit gehabt hatte, sein Ziel zu nehmen, schoß mitten in mein Zimmer hinein und schlug den Spiegel meines Toilettentisches herab, doch höchst wunderlicher Weise, ohne daß er zerbrach.

Ich ertrug alle diese Mühsale mit Geduld, denn die Rückkehr des Erbprinzen freute mich zu sehr, um an anderes zu denken. Er kam am 21. Mai in Begleitung meines Bruders nach Potsdam. Er sah zum Glück viel besser aus als vor seiner Abreise; aber sein Husten quälte ihn noch immer, obwohl er viel geringer war. Der König empfing ihn sehr freundlich und war mit seinem militärischen Bericht sehr zufrieden. Die Markgräfin Albertine, ihre Tochter und der Prinz von Bernburg kamen am selben Abend an. Die Hochzeit des Prinzen war für den folgenden Tag festgesetzt. Die Prinzessin Albertine war höchst zufrieden und lachte, sowie man ihr von ihrem Verlobten sprach. Sie hatte zwei Damen, die ihr Echo abgaben; der Prinz gab das Zeichen, indem er das Gelächter anstimmte, die beiden Damen lachten pflichtschuldigst mit, und wir fanden das so komisch, daß auch wir lachten, so daß die Lachsalven nicht aufhörten. Der König, der die Braut zu necken liebte, sagte ihr nichts wie Unanständigkeiten, worauf sie stets lachend Antwort gab und sich und uns allen sehr derbe Scherze zuzog. Ich sagte ihr immerzu, daß sie doch ernster sein sollte, jedoch es war vergebens, und ihre Freude, einen so liebenswürdigen Gatten zu haben, war zu lebhaft; sie brachte es nicht fertig, sie geheimzuhalten.

Der Erbprinz und der Prinz Karl von Braunschweig, die auch vom König zur Hochzeit gebeten waren, statteten tags darauf dem Verlobten einen Besuch ab, mehr um sich einen Ulk zu machen als aus Höflichkeit. Er war der einzige, der nicht wußte, daß er abends heiraten sollte; seine Zerstreutheit oder sein kurzes Gedächtnis hatten es ihn vergessen lassen. Er fluchte wie ein Fuhrknecht, weil er weder Anzug noch Schlafrock hatte. Dies machte dem König großen Spaß. Der Erbprinz sah sich genötigt, ihm seinen Schlafrock zu leihen. Er war ihm so dankbar dafür, daß er ihn bei allem, was er zu tun hatte, um Rat fragte. Weiß der Himmel, in welch mildtätige Hände er da geraten war und was für Ratschläge er da erhielt. Ich weiß nur, daß ich nichts Komischeres gesehen habe als diese Hochzeit. An den drei folgenden Tagen wurden Bälle abgehalten, und wir tanzten nach Herzenslust. Aber diese Freude fand bald ein Ende; denn der Erbprinz mußte zu seinem Regiment zurück. Er reiste am 26. Mai wieder ab, ebenso mein Bruder und alle andern Fürstlichkeiten.

Der König war mit dem Erbprinzen sehr zufrieden gewesen; er sagte mir, daß er ihn sehr zu seinem Vorteil verändert gefunden habe. »Er wird mir noch der liebste meiner Schwiegersöhne werden«, fügte er hinzu; und zur Königin sich wendend, fuhr er fort: »Meine Kinder liegen mir zu sehr am Herzen. Ja, der Teufel soll mich holen, wenn ich meinem Schwiegersohn nicht alles Geld schenke, das ich ihm geliehen habe, sofern er fortfährt, sich so brav zu halten.« Ich ging auf ihn zu und küßte ihm die Hand, indem ich ihm zärtlich dankte, und da er mir nochmals wiederholte, was er soeben der Königin gesagt hatte, erwiderte ich, daß ich tief betrübt wäre, falls er denken könnte, es lägen irgendwelche eigennützige Motive unsrer Handlungsweise zugrunde. Wir seien in der Tat seiner Hilfe bedürftig gewesen, doch wollten wir ihm nicht zur Last fallen, und falls das Versprechen, das er mir eben gegeben habe, ihm im mindesten unbequem sei, würde ich die erste sein, mich dieser Gnade zu entziehen. Er sah mich liebevoll mit Tränen in den Augen an: »Nein, meine Liebe,« sagte er, »ich werde mich nie entschließen, Sie von hier ziehen zu lassen, und, solange ich lebe, für Sie Sorge tragen.« Diese letzten Worte rührten mich, doch erweckten sie auch meine Besorgnis. Der veränderliche Sinn des Königs war mir nur zu wohl bekannt, als daß ich mich auf diese schönen Worte verlassen konnte. Dennoch freuten sie mich, denn ich liebte ihn innig; und wäre die Eifersucht der Königin nicht gewesen, so hätte ich sein Herz zurückerobern können. Allein es war unmöglich, gut mit dem einen zu stehen, ohne mit dem andern zu zerfallen. Sie ließ mir den tröstlichen Augenblick, den ich hier genossen hatte, schwer entgelten und schalt mich vom Morgen bis zum Abend. Ich konnte einer Intrige, die gegen mich und den Erbprinzen gesponnen worden war, nicht auf den Grund kommen und weiß heute noch nicht, wer dahinter steckte; wohl aber weiß ich, daß man um jene Zeit alles versuchte, um uns zu entzweien. Man sagte mir die ärgsten Dinge über ihn, und ihm desgleichen über mich. Aber all dies machte keinerlei Eindruck auf uns, und wir setzten uns gegenseitig von diesen schnöden Umtrieben in Kenntnis.

Eines Tages sagte mir der König: »Ich habe mir folgendes ausgedacht: Ihrem Manne will ich eine Pension aussetzen, daß er, ohne sich einzuschränken, ein Haus führen kann; er wird in Pasewalk bleiben, und Sie sollen ihn dort ab und zu besuchen; denn wenn Sie immer bei ihm wären, würde er seinen Dienst vernachlässigen.« Wie wenig dieser hübsche Plan nach meinem Geschmack war, kann man sich denken. Doch wollte ich dem König nicht offen widersprechen und erwiderte ihm einfach, daß ich den Erbprinzen zu seiner Pflicht stets anhalten würde. Der König merkte wohl, daß sein Plan mir nicht behagte, und sprach von etwas anderm. Da er am 8. Juni mit der Königin nach Braunschweig fahren wollte, um der Hochzeit meines Bruders beizuwohnen, die dort stattfinden sollte, bat ich ihn um die Erlaubnis, inzwischen den Erbprinzen in seiner Garnison aufsuchen zu dürfen. Er gestattete es zuerst, dann sann er eine Weile nach, und endlich sagte er: »Es ist nicht der Mühe wert, daß Sie diese Reise unternehmen; in acht Tagen werde ich zurück sein und ihn dann kommen lassen.«

Diese Antwort verdroß mich nicht wenig: ich scheute Berlin wie das Feuer; ich machte mich dort auf neue Unannehmlichkeiten gefaßt, und die Königin hatte dafür gesorgt, da sie meinen Schwestern verbot, zu mir zu kommen, und ihren Damen desgleichen. Dies alles regte mich so auf, daß ich mich abends krank fühlte und mich zurückziehen mußte. Ich legte mich alsbald zu Bett, wo ich vor Müdigkeit und Schwäche einschlief. Ich mochte ungefähr drei Stunden geschlafen haben, als ich einen furchtbaren Lärm in meiner Garderobe vernahm. Ich fuhr empor, und meine Vorhänge öffnend, rief ich nach meiner guten und treuen Mermann, der Gefährtin aller meiner Leiden, die mich nie verließ; aber soviel ich auch rufen mochte, niemand kam, und der Lärm wurde immer stärker. Wie erschrak ich aber, als sich endlich meine Tür öffnete und ich im Schein der Lampe, die in meinem Zimmer brannte, ein Dutzend großer Grenadiere mit schwarzen Schnurrbärten und blitzenden Waffen sah. Ich hielt mich fürwahr für verloren und glaubte nicht anders, als daß sie mich arretieren würden; schon grübelte ich, welches Verbrechen ich wohl begangen haben mochte, ohne es entdecken zu können. Meine Kammerfrau trat endlich herein und sagte mir, daß sie nicht früher hätte kommen können, da sie sich mit diesen Leuten herumgestritten habe, um ihnen den Eintritt zu verwehren; im Schlosse sei Feuer ausgebrochen, was schuld an all dem Lärm sei. Ich fragte sie, wo es denn brenne? Sie zögerte ein wenig, endlich sagte sie mir, daß es bei meinen Schwestern brenne, deren Leute aber niemand eintreten lassen wollten, weil sie behaupteten, es brenne bei mir. Meine Hofmeisterin war sogleich herbeigeeilt; sie hielt die Offiziere eine Zeitlang auf, um mir Zeit zum Aufstehen zu lassen. Sie durchsuchten mein ganzes Zimmer, in dem alles in schönster Ordnung und nicht das geringste Feuer zu entdecken war. Dann gingen sie zu meinen Schwestern, deren Zimmer an die meinen stießen. Sie fanden sie in Flammen, die Betten halb versengt und die Täfelungen in Brand. Es gelang, mit Hilfe all der Männer das Feuer zu löschen, und sie gingen dann, dem König Meldung zu machen. Dieser war sehr streng in solchen Dingen, und die Dienstleute, ob schuldig oder unschuldig, wurden ohne weiteres weggeschickt.

