Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Der Aufbruch von Mukenge erfolgte nach mancherlei Verzögerungen, welche hauptsächlich dadurch entstanden, daß die Träger Pogge's große Schwierigkeiten hatten, von den Baschilange Bezahlung für die von ihnen verkauften Sachen zu erhalten, endlich am 9. November 1883.
Die Route führte zunächst durch das gleiche Gebiet und auf demselben Wege, auf dem Pogge auf der Hinreise, nachdem er sich von Wissmann getrennt hatte, Mukenge erreicht hatte.
Nach Passirung des Muiau, eines etwa 25 m breiten Flusses, der bald darauf in den Lulua mündet, war die Marschrichtung im Allgemeinen Westsüdwest. Das Campinengras war kürzer und der Boden sandiger als in der Umgebung von Mukenge; die Campine war jedoch mit einzelnen hohen Bäumen, besonders Palmen, bestanden und die tief eingeschnittenen Bachbetten mit Gallerie-Urwäldern umsäumt. Am 15. wurde Bena-Kilomba erreicht, der Ort, wo 2 Jahre früher Wissmann von Pogge sich getrennt hatte, um direct nach Kingenge zu gehen. Nahrungsmittel waren in dieser Gegend ziemlich theuer, die Leute Pogge's bezahlten für eine Ziege 200 bis 500 Kautschuckkugeln. Das Ueberschreiten des Luebo, der durch die vorangegangenen Regenfälle stark angeschwollen war, verursachte viel Schwierigkeiten, und wurden bei dieser Gelegenheit von den Landesbewohnern 388 sämmtliche mitgeführte Ziegen gestohlen und außerdem einem Träger seine Last. Der Soba Tumba-Kimbari, dessen Vermittelung Pogge unter der Drohung, ihn mit Krieg zu überziehen, anrief, that offenbar sein Möglichstes, um die geraubten Ziegen wieder zur Stelle zu schaffen, doch blieben fünf verschwunden, so daß schließlich Pogge, des Wartens müde, weiter zog, nachdem er den Soba für seine bereitwillige Hilfe mit 2 Yards Stoff beschenkt und ihm hatte sagen lassen, er möge die übrigen noch fehlenden Ziegen seinem von der Küste kommenden Bruder (d. h. dem nächsten, die Gegend passirenden Weißen) geben.
Von hier wurde eine ungefähr nordwestliche Marschrichtung eingeschlagen. Die Landschaft wurde waldreicher, und namentlich waren die Uferwälder des Luengo durch starke Bäume ausgezeichnet. Der das Gebiet bewohnende Zweig der Baschilange war ein erbärmlicher Menschenschlag ohne alle Bedürfnisse. Nahrungsmittel waren sehr rar, die Hütten schlecht gebaut, die aus einem Vorder- und einem Hintertheil bestehende schürzenartige, an einer Lendenschnur befestigte Hüftenbekleidung schmutzig. Das Haar trugen diese Baschilange entweder kurz geschoren, oder in Flechten; von Gestalt klein und schmächtig, waren sie von einem verschlagenen, diebischen Charakter. Nirgends fanden sich größere zasammenhängende Niederlassungen, »Bula«, wie sie Pogge von Mukenge her gewohnt war, sondern nur kleine, ärmliche Ansiedelungen, »Kibundschi«. Kurz, der Unterschied zwischen diesen und den weiter östlich wohnenden, unter größeren Häuptlingen stehenden, stark handeltreibenden und hanfrauchenden Baschilange konnte kaum größer gefunden werden.
Die Wälder wurden nun immer ausgedehnter und traten auch ohne von Bächen oder Flüssen begleitet zu sein, auf. In der Campine fanden sich große Erdrutsche und Erdeinsenkungen, in denen zahlreiche 3–6 m hohe, zackige Spitzen und Erdpfeiler stehen geblieben waren. Die Wälder waren reich an prachtvollen, schlanken, hohen und dicken Bäumen und nicht so buschig dicht, wie die Uferwälder.
Die Hütten der Eingeborenen waren in diesem Gebiet allgemein viereckig, etwa 2,5 m hoch und hatten ein spitzes, aus Blättern oder Stroh sehr roh angefertigtes Dach. Auf dem freien Platze der sehr kleinen, zuweilen nur ein Dutzend Hütten umfassenden Dörfer fand der Reisende gewöhnlich sehr roh 389 gearbeitete Lupingo (Fetische) aus Holz vor, entweder Doppelgesichter darstellend, oder auch bloße Holzstücke mit Pemba bespritzt, zwischen jungen Bäumen stehend.
