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XXXII.

Alle waren der Meinung, dass sich Mr. Langhope im Ganzen äußerst entgegenkommend benommen habe.

Er gewann allmählich seinen Gleichmut in der Testamentsangelegenheit wieder und begann zu begreifen, dass in den Augen der Öffentlichkeit in Westmore etwas Bedeutendes, Ausgezeichnetes geschaffen worden war, und dass dieses Wagnis, obwohl es während Cicelys Minderjährigkeit zur Verringerung ihres Einkommens führte, dieses auf eine irgendwie unglaubliche Art am Ende anwachsen lassen würde. So viel zumindest hatte Mr. Langhope, stets bemüht um die bequemste Auffassung des Unvermeidlichen, in seinen vertraulichen Äußerungen über Amherst nach und nach fallen lassen, als sein frisch wiedererlangtes Gleichgewicht grob erschüttert wurde durch die Nachricht von der Heirat seines Schwiegersohns.

Der freimütige Ausdruck seines Ärgers wurde dadurch gedämpft, dass er, auch bei der weitesten Auslegung mildernder Umstände, niemand als sich selbst für dieses Ereignis die Schuld geben konnte.

»Warum um Himmels willen sagst du es nicht und nennst mich einen dreimal in der Wolle gefärbten Schafskopf, dass ich sie zusammen gebracht habe?« sagte er herausfordernd zu Mrs. Ansell, als sie in dem kleinen, intimen Salon ihres New Yorker Appartements auf diese Angelegenheit kamen.

Mrs. Ansell begegnete gefasst der Herausforderung und rührte nachdenklich ihren Tee um.

»Im Augenblick musst du selbst das für mich erledigen,« ermahnte sie ihn; »und eigentlich bin ich nicht geneigt, dir zuzustimmen.«

»Mir nicht zuzustimmen? Aber du warst es doch, die mir gesagt hat, ich sollte Miss Brent nicht engagieren. Hast du mir nicht gesagt, ich sollte sie nicht engagieren?«

Sie vollführte zögernd eine zustimmende Geste.

»Aber, guter Gott, wie hätte ich mir helfen sollen? Niemand befand sich je in einem solchen Dilemma!« unterbrach er sich, auf die andere Seite des Arguments hinüberspringend.

»Nein,« sagte sie und sah ihn plötzlich an. »Das glaube ich, denn damals hat es dir das einzige Mal in deinem Leben leid getan, mich nicht geheiratet zu haben.«

Sie hielt seine Augen einen Moment mit einem Blick feiner Bosheit fest; dann lachte er und zog seine Zigarettenschachtel hervor.

»Ach, komm – du drehst den Spieß um,« sagte er und langte nach der emaillierte Streichholzschachtel neben seinem Ellbogen. Sie ließ den Scherz mit einem leichten Lächeln hingehen, und er kehrte wieder zu seiner Klage zurück: »Warum wolltest du nicht, dass ich Miss Brent engagiere?«

»Oh, ich weiß nicht … instinktiv.«

»Du willst es mir nicht sagen?«

»Ich könnte es nicht, selbst wenn ich wollte; und jetzt, trotzdem – –«

»Trotzdem? – Trotz was?«

Sie überlegte. »Du wirst Cicely vom Hals haben, meine ich.«

»Cicely vom Hals?« Mr. Langhope begann seine bezaubernde Freundin heute weniger tröstlich als gewöhnlich zu empfinden. Im Grunde hat auch die großzügigste Frau ihre umständliche Methode, dieses Ich hab's dir ja gesagt auszusprechen. »Als ob nicht jede gute Gouvernante das für mich hätte tun können!« grummelte er.

»Ach so – ihre gegenwärtige Betreuung. Aber ich habe nach vorn geschaut,« versetzte sie.

»Auf was – wenn ich fragen darf?«

»Die nächsten paar Jahre – wenn Mrs. Amherst eigene Kinder haben könnte.«

»Eigene Kinder?« fuhr er auf, schon wild nur bei der Vorstellung.

»Ist dir das nie in den Sinn gekommen?«

»Jedenfalls kaum als Quelle des Trostes!«

»Ich denke, ein philosophischer Kopf müsste es so empfinden.«

»Ich möchte wirklich gerne wissen wieso!«

Mrs. Ansell stellt ihre Tasse ab und richtete wieder ihre feinen duldsamen Augen auf ihn.