Ich durfte von Glück reden, daß der Brand nicht bei mir ausgebrochen war. Beim ersten Alarm hatte man schon die Güte gehabt, dem König zu sagen, das Feuer sei in meinem Zimmer, und er hatte darob viel Lärm geschlagen; als er hörte, es sei bei meinen Schwestern, beruhigte er sich. Diese eilten ganz erschrocken zu mir und riefen mich um Hilfe an, da sie nicht wußten, wo sie schlafen sollten. Ich bot mein Bett meiner Schwester Charlotte an, die beiden andern schlugen in dem des Erbprinzen ihr Lager auf, und die Montbail mußte mit einem Diwan vorliebnehmen, worüber sie murmelte, aber nicht zwischen den Zähnen, denn sie besaß deren längst keine mehr, außer einem einzigen, auf dem sie Spinett spielte. Ich fürchtete, in ihrer Aufregung würde sie uns diese letzte Reliquie ihres Gebisses an den Kopf springen lassen; denn sie konnte sich gar nicht trösten, daß sie ihr Federbett nicht hatte, um ihren alten dürren Schädel darin zu wiegen. Meine Schwester schlief sogleich ein, aber da sie nicht gewohnt war, zu zweien zu schlafen, versetzte sie mir Stöße im Schlaf, um sich Platz zu machen, wodurch ich denn immer geweckt wurde; ich gab sie ihr zurück; wir mußten lachen, und kaum waren wir eingeschlafen, als diese Schlacht von neuem anging. Meine zwei jüngeren Schwestern führten ihrerseits denselben Tanz auf. Da wir endlich einsahen, daß wir keine Ruhe finden würden, riefen wir unsere Leute und ließen uns das Frühstück geben. Die Montbail wollte dabei als dessen Zierde erscheinen; sie zog wie die aufgehende Sonne bei uns ein, ihre ganze Morgentoilette war safrangelb wie ihr Gesicht. Sie beklagte sich über die Unbequemlichkeiten der vergangenen Nacht und darüber, daß alle Rippen sie schmerzten, weil sie so schlecht gebettet gewesen war. Ich gönnte ihr die kleine Qual, denn sie bereitete mir täglich Dutzende von Verdrießlichkeiten, indem sie die Königin und meine Schwester Charlotte gegen mich aufbrachte. Diese setzte nur mit großer Mühe die Begnadigung ihrer Leute beim König durch. Er sagte mir, es sei recht gutmütig von mir gewesen, daß ich mich einer unbequemen Nacht aussetzte, um es meinen Schwestern bequem zu machen. Wir erzählten ihm unsere nächtlichen Abenteuer, und er mußte herzlich darüber lachen.

Tags darauf sollte der König mit der Königin abreisen. Diese war von schwärzester Melancholie erfüllt; sie sah so verändert aus, daß es einem leid tun mußte; allein ihre üble Laune machte, daß man ihr kein Mitleid entgegenbrachte, denn sie war fast so schrecklich wie der König geworden, und niemand hielt es mehr bei ihr aus, selbst meine Schwester nicht. Mein Bruder kam abends an. Er zeigte sich mir gegenüber sehr guter Laune; aber sobald jemand ihn beobachtete, hing er den Kopf und nahm eine traurige Miene an. Wir trennten uns alle am folgenden Tag, und ich kehrte mit meinen Schwestern nach Berlin zurück.

Der König hatte uns befohlen, jeden Tag das Theater zu besuchen, worüber wir sehr ergrimmt waren. Die Prinzessinnen des königlichen Hauses, die stets mit mir sehr befreundet gewesen waren, erschienen mir zuliebe, und ich unterhielt mich mit ihnen, ohne auf das Schauspiel achtzugeben, das ganz jämmerlich war. Die Markgräfin Philipp lud mich mehrmals zu Tische. Es war sehr kurzweilig bei ihr; wir hatten dort eine kleine Clique geistreicher Leute, die unsere Soupers sehr angenehm gestalteten. Ich suchte allen meinen Gegnern so viel als möglich aus dem Wege zu gehen, so daß ich meine Berliner Tage recht friedlich verbrachte.

Sastot, der Kammerherr der Königin, speiste bei mir. Er war, obwohl Grumbkows Intimus, ein sehr rechtschaffener Mann und mir sehr zugetan. Er war kein großes Licht, aber sehr vernünftig. Ich vertraute ihm alle meine Kümmernisse an und auch, daß ich den Entschluß gefaßt hätte, nach der Revue des Erbprinzlichen Regimentes um jeden Preis nach Bayreuth zurückzukehren. Er sagte mir daraufhin, Grumbkow habe ihm aufgetragen, mir mitzuteilen, daß er vor einiger Zeit einen Brief des Erbprinzen erhalten habe, der ihm dieselben Absichten künde, wie ich sie ausgesprochen hätte; ja, daß er sogar beabsichtige, von seinem preußischen Regiment zurückzutreten; er, Grumbkow, habe es dem König mitgeteilt und ihm vorgehalten, wie unzufrieden wir beide mit seinem Verhalten uns gegenüber seien. Der König sei sehr erstaunt gewesen, habe eine Weile nachgedacht und dann geäußert: »Ich kann mich nicht entschließen, meine Tochter und meinen Schwiegersohn ziehen zu lassen; ich werde ihm nach der Revue zwanzigtausend Taler jährlich ausstellen unter der Bedingung, daß er bei seinem Regimente bleibt; und was meine Tochter angeht, so wird sie bei ihrer Mutter bleiben und ihn von Zeit zu Zeit besuchen können.« Da Grumbkow unsere Absichten nicht kenne, habe er nichts darauf erwidern wollen; doch bäte er mich nun, ihm sagen zu lassen, was er tun solle. Ich trug Sastot auf, ihm sehr verbindliche Grüße von mir auszurichten, und ließ ihn dringend bitten, auf unsere Abreise hinzuarbeiten; meine Gesundheit sei zerrüttet, ich sei übermüdet und niedergedrückt und wolle vom Erbprinzen nicht getrennt werden; wir hätten beide nicht die Absicht, uns in einer Garnison zu vergraben; mit dem Markgrafen ginge es zusehends abwärts, und unsere Gegenwart sei in Bayreuth erforderlich.

Sastot kam tags darauf mit seiner Antwort. Grumbkow ließ mir die Versicherung geben, daß er alles aufbieten würde, um unsere Abreise zu ermöglichen; es müßten hierzu aber auch von seiten des Markgrafen Schritte geschehen, und der König müßte vor allen Dingen von der Krankheit des Fürsten erfahren. Er ließ mir auch sagen, daß vor einiger Zeit Abgeordnete aus Cleve erschienen seien, um den König zu bitten, er möge mich doch zur Statthalterin ihrer Provinz einsetzen; sie seien bereit, meinen Unterhalt zu bestreiten, und es sollte dem König keinen Heller kosten; er habe sie aber mit einem tüchtigen Verweis ihres Weges geschickt und ihnen bei Strafe verboten, jemals wieder mit solchen Vorschlägen an ihn heranzutreten. Ich war sehr betrübt, daß jene guten Leute sich mir zuliebe Verdruß zugezogen hatten. Hätte ich eine Ahnung gehabt, daß sie sich mit solchen Plänen trugen, würde ich sie daran gehindert haben, da ich wohl wußte, wie der König sie aufnehmen würde.