Am 24. wurde endlich Mufuka erreicht, nachdem am 23. ein sehr starker Gewittersturm den Weitermarsch der Expedition zeitweise gehemmt hatte. Es fiel bei dieser Gelegenheit auch etwas Hagel, so daß sich Pogge an einem kleinen Stück Eis erfrischen konnte. Der Charakter der Gegend war derselbe geblieben, ausgedehnte Wälder mit eingestreuten kleinen Campineninseln.
Die Mufuka-Leute tragen die gewöhnlichen zwei Hüftenschürzen, die Frauen hatten am Hand- und Fußgelenk viele eiserne und daumdicke hohle kupferne Ringe; das Haar tragen beide Geschlechter kurz oder auch in Flechten. Mufuka selbst traf der Reisende nicht anwesend; er engagirte daher von dessen Bruder zwei Führer für den Weitermarsch um 1 Faß Pulver. In Mufuka traf Pogge einen schwarzen Händler Namens Ignatio. Dieser »couragirte« Neger, wie der Reisende ihn nennt, bekannt wegen seiner erfolgreichen Kriege mit den Gentio, den barbarischen Stämmen der Hinterländer Angola's, war mit Custodio, dem bekannten Kaufmann in Malanʒe, bis zum Quanza auf der Mechowschen Route gezogen und war dann allein über Kikassa nach Mufuka gekommen, um den Weg für seinen Herrn Custodio zu sondiren. Er hatte nur 12 Träger bei sich und wollte noch Kalamba in Mukenge besuchen, dann nach Malanʒe zurückkehren, um später Custodio als Führer zu dienen.
Nachdem Pogge am 25. bereits Alles wegen der Führer mit dem Bruder Mufuka's abgemacht hatte, hieß es plötzlich, die Führer wissen den Weg nicht, er könne nicht nach dem Lulua gehen. Unter dem Hinweis auf seine Waffen und der Drohung, auch ohne Führer zu gehen, machte der Reisende diesem Erpressungsversuch ein rasches Ende. In der nun folgenden Nacht wurde Pogge indeß von einem starken Bluthusten befallen, so daß ihm die am folgenden Morgen sich erneuernde Mehrforderung der Führer einen willkommenen Anlaß bot, nun zunächst ganz auf die Durchführung seiner Absicht, nach dem Lulua zu gehen, zu verzichten. Damit wendete sich das Blatt, und der Vater und Bruder Mufuka's, die nun fürchteten, um den Führerlohn zu kommen, drangen jetzt von selbst auf Pogge ein, um ihn zu bewegen, sein Vorhaben doch auszuführen.
390 Am 28. machte sich derselbe in der That, von zwei Führern und vier Trägern begleitet, auf den Weg, der durch ähnliche Landschaften wie bisher führte, Campinen, mit vielen Wäldern untermischt. – In einem Dorfe traf der Reisende einige Knaben, die keineswegs alle in dem gleichen Alter standen, an denen die Beschneidung vollzogen war, und die nun wie im Songogebiete krinolinenartige Röcke aus Palmfasern bis zu ihrer Heilung trugen. Auch erkundete er, daß die nordwärts wohnenden Bakuba mit Stoffen Handel mit einem noch nördlicher wohnenden Stamme, den Bassonga Meno, treiben, in deren Lande es noch viele Elefanten gibt. Auch in dem Gebiete, wo der Lulua in den Kassai mündet, sollen deren noch viele existiren. Der Kassai soll nach den Aussagen der Eingeborenen weiter nach Norden keine Wasserfälle mehr haben.
Die Haartracht war bei diesem Stamme der Baschilange, den Bena-Kiombe, etwas anders als bisher. Der Schädel war glatt rasirt und zuweilen nur ein Büschel oder Schopf stehen gelassen; zuweilen waren auch mehrere solche unregelmäßig auf dem Kopf vertheilte Stellen, wo das Haar stehen gelassen war, zu bemerken. Die Bekleidung wich von der bisher gesehenen nicht ab, aber Tätowirung war sehr selten zu bemerken. Die Häuser differirten auch nicht sonderlich von der bisher beobachteten Form. Sie waren viereckig mit spitzem Dach. Die Wände bestanden aus Baumrinde, die durch senkrechte Stäbe festgehalten wurde. Das aus Stroh oder Blattwerk bestehende Dach wurde durch ein Gitterwerk von Rotang festgehalten. Die Häuser waren etwa 2,5 m hoch und 2 m in jeder Seite lang, die Thür etwa 1 m hoch.
