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Das Arbeitszimmer von Gregory Beale war ein großer Raum im Erdgeschoß mit hohen Bücherregalen an den Wänden. Das ganze Zimmer war bis zur Decke hinauf mit dunklem Eichenholz getäfelt. Hier hielt sich der Gelehrte die meiste Zeit des Tages auf.
Er hatte Daphne Olroyd ein kleines, freundliches Zimmer im ersten Stock angewiesen, aber die ersten Tage brachte sie hauptsächlich in seiner Bibliothek zu, die einen recht angenehmen Aufenthalt bot. Durch ein großes Fenster sah man in einen kleinen Garten, der von hohen roten Ziegelmauern eingefaßt wurde. Das Haus war ein Eckgrundstück, und eine Umfassungsmauer grenzte an die Straße. Die Mauern waren oben mit zerbrochenem Glas und Scherben versehen, um das Haus vor Einbrechern zu schützen.
Von einer Balkontür aus führten mehrere Stufen zu dem kleinen Kiesweg, der die Blumenbeete in zwei Hälften teilte. Späte Chrysanthemen blühten dort noch, und Mr. Beale machte sich ein Vergnügen daraus, täglich eine halbe Stunde lang in der kleinen Anlage umherzuwandeln.
Eigentümlicherweise duldete er in seinem Haus keinerlei Vorhänge. Auch die Rolläden an den Fenstern wurden nie heruntergelassen, sobald er daheim war. Ohne nähere Erklärung hatte er seine Sekretärin darauf gleich am ersten Tag ihres Eintritts aufmerksam gemacht. Soviel sie wußte, brauchte er einfach viel frische Luft und Sonne.
Er hatte auch noch andere kleine Eigenheiten. Kein Angehöriger des Hauspersonals betrat jemals sein Zimmer, wenn er nicht nach ihm geklingelt hatte. Wenn es notwendig war, benutzte der Butler ein Haustelefon, um sich mit seinem Herrn zu verständigen. Daphne wurde feierlich in alle diese Gebräuche eingeweiht.
»Nicht, daß ich etwas dagegen hätte, wenn Sie zu mir kommen«, sagte er lächelnd. »Dazu sehen Sie viel zu anziehend aus. Aber ich habe eine große Abneigung dagegen, bei der Arbeit unterbrochen zu wenden. Aus diesem Grund habe ich den Raum auch mit Doppeltüren versehen lassen.«
Als sie an diesem Morgen zu ihm kam, traf sie ihn bei seinem Spaziergang im Garten an. Die erste Frage, die er an sie richtete, betraf zu ihrer Verwunderung Peter Dewin, und obwohl sie sich mit Peter im Augenblick nicht so gut stand – ohne jeden Grund, wie sie genau wußte –, konnte sie ihn Mr. Beale gegenüber gar nicht genug loben. Frauen sind nun einmal unlogisch.
»Zweifellos, ich bin auch davon überzeugt, daß er sehr intelligent ist«, unterbrach sie Mr. Beale schließlich belustigt. »Er ist ein recht netter junger Mann – von Journalistik verstehe ich allerdings nicht genug, um seine Begabung für diesen Beruf beurteilen zu können. Er ist wohl Ihr Verlobter, wenn ich fragen darf?«
Sie errötete tief.
»Aber Mr. Beale, kein Gedanke daran – ich kenne ihn ja kaum länger als eine Woche!«
Er schaute sie vergnügt von der Seite an.
»Gibt es nicht so etwas wie Liebe auf den ersten Blick? Ich für meinen Teil würde nichts von einer langen Verlobungszeit halten – in der Ehe sieht dann doch alles anders aus.«
Sie fand es sonderbar, daß er Betrachtungen über die Ehe anstellte und mußte lachen.