Ich erwartete ungeduldig Nachrichten aus Braunschweig, um zu erfahren, was dort vorgegangen war. Mein Bruder hatte die Aufmerksamkeit, mir Meldung zukommen zu lassen. Er schickte Herrn von Keyserling, seinen damaligen Günstling, zu mir. Dieser teilte mir mit, mein Bruder sei mit seinem Lose sehr zufrieden; er habe an seinem Hochzeitstage, dem 12. Juni, seine Rolle sehr gut gespielt, sich fürchterlicher Laune gestellt und seine Dienerschaft in Gegenwart des Königs heftig gescholten; der König habe ihn darob zweimal zur Rede gestellt und sei sehr nachdenklich geworden; die Königin sei vom braunschweigischen Hofe entzückt, könne aber die Kronprinzessin nicht leiden und habe die beiden Herzoginnen schmählich behandelt; die regierende Herzogin wollte sich beim König darüber beschweren und sei nur mit Mühe davon abzuhalten gewesen. Ich erhielt abends auch ein Handschreiben vom König. Es war im verbindlichsten Ton gehalten. Er befahl mir, mich tags darauf mit meinen Schwestern nach Potsdam zu verfügen, und versprach mir, daß ich dort bald den Erbprinzen wiedersehen würde. Diese letzte Klausel erfüllte mich mit einer Freude ohnegleichen, und ich machte mich vergnügt nach Potsdam auf.

Der König kam dort vor der Königin an. Er begegnete mir sehr huldvoll, äußerte sich sehr befriedigt über seine Schwiegertochter und sagte mir, daß ich mich mit ihr befreunden solle. Sie sei ein gutes Ding, doch fehle es noch an ihrer Erziehung. »Sie werden ein recht schlechtes Logis haben,« fuhr er dann fort, »ich kann Ihnen nur zwei Zimmer überlassen; Sie müssen mit Ihrem Markgrafen, Ihren Schwestern und Ihrem ganzen Gefolge darin Platz finden.« Inzwischen war die Königin eingetreten und unterbrach das Gespräch. Sie empfing mich ziemlich freundlich und sagte zu meiner Schwester, sie umarmend: »Ich gratuliere Ihnen, mein liebes Lottchen, Sie werden sehr glücklich sein. Sie kommen an einen prächtigen Hof und werden alle Vergnügungen dort finden, die Sie wünschen können.« Sie sagte mir dann, der Kronprinz könne seine Braut nicht leiden und habe die Ehe mit ihr nicht vollzogen; sie sei dümmer denn je, trotz der Mühe, die Frau von Katsch, ihre Oberhofmeisterin, sich mit ihr gegeben habe. »Sie wird Ihnen im ersten Augenblick gefallen,« sagte sie, »denn ihr Gesicht ist reizend; aber sie ist auf die Dauer unerträglich.« Sie lachte dann über die schönen Anordnungen des Königs betreffs unsrer Unterkunft und fragte uns, was wir zu tun gedächten. Meine Schwester meinte, es sei ganz unmöglich, daß wir uns so zusammenpferchten, wenn es der König auch befehle. In der Tat glaubte auch ich nicht, daß man je auf einen solchen Gedanken kommen könnte. Die beiden Zimmer, die man uns anwies, hatten keinen eigenen Eingang, und das eine war nur ein kleines Kabinett. Meine Schwester und ich gingen, unsere Einrichtungen zu treffen; ich überließ ihr das Kabinett für sie und ihre Kammerfrau, und mit Hilfe von Wandschirmen machte ich aus meinem Zimmer eine ganze Wohnung; wir waren zu zehnt darin, den Erbprinzen und unsere Dienerschaft inbegriffen. Meine Hofmeisterin, die sich in letzter Zeit nicht wohlgefühlt hatte, erkrankte plötzlich an einer Halsentzündung und starkem Fieber. Ich war sehr bestürzt darüber, um so mehr, als ich niemanden um mich hatte.

Ich erwartete den Erbprinzen und die Kronprinzessin für den übernächsten Tag; der Herzog und die Herzogin von Braunschweig sowie der Herzog und die Herzogin von Bevern mit ihrem Sohne sollten am 22. Juni kommen. Der König hatte mir von der Herzogin von Braunschweig ein schreckliches Bild entworfen. Sie war die Mutter der Kaiserin von Österreich und beanspruchte als solche Ehren und Auszeichnungen, zu denen sie nicht berechtigt war. Sie war von einem unerträglichen Hochmut und hatte den Vortritt vor der Kronprinzessin behaupten wollen. Die Königin riet mir, mich vor ihr recht in acht zu nehmen, ich würde mir sonst viele Widerwärtigkeiten zuziehen. Ich wußte mir keinen Rat. Der König lebte wie ein Landedelmann und wollte bei sich zu Hause nichts von Zeremoniell wissen. Er behandelte meine Schwestern als Töchter des Hauses und wollte, daß sie die Honneurs machten. Rangstreitigkeiten waren ihm zuwider; sie mußten allen fremden Prinzessinnen, die nach Berlin kamen, den Vortritt lassen. Ich wußte, daß ich hier eine sehr empfindliche Saite berühren und mir viel Verdruß zuziehen würde; allein ich wußte auch, daß, falls ich meine Rechte als Königstochter einmal aufgab, ich sie nie wieder zurückerlangen würde. Nach langem Zaudern beschloß ich, eine Aussprache mit dem König über den strittigen Punkt zu wagen. Die Königin versprach mir unumwunden ihre volle Unterstützung.

Sie wünschte dem König stets mit meinen Brüdern und Schwestern gute Nacht und blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war. Ich hatte mich dieser Etikette seit meiner Verheiratung entzogen; da aber der König abends meist guter Dinge war, wählte ich diesen Zeitpunkt, um mit ihm zu sprechen. Sobald er mich sah, sagte er: »Ah! kommen Sie auch zu mir?« Ich teilte ihm mit, daß ich einen Brief vom Erbprinzen erhalten habe, der ihm seinen ehrfurchtsvollen Gruß entböte und mir auftrage, die königliche Order zu erfragen, um zu wissen, ob er nach Berlin oder Potsdam kommen solle. Er erwiderte: »Ich fahre morgen nach Berlin; er soll sich dort einfinden, und ich bringe ihn abends mit hierher. Ich bin sehr zufrieden mit ihm,« fuhr er fort, »er hat sein Regiment vortrefflich geführt, und ich weiß, daß er Tag und Nacht bemüht ist, es zu disziplinieren.« Dieser Anfang flößte mir einigen Mut ein. Ich lenkte das Gespräch unmerklich auf die braunschweigischen Fürstlichkeiten, und endlich fragte ich den König, wie ich es zu halten hätte, da ich nichts ohne seinen Befehl tun wollte, jedoch wisse, daß die Herzogin von Braunschweig mir den Vortritt streitig machen würde. Der König erwiderte: »Dies wäre höchst lächerlich; sie wird sich hüten.« »O nein,« fiel ihm die Königin ins Wort, »denn sie wollte ihn auch der Kronprinzessin gegenüber behaupten, und ich habe ihr den Standpunkt hierüber klargemacht.« »Sie ist eine alte Närrin,« sagte der König, »doch dürfen wir sie nicht vor den Kopf stoßen, da sie die Mutter der Kaiserin ist.« Und zu mir gewendet, sagte er: »Sie werden ihr nicht den ersten Besuch abstatten, und Sie haben den Vortritt; aber ich will täglich die Plätze auslosen, um sie nicht völlig zu verdrießen.« Ich war sehr froh, daß ich mich so gut aus der Klemme gezogen hatte, und zog mich zurück.

Tags darauf war mir endlich die Freude vergönnt, den Erbprinzen wiederzusehen, und ich vergaß darüber alle meine Leiden. Er erzählte mir, daß sein Onkel, der Prinz von Kulmbach, in einigen Tagen eintreffen würde. Der König hatte ihn nach Berlin eingeladen, und ich freute mich sehr, ihn wiederzusehen, in der Hoffnung, daß er uns aus unserer Sklaverei heraushelfen würde, da er großen Einfluß auf seinen Bruder ausübte.

Inzwischen traf der ganze braunschweigische Hof am 24. Juni ein. Der König, vom Kronprinzen und vielen Generalen und Offizieren gefolgt, ritt der Kronprinzessin entgegen. Die Königin, meine Schwestern und ich empfingen sie an der Freitreppe. Ich will hier ihr Bild entwerfen, so wie sie damals war; denn sie hat sich seither sehr verändert.

Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel

Die Kronprinzessin ist groß; ihre Taille ist nicht schlank, sie streckt den Leib vor, was sie sehr verunziert; sie ist blendend weiß, und diese Weiße wird durch lebhafteste Farben noch mehr zur Geltung gebracht; ihre Augen sind blaßblau und künden nicht viel Geist; ihr Mund ist klein, ihre Züge sind zierlich, ohne schön zu sein, und der ganze Kopf ist so kindlich und reizend, daß man ihn für den eines zwölfjährigen Kindes hielte; ihre blonden Haare fallen in natürlichen Locken, aber all diese Reize sind durch ihre Zähne verdorben, die schwarz sind und unregelmäßig stehen; sie hat weder Manieren noch den geringsten Anstand, und es kostet ihr solche Mühe, sich verständlich zu machen und zu reden, daß man erraten muß, was sie sagen will. Das ist recht peinlich.

Nachdem sie uns alle begrüßt hatte, führte sie der König in die Gemächer der Königin, und da er sah, daß sie sehr echauffiert und ihre Frisur sehr in Unordnung geraten war, befahl er meinem Bruder, sie in ihre eigenen Zimmer zu führen. Ich folgte ihr dorthin. Mein Bruder stellte mich ihr mit den Worten vor: »Hier ist eine Schwester, die ich über alles liebe und der ich unendlich verpflichtet bin. Sie hatte die Güte, mir zu versprechen, daß sie sich Ihrer annehmen wolle; sie soll Ihnen mehr als der König und die Königin gelten, und Sie dürfen nicht das geringste unternehmen, ohne vorher ihren Rat eingeholt zu haben; verstehen Sie mich?« Ich umarmte die Kronprinzessin und sagte ihr alles erdenkliche Liebe, aber sie blieb wie eine Statue, ohne uns ein Wort zu sagen. Da ihre Leute noch nicht gekommen waren, puderte und richtete ich sie selbst wieder zurecht, ohne daß sie sich dafür bedankte oder auf meine Freundlichkeiten irgendwelche Antwort gab. Mein Bruder wurde zuletzt kribblig und sagte ganz laut: »Zum Teufel mit der Gans. Danken Sie doch meiner Schwester.« Daraufhin machte sie eine Verbeugung wie Agnes in Molières Schule der Frauen. Ich führte sie zur Königin zurück und war recht wenig erbaut.

Bei der Königin traf ich die beiden Herzoginnen. Die von Braunschweig mochte fünfzig Jahre alt sein, doch war sie so gut konserviert, daß sie nur vierzig zu zählen schien. Diese Fürstin ist sehr geistreich und weltgewandt, doch ein gewisses Etwas an ihr deutet nur zu klar darauf hin, daß sie keine Lukretia gewesen ist. Zurzeit war Herr von Stoeken ihr Liebhaber. Es ist unerklärlich, wie eine so geistvolle Fürstin sich so verirren konnte, denn ich habe nie etwas Widerwärtigeres noch Unerfreulicheres gesehen als diesen Herrn. Ihr Gatte, der Herzog, war es nicht minder: die Freuden der Liebe waren ihm teuer zu stehen gekommen, sie hatten ihn um seine Nase gebracht. Mein Bruder sagte zum Spaß, er habe sie in einer Schlacht mit den Franzosen verloren. Der Herzog fügte zu manch andern schönen Eigenschaften die hinzu, daß er ein vortrefflicher Ehemann war. Man sagte, daß die Herzogin ihn so vollständig beherrschte, daß er ihr sehr großartige Geschenke versprechen mußte, sooft er bei ihr schlief. Ihre Tochter, die Herzogin von Bevern, und ich waren sehr erfreut, uns wiederzusehen. Ich war, wie schon erwähnt, mit ihr und ihrem Manne eng befreundet. Wir losten und setzten uns dann an einen großen Tisch mit vierzig Gedecken. Der König regalierte uns mit einer Janitscharenmusik, die von mehr als fünfzig Negern ausgeführt wurde. Ihre Instrumente bestanden aus langen Trompeten, kleinen Zimbeln und gewissen Metallplatten, die sie gegeneinanderschlugen, wodurch ein fürchterliches Getöse entstand. Nach Tische nahmen wir den Kaffee bei der Königin ein, und der König führte uns sodann in das Glashaus. Die Kronprinzessin folgte mir überall auf dem Fuße, doch hatte ich noch kein Wort aus ihr herausgebracht. Der König beschenkte einen jeden von uns. Man ging dann zur Königin, wo bis zum Abend gespielt wurde.

Tags darauf, den 25. Juni, begaben wir uns alle um sechs Uhr morgens zur Revue. Wir kehrten um Mittag in die Stadt zurück, und man setzte sich alsbald zu Tische. Der König begab sich am Nachmittag mit dem Erbprinzen und meinem Bruder nach Berlin, und wir weiblichen Fürstlichkeiten besuchten Charlottenburg. Die Königin stieg mit den beiden Herzoginnen und dem alten Herzog von Braunschweig in den ersten Wagen; die Kronprinzessin, meine Schwester und ich nahmen im zweiten Wagen Platz. Die Hitze war außerordentlich und der Staub sehr lästig. Der Kronprinzessin wurde übel, und sie mußte sich während der ganzen Fahrt fortgesetzt erbrechen. Darüber entstand bei allen, die Königin ausgenommen, großer Jubel; denn man hoffte, daß diese Übelkeiten einer erfreulichen Ursache entsprängen.

Wir kamen um acht Uhr abends endlich in Charlottenburg an, und ich freute mich sehr, meine Damen dort anzutreffen. Die Kronprinzessin legte sich zu Bett, und wir gingen zu Tische. Eversmann, der für unsere Unterkunft Sorge getragen hatte, war so freundlich gewesen, mich so unterzubringen, daß ich, um zur Königin zu gehen, durch den Hof mußte. Ich war über diese Rücksichtslosigkeit sehr ärgerlich; denn man hatte allen Damen der Herzogin die besten Gemächer angewiesen und mir das einfachste von allen. Die Königin hatte sich seit ihrer Rückkehr aus Braunschweig verträglicher gegen mich gezeigt, aber sie fing von neuem an, mir das Leben zu erschweren, sagte mir während des Abendessens unangenehme Dinge und sah mich von oben herab an.

Tags darauf stattete mir die Herzogin von Braunschweig den ersten Besuch ab und entschuldigte sich vielmals, daß sie es nicht schon früher getan hätte. Wir gingen dann alle zur Königin. Sie kündigte uns an, daß sie an diesem Tage nur eine Tafel halten wolle und wir uns alle zeitig zurückziehn müßten, um tags darauf zum Einzug der Kronprinzessin bereit zu sein. Sie bestellte für uns Musik, und es wurde bis abends zehn Uhr getanzt. Ich hoffte, daß der Erbprinz uns überraschen würde; jedoch vergebens, der König hatte es ihm nicht gestatten wollen. Er war in Berlin zurückgeblieben, wo er sich langweilte; und obwohl er gewohnt war zu soupieren, hatte der König nicht die Aufmerksamkeit gehabt, ihm das geringste vorsetzen zu lassen, und man hatte ihm sogar etwas Butter und Käse verweigert. Unser Ball war also nicht sehr vergnügt; ich schaute nur zu, da ich viel zu schwach war, um tanzen zu können. Die Königin gab um neun Uhr allen Fürstlichkeiten das Zeichen zum Abschied und ging in ihr Schlafzimmer. Sie fragte meine Schwester und mich, ob wir soupieren wollten; ich erwiderte ihr, daß ich nicht hungrig sei und mich mit ihrer Erlaubnis gern zu Bett legen möchte. Sie blickte mich scheel an, ohne etwas zu antworten. Wir hatten Order, uns um drei Uhr morgens bereitzuhalten, um der großen Revue beizuwohnen; wir mußten dabei in großem Putz erscheinen, so daß nicht viel Zeit zum Schlafen übrigblieb. Ich bat Frau von Kamecke, bei der Königin meine Beurlaubung auszuwirken; allein sie riet mir zu bleiben, weil die Königin soupieren wollte. Ich blieb also, und wir setzten uns alle vier zu Tisch. Die Königin zog wider das Haus Braunschweig und wider mich los und schmähte endlos auf die Kronprinzessin und deren Mutter, wobei meine Schwester ihr Echo abgab und nicht einmal den Prinzen Karl verschonte. Dies schöne Mahl dauerte bis Mitternacht; das Ende setzte allem die Krone auf. »Wir sind unvorsichtig,« rief die Königin aus, indem sie einen Blick auf mich warf, »wir reden hier zu offen vor verdächtigen Leuten, und die ganze Clique wird morgen von unserm Gespräch unterrichtet sein; ich kenne die Spione, die uns umringen und im Einverständnis mit unsern Feinden stehen, aber ich werde sie eines Besseren zu belehren wissen. Gute Nacht,« fuhr sie fort, indem sie sich mir zuwandte, »seien Sie ja um drei Uhr bereit, denn ich bin nicht in der Laune, auf Sie zu warten.« Ich zog mich, ohne ein Wort zu erwidern, zurück. Ich war über ihre Worte empört und wußte sehr wohl, daß sie unter den verdächtigen Leuten und Spionen niemand anders meinte als meine Wenigkeit.