»Mr. Amherst wird als Vater einen eher konservativen Standpunkt seiner Pflichten vertreten. Jeder weiß, dass er trotz seiner Theorien einen guten Kopf für's Geschäft hat; und was er in Westmore für das Fortkommen seiner eigenen Kinder tut, wird er natürlich auch für Cicely tun.«

Mr. Langhope erwiderte ihren Blick nachdenklich. »Da ist 'was d'ran an dem, was du sagst,« gab er nach einer Weile zu. »Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass das gesamte Westmore-Vermögen, wenn Amherst unverheiratet geblieben wäre, an Cicely zurück gekommen wäre – wo es hingehört.«

»Vielleicht. Aber es war so unwahrscheinlich, dass er unverheiratet bleiben würde.«

»Ich sehe nicht wieso! Ein Mann von Ehre hätte sich gebunden gefühlt, das Geld für Cicely zu erhalten.«

»Aber du musst bedenken, dass von Mr. Amhersts Standpunkt das Geld mehr Westmore als Cicely gehört.«

»Dann ist er nichts anderes als ein Sozialist!«

»Nun gut – nehmen wir an, er wäre einer: die Geburt eines Sohnes und Erben würde das kurieren.«

Mr. Langhope zuckte zusammen, aber sie fuhr behutsam fort: »Es ist für Cicely wirklich sicherer, so wie es ist –« und bevor die Besprechung zu Ende ging, musste er halb gegen seinen Willen eingestehen: »Nun, da er nicht den Anstand besaß, alleinstehend zu bleiben, bin ich dankbar, dass er uns nicht eine Fremde auf den Hals gebracht hat; und ich werde nie vergessen, was Miss Brent für meine arme Bessy getan hat …«

Das war der Standpunkt, zu dessen Einnehmen sie ihn hatte bringen wollen, und eben diese Ansicht präsentierte er zur rechten Zeit mit seinem gesamten gewohnten anpassungsfähigen Anstand dem suchenden Blick einer Gesellschaft, die zutiefst erregt war durch das Ereignis von Amhersts Heirat. »Wenn natürlich Mr. Langhope sie billigt –« flüsterte die Gesellschaft widerstrebend; und dass Mr. Langhope sie billigte, wurde sogleich offenkundig bei jedem äußeren Zeichen von Bedenklichkeit gegenüber dem frischvermählten Paar.


Amherst und Justine hatte im September geheiratet; und nach Flitterwochen in Kanada und in den Adirondacks kehrten sie im Winter nach Hanaford zurück. Amherst hatte einen kurzen Ausflug nach Europa vorgeschlagen; seine Frau zog es allerdings vor, sich sofort mit ihren neuen Pflichten vertraut zu machen.

Die Ankündigung ihrer Heirat hatte Mrs. Dressel eine Bemerkung entlockt, an die Justine danach oft denken musste. »Das ist natürlich großartig, Liebes, auf eine Art,« hatte ihre Freundin halb geringschätzig, halb neidisch gemurmelt – »nämlich wenn du es aushältst, dich für den Rest deines Lebens über die Arbeiter von Westmore zu unterhalten.«

»Oh, das könnte ich nicht – ich würde es hassen!« hatte Justine energisch erwidert und war Mrs. Dressels mahnendem »Nun, und dann?« lachend mit der Versicherung begegnet, dass sie beabsichtige, die Unterhaltung zu leiten.

Sie wusste sehr genau, was die Warnung bedeutete. Für Amherst, der so lange an seiner gewählten Aufgabe gehindert worden war, hatte das Thema den Rang einer ›fixen Idee‹ erhalten; und es war kein Wunder, dass Hanaford ihn als jemanden klassifizierte, der nur ein Gesprächsthema kannte. Aber Justine hatte an seine andere Seite gedacht, eine lange unterdrückte und viel weniger artikulierte Seite, die sie zum Leben zu erwecken trachtete. Sie hatte sie in ihm von Anfang an gespürt, obwohl ihre Gespräche sich so einförmig um jenes Thema gedreht hatten, das auf Hanaford langweilig wirkte; und sie hatte sich ihr enthüllt während der stillen Stunden unter seinen Büchern, wo sie in eine so enge Vertrautheit mit seinem Geist hinein gewachsen war.