Das Gebiet schien ziemlich stark bevölkert, jedoch waren alle Siedelplätze nur sehr klein, und jedes dieser »Kibundschi« bestand aus einer kleinen Reihe von Hütten mit einigen Palmen und Bananen. In jeder derselben waren die bereits erwähnten, unter einigen Büschen oder Bäumen stehenden, am oberen Ende mit einem geschnitzten menschlichen Gesicht versehenen und roth angemalten Fetischholzklötze zu bemerken. Als weitere Fetische dienten auch vor den Hütten auf Holzstäben aufgespießte Eier. Die umwohnende Bevölkerung, namentlich die Weiber und Kinder, begleiteten die kleine Karawane mit lautem, lästig fallenden Geschrei.
391 In Bena-Gandu hatte Pogge wieder Schwierigkeiten mit dem Soba, der ihn zwingen wollte, einen Tag in seinem Dorfe zu verweilen, so daß der Reisende wieder mit Gewalt drohen mußte. Der Soba gab unter solchen Umständen schnell seinen Widerstand auf und bestand nun darauf, zum Zeichen seiner Freundschaft »Pemba« zu geben. Die Ceremonie bestand darin, daß der Soba einen weißen Strich auf die Hand Pogge's machte, darauf zuerst die »Pemba« und dann die Hand bespuckte und zum Schlusse einige Worte murmelte.
Der weitere Weg von hier aus war, wie Pogge sagt, der schlechteste, den er je in Afrika zurücklegte. Dichte Urwälder bedeckten die Gegend, und nur selten fanden sich offene kleine Campinenplätze. 4–5 m hohe Ameisenhügel waren sehr häufig. Die zahlreichen, tief eingeschnittenen, steiluferigen Bachbetten machten den Marsch ganz ungemein beschwerlich. Der Urwald war ein dichtes Gewirr von hohen Bäumen und zahllosen Ranken und Schmarotzern. Die Bäche, 5–6 m breit, enthielten Wasser von wenigen Zoll bis zwei Fuß Tiefe. Am 2. December war das Ziel nahe erreicht; wegen der Schwierigkeit des letzten Stück Weges wurde das Gepäck nebst den Ochsen zurückgelassen. Der Urwald ward dichter und stärker als je, und Pogge sah hier die größten Bäume, die er bisher in Afrika erblickt hatte. Nach einem sechsstündigen beschwerlichen Marsche wurde das Mündungsgebiet endlich erreicht, doch war die Landschaft so dicht bewaldet, daß die Gewinnung eines ordentlichen Ueberblickes von den etwa 40 m hohen, von oben bis unten mit Urwald bedeckten Hügeln sehr schwierig war.
Der Kassai oder Saire fließt nach Nordost und der Lulua nach West; kurz vor seiner Einmündung in den Saire schlägt er eine westsüdwestliche Richtung ein, so daß er dem Saire also fast gerade entgegenströmt. Bei der Mündung ist der Lulua etwa 4–500 m, der Saire ca. 1000 m breit; vor der Mündung bemerkte Pogge zwei kleine Inseln, ca. 60 m lang und 60–200 m breit, in der Mitte mit Buschwerk und einigen hohen Bäumen bewachsen, sonst aber aus kahlem Sand bestehend.
Im Kassai selbst lag noch eine größere Insel mit Waldhügeln. Auf einer Sandbank spielten Flußpferde. Der Hauptstrom floß langsam und schien keine besondere Tiefe zu haben. Am Abend kehrte Pogge nach dem Fundo, dem Lager, zurück. 392 Die Gegend war ungemein wild, die Flußufer des Lulua wiesen zahlreiche Löcher mit etwas salzigem Wasser auf, die Nachts von den Elefanten und Büffeln besucht wurden. Ein Ochse kam unter die hier zahlreichen Elefantenfallen – hohe thorartige Gerüste, in deren Mitte ein durch Gewichte beschwerter Speer hängt, der sich dem Elefanten, wenn er durch das Gerüst hindurch will, beim Herabfallen in den Rücken bohrt, – und mußte getödtet werden, da er zu stark verwundet war. Auch die schmalen Jägerpfade waren voll von diesen Fallen. Der Wald war so dicht, daß Pogge die Sonne den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekam. Im Lager waren die Bienen sehr lästig, die Ochsen wurden von einer grauen Stechfliege arg gequält, so daß für sie bis nach Sonnenuntergang Feuer unterhalten werden mußte. Nachts waren die Moskitos sehr arg. Der Wald war sehr reich an dickstämmigen Kautschuckranken, die sich als sehr saftreich erwiesen. Von Bena-Gandu bis zum Mündungsgebiet ist das Land nahezu unbewohnt, die Gegend bildet einen großen, ununterbrochenen Urwald, in dem nur einzelne Hütten von Jägern zu finden sind, die der Jagd auf Ratten, Vögel und Elefanten obliegen.
Die Bevölkerung von Bena-Gandu, wohin am 3. December der Rückweg angetreten wurde, hatte neben »Fuba« (Maniokmehl) Nichts zu verkaufen als Salz, und dieses wurde gegen getrocknetes Fleisch des getödteten Ochsen erstanden. Menschen verkaufen sie nicht. Die eisernen Pfeile waren sehr schön gearbeitet und von den verschiedensten Formen. Die Fischkörbe zum Fischen waren aus Rotang geflochten, etwas oval, 50 cm hoch und 70 cm im Durchmesser. Die Pfeifen waren von Holz mit eisernem oder kupfernem Mundstück. Diese Grenzbewohner haben entschieden das Bulldoggengesicht der Basonge, auch der Habitus und die Haartracht erinnern an diese.
Am 6. December traf Pogge wieder in Mufuka ein, wo er seine Karawane noch vollständig beisammen traf, obwohl er seinem Dolmetscher, dem Ambaquisten Kaschawalla, befohlen hatte, 5 Tage nach seinem Aufbruch zur Mündung des Lulua, seinerseits nach Kikassa am Kassai aufzubrechen. Kaschawalla entschuldigte sich damit, daß der Soba ihn nicht habe ziehen lassen. Auch Ignatio war noch da, der vorgezogen hatte, seine Leute allein zu Kalamba nach Mukenge zu schicken und seinerseits deren Rückkehr hier abzuwarten.
393 Am 8. setzte sich die Pogge'sche Karawane in südwestlicher Richtung wieder in Bewegung und durchzog zunächst angenehm zu durchreitende Campinen mit wenig Urwald; das Gras war bald lang, bald kurz und mit zahlreichem Buschwerk durchsetzt. Am 9. befand man sich, nachdem wiederholt Bäche mit tiefen Schluchten passirt wurden, auf einem über 100 m hohen Berg, der sich als eine weite plateauartige Wasserscheide zwischen dem Kassai und Lulua erwies, und der eine gute Aussicht auf die vorliegende Ebene mit ihren Campinen, Wäldern, zahlreichen Oelpalmen und Dörfern ermöglichte. Am Anfang des Plateaus lag ein großes Dorf, dessen Bewohner dem Zuge schreiend nachliefen und erst durch Pogge's drohende Pistole zurückgetrieben wurden. Gleich bei Beginn des Plateaus wurden zwei links und rechts vom Wege liegende tiefe Thalkessel passirt, die einen kleinen See enthielten. Weiterhin wurde die Gegend wieder unfruchtbarer, die Campine war mit kurzem Grase dürftig bewachsen, ohne Palmen und menschenleer; nur die tiefeingeschnittenen, waldumsäumten Bäche, die alle nach Südost liefen, wiederholten sich. Man begegnete vielen Kioquekarawanen. Die Bevölkerung in der Nähe des Kassai zeigte großes Verlangen nach Kupferspangen. Erdnüsse waren viel zu haben, aber Hühner wie bisher sehr selten. Die Bekleidung, die bekannten, an einer Schnur um die Lenden hängenden zwei schürzenartigen Fell- oder Zeugstücke, waren noch minimaler als bisher, so daß namentlich die hintere einen großen Theil des zu verhüllenden Körpertheiles bloß ließ. In den Haaren wurden Perlen getragen und die Locken mit »Tukula« gefärbt.