Ich ging auf mein Zimmer, wo ich meine Hofmeisterin, die sich zu erholen anfing, und ihre Nichte, die Marwitz, antraf. Ich erzählte ihnen, was für einen angenehmen Abend ich verbracht hatte, und weinte bitterlich. Ich wollte mich krank stellen und in meinem Zimmer bleiben; aber es gelang ihnen, mich umzustimmen und zu beruhigen. Es war so spät, daß mir eben noch Zeit blieb, mich anzuziehen, und ich fand mich vor drei Uhr, festlich geschmückt, in den Gemächern der Königin ein. Der Eintritt stand mir natürlich jederzeit frei, diesmal aber wurde er mir verwehrt; die Ramen hielt mich mit dünkelhafter Miene an der Türe zurück. »Aber mein Gott, Prinzessin,« rief sie, »Sie sind es! Wie, schon bereit? Die Königin ist soeben erst erwacht und befahl mir, niemanden eintreten zu lassen; ich werde Ihnen Meldung bringen, wenn es an der Zeit sein wird.« Ich ging indessen in der Galerie mit meinen Damen spazieren. Einen Augenblick später gesellten sich die beiden Herzoginnen zu uns. Die Herzogin von Bevern blickte mich liebevoll an und sagte: »Sie sind bekümmert und haben sicherlich geweint.« »Ja,« sagte ich, »und ich hoffe, daß man bald zufrieden sein wird und daß mich der Tod von allen meinen Leiden befreit; denn ich halte mich kaum noch auf den Füßen und fühle, wie meine Kräfte täglich schwinden. Sie haben Einfluß auf Seckendorf und auch auf den König, bringen Sie mich um Gottes willen von hier fort und trachten Sie, daß man mich in Bayreuth in Frieden sterben läßt.« »Ich werde mein möglichstes tun, Sie zufriedenzustellen,« sagte meine gute Herzogin; »obwohl Sie mir nichts davon gesagt haben, weiß ich doch, was sich gestern alles zugetragen hat, und will Ihnen gern meine Quelle nennen: es ist die Prinzessin Charlotte.« Sie merkte, daß ich darüber betroffen war, und sagte: »Sie sind überrascht,« und fuhr fort, »aber ich bin es nicht; ich werde da eine Schwiegertochter haben, die uns zu schaffen machen wird; mein Sohn kennt sie recht gut, aber er denkt ihrer schon Herr zu werden.« Hier unterbrach uns die Königin; sie trat herein, von meiner Schwester und der Kronprinzessin gefolgt, denen sie den Zutritt nicht wie mir hatte verwehren lassen. Sie begrüßte die Herzoginnen, sah mich dann von oben herab an und sagte: »Sie haben lange geschlafen, Prinzessin; mich dünkt, Sie könnten wohl auch wach sein, wenn ich es bin.« »Ich bin seit drei Uhr hier,« gab ich zurück, »die Ramen weiß es und wollte mich nicht eintreten lassen.« »Daran hat sie sehr wohlgetan,« sagte sie, »Sie passen viel besser zu den Herzoginnen als zu mir.« Damit bestieg sie mit der Kronprinzessin einen kleinen zweiräderigen Wagen. Ich nahm mit meiner Schwester in einem Galawagen Platz, die beiden Herzoginnen in einem andern; alle Prinzen und die Herren des Hofes folgten zu Pferde.

Wir fuhren eine gute Stunde lang, bis wir den Sammelplatz erreicht hatten. Es herrschte eine gewaltige Hitze. Man hatte ein Dutzend Zelte aus einfacher Leinwand ausgespannt; in jedem hatten ungefähr fünf Personen Platz. Diese Zelte waren für die Königin, die Prinzessinnen und alle Damen des Hofes und der Stadt bestimmt. Über achtzig Wagen, alle von Damen besetzt, hatten sich den unsern angereiht. Alles prachtvolle Equipagen, denn jeder wollte an diesem Tage glänzen. Wir zogen so der Reihe nach an den Truppen vorbei, ungefähr zweiundzwanzigtausend Mann, in Schlachtordnung aufgestellt. Der König hielt sich am Eingang des Zeltes, das für die Königin bereitet worden war. Er drängte uns alle hier hinein, so daß immer vier von uns stehen blieben, während die andern am Boden lagen oder saßen. Die Sonne brannte durch die dünne Leinwand auf uns herab, und wir schmachteten unter der Last unserer Gewänder. Dabei wurde uns nicht die geringste Erfrischung geboten; ich streckte mich im Hintergrund am Boden aus; die Personen, die vor mir standen, schützten mich etwas vor der Sonne. In dieser Stellung blieb ich von fünf Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags, worauf wir wieder zurückfuhren, und zwar langsam im Schritt, so daß wir erst um fünf Uhr beim Schloß ankamen, ohne auch nur einen Tropfen Wasser genossen zu haben.

Wir setzten uns alsbald mit allen Fürstlichkeiten zu Tisch. Der König erschien gegen Ende der Tafel. Er war vortrefflich gelaunt und etwas angeheitert, da er mit allen Generalen und Obersten der Armee angestoßen hatte. Wir erhoben uns um neun Uhr von der Tafel, nahmen den Kaffee ein und fuhren dann wieder in derselben Reihenfolge, um die Prinzessin zu ihrem Palais zu geleiten. Dort blieben wir bis um elf Uhr, worauf sich alles zurückzog.

Die Königin hatte uns allen befohlen, um acht Uhr morgens bereit zu sein, da wir mit dem König der Einweihung der Peterskirche beiwohnen sollten. Ich konnte nicht dabei sein, da ich des Nachts sterbenskrank gewesen war und mich am Morgen noch so übel befand, daß ich mich nicht rühren konnte. Ich ließ mich bei der Königin entschuldigen. Sie schickte mir die Ramen mit der Weisung: ich müsse um jeden Preis erscheinen; ich spiele immer die Kranke, und sie ließe meine Entschuldigungen nicht gelten. Ich sagte dieser Person: sie könne der Königin versichern, daß ich in Wahrheit krank und außerstande sei, das Bett zu verlassen; ich würde mich beim König entschuldigen lassen und sei überzeugt, daß er es nicht übel aufnehmen würde, wenn ich auf meinem Zimmer verbliebe. Dennoch schickte ich noch die Grumbkow zur Königin. Sie war sehr kühn und redegewandt, und die Königin ging ihres Onkels wegen freundlich mit ihr um. Ich gab ihr meine Instruktionen. Sobald die Königin sie sah, rief sie ihr zu: »Guten Morgen! Nun, was hat denn meine Tochter heute für Launen? Sie will nicht ausgehen und will sich zieren und auf ihrem Zimmer bleiben, während ich, die ich mehr bin als sie, nicht ermüden darf.« »Majestät tun ihr unrecht,« sagte die Grumbkow; »Ihre Königliche Hoheit ist schon lange nicht mehr wohl, ihre Gesundheit ist sehr angegriffen, sie kann keine Anstrengungen vertragen; sie war heute nacht sehr krank, und ich weiß nicht, ob sie morgen imstande sein wird, Eurer Majestät ihre Aufwartung zu machen.« »Morgen!« sagte die Königin, »morgen! ich glaube, Sie träumen. Man muß sich beherrschen können auf dieser Welt; sie muß ausgehen, und sagen Sie ihr in meinem Auftrag, daß ich es ihr befehle.« »Nein, wahrlich, Majestät, ich werde ihr das nicht sagen. Die Frau Erbprinzessin wird guttun, so bald als möglich nach Bayreuth zurückzukehren, wo sie es sich behaglich wird machen können und nicht einer solchen Behandlung ausgesetzt ist wie hier.« Die Königin war über diese kühne Antwort etwas betroffen und erwiderte nichts. Ich hatte mich beim König entschuldigen lassen. Er ließ sich sofort nach mir erkundigen und mir sagen, daß ich mich schonen und Sorge tragen solle, zur Hochzeit meiner Schwester nicht krank zu sein. Als er sich zur Tafel begab, fragte er nochmals den Erbprinzen, wie es mir ginge. Von allen Seiten sagte man ihm, ich stäke in einer sehr schlechten Haut. Die Herzogin von Bevern sprach sich hierüber sehr nachdrücklich aus und sagte dem König, daß ich Gefahr liefe, bald in die andere Welt einzugehen, falls ich nicht eine Kur gebrauchte. Es schien ihn zu rühren; aber die Königin platzte vor Ärger, weil sie merkte, daß jedermann ihr unrecht gab. Ich ging am folgenden Tage wieder aus. Die Königin sagte mir nichts, aber sie schmollte. Abends fand deutsche Komödie statt.