»Darüber haben Mr. Dewin und ich noch nicht gesprochen«, dann fügte sie ein wenig neugierig hinzu: »Sie sprechen, als ob Sie eine Autorität auf diesem Gebiet wären, Mr. Beale.«
»Beim Himmel, ich habe keine Ahnung«, entgegnete er. Er verzog einen Moment lang das Gesicht, als ob er sich an etwas Unangenehmes erinnerte. »Ich war einmal verheiratet – aber die Sache ging nicht glücklich aus.«
Im Verlauf ihrer kurzen Bekanntschaft hatte Daphne Olroyd schon erkannt, daß er ein Mann von wirklich umfassendem Wissen war. Es gab kaum ein Gebiet, auf dem er sich nicht schon betätigt hatte, und gleich am ersten Tag half sie ihm bei einem kleinen Experiment: In einem Mörser zerstieß er einen Stein und schmolz in einem elektrisch geheizten Tiegel ein kleines Stückchen Silber heraus. Beim Ordnen verschiedener Akten fand sie das halbvollendete Manuskript eines Buches. Sie las eine Seite; es war eine Abhandlung über die Wirtschaftlichkeit kleinster Haushaltungen und enthielt Tabellen über Löhne in ihrem Verhältnis zum Lebensunterhalt. Sehr erstaunt war sie, als er ihr gleichgültig den Auftrag gab, es zu verbrennen.
»Es ist ja doch längst überholt – zehn Jahre sind auf diesem Gebiet eine große Zeitspanne.«
Die archäologischen Kenntnisse Mr. Beales über Süd- und Mittelamerika waren ausgezeichnet. Er zeigte ihr Kopien wertvoller Handschriften, die teils in Maya, teils in Altspanisch abgefaßt waren und von Sitten und Gebräuchen in dem Königreich Quiche berichteten.
»Verstehen Sie Spanisch? – Schade . . . Sie könnten sonst hier eine Menge über gefiederte Schlangen lesen«, sagte er gut gelaunt. »Sie würden auch feststellen, daß sich die Menschen im Grande genommen gleichgeblieben sind. Die komplizierten Zeremonien, die bei den aztekischen Kulthandlungen zelebriert wurden, sind nicht verwickelter, als die Aufnahmegebräuche der modernen Geheimgesellschaften – nur haben die Götter ihre Namen geändert.«
Als sie diesen Morgen in der Bibliothek arbeitete, entdeckte sie dort etwas, das nicht gerade zur Verschönerung des Raumes beitrug. Eine alte eichene Tür mit rostigen Angeln lehnte an der Wand, dem Fenster gegenüber; ihre eine Seite war mit Stahlblech beschlagen. Er erzählte ihr, daß er sie draußen im Schuppen gefunden und hereingebracht habe. Früher hatte sie einen Zugang an der hinteren Gartenmauer verschlossen, der aber zugemauert worden war. Wie er ihr auseinandersetzte, wollte er auf der verwitterten Oberfläche der Tür irgendeine seltsame aztekische Zeichnung anbringen. Wieder so eine neue Laune von ihm, über die sie heimlich den Kopf schüttelte.
Bei ihrer interessanten Tätigkeit verging ihr die Zeit wie im Flug, und Mr. Beale mußte sie abends darauf aufmerksam machen, daß sie ihre Arbeitszeit schon längst überschritten hatte.
Peter Dewin hatte nichts von sich hören lassen. Sie ging nach Hause, fand aber auch dort keine Nachricht vor.
Etwas unlustig zog sie sich um; da sie nicht wußte, ob Miss Creed sie zum Abendessen in ein vornehmes Restaurant einladen würde, hatte sie ihr schwarzes Cocktailkleid aus dem Schrank geholt und dazu einen dunklen italienischen Seidenschal umgelegt, den sie von ihrer verstorbenen Mutter geerbt hatte.
Es fröstelte sie, als sie in das kalte Taxi stieg, und sie überlegte sich noch einmal, daß sie eigentlich nicht viel Lust hatte, den Abend ausgerechnet mit Miss Creed zu verbringen. Ihre früheren Unterhaltungen waren immer äußerst oberflächlich verlaufen, denn Ella Creed fühlte sich in ihrer gesellschaftlichen Position haushoch über jede Angestellte erhaben. Dafür hätte Daphne heute abend, auch wenn sie eine Prinzessin gewesen wäre, keinen großartigeren Empfang erwarten können. Bereits am Eingang empfing sie ein Portier und brachte sie persönlich zu Miss Creed.
