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Am nächsten Vormittag ging Frank Leamington zu Beryl. Er hatte immer noch die Hoffnung, daß sie vielleicht doch ihren Entschluß geändert hätte.
Beryl führte ihn in ein Zimmer, wo sie ungestört miteinander sprechen konnten.
»Frank, du hättest nicht mehr kommen sollen. Wirklich ... Es hat doch keinen Sinn.« Niedergeschlagen sank sie auf einen Stuhl.
»O nein, Beryl, so schnell gebe ich nicht auf. Selbst wenn du unsere Verlobung löst – solange ich lebe, wirst du diesen Mann bestimmt nicht heiraten!«
Sie schaute ihn besorgt an.
»Frank«, fragte sie, »was hast du vor?«
»Nichts wird mich dazu bewegen, zuzuschauen, wie du Louba heiratest. Du weißt nicht, wer er ist!«
»Ich will es auch gar nicht wissen –. ich werde ihn heiraten ...«
»Du tust es nur, weil du ihm Geld schuldest, nicht wahr?«
Sie preßte die Lippen zusammen.
»Gut, du brauchst mir nicht zu antworten, ich kann raten. Aber trotzdem ... Hättest du nicht zu mir kommen können, Beryl?«
»Nein, Frank. Ich darf für meine Dummheiten weder dich noch Mutter strafen ... Was ich mir eingebrockt habe, muß ich wohl selber auslöffeln ... Und ich glaube auch gar nicht, daß du die Summe bezahlen könntest, selbst wenn ich damit einverstanden wäre. Und wenn du es könntest, wärst du für dein ganzes Leben ruiniert. Noch schlimmer ist es, an Mutter zu denken – du weißt, wie furchtbar ihr jede Aufregung schadet ... Und Louba will nicht warten, nicht einen Tag lang. Außerdem, Frank, habe ich mein Versprechen gegeben.«
»Ist das dein letztes Wort?« fragte er. »Ist es damit aus zwischen uns?«
»Ja«, flüsterte sie schwach. »Du wirst vergessen, Frank ... In kurzer Zeit ... Vielleicht mit jemand anders glücklich werden.«
Er lachte rauh.
»Kümmere dich nicht darum, was aus mir wird, Beryl. Eines verspreche ich dir – du wirst diese Kreatur nicht heiraten. Wenn du kein Ende machen willst, dann mache ich ein Ende.«
»Frank, was willst du tun?« rief sie und rannte ihm nach, als er zur Tür ging. »Du willst doch nicht etwa zu Louba?«
»Dorthin gehe ich!«
»Frank?« Sie starrte entsetzt auf sein kalkweißes Gesicht. »Du willst ihn doch nicht ... Du willst ihn doch nicht ...«
»Ich will ihn umbringen!« schrie er heftig, »und ich werde es tun, verlaß dich darauf. Bevor ich zusehe, wie du diesen unsauberen Halunken heiratest, bringe ich ihn um.«
Er stürzte aus dem Zimmer, während sie die Hände vors Gesicht schlug und weinend auf einen Stuhl sank.
Leamington ging geradewegs zum Braymore House. Kurz bevor er sein Ziel erreicht hatte, begegnete ihm ein Taxi, hinter dessen Glasscheiben er Emil Louba erkannte. Frank zögerte einen Moment und setzte dann seinen Weg fort.
In Braymore House angekommen, läutete er beim Hausmeister, den er noch aus der Zeit her kannte, in der er als Architekt beim Bau dieses Häuserblocks mitgearbeitet hatte. Der Mann begrüßte ihn sehr freundlich, und Frank trug ihm sein Anliegen vor, als ob es die selbstverständlichste Sache von der Welt wäre.
»Es handelt sich um die Feuertreppe, die ich bei diesem Gebäude hier angelegt habe und die ich jetzt auch an einem Haus anbringen will, das ich gerade in Arbeit habe«, sagte er. »Ich hätte mich gern noch einmal davon überzeugt, wie hier die Leitungen gelegt sind, die den Einbrecheralarm auslösen. Kann ich mir die Sache schnell ansehen?«
»Aber selbstverständlich, Mr. Leamington. Sie wissen doch, wie die Vorrichtung funktioniert?«
»Ja, ich weiß. Die Klingel läutet, wenn jemand die kleine eiserne Leiter herunterzieht, um zur Plattform hinaufzukommen, an der die eigentliche Nottreppe beginnt. Dürfte ich mir jetzt schnell anschauen, wie ich damals die Drähte verlegt habe?«
»Kommen Sie, Sir ... Oder, wissen Sie was, untersuchen Sie das, was Sie wissen wollen, doch allein und in Ruhe. Ich habe gerade viel zu tun, und Sie kennen sich hier ja gut aus.«
Der Portier war stolz darauf, dem bekannten jungen Architekten eine kleine Gefälligkeit erweisen zu können. Leamington drückte ihm ein beachtliches Trinkgeld in die Hand und schlenderte mit freundlichem Kopfnicken in den Hof.
An der Feuerleiter angekommen, prüfte er mit anscheinend angespannter Aufmerksamkeit eine ganze Zeitlang die Lage der Drähte und das Funktionieren des Mechanismus. Aus den Augenwinkeln überzeugte er sich dabei, daß ihn niemand beobachtete. Aber selbst wenn ihm jemand zugesehen hätte, würde der Betreffende kaum gemerkt haben, was das Hantieren Franks mit dem Taschenmesser in Wirklichkeit bezweckte.
Der Schnitt durch einen der Leitungsdrähte, die die Verbindung zu der Alarmklingel herstellten, war im Bruchteil einer Sekunde ausgeführt ...