Der Prinz von Kulmbach, der mich gleich nach seiner Ankunft in Berlin besucht hatte, war mit dem Empfang, den ihm der König bereitet hatte, sehr unzufrieden. Ich gab mir alle Mühe, ihn zu besänftigen. Er war vom König nach Berlin eingeladen worden und erwartete eine freundliche Aufnahme. Ich versprach, alles aufzubieten, damit sein Aufenthalt angenehmer würde, allein ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Man fuhr fort, mittags und abends die Plätze auszulosen, alle Prinzen und Prinzessinnen, sowohl die des königlichen Hauses wie die fremden, begaben sich des Morgens zur Königin und speisten abends beim König, ohne eigens eingeladen zu werden. Der Prinz von Kulmbach fand sich am folgenden Tage mit den übrigen ein. Herr von Schlippenbach, der Oberhofmarschall, kam mit sehr verlegener Miene auf ihn zu und sagte ihm, er sei zu seinem tiefsten Bedauern genötigt, ihm mitzuteilen, daß der König ihm verboten habe, den Prinzen zur Tafel zu laden und ihm ein Los zu reichen; er sage es ihm lieber im voraus, damit er sich danach einrichten könne. Der Prinz war über die ihm zugefügte Beleidigung empört und beschwerte sich darüber bei meiner Hofmeisterin, die es mir sofort hinterbrachte. Ich war außer mir. Abgesehen von der Hochachtung, die ich für den Prinzen von Kulmbach hatte, fiel dieses Vorgehen auf uns zurück. Es fehlte jedoch die Zeit, um hierüber Klagen und Beschwerden zu erheben, und so war denn der arme Prinz genötigt, sich zurückzuziehen, ohne zu speisen. Er setzte sich in mein Vorzimmer, und ich traf ihn dort an. Er fühlte sich sehr gekränkt und der Erbprinz desgleichen; sie wollten beide auf der Stelle abreisen, und ich hatte alle Mühe, sie zu beruhigen. Ich versprach dem Prinzen von Kulmbach, daß ich ihm Genugtuung verschaffen würde. Der General Marwitz war in Berlin. Ich ließ ihn rufen und trug ihm auf, die Sache ins Geleise zu bringen. Er sprach so eindringlich mit dem König, daß dieser sich beim Prinzen von Kulmbach entschuldigen und ihm sagen ließ, es hätte nur ein Mißverständnis obgewaltet.

Die einzige Zerstreuung, die all diesen fremden Fürstlichkeiten geboten wurde, war das deutsche Schauspiel, bei dem alles vor Langeweile einschlief. Die Herzogin von Bevern, der Erbprinz, der Prinz Karl und ich setzten uns immer so, daß weder der König noch die Königin uns sehen konnten, und unterhielten uns zusammen. Ich fuhr immer mit der Herzogin von Braunschweig in dies Hundeschauspiel. Sie wollte nicht mit der Königin fahren, weil sie der Kronprinzessin nicht den Vortritt lassen wollte. Sie richtete es jeden Tag so ein, daß sie zuerst in den Wagen stieg und zu meiner Rechten saß. Ich bin weder hochmütig noch streitsüchtig, aber ich bestehe auf meinen Rechten, und wenn ich merke, daß man sie mir nicht zuerkennen will, weiß ich mich ebensogut zur Wehr zu setzen wie irgendeiner. Die ersten Tage hatte ich nicht dergleichen getan, aber es riß mir endlich die Geduld: ich kam ihr zuvor, so daß ich zuerst einstieg und rechts von ihr saß. In meinem Leben habe ich niemanden in solcher Wut gesehen. Sie wurde dunkelrot und mußte alle ihre Selbstbeherrschung zusammennehmen, um mir nicht die Augen auszukratzen; vor Zorn war sie ganz aufgebläht. Endlich, nachdem sie einige Impertinenzen hinabgeschluckt, die sie mir zugedacht hatte, sagte sie: »Ich bin nicht auf meinen Rang versessen. Aus derlei mache ich mir am wenigsten.« »Ich auch, Madame,« erwiderte ich, »und ich finde, daß es in der Tat nichts Dümmeres gibt, als sich Rechte anmaßen zu wollen, die einem nicht zukommen, und noch dümmer ist es, solche, die einem zustehen, nicht zu wahren.« Und indem ich dies sagte, legte ich die Hand auf meine Coiffüre, denn ich fürchtete wahrlich, sie würde sie mir herunterreißen. Zum Glück hielt jedoch der Wagen, und sie stieg aus, indem sie vor sich hinbrummte. Als ich angekommen war, erzählte ich den Auftritt der Königin. Sie vergaß ihre üble Laune, so viel Spaß machte ihr dieser Vorgang. Sie war sehr erfreut über mein Verhalten und versprach mir, sie abends noch mehr aus dem Häuschen zu bringen. Diese Herzogin war ihres Hochmuts wegen allgemein verhaßt. Sie hatte alle Stühle aus ihrem Zimmer fortschaffen lassen, damit die Damen, die zu ihr kamen, sich ja nicht setzten, während es doch bei der Königin jedermann erlaubt war, im ersten Vorzimmer sich niederzusetzen. Die Damen des Hofes und aus der Stadt nahmen dies so übel, daß sie nicht mehr den Fuß zu der Herzogin setzen wollten. Sie machte sich ein paar Tage später bei einer andern Gelegenheit von neuem lächerlich.

Wir waren alle im Schauspiel. Es wurde an einem Orte gegeben, der früher als Rennbahn gedient hatte und nur zwei Zugänge besaß; derjenige, den wir benützten, führte durch die Stallung, die man durchschreiten mußte, um zu einem kleinen und so schmalen Korridor zu gelangen, daß kaum eine Person allein darin Platz hatte. Der König stellte sich neben der Türe auf, so daß wir alle an ihm vorbeiziehen mußten. Ich nahm stets das äußerste Ende der Bank mit meiner kleinen Clique ein, die ich schon genannt habe. Gleich bei Beginn des Stückes brach ein furchtbares Gewitter los. Die Blitze zuckten von allen Seiten, und das ganze Theater schien im Feuer zu stehen; auf das Blitzen folgte mit großem Gekrach ein gewaltiger Donnerschlag. Alle duckten sich, so unmittelbar schien der Blitz hier eingeschlagen zu haben. Einen Augenblick später hörte man ein schreckliches Geschrei, und man meldete dem König, daß es in der Stallung brenne. Sein Platz war gerade neben der Tür, und er ging alsbald mit der Königin und der Kronprinzessin hinaus. Aber kaum waren sie draußen, als jedermann auf diesen Gang hinausstürzte, so daß meine Schwestern, die Herzogin von Bevern, der Erbprinz, der Prinz Karl und ich uns nicht rühren konnten. Die alte Herzogin von Braunschweig suchte immer hinauszugelangen, jedoch vergebens. Wir warteten lange, in der Hoffnung, die Menge würde sich verlaufen; aber da wir anfingen, um unser Leben besorgt zu sein, nahmen wir einen Anlauf, um zu entkommen. Der Erbprinz und der Prinz Karl bahnten uns mit Fauststößen einen Weg. Es regnete so stark, daß es wie eine Sintflut niederströmte. Ich stieg mit meinen drei Schwestern und der Herzogin von Bevern in den Wagen. Die Herzogin von Braunschweig war mit Hilfe der beiden Prinzen und ihres geliebten Herrn von Stoeken durch die Menge hindurchgekommen und folgte uns; sie nahm mit dem Herzog, ihrem Gatten, im Wagen Platz. Die beiden Prinzen wollten auch einsteigen; aber jene war unverschämt genug, ihnen zu sagen, sie seien noch junge Leute, denen der Regen nicht schaden könne, und Herr von Stoeken müsse in dem Wagen mitfahren. Die beiden Prinzen vergalten ihr aber diesen Streich und machten sehr boshafte Witze über sie, so daß sie allgemein verlacht wurde; denn obwohl der Prinz Karl ihr Enkel war, schonte er ihrer so wenig wie der Erbprinz. – Ich erwähnte schon, daß sich der König seit einiger Zeit nicht wohl befand und daß die Ärzte sein Übel für eine zurückgeschlagene Gicht ansahen. Wir wurden aber von den Besorgnissen, die wir seinetwegen hatten, wieder befreit; denn an ebendem Tage bekam er die Gicht an der rechten Hand. Er hatte viele Schmerzen, doch war man froh, daß sich sein Leiden auf diese Weise äußerte.