Ella Creed schloß sie überschwenglich in die Arme.
»Wie nett von Ihnen, daß Sie gekommen sind! Setzen Sie sich doch – hier, der Sessel ist besonders bequem. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich umziehe . . .? Ist dies wirklich Ihr erster Besuch hinter den Kulissen eines Theaters? Ich zeige Ihnen dann gleich nachher die Bühne und alles übrige.«
Daphne war in der Pause zwischen zwei Akten gekommen; derselben Pause, die Peter Dewin am vergangenen Abend zu seinen Nachforschungen benutzt hatte. Während sie sich umzog, redete Miss Creed wie ein Wasserfall.
»Nach der Vorstellung gehen wir in den Rapee-Club. Sie haben doch Lust dazu? – Da es mir gerade einfällt . . . Sie kennen doch Peter Dewin? Er hat mich gestern besucht – ein netter Kerl! Aber ein wenig überheblich, ich hasse überhebliche Menschen – sie denken immer nur an sich!«
Die ganze Zeit über saß sie vor dem Spiegel, betupfte ihr Gesicht und starrte wie gebannt auf ihr eigenes Bild. Daphne konnte sie in aller Ruhe beobachten und sich dabei noch einmal überlegen, was wohl die eigentliche Ursache dieses freundlichen Empfangs war. Als Miss Creed noch weiter über Peter sprach, fand sie die Lösung.
»Wie gesagt, er ist ein netter Kerl – Sie kennen ihn doch sehr gut, nicht wahr? Finden Sie nicht auch, daß es ihm Spaß macht, jemandem einen Streich zu spielen? Bei mir hat er es wenigstens versucht. Stellen Sie sich vor, er hat einen Schlüssel, der mir gehört und den er einfach nicht herausgibt – erzählt mir eine Geschichte von einem Einbrecher, der ihn gestohlen haben soll. Aus seiner Jackentasche! Und ich weiß doch, daß er überhaupt nicht dort steckte. Vielleicht erinnern Sie sich an die ganze Angelegenheit . . .? Es war ein Schlüssel, den der arme Mr. Farmer bei sich trug. Billy – Mr. Crewe – gab ihn aus Versehen Ihnen.«
Das alles erwähnte sie nur ganz nebenbei, aber Daphne wußte jetzt, warum sie zu der ungewöhnlichen Ehre einer solchen Einladung gekommen war. Miss Creed hatte herausgebracht, daß Daphne mit Peter befreundet war – und vermutlich sollte sie jetzt Peter überreden, den Schlüssel herauszugeben. Daphne amüsierte sich im stillen über diesen Plan.
Als Miss Creed fertig war, ging sie mit ihr durch ein Labyrinth von Gängen in einen hohen Raum, dessen eine Seite von Kulissen ausgefüllt war. Durch einen Wald von Pfosten, Requisiten und Versatzstücken drängte sie Ella Creed zu dem Pult des Regisseurs, von wo aus man die Vorgänge auf der Bühne aus nächster Nähe verfolgen konnte. Der Regisseur stellte einen Stuhl für Daphne zurecht, die vergnügt aus diesem neuen Blickwinkel der Vorstellung zusah. So vergingen fast zwei Stunden.
Mit einem Seufzer des Bedauerns sah sie den Vorhang zum letztenmal fallen, und ließ sich dann von dem Regisseur zu Miss Creeds Garderobe zurückbringen. Ella Creed legte ihr liebenswürdig den Arm um die Schultern und führte sie zu einem Herrn, der lässig in einem der Sessel lehnte. Es war Leicester Crewe, ausgerechnet der Mann, den sie am liebsten nie mehr zu Gesicht bekommen hätte.
Die beiden letzten Tage hatten ihn sehr mitgenommen; er war auffallend gealtert. Das Lächeln, mit dem er seine frühere Sekretärin begrüßte, wirkte gezwungen.
»Hallo, Miss Olroyd, haben Sie nun Bekanntschaft mit der Bühne geschlossen? Vielleicht werden auch Sie eines Tages noch ein berühmter Star!«
»Bitte unterhalte Miss Olroyd so lange, bis ich mich umgezogen habe!« rief Miss Creed aus der Nische herüber, in der sie sich umzog. »Später darfst du uns dann zum Essen ausführen und die Rechnung bezahlen.«
Anscheinend sollte dies ein Scherz sein, denn Miss Creed ließ ihren Worten ein ziemlich schrilles Gelächter folgen.