Sie verfolgte gewiss nicht die Absicht, sich den Rest ihres Lebens über Westmore-Arbeiter zu unterhalten; in ihrer freudigen Vermessenheit wünschte sie vielmehr ihr Eheleben mit der Festlegung gewohnheitsmäßiger Pflichten zu beginnen und den Sieg zu erringen, indem sie den verborgenen, unerwarteten Amherst emporrief aus dem beschäftigten, an seine Aufgabe geketteten Geschäftsmann. Bornierte Liebespaare mochten es nötig haben, romantische Szenarien heraufzubeschwören, um romantische Gefühle zu wecken; Justines umsichtige Vorstellungskraft aber verfiel auf die Herausforderung, aus der Prosa des Alltags die Poesie zu extrahieren.

Und genau diesen Triumph brachten ihr die ersten Monate. Für das sterbliche Auge schienen Amherst und Justine in Hanaford zu leben; in Wahrheit reisten sie abenteuerlich über Meere, die auf keiner Karte verzeichnet waren. Die Meere waren grenzenlos und übersät mit glücklichen Inseln: jede neue Entdeckung, die sie aneinander machten, jede neue Übereinstimmung von Gedanken und Gefühlen bot sich diesen unerschrockenen Forschungsreisenden als freundliche Küste, an der sie ihren Kiel auf Strand laufen lassen und ihr Lager aufschlagen konnten. So, im drängenden Tönen der Metapher, stellte sich Justine manchmal ihre Beziehung vor; dann wieder sah sie sie als eine Reise durch drangvoll bevölkerte Städte, wo jedes Gesicht, dem sie begegnete, das von Amherst war; oder, ganz gegensätzlich dazu, als eine Vervielfältigung von Wahrnehmungspunkten, so dass man für den Umgang mit der Welt zu einer so zahlreich verlebendigten Oberfläche wurde, dass der alte Mythos des Gras-Wachsen-Hörens und Auf-dem-Regenbogen-Gehens sich selbst erklärte als Erhebung der Persönlichkeit zur äußersten Höhe von Sympathie.

In Wirklichkeit wurde die Arbeit in Westmore ein beinahe notwendiges Sedativum nach diesen Flügen ins Blaue. Sie hatte manchmal das Gefühl, dass ihre Empfindungen ruiniert worden wären, wenn ihre Stunden täglicher Schinderei nicht für ein Reservoir gesorgt hätte, in dem sich langsam frische Kräfte der Freude sammeln konnten. Ihre Pflichten übernahmen die eher seltene Eigenschaft, zwischen ihnen eben dieses tiefste, feinste Band zu erzeugen, dieses klärende Element, das ihr Glück vor Stagnation bewahrte und es in der Mitte des starken Stroms menschlichen Fühlens erhielt.

Dieses Element in ihrer Zuneigung war es, das in den letzten Novembertagen unerwartet auf die Probe gestellt wurde. Mr. Langhope zeigte seit seiner Rückkehr von seinem jährlichen Besuch in Europa Zeichen schwindender Stärke und Elastizität. Er hatte seine abendlichen Dinner-Partys aufgeben und seine Loge in der Oper im Stich lassen müssen: kurz gesagt – wie er es traurig ausdrückte – er sah sich gezwungen, seine sozialen Vergnügungen auf homöopathische Dosierung herabzusetzen. Gewisse Freunde von ihm erklärten den Wechsel, indem sie sagten, er sei seit dem Tod seiner Tochter nie mehr »ganz derselbe« gewesen, während andere die entscheidende Ursache im Schock von Amhersts zweiter Ehe sahen. Diese Unterstellung freilich diskreditierte Mr. Langhope, indem er den Amhersts schrieb, um zu fragen, ob sie sich nicht seiner Einsamkeit erbarmen und den Winter in New York mit ihm verbringen wollten. Dieser Vorschlag kam in Form eines Briefes an Justine, den sie ihrem Mann eines Nachmittags nach seiner Rückkehr von der Fabrik überreichte.

Sie saß hinter der Teetafel im Westmore-Wohnzimmer, das nun doch umgewandelt worden war – zwar nicht in Mrs. Dressels Vision von »'was Hübschem im Louis-Seize-Stil«, sondern in eine warm getönte und doch nüchterne Einrichtung mit Büchern, verstreuten Blumenarrangements, tiefen Sessel und beschirmten Lampen in wohltuender Nähe zu einander.

Amherst hob seine Augen von dem Brief und dachte dabei, wie gut ihr strahlendes Gesicht, auf dem flammengleich seine Bedeutungsfülle spielte, zu dem Hintergrund passte, den sie dafür geschaffen zu haben schien. Ohne schon äußere Einzelheiten wahrzunehmen, spürte er allmählich, wie wohl seinen Augen alles tat, an das sie einmal Hand angelegt hatte.

