Edgar Wallace
Der Frosch mit der Maske
Edgar Wallace

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14

Elk ging auf die Straße hinunter, um den Amerikaner zu begrüßen. Herr Broad war im Frack, und die Scheinwerfer seines Autos erhellten die schmutzige Straße.

»Sie haben wirklich eine gute Spürnase«, meinte Elk respektvoll.

»Als ich zwanzig Schutzleute aus dem Herons-Klub stürzen und in rasendem Tempo fortfahren sah, durfte ich wohl vermuten, daß ihre Eile nicht dem Bestreben galt, noch vor zwei Uhr ins Bettchen zu kommen«, sagte Broad. »Ich besuche den Klub gewöhnlich in den Morgenstunden. Seine Mitglieder sind ja vielleicht eine noch minder wünschenswerte Bekanntschaft als die übrige Rasse der Frösche. Aber sie amüsieren mich. – Ich wiederhole meine Frage: Haben Sie das liebe kleine Kindchen schon gesehen, das das Wort M-A-U-S buchstabieren lernt?«

Elk hatte das Gefühl, daß der liebenswürdige Amerikaner ihn verspottete. »Kommen Sie lieber herein und sprechen Sie mit dem Chef.«

Broad folgte dem Inspektor in das Schlafzimmer von Maitlands Wirtschafterin, wo Dick die bei dem eiligen Aufbruch von Nummer Sieben zurückgelassenen Papiere prüfte.

Außer der Kopie des Geheimberichtes über Mills hatte er ein Bündel von Zetteln gefunden, von denen viele unleserlich und unverständlich schienen. Sie waren maschinengeschrieben und glichen auffällig Armeebefehlen. Es waren tatsächlich des Frosches Befehle, vom Oberhaupt seines Stabes herausgegeben und trugen die Unterschrift: Nummer Sieben.

Auf einem Zettel stand: »Es muß rascher gehen mit Raymond Bennett! L. muß ihm sagen, daß er ein Frosch ist. Was immer mit ihm auch geschehen wird, es muß von einem ausgeführt werden, der als Frosch unbekannt ist.«

Auf einem anderen Zettel: »Gordon hat eine Einladung für Donnerstag zum Dinner der Amerikanischen Gesandtschaft. Ein Ende machen. Elk hat eine neue Alarmglocke unter der vierten Treppe anbringen lassen. Er geht morgen um 4.14 nach W., um M. zu verhören.«

Es gab da noch andere Zettel, die von Leuten handelten, von denen Dick nie gehört hatte. Er lächelte eben über die lakonische Instruktion, ein Ende mit ihm zu machen, als der Amerikaner eintrat.

»Setzen Sie sich, Herr Broad. Elks trauriger Blick sagt mir, daß Sie Ihre Anwesenheit hier hinreichend erklären konnten.«

Broad nickte lächelnd. »Und Herr Elk gibt sich solch riesige Mühe«, sagte er. Seine Blicke fielen auf die Papiere. »Wäre es indiskret, zu fragen, ob dies hier Froschakten sind?« fragte er.

»Sehr«, sagte Dick. »Jede Ihrer Bemerkungen über die Frösche bedeutet den Höhepunkt der Indiskretion, sofern Sie nicht gewillt sind, etwas zu unserer Aufklärung beizutragen.«

»Ich kann Ihnen, ohne mich ganz zu eröffnen, mitteilen, daß Ihr Frosch Nummer Sieben durchgebrannt ist«, sagte der Amerikaner kühl. »Ich hörte die Frösche jubeln, als sie unter Bewachung die Straße hinuntergeführt wurden. Die Verkleidung von Nummer Sieben war vollendet. Er trug die Uniform eines Polizisten.«

Elk fluchte leise, aber gründlich. »Also das war er«, sagte er. »Er war der Polizist, der Hagn, unter dem Vorwand zu arretieren, abführte. Und wenn nicht einer meiner Leute zufällig ihm den Gefangenen weggenommen hätte, so wären sie beide entwischt. Bitte, warten Sie.«

Elk suchte den Detektiv auf, der Hagn hereingeführt hatte.

»Ich kenne den Schutzmann nicht«, sagte der Beamte. »Er war von einer mir fremden Abteilung. Ein größerer Mann mit einem dicken, schwarzen Schnurrbart. Wenn es eine Verkleidung war, dann war sie ausgezeichnet.«

Elk kehrte geknickt zurück.

»Ich möchte das eine nur gerne wissen, was für ein Spiel der Frosch mit Ray Bennett treibt?« sagte Joshua Broad. »Denn das ist jedenfalls die interessanteste Intrige der Froschstrategie.« Er erhob sich und nahm seinen Hut. »Gute Nacht! Vergessen Sie nicht, nach dem Kindergarten zu suchen, Inspektor.« Er lächelte beim Abschied, und Elk durchstöberte das Haus vom Boden bis zum Keller ohne das leiseste Resultat.

»Ich glaube, daß sich hier eine sehr wertvolle Spur verrät«, sagte Dick, indem er Elk ein Papier reichte. Dieser las: »Alle Ochsen müssen Mittwoch 3. 1. A. hören! L. V. M. B. Wichtig!«

»Es sind fünfundzwanzig Abschriften von dieser einfachen aber aufregenden Botschaft vorhanden«, sagte Dick. »Und da ich keine Briefumschläge für die Instruktionen finde, so kann ich nur vermuten, daß Hagn sie entweder vom Klub oder von seiner Wohnung aus expediert hatte. Soweit habe ich die Ziffern in der Organisation der Frösche festgestellt. Frosch Nummer Eins arbeitet durch ›Sieben‹, der vielleicht – oder vielleicht auch nicht – den Chef kennt. Hagn, dessen Nummer, nebenbei erwähnt, dreizehn ist, die ihm auch noch viel Unglück bringen wird, ist der ausübende Chef vom Büro Sieben und verkehrt nur mit den Leitern der einzelnen Sektionen. Sieben bekommt seine Orders vom Frosch selbst, aber er darf auch ohne Anfrage arbeiten, wenn sich Notfälle ergeben. Hier zum Beispiel«, er klopfte mit dem Zeigefinger auf das Papier, »ist eine Entschuldigung für die Verwendung von Mills, was meine Annahme bestätigt.«

»Keine Handschrift?« – »Nein, auch keine Fingerabdrücke.«

Elk nahm einen der Zettel, auf denen die Nachrichten geschrieben waren, und hielt ihn gegen das Licht.

»Drei Löwen als Wasserzeichen«, sagte er. »Eine neue Schreibmaschine von jemand Geschultem geschrieben, dessen kleiner Finger der linken Hand schwach ist, denn das Q und A sind durchlaufend schwach. Das zeigt, daß er nach dem Fingersatz schreibt. Maschinenschreib-Amateure gebrauchen selten ihre kleinen Finger, besonders an der linken Hand. Ich erwischte einmal einen Bankdieb, nur weil ich das wußte.« Er las nochmals die Nachricht. »Alle Ochsen müssen am Mittwoch hören. – ›Ochsen‹ bedeutet hier die Anführer, die Ochsenfrösche. Hm, wo hören Sie zu? ›3. 1. A.‹, das gibt mir zu denken, Herr Hauptmann.« Dick sah ihn merkwürdig an.

»Am 3. 1. Mittwoch nachts werden wir das Codesignal L. V. M. B. abhören. Wir werden den großen Frosch sprechen hören, mein lieber Elk!«


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