Natürlich war es kein Zufall, daß Mr. Crewe hier war. Ella Creed hatte es so eingerichtet, daß er der dritte bei dem Abendessen sein würde, und Daphne war dies um so unangenehmer, weil sie sich noch sehr genau an seine unverfrorenen Anträge erinnerte.
Während die Garderobieren sich mit Miss Creeds Gesicht beschäftigten, unterhielten sich Daphne und Mr. Crewe zehn Minuten lang über alle möglichen Nebensächlichkeiten – dann kam das Gespräch wieder auf den Mord.
»Farmers Tod ist wirklich eine harte Prüfung für mich«, sagte Leicester Crewe. »Eine ganze Kompanie von Polizeibeamten ist in mein Haus gekommen und hat sich dort geradezu häuslich eingerichtet. Und ein Heer von Zeitungsreportern quält mich unentwegt mit Fragen.«
Er betrachtete Daphne von der Seite.
»Es wundert mich eigentlich, daß Ihr Freund mich seit jenem Abend nicht mehr besucht hat – er interessiert sich doch sonst so brennend für jeden Mord!«
»Welchen Freund meinen Sie?«
Die Frage verblüffte ihn.
»Natürlich Mr. Dewin. Er ist ein intelligenter Mensch aber ein wenig voreilig und sehr geneigt, unbesonnene Schlüsse zu ziehen. Dadurch hat er mich in ernstliche Schwierigkeiten gebracht. Sie erinnern sich doch an die Sache mit dem Schlüssel? Ich sagte es Ihnen damals nicht, daß er Ella – Miss Creed – gehört; sie erinnert mich seitdem dauernd daran.«
Nachdenklich betrachtete er seine Zigarre.
»Es wäre mir ein paar hundert Pfund wert, wenn ich den Schlüssel zurückbekommen könnte. Soviel ich weiß, werden Zeitungsreporter nicht gerade fürstlich bezahlt, und ein paar hundert Pfund kann man immer mitnehmen – wenn er sie nicht selbst haben will, kann er ja ein hübsches Geschenk für eine Freundin davon kaufen. Was meinen Sie dazu?«
Sie war entrüstet über diese plumpe Anspielung, ließ sich aber nichts anmerken.
»Es ist wirklich sehr unangenehm für mich«, fuhr Crewe fort. Er sah sich um, ob Ella noch in ihrer Nische beschäftigt war, und senkte dann seine Stimme zu einem theatralischen Flüstern. »Sie sind doch eine Dame von Welt.« Daphne wußte zwar nicht, was er darunter verstand, erhob aber vorerst keinen Widerspruch. »Wir müssen unbedingt einen Skandal vermeiden . . . Es ist nämlich der Schlüssel zu Ellas Haus – verstehen Sie mich?«
Daphne begriff durchaus, was er sagen wollte und sah ihn bestürzt an.
»Wir waren nämlich jahrelang miteinander befreundet . . . Begreifen Sie nun, warum wir den Schlüssel zurückhaben müssen?«
Die Erklärung schien glaubwürdig zu sein, und Daphne hatte sich schon halb dazu entschlossen, Peter zu veranlassen, das verfängliche Beweisstück herzugeben.
»Zweihundert oder dreihundert Pfund . . .«, fing Crewe wieder an, aber sie unterbrach ihn sofort.
»Ich glaube nicht, daß Mr. Dewin Wert auf Ihr Geld legen wird«, erklärte sie. »Im übrigen bin ich mir auch völlig sicher, daß er den Schlüssel nicht dazu benutzen wird, Miss Creed irgendwie in Verlegenheit zu bringen.«
»Würden Sie wenigstens einmal über die Sache mit ihm reden?« drängte er.
Sie nickte.
In diesem Augenblick kam Ella Creed aus dem Nebenraum zurück. Anscheinend um ihrem Gast ein Kompliment zu machen, trug auch sie ein schwarzes Kleid und außer den blitzenden Ringen an ihren Händen keinen Schmuck. Sie wandte sich an Daphne.