»Nun, wir müssen es tun,« sagte er einfach.

»Oh, müssen wir das?« sagte sie leise und hielt ihm seine Tasse hin.

Er lächelte über ihren abweisenden Ton. »Widernatürliches Weib! New York versus Hanaford – hast du eine solche Abneigung dagegen?«

Sie versuchte einen einwilligenden Ton in ihre Stimme zu legen. »Ich würde mich sehr freuen, wieder mit Cicely zusammen zu sein – und das ist natürlich,« überlegte sie, »der eigentliche Grund, weshalb Mr. Langhope uns braucht.«

»Gut – wenn es so ist, dann ist es ein guter Grund.«

»Ja. Aber wie viel Zeit wirst du mit uns verbringen?«

»Wenn du es so sagst, dann werde ich es arrangieren, dass ich für ein paar Monate weg kann.«

»Oh nein: das will ich nicht!« sagte sie mit dem Lächeln eines kleinen Triumphs. »Aber wieso könnte Cicely nicht hierher kommen?«

»Wenn Mr. Langhope seine gewöhnlichen Vergnügungen nicht mehr hat, würde ihn das wohl noch einsamer machen.«

»Ja, das glaube ich auch.« Sie stellte die Tasse ab, von der sie nicht getrunken hatte, ließ die Ellbogen auf ihre Knie, ihr Kinn auf die verschlungenen Hände sinken und nahm jene Haltung ein, die für sie typisch war in Augenblicken innerer Auseinandersetzung.

Amherst stand auf und setzte sich neben sie auf das Sofa. »Liebes! Was ist los?« fragte er und zog ihre Hände herunter, so dass sie ihr Gesicht zu ihm wenden musste.

»Nichts … ich weiß nicht … Aberglaube. Ich war so glücklich hier!«

»Ist unser Glück so vergänglich, dass man es nicht verpflanzen darf?«

Sie lächelte und antwortete mit einer Gegenfrage: »Dann macht es dir also nichts aus, es zu tun?«

Amherst zögerte. »Soll ich dir 'was sagen? Ich hab' das Gefühl, es ist so 'was wie der Ring des Polykrates Die Geschichte findet sich bei dem antiken Historiker Herodot (3,39-43). Schiller hat daraus die gleichnamige Ballade gestaltet, in der es um die Unbeständigkeit des Glücks geht und um die Idee, dass der Mensch von höheren Mächten abhängig ist. – Polykrates ist ein vom Glück außergewöhnlich begünstigter Mann; Amasis meint freilich, auch er werde dafür einst einen Preis bezahlen müssen, der bei seinem guten Geschick umso höher ausfallen müsse. Darum schlägt er vor, zur Beschwichtigung der Götter schon vorab seinen kostbarsten Besitz dem Meer zu überantworten. Diesen sieht Polykrates in seinem Ring, den er ohne zu zögern in die Fluten wirft. Ein Fischer schenkt am nächsten Tag Polykrates einen ungewöhnlich großen Fisch. Der königliche Koch findet nun beim Zerteilen den Ring, den Polykrates am Tag zuvor ins Meer geworfen hat. Amasis ist jetzt völlig überzeugt: Auf so viel Glück könne nur Unglück folgen.. Man kann sich damit von den eifersüchtigen Göttern loskaufen.«

Ein leichtes Zurückschrecken vor einer aufdringlichen Vorstellung schien sie enger an ihn zu drücken. »Dann spürst du, dass sie eifersüchtig sind?« flüsterte sie verlegen lachend.

»Ich bemitleide sie, wenn sie es nicht sind!«

»Ja,« sagte sie und folgte nun seinem Ton. »Mir ist nur eingefallen, dass sie vielleicht einen so langweiligen Ort wie Hanaford übersehen könnten.«

Amherst zog sie an sich. »Liegt er nicht sogar in den Müllhaufen, die die Lumpensammler durchwühlen?«


Es war nicht zu verbergen: sie bekam Furcht vor ihrem Glück. Der Vergleich ihres Mannes mit dem Ring drückte ihre Furcht aus. Es schien ihr, als trage sie ein glänzendes Juwel an ihrer Brust – etwas, das sie für menschlichen Neid und göttliche Verfolgung heraushob. Es überkam sie ein groteskes Verlangen, sich schlicht, geradezu schäbig zu kleiden, ihre Stimme zu dämpfen und ihre Gesten einzuschränken, um so unbemerkt durch's Leben zu schlüpfen; und dennoch wusste sie die ganze Zeit über, dass ihr Juwel mit seinen Strahlen jede Verkleidung durchdringen würde. Nur aus den Tiefen uralter atavistischer Instinkte erreichte sie die Hoffnung, dass Amherst Recht hatte – dass sie vielleicht die Götter täuschen könnten, wenn sie ihre kostbare Einsamkeit für Mr. Langhopes Behagen opferten.