Am folgenden Tage, am 2. Juli, an dem die Hochzeit meiner Schwester stattfinden sollte, begaben wir uns alle in die Gemächer des Königs, wo meine Schwester ihren Verzicht leistete. Wir speisten sodann bei der Königin. Der König hatte sich zu Bett gelegt; er ließ nach Tisch die Königin, meine Schwester und mich zu sich rufen. Wir nahmen auf Stühlen vor seinem Bette Platz. Meine Schwester sah traurig aus, die Königin hatte tags zuvor ein langes Gespräch mit ihr gehabt und ihr den tiefen Kummer ihres Lebens anvertraut, da sie alle ihre Hoffnungen vernichtet sah. »Meine liebe Charlotte,« hatte sie zu ihr gesagt, »mir blutet das Herz, wenn ich denke, daß Sie morgen geopfert werden sollen; ich habe mein Geheimnis vor aller Welt bewahrt, allein ich hatte so viele Hebel in Bewegung gesetzt, daß ich hoffte, man würde von England aus etwas unternehmen, um Ihre Heirat zu hintertreiben. Mein Kummer ist unsagbar, meine Feinde tragen allenthalben den Sieg davon, und Sie werden einen bettelarmen und unvernünftigen Menschen heiraten.« Dies Gespräch wurde mir von meinen jüngeren Schwestern hinterbracht. Die ehrgeizigen Pläne, die die Königin meiner Schwester in den Kopf gesetzt hatte, waren an ihrer traurigen Miene schuld. Der König, dem seine Spionin Ramen alles erzählt hatte, was im Zimmer der Königin vorgegangen war, wußte sehr wohl Bescheid. »Was ist Ihnen, liebes Lottchen?« fragte er sie; »ist es Ihnen nicht recht, daß Sie Hochzeit halten?« »Es ist doch sehr natürlich,« erwiderte sie, »wenn man an einem solchen Tage ein wenig nachdenklich ist; ich werde mich für mein ganzes Leben binden, und da stellt man mancherlei Betrachtungen an.« »Betrachtungen?« sagte der König mit einem hämischen Lachen; »Ihre Frau Mutter ist es, die Sie dazu veranlaßt und stets ihren Kindern Unglück bringt, indem sie ihnen Schimären in den Kopf setzt; seien Sie getrost, Sie wären niemals nach England gekommen: man hat Sie dort nie herbeigewünscht und nie die geringsten Schritte dazu unternommen; ich hätte Sie mit Freuden dort versorgt, aber England will keinen Frieden mit mir und tut alles, mich zu verletzen.« – »Was Sie angeht,« sagte er dann zu mir, »so gebe ich zu, daß ich schuld bin, wenn Ihre Heirat nicht zustande kam; ich bereue es jeden Tag, aber die verwünschten Minister tragen schuld daran. Verzeihen Sie mir, ich habe Ihnen viel Kummer verursacht, aber jene bösen Leute haben mich dazu angetrieben; hätte ich klüglich gehandelt, so würde ich Grumbkow verabschiedet haben, aber damals war ich behext, und ich bin eher zu beklagen als zu verurteilen.« Ich erwiderte, daß er sich keinerlei Vorwurf zu machen habe; ich sei sehr zufrieden mit meinem Los, da ich einen Gatten hätte, der mich liebe und dem ich leidenschaftlich zugetan sei; für das übrige würde die Vorsehung Sorge tragen. Meine Antwort gefiel ihm, und er umarmte mich. »Sie sind eine brave Frau,« sagte er, »Gott wird Sie segnen.« Wir zogen uns dann zurück, um uns anzukleiden. Die Königin befahl mir, mich um acht Uhr in den großen Empfangssälen des Schlosses einzufinden.

Ich fand dort alles versammelt. Man führte mich in den Saal, der für die Fürstlichkeiten reserviert war. Ich traf dort die Kronprinzessin mit meinen jüngeren Schwestern, die Prinzessinnen des Hauses und die beiden Herzoginnen. Die Königin kam einen Augenblick später in Begleitung der Braut. Prinz Karl reichte ihr die Hand und führte sie nach dem Saale, wo sie eingesegnet werden sollten. Wir folgten alle nach der Rangordnung, wobei jede von einem Prinzen geführt wurde. Der König saß dem Brautpaar gegenüber. Die ganze Zeremonie vollzog sich genau wie bei meiner Hochzeit, außer daß die Königin meine Schwester allein auszog und nicht leiden wollte, daß jemand anders ihr eine Stecknadel reichte. Um zwei Uhr nach Mitternacht war alles vorüber.

Da tags darauf mein Geburtstag war, besuchten mich des Morgens alle Prinzen und Prinzessinnen. Alle machten sich ein Vergnügen daraus, mir Geschenke zu bringen; ich erhielt ganze Körbe voll, wobei sich alle, die Königin ausgenommen, beteiligt hatten. Wir gingen dann alle zu meiner Schwester und von ihr zum König. Er lag mit Gichtschmerzen zu Bett. Sobald er mich sah, rief er mich zu sich und wünschte mir viel Glück; zur Königin sich wendend, trug er ihr auf, ein Geschenk für mich auszusuchen. »Sie soll selbst wählen,« sagte er, »ich will es bezahlen, und Sie müssen ihr auch eins geben.« Die Königin ließ am Nachmittag einige Juweliere kommen und gebot mir, herauszusuchen, was mir am besten gefiele. Ich sah eine kleine mit Brillanten besetzte Uhr aus Jaspis, für die der Kaufmann vierhundert Taler verlangte, und meine Wahl fiel auf diese Uhr. Die Königin betrachtete sie eine Weile, dann warf sie mir verächtliche Blicke zu: »Glauben Sie denn wirklich,« sagte sie, »daß Ihnen der König ein so ansehnliches Geschenk machen wird? Sie haben nichts zu leben und wollen Uhren haben?« Sogleich schickte sie die ganze Auslage weg und behielt nur einen kleinen Ring, der zehn Taler kostete. Diesen gab sie mir und sagte dann dem König, es sei alles so teuer gewesen, daß sie nichts habe wählen können. Die Art und Weise ärgerte mich noch mehr als der Verlust meines Geschenkes; allein ich hatte mich mit Geduld gewappnet, und die Hoffnung, bald nach Bayreuth zurückzukehren, half mir alle diese Kränkungen ertragen.

Am nächsten Tag war Ball. Da eine Unmenge von Gästen kam, tanzte man an vier verschiedenen Orten und teilte den Ball in Quadrillen ab. Meine Braunschweiger Schwester führte die erste; die Königin, die Kronprinzessin, meine Schwestern und ich gehörten auch dazu; die Markgräfin Philipp führte die zweite; die Prinzessin von Zerbst die dritte und Frau von Brand die vierte. Der Ball fing um vier Uhr nachmittags an. Alle Lichter – denn Kerzen kann ich sie nicht nennen – waren angesteckt, und die Hitze war zum Sterben. Es fanden zwei solche Bälle statt, bei denen es alle vor Müdigkeit und Hitze kaum aushielten.

Ich war mit meinen Kräften völlig zu Ende; mein Übel verschlimmerte sich von Tag zu Tag, und meine Schwäche war so groß, daß ich mich kaum auf den Füßen halten konnte. Der Erbprinz war in größter Sorge, mich so dahinsiechen zu sehen, und besonders, mich verlassen zu müssen. Am 9. Juli kehrte er zu seinem Regiment zurück. Die Revue desselben war für den 5. August festgesetzt. Da wir herrliches Wetter hatten, vereinbarte ich mit der Kronprinzessin, daß wir im Bankwagen spazieren fahren wollten. Es war ein offener Wagen, in dem zwölf Personen Platz hatten, was sehr hübsch ist, da man zugleich die Freuden einer Spazierfahrt genießen und sich unterhalten kann. Abends speiste ich mit einer kleinen Gesellschaft bei der Kronprinzessin, und wir verbrachten einen sehr angenehmen Abend.

Tags darauf fand große Schaufahrt statt. Wir fuhren alle in Phaethons in unsrem größten Staat; der ganze Adel folgte zu Wagen; man zählte deren fünfundachtzig. Der König, der im voraus die ganze Rundfahrt genau vorgeschrieben hatte, eröffnete den Zug in einer Berline, doch schlief er bald ein. Da brach ein furchtbares Gewitter los, und der Regen fiel in Strömen herab. Trotzdem fuhren wir immer im Schritt weiter. Man kann sich denken, wie wir aussahen; wir waren völlig durchnäßt, die Haare hingen uns ins Gesicht, und unsere Kleider und Haartrachten waren verdorben. Endlich, nach dreistündigem Regen, erreichten wir Monbijou, wo große Beleuchtung und Ball stattfinden sollten. Man konnte nichts Komischeres sehen als all diese Damen, die wie Xanthippen aussahen und in ihren durchnäßten Kleidern dastanden. Wir konnten uns nicht trocknen und mußten den ganzen Abend so bleiben. Jeden folgenden Tag war Theater.

Da es mit meiner Gesundheit und meinen Kräften täglich schlechter bestellt war und Herr Stahl, der erste Leibarzt des Königs, dessen ich schon gedachte, mich gänzlich vernachlässigte, wandte ich mich an den des Herzogs von Braunschweig, um ihn zu konsultieren. Er kam zu dem Ergebnis, daß ich an einem schleichenden Fieber und einer beginnenden Verhärtung des Magens erkrankt sei. Er sagte mir, daß, wenn ich nicht beizeiten eine Kur gebrauchte, ich Gefahr liefe, sterben zu müssen, bevor ein Jahr vorüberginge. Ich bat ihn, ein schriftliches Gutachten über meinen Zustand abzufassen, was er auch tat. Da mein Bruder von dieser Konsultation und dem Urteil des Arztes Kenntnis erlangt hatte, war er sehr bestürzt und ließ seinen Stabschirurgen kommen, der ein sehr geschickter Mann war und dem Ausspruch des Arztes beistimmte. Sie wollten beide mit mir eine Kur vornehmen, aber ich widersetzte mich; denn ich wußte im voraus, daß sie mir nichts nützen würde, da ich mich nicht schonen konnte und zu niedergeschlagen war.

Ich hatte nach Bayreuth geschrieben, um zu erwirken, daß uns der Markgraf von Berlin abriefe. Sein sehnlichst erwarteter Brief traf endlich ein. Er war so abgefaßt, daß ich ihn dem König vorzeigen konnte. Dieser hatte selbst einen im gleichen Sinne wie den meinigen erhalten, und ich hoffte, daß unserer Abreise keine Hindernisse im Wege liegen würden. Als ich am Morgen bei der Königin eintrat, traf ich den König und die Herzogin von Bevern bei ihr. »Ich habe«, sagte er, »einen Brief von Ihrem Schwiegervater empfangen, der Sie wieder zurückwünscht; er will ihre Einkünfte um achttausend Taler erhöhen, damit Sie unabhängig in Erlangen ein Haus führen können, aber ich denke, daß es nicht nötig sein wird, da ich Sie bei mir behalten möchte; was soll ich ihm erwidern?« Ich sagte ihm, daß ich mit Freuden bereit wäre, bei ihm in Berlin zu bleiben, daß es aber mit dem Markgrafen abwärtsginge und ich glaubte, daß wir besser daran täten, nach Bayreuth zurückzukehren, damit der Erbprinz sein Land kennen lerne. Der König runzelte die Stirn. »Wollen Sie denn eine eigene Hofhaltung führen?« fragte er. »Mit achttausend Talern wäre das unmöglich,« erwiderte ich; »wenn er uns noch einmal soviel geben wollte, dann könnte es gehen.« »Wenn ich dies erreiche,« versetzte der König, »will ich Sie ziehen lassen; macht er aber Schwierigkeiten, so bleiben Sie hier.« Die Herzogin von Bevern nahm nun das Wort und sagte ihm, ich sei sehr leidend und bedürfe großer Schonung, die ich mir leichter in Bayreuth als in Berlin auferlegen könne. Sie sagte ihm genau, was mir fehlte, und daß mir die Ärzte eine Kur verordnet hatten. »Sie kann sie in Charlottenburg befolgen«, sagte der König. »Sie mag dort ihren eigenen Tisch halten, wenn sie will, und wird es dort behaglicher haben als in Bayreuth.« Weder die Herzogin noch ich wagten hierauf etwas zu erwidern, und ich war untröstlich, weil ich einsah, daß ich nicht so leicht von Berlin fortkommen würde, wie ich dachte.

Die Herzöge und Herzoginnen reisten am nächsten Tage ab. Meine Schwester folgte ihnen am 17. Juli. Der Abschied von uns beiden war nicht besonders herzlich; aber der Königin ging die Trennung von ihr sehr nahe; denn sie hatte ein gutes Herz, aber ihr Argwohn, ihre Eifersucht und ihre Intrigen waren schuld an den Fehlern, die sie beging.

Kaum war meine Schwester abgereist, als sie freundlicher mit mir umging. Ich gab mir alle erdenkliche Mühe, um ihre Liebe wieder zu erringen; und wenn mir dies auch nicht gelang, so brachte ich es doch dahin, daß sie besser mit mir verfuhr als zuvor. Ich hatte dem Markgrafen das Gespräch mit dem König betreffs meiner Abreise berichtet und ihn sehr gebeten, fest auf unserer Rückkehr zu beharren; andernfalls würde er sie nicht durchsetzen.

Der König hatte sich nach Pommern begeben, am selben Tag, an dem meine Schwester abgereist war. Vom Regiment des Erbprinzen war er begeistert; es konnte nichts Schöneres, Geordneteres und Disziplinierteres geben. Er kehrte mit ihm am 8. August nach Berlin zurück. Ich drang sehr in meinen Bruder, daß er uns unseren Abschied erwirkte. Er kam mit Seckendorf und Grumbkow überein, tags darauf mit dem König hierüber zu sprechen, da diesem zu Ehren ein Bankett bei meinem Bruder abgehalten werden sollte. Zum Glück empfing ich an diesem Morgen einen Brief des Markgrafen, der auch einen an den König enthielt. Ich überreichte ihn dem König nach der Tafel. Er war guter Laune und ein wenig angeheitert. Sein Gesicht veränderte sich jedoch beim Lesen dieses Briefes; er verhielt sich eine Weile schweigend und sagte endlich: »Ihr Schwiegervater weiß nicht, was er will. Sie sind hier besser aufgehoben als bei ihm; mein Schwiegersohn soll sich der Armee und der innern Verwaltung widmen; das ist viel besser für ihn, als in Bayreuth seinen Kohl zu bauen.« Grumbkow und Seckendorf entgegneten darauf, daß er sich mit dem Markgrafen überwerfen würde, falls er mich nicht ziehen ließe; so hinfällig er sei, könnte er doch auf den Gedanken verfallen, wieder zu heiraten, was für uns sehr nachteilig wäre. Kurz, alle legten Fürsprache ein. Der König blickte mich an und fragte, was ich dazu dächte. Ich erwiderte, daß die Herren im Rechte seien und daß der König uns eine Gnade erweisen würde, wenn er uns ziehen ließe. »Nun, so geht,« sagte er, »aber es eilt doch nicht so«, und er meinte, daß wir bis zum 23. August warten sollten. Meine Freude über den bewilligten Abschied war grenzenlos.

Die letzten vierzehn Tage, die ich noch in Berlin verbrachte, waren äußerst friedlich. Der Königin war es leid, daß ich schied; sie hatte sich wieder an mich gewöhnt. Wir hatten sogar eine lange Aussprache miteinander. Sie sagte mir, daß Grumbkow an ihrem Verhalten schuld gewesen sei, da er behauptet habe, einzig meine Verzagtheit sei schuld an dem Bruch mit England gewesen; dem König sei es niemals ernst gewesen, mich mit dem Erbprinzen zu vermählen; und hätte ich mehr Festigkeit an den Tag gelegt, als er damals jene Herren zu mir sandte, so wäre es nie dazu gekommen; ich möge daher selbst urteilen, ob sie Grund zur Klage wider mich hätte. Ich legte ihr die Schurkerei Grumbkows deutlich an den Tag.

Der König besuchte mich am Tage meiner Abreise, um mir Lebewohl zu sagen, aber es geschah auf recht kalte Weise. Es war das letztemal, daß ich diesen teuren Vater sah, dessen Andenken ich stets hochhalten werde. Ich nahm rührend Abschied von meinem Bruder. Die Königin brach in Tränen aus, als ich mich von ihr trennte, und ich riß mich weinend los.


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