»Gehen wir? Bei Rapee können wir uns nach dem Essen gleich noch die Kabarettvorstellung ansehen.«
Crewe nickte zustimmend.
»Hast du dich auch anständig betragen, Billy, und Miss Olroyd nichts Schlechtes über mich gesagt?«
Er lächelte.
»Ich bin viel zu gut mit dir befreundet, um dir etwas Schlechtes nachzusagen, Ella.«
Das alles gehörte zu der Komödie, die sie Daphne vorspielten, und sie hatten ihre Rollen sehr gut einstudiert. Vielleicht ein wenig zu gut, denn Daphne kam das ganze Gerede plötzlich sehr unglaubwürdig vor.
Das Mädchen kam herein und sagte, daß es draußen heftig regne.
»Haben Sie einen Regenumhang?« Als Daphne den Kopf schüttelte, sagte Ella Creed besorgt: »Sie werden durch und durch naß, wenn Sie über den Hof gehen . . . Jessie, geben Sie Miss Olroyd meinen roten Umhang! Bitte, Sie müssen ihn anziehen. Es kann höchstens sein, daß Sie dann vor der Tür einige Mädchen um ein Autogramm bitten, weil sie glauben, meine Wenigkeit vor sich zu haben – das ist nun mal die Strafe der Berühmtheit.«
Als sie durch den Gang zur Bühnentür schritten, hielt Leicester Crewe Ella etwas zurück und sprach leise auf sie ein.
Die Schauspielerin blieb plötzlich stehen.
»Warum konnte sie denn nicht kommen?« fragte sie ärgerlich. »In letzter Zeit tut Paula viel zu vornehm.« Dann sagte sie laut zu Daphne: »Gehen Sie nur voraus, Miss Olroyd; mein Wagen wartet vor der Tür.«
»Sie ließ am Telefon sagen, daß sie Kopfschmerzen hätte«, erklärte Leicester. »Ich konnte nur mit ihrem Mädchen sprechen.«
Ella biß sich nachdenklich auf die Lippen.
»Das sieht Paula nicht ähnlich. Aber komm jetzt – diese blöde Stenotypistin bekommt sonst kalte Füße!«
Sie gingen zusammen auf den dunklen Hof und traten auf die Straße, die an der Rückseite des Theaters entlangführte – ein menschenleeres, schmutziges Seitengäßchen. Neben dem Eingang lehnte ein Bettler, um Schutz vor dem Wetter zu suchen, aber von Daphne Olroyd und dem Wagen war nichts zu sehen. Ella wandte sich an den Eckensteher.
»Haben Sie nicht eine Dame hier herauskommen sehen?«
»Natürlich – sie trug einen roten Umhang, und der Wagen fuhr gleich ab, als sie eingestiegen war.«
Ella schimpfte.
»Ich werde den Chauffeur entlassen! Billy, telefoniere nach einem Taxi!«
Kurz vorher war Daphne Olroyd aus der Tür getreten. Sie lief schnell über das nasse Trottoir und stieg in den Wagen, dessen Schlag von innen aufgehalten wurde. Dann erschrak sie, als sie an jemand anstieß, der in der Ecke saß.
»Ach, entschuldigen Sie, ich dachte . . .«
In diesem Moment zog der Chauffeur die Wagentür zu und fuhr an. Sie lehnte sich vor, klopfte ihm auf die Schulter.
»Warten Sie doch, warten Sie! Es kommen noch mehr Leute . . .«
Dann wurde sie von der dunklen Gestalt, die neben ihr saß, auf den Sitz zurückgezogen.
»Seien Sie ruhig und schreien Sie nicht – oder es wird Ihnen schlecht bekommen«, sagte eine rauhe Stimme.
In diesem Augenblick fuhr der Wagen gerade an einer hellen Straßenlaterne vorbei, und sie konnte einen Blick auf ihren Begleiter werfen. Es waren nur seine Augen und seine Stirn zu sehen, denn er hatte sich ein buntes Taschentuch vor das Gesicht gebunden.