Einmal ihrer neuen Aufgabe zugeschworen, trat Justine für sie wie gewöhnlich mit Feuereifer ein. Es war sogar inmitten größerer Freuden wohltuend, wie ihr Mann wieder freimütig von Mr. Langhope willkommen geheißen wurde, zu erleben, wie Cicely glücklich bei ihrem Kommen aufblühte, und Mr. Langhopes Ausruf zu vernehmen, den er vertraulich seinem Schwiegersohn gegenüber äußerte: »Es ist wunderbar, dieses bien-être Wohlbefinden, wohliges Gefühl., das Ihre Frau um sich verbreitet!«

Das Element des bien-être war das einzige, in dem Mr. Langhope zu atmen vermochte; und denjenigen gegenüber, die ihn in dieses eintauchen ließen, verhielt er sich freigiebig mit erlesenen Aufmerksamkeiten. Das Experiment war, kurz gesagt, ein vollständiger Erfolg; und sogar Amhersts wochenlange notwendige Aufenthalte in Hanaford hatten den Vorzug, seinen kurzen Auftritten ein feineres Aroma zu verleihen.

An all dies dachte Justine, während sie an einem Januarnachmittag die Fifth Avenue hinunter fuhr, um ihren Mann am Grand Central Bahnhof abzuholen. Sie hatte ihr Glück am Ende gezähmt: die Furcht war gewichen, und es nistete sich in ihr Herz ein wie eine wilde Kreatur, die für den Menschen gebändigt wurde. Und als ihre innere Seligkeit immer mehr zu einer ruhigen Geisteshaltung geworden war, kehrte das Verlangen zu dienen und zu helfen zurück und zog sie tiefer in die Arbeit ihres Mannes hinein.

Am Bahnhof entließ sie den Wagen, und als sein Zug eingetroffen war, gingen sie zusammen hinaus in das kalte Winterzwielicht und wandten sich zur Madison Avenue. Die Gänge vom Bahnhof nach Hause verschaffte ihnen etwas mehr Zeit für sich selbst, als wenn sie gefahren wären; und es gab immer so viel zu erzählen auf beiden Seiten. Dieses Mal waren es alles gute Nachrichten: die Arbeit in Westmore prosperierte, und auf Justines Seite erfolgte ein erfreulicherer Bericht über Mr. Langhopes Gesundheit und – das Beste von allem – sein Versprechen, ihnen Cicely für den Sommer zu überlassen. Amherst und Justine waren beide darauf bedacht, dass das Kind mehr Zeit in Hanaford verbringen sollte, dass ihre kindlichen Vorstellungen sich mit Westmore verknüpfen sollten; und Justine frohlockte darüber, dass der Vorschlag von Mr. Langhope selbst gekommen war, während sie und Amherst noch grübelten, wie man ihn dazu bringen könne.

Sie erreichten das Haus, solange dieser Triumph sie noch umfing; im Torweg drehte sich Amherst lächelnd zu ihr.

»Natürlich glaubt er – der liebe Mann! –, dass es ausschließlich seine eigene Idee ist. Es gibt einfach nichts, das du die Leute nicht glauben machen könntest, du kleine Jesuitin!«

»Ich glaube nicht, dass es so 'was gibt!« prahlte sie, heiter auf seinen Ton eingehend; und als sich dann die Tür öffnete und sie die Eingangshalle betrat, fiel ihr Blick auf einen befleckten Umschlag, der zwischen den Briefen auf dem Tisch lag.

Das Stubenmädchen zog ihn mit einem erklärenden Wort hervor. »Ein Herr ließ ihn für Sie hier, Ma'am; er wollte sie sprechen und sagte, er würde um Antwort in ein paar Tagen bitten.«

»Ein weiterer Bettelbrief vermutlich,« sagte Amherst und wandte sich zum Salon, wo Mr. Langhope und Cicely sie erwarteten; und Justine schob den Umschlag sorglos in ihren Muff und murmelte »Ich vermute es auch«, als sie ihm folgte.


 


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