An. 16. December wurde der Kassai passirt, nachdem der Reitochse Pogge's, der krank war, um wenigstens sein Fleisch zu gewinnen, getödtet worden war. Der Flußübergang war wieder nicht ohne die gewöhnlichen Prellereien zu ermöglichen, und wurden unverschämte Preise von dem Piloten Kitangua, einem Sohn des alten Häuptlings Bumba, verlangt; Pogge mußte für sich ein Gewehr und 4 Yards Stoff bezahlen, für jeden der Träger 10 »Bolas« (Gummi). Zum Uebersetzen über den Kassai, der hier höchstens 350 m breit war, wurden 7–8 m lange, 70 cm breite und ebenso tiefe Spitzkähne verwandt, die durch lange Ruder, deren Blatt allein 1–2 m maß, und die man im Stehen gebraucht, bewegt wurden. Das Wasser des Flusses war braun und floß ziemlich rasch.
394 Froh, das Raubnest Kikassa hinter sich zu haben, brach Pogge bereits am 17. wieder auf, um direct auf Kassanʒe zu marschiren. Man begegnete abermals großen Kioquekarawanen, eine davon umfaßte mindestens 250 Träger.
Er ging 6 Tage auf der Kimbundustraße nach Süden, bog dann westlich ab und durchkreuzte in südwestlicher Richtung Lunda, Kahongulo, einige Tagereisen südlich, Muata Kumbana nördlich seines Weges lassend. Die Flüsse Loange, Quilu und Ohamba passirte er auf den von Schütt benutzten Fähren und ging dann durch's Land der Maschinʒe und durch Kaffanʒe nach Malanʒe. Die Fälle des Kassai, eine Tagereise südlich von Kikassa, hatte Pogge zu seinem großen Bedauern nicht besuchen können, da er von einem so starken Bluthusten befallen wurde, daß er einige Tage, um sich zu erholen, liegen blieb.
In Malanʒe traf Pogge den zu einem neuen Unternehmen abermals in Westafrika anwesenden Lieutenant Wissmann. Das wunderbare Wiedersehen wurde durch den hochgradigen Schwächezustand Pogge's für Beide schmerzlich getrübt.
Mit Wissmann's Hilfe konnte der völlig Erschöpfte schnell seine Geschäfte mit den portugiesischen Händlern abwickeln und in Eilmärschen nach der Küste nach Loanda transportirt werden.
Eine durch Erkältung zugezogene Lungenentzündung brach hier den letzten Rest der Widerstandskraft einer Natur, die so lange Strapazen und Gefahren Trotz geboten hatte.
Brief des deutschen Consuls, Herrn Wenninger, an die Afrikanische Gesellschaft.
Loanda, 17. März 1884.
Ich habe Ihnen die traurige Nachricht mitzutheilen, daß der berühmte Reisende Dr. Paul Pogge heute, am 17. März Morgens 5½ Uhr im holländischen Hause zu Loanda an einer Lungenentzündung gestorben ist. Am 28. Februar via Dondo hier eingetroffen, litt er schon an einem hartnäckigen Husten, was, wie er sagte, schon von mehr als einem Jahre datirte und, wie er meinte, sehr gut in Deutschland curirt werden sollte.
Dr. Pogge war dabei sehr schwach, und obwohl er guten Appetit hatte und weiter sehr lebhaft war, wurde ihm doch an 395 gerathen, einen Arzt zu consultiren, bevor er nach Europa abginge – leider ohne Erfolg.
Gestern Morgen kam Dr. Pogge wie gewöhnlich von der oberen Stadt, um zu essen, nach dem holländischen Hause, war aber ganz abgemattet und konnte kaum Athem holen. Er wurde zu Bett gebracht, der Arzt wurde gerufen, zuletzt ein Pflaster applicirt, aber Alles war vergebens; die Krankheit war schon zu weit vorgeschritten, und seine Schwäche that das Weitere.
Dr. Pogge wollte gestern Abend mein Wort haben, daß ich, im Falle seine Krankheit tödlich verliefe, sein Tagebuch verbrennen würde, was ich bestimmt verweigerte.
Er wurde heute Abend auf dem protestantischen Kirchhofe beerdigt. Ich meinte, hier in Loanda die traurige Feier erfüllen zu müssen, für eine würdige Beerdigung Sorge zu tragen. Alle Civil- und Militairbehörden und sehr viele Verehrer des berühmten Reisenden haben den Sarg bis zur letzten Ruhestätte begleitet.
Die hinterlassenen Sachen habe ich einstweilen aufbewahrt. Sie werden dieselben sammt Todtenschein und weiteren Beilagen von der Direction dieses Hauses in Rotterdam so bald wie möglich